Janus Sturn
Man of wealth and taste
Das wurde meines Wissens nach immer offen kommuniziert. Aber dass sind ja dann immer bloß feigenblätter. Und nur die die kriege befürworten sind die guten. Aber die guten haben uns auch Soldaten gebracht die tot sind, traumatisiert sind oder die sich jetzt nach den chaotischen Afghanistan Rückzug in der rechten Szene Radikalisieren. Und diese Soldaten werden wie es sich von guten Patrioten erwartet wird links liegen gelassen.
Schon ein bisschen einfach, finde ich. Was haben denn die Kriegsgegner gebracht, mit der ständigen Forderung, die bösen ausländischen Soldaten sollen doch endlich abziehen? Kaum wurde diese Forderung umgesetzt, gingen die zivilen Opferzahlen durch die Decke, und nun sind die Taliban wieder an der Macht, mit allen Konsequenzen - und Frieden herrscht weiterhin nicht. Tote, verletzte oder traumatisierte Soldaten als Feigenblatt zu verwenden, wenn diese regelmäßig aus der linken Ecke mit Hass, Verachtung und Beleidigungen versehen werden und gerne auch mal tätlich angegangen werden, ist schon interessant - aber man kann´s ja auch historisch beobachten, wie flexibel da viele sind, wenn es der Sache nützt, sind Krieg und Armee auf einmal echt okay (siehe die geradezu absurde Militarisierung in der DDR).
Und natürlich stellen sich die Grünen jetzt auch so empört hin aber die haben diesen Krieg damals mit der SPD Initiiert.
Eine Entscheidung, die der Partei Respekt einbringen sollte, nicht Verachtung. Man hat sich damals für internationale Solidarität und Bündnistreue entschieden und klipp und klar gesagt, dass man die Verantwortlichen für den schlimmsten Terroranschlag in der Geschichte - Leute, die uns umbringen oder versklaven wollen, und die Regionen, in denen sie aktiv sind, mit Terror und Chaos überziehen - nicht damit davonkommen lassen wird, sondern sich und seine Verbündeten verteidigen wird. Afghanistan war völkerrechtlich und verfassungsrechtlich legitim und die Grünen haben sich damals nicht vor der Verantwortung gedrückt, sondern sie angenommen - trotz mancher interner Konflikte.
Da hat man sowieso immer die falschen Schwerpunkte gesetzt. Wenn man da 12 Milliarden im Militär versenkt und nur rund 500 Millionen in sozialen Aufbau und ähnliches macht man da was falsch.
Die Zahlen sehen tatsächlich etwas anders aus. 12,5 Milliarden wurden aus dem Verteidigungsetat zusätzlich für Afghanistan bereitgestellt, das war Geld, das die Bundeswehr verwendet hat, um den Einsatz zu stemmen. Etwa 500 Millionen flossen in humanitäre Hilfe. Und etwa 6 Milliarden Euro wurden vom Bundesentwicklungsministerium als Entwicklungshilfe transferiert. Zwischen 2001 und 2021 wurden also circa 20 Milliarden Euro investiert, 2/3 davon in den Einsatz der Bundeswehr (unter den auch Ausbildung von Polizei und Armee fiel) und 1/3 in Aufbau- und Entwicklungshilfe. Je kleiner die Truppenzahl wurde, desto größer wurde der zivile Anteil der Zahlungen - ein Trend, der sich weiter fortgesetzt hätte. Wenn Afghanistan eines nicht gefehlt hat, dann Geld aus dem Ausland - wahrscheinlich war die Entwicklungshilfe tatsächlich insofern zu hoch, als dass teilweise die Transparenz über ihren Verbleib verloren ging.
Es ging niemals darum dass die nicht wollen sondern dass die Bundesregierung eine große Anzahl afghanische Helfer eben nicht retten wollte.
Der Nachweis für eine vorsätzliche Verweigerung der Evakuierung steht aus - stattdessen war wohl mal wieder die übliche deutsche Bräsigkeit, Zögerlichkeit und Inkompetenz in Sicherheitsfragen am Werk. Von den verkümmerten militärischen Fähigkeiten Deutschlands (das damit in Europa nicht alleine da steht) und der damit verbundenen Abhängigkeit von den Entscheidungen der USA fangen wir jetzt gar nicht mal an.
Aber man hat doch überhaupt nicht's erreicht nach 20 Jahren Afghanistan.
Oh, so einiges hat man erreicht in Afghanistan. Demokratische Wahlen, eine um neun Jahre gestiegene Lebenserwartung, eine drastische Reduzierung der Kindersterblichkeit, eine Verzwölffachung der Schulkinder, Frauenbildung - eine ganze Generation, die etwas anderes lernen durfte außer Kalaschnikows auseinander zu bauen und ausgewählte Koranverse zu rezitieren. Al-Qaida wurde in der Region so schwer getroffen, hat so viele Anführer, Kämpfer und Helfer verloren, dass diese Organisation dort nicht mehr wirklich aktiv ist und es wohl auch nicht mehr werden wird (denn die Taliban wissen, dass eine Rückkehr von Al-Qaida oder eine Etablierung des IS zu Vergeltung führen würde). Es gab einige Fortschritte und einige Probleme - Korruption, Drogenhandel, das Stadt-Land-Gefälle, die Kompetenz und Moral der Sicherheitskräfte. Das waren Probleme, die mehr Zeit gebraucht hätten, mehr Geld und ja, auch mehr Opfer, auf allen Seite. Fünf Jahre, vielleicht zehn - man denke an die Situation in Nordirland und wie lange es dort dauerte, bis eine gewisse Stabilität herrschte.
Aber stattdessen hat man gesagt: "Ach, kämpfen ist nicht toll, Gewalt ist keine Lösung, lass uns doch gehen, das wird schon alles werden." Man hat afghanische Sicherheitskräfte, die seit 2014 furchtbare Verluste im Kampf gegen die Taliban erlitten und unter einer korrupten und unfähigen Führung litten, allein gelassen im Kampf gegen einen hoch motivierten, gut ausgerüsteten und erfahrenen Feind, der genau weiß, wie er vorzugehen hat.
Wir als Westen haben aufgehört, zu kämpfen, deswegen bestimmen jetzt in Afghanistan Leute die Regeln, die eben nicht aufgehört haben, zu kämpfen. Das ist für mich die Lektion aus dieser Geschichte. So, wie für mich die Lektion aus dem Zweiten Weltkrieg und den ungeheuren Verbrechen der Unrechtsregime dieser Zeit nicht ist "Nie wieder Krieg", sondern "Nie wieder zulassen, dass Appeasement und falsch verstandene Friedfertigkeit dazu führen, dass Menschen ermordet, verfolgt und entrechtet werden". Die Linke als Partei konnte sich nicht einmal dazu aufraffen, die Evakuierung von Zivilisten unter dem Schutz einer militärischen Drohkulisse zu befürworten - das kann man konsequent nennen, mir fallen da andere Worte ein. Und wenn ich sehe, wie sich nicht wenige aus diesem Dunstkreis dem waffenstarrenden Kriegstreiber Putin andienen oder applaudieren, wenn ein Herr Maduro seine Bevölkerung zusammenschießen lässt, dann werden die Worte, die mir einfallen, noch etwas unfreundlicher.