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Es gibt aber auch viele, die den ersten Schritt, sich Hilfe zu suchen – und auch annehmen – erst gar nicht wagen. Aber man muss auch schon selbst aktiv werden.
Das Problem hierbei ist leider oft gerade das "selbst aktiv" werden.
Man muss hartnäckig dranbleiben, informiert sein, telefonieren.... Das ist in vielen Fällen keine Frage des Wollens, sondern des Könnens.

Natürlich kann und muss der Staat deinen Bürgern nicht alles hinterhertragen. Aber gerade im Bereich Gesundheit und Pflege muss man für sich und seine Angehörigen massiv kämpfen und das kann nicht jeder.

Da gäbe es sicher noch niedrig-schwellige Angebote, die den ersten Schritt erleichtern. Das hilft oft schon ein bisschen und nicht jeder benötigt dann auch jahrelange Therapie oder gar stationären Aufenthalt.

Ist zb auch bei Impfungen ein Problem. Bis die Kids durchgeimpft sind, musst du Termine um Termine in der Kinderarztpraxis ausmachen, nochmal nachhaken, den 2. Termin oder die Auffrischung im Blick behalten..... Früher wurde in der Schule geimpft und fertig. Würde heute leider auch an den Eltern scheitern, aber gerade für vulnerable Kinder aus nicht so super organisierten Elternhäusern wäre es viel besser so.
 
Du willst mich gerade verar***, oder? Ich bin gerade sprachlos.

Soll ich dir auflisten, vor welchen Problemen ich stand und stehe, um passende Therapie und vor allem psychische Gesundheit zu erhalten? Seit mittlerweile wohl um die 18 Jahren? Der Post wäre lang. Und das liegt BEI GOTT nicht daran, dass ich nicht aktiv wäre - OBWOHL ich psychisch nicht gesund bin, weißt du, wie hart bis unmöglich das ist?
Komm mir jetzt bloß nicht mit Einzelfällen. Wir sind nicht mal in der Lage, die Menschen (und darunter viele Kinder!) zu versorgen, die unbedingt eine Therapie machen müssen und wollen. Vielleicht sollte man da erst mal ansetzen, bevor man mit dem Finger auf "die da wollen aber gar nicht" zeigt.
Warum sollte ich Dich verarschen?!

Aber was soll denn jetzt der harsche Ton? Ich bin selbst ein Betroffener. Ich habe ebenso enorme Anstrengungen unternommen und „mich aus dem Sumpf gezogen“. Um es mal so auszudrücken. Mich selbst um einen Therapieplatz gekümmert. Ich war selbst dreimal in der Psychiatrie und in Rehakliniken. Dazu kommen noch Probleme mit dem Bewegungsapparat, die ich mit regelmäßigen Reha-Sport angehe. Das schon seit vielen Jahren.

Nun ja, ich sehe es zum Teil selbst in meinem Umfeld, dass Leute sich nicht helfen lassen wollen. Natürlich aus verschiedenen Gründen, wie Scham oder gar Bequemlichkeit. Wobei die wenigsten psychische Probleme haben. Das muss ich hier auch dazusagen. Es ist aber das gleiche Prinzip. Für die meisten Probleme gibt es Lösungen.

Das ist aber nur meine Meinung. Die muss Dir natürlich nicht gefallen. Ich kenne im Grunde Deine Probleme und Sorgen ja auch nicht. Tut mir für Dich auch leid, weil ich selber weiß, wie das ist.

Womöglich war mein Kommentar auch vorschnell. Dann muss ich für den kleinen Aufreger um Entschuldigung bitten.
 
Warum sollte ich Dich verarschen?!

Aber was soll denn jetzt der harsche Ton? Ich bin selbst ein Betroffener. Ich habe ebenso enorme Anstrengungen unternommen und „mich aus dem Sumpf gezogen“. Um es mal so auszudrücken. Mich selbst um einen Therapieplatz gekümmert.

Mir ist das auch geglückt... das heißt aber nicht, dass dies jedem möglich ist. Das anzunehmen wäre äußerst arrogant.
 
…das heißt aber nicht, dass dies jedem möglich ist. Das anzunehmen wäre äußerst arrogant.
Ja, das ist mir mehr als bewusst.

In den Einrichtungen, in denen ich war, gab es schwere Fälle. (…) Dort habe ich auch einiges über (meine) psychische Erkrankung gelernt. (…) Ebenso habe ich dort sehr viele Menschen kennengelernt, jüngere und ältere. (…) Daher wäre es das Letzte, was ich annehmen würde.
 
Ich denke, es gibt beides.
Sowohl die Seite, die verzweifelt sucht und die, die sich nicht kümmert. Böhmermann hat zu ersterem einen sehr interessanten Beitrag gebracht gehabt.
Es ist krass und ein Unding, wie viele Monate man auf einen Therapieplatz warten muss.
Beim gesamten Thema gibt es so, so viele Aufreger. Mangelnde Kassenplätze, ein System der Ausbeutung während der Ausbildung, fehlende Inhalte während der Ausbildung, gute Therapeut:innnen finden, etc.
 
@Antiriad
Weil ich mir eben schlicht so vorkomme. Ist schön, wenn du es geschafft hast - ich habe es immer noch nicht und ich bin nicht die einzige in meiner Familie die nicht weiterkommt. Gerade von Betroffenen erwarte ich da Verständnis und kein "man muss sich halt auch bemühen". Das ist ein Schlag ins Gesicht für alle, die sich bemühen oder sich gar nicht bemühen KÖNNEN weil sie einfach am Ende sind.
Ich habe 2 verfluchte Jahre gebraucht, um die Kraft zu finden, die suche erneut anzugehen - weil einem halt einfach niemand dabei hilft, die Nummern und die anrufzeiten (!!!) zu sortieren und das ein berg enormen Ausmaßes ist. Müsstest du ja dann wissen.

Mich kotzt die Haltung, man müsse halt auch was tun, einfach nur an.
Es gab Zeiten, da konnte ich schlicht nicht. Und Hilfe gab es nicht. Ich kann den Satz "tu was für deine gesundheit" einfach nicht mehr hören, denn wenn ich um Hilfe  schreie und jeder Kontakt mir sagt, man könne nichts tun, ich müsse schon selbst aktiv werden - der Hilferuf WAR das aktiv werden. Bloß muss der halt auch gehört werden.

Gerade schreie ich schon wieder, diesmal für ein Familienmitglied, während meine eigene Gesundheit so ist, dass mir vom Profi gesagt wurde, ich müsse dringend Hilfe suchen, meine Ergebnisse seien besorgniserregend, aber er nicht zuständig. Tja, für Hilfe bin ICH aber sowieso erst mal gesperrt, denn meine erfolglose Therapie bei einem Therapeuten, der mein Problem nicht mal verstand, ist erst seit einem Jahr beendet.

Komm mir also nicht mit "Man muss auch schon selbst aktiv werden", wenn ich davon rede, die Versorgung müsse gestärkt werden, damit überhaupt die, die Hilfe wollen, welche bekommen. Denn das kann ich einfach nicht mehr hören.
 
Wie gesagt, ich habe auch sehr schlimme Zeiten hinter mir. Ich habe auch diese Hilflosigkeit verspürt, sogar Selbstmordgedanken gehabt und so weiter. Mir ist natürlich bewusst, dass es verschiedene Grade gibt. Dass es Menschen gibt, die kaum die Kraft besitzen, morgens aufzustehen oder nicht in der Lage sind, andere alltägliche Dinge zu erledigen. Genau wie Du es beschreibst. Anmerkung: Ich war ja in psychiatrische Einrichtungen.

Wenn es eine Hölle gibt, dann sind es psychische Erkrankungen.

Aber mich jetzt anzufauchen und vorzuwerfen, ich vertrete jetzt so eine festgefahrene Haltung oder ich sei arrogant (!), ist auch nicht korrekt und die feine Art.

Wenn es einem Menschen besser geht, vergisst er sehr schnell. So ähnlich sagt man doch.

Es wird schon so sein, dass meine psychische Genesung mich ein klein wenig abstumpfen lassen hat – obwohl ich es eigentlich besser wissen müsste.

Weißt Du eigentlich, wie es ist, gegen zwei Gebrechen gleichzeitig anzukämpfen? Gegen eine psychische und eine körperliche Erkrankung? An zwei Fronten zugleich zu kämpfen, salopp ausgedrückt?

Ich wäre froh, wenn ich dazu in der Lage wäre, tage- oder wochenlang im Bett liegen zu können. Ich wäre froh, wenn ich ohne Schmerzen länger stehen oder am Tisch sitzen könnte.

Mein Leben ist nach wie vor ein Kampf, auch wenn es mir psychisch schon viel viel besser geht. Tag für Tag. Mit ständigen Schmerzen.

Eine körperliche Genesung wird es bei mir nicht geben. Da müsste schon ein Wunder geschehen.

Daher kann von „geschafft“ keine Rede sein.
 
Das aktuelle System ist ja leider darauf ausgelegt dass man häufig erst Hilfe bekommt wenn durchdreht und eine konkrete Bedrohung für sich und andere darstellt.

Ich hab das an einem Bekannten aus der Ferne erleben dürfen, der eine regelrechte Abwärtsspirale mit psychischen und Drogen-Problemen hinlegte, trotz ambulanter Psychotherapie. Es musste dann sogar mal die Polizei wegen ihm kommen, da aber keine konkrete Bedrohung von ausging haben sie ihn nicht mitbekommen. Erst als er weiter abrutschte, straffällig wurde und ein anderer Mensch dadurch wirklich ernsthaft zu Schaden gekommen ist wurde reagiert und er wurde endlich ins Krankenhaus eingewiesen.
Dort war er fast ein Jahr und lebt seitdem im betreuten Wohnen. Jetzt scheint er langsam die Kurve zu kriegen. Aber es hätte nie so weit kommen dürfen.
 
Ich weiß ja nicht, wie das aussieht, aber Therapeuten unterliegen der selben Schweigepflicht, der auch alle anderen Mediziner unterliegen.
Hätte sich ein Amoklauf verhindern lassen können, wenn der Patient einfach nur behandelt wird wie jeder andere Patient auch?
Ab wann dürfen psychotherapeutische Fachkräfte an die Behörden gehen, ohne dieser Pflicht zuwider zu handeln?
Meine Kollegin hatte einen Freund, der Fernseher aus dem dritten Stock auf den Gehweg geworfen hat - da sind Wochen ins Land gegangen und Aussagen von Freunden, bis er in die Psychiatrie gekommen ist.
Finde ich schwer bei unscheinbaren Tätern sowas rauszufiltern. Wer wirklich eine Gefahr ist und wer nicht, zumal ein kleiner Trigger für eine Psychose ja reicht.

In Bezug auf die Verfügbarkeit: ich hatte innerhalb 3 Monaten eine Therapeutin und als das nichts für mich war innerhalb von 2 Wochen einen Psychiater. Musste auch nicht viel telefonieren, aber hatte beide Male eine Überweisung vom Hausarzt. Mein Hausarzt ist da aber vielleicht auch eine Ausnahme weil ich damals als ich ein MRT für meinen Fuß gebraucht habe, am nächsten Tag einen Termin hatte und die Ärztin persönlich angerufen hat.

Kommt denke ich auch auf die Region an und in München gibt es viele, aber alle die ich hatte waren so lala.
Habe auch schon mal für ein erst Gespräch selber bezahlt, bin ja ordinärer Kassenpatient und die Welt kostet das auch nicht.

Mental Health ist halt so unglaublich wichtig. Viele unterschätzen das! Das darf man sich auch mal was kosten lassen. Für ne zahnreinigung zahlen die Leute ja auch…

PS: natürlich bin ich der Meinung dass Mental Health Care wirklich jedem zur Verfügung stehen sollte, aber wer der Realität ins Auge schauen möchte, muss verstehen, dass Deutschland noch nicht so weit ist. Bei uns wird es immer noch stigmatisiert - vielleicht sollte man dafür mal Werbung machen und nicht für Anti-Falten Creme. Und vielleicht sollten Hausärzte stärker sensibilisiert werden.
Ist alles ein Fehler im System…
 
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Also ich versteh eure Diskussion ehrlich gesagt nicht:

Es gibt Menschen die schaffen es aus eigener Kraft, und leider genug die nicht diese Kraft besitzen.
Müssen wir uns wirklich, alle, die an ner scheiß Depression leiden, an einer PTS, an einer Bi-Polarität usw. noch in "BOAH ALTER BIST DU SCHWACH DAS DU DAS NICHT ALLEINE SCHAFFST", also ein Elite und "Versager" unterteilen?

Mal so als Idee: die von uns, dies geschafft haben sich mehr oder weniger selbst aus diesem Mist, und dieser Mist ist nie zu ende, rausgeholt haben, sollten den andern, die es schwerer haben, die Hand reichen und ihnen helfen so gut es geht.

So und jetzt rutscht mir mal alle den Buckel runter, wenn ihrs nicht mal schafft als die selbe Gruppe von Menschen, mit den selben Sorgen und Ängsten dem anderen die Hand zu reichen.
 
Könnte daran liegen, dass man Mental Health nicht in Gruppen unterteilen kann…
Beim einen hilft Therapie oder Medikation, beim anderen nicht, beim nächsten löst es sich von selbst im Nichts auf.
Traumata sind verschieden und jedes Gehirn, jede Persönlichkeit, geht damit anders um. Punkt.
 
GeeGee schrieb:
Mental Health ist halt so unglaublich wichtig. Viele unterschätzen das! Das darf man sich auch mal was kosten lassen. Für ne zahnreinigung zahlen die Leute ja auch…
Wenn man trotz allem mitten im Leben steht, klar. Viele die wirklich krank sind schaffen aber ja gar nicht ihren Job, ihr Studium, ihre Ausbildung. Ich kenn auch jemanden, der kriegt dank seiner Depressionen seit dem Abi nichts mehr auf die Kette.

Dementsprechend schlecht sieht das dann wohl oft auch finanziell aus. Erst wenn man in einer Großstadt wie München lebt,
 
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So und jetzt rutscht mir mal alle den Buckel runter, wenn ihrs nicht mal schafft als die selbe Gruppe von Menschen, mit den selben Sorgen und Ängsten dem anderen die Hand zu reichen.
Mhm, warum so übellaunig? Und wo siehst Du hier im Thread die Unterteilung in Elite und Versager? Sorry. Das ist doch ein bisschen übertrieben.
 
Selten war ich so froh, wirklich rein gar nichts Relevantes zu einer laufenden Diskussion beitragen zu können, wie hier jetzt. Ich wünsche jedem hier alles Gute, aber ich glaube kaum, dass ne Diskussion über Kleinigkeiten hilft.

Das hier finde ich aber einen guten Gedanken:
Bei uns wird es immer noch stigmatisiert - vielleicht sollte man dafür mal Werbung machen und nicht für Anti-Falten Creme.
 
Ab wann dürfen psychotherapeutische Fachkräfte an die Behörden gehen, ohne dieser Pflicht zuwider zu handeln?

Eine medizinische oder therapeutische Fachkraft, die von einem geplanten Amoklauf erfährt und dies nicht anzeigt, macht sich sogar strafbar. Die einzige Berufsgruppe, die davon ausgenommen ist, sind Geistliche im Rahmen der kirchlichen Seelsorge.
 
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