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Ich habe gerade das Protokoll der letzten Vorstandssitzung des Musikvereins, in dem ich Mitglied bin, geschrieben.
Nicht ganz.Welches Instrument! Und wehe, es ist nicht Sousaphon.
Einerseits weil ich auch der visuellere Typ bin und mehr durch (bewegte) Bilder geprägt bin andererseits weil ich durch das wenige Lesen von Belletristik meinerseits auch kaum "Vorbilder" habe.
Durch diese visuelle Prägung denke ich auch eher in Szenen (wie man in meinem verwaisten Fanfiction-Thread gut erkennt) und weniger in klimatischen Handlungsbögen.
Das merke ich auch beim Tischrollenspiel. Kampagnen fallen mir unheimlich schwer, One-Shots und Einzelepisodenabenteuer dafür nicht.
(...) und ab und an auch mal Tenorsaxophon.
Kampagnen fallen mir unheimlich schwer, One-Shots und Einzelepisodenabenteuer dafür nicht. Eine interessante Querverbindung.
Ich hoffe mal das ist okay hier auch nachzufragenIch schreibe gerade wieder freiberuflich an Arbeitsmaterial, diesmal zu "Finlandia" für die weiterführende Schule. Beziehungsweise ist das Material so gut wie fertig, ich schreibe gerade eher an dem drumrum, das mag ich am wenigsten. Warum welche Aufgabe, was lernen die SuS da, und so weiter... Mir macht der kreative Teil sehr viel Spaß, den letzten Teil mag ich aber überhaupt nicht und schiebe ihn immer bis zum Schluss vor mir her.Das hab ich auch in den Stundenentwürfen immer am meisten gehasst und war eigentlich froh, dass ich so was nicht mehr machen muss
Es ist eine andere Art, Autorin zu sein, als ich es mir als Kind immer vorgestellt habe, andererseits ist es trotzdem irgendwie cool, dass ich mir diesen Traum ein klitzekleines bisschen erfüllt habe. Und wenn es spannende Themen sind, lerne ich auch gleichzeitig noch was dazu, so wie dieses Mal. So viel mit finnischer Geschichte und Kultur habe ich mich noch nie auseinander gesetzt wie in den letzten Wochen, sehr faszinierend. Ich muss manchmal aufpassen, dass ich nicht in der Materie versinke (bzw falls ich das tue, das ich rechtzeitig meine Zeit stoppe).
MusikIch hoffe mal das ist okay hier auch nachzufragen
Ich oute mich mal als großer Fand der Sibelius-Hymne (hoffe mal das ist damit auch gemeint). Mich hat ein Sehr guter Freund darauf gebracht, der Musiker bzw. Musiklehrer und Dirigent ist.
Falls du in die Details gehen kannst: Um welches Fach geht es bzw. welche Betrachtung eine musikalische oder eine historische oder gar eine ganz andere?
Klingt sehr coolMusikAber natürlich kann ein solches Werk nicht ohne den Zusammenhang betrachtet werden, also ist schon auch ein ganzheitliches Spektrum. Im Material gehts dann sowohl um die musikalischen Hintergründe und Interpretationen als auch um die Entstehung und das drumrum sowie den Komponisten selbst. Man kann natürlich auch nicht super in die Tiefe gehen, dafür reichen die Stunden, die eine Lehrkraft da zur Verfügung hat, ja niemals wirklich aus, erst recht nicht, wenn man alles mögliche in so einem Material unterbringen will, also auch kreatives Arbeiten der SuS. Aber ein bisschen was wird hoffentlich schon gelernt
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Kann man da auch bei Zeiten eine Leseprobe haben? Würd mich mal interessieren![]()
SIE HOCKTEN IM sattgrünen Unterholz des Urwaldes. Texalotl sah zu Zxan hinüber, einem seiner Stammesbrüder, mit dem er seit seinem gesamten Leben an Land durchs endlose Grün wanderte. Seit fünf Regenzeiten. Zxan hatte ein Jahr vor ihm die heiligen Leichtümpel ihres Stammes verlassen, war ein guter Freund geworden. So wie Izex, die eine Regenzeit weniger erlebt hatte als Texalotl, gehörten sie zum Volk der B'lip Chikchik und sowohl Izex als auch Zxan sollten schon bald den Ritus der Jäger durchwandern. Nicht so Texalotl. Er war dazu bestimmt, ein Schamane zu werden.
Nur selten hatten sie Kontakt zu anderen Stämmen und einmal sogar hatte Texalotl einen der Blauen gesehen, wie er im Mondlicht über einen weit entfernten Ast eines Waldriesen gekrochen war. Er träumte immer noch von dem angsteinflößendem Erlebnis. Die Blauen. Sie hatten zwar den schönen, glatten Körper der anderen Froschvölker hier, aber in ihrem Geist schlummerte das Verderben und ihr Hunger verlangte nach dem Fleisch ihrer Artverwandten.
Doch mit Zxan und Izex fühlte er sich sicher. Eine kleine aber gesunde Rivalität herrschte zwischen dem älteren Zxan und ihm, die junge Izex aber hielt sie wie Baumharz zusammen. Und wie so oft streiften sie nun durch den Regenwald, auf der Suche nach Abenteuern und Geschichten, welche sie den jüngeren Mitgliedern ihres einundvierzig B'lips umfassenden Stamm am Lagerfeuer erzählen konnten.
Texalotl sah sich um. Er konnte Izex nur schwach auf einem der hohen Bäume erkennen. Ihre gelber und mit orangenem Muster versehener Körper stach nur ein wenig aus der Farbenpracht der Blätter und Blüten heraus. Aber dort war sie. Wie ein Raubtier hockend, mit ihrem selbstgeschnitzten Speer in der Hand. Geschickt war sie damit, verwendete ihn oft als Kletterhilfe. Texalotl bewunderte sie dafür. Wie immer wollte sie ganz vorne sein. Hoch über allem anderen.Zxan gab ihm einen patschenden Schlag mit seinen langen Fingern auf den nackten Rücken.
"Die ist heute wieder anstrengend," schnaubte er amüsiert und Texalotl musste kichern.Texalotl zuckte zusammen, als ihn Zxan erneut mit einem flachen Schlag traf. Diesmal in den Nacken. Zxan war muskulöser als er und Texalotl hoffte, dass er nächstes Jahr zumindest ähnlich stark wie er werden würde.
"Das werden wir morgen noch spüren," tschirpte er amüsiert Zxan zu.
"Wenn wir den morgigen Tag erleben." Wie immer bewaffnete sich Zxan hauptsächlich mit seinem dunklen Humor.
Sie sahen wieder zu Izex empor, doch diese war verschwunden. Um sie herum war ein beständiges Pfeifen, Schnattern und Rufen zu hören. Der Wald lebte, atmete. Aber von der jungen Chikchik fehlte jede Spur.
"Da hinten!" zischte Zxan.Vor ihnen blitzte etwas gelb-orangenes aus dem Blätterdach hervor. Die selbe Färbung, welche auch sie besaßen. Die Farbe von Familie und Heimat. Doch Izex achtete nicht auf die beiden Burschen, die sich ihr schnell näherten. Sie hockte wie eine Raubkatze hoch oben auf einer dicken Gabelung und starrte in eine Richtung, in der der Wald lichter wurde. Es begann zu regnen und kleine Wasserfälle bildeten sich an den Stellen, über denen die Baumkronen hoch über ihnen nicht ganz so dicht waren. Unter einen dieser kleinen Fälle stellte sich Texalotl, trank begierig vom warmen Nass, welches ihm über Kopf und Torso rann. Dann schüttelte er sich und sah zur Seite, erhaschte den Blick von Zxan, machte eine unentschlossene Bewegung mit den Armen.
"Ah! Du Depp!"
Aber Zxan sprang bereits los und sofort eilte ihm Texalotl hinterher. Der ältere Chikchik war schon wieder schneller... schon wieder besser als Texalotl. Und er spielte mit ihm, behinderte ihm am Weiterkommen, schnitt immer wieder seinen Weg über die breiten Äste ab, die ein Netzwerk an Wegen bildeten. Erneut spürte Texalotl diesen seltsamen Schmerz in seiner Brust, doch verschwand er sofort, als Zxan während eines gewaltigen Satzes seinen Kopf zu ihm drehte und ihn voller Freundschaft anstrahlte. Warm und zugleich fordernd.
Hier sollte nicht das Ende des Waldes sein. Keine Lichtung. Keine Senke. Nicht die Küste und auch kein Fluss. Die B'xal zogen stetig von einem traditionellen Stammesplatz zum nächsten, kampierten an jedem nur wenige Monde lang. Und Texalotl hatte auf diesem Zug sogar schon das Große Wasser hinter der Küste gesehen... und darin gebadet. Der ganze Stamm hatte sich köstlich amüsiert, als seine Haut gebrannt und der Medizinmann ihm lindernde Salbe aus kühlenden, dicken Blättern über den ganzen Körper geschmiert hatte...
Aber hier? Warum endete der Wald hier...? Texalotl kletterte zu Izex empor und Zxan folgte ihm langsam. Er merkte, dass nun auch sie so angespannt wie Izex waren.
Und wirklich: hier fehlt ein Stück Wald. Ein Trichter aus aufgewühlter Erde und abgeknickten Bäumen hatte sich gebildet, wie wenn eine riesige Hand den Boden herausgehoben hatte und die entwurzelten Stämme am Rand nach unten gerutscht wären. War hier der schwarze Tod unterwegs? Ein Baumpilz, der auf die Haut der Chikchik überspringen konnte und wegen dem der Stamm immer wieder kleine Stellen rodete.Aber nein. Hier waren keine verbrannten Stämme zu sehen. Was hatte dann den Trichter erzeugt?
"Schauen wir uns das an..." flüsterte Texalotl und Zxan zog scharf die Luft ein.Neben Zxan kam er auf dem aufgewühlten Erdreich an. Der tat schon so, als würde ihm der ganze Stamm applaudieren. Einen leichten Kratzer hatte der Ältere von einem Ast abbekommen, ansonsten war er ein Angeber wie eh und je. Von weiter oben drang Izex Siegesgeträller. Texalotl sah sich um. Hier war alles kahl. Nicht einmal gefallene Bäume lagen hier. Nur loser Boden.
Izex drehte langsam ihren Kopf zu den beiden Freunden, grinste sie breit an. Ungeduldig und sichtbar auf Abenteuer aus.
"Seid Ihr Euch sicher," wollte Zxan vorsichtig wissen: "dass dies klug ist?"
Nun war es an Texalotl, sardonisch zu grinsen. "Hast Du Angst?"
"...nein!" Ein kurzes Zögern. "Habe ich nicht. Behauptest Du das?"
"Es könnte den Eindruck machen..."
"Der erste, der unten ist?"
Texalotl nickte. "Und los...!"
Noch bevor er mit seinem Satz fertig war, sprang Zxan bereits los, gewann rasend schnell an Vorsprung. Von Zweig zu Zweig und von Ast zu Ast sprangen sie. Nutzten jedes Blätternest, um ihren Weg zum Trichter abzupolstern. Hinter ihnen feuerte sie Izex mit einem lauten Trällern aus ihrem Kehlsack an. Beinahe, als würden die Erwachsenen B'lips mit dem Balzen beginnen. Es verunsicherte Texalotl und trieb ihn gleichzeitig an.
"Du links und ich rechts herum?" schlug Texalotl vor. "Treffen wir uns am anderen Ende...?"Keine Spuren gab es hier. Keine Abdrücke. Texalotl ging seine Runde am Rand des Trichters, sah immer wieder zu Zxan. Auch er zog im Regen seinen Kreis, diesen aber von Schritt zu Schritt enger. Beinahe war er schon im Zentrum der seltsamen Fläche. Zxan hob etwas Erde hoch, pfiff dann zu Izex hoch und die pfiff zurück. Texalotl sah dem Treiben mit leichtem Widerwillen zu, wartete weiter, dass Zxan langsam zu ihm stieß. Aber der war zu abgelenkt. War hier wirklich nichts? War dies nur ein seltsamer Ort, der wie so viele Dinge im Wald der Vorfahren ein Mysterium bleiben sollte?
Zxan nickte.
Einige Augenblicke wartete er noch, ging dann in Richtung Zxan. Doch schon nach wenigen Schritten bemerkte er, dass aus dem sie umgebenden Urwald keinen Laut mehr drang. Alle Tiere hatten mit ihren Rufen aufgehört. Und es roch nach Aas... tief und dunkel. Texalotl sah sich um. Nein, dies waren keine Düstermandrile, wie sie manchmal in diesen Regionen vorkamen. Es war etwas anderes... etwas älteres.
Texalotl blieb stehen, pfiff fragend Zxan zu. Der sah über seine Schulter zu ihm, wollte schon etwas erwidern, als der Boden unter ihnen explodierte.
Immer wieder überschlug sich Zxan in der Luft, während er mit großen Brocken aus Erdmasse und feinem Mulch nach oben geschleudert wurde. Etwas hartes traf Texalotl, begrub ihn beinahe vollständig unter sich, doch er konnte sich mit einem Drehung unter dem scharfkantigen Material herausziehen, welches Teile seiner Haut und seines Fleisches aus von seiner Seite gerissen hatte. Wie eine Puppe aus Blättern und Halmen kam Zxan neben ihm auf und er hörte das Knacken von Knochen.Der Krater war nun tiefer geworden und Erde rutschte in die Tiefe nach. Eine Kralle hatte ihn getroffen, erkannte Texalotl. Und darüber war ein riesiges Wesen mit ledrigem Rückenpanzer und einer langen Schnauze. Borstige Ohren und kleine Augen schoben sich mit dieser nach vorne, mehrere Reihen von tödlichen Zähnen wurden freigegeben, als sich das gewaltige Maul öffnete und der Gestank von halb verdautem Fleisch den Trichter ausfüllte.
Es war ein Gürteltier! Ein verdammtes Gürteltier! Es peitschte mit seinem muskulösen Schwanz noch mehr Erde in die Luft und begann, nach seiner Beute zu schnuppern. Die Älteren hatten regelmäßig bei den abendlichen Geschichten vor diesen Raubtieren gewarnt. Sie lebten nur in diesen Wäldern, da sie auf dem großen Kontinent zu viel Schaden angerichtet hatten und die Waldmutter Atey alle ihrer Art auf diese Insel verbannt hatte... so erzählte man es sich. Sie schliefen unter dem Wald und man durfte sie nicht wecken... so warnte man.
Aber genau das hatten sie gerade getan...
Izex panischer Pfiff drang in seine sich überschlagenden Gedanken und sofort packte er Zxan und zog so kräftig er konnte an dessen Arm. Doch Zxan war zu schwer. Ohne sich selbst bewegen zu können ließ er sich ziehen, gab nur ein leises Krächzen von sich. Der Großteil seines Körpers war stark gequetscht worden, viele Knochen zertrümmert. Das Gürteltier beobachtete sie, baute sich dann noch mehr über ihnen auf. Langsam zog es seine Schnauze erneut unter den Lederpanzer, schnaubte prüfend. Tod und Verderben ging von ihm aus.Verzweifelt zerrte Texalotl weiter, ließ seinen ohnmächtigen Freund dann los und sprang zur Seite. Er quakte laut, griff sich einen Klumpen feste Erde und schleuderte ihn gegen die riesige Schnauze. Ein Teil der Erde verklebte sich am Nasenlochschleim der Bestie, wurde dann mit dem nächsten Atemzug tief in die Schnauze gezogen. Es schien das Gürteltier in keinster Weise zu stören...
Einen weiteren Klumpen warf Texalotl. Diesmal traf er das untere Augenlid. Das Gürteltier knurrte und begann dann langsam und drohend zu fauchen, blinzelte und bewegte sich schon wieder in Richtung Zxan, als es von einem Speer im selben Lid getroffen wurde. Die Schnauze zog sich ratternd zischend zurück unter den Panzer und alles vibrierte. Alles sackte weiter in den Trichter hinunter.
"He!" kam der Ruf von Izex von oben. "Kommt hoch!"Das Schmatzen hinter ihnen wurde kurz lauter, dann fiel ein abgerissener Ast an ihnen vorbei und traf die weit aufgerissene Schnauze. Izex versuchte alles, um das Biest abzulenken! Ein weiteres Knurren. Ein weiteres Schnuppern. Dann kippte der Baum, als er vom Gürteltier umgedrückt wurde, verfing sich nur knapp an den anderen Bäumen neben ihm. Beinahe verloren sie alle den Halt, während Izex verzweifelt aufschrie und Zxan seinen Halt an der rauen Borke verlor. Er rutschte den Stamm entlang, konnte gerade noch von Texalotl gegriffen werden, der ihn zwar halten, aber nicht zu ihm hochziehen konnte.
Wieder sprang Texalotl zu Zxan, der mittlerweile sogar wieder bei Bewusstsein war. Sein rechtes Auge war stark angeschwollen und Texalotl sah fast nichts mehr vom natürlichen rot. Alles war lila und schwarz.
"...laufen..." kam es gequält aus Zxans Kehle. "...Idiot..."
Doch half er mit all seiner wenigen verbliebenen Kraft mit, als ihn Texalotl auf die Beine zog. Auf die gebrochenen Beine. Schwer stützte sich der Freund auf Texalotls Körper, als sie gemeinsam zum Rand des Trichters humpelten. Hinter ihnen wühlte sich das Gürteltier wieder mehr ins Freie. Adrenalin durchflutete den Körper des jungen Chikchik als er den Tod so nahe hinter sich spürte.
"Kommt sofort hoch!" kreischte Izex über ihnen.
"Du hast Recht!" antwortete ihr Texalotl panisch. "Du hast Recht!"
Der Geruch nach Aas wurde stärker. Der Atem, der ihm in den Rücken wehte, heißer. Texalotl wusste, dass das offene Maul des Gürteltieres genau hinter ihnen war. Er griff nach der noch halbwegs unverletzten Hand von Zxan, hob ihn an dem nur einmal gebrochenen Bein zum nächsten Ast empor. Schnell versuchte er, ihm nachzuklettern.
"Nimm meine Hand!" schrie Texalotl, doch schon wurde das Schnuppern leiser.Mit Izex' Hilfe kamen auch sie wieder schließlich im hohen Blätterdach an. Zxan konnte sich nicht erheben, sabberte zähe Blasen hervor, hatte trockene Haut. Er öffnete das gesunde Auge und lächelte schwach.
Das Gürteltier wandte sich ab, kehrte grunzend zum Zentrum seines Trichters zurück und kratzte sich beiläufig Izex Speer vom Auge. Dann begann es sich, zurück unter die Erde zu graben.
"...danke, dass Du mich da herausgeholt hast..."Drei Tage kämpften sie sich so langsam durch den Urwald. Der Regen hielt weiter leicht an und Izex sprach beinahe kein Wort. Texalotl hatte den Eindruck, als würde sie die ganze Zeit gegen ihre Tränen ankämpfen. Und er verstand sie. Dann endlich waren sie in der Nähe des Dorfes, welches ihnen alle paar Zyklen als Wohnstätte diente. Izex begann laut zu rufen, doch niemand antwortete ihr. Kein anderer B'xal rief zurück. Der Geruch von Rauch und Asche lag über dem Wald. Der Geruch von Tod.
Dann wurde er erneut ohnmächtig und Izex weinte leise neben ihnen. Schnell suchte Texalotl einige Blüten und passende Stöcke, versorgte so seine und auch Zxans Wunden und schiente die Brüche seines Freundes. Er wusste, was die Älteren sagen würden, wenn sie so wieder zum Stammesplatz zurückkehren würden. Was die Schamanen sagen würden. Aber dennoch mussten sie zurück. Und das so schnell wie möglich!
Schon bevor sie den großen Platz betraten, erkannten sie, dass das Dach der langen Gemeindehütte zum Großteil zerstört und verkohlt war. Die Rufe von Izex verwandelten sich zu einem kläglichen Wimmern. Dann drückten sie die letzten Blätter zur Seite und standen zwischen den Hütten. Alle waren beinahe vollends eingerissen worden und vor ihnen ragte ein großer Haufen aus Chikchiks auf. Sie waren verbrannt und verdreht. Die wenigen Stangen, welche als Schutzpalisade gedient hatten, waren niedergestampft worden und hoch über ihnen hingen einige nicht verbrannte B'xal mit dicken Speeren durchbohrt an Baumstämmen. Waren im ersten Angriff vermutlich dort an Ort und Stelle getötet und nie herabgenommen worden. Keiner hier hatte die Zeit gehabt, auf ihre Feinde zu reagieren.Izex ließ sich fallen, rollte sich zusammen und begann unkontrolliert zu schluchzen, während Texalotl Zxan in den Schutz der verbrannten Medizinhütte zog. Auch von ihr stand nicht mehr viel. Nur etwas Blut war zu sehen. Keine Leichen. Und nicht war entwendet worden. Nur zerstört und überall verteilt.
Dann stapfte er zurück zu Izex, doch die war nicht mehr dort, wo er sie zurückgelassen hatte. Er ging zur Gemeindehütte, sah aber auch dort nur wenige Chikchikspuren. Dafür fielen ihm seltsam lange Fußabdrücke mit kurzen Zehen auf. Also waren es nicht die Blauen gewesen. Aber ja: die hätten das Fleisch der Toten nicht verschmäht. Doch wer dann?
Texalotl sah in jede Hüttenruine, in jeden Lagerplatz. Die Hütte der Älteren. Alles war zerstört. Vor einem Wachnest unter einem der Bäume entdeckte er schließlich Izex, die hinauf zu zwei gepfählten Stammesgeschwistern blickte. Er legte einen tröstenden Arm um ihre Schulter.Er beugte sich nach unten und zog einen Teil einer Hand empor, zwischen den übrig gebliebenen, langen Fingern immer noch ein Amulett an einer Kordel haltend. Die ewig lebenden Blätter des magischen Totems waren an einigen Stellen zerpflückt, der Harzkristall in der Mitte hatte einen sichtbaren Sprung. Er schloss das Amulett in seinen Griff und erstarrte, als die Welt an ihm vorbeigesogen wurde. Alles war nun eher schwarz und mit einem fahlen Licht versehen. Seltsame Umrisse, vertraut und schön, wurden mit jedem Herzschlag mehr und mehr sichtbar: lachende Chikchiks. Chikchiks, welche aus Versehen einen Krug umkippten und geschimpft wurden. Chikchik, die stolz von ihrer Jagd kamen und bejubelt wurden. Doch alles, was an ihm vorbei gesogen wurde, zerfiel hinter ihm wieder zu Asche.
"Komm," flüsterte er ihr sanft zu. "Wir gehen zu Zxan. Raus aus dem Regen hier."
Zxan schlief unruhig, als sie bei ihm saßen, und leise erklärte Texalotl seiner Freundin, dass er zur Hütte der Schamanen wollte. Zur Hütte seiner Lehrer.
"Glaubst Du," wisperte sie heiser: "sie kommen zurück...?"
"Ich weiß es nicht..."
Als er schließlich alleine in der Hütte stand, deren oberer Teil wie mit einem einzigen, alles zerstörendem Schlag abgetrennt worden war und hinter der sich der Schutt wie ein Trümmerfeld weit nach hinter zog, erkannte er mit sinkendem Herzen Überreste von Toten unter den den weggerissenen Teilen. Abgetrennte Gliedmaßen, an denen schon Fliegen ihre Eier ablegten.
Nur die Essenz seiner Stammesgeschwister blieben zurück. Leicht blau und wabernd. Alle, die er kannte. Die er gekannt hatte. Er fühlte sich sicher, nicht mehr alleine. Sie wachten über ihn... er ließ sich von diesem Gefühl durchfließen, schloss schließlich zufrieden seine Augen und als er sie wieder öffnete, erkannte er, dass zwischen all den Seelen Izex und Zxam fehlten. Noch waren sie nicht eins mit dem Wald geworden. Noch waren sie am Leben.
Er schreckte auf, als er geschüttelt wurde. "Was was was?"
Er hockte noch mit dem Amulett und den Handüberresten da. Es hatte stärker zu regnen begonnen. Über ihm stand Izex und schüttelte ihn weiter.
"Sie sind da!" rief sie über das Prasseln des Regens hinweg. "Sie kommen!"
"Wer? Was?"
"Die Mörder!"