// ÄRA: Aufstieg des Imperiums
// GENRE: Drama
// RATING: PG-13
// CHARAKTERE: Darth Plagueis, Shmi Skywalker
// STATUS: Abgeschlossen
// INHALT: Darth Plagues und ein folgenschweres Experiment.
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Die Füße des Muuns setzten nur mit Vorsicht auf dem sandigen, heißen Wüstenboden auf. Er war schon lange daran gewöhnt, die Macht nur dann einzusetzen, wenn es absolut nötig war. Er wollte nämlich keinesfalls, dass die Jedi ihn entdeckten. Doch auch sein Schüler durfte von seinen verräterischen Taten nichts erfahren.
In seine dunkle Robe gehüllt durchschritt er die schäbigen Sklavenquartiere. Er hatte bereits etliche unbedeutende Welten nach einer geeigneten Kandidatin abgesucht. Einer Frau, die ein Kind mit schlummernder Machtbegabung in sich trug. Vermutlich stellte auch diese Welt einen Fehlschlag dar.
Plötzlich vernahm er etwas. Eine latente Stärke in der Macht. Die Begabung brauchte nicht allzu groß sein, denn bereits eine mittelmäßige Begabung würde ausreichenden Nährboden für sein Experiment bieten.
Er betrachtete die Frau aufmerksam. Ja, offensichtlich trug sie neues Leben in ihrem Leib. Plagueis näherte sich ihr einfach.
„Guten Tag“, begrüßte er sie mit gespielter Freundlichkeit. Shmi wich sofort zurück, da sie die dunkle Aura des Sith beunruhigte. „Sie werden mir jetzt folgen“, befahl Plagueis, ihren Geist manipulierend. Es war nur allzu einfach. Die Frau war zu fügsam, um genügend Widerstand aufzubringen.
Es funktionierte. Die Frau folgte ihm gehorsam, als ginge sie an einer Leine. Plagueis führte sie zu seinem Raumschiff, das in der Nähe von ein paar Felsen parkte, geschützt vor der Sonne. Kurz überlegte der Muun, ob er nicht doch noch ein wenig Sonnencreme auf seiner empfindlichen Haut verteilen sollte.
„Warte hier“, befahl Plagueis der Frau. Er betrat sein Raumschiff, während sie geduldig hockend auf ihn im Schatten wartete. Dort ergriff Plagueis alles, was er benötigte und packte eine schlichte Banthaledertasche damit voll. Sein Herz pochte ein wenig schneller, als er die Gegenstände in Händen hielt. Nach einer Weile kam er wieder heraus.
Er öffnete die Tasche und holte einige rot-glühenden, tetraederförmigen Holocrone hervor, außerdem einen durchsichtigen Kristall in einem Tuch, den er nur sehr vorsichtig anfasste. Bei diesem Kristall handelte es sich nämlich um etwas besonderes, etwas einzigartiges. In der ganzen Galaxis gab es keinen wie diesen – und vielleicht auch in Zukunft nie wieder.
Plagueis legte den Kristall sehr vorsichtig auf dem Sandboden ab, dann die Holocrone. Er setzte sich auf den im Schatten der Felsen liegenden Wüstensand. Anschließend berührte er eines der Holocrone mit der Macht, woraufhin es zu sprechen anfing.
Shmi Skywalker beobachtete ihn nervös und ängstlich. Sie konnte die Worte nicht verstehen, die das Holocron plapperte. Aber es klang düster und böse. Sie verschränkte ängstlich ihre Arme und zitterte leicht. Sie hatte keineswegs nur Angst um sich selbst, sondern dachte fortwährend auch an ihr Ungeborenes.
Plötzlich schloss Plagueis konzentriert die Augen, weil die Macht ihm eine Vision schenkte. Er sah Feuer – Lava. Eine Gestalt, die verkrüppelt verbrannte, kaum mehr als ein zerstörtes Häufchen Elend. Doch als Sith Lord ließ er sich nicht von der äußeren Erscheinung ablenken. Denn was er außerdem vernahm war Schmerz, so makellos, wie er es noch nie in einem fühlenden Wesen gefühlt hatte. Schmerz, der mächtigste Antrieb, den ein Sith jemals besitzen konnte. Viel mächtiger als Gier, Zorn oder Furcht. Der Schmerz war der Gebieter über jene Gefühle, deren Erschöpfer.
Wer Schmerz empfand, wurde auf jene zornig, die ihm die Schmerzen zufügten. Wer Schmerz empfand hatte Angst, dass ihm wieder Schmerz zugefügt würde. Wer Schmerz empfand, neidete den anderen ihr Glück.
Eine Lektion, die sein derzeitiger Schüler noch nicht so recht begriff. Er klammerte sich lieber an seine persönliche Gier und versuchte Schmerz aus dem Weg zu gehen. Eine menschliche, aber närrische Neigung.
Plagueis fiel überwältigt auf seine Knie. Was er im Begriff war zu erschaffen konnte die Sith zu Königen erheben – oder sie vernichten. Die dunkle Seite war launisch. Anders als die helle Seite half sie ihren Anwendern nie ohne Preis, und ihr „Wille“ ließ sich faktisch nicht interpretieren, wenn es denn überhaupt einen gab.
Er murmelte ein kleines Gebet zur dunklen Seite, um sich Mut zu verschaffen. Dann wickelte er den Kristall aus und betrachtete ihn lange und eindringlich. Ein Schoßkristall des berüchtigten Verbannten, der ein sogenanntes Loch im Gefüge der Macht gewesen war. Diese Kristalle wurden normalerweise in ein Lichtschwert integriert, um überschüssige Energie des Nutzers aufzunehmen und ihren Nutzer dann damit zu stärken. Allerdings – ein Loch der Macht besaß gar keine eigene Energie, es verwendete stets nur die Energie anderer, welche es aussaugte. Und auf diese Weise hatte der Kristall ebenfalls Energie absorbiert, die eigentlich von anderen Lebewesen stammte.
Als der Verbannte durch das Schwert Revans fiel, passierte etwas höchst Unerwartetes. Normalerweise konnten Schoßkristalle nur von ihrem Meister verwendet werden und verloren ihre Macht, sobald der Meister starb. Doch bei diesem war es anders gekommen. Er hatte seine Stärke behalten und über Jahrtausende hinweg gespeichert, und zwar ungefähr viertausend Jahre.
Falls man diese spezielle Energie benutzte, um die Midichlorianer eines heranwachsenden Wesens zu beeinflussen, so sollten sie theoretisch dazu angeregt werden sich zu teilen und vermehren. Das Endergebnis könnte stärker sein als alle Lebewesen, die natürlich entstanden. Eine nie dagewesene, unnatürliche Eignung die Macht zu spüren und zu nutzen. Und als Sith interessierte ihn herzlich wenig, ob etwas unnatürlich oder natürlich war.
Ihm bereitete ein wenig Sorgen, dass es wohl Jahrzehnte dauerte, bis die Früchte seiner Arbeit ausgewachsen waren. Hinzu kam, dass eine traditionelle Ausbildung zum Sith Lord sehr lange dauerte, viele Jahrzehnte. Jeder Schüler musste seinem Meister nämlich das Wissen langsam aussaugen, bis er so weit war das Duell des ewigen Kreises anzuzetteln. Seine Schöpfung mochte vielleicht erst mit 60 Jahren ihr volles Potential entfalten, wenn Plagueis sich geschickt verhielt. Plagueis fiel ein, dass er zu diesem Zeitpunkt möglicherweise selbst nicht mehr lebte. Sidious war ein ehrgeiziger Schüler…
Er wischte all seine Gedanken und Zweifel beiseite, die er ohnehin schon Hunderte von Malen in seinem Kopf gewälzt hatte, ohne dass sein Schüler es wusste. Falls Sidious von dem Experiment erfuhr, würde er sofort versuchen diese Konkurrenz zu beseitigen. Und seinen Meister Plagueis vielleicht zusätzlich.
Er packte den Kristall fest mit einer langfingrigen Hand. Nun war es soweit. Er levitierte den Kristall in die Höhe. Nun ließ er die Macht von den Fingerspitzen seiner rechten Hand in Shmi hineinfließen. Danach hob er die linke Hand und ließ gleichzeitig Macht in den Kristall fließen. Er konzentrierte sich darauf, seinen Körper in einen Kanal zu verwandeln.
Plötzlich schoss die Kraft aus dem Kristall heraus und in Plagueis hinein, der sie nicht halten konnte. Er fühlte eine entsetzliche Kälte in seinen Eingeweiden, als ob seine Organe zufroren. Schnell ließ er die Kraft los, in Shmi hinein.
Shmi schrie auf. Noch nie hatte sie so große Schmerzen verspürt, auch nicht damals, als sie geschlagen und getreten worden war. Etwas drang gewaltsam in sie ein. Und sie spürte, dass es dunkel und böse war. Panik erfasste sie, aber sie konnte sich nicht bewegen. Wie gelähmt saß sie da, während die fremde Macht sich in ihrem Körper ausbreitete und in ihrem Bauch konzentrierte. Es brannte kalt und sie fragte sich, ob sie sterben müsse.
Minutenlang ertrugen der Sith Lord und die Sklavin gleichzeitig die Prozedur, bevor nach scheinbar endlos langer Zeit die Energie wieder verebbte. Sie brachen beide gleichzeitig zusammen, mit dem Gesicht voran fielen sie in den Sand. Der Wind fauchte noch einige Zeit über sie hinweg, ehe Plagueis wieder erwachte.
Plagueis lächelte vorsichtig, als alle Anspannung der letzten Zeit von ihm wich.
Es ist vollbracht.
Er wusste nicht, ob es sich bei dem Experiment um einen Erfolg handelte oder nicht, doch zumindest war er von seinen Befürchtungen erlöst. Er näherte sich Shmi, die weiterhin bewusstlos dalag. Dann legte Plagueis seine langen, dünnen, weißen Finger auf ihren Bauch. Er wollte spüren, was mit der Energie passiert war.
Er fühlte, dass die Energie in Shmis Inneren zirkulierte, genauso, wie er es geplant hatte. Natürlich brauchte es einige Zeit, bis sie wirklich die Midichlorianer des Embryos beeinflussen konnte. Die Macht in ihrem Inneren erregte ihn, er verspürte eine starke Gier sie in sich aufzunehmen. Aber er hielt sich zurück. Niemals würde er sein eigenes Experiment ruinieren. Außerdem war es einfach unmöglich, die Midichlorianer eines ausgebildeten Erwachsenen zu vermehren. Darum auch der Embryo, und nicht er selbst.
Als er damit fertig war sich selbst zu versichern, weckte er die Sklavin auf. Er lähmte sie anschließend und fasste ihr mit beiden langfingrigen Händen auf den Kopf. Gewaltsam drang er in ihren Geist ein. Sie sollte den Vater des Embryos vergessen, weil Plagueis wollte, dass sein Experiment in möglichst ärmlichen Umständen aufwuchs, da man das Experiment erst zu einem Sith machen musste. Es würde nicht von Natur aus böse sein. Armut, so wusste jeder Sith Meister, verstärkte oft die Gier eines Wesens. Denn Lebewesen neigten dazu, nach dem zu streben, was ihnen fehlte.
Kaltblütig löschte er all ihre Erinnerungen an ihre Liebe. Danach löste er ihre Lähmung.
Er befahl: „Folge mir.“ Sie ging ihm wieder brav hinterher, mit sicherem Schritt überwältigte sie jede Düne.
In Mos Espa angelangt sagte er: „Folge mir nun nicht mehr und lebe dein jämmerliches Leben so wie bisher.“
„Ja“, hauchte sie artig.
Gelangweilt wandte Plagueis sich ab, um ihren Geliebten aufzuspüren und zu vernichten. Er ließ sich einfach von der Macht führen und stieß alsbald auf eine dieser erbärmlichen Sklavenhütten.
Er betrat die Unterkunft, deren Türe offen stand. Er entdeckte einigen billigen Hausrat und einen sehr groß gewachsener Mann mit braunem Haar und freundlichen, runden Gesicht. Der Mann hatte gerade eine billige Gerätschaft in der Hand, an der er wohl gebastelt hatte. Er stand auf, um seinen Besucher zu begrüßen. Alles passte genau auf das Bild, welches Plagueis in Shmis Verstand gesehen hatte.
„Hallo! Wer sind Sie?“, fragte der Mann Plagueis neugierig.
Plagueis verschwendete keine Zeit mit diesem Sklaven und hielt einfach sein Herz an. Der Mann kollabierte ohne einen weiteren Laut und war bereits tot, ehe sein großer Körper auf dem Boden aufprallte. Plagueis ließ die Leiche achtlos liegen und ging schleunigst zu seinem Raumschiff zurück. Er wollte diesen Sandball möglichst schnell verlassen, der seine Haut so aufs äußerste strapazierte.
Er warf noch ein letztes Mal einen furchtsamen Blick über die Dünen, bevor er sein Raumschiff betrat. Jenseits davon befand sich sein Experiment. Die Saat von so viel Macht, wie sie nicht einmal der berühmte Darth Bane, Marka Ragnos oder Exar Kun besessen hatten. Genug Macht, um mit der bloßen Existenz dieses Wesens den Lauf der Dinge zu beeinflussen, ohne bewusstes Zutun
ENDE