Re: Angriff auf die USA
Wow, jetzt bin ich also ein Menschenverächter, Kommunist, Kriegstreiber und Terroristenfreund. Na das ging schnell. Fehlen mir auf der Liste noch Antisemit, Nationalist, Meuchelmörder und Demagoge. Aber die paar Punkte schaffe ich bestimmt auch noch.
Also, Fakt ist, daß ich den USA äußerst skeptisch gegenüberstehe, weil ich es allgemein nicht gerade gutheiße, wenn es zu einem Mächteungleichgewicht kommt. Man muß kein Geschichtsprofessor sein, um zu erkennen, daß aus solchen Verhältnissen nur Leid und Tod erwachsen sind.
Tatsache ist meiner Meinung nach auch, daß ein Land ohne äußere, starke Opposition im inneren dauerhaft gesehen auch die Opposition verliert, und sich in etwas verwandelt, das keinen Vergleich mit einer Diktatur mehr scheuen braucht.
Das amerikanische Wertesystem ist meiner Meinung nach veraltet. Wie sagte doch ein gewisser Hetzer noch gleich, Imperialismus ist die höchste Stufe des Kapitalismus. Amen. Dazu ist echt nicht viel hinzuzufügen. Die USA sind auf jener Stufe, und sehen die Welt durch einen merkwürdigen Zerrspiegel, der oftmals gut in böse, und böse in verbündet verdreht. Und der diesem Land anscheinend das Recht gibt, die Welt als Privateigentum anzusehen.
Damit bestreite ich gar nicht, daß die Vereinigten Staaten auch gutes vollbracht und ermöglicht haben, aber in diesem Land das Gute schlechthin zu sehen, und jeden amerikanischen Toten damit zum unschuldigen Märtyrer eines bösen, verbohrten Feindes zu machen, der nur Tod und Zerstörung bringen will und grundlos um sich schießt, halte ich für absolut falsch.
Was ich persönlich an einem großen Teil der Berichterstattung von letzter Woche auszusetzen habe, ist, daß dort Feindbilder mehr oder minder künstlich geschaffen werden, daß seltsame Visionen auftauchten, von der Bastion des Glücks, des Friedens und schlechthin des Guten, die von einem ganz bösen Feind angegriffen wird. Das sind Pauschalisierungen für Kinder, Erwachsene sollten gelernt haben, differenzierter zu sehen. Und wenn ich mir dann ein paar Einträge in den verschiedenen "Och, liebes Amerika, hassu aua"-Büchern ansehe, greife ich mir ehrlich gesagt irgendwie an den Kopf. Bei dem Ding auf darksidecon.de stand so etwas, wie 'Schlagt zurück und macht sie platt'. Aus welchem Zoo brechen solche Leute aus? Sind wir alle so primitiv, daß die Mächtigen herrschen und die Schwachen ignoriert und ausgenutzt werden. Ist das die "zivilisierte Welt", die laut unserem ehrenwerten Kanzler angegriffen wurde?
Was hat man in den letzten Jahren allgemein mit den islamischen Staaten gemacht? Hat man auch nur einen von ihnen wirklich ernstgenommen? Hat man das? Ich persönlich bezweifle es. Und ich bezweifle auch, daß sich irgendeiner jener ehrenwerten Männer, die über die Geschicke dieses armseligen Haufens Materie herrschen, mal ein paar Gedanken über die Gefühle der Leute gemacht hat, die mit ansehen müssen, wie fremde Mächte in ihren Ländern herrschen. Man sieht auf die Karte und sieht Land und Öl. Ist das zivilisiert? Ist das die Überlegenheit des Westens?
Und statt eine Stunde der Bewährung, wie die jetzige zu nutzen, um mal ganz ruhig darüber nachzudenken, was wohl falsch gelaufen sein könnte, sind die ersten Worte, die man im Fernsehen hört "Krieg" und "Angriff". Und seltsame Wesen in ihren Edelanzügen machen ein ernstes Gesicht und sprechen einander Solidarität aus.
Ich verstehe es nicht, ganz ehrlich. Ist Gewalt das einzige, was diese Wesen im Stande sind zu tun? Sie berufen Krisenstäbe ein und führen große Worte, und dann graben sie sich ein. Anstatt auf den sogenannten Gegner zuzugehen, anstatt eine Konferenz der arabischen Staaten auf neutralem Gebiet einzuberufen, anstatt das zu tun, was das natürlichste wäre: sich die Hände zu reichen und im Frieden zusammenzustehen. Ein Krieg braucht zwei Seiten haben viele in diesem Thread gesagt. Nun, es gibt zwei Seiten. Es gibt die Angreifer, ein Haufen von scheinbar hoffnungslosen Menschen, der Zivilisten tötet, um seine Ziele, was auch immer diese sein mögen, zu erreichen. Und es gibt einen anderen Haufen von nicht hoffnungslosen, aber dummen Menschen, der einem unsichtbaren Feind einen Krieg erklärt, den er nicht versteht, und den er nicht verstehen kann, und den er in der Vergangenheit verloren hat, wo er nur konnte.
Dieses Topic müßte nicht Angriff auf die USA heißen, sondern Schlag auf den Kopf, oder besser noch Gehirnamputation. Doch sie sind alle, alle ehrenwerte Männer...