Argai

[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai || Sah Gosta | Stadtrand | irgendwo | verwahrlostes Gebäude || Lieutenant Noak Fremyn (gefesselt) und Etara]

„Die Wahrheit zu sagen, hat etwas befreiendes an sich.“ – Diese allgemeingültige Floskel, die man meist einfach so daher sagte, fühlte sich für Noak Fremyn in diesem Augenblick vollkommen falsch an. Immerhin hatte ihn eine Gruppe zwielichtiger Gestalten nicht nur gefangen genommen, sondern presste gerade Informationen über seine geheime Mission aus ihm heraus. Am Anfang hatte er sich natürlich gewehrt; hatte sich hinter seinem Trotz versteckt und den Helden gespielt. Jedoch hatte die Chiss Etara keinerlei Problem damit Gewalt anzuwenden, um ihre Ziele zu erreichen. Dadurch hatte sich der Bakuraner bislang eine gebrochene Nase, eine kleine Brandwunde nahe der Halsschlagader und eine gerötete Wange eingehandelt. Hinzu kamen noch leicht aufgeriebene Handgelenke durch die angelegten Fesseln sowie ein verspannter Rücken durch die schlechte Sitzhaltung. Diese Dinge störten ihn aber bei Weitem nicht so sehr wie die eine Tatsache: Momentan verriet er (unfreiwillig) das Galaktische Imperium!

Dass er durch das (erzwungenes) Offenbaren mit einem Mal „interessanter“ für die Chiss geworden sei, ließ den imperialen Lieutenant unwillkürlich frösteln. Ein eiskalter Schauder lief ihm plötzlich über den Rücken als sich die blauhäutige Grazie ihm näherte, sich auf seinen Schoß setzte und den direkten Körperkontakt suchte. Obwohl er – ganz der sittsame Bakuraner – das Gesicht erschrocken verzog, spürte er wie das Herz in seiner Brust erst für einen flüchtigen Moment aussetzte und kurz darauf in einem rasanten Tempo schlug. Diese Reaktion hatte er bislang bloß in zwei verschiedenen Situationen erlebt: In jedem einzelnen Raumgefecht und als er mit der cygnischen Kronprinzessin, Illriana Anara II., allein in einen Raum auf der sterbenden „Confidence“ war. ‚Was ist bloß los mit mir?‘, fragte sich Noak überrascht und hielt hörbar japsend die Luft an.

Seinen vorstoßenden Vorschlag, ihn endlich von den Fesseln zu erlösen, schlug die Chiss im ersten Moment aus. Stattdessen ging sie noch mehr auf Tuchfühlung – und quälte ihn umso mehr. Erneut japste er unwillkürlich. Hätte er in diesem Augenblick einen Spiegel zur Hand gehabt, hätte er sogar bemerken können, dass seine blasse Hautfarbe, die ihn als langjährigen Raumfahrer auswies, in der Zwischenzeit eine leichte Röte angenommen hatte. Und obwohl es überhaupt nicht seine Intention war, schien sein Körper instinktiv auf diese „Nähe“ zu reagieren. In diesem Augenblick schien nicht einmal zu helfen, dass er seine Gedanken bewusst auf eine eiskalte Dusche lenkte. Die blauhäutige Schönheit schlich sich irgendwie immer wieder von Neuem in seine Phantasien. Er japste dadurch noch mehr.


Meinst du nicht, dass wir als Geschäftspartner seriös bleiben sollten?“, hakte Noak nach.

Sowohl die Tatsache, dass sie ihn mit seiner Tarnidentität ansprach, als auch der Umstand, dass sie ihm nun endlich die Fesseln löste, nahm er erleichternd zur Kenntnis. Da sie ihm dabei noch einen Tick näher kam, keuchte er überrascht auf. Waren seine Wangen vorher nur leicht gerötet, stand ihm nun zweifellos die volle Röte ins Gesicht geschrieben. Sobald seine Hände jedoch frei waren, nahm er sie langsam hoch und rieb sich erst einmal die schmerzenden Handgelenke. Gleichzeitig nahm er – trotz der noch auf ihm sitzenden Etara – eine deutlich bequemere Sitzhaltung ein. Natürlich kam ihm in diesem Moment der impulsive Gedanke in den Sinn, dass er jetzt, da er allein mit ihr in dem Raum war, sie von Neuem angreifen könnte. In der Gasse hatte sie zwar eindrucksvoll gezeigt, dass sie den Nahkampf mit Sicherheit nicht zu scheuen brauchte. Sie wusste sich zu wehren und konnte Gegner mühelos auf den Boden schicken. ‚Vielleicht habe ich trotzdem eine Chance…‘

Etara schien seine Gedanken zu lesen. Denn sie blieb die ganze Zeit auf der Hut als sie langsam von seinem Schoß stieg und ein paar Schritte zurück machte. In der Hand – das konnte er sehen – hielt sie ihr Kom-Link bereit. Würde er in diesem Augenblick also irgendwelche Anstalten machen, sie abermals zu überwältigen zu versuchen, hätte er es binnen Minuten abermals mit der ganzen Truppe (und unter Umständen mit einer Reserve in unbekannter Mannstärke) zu tun. Weil er inzwischen zu der Erkenntnis gekommen war, dass er genug Schmerzen für einen Tag erlitten hatte und ihm sein Weiterleben doch irgendwie wichtig war, nahm der Bakuraner von dem rebellierenden Gedanken mehr und mehr Abstand. Selbst als meinte, dass sie ihre Untergebenen über seine wahre Identität in Kenntnis gesetzt habe, blieb er ruhig. Er setzte sogar kurzzeitig ein schiefes Lächeln auf als er sich langsam von dem Stuhl erhob.


Für den Anfang wäre etwas klares Wasser und ein bisschen Bacta nicht schlecht“, entgegnete der Bakuraner und streckte sich ein wenig, um die Verspannungen zu lösen. „Möglicherweise sehe ich dann wieder ein bisschen zivilisierter aus.“

Beiläufig griff er in eine Jackentasche und fischte ein Taschentuch heraus. Da das Blut, das ihm seit dem Bruch aus der Nase gelaufen war, mittlerweile längst getrocknet war, konnte er nicht besonders viel davon wegwischen. Zudem schmerzte die Stelle schon bei der kleinsten Berührung. Ging er nach dem, was er aus all den Holo-Filmen kannte, die er in seinem bisherigen Leben gesehen hatte, brauchte er zum Richten der Nase einen Spiegel und eine Flasche Hochprozentigen. Leider neigte er im betrunkenen Zustand – je nach Gemütslage – zur Geschwätzigkeit. ‚Und noch mehr sollte ich diesen Kriminellen wirklich nicht erzählen!‘ Das benutzte Taschentuch steckte er beiläufig in seine Hosentasche, nachdem er es zerknüllt hatte. Als nächstes fischte er aus der Jackentasche ein neues Nikotinpflaster. Beiläufig zog er seine Jacke aus, zog das alte von seinem Oberarm ab und klebte kurz darauf das neue auf die selbe Stelle.

Just in dem Moment, als er ein Gespräch mit der Chiss beginnen wollte, um im besten Fall ein paar Informationen aus ihr herauszukitzeln, kehrten ihr „Freund“ (Maalraas) und die neurepublikanische Senatorin in den Raum zurück. Im Gegensatz zu ihm schien sie nicht die „harte Tour“ erfahren zu haben. Auf ihn wirkte sie sogar noch graziöser als bei ihrem ersten Zusammentreffen auf Chalacta als eine Gesandtschaft des Cygnischen Sternenimperiums bei benachbarten Planeten um Verbündete im Kampf gegen die umtriebigen Hutten-Clans warb. Sie kannte ihn daher als Capitaine de Corvette Rowan Karsteen; den unehelichen Neffen des Oberkommandeurs der Heimatflotte des Cygnischen Sternenimperiums, Ersten Offizier der cygnischen Nebulon B-Fregatte „Alièstra“ und militärischen Beraters der cygnischen Gesandtschaft. Während er sie kurz, aber aufmerksam musterte, nahm sie ihn offensichtlich genauso in Augenschein. Obwohl er im Gesicht sicherlich ziemlich ramponiert aussah, nahm er – entsprechend seiner Ausbildung – Haltung an.


Madame Kosh, ich bedauere es, Sie unter diesen Umständen wiederzusehen“, begrüßte er sie mit seinem schlechten, falschen cygnischen Akzent.

[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai || Sah Gosta | Stadtrand | irgendwo | verwahrlostes Gebäude || Lieutenant Noak Fremyn, Senatorin Kosh, Etara und ihr Handlanger (Maalraas)]
 
[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai | Stadtrand | in einem verlassenen Gebäude | Büro | Etara alias Lifera, Spectre alias Sinaesh, Noak, Maalraas, Jevan, Stellar

Es hatte sich eine wirklich bemerkenswerte kleine Konstellation ergeben. Sicherlich war die Schatzsuche durch das Eingreifen weiterer interessierter Parteien bedeutend komplizierter geworden, aber es hatten sich auch neue Chancen ergeben, Möglichkeiten, die es beim Schopf zu packen galt. Genau die Sorte Situation, in der Etara aufblühte. Die abenteuerlustige Chiss war keine Freundin davon, alles bis ins kleinste Detail planen zu wollen. Pläne waren nützlich, keine Frage, aber wer sich steif und unflexibel daran festklammerte, obwohl sich die Umstände geändert hatten, war in der Regel nicht sonderlich erfolgreich. Flexibilität war unerlässlich, ganz besonders in der rauen, gefährlichen Unterwelt, in der sich die Dinge gerne mal turbulent entwickelten. Also hatte die blauhäutige Kriminelle entschieden, das Beste aus der Sache zu machen, und bis jetzt schien ihr der Erfolg recht zu geben. Nach und nach bröckelte der heroische Widerstand des niedlichen Imperialen und Noak wurde offenkundig klar, dass weiterer Trotz ihm nichts bringen würde außer Schmerzen und einen sehr, sehr unerfreulichen Tod. Natürlich durfte neben der Peitsche auch das Zuckerbrot nicht fehlen, und so machte Etara dem jungen Mann eine Kooperation auch durchaus auf körperlicher Ebene schmackhaft. Eine sanfte Berührung hier, ein kokettes Lächeln dort, das Aufbauen von Nähe und Intimität, all das machte nicht bloß Spaß, sondern diente einem konkreten Zweck. Etara konnte sich ein schiefes Lächeln nicht verkneifen, als sie die verräterischen Reaktionen des dunkelhaarigen Mannes bemerkte – sein Luftholen, das kurze Aussetzen seines Herzen, das danach nur umso schneller schlug, die Art und Weise, wie er angesichts der rotäugigen Frau auf seinem Schoß das Gewicht verlagerte. Am eindeutigsten war jedoch die Röte, die dem eher blassen Imperialen so markant ins Gesicht schoss, ein Zeichen, das klarer nicht hätte sein können. Zwei Seelen schlugen in seiner Brust, denn Politik war Politik und Männer waren nun mal Männer – eine Tatsache, die Etara in diesem Fall sowohl putzig als auch ansprechend fand. Als Noak trotz allem versuchte, zumindest verbal eine gewisse professionelle Distanz anzumahnen, suchte Etara den Augenkontakt, ihr Lächeln wurde ein wenig breiter, als ihre Hände über den Oberkörper des Imperialen wanderten, ihre Stimme war kaum mehr als ein neckisches Flüstern.


„Oh, ich glaube, wir wollen beide...Partner sein und bleiben. Keine Sorge, mein Hübscher, ich bin genau so seriös, wie es sein muss. Jedenfalls meistens.“


Die Chiss schenkte ihrem Gegenüber ein kurzes Zwinkern und beugte sich dann nach vorne, um ihm einen Kuss auf die Stirn zu hauchen und seine Fesseln zu lösen – wobei sie sich ein wenig Zeit ließ, um diese Aktion auszukosten. Noak entspannte sich merklich, wenn auch sein Gesicht immer noch einer Supernova ähnelte, und für einen Augenblick blitzte in seinen Augen wieder Widerspenstigkeit auf. Man musste kein Genie sein, um anzunehmen, dass er gerade rasch seine Chancen durchging, seine Peinigerin und Geschäftspartnerin anzugreifen und zu überwältigen. Diese reagierte, indem sie trocken mit dem Zeigefinger wackelte und dann in aller Seelenruhe von ihm herunter kletterte, wachsam und vorsichtig. Erst, als wieder etwas Abstand etabliert worden war und sie dem Imperialen deutlich gemacht hatte, dass so eine Aktion nichts an seiner Lage verändern würde, entspannte sich Etara demonstrativ wieder. Mumm hatte der Kleine, und er war weder dumm noch gebrochen. Bei ihm musste man auf der Hut sein, egal, wie niedlich seine geröteten Wangen auch sein mochten. Immerhin schien Noak nun erkannt zu haben, dass eine Rebellion wirklich keine gute Idee war, der Imp lächelte sogar, als er aufstand und die kleinen Freuden seiner neu gewonnenen Freiheit genoss, er bat um frisches Wasser und Bacta, damit er wieder etwas präsentabler aussah. Etara musterte den jungen Mann demonstrativ, strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und zuckte dann amüsiert mit den Schultern.


„Und dabei steht Dir unzivilisiert und verwegen so gut. Fehlt eigentlich nur noch eine Augenklappe und Du könntest glatt bei meiner Crew anheuern. Hm...greifen wir mal nicht vor. Sobald wir hier fertig sind, organisieren wir die Sachen, einverstanden? Hier könnte ich Dich höchstens mit Staub zu kleistern, und das hilft wohl nicht wirklich.“


Neugierig verfolgte Etara, wie Noak seine Verletzungen notdürftig versorgte und tatsächlich noch ein kleines Nikotinpflaster an seinen Arm klebte. Ha! Hatte sie es doch gewusst – sie erkannte einen Junkie, wenn sie einen vor sich hatte. Eine Information, die noch nützlich werden konnte, und deshalb vermerkt wurde. Für den Moment aber waren erst mal andere Dinge wichtig, Maalraas kehrte in Begleitung der eleganten, würdevollen Senatorin Stellar in den Raum zurück. Während sich Noak wieder in seiner Rolle als Rowan Karsteen begab und mit gebotener Förmlichkeit die Politikerin begrüßte, nutzte Maalraas die Gelegenheit, um an Etaras Seite zu treten und leise ein paar Worte mit ihr zu wechseln. Offenbar war er erfolgreich gewesen und hatte mit dieser Senatorin eine Übereinkunft abgeschlossen, sie würde mitspielen. Etaras weiße Zähne blitzten in einem zufriedenen Lächeln auf und sie klopfte Maalraas anerkennend auf die Schulter.


„Gute Arbeit. Wusste, dass Du es hinkriegst. Mehr brauch ich im Moment auch gar nicht, ich verlass mich drauf, dass Du die Sache weiter im Griff hast. Das Jungchen hat es übrigens faustdick hinter den Ohren. Ist ein verdeckter Agent des Imperiums, getarnt als Offizier von diesen Cygnus-Edelleuten. Er und die Senatorin kennen sich von irgendeiner Konferenz – könnte noch heikel werden. Hab ihn allerdings auch weich gekriegt, er spielt mit und stellt den Kontakt zu seinen Meistern her. Wenn alles klappt, helfen wir uns gegenseitig – jedenfalls vorerst. Mal sehen, wie lange das so bleibt...Halt Dich für den Fall der Fälle bereit, Maalraas.“


Die Chiss nahm noch einen letzten Zug von ihrer Zigarette, stieß sich dann von der Wand ab und kehrte zu den beiden Gefangenen zurück. Energisch klatschte sie in die Hände und alte Glasscherben knirschten unter ihren Schuhen, als sie die Anwesenden aus roten Augen musterte.


„So, dann wollen wir mal! Wir wissen alle, wie das Bantha läuft, also würde ich vorschlagen, dass wir uns in Bewegung setzen und dieses Dreckloch hinter uns lassen.“


Ohne groß auf eine Reaktion zu warten wirbelte die hübsche Kriminelle demonstrativ mit wehenden schwarzen Haaren herum und machte sich daran, das Gesagte in die Tat umzusetzen. Reichtum, Macht und Ruhm warteten auf sie, und solche Dinge warteten nicht ewig...


[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai | Stadtrand | in einem verlassenen Gebäude | Büro | Etara alias Lifera, Spectre alias Sinaesh, Noak, Maalraas, Jevan, Stellar
 
.::. Äußerer Rand .:. Cronese-Mandat .:. Argai-System .:. Argai .:. Stadtrand .:. in einem verlassenem Gebäude .:. abgeschotteter Balkon .:. Malraas und Stellar



Malraas gewährte der Senatorin gleich den ersten Bonus, den sie sich ja erhofft und um den sie gebeten hatte – den imperialen Gefangenen dieser Gruppe genauer unter die Lupe nehmen zu dürfen. Stellar geisterte es schon die ganze Zeit im Hinterkopf wer denn dieser junge Mann sein mochte, bei dem sie ein so vertrautes Gefühl hatte. Aber sie blickte voraus und war erfreut nicht mehr lange im Dunkeln tappen zu müssen. Allerdings war es auch eine gewisse Spannung für die Dame denn sie hatte niemanden auf dem Radar, der aus den Reihen der Imperialen stammte, so jung war und im Kontakt zur Senatorin von Leritor stand. Also war es nicht wahrscheinlich, dass sie ihn kannte und wenn sich herausstellen würde, dass sie den Mann doch kannte, oder kennen sollte, dann war es vermutlich an der Zeit sich darüber Sorgen zu machen, wie es denn um den Verstand von Stellar stand. Sie ging also auf Malraas Kommando voran wieder zurück in den abgenutzten und verlebten Raum und war irgendwie ganz froh, dass hier jeder angezogen war, niemand tot am Boden lag und jeder ohne Fesseln aufrecht stand. Sie musterte so das Gespann, dass die zwei jungen Leute da abgaben und verkniff sich ein Schmunzeln, dann spürte sie eine kräftige Hand – welche zu Malraas gehörte - auf ihrer Schulter, die ganz deutlich signalisierte, dass sie sich ruhig in den Raum begeben sollte. Also kam sie diesem Signal nach und betrat in aller Würde und Etikette den Raum. Sah sich zuallererst die Chiss etwas genauer an, ehe sie sich dem jungen imperialen Soldaten zuwandte. Oder war er doch ein Spion? Vielleicht ein Feldagent oder gar ein Schütze? Das spielte zur jetzigen Gegebenheit aber ohnehin keine Rolle. Sie wandte also ihren Blick von der Chiss ab und spendete ihre gesamte Aufmerksamkeit dem Imperialen. Es dauerte bis sie ihn zuordnen konnte – ein recht malträtiertes Gesicht war schlussendlich immer schwerer zu entschlüsseln. Aber spätestens als er Haltung einnahm und zu sprechen begann schoss es ihr wie eine Granate wer der Kerl da vor ihr war. Sie war schlussendlich mindestens die letzten zwei Standartmonate mit ihm und seinen Verbündeten quer durch die Galaxis gereist. Leitete die diplomatischen Verhandlungen und traf des Öfteren auf ihn, wenn sie wieder auf einem Planeten halt machten. Das alles wäre jetzt stimmig und rund und würde sie sicher freuen, wenn da nicht der Fakt bestehen würde, dass er ein Imperialer war. Und das machte sie vorerst stutzig. Dann aber wurde ihr Blick eisig und ihre Stimme um mindestens 10 Grade kühler.

„Captain Kasteen. Bedauern sie es doch nicht, sehen wir es als schicksalshafte Begegnung an“

Wollte sie nicht gleich das Fass aufmachen? Wahrscheinlich. Wollte sie, dass er sich eventuell in dummer Sicherheit wiegte? Auf jeden Fall! Sie war spielte schon zuvor ab und an mit dem Gedanken, dass die Cygnier nicht unbedingt das waren was man von außen beobachten konnte. Sie wusste nur nicht ganz auf was sie sich legen sollte, welche These es wohl geben würde für das Gefühl, das die Politikerin hatte. Aber es bestätigte sich nun einmal mehr, wie sehr man doch auf sein Bauchgefühl hören sollte und wie selten es einen täuschte. Sie ließ dem jungen Mann etwas Zeit, um zu antworten, um ein Gespräch zu beginnen – aber sie hörte ihm eigentlich nicht wirklich zu, viel interessanter wäre es zu hören, wie oder ob er eine Rechtfertigung parat hatte. Sie unterbrach ihn also bei einem seiner Sätze.

„Sagen Sie mir, wie würden Sie mir erklären, dass ein imperialer Soldat bei den Cygniern mitreist, den höflichen und freundlichen Kontakt mit einer republikanischen Senatorin aufrecht erhalten kann, ohne dabei den Drang zu verspüren sich zu übergeben und dann selbst nachdem so gut wie komplett die Maske gefallen zu versuchen den Schein zu wahren? Würden Sie mir das bitte erklären und danach Ihren tatsächlichen Namen nennen? Und vielleicht tun Sie gut daran den Akzent wegzulassen immerhin konnte ich ja schon hören, dass Sie perfekt Basic beherrschen“.


Es zeichnete sich ein schmales und vor allem kaltes Lächeln auf den Lippen der Senatorin ab. Diese Erklärung konnte sie gar nicht genug genießen. Aber es war ein eher abwertendes Genießen. Die Senatorin fühlte sich hintergangen, sie fühlte sich ausgenutzt und sie fühlte sich im Moment äußerst zornig. Das würde sie natürlich niemals zeigen denn die eisige Schale wurde nur selten durch äußerst starke Emotionen durchbrochen.

Nachdem der Imperiale seine Erklärung abgeben hat kam nichts weiter von ihr, sie ließ ihn im Regen stehen und ging äußerst nahe an ihm vorbei. Dabei streifte sie ihn mit etwas Druck an der Schulter. Ihr Ziel war es der Chiss auf den Fersen genau folgen zu können. Sie konnte sich jetzt nicht mit dem Mann da auseinandersetzen, dafür war das Thema etwas zu heikel und die anderen Anwesenden mussten davon ja nicht noch mehr Wind bekommen als sie ohnehin schon taten. Sie folgte also Etara, und versank zur Hälfte in Gedanken. Die andere Hälfte hatte ein Auge auf die Umgebung


.::. Äußerer Rand .:. Cronese-Mandat .:. Argai-System .:. Argai .:. Stadtrand .:. Büro .:. Etara, Malraas, Noak und Stellar
 
- Argai - Sah Gosta - Randviertel - Abgelegenes Bürogebäude - Maalraas, Etara

Etara zeigte sich zufrieden angesichts der Fortschritte, die Maalraas bei der Senatorin hatte machen können. In letzter Konsequenz war die aufgedrehte Chiss das mit Abstand ranghöchste Mitglied ihrer Operation und demnach hatte sich der Hybrid ihrem Urteil zu beugen, auch wenn es im Grunde genommen keinen vernünftigen Grund gab, seinen Plan auszuschlagen. Die Piratin sah es ohnehin genauso, womit sich das Thema schnell erledigt hatte. Mit der Zigarette zwischen den Zähnen neben Etara an der Mauer lehnend nickte er einige Male. Soso, ein imperialer Agent also. Deshalb hatte er die Gefahr in Form der Black Sun Leute nach ihrem Aufenthalt im Museum so schnell identifizieren und sich sogar halbwegs geschickt absetzen können. Der Mann war ein Imperialer, der seinen Patriotismus über ihren gemeinsamen Plan stellen würde, wenn es darauf ankommen sollte. Die Chiss sah es offenbar genauso.

"Die Senatorin meinte, dass sie ihn unterhalb dieser Leute auf Cygnus schon einmal gesehen hat. Wir haben uns gemeinsam überlegt, dass sie den Jungen unter die Lupe nehmen soll...und ich wiederum sie im Auge behalte, wie Du es bestimmt just in diesem Moment vorschlagen wolltest."

Der Gauner schmunzelte ob es zehrenden Tages angestrengt und folgte der Chiss, die sich energetisch von der Wand abstieß und schwungvoll zurück zu den Gefangenen und ihren anderen beiden Komplizen stieß. Maalraas beobachtete sie noch für eine Weile und wunderte sich, woher sie dieses unendlich wirkende Pensum an Energie nahm und ließ seinen Blick schnell wieder zur Senatorin und dem Agenten schweifen. Die Politikerin wirkte etwas außer Fassung und als Etara zum Aufbruch aufrief, merkte Maalraas, wie die ältere Frau etwas ruppig an den imperialen Jungchen vorbeilief. Mit einem heiseren Lachen schüttelte der Bandit bloß den Kopf und machte sich daran, seine sieben Sachen zu packen. Dabei näherte er sich schließlich dem Imperialen, der immer noch ziemlich lädiert aussah:

"Sieh zu, dass Du nicht mehr wie ein geprügelter Hund aussiehst, sobald es ans Eingemachte geht. Und nenn mich Maalraas, ...?"

Mit einer einladenden Handgeste erkundigte er sich noch nach dem Namen des Jungen. Dann gesellte sich der Hybrid noch eine Weile zu Captain Vassic, solange die anderen den raschen Aufbruch noch vorbereiteten.

"Wir sprechen hier von hunderten Millionen Credits, Mann. Wenn dieser Coup glattläuft, dann nehme ich mir eine Pause. Vielleicht gehe ich ja zurück nach Serenno und sehe in aller Seelenruhe zu, was sich machen lässt, um die Black Sun da auf Vordermann zu bringen."

Seinen Kopf langsam kreisen lassend, steckte er sich beiläufig eine weitere Zigarette an und warf dem gerade zu ihnen stoßenden Imperialen die Schachtel zu, in der nur noch eine Zigarette steckte. Vermutlich würden sie sich noch kurz absprechen und eine knappe Ansprache abhalten, ehe sie aufbrechen würden. Oder auch nicht, es lag ganz im Ermessen Etaras.


- Argai - Sah Gosta - Randviertel - Abgelegenes Bürogebäude - Maalraas, Etara, Jevan Vassic, Spectre, Noak, Stellar Demeter Kosh







 
[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai || Sah Gosta | Stadtrand | irgendwo | verwahrlostes Gebäude || Lieutenant Noak Fremyn, Senatorin Kosh, Etara und ihr Handlanger (Maalraas)]

Sowohl ihr musternder Blick als auch ihre ungeschönte Direktheit, ihn ohne jegliche Umschweife als Imperialen zu bezeichnen, ließ sein Herz auf der Stelle schneller schlagen. In den letzten zwei Monaten hatte er der neurepublikanischen Seite (mehr oder weniger) erfolgreich vorgespielt, dass er ein waschechter Cygier sei. Doch nun, nachdem er zufälligerweise gemeinsam mit dieser Politikerin die Fänge einer Gruppe raffgieriger Krimineller geraten ist, sollte diese überaus solide Tarnung mit einem Mal „verbrannt“ sein? Diar‘mon und Von Milaris werden mir den Kopf abreißen, sollte die Mission an dieser Stelle – allein wegen mir – scheitern!‘, schoss es ihm in diesem Augenblick durch den Kopf und mit einem Mal machte sich ein flaues Gefühl in seiner Magengegend breit. Dadurch fiel es ihm selbstredend nicht gerade leicht das „Pokerface“, das er seit ihrer Rückkehr aufgesetzt hatte, aufrecht zu erhalten. Noch bildeten sich keine (zusätzlichen) Schweißperlen auf der Stirn, die ihn verraten könnten. Doch das war bloß eine Frage der Zeit.

Ich kann natürlich nur raten, was für Lügen Ihnen dieser Kerl da erzählt hat“, entgegnete er mit halbwegs fester Stimme und deutete mit einen Kopfnicken auf Etaras Freund (Maalraas), „aber ich bin kein Imperialer. Das Cygnische Sternenimperium, meine Heimat, mag zwar ein enges Bündnis mit den Imperialen haben, aber es ist trotz allem ein souveränes Sternenreich!“ Mit einem finsteren Blick versuchte er die Senatorin von Leritor ein klein wenig einzuschüchtern. „Ich gehe deshalb davon aus, dass Ihr Geheimdienst Sie entsprechend unterrichtet hätten, wäre ich tatsächlich ein gebürtiger Imperialer, Madame. Und dann hätten wir mit Sicherheit weder bei Chalacta, noch bei Bimmissari oder Boonta irgendwelche Verhandlungen geführt, um meine Heimat sowie deren Nachbarn vor diesen dreisten Hutten zu schützen.“

Ein trotziges Funkeln lag in seinen braunen Augen – so beabsichtigte es Noak jedenfalls. Innerlich hoffte er, dass er mit dieser Offensive seine Gegenüber soweit „überrumpelt“ habe, dass sie für den Moment keine weiteren Nachfragen anstellen würde. Nachdem er sich der Chiss nur unter allerhand schmerzerfüllten Widerstand offenbart hatte, konnte (und wollte) er es der Politikerin nicht so leicht machen. Denn der Erfolg dieser Geheimmission entschied darüber, ob Cygnus militärisch aufrüsten und gegen die huttischen Clans ins Feld ziehen würde. Das Galaktische Imperium, dem das Treiben der Hutten zweifellos ein Dorn im Auge war, wollte sich bei dieser überaus delikaten Angelegenheit nämlich nicht selbst die Finger schmutzig machen. Beiläufig fuhr sich der junge Bakuraner mit der rechten Hand durch das pechschwarze, wirre Haar auf seinem Kopf.

Das Interesse meines Königs an einer Zusammenarbeit zwischen Ihrer Republik und meiner Heimat ist ernstgemeint“, fuhr Noak fort. „Und als Offizier der Cygnischen Flotte ist es unter anderem meine Aufgabe dieses Interesse zu wahren. Schon allein aus diesem Grund sehe ich von meiner Seite aus kein Problem. Darüber hinaus habe ich Sie in den letzten Monaten als eine kluge, tatkräftige Frau mit eigenen Standpunkten kennenlernen dürfen. Warum sollte ich also JETZT – unter diesen Umständen – nicht Seite an Seite mit Ihnen stehen?“ Für einen kurzen Moment sah er ihr tief in ihre blauen Augen. Dann sprang seine Aufmerksamkeit ganz kurz zu den beiden tuschelnden Kriminellen. Er senkte ebenso die Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern. „Sie sollten eher unseren neuen ‚Freunden‘ nicht über den Weg trauen… Denn die haben weder mit Entführung noch mit Mord ein Problem.“ Sein Herz klopfte noch einen Tick lauter. Immerhin spielte er hier ein überaus gefährliches Spiel. „Die Alièstra und ihre beiden Begleiter mögen auf den ersten Blick unscheinbar wirken, aber im Gegensatz zu denen kann ich Ihnen Immunität gewähren. Meine imperialen Verbündeten an Bord der Thor werden Ihnen kein Haar krümmen. Und sollten Sie meinen Leuten und mir helfen, haben Sie bei uns auf alle Fälle einen großen Gefallen gut; wenn nicht gar einen Wunsch frei. Das verspreche ich Ihnen!“

Sicherlich hätte der imperiale Offizier der neurepublikanischen Senatorin noch mehr Honig um den Mund schmieren können, aber ihre Unterhaltung wurde jäh unterbrochen als plötzlich der gehörnte Kriminelle (Jevan Vassic) gemeinsam mit der anderen Chiss Sinaesh (Spectre) eintraten. Offenbar hatte Etara ihren Handlangern nicht nur seinen Namen via Textnachricht mitgeteilt, sondern auch ihnen das Zeichen zum Aufbrechen gegeben. Da keiner von ihnen eine Blasterpistole in der Hand hielt, schien „Tod“ – jedenfalls für den Moment – kein Thema mehr zu sein. Innerlich atmete Noak bei dieser Erkenntnis erleichtert auf. Richtig „sicher“ würde er sich zwar erst dann fühlen, wenn er mit seinen Leuten wiedervereint war. Doch diese kleine Verbesserung war immerhin schon mal ein Anfang. Selbstbewusst wie eh und je gab die Chiss kurz darauf den „Befehl“ zum Aufbrechen.

Just in diesem Moment schien die Senatorin keinerlei Interesse mehr an einem Gespräch mit ihm zu haben. Sie rempelte sogar absichtlich gegen seine Schulter – ganz zur Belustigung des drahtigen, hellhäutigen Kerls. Obwohl Noak in der letzten Stunde überaus diplomatisch gewesen war, warf er ihr nun einen eisigen Blick nach. Unwillkürlich kam ihm auf einmal ein Ausspruch in den Sinn, den der KOMENOR-Beauftragter seiner High School in Gresco City in fast jeder Unterrichtsstunde gesagt hatte: „Egal wie zivilisiert sie letztendlich auch auftreten mögen, Kinder, ein Rebell bleibt immer ein Rebell. Sie wollen die Galaxie ins Chaos stürzen; wir hingegen wollen die Ordnung und die Sicherheit bewahren“. Ein unhöflicher Fluch lag ihm auf der Zunge. Doch bevor er ihn in seinen nicht vorhandenen Bart murmeln konnte, sprach ihn mit einem Mal Etaras Freund ungehobelt von der Seite an und stellte sich als Maalraas vor. Der Imperiale musterte den Kriminellen.


Rowan Karsteen, entgegnete der Imperiale kühl. „Und mach’ dir bloß keine Sorgen. Mit dir und deinen Freunden kann ich noch ganz gut mithalten.“

Dessen breites Grinsen ignorierte er und setzte sich stattdessen ebenso in Bewegung. Weil sich die beiden Männer offensichtlich nicht besonders viel zu erzählen hatten, gesellte sich der Kriminelle kurz darauf auch lieber zu seinem gehörten Kumpel. Somit hatte Noak in diesem Moment nur noch Sinaesh, die auf alle Fälle eine Blasterpistole am Leib trug, im Rücken. Demzufolge brauchte er in diesem Moment gar nicht an Flucht denken. Stattdessen warf er sich die Jacke über, machte sie mit dem entsprechenden Reißverschluss zu und aktivierte die in den Stoff eingearbeiteten Wärmezellen als sie das heruntergekommene Gebäude verließen. Denn während auf Argai am Tage – unter dem am wolkenlosen Himmel stehenden Stern – heiße Temperaturen herrschten, waren die Nächte stets aus dem selben Grund klirrend kalt. Aus einer Jackentasche fischte der Bakuraner das transportable, handliche Atemgerät, nachdem er ein paar Luftzüge genommen und diese in seiner Lunge gebrannt hatten. Der Speeder, mit dem die Kriminellen die Senatorin und ihn hierher gebracht hatten, stand schon zum Einsteigen bereit. Bevor er auf der Rückbank – neben der Politikerin – Platz nahm, ließ er seinen Blick noch einmal kurz schweifen. Irgendwie erinnerte ihn dieser ärmliche Außenbezirk an „sein“ Viertel in Gresco City. Ein Seufzen aus Heimweh kam ihm unwillkürlich über die Lippen.

***

Der bullige Transport-Gleiter mit der großzügigen Ladefläche, die durch eine unscheinbare Plane abgedeckt war, kam (nach Noaks Dafürhalten) ein bisschen zu unsanft zum Stehen. Ein letztes Mal heulte der ansonsten monoton brummende Motor auf als sich die Repulsoren synchron abschalteten und das Ding knirschend auf dem asphaltierten Boden aufsetzte. Sie hatten ihr Ziel erreicht! Sollte ihr für diese Nacht geplantes Vorhaben wirklich klappen, waren sie der vor Jahrtausenden verloren gegangenen Schatzbarke „Pourriture“ einen riesigen Schritt näher. Denn sofern sich die erhofften Navigations- und Sensordaten tatsächlich auf der vor mehreren Monaten geborgenen Blackbox befanden, konnten sie anhand der alten Sternenkarten nicht nur den damaligen Kurs des gesamten Konvois rekonstruieren, sondern auch das Gebiet, in dem sich das Schiff aller Wahrscheinlichkeit nach befinden musste, eingrenzen. Ihre Tage auf Argai waren somit gezählt!

Mit Mühe und Not ignorierte Noak das mulmige Gefühl in der Magengegend, das schon fast den ganzen Tag in seinen Eingeweiden rumorte. Denn nachdem sein letzter geheimdienstlicher Ausflug“ mehrere Konsequenzen nach sich gezogen hatte, war er bei Weitem nicht mehr so erpicht auf diesen Einsatz wie noch beim Aufbruch im Cygnus-System. Schließlich hatte sein unüberlegter Alleingang im Endeffekt dazu geführt, dass ihre eigene Scharfschützin, Sergeant Lucy Dent, seit einigen Tagen spurlos verschwunden war, weil sie ihn gesucht hatte und dabei wahrscheinlich von dem Sandsturm überrascht worden war, sie in der Tat einen Deal mit den Kriminellen und der Senatorin von Leritor geschlossen hatten und die Politikerin seitdem offiziell als „Verschwunden“ galt. Ihr Verschwinden hatte wiederum den tionesischen Thronfolger zu einem kurzfristigen Ändern der Pläne veranlasst, wodurch das Treffen mit der cygnischen Delegation auf Argai ausfiel, und in diesem System hatte man die Präsenz der planetaren Sicherheitskräfte erhöht. Da man darüber hinaus nicht ausschließen konnte, dass imperiale Kräfte involviert waren, hatte man die Alièstra sowie deren Begleiter – darunter selbstredend auch die imperiale Korvette Thor – (höflich, aber bestimmt) aufgefordert das neurepublikanische Territorium zu verlassen. In diesem Fall hatte nicht einmal der öffentliche Protest des auf Mon Calamari befindlichen cygnischen Botschafters, Marquis de Voddher, hatte die offiziellen Stellen umstimmen können.

Seit der „Veteran“, der ranghöchste imperiale Geheimdienstler im ganzen Tion-Sektor, die falschen Cygnier, die demzufolge auf Argai gestrandet waren, über all diese Entwicklungen informiert hatte, war Brennan Diar’mon unter vier Augen noch eisiger zu Noak gewesen. Denn sein Fehltritt hatte eine Kaskade ausgelöst an deren Ende die Kriminellen rund um Etara die Imperialen noch mehr in ihren Händen hatten. Es lag nun vor allem an der wankelmütigen Chiss sowie deren Handlangern, ob sie erfolgreich nach Cygnus zurückkehren würden. Bei diesem Gedanken verzog der Bakuraner säuerlich das nicht mehr ganz so lädierte Gesicht. Statt dem fahlen Geheimdienst zu zeigen, dass er bei dieser Mission mehr als nettes Beiwerk zur Ablenkung war, hatte er die Voraussetzungen für den Erfolg unwissentlich sabotiert. Wie sollte er diesen Fehler nur bereinigen? Über diese Frage hatte er sich in den letzten drei, vier Tagen mehrfach den Kopf zerbrochen. Eine für ihn recht befriedigende Antwort hatte er dabei jedoch nicht gefunden.


Sind alle bereit?“, fragte Noak mit ernster Stimme in die Runde. „Und wissen wirklich alle, was sie zu tun haben?“

In einem Punkt schien sich Diar’mon durchgesetzt zu haben. Als man nämlich in der Vorbereitung auf den nun beginnenden Einbruch zum Thema „Wer geht überhaupt rein?“ gekommen war, hatte er Etaras Leute – sowie Noak und die Senatorin – dafür verpflichten können. Sollte an diesem Abend in der Forschungseinrichtung also irgendeine konsequenzenreiche Kleinigkeit schief gehen, würde es vorwiegend die zwielichtigen „Auftragnehmer“ treffen. „Für die großzügige Gewinnbeteiligung, die euch geboten wird, müsst ihr halt auch ein entsprechendes Risiko in Kauf nehmen“ – hatte der imperiale Geheimdienstler kaltschnäuzig argumentiert. Und da Noak derzeit nicht gerade in dessen Gunst stand, hatte ihn gleich mit geopfert. Da sich sowohl die Verbrecher als auch die Politikerin als ziemlich aufmerksame Beobachter herausgestellt hatten – und er ihnen mit Sicherheit keine weitere „Munition“ liefern wollte –, hatte er sich diesem „Vorschlag“ ohne Murren gebeugt.

War das vielleicht ein Fehler gewesen?‘, fragte er sich nun resignierend und überprüfte dann noch einmal schnell die Energiezelle seiner Blasterpistole. Normalerweise war er den Umgang mit einem Merr-Sonn Vierundvierziger gewohnt. Damit hatte er nicht nur bei der Grundausbildung mehrfach das Schießen geübt, sondern als Waffen- und Feuerleitoffizier auch an Bord der Schiffe, auf denen er bislang eingesetzt war. Selbst als „Rowan Karsteen“ hatte er diese gewöhnliche Handfeuerwaffe in einem Halfter an dem Gürtel seiner Dienstuniform getragen. Doch um mögliche Ermittler nicht auf eine imperiale Beteiligung zu lenken, hatte er dieses Mal selbstredend zu einem anderen Modell greifen müssen. In der recht umfangreichen Waffenkammer, die der imperiale Unterschlupf besaß, hatte er sich aus diesem Grund für einen A-Einhundertachtzig entschieden. Vor Jahren, als die Neue Republik noch eine Rebellenallianz gewesen war, waren solche Blaster überaus beliebt in deren Reihen gewesen.


Sobald sich Sinaesh mit ihrem Scharfschützengewehr in Stellung gebracht hat und meine Leute für den nötigen Stromausfall gesorgt haben, gehen wir – wie besprochen – rein“, sagte er und ließ seinen Blick langsam von Etara zu Maalraas zu Senatorin Kosh und den fahlen, von Arkadia stammenden Hacker Spike wandern. Obwohl er innerlich ziemlich aufgewühlt war, klang seine Stimme ruhig und abgeklärt. In den letzten Jahren hatte er in diversen Feuergefechten genug Erfahrung sammeln können, um sich weitestgehend unter Kontrolle zu haben. „Haltet eure Blaster bereit, aber schießt nur, wenn es wirklich notwendig ist. Je weniger Blut wir hier hinterlassen, desto besser.“

Dann hörte er plötzlich ein Klacken in seinem Ohr. ‚Das vereinbarte Zeichen!‘ Mit ernster Miene nickte er noch einmal seinen Begleitern zu, straffte dann seine pechschwarze Kleidung, zog sich die anonymisierende Maske vors Gesicht und kletterte leichtfüßig von der Ladefläche herunter. Obwohl am Himmel – zwischen den unzähligen Sternen – ein paar Satelliten willkürlich funkelten, sprintete er im Schutz der Dunkelheit auf den energetischen Zaun zu. Der herbeigeführte Stromausfall hatte das Hindernis vorerst verschwinden lassen, aber der in dem Gebäude befindliche Notstromgenerator dürfte in wenigen Sekunden anspringen. Etara, die meinte die Führung inne zu haben, schloss ohne jegliche Probleme zu zeigen zu ihm, warf ihm einen kurzen Blick zu und setzte dann mit einem Mal zu einem zügigen Sprint an. Noak, der in den letzten Tagen eine oberflächliche Bacta-Behandlung gegen die erlittenen Blessuren erhalten hatte, setzte ihr mit grimmiger Miene nach, wenngleich er auf der Stelle mit stechenden Schmerzen im Oberkörper bestraft wurde.

Dann zeig’ mal deine ‚überragenden‘ Fähigkeiten im Schlösserknacken, Schätzchen“, wisperte er der blauhäutigen Verbrecherin zu, nachdem er sich neben ihr an die raue Wand gepresst hatte. Für einen kurzen Moment grinste er unter der Maske schief. „Oder sollen wir lieber mit ein bisschen Plastiksprengstoff anklopfen?“ Währenddessen gesellten sich Maalraas, Senatorin Kosh und der Hacker zu ihnen. Zischend erwachte der Energiezaun zu neuem Leben. „Jetzt gibt es für uns nur noch einen Weg – hinein.“, brummte er in Richtung der anderen und nahm seine Blasterpistole in den Anschlag. Zwei, drei ruhige Atemzüge reichten aus, um seinen hohen Puls ein kleines Bisschen zu besänftigen.

[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai || Sah Gosta | Stadtrand | Forschungseinrichtung für archaische Technologie || Außengelände || Lieutenant Noak Fremyn, Senatorin Kosh, Etara, Maalraas und Spike]
 
[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai | Sah Gosta | Stadtrand |Forschungseinrichtung für archaische Technologie | Außengelände | Etara, Spectre, Noak, Maalraas, Jevan, Stellar, Spike

Endlich ging es ans Eingemachte, die Zeit der Vorbereitungen, des Redens und des Abwägens war vorbei – jetzt war der Moment für Taten gekommen, und Etara fühlte eine beinah schon fiebrige Energie, ihr Körper kribbelte wohlig angesichts der Aussicht auf Herausforderungen, Nervenkitzel und Gefahr. Die hübsche Chiss war nicht unbedingt eine Freundin davon, sich Etikette anhängen zu lassen, aber die Bezeichnung als „Adrenalinjunkie“ fand sie durchaus passend. So viele Lebewesen verbrachten ihre begrenzte Zeit und Mittel damit, ein furchtbar langweiliges, ödes Dasein zu fristen, immer den Kopf gesenkt, immer brav den Regeln folgend. Aber nicht sie. Bei aller Vorfreude und Zufriedenheit hatte die rotäugige Kriminelle allerdings nicht vor, alle Vernunft in den Wind zu schlagen. Risikobereitschaft war das eine, Dummheit und Schlampigkeit jedoch etwas ganz anderes. Entsprechend aufmerksam und konzentriert hatte sie die Ereignisse verfolgt, die bis zu diesem Punkt geführt hatten, und versucht, sich kein Detail entgehen zu lassen. Das Verhältnis zwischen diesem niedlichen Imperialen Noak und der kühlen Senatorin Stellar war einer dieser Punkte, Etara hatte den Eindruck, dass die Politikerin mehr wusste, als sie zugab, die ältere Menschenfrau war jedenfalls nicht zu unterschätzen. Das galt allerdings auch für den Imp, trotz aller Drohungen und Schmerzen, von denen der Verband auf seiner malträtierten Nase immer noch Zeugnis ablegte, war er nicht eingeknickt, sondern hatte versucht, das Beste für sich und seine Leute zu erreichen. Eine bewundernswerte, aber auch gefährliche Eigenschaft, man musste ihn im Auge behalten. Eigentlich galt das für jeden in Etaras „Team“, für den einen mehr, für den anderen weniger. Je nachdem, wie sich der Pakt mit den Imperialen entwickeln würde, konnte es auch in den eigenen Reihen noch sehr, sehr spannend werden. Auch wenn sich die Imps momentan in einer geschwächten Position befanden, waren die Verhandlungen mit ihnen dennoch knallhart gewesen und trotz eines gewissen Zähneknirschens war man schlussendlich zu dem Kompromiss gelangt, dass die Black Sun die Hauptlast für die nächste Phase schultern würde, den Einbruch in der hiesigen Forschungseinrichtung für archaische Technologie, in der Hoffnung, dort eine Blackbox mit brisanten Daten zu erbeuten. Daten, die die Suche nach Xims Schatzflotte drastisch verkürzen würden...aber einen Schritt nach dem anderen. Erst mal mussten sie an das Ding ran kommen, und offenbar war der IGD der Ansicht, dass Noak dabei als Helfer und Aufpasser zu fungieren hatte. Vielleicht war es auch eine Strafe für den Lieutenant, das Imperium war nicht gerade für seinen großzügigen Umgang mit Scheitern bekannt – ob dieses Scheitern nun real war oder bloß eingebildet. Ein wenig tat ihr der appetitliche dunkelhaarige Mann schon leid, aber die Bitterkeit darüber machte ihn möglicherweise auch empfänglicher für gewisse Avancen der Black Sun. Etara schmunzelte in sich hinein, rief sich dann aber zur Ordnung. Ein Schritt nach dem anderen.

Es war soweit. Routiniert lenkte Etara den für den Einbruch eingesetzten Transport-Gleiter die letzten Meter bis zu ihrem Ziel, genoss dabei das tiefe Brummen der Motoren und brachte das Gefährt dann schließlich in angemessenem Abstand zur Anlage zum Halt – nah genug für eine rasche Flucht, weit genug weg, damit das Fahrzeug nicht weiter auffiel. Geschickt kletterte die schlanke Chiss nach hinten zur Ladefläche, wo sie bereits von mehreren ebenfalls in praktische schwarze Kleidung gehüllten und teils bereits maskierten Gestalten erwartet wurde. Alle sahen angemessen professionell aus und Etara streckte sich ein wenig und ließ den Nacken knacken, als sie sich setzte, ihr schwarzes Haar war zu einem praktischen Pferdeschwanz gebändigt worden, an ihren Hüften hingen gut verstaut zwei kompakte Blasterpistolen, Blurrg-1120er – solide und zuverlässig. Im Idealfall würden diese höchstens im Betäubungsmodus zum Einsatz kommen, aber sicher war nun mal sicher, und in einer kleinen Tasche trug die Chiss noch einige weitere nützliche Werkzeuge bei sich, die ihnen den Job hoffentlich erleichtern würden. Etara rieb sich kurz die Hände und hörte dann konzentriert zu, als Noak das Wort ergriff. Seine Frage honorierte die blauhäutige Kriminelle mit einem knappen, energischen Nicken, mental ging sie ebenfalls noch mal den Plan durch, den der Imperiale erläuterte. Spectre würde als Auge und wenn nötig Finger am Abzug ihres Scharfschützengewehrs dienen, sie war für die Rückendeckung zuständig. Der IGD würde für einen kurzen, aber heftigen Stromausfall sorgen und so für einige wertvolle Sekunden den Sicherheitszaun passierbar machen. Kein großes Fenster, bis die Generatoren ansprangen, aber es sollte genügen und harmlos genug wirken, damit niemand mehr als einen bloße Fehlfunktion vermuten würde. Dann durch eine der Türen rein ins Gebäude, die Blackbox ausfindig machen und diesen blassen, weißhaarigen Slicer namens Spike beschützen, den der IGD abkommandiert hatte. Danach ging es schleunigst raus – im Idealfall ohne Feuergefecht und Blutvergießen, wie Noak noch einmal betonte. Etara schenkte ihm als Reaktion ein sehr weißes Lächeln, signalisierte aber mit einem Daumen nach oben in die Runde, dass sie einverstanden war. Rumballern hatte seinen Reiz, aber hier war weder nötig noch sonderlich spaßig. Etara holte noch einmal tief Luft, klopfte sich auf die Brust und die Wangen und zog dann ihre Maske übers Gesicht – es dauerte nicht lange, bis das Signal in Form eines einzelnen Knackens über Kom erklang. Etara schwang sich aus dem Gleiter, landete geschickt wie ein junges Nexu und eilte geduckt durch die Dunkelheit, zunächst einige Schritte hinter Noak, dann überholte sie den Imperialen, begleitet von einer neckischen Handgeste, die nahelegte, dass er einen Zahn zulegen sollte. Etara erreichte als Erste die Wand, drückte sich dagegen und riskierte einen kurzen Blick, bevor sie die Gelegenheit nutzte, um Luft zu holen. Ihr Atem ging ruhig und ihr Herz schlug nur etwas schneller, aber sie spürte schon das wohlige Rauschen von Adrenalin in ihren Ohren, alles um herum schien intensiver zu sein, klarer, heller. Ohne Schwierigkeiten überwand auch der Rest des Teams den Zaun, gerade noch rechtzeitig, bevor dieser surrend wieder seine Funktion aufnahm. Etara warf einen kurzen Blick auf ihr Chrono und nickte zufrieden - so weit, so gut.

Offenbar weckte diese Situation bei Noak eine sarkastische Ader, trocken bat der Imperiale um eine Vorführung ihrer beeindruckenden Talente im Knacken von Schlössern und brachte auch den Plastiksprengstoff ins Spiel, den sie bei sich trugen. Etara legte den Kopf ein wenig schief, sie konnte schwören, dass der junge Mann unter seiner Maske bei diesen Worten gegrinst hatte, und so lächelte sie so unschuldig es ihr möglich war zurück, legte einen Finger an seine Lippen und griff mit der freien Hand nach ihren Werkzeugen.


„Drum führe mich nicht in Versuchung, Kleiner. Und nun: Sieh zu und staune.“


Die flinke Verbrecherin ließ ihren selbstbewussten Worten auch prompt Taten folgen, Etara ging in die Hocke und untersuchte zunächst optisch und vorsichtig mit den Händen das Schloss an der Tür, zu der sie sich vorgearbeitet hatte. Die Mechanik war Standard, aber nicht von schlechten Eltern, die Verarbeitung sauber, für einen Laien waren Schwachstellen auf den ersten oder zweiten Blick nicht wirklich zu erkennen. Glücklicherweise war Etara als Kind des Schmugglermonds alles andere als unerfahren auf diesem Gebiet. Es kursierte der Witz, dass man dort erst lernte, wie man ein Schloss knackte, und erst danach, wie man eine Tür normal öffnete – und ähnliche Frotzeleien machten auch über das Knacken und Stehlen von Gleitern die Runde. Da steckte durchaus Wahrheit dahinter, in Etaras Augen hinkte emand, der mit zwölf nicht wusste, wie man eine Sicherheitsmechanik überwand oder ein Fahrzeug kurzschloss, ganz schön hinterher. Entsprechend konzentriert und routiniert machte sich die Chiss ans Werk, sie lauschte noch einmal kurz, dann begann sie, sich mit ihren Werkzeugen am Schloss zu schaffen zu machen. Ein Knacken, ein Klicken, eine kurze Pause, ein wenig nachjustieren...und fertig! Zufrieden lächelte Etara, prüfte, ob sich die Tür tatsächlich bewegen, dann verstaute sie ihre Werkzeuge und richtete sich auf.


„Wie alles: Eine Frage des Fingerspitzengefühls.“


Hauchte Etara an niemanden im Besonderen adressiert, wenn auch ein wenig mehrdeutig, dann zog sie eine ihrer Blasterpistole, wählte den Betäubungsmodus aus, indem sie einen Schalter umlegte, und schlich gemeinsam mit den anderen langsam in das Gebäude hinein. Die Beleuchtung war eher spärlich und es war ruhig – so ruhig, dass sich der eigene Atem unangenehm laut anhörte, auch wenn er es gar nicht war. Leichtfüßig setzte Etara einen Fuß vor den anderen und lauschte, ein Nicken und ein Daumen nach oben signalisierten, dass zumindest hier die Luft rein war. Ob das so bleiben würde, wenn sie sich tiefer in die Forschungseinrichtung wagten, stand allerdings auf einem ganz anderen Blatt...


[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai | Sah Gosta | Stadtrand |Forschungseinrichtung für archaische Technologie | Eingangsbereich | Etara, Spectre, Noak, Maalraas, Jevan, Stellar, Spike
 
.::. Äußerer Rand .:. Cronese-Mandat .:. Argai-System .:. Sah Gosta .:. Stadtrand .:. Forschungseinrichtung für archaische Technologie .:. Außengelände .:. Etara, Spectre, Noak, Maalraas, Jevan, Spike und Stellar .::.

Die Tage in der geheimen Basis vergingen an und für sich relativ schnell, es war eine ruhige aber dennoch merkwürdige Atmosphäre die sich hier wahrnehmen ließ. Während sich Stellar mit den netten Damen des Teams ein Zimmer teilen durfte, ging sie dem sogenannten Rowan Kasteen aus dem Weg. Es war doch offensichtlich dass da etwas nicht ganz so stimmen konnte wie er es der Senatorin weiß machen wollte. Aber fürs erste musste sie wohl ihren Zorn und Missmut beiseite schieben denn man konnte eine Mission nur erfolgreich bestehen wenn alle miteinander, und damit wurden auch wirklich alle gemeint, zusammenarbeiten würden. Dies musste nicht unbedingt bedeuten dass man sich mögen oder vertrauen sollte, aber man musste eben die persönlichen Diskrepanzen außen vor lassen. Dafür wäre außerdem danach noch immer Zeit denn die Verbündetensuche der Cygnier wird wohl weitergehen wenn die Senatorin wieder auftaucht.
Als verschollen zu gelten war nicht unbedingt etwas auf das Stellar heiß war, aber unter den Umständen die sich hier boten das einzig Mögliche das sie verschont nach Hause kehren lässt.

Sie verbrachte also die Tage damit sich Kleidung zuzulegen welche den Umständen entsprechend besser geeignet war als eine lange Seidenrobe. Statt eben dieser trug die Senatorin für die anstehende Mission einen schwarzen Catsuite, dazupassende Handschuhe und Stiefel, und einen Poncho welcher allerdings nach vornehin offen war. Sie konnte sich sogar soweit gutstellen bei den Anwesenden, dass sie sich eine Waffe aussuchen durfte. Zuerst fiel ihr Auge auf einen einfachen Weitstreckenblaster, dann allerdings sah sie etwas das ihr wohl bekannt war und was sie unbedingt haben wollte, ein Vibroschwert. Sie war eine Meisterin im Umgang mit dem Schwert, es war eine Art Tradition dass das Militär von Leritor den Umgang mit dem Schwert lernten und da Stellar unter anderem in diesem diente - natürlich war es auch rein Formalität dass höherstehende auf Leritor eine Art "Höflichkeitsdienst" ahbleisten konnten - aber Stellar hat es im Gegenteil zu vielen ihrer Kollegen genossen.

Sie wählte also schlussendlich einen S-Multifunktionsblaster und das Vibroschwert und war mit ihrer Auswahl mehr als zufrieden - im besten Falle würde sie nichts von beidem gebrauchen und sie war mehr als erpicht darauf nicht unbedingt über Leichen gehen zu müssen - wahrscheinlich ganz im Gegenteil zu der Chiss und dem unbeschreiblich bepackten Hybriden die es wohl kaum erwarten konnten jemandem ein Loch ins Hirn zu blasen. Aber vielleicht irrte sich die Senatorin auch und sie waren bei wichtigen Aufgaben viel gemäßigter? Wie auch immer, die Zeit würde weisen und zeigen wie sich das Team hier anstellen würde - und ob sie positiv oder negativ aus dieser Mission hervorgehen würden.

Ausgemacht wurde dass die BalckSun bei einem Scheitern das Minus auf ihr Konto nehmen würden - was der Senatorin nicht verständlich war ist warum die Verbündeten von Noak auch diesen ins Feld schicken - Stellar war zwar nicht von ihrem Standpunkt gewichen dass sie hier mit Sicherheit mit Imperialen zusammenarbeitet - allerdings musste sie sich vorerst zurücknehmen denn es war genauso wichtig für die Senatorin dass hier ein Erfolg erzielt wurde.

*******************
***************
**********
*****
Es war soweit, das Team bestehend aus Rowan, Etara, Maalraas, Spike, und Stellar war bereit sich der Mission anzunehmen und als Rowan und Etara voraneilten, wartete Stellar darauf dass sich Maalraas und Spike ebenso in Bewegung setzten. Eine Maske und eine schmale schwarze Sonnenbrille bekleideten das Gesicht der Senatorin, die Haare waren zu einem Zopf gebunden und der Catsuite zeichnete die von Natur aus drahtige Frau. Man könnte behaupten sie wäre jemand völlig anderes, keine Roben mehr und kein affektiertes Gehabe. Sie mochte zwar eine Senatorin aus gutem und hohem Hause sein - aber sie war genauso eine Soldatin und sie würde hier ihr allerbestes geben. Sie folgte also nun der Gruppe und beobachtete Noak sowie Etara welche sich an einem Schloss versuchte.

Jetzt konnte sich diese Gruppe ins innere des Gebäudes bewegen - dies geschah auf leisen und vorsichtigen Sohlen - die Senatorin hat ihren Blaster auf Betäubung gestellt und schritt muckmäuschen still hinter Rowan und Etara, jederzeit bereit zu schießen - ob es so ruhig bleiben würde wie es im Moment war ... das hoffte die Senatorin welche sich sehr wohl auch Gedanken darüber machte dass sie unter allen Umständen als anonym gelten musste...


.::. Äußerer Rand .:. Cronese-Mandat .:. Argai-System .:. Argai .:. Sah Gosta .:. Stadtrand .:. Forschungseinrichtung für archaische Technologie .:. Eingangsbereich .:. Etara, Spectre, Noak, Maalraas, Jevan, Stellar, Spike .::.
 

[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai | Sah Gosta | Stadtrand | Büro | Dach | Spectre



Spectre hatte die ganzen Verhandlungen Maalraas und Etara überlassen und die Augen auf die Straße gerichtet. Senatorin der Republik. Verdammt. Warum musste es solche Komplikationen geben. Die Scharfschützin rechnete jeden Moment mit einem bewaffneten Rettungstrupp. Die Stunden vergingen und schließlich kontaktierte die Schmugglerin Sie mit den sinngemäßen Worten: Alles ok, komm wieder rein.


Spectre war mehr als perplex, als sich die so verzwickte Situation als einfach herausstellte. Wie auch immer hatte Etara es geschafft die beiden zur Mitarbeit zu überreden. Sogar die richtigen Namen hatte Sie ausgeplaudert. Das Noak Imperialer war hätte die ehemalige Agentin des IGD vorsichtig werden lassen, aber Ihre Freundin hatte auch Ihren Namen, Spectre, herausgeplaudert. Hoffentlich ging das gut. Zumindest musste Sie dafür sorgen, dass Ihre Nightstinger diesem Noak nicht unter die Augen kam.

Die charmante Nachfrage zu Ihrem Namen quittierte Sie mit einem eisigen Blick.


…..


Noch bevor Etara mit den anderen am Ziel ankam, hatte sich Spectre bereits eine gute Position gesucht und den Aufgang mit einem Sensor gesichert. Das Flachdach eines nahegelegenen Wohnhauses bot die optimale Lage, um das Gelände der Einrichtung zu beobachten. Leider war es Ihr nicht möglich mit hineinzugehen, aber die Sicherung des Einbruchs war zu wichtig, um die irgendwelchen Handlangern zu überlassen.


Als die Gruppe vorfuhr, hatte sich die Ex-IGD-Agentin bereits einen Überblick über die Wachen und deren Bewegungsabläufe geschaffen. Kurz nachdem der Eingang ohne Sichtkontakt war, betätigte sie den Kontakt des Funks für das vereinbarte Signal.

Sofort machte sich Etara ans Werk und die illustre Runde aus verschiedensten Lagern machte sich daran einzusteigen.

Kurz dachte die Chiss darüber nach, einen Funkspruch hinterher zu schicken, entschied sich aber gegen dieses nicht sehr professionelle Gehabe. Aber es würde niemand ohne Etara diese Gebäude verlassen…



[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai | Sah Gosta | Stadtrand | Forschungseinrichtung für archaische Technologie | auf einem Dach | Spectre
 
- Argai - Sah Gosta - Stadtrand - Forschungseinrichtung für Technologie - Maalraas, Etara, Jevan Vassic, Spectre, Noak, Stellar Demeter Kosh, imperiale Verstärkung

Mit einem festen Ruck kam der Großraumtransporter zum Stehen und als einer der Ersten stieg Maalraas durch die mechanischen Schwebetüren auf den festen Grund unter ihnen. Jenen Grund, auf dem sich das Ziel ihres anstehenden Coups befand. Für diesen hatte sich der Bandit einer Bandbreite verschiedener praktischer Dinge aus dem Besitz ihrer imperialen "Verbündeten" bedienen können und sich letztlich für eine leichte republikanischen SpecForces Rüstung der Phase I. entschieden, jedoch auf den Helm verzichtet und stattdessen einen urbanfarben getarnten Schlauchschal zur Anonymisierung um den Hals gelegt, sowie eine simple schwarze Schirmmütze aufgesetzt. Ansonsten bestand seine Waffen- und Ausrüstungswahl wie gewohnt aus den beiden Westarmodellen, einzig und allein ein verschlüsseltes Comlink und einen Vibrodolch mit geladenem Schlagknauf hatte er aus dem Spec-Force Arsenal mitgenommen. Es war jedoch eine mit verschiedenen technischen Spielereien versehene und mit grünem Glas getönte Brille, die jedoch aus seiner Sicht das Schmuckstück seiner Ausrüstung darstellte. Mit dieser war er im Stande, sowohl auf Nacht- als auch Wärmesicht zuzugreifen, neben einem integrierten Visier für Schusswaffen und diversen anderen HUD-Informationen. Ein wahrhaftiges Schmuckstück, das er vermutlich behalten würde im Gegensatz zum Rest des 'geliehenen' Equipments, das nach der Operation vermutlich in aller Gründlichkeit entsorgt werden würde.
Mit einem in sich ruhenden Puls folgte der Hybrid den anderen im Laufschritt, denn von allen Verrücktheiten, die er in seinem Leben betrieben hatte, war dieser Überfall geradezu professionell und sicher. Die letzten Tage hatten aus tiefgehenden und vielversprechenden Planungen bestanden: sie hatten nicht nur einen bombensicheren Plan, sondern auch diverse andere Ausweichpläne zur Option. Mit der Deckung durch das Imperium, eine Zusammenarbeit die dem Bandit durchaus noch etwas Unbehagen bereitete, war zudem kaum etwas durch den argaischen Sicherheitsapparat zu befürchten. Alles, was jetzt schließlich noch zählte, war die ebenfalls genau kalkulierte Minutenzahl, in der es sich anzustrengen und an den Plan zu halten galt.
Während sie sich dem umzäunten Forschungsareal näherten, erkannte Maalraas die Senatorin neben sich, die sich für diesen Anlass besonders in Schale geworfen hat. Der Anblick war befremdlich, um es vorsichtig zu formulieren und Maalraas hatte Mühe, nicht lachen zu müssen. Was er hingegen respektierte, war der Mumm und der Schneid der Frau, die wohl unter den republikanischen Politikern eine Ausnahme darstellte. Er wusste nun, dass sie für bestimmte ernstgemeinte Ideale kämpfte und die Arbeit nicht nur an andere delegierte, sondern auch dazu bereit war, sich selbst die Hände schmutzig zu machen und in jene Welten abzutauchen, in denen er wandelte.

Gemäß dem Signal von dem Imperialen, dessen echten Namen er Maalraas aus welchen Gründen auch immer nach wie vor vorenthielt - diesem war es denkbar egal - , war der Strom der Einrichtung nun ausgefallen, was ihnen das nötige Zeitfenster verschaffte, um sich Zugang zu verschaffen. Mit dem üblichen Gestichel zwischen den beiden Fraktionen der Kooperationsmission aus Imperium und Black Sun gelang es ihnen schließlich, einzudringen. Mit dem Knauf voraus hielt Maalraas seinen Vibrodolch in kampfbereiter Auslage vor sich, um sich und zum Teil auch die anderen gegebenenfalls mit einem betäubenden Hieb schützen zu können. Seine Entscheidung, die Senatorin in seiner eigenen Rolle innerhalb des Überfalls zu integrieren, war riskant: allerdings glaubte er an den Schneid der Dame und allen voran den Druck, der auf ihr ruhte und sie im besten Fall vor Fehlern jedweder Art behüten würde.

Im Eingangsbereich trennten sich recht schnell die Gruppen, wie ausgiebig geplant und vereinbart, und ihr Weg führte Maalraas und seine Begleiter tiefer durch die westlichen Korridore des Erdgeschosses. Hinter einer Gabelung ging Maalraas nach einem Blick auf den Timer des in der Rüstung integrierten Chronometers in Deckung und wies die anderen an, sich hinter ihm einzuordnen. Und wie auf Kommando strömte ein surrender Ton durch den Gebäudekomplex, ehe die Beleuchtung wieder in abgeschwächter Form aktiviert wurde, ebenso wie die leise vor sich hin wummernde Lüftungsschächte über ihnen. Maalraas deaktivierte die Nachtsicht und stellte sich auf die kurze Wartezeit ein, die nun folgen würde.

Denn nun begann der etwas kniffligere Part. Sie hatten noch drei Korridore und ein angrenzendes Kontrollzentrum vor sich, ehe sie ihr Ziel, den großen Überwachungsraum, erreichen würden. Die Korridore waren teilweise mit Wachposten versehen und im Kontrollzentrum saß Personal bereit, um sich für einen anstehenden Schichtwechsel vorzubereiten. Die Frage war nun, ob dieser trotz des Stromausfalls planmäßig stattfinden und ihnen den nötigen Raum verschaffen würde, um sich vorbeizuschleichen. Oder ob das Personal Verdacht schöpfte und die Einbrecher sich in etwa zwanzig Sekunden an die Durchführung von Plan B machen würden. Der Hybrid zählte die Sekunden ab und vernahm die Schritte vom anderen Ende des Ganges. Sein HUD zeigte ihm an, dass es sich nach Schrittzahl und Geräuschen um vier Wachleute handelte: die genaue Anzahl des bevorstehenden Schichtwechsels. Mithilfe seiner HUD-Anzeige konnte er der Unterhaltung sozusagen mit Untertiteln folgen und musste feststellen, dass der Wechsel nicht stattfand und sich die beiden Vierergruppen stattdessen aufteilen würden, um einen Kontrollgang vorzunehmen.

"Plan B - wir nehmen den Weg über das außengelegene Areal"

* Raunte er mit leiser Stimme in sein Comlink. Dann machten sie Kehrt um sich über einen Lieferanteneingang Zutritt zum Ladebereich der Anlage zu führen. Dieser bot mit zahlreichen Containern und Fahrzeugen nicht nur mannigfaltige Deckungsmöglichkeiten, sondern hatte auch einen direkten Zutritt zu jenem Teil des Komplexes, in dem sich der Wachraum befand. Es lag nun an einem anderen Mitglied ihres Teams, den Zugriff der Eingangstür mit den nötigen Gerätschaften zu hacken, was aus seiner Sicht schnell und problemlos erfolgte.

* Die außen angebrachten Wach-Cams bewegten sich in bestimmten halbkreisförmigen Radien, die Zeitfenster zum Vorbeischleichen boten, und deckten bei Weitem nicht die gesamte Bandbreite aus Verwinklungen von Containern und Frachtfahrzeugen ab. Ihr Weg führte sie von einer Deckung zur Nächsten, leise, klammheimlich und unbemerkt. Der Frachtbereich war in dieser Nacht nicht mit Arbeitern besetzt, was die Sache zusätzlich erleichterte. Wie schwarze Schatten bahnte sich das Team etappenweise und in weniger als einer Minute seinen Weg zum Zugang, wo eine weitere Slice-Aktion folgte, ehe sie nur noch wenige meter vom Überwachungsraum trennten. Sie hatten keine drei Minuten für ihren Weg gebraucht, was innerhalb der knapp bemessenen Planung lag, und würden in wenigen Sekunden dazu in der Lage sein, dass innere Team zu überwachen und vom Kontrollraum aus zu unterstützen.



- Argai - Sah Gosta - Stadtrand - Forschungseinrichtung für Technologie - Maalraas, Etara, Jevan Vassic, Spectre, Noak, Stellar Demeter Kosh, imperiale Verstärkung

@Gaya Kur'ano und @Spectre (falls du uns begleiten möchtest) ich habe unten zwei Stellen mit * markiert. Das Slicen der Zugänge habe ich jemand anderem Überlassen - ihr könnt also gerne übernehmen ;) Und unseren Einbruch in den Kontrollraum kann man zudem dann auch gleich durchführen. Ich schließe mit meinem Post dann einfach an :)
 
[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai || Sah Gosta | Stadtrand | Forschungseinrichtung für archaische Technologie || Außengelände || Lieutenant Noak Fremyn, Senatorin Kosh, Etara, Maalraas und Spike]

Trotz der erhöhten Sicherheitsvorkehrungen, die dem spurlosen „Verschwinden“ der Senatorin von Leritor auf den Fuß gefolgt waren, kamen Sah Gostas weitläufige Außenbezirke auch in der Nacht kaum zur Ruhe. Insbesondere jene ärmliche Viertel der planetaren Hauptstadt, die zweifelsohne von kriminellen Straßenbanden regiert wurden, lehnten sich zu jeder Tageszeit trotzig gegen die hiesige Staatsmacht auf. Sobald Einheiten der planetaren Sicherheitskräfte in „ihr“ Territorium eindrangen, errichteten tollkühne Jugendliche provisorische Straßenbarrikaden, bewarfen deren Fahrzeuge mit Steinen oder riefen ihnen wüste Beschimpfungen nach. Laut den Dossiers, die man den Imperialen zur Vorbereitung auf diese Geheimmission vor etwa zwei Standardmonaten übergeben hatte, kam es in manchen Gegenden der Kapitale sogar kurzzeitig zu richtigen Schusswechseln, wenn gesondert ausgebildete Truppen gewaltsam in das Kerngebiet dieser Banden vorstießen.

Doch nicht nur daran zeigte sich wie marode die argai’sche Gesellschaft eigentlich war. Denn nicht nur Bandenkriminalität plagte Sah Gostas ärmlichen Außenbezirke, sondern auch die Auswirkungen der Korruption vor Ort. Obwohl die Neue Republik mit der Härte gegen diese Auswüchse vorging, die ihr als heterogener Staatenbund zur Verfügung stand, wurde auf diesem öden Wüstenplaneten an sehr vielen Stellen – vom einfachen Angestellten bis hin zum mächtigen Ratskapitän – die Hand offengehalten. Es hatte demzufolge einen Grund, weshalb der Imperiale Geheimdienst bei seinem Einbruch in das „Institut für archaische Technologie“ auf einen künstlichen Stromausfall als Tarnung setzte. Gemäß überaus gut informierten Geheimdienstquellen ließ der für Infrastruktur zuständige Ratskapitän nämlich ein Teil der Gelder, die ihm laut Budget zustanden, regelmäßig in die eigenen Taschen wandern anstatt unter anderem die durch Sandstürme angerichteten Schäden am Stromnetz der äußeren Bezirke ordentlich beheben zu lassen. Der Fokus der hiesigen Politik lag einzig und allein auf der kolossalen Stadtpyramide in Sah Gostas Zentrum.

Derweil in den umliegenden Gebäuden noch immer kein einziges Licht brannte und dieser Teil des Stadtviertels demzufolge vollkommen im Dunkeln lag, erwachte das Institut – zumindest elektrisch gesehen – zu neuem Leben als dessen Notstromgenerator planmäßig ansprang. Noch bevor aber in der gesamten Einrichtung der Strom auf allen Etagen zurückkehrte, erschienen wieder begleitet von einem leisen Knistern die energetischen Barrieren des Sicherheitszauns. Ein winzige Lichtquelle in all der nächtlichen Finsternis. Etwa zur selben Zeit als der Zaun wieder auftauchte, machten sich die Einbrecher daran zu schaffen ins Gebäude zu kommen. Um weniger Aufmerksamkeit zu erregen, hatte man sich nach mehrtägiger Recherche für den Personaleingang entschieden. Eine gewöhnliche Konsole, die normalerweise das Durchziehen einer Karte erforderte, sicherte diese Tür. Soweit der imperiale Slicer und die Black Sun-Leute – jeweils separat voneinander – festgestellt hatten, musste man bloß mit ein paar einfachen Handgriffen das Gehäuse entfernen, ein paar Kabel neu verdrahten und erzielte dann den gewünschten Effekt.

Die elektrisierende Aufregung, die Noak in diesem Moment verspürte, ließ das Herz in seiner linken Brust schneller schlagen. Sich zwischen Etara und der Senatorin Stellar Demeter Korsh befindend, die sich beide offensichtlich für recht aufreizende Catsuits in Schwarz entschieden hatten, presste er sich an die kalte, raue Häuserwand. Entsprechend den „Ratschlägen“, die ihm der ihm zugeteilte Geheimdienstler Brennan Diar’mon gegeben hatte, trug der junge Bakuraner ebenso pechschwarze Kleidung, eine leichte, dunkel lackierte Duraplast-Brustplatte und eine anonymisierende Maske mit einem eingebauten HUD primitivster Weise. Dass die Politikerin mit einer Blasterpistole und einem Vibroschwert bewaffnet war, gefiel ihm ganz und gar nicht. Jedoch hatte er sich in diesem Punkt bei der letzten Besprechung nicht gegen Maalraas durchsetzen können. Der Kriminelle, der sich um den Überwachungsraum kümmern würde, hatte keinen „Klotz“ am Bein haben wollen.

Mit dem nötigen Fingerspitzengefühl und der entsprechenden Expertise gelang es der Chiss schon nach kürzester Zeit die zuvor verschlossene Tür zu entriegeln. Da sie ebenso maskiert war wie der Rest, konnte Noak das Lächeln natürlich nicht sehen, das ihr gerade auf den vollen Lippen lag, aber seine in diesem Augenblick eher spärlich vorhandene Vorstellungskraft reichte für diese Kleinigkeit noch aus. Um sich nicht mit einem Mal in irgendeiner unpassenden Phantasie zu verlieren, die von der überaus attraktiven Etara und ihm handelte, schüttelte der Imperiale kurz seinen Kopf, atmete noch einmal tief durch und griff dann nach seinem Blaster. Mit der entsicherten Waffe im Anschlag betrat er als erster das Gebäude, nachdem die Tür geöffnet wurde. Entsprechend seiner militärischen Ausbildung machte er ein paar schnelle Schritte und ging dann in die Hocke, um das Eindringen der restlichen „Einbrecher“ zu sichern. Da der Notstromgenerator noch nicht „Phase Zwei“ (Versorgung der Korridore) oder gar „Phase Drei“ (Versorgung ganzes Gebäude) erreicht hatte, lag der Gang, der sich vor ihm befand, komplett im Dunkeln.


Die Luft ist rein“, flüsterte Noak in Richtung der anderen.

Seine Komplizen reagierten jeweils nur mit einem schlichten Kopfnicken. Schnell huschte Etara an ihm vorbei und übernahm damit (wieder) die Führung. Gemeinsam mit Stellar an seiner Seite folgte er ihr, während der imperiale Slicer Spike und Maalraas vorerst das Schlusslicht der kleinen Gruppe an Einbrechern bildeten. Auf leisen Sohlen – von Tür zu Tür schleichend – kamen sie langsam dem eigentlichen Eingangsbereich der Forschungseinrichtung näher. Und mit jedem Schritt, den Noak in diesem Augenblick tat, schlug das Herz in seiner Brust noch schneller; noch lauter. Obgleich er in Anbetracht sein er guten körperlichen Verfassung nach dem kurzen Sprint eigentlich noch gar nicht ins Schwitzen geraten sein durfte, bildeten sich – unter der vor das Gesicht gezogenen Maske – allmählich die ersten Schweißtropfen auf seiner Stirn.

In den vorherigen Tagen hatten sie mindestens ein Dutzend Mal über das beste Vorgehen bei diesem Einbruch diskutiert. Dass man erst den Überwachungsraum sichern musste, bevor man sich um das Organisieren der Blackbox kümmerte, war allen klar gewesen. Im Gegensatz zu den Leuten von der Black Sun hatten Diar’mon und Noak aber anfangs ein aufeinander folgendes Abarbeiten der Ziele im Sinn gehabt. Der rothäutige Gehörnte Jevan Vassic, der wohl Maalraas’ Geschäftspartner war, hatte dann – mit einem ziemlich süffisanten Lächeln auf den Lippen – das Teilen der Gruppe vorgeschlagen, um ein bisschen Zeit zu sparen. Etara, Maalraas und Sinaesh (Spectre) hatten diesen Vorschlag begrüßt und den Imperialen kaum eine andere Wahl gelassen. Da der Fahle und die Senatorin genauso wie der Bakuraner und die Chiss sich zuvor schon ein wenig „beschnuppert“ hatten, war die Aufteilung in diesem Fall ziemlich schnell klar gewesen.


Viel Erfolg“, flüsterte der Imperiale im Eingangsbereich Maalraas und Stellar zu als sich hier ihre Wege trennen sollten.

Um seine wahre Identität und die jener zu schützen, die man ihm für diesen Einsatz unterstellt hatte, hatte sich Noak in den letzten Tagen fern von der neurepublikanischen Senatorin gehalten. Bloß bei den jeweiligen Besprechungen – und beim „Abwechseln“ der Trainingseinheiten – waren sie sich in dem Unterschlupf begegnet. Hier und da hatte er sie aber einige Mal heimlich beobachtet, wenn sie unter Maalraas’ oder Etaras „Aufsicht“ den Umgang mit dem Vibroschwert geübt hatte. Unter der Anleitung von Captain Selgorias und Commander Darren hatte Noak – in Vorbereitung auf ein cygnisches Ehrenduell – zwar ein paar Lektionen im Kampf mit dem Rapier erhalten, aber ihre Bewegungen waren weitaus flüssiger und formvollendeter. Im Gegensatz zu ihm konnte sie mit einer Klingenwaffe jemanden töten. Zweifellos.

Bevor der Imperiale der blauhäutigen Kriminellen und dem weißhaarigen Slicer die Treppe hinauf in die erste Etage folgte, sah er kurz der Senatorin nach. Obwohl Stellar Demeter Kosh etwa doppelt so alt wie er war – dementsprechend seine Mutter hätte sein können – und der Moment vollkommen falsch für solche Gedanken war, konnte er ihr eine gewisse Attraktivität nicht absprechen. Zu keiner Sekunde in seinem Leben hätte er je vermutet, dass unter den weiten, prunkvollen Gewändern, die die Senatorin sonst zu tragen pflegte, eine so hübsche Frau steckte. Selbst in dem eng anliegenden Catsuit, den sie in diesem Moment trug, brachte ihr Anblick sein Blut zwar nicht so sehr in Wallung wie es der von Etara unwillkürlich tat, aber unter anderen Umständen… Er schüttelte abermals den Kopf, atmete noch einmal tief durch und folgte dann der Chiss.

Stets die Blasterpistole schussbereit in der rechten Hand haltend und auf die HUD-Anzeigen seiner Maske achtend, nahm Noak schnellen Schrittes die breiten Treppenstufen. Und noch bevor der im Gebäude befindliche Notstromgenerator die Korridorbeleuchtung mit Elektrizität versorgte, hatten sie auch schon die erste Etage erreicht. Stille. Weit und breit war keine Spur von irgendwelchen in diesem Institut patrouillierenden Wachleuten oder -droiden zu sehen. Entweder hatten sie sich zu Beginn des „Stromausfalls“ gesammelt in den Überwachungsraum zurückgezogen oder ein baldiger Wechsel stand bevor oder ihr Plan ließ sie gerade an anderer Stelle sein. So oder so war der Weg für die drei Einbrechenden frei, um sich schnell in die nächst höhere Etage zu begeben. Denn laut den Informationen, die der Imperiale Geheimdienst im Vorfeld zusammengetragen hatte, befand sich die gesuchte Blackbox wohl in einem Labor im dritten Stockwerk.


Geh’ ruhig vor“, flüsterte Noak in seinem typischen bakuranischen Dialekt. „Ich passe auf eure Hintern auf.“

[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai || Sah Gosta | Stadtrand | Forschungseinrichtung für archaische Technologie || Erstes Stockwerk | Treppe || Lieutenant Noak Fremyn, Etara und Spike]
 
.::. Äußerer Rand .:. Cronese Mandat .:. Argai System .:. Argai .:. Sah Gosta .:. Stadtrand .:. Forschungseinrichtung für archaische Technologie .:. Außengelände .:. Etara, Noak, Malraas, Spectre und Stellar .::.


Nachdem sich also die Gruppen bildeten und sich anschließend aufteilten waren Malraas, Spectre und Stellar auf gradem Wege zum Überwachungsraum. Bislang war nicht viel außergewöhnliches oder fehlerhaftes geschehen – wobei man auch sagen muss wenn denn schon etwas geschehen wäre dann hätten sie diese Mission gleich von vornherein lassen können, auch wenn bei solchen Einrichtungen selten etwas zu 100% berechen,- oder bestimmbar war hatte man doch meistens einen groben Lageplan, und den hat die Einsatztruppe auch ausführlich und detailliert ausgearbeitet. Alle waren für alles vorbereitet und jeder kannte um seine Aufgaben.

Als die andere Hälfte des Teams ab in den ersten Stock verschwanden schlich sich das Team-Malraas weiter durch das Parterre. Während der große Mann durch seine HUD gut auf die Umgebung abgestimmt war, hatte Stellar eher das nötige technische und kampfstrategische Wissen jemanden auszuschalten ohne ihn schwer zu verletzen, oder sich durch eine Türe zu hacken ohne einen Alarm auszulösen oder Spuren zu hinterlassen. Dann ordneten sich die beiden Frauen hinter dem eindruckmachenden Hybriden ein und warteten auf seine Anweisung. Die Gruppe sollte also nach draußen und dann durch einen sichereren Eingang wieder in die Anlage eindringen. Von der Politikerin kam ein deutliches aber vorsichtiges nicken und die drei Einbrecher machten sich wieder auf den Weg nach draußen. Dort versuchten sie still und außer Sicht irgendwelcher Wachen oder Kameras das Äußere zu durchqueren und den Lieferanteneingang zu finden. Dieser Versuch glückte und das dreier-Gestirn konnte unbemerkt und nach wie vor absolut still durch den Lieferanteneingang im Ladebereich einfinden. Dort hatten sie mehr als nur eine Deckungsoption und der Zutritt zum gewünschten Bereich war auch direkt vorhanden. Das würde ihnen zeittechnisch und sicherheitstechnisch schön in die Hände spielen und sie hatten nach wie vor einmal nichts zu befürchten. Als sie sich so sammelten und warteten bis sie freies Lauf-Feld hatten da glitten ihre Gedanken für einen Augenblick ab. Sie war vermisst…was würde König Jaro wohl in diesem Moment tun? Würde er eine Vertretung in den Senat berufen? Würde er Leritor in Gefahr setzen indem er öffentlich das Imperium anprangert? Was für ein Aufruhr musste gerade im Senat herrschen? Machten sich die Leute eigentlich überhaupt Gedanken über ihr Verschwinden oder wäre es schlicht einmal eine Mega-Schlagzeile und dann nie wieder erwähnenswert? Sie schmunzelte, noch vor einem Monat wäre sie auf solche Gedanken mit Sicherheit nicht gekommen, da war ihre Welt noch in den gewohnten Bahnen, nichts war entglitten und sie tat nichts kriminelles…ja jetzt wo sie das in ihren Gedanken laut und deutlich formuliert hatte schauderte es sie für einen Moment. Sie brach gerad ein eine Forschungsstation ein, mit einem Imperialen und einer Gruppe von Kriminellen…was wurde aus ihr? Nicht dass sie sich noch nie die Hände schmutzig gemacht hätte oder so aber das war eine neue Ebene an „Erfahrung“..wie auch immer sie merkte dass sich Malraas in Bewegung setzte und folgte diesem auf stillen aber schnellen Sohlen.

*nun waren sie vor dem Zugang der sie und den Überwachungsraum voneinander trennte. Hier setzte nun die Senatorin mit einer ruhigen Hand, und geschickten und fließenden Bewegungen an den Mechanismus der Tür an um diesen zu knacken. Statt allerdings die Hülle zu demontieren und direkten Zugriff zu verüben suchte sie nach einem kleinen Loch. Es war ein unnötiges Loch für solche Schlösser, aber das war bei dieser Bauart nun einmal so denn man konnte sie aufbauend verwenden sollte man einen doppelten oder dreifachen Verschluss haben wollen dann konnte man durch diese Löcher die Systeme miteinander verknüpfen und sie würden in einem Kreislauf aber dennoch getrennt voneinander agieren. Allerdings handelte es sich bei dieser Sicherung nur um einen Kasten und dadurch gelang es der Senatorin, die sich nun eine lange dünne Nadel – eine kleine Elektronadel – aus ihrem Gürtel holte nach wenigen Augenblicken die Sicherung lahmzulegen, sie gab nun Malraas das Zeichen dass er den beiden Frauen die Türe aufhalten sollte, was er dann tat, und sie huschten hindurch – die Türe schloss sich wieder leise, leise deshalb weil die Funktion der Türe ja nicht beschädigt war aber „ausser Betrieb“ wenn man so wollte, darum bleib sie auch nicht offen da die letzte Funktion die sie erfüllt hatte die einer geschlossenen Türe war.

Sie wartete ab was der Gruppenleiter nun vorhatte, er hatte die technische Ausrüstung dazu.


.::. Äußerer Rand .:. Cronese Mandat .:. Argai-System .:. Sah Gosta .:. Stadtrand .:. Forschungseinrichtung für archaische Technologie .:. Paterre .:. Zwischenkorridor zum Kontrollraum .:. Malraas, Spectre .:. Stellar .::.
 
[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai | Sah Gosta | Stadtrand |Forschungseinrichtung für archaische Raumtechnologie | Erster Stock, Treppe | Etara, Noak, Spike

Wenn man wusste, was man tat, sah es kinderleicht aus, ein Schloss zu knacken. Ein paar geschickte Handgriffe, ein bisschen feinjustieren, und fertig war die Sache. In Wahrheit war die Angelegenheit dann doch zumindest ein wenig komplizierter und schon so manches Möchtegern-Genie im kriminellen Sektor hatte ein böses Erwachen erlebt, wenn das das vermeintlich „simple“ Schloss sich als so großes Hindernis erwies, dass man alles stehen und liegen lassen musste, um den alarmierten Gesetzeshütern, Wachtieren oder Bewohner mit dem Blaster im Anschlag zu entkommen. Das war zugegeben verflixt komisch, solange man selbst nicht drin steckte, aber Etara hatte bei aller Leichtigkeit und Sinn für Humor kein Interesse daran, sich vor ihren neuen Kumpanen eine Blöße zu geben.

Also konzentrierte sich die schwarz gekleidete junge Chiss ganz auf die Konsole vor ihr, sie blendete alles andere aus. Das einzige, was jetzt noch zählte, waren die richtigen Bewegungen im passenden Moment, Fingerspitzengefühl, eine ruhige Hand, ein klarer Blick und ein kühler Kopf - und das nötige Quäntchen Glück. Hatte ein bisschen was von anderen Tätigkeiten, fand die hübsche Blauhäutige, und sie schmunzelte tatsächlich kurz in sich hinein, bevor sie sich wieder ganz der Konsole widmete. Einfache Konstruktion, standardmäßige Verriegelung – mit ein bisschen Geduld und Spucke alles zu bewältigen. Etara summte leise vor sich hin, als sie schließlich sorgfältig die Schrauben lockerte, sie verstaute, das Gehäuse abnahm und nach kurzem Überlegen die entsprechenden Kabel neu konfigurierte. Ein leises, beinah protestierendes Surren erklang, als würde das Schloss Widerspruch gegen diese unsachgemäße Behandlung einlegen, doch dann entriegelte es hörbar die Sicherheitstür. Zufrieden tätschelte die Kriminelle das Gerät, befestigte das Gehäuse wieder und schraubte es gründlich fest. Bei einer oberflächlichen Betrachtung würde niemand feststellen können, dass etwas nicht stimme, und ein amüsiertes Lächeln teilte Etaras Lippen, als sich die Chiss aus der Hocke erhob, ein wenig streckte und dann Noak den Vortritt überließ, der Imperiale machte sich diensteifrig daran und Etara gönnte ihm diesen glanzvollen Auftritt, bevor sie sich mit ruhiger Selbstverständlichkeit wieder an die Spitze setzte.

Schnell, leise und effizient arbeitete sich das bunt gemischte Team tiefer ins Gebäude vor, Etara presste sich gegen eine der Wände im Eingangsbereich, um einen Blick auf diesen Teil der Anlage zu erhaschen. Ihr Herz schlug in angenehmer Aufregung und sie lauschte genüsslich dem Rauschen von Adrenalin ihren Ohren – für solchen Nervenkitzel lebte sie. Bis jetzt war alles ruhig, lag in Dunkelheit gehüllt wie ein schlafendes Tier. Aber wie bei einem schlummernden Rancor genügte ein lautes Geräusch oder helles Licht, um die ganze Sache in ein Tollhaus zu verwandeln. Sie mussten clever sein und bleiben, vorsichtig und entschlossen vorgehen. Die Chiss blinzelte kurz, um ein paar Schweißperlen von ihren roten Augen zu vertreiben, legte leicht den Kopf schief und holte tief Luft. Die Aufregung hatte etwas elektrisierendes, es fühlte sich an, als wäre ihr ganzer Körper in behagliches Feuer getaucht – aber kein Grund, sich aus der Fassung bringen zu lassen. Etara gab ein knappes Handzeichen, dann huschten die Einbrecher weiter. An dieser Stelle trennten sich ihre Wege, ein flüchtiger Blick aufs Chrono zeigte, dass sie im Zeitplan lagen – noch. Es musste alles glatt gehen, so, wie es geplant worden war, also hielt Etara weder Maalraas noch Stellar mit großen Worten auf, sie nickte beiden lediglich knapp zu und hob einen Daumen, um viel Erfolg zu wünschen. Auf den drahtigen Fastmenschen konnte sie sich verlassen, davon war die Verbrecherin überzeugt, und was die Senatorin anging, so steckte in der mehr, als man auf den ersten Blick ahnte. Wenn sie andere Dinge so gut beherrschte wie den Umgang mit einem Vibroschwert, musste man sich wohl wenig Sorgen machen. Eine interessante Frau, in vielerlei Hinsicht – Etara biss sich leicht auf die Unterlippe und verkniff sich ein Grinsen, als sie daran dachte, was für eine gute Figur die Politikerin während der Übungen gemacht hatte. Sie und Maalraas waren ungewöhnliches Duo, aber das konnte man wohl auch über sie und diesen niedlichen Noak sagen, der nun zusammen mit dem weißhaarigen Slicer Spike ihre Begleitung bildete. Etara warf einen prüfenden Blick um die Ecke und winkte dann, als ihr junger imperialer Begleiter nicht gleich reagierte, weil er noch den beiden anderen hinterher sah, seufzte die Chiss leise, stupste Noak unsanft mit dem Ellbogen an und beeilte sich dann, weiter zu gehen. Ein kurzer Halt, ein prüfender Blick um die Ecke – die Luft war rein.


„Sauber. Weiter geht’s.“


Hauchte die Blauhäutige gerade laut genug, bevor sie ihren beiden Begleitern ein Handzeichen gab, mit gezücktem Blaster den Ansatz der Treppe erreichte und nach oben sah. Angesichts von Noaks Ankündigung, auf ihre Hintern aufpassen zu wollen, konnte sich Etara ein leises Lachen nicht verkneifen, die Chiss gönnte sich den Spaß, besagte Rückseite möglichst wirkungsmächtig vor den Augen des Imp die Treppe nach oben zu schaffen. Nichts zu hören oder zu sehen, und daran änderte sich auch nichts, als sie schließlich eilig die Stufen nach oben nahmen und das noch in Dunkelheit getauchte Stockwerk erreichten. Nirgends eine Spur von Wachleuten oder Sicherheitsdroiden, nicht mal eine verirrte Wompratte ließ sich blicken. Etara, die vom Schmugglermond laute, beengte Verhältnisse gewöhnt war, in denen ständig irgendetwas los war, kam nicht umhin, sich unwohl zu fühlen. Bis jetzt lief alles wie am Schnürchen, vielleicht hatten sich die Wachen schlicht und ergreifend in ihren Kontrollraum zurückgezogen, um den vermeintlich harmlosen Stromausfall bei Caf und Gebäck abzuwarten. Man verdiente in diesem Beruf nicht viel, die Schichten war lang und langweilig – in der Regel riss man sich da kein Bein aus, wenn es nicht sein musste. Aber darauf wollte sich Etara nicht verlassen, sie vertraute auf das andere Team und auf ihre eigenen Fähigkeiten. Keine Zeit zu verlieren, es ging weiter. Zügig brachten die Einbrecher das Stockwerk hinter sich und bei der nächsten Treppe wiederholte sich die Prozedur. Etara lauschte konzentriert, dann winkte sie den anderen zu und stieg nach oben, machte sich erneut an einem Schloss zu schaffen und öffnete dann vorsichtig die Tür, um in einen dunklen Gang zu spähen.


„Ist ruhig...Passt auf, wo ihr hintretet oder was ihr anfasst. Kaum zu glauben, dass ich es sage, aber: Nichts mitnehmen.“


Eine geflüsterte Mahnung angesichts dessen, was sie sah – hier waren einige Exponate untergebracht, die wohl noch nicht oder mal wieder nicht vorzeigbar waren, es handelte sich offenbar um eine Art Lager. Lange Reihen von Glasvitrinen, Kisten und anderen Behältern legten nahe, dass hier so einiges verstaut war, sicherlich auch Dinge, die einen gewissen materiellen Wert besaßen. Es war schon schade, dass sie einzig und allein wegen der Blackbox hier waren, aber Etara war Profi genug, um sich nicht von kleinen Fischen vom großen Preis ablenken zu lassen. Gerade wollte die Chiss die Tür etwas weiter öffnen, da vernahm sie Schrittgeräusche und die verräterischen Lichtkegel von Taschenlampen huschten durch die Dunkelheit. Die Kriminelle reagierte instinktiv, schloss die Tür zum Treppenhaus leise und vorsichtig wieder und drückte sich gegen die Wand, während sie einen Finger an ihre Lippen legte. Etara versuchte, Atmung und Herzschlag ruhig zu halten, als die Schritte näher und näher kamen und kurz innehielten. Die rotäugige Frau hob schon ihre Blasterpistole, als sie Wortfetzen vernahm, doch dann entfernten sich die Geräusche wieder und verklangen schließlich. Warnend hob Etara eine Hand und lauschte, ihre Stimme kaum mehr als ein heiseres Flüstern.


„Abwarten...abwarten...okay, los. Schnell und leise.“


Gesagt, getan – Etara öffnete die Tür, schlich sich in den Gang und huschte zur Seite, damit ihre Begleiter nachkommen konnten. Es wurde Zeit, das Tempo zu erhöhen. Wenn hier Wachen unterwegs waren, hieß das, dass sie wohl nicht alle im Kontrollraum Däumchen drehten. Mit etwas Glück würde das andere Team zeitnah Erfolg vermelden können, aber darauf allein wollte sich Etara nicht verlassen. Es konnte immer etwas schief gehen und im Fall der Fälle mussten sie das ganze eben auch auf die harte Tour durchziehen können. Nicht die bevorzugte Option, aber das Leben war nun mal kein Wunschkonzert.


„Nächstes Stockwerk. Augen geradeaus, Kleiner – noch mehr Treppen steigen.“


Die vieldeutige Bemerkung in Richtung Noak konnte sich die Blauhäutige dann doch nicht verkneifen, es war ein Jammer, dass er ihr kokettes Grinsen unter der Maske wohl nur erahnen konnte. Vorbei an alten Droiden, teils vollständig, teils nur Fragmente, machten sich die Einbrecher auf den Weg, beständig rückten sie ihrem Ziel näher. Wenn jetzt nichts mehr schief ging, konnte die Sache erstaunlich glatt über die Bühne gehen...


[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai | Sah Gosta | Stadtrand |Forschungseinrichtung für archaische Raumtechnologie | Erster Stock, Treppe | Etara, Noak, Spike
 
- Argai - Sah Gosta - Stadtrand - Forschungseinrichtung für Technologie - Maalraas, Etara, Jevan Vassic, Spectre, Noak, Stellar Demeter Kosh, imperiale Verstärkung

In Deckung an die Wand gepresst und die verschiedenen Winkel der sich vor ihm erstreckenden Umgebung inspizierend, wartete Maalraas auf die Bestätigung seiner Komplizin, dass der technische Schlossmechanismus geknackt sei. An dieser Stelle hätte er die findige Krimimelle Etara deutlich lieber an seiner Seite gehabt; sie war erfahrener, abgeklärter und letztlich einfach talentierter in diesen Dingen, als es bei Stellar Demeter Kosh der Fall war. Jedoch hatten sie sich auf die Verteilung der Aufgaben bereits vor Tagen geeinigt und die letzte Zeit dementsprechend nutzen können, um sich auf den Coup vorzubereiten. Für die Politikerin bedeutete dies, das durchaus vorhandene, wenn auch eingestaubte kämpferische und konstitutionelle Geschick aufzufrischen, sowie viele Stunden an den richtigen Testattrappen der Schlossmechanismen zu üben.
Der Hybrid selber hatte weder den Bedarf gesehen, sich großartig um seine handwerklichen, noch seine körperlichen Fähigkeiten zu konzentrieren. Deshalb hatte er mit anderen Mitgliedern der Vereinigung unzählige Stunden damit zugebracht, die Operation zu planen, Pläne zu entwerfen und sie viele mögliche Eventualitäten vorzubereiten. Sowie in letzter Konsequenz auch Teile des nötigen technischen Equipments auszusuchen und zu organisieren. Der Prozess war kräftezehrend und anstrengend, zumal mehrere Personen mit unterschiedlichen Ideen in der Planung involviert waren und es demensprechend schwierig war, sich einerseits durchzusetzen und andererseits gute Kompromisse und Lösungen zu finden. Doch der Plan war unlängst gestanden, und in diesen Momenten in der Ausführung bereits im vollen Gange.

Ein beinahe unmerkliches "Tack" kündigte kurz darauf den Erfolg der Senatorin an, was dem Hybriden ein geflüstertes

"Bingo"

entlockte. Er ging voraus, um seiner ungewöhnlichen Komplizin zum schnellen Durchhuschen die Tür aufzuhalten und sich ein letztes Mal dessen zu vergewissern, dass außerhalb im Lieferantenareal alles gemäß der Planung verlief. Der Raum, den sie nach der Überbrückung des kurzen Zwischenkorridors betraten, war nicht sonderlich groß und mit mehreren großen installierten Serversystemen mehr oder weniger vollgestellt, die das interne Sicherheitsnetz der Einrichtung zum Teil abdeckten. Am hinteren Ende deuteten die zahlreichen Bildschirme an, dass auch diese Räumlichkeiten zu Überwachungszwecken der Anlage genutzt werden konnten, jedoch wie bereits geplant, an diesem Abend das Sicherheitspersonal aufgrund eines bereits mehrere Stunden im Vorfelds initiierten Energieausfalls in diesem Flügel - dem südwestlichen des großen Komplexes -, auf den anderen Kontrollraum auf der Ostseite ausgewichen war. Bereits beim Slicen des Türmechanismus hatten sie das Cam-Überwachungssystem umgangen, das dilettantischer Weise direkt mit dem Türmechanismus verknüpft war. Dies gewährte ihnen den nötigen Aufschub, um sich unbemerkt an den Zugriff auf das Sicherheitssystems zu machen, was auch umgehend geschah.

Für den Slicing-Prozess hatten sie eine experimentelle republikanische technische Einheit für Überwachungs- und Aufklärungsmissionen organisiert, die unter anderem vom milliardenschweren Rüstungskonzern Arakyd Industries entwickelt wurde. Maalraas nahm das etwas mehr als faustgroße und vierbeinige Gerät von der Befestigung an seiner Hüfte und wählte nur noch den richtigen Anschluss aus, um die nötige Dataprobe zu liefern. Die
experimentell angefertigten und extrem kostspieligen Pholikitefaser-Aktuatoren machten sich augenblicklich ans Werk und das Überwachungssystem abscannend machte sich der kleine Droidenartige ans Werk, den Serverraum mit schnellen Schritten seiner vier Beine abzuklappern und die perfekte Stelle für den unbemerkten Zugriff auf das geschlossene Sicherheitsnetz der Anlage ausfindig zu machen zu und zu besetzen. Nicht mehr als zwanzig Sekunden später kündigte ein metallisch piepender Ton an, dass die Einheit mit der Typbezeichnung TD78 "Defender" seine Suche vollendet und eine geeignete Stelle gefunden hatte.
Mit einem Schlag flackerten sämtliche Monitore im Raum auf und per HUD seiner Brille begann Maalraas die Bilder an die über den Dächern positionierte Spectre zu übermitteln, die per Remote-Zugriff für den nun erfolgenden tatsächlichen Slicing-Vorgang zuständig war.


"Ich bin im System, Spectre. Nun bist du am Zug."

Raunte Maalraas mit leiser Stimme in sein Comlink, nachdem er die letzte notwendige Hardware direkt mit dem Sicherheitssystem verbunden hatte. Dieser Vorgang hatte insgesamt keine Minute gedauert. In wenigen Augenblicken würde Spectre Etara und die Imperialen überwachen und auf dem Laufenden halten können, womit der tatsächliche Zugriff auf ihre Beute nur noch wenige Momente bevorstand.


- Argai - Sah Gosta - Stadtrand - Forschungseinrichtung für Technologie - Server und Kontrollraum im im Südwestflügel - Maalraas, Stellar Dematar Kosh
 
[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai || Sah Gosta | Stadtrand | Forschungseinrichtung für archaische Technologie || Erstes Stockwerk | Treppe || Lieutenant Noak Fremyn, Etara und Spike]

Die Doppeldeutigkeit, die tatsächlich in seiner gerade eben unbedacht getätigten Äußerung steckte, wurde ihm erst so richtig bewusst als er meinte über Funk plötzlich Etaras leises Kichern gehört zu haben. Bevor sich der Bakuraner jedoch fragen konnte, ob das flüchtige Auflachen nicht vielleicht auch von dem mit ihn gehenden Slicer Spike stammen könnte, bemerkte er wie die Chiss ihr rundes Hinterteil bei jeder Treppenstufe ein bisschen mehr als zuvor „wackeln“ ließ. Sofort schoss ihm die Schamesröte ins jugendliche Gesicht – und er war wirklich überaus froh in diesem Augenblick eine anonymisierende Maske zu tragen. Jene ablenkenden Gedanken, die ihm bei diesen Anblick auf der Stelle in den Sinn kamen und seine Röte nur noch mehr befeuerten, versuchte er mit aller Macht zur Seite zu schieben. Professionalität war schließlich angebracht! Sowohl das Galaktische Imperium als auch das Cygnische Sternenimperium zählten immerhin auf den Erfolg dieser Geheimmission.

Mit der Blasterpistole weiterhin im Anschlag folgten der Imperiale – in Begleitung des Slicers – der Kriminellen in die nächst höhere Etage. Weil der Notstromgenerator inzwischen schon eine ganze Weile lief, erhellten sporadisch verteilte Lampen wieder die Gänge und das Treppenhaus der zivilen Forschungseinrichtung. Patrouillierende Wachleute oder hin und her schwenkende Kameras hatte er bis zu diesem Moment noch nicht ausmachen können. Es herrschte überall da Stille, wo sie gerade hinkamen. Eigentlich hätte dieser „Lauf“ der Ereignisse Noak beruhigen sollen. Doch je mehr sich der erste „Feindkontakt“ herauszögerte, desto mehr schlug das Herz in seiner linken Brust. Obwohl dieser Einbruch dem Grunde nach leise vonstatten gehen wollte, schien sich sein Bewusstsein nach einer kämpferischen Auseinandersetzung – gewissermaßen als eine Art Katharsis – zu sehnen.

Offensichtlich vollkommen unbemerkt vom Wachpersonal erreichten die drei Schatten kurz darauf das nächste Stockwerk. Wie schon ein, zwei Minuten zuvor pressten sich die blauhäutige Chiss, der weißhaarige Arkanier und der fahle Bakuraner im ersten Moment in einen der zahlreichen, ziemlich großzügigen Schatten, spähten immer wieder kurz in die teils beleuchteten Korridore und lauschten dabei vermeintlichen Geräuschen. Doch die zweite Etage schien um diese Zeit genauso verlassen zu sein wie die erste oder gar das Erdgeschoss. Unwillkürlich entwich Noak ein leises Seufzen. Dieses Seufzen entstammte entweder der Erleichterung, die er in diesem Augenblick offensichtlich fühlen musste, oder aber der Enttäuschung, die er insgeheim empfand. Obwohl ihm sowohl Etara als auch Spike einen längeren, mit Sicherheit forschenden Blick zuwarfen, hielt er sich bedeckt. Da sie nicht zu jenen Wesen gehörten, die eine ominöse „Macht“ verehrten, musste er ihnen in diesem Moment – Dank der aufgesetzten Maske! – wie ein Buch mit sieben Siegeln erscheinen.

Um die auf bestimmten Routen durch die gesamte Einrichtung gehenden Wachleute zu umgehen, hatten sie sich im Vorfeld darauf geeinigt, dass man nicht stur der Treppe folgte, sondern auf jeder Etage ein paar Räumlichkeiten nahe dem zentralen Treppenhaus zusätzlich mit „abklapperte“. Auf diese Weise – diese Vermutung hatte Noak jedenfalls – wollten sie dem zweiten Team ein bisschen mehr Zeit zum Erreichen deren Ziels zu verschaffen. ‚Oder diese zwielichtigen Leute wollen noch irgendeinen Nebenauftrag nebenher erledigen‘, mutmaßte der Bakuraner als sie leise durch das eine oder andere um diese Tageszeit verwaiste Zimmer schlichen. Dabei landeten sie schon im zweiten Stockwerk in einer Art Lager. Hier befanden sich in langen Reihen Glasvitrinen, Metallkisten und Behälter aus herkömmlichem Duraplast. Etara zischte den beiden Imperialen eine Warnung. Kurz sagte meinte sie: Nichts anfassen; nichts mitnehmen!

Mit einer passablen Mischung aus Eile und Vorsicht huschten die drei Einbrecher auf die nächste Tür zu, die sie wohl wieder zurück in Richtung Treppenhaus bringen würde. Obwohl ihn mit einem Mal – beim Anblick all der ziemlich kuriosen Sachen – eine gewisse Neugier „juckte“, hielt sich der junge Bakuraner vorbildlich zurück. Erneut befand er sich gleich neben der recht attraktiven Chiss als diese leise die Tür (manuell) einen Spalt weit öffnete. Sowohl dumpfe Stimmen als auch leise Schrittgeräusche waren auf einmal zu hören. Kurz darauf glitt auch ein greller Lichtkegel in aller Ruhe durch die hier vorherrschende Dunkelheit. Unwillkürlich zuckte Noak zusammen. Mochte er sich ein paar Minuten zuvor noch ein (zufälliges) Aufeinandertreffen herbeigesehnt haben, so nahm sein Bewusstsein nun schlagartig Abstand von diesem Wunsch. Nein, viel lieber wollte er weiterhin unentdeckt bleiben. Das war ihm nun klar geworden.

Sobald die Kriminellen nach kurzem Warten den Eindruck hatte, dass die Luft nun endlich wieder rein war und man daher die nächste Treppe in Angriff nehmen konnte, wisperte sie ihren Begleitern abermals ein paar Worte zu, kam aus ihrem schattigen „Versteck“ hervor und nahm mit einer erstaunlichen Flinkheit die ersten Treppenstufen. Noak, der sich in der Zwischenzeit wieder gefasst hatte und entsprechend der zuvor vorgenommenen Planung noch immer für die „Rückendeckung“ zuständig war, klopfte daraufhin dem imperialen Slicer wortlos auf den Rücken und schickte ihn auf diese Weise der Chiss hinterher. Danach warte er ein paar scheinbar ewig dauernde Herzschläge ab bis dieser sich ebenso schnellen Schrittes auf den Weg machte. In diesem Augenblick spürte er wie die ersten Schweißtropfen seine leicht pochenden Schläfen nach unten rollten. Mittlerweile schlug sein Herz in etwa genauso schnell wie bei einem tatsächlichen Feuergefecht im pechschwarzen, luftleeren Nichts. Erinnerungen an Gefechte wie über Rendili V oder im cygnischen Raum, die in solchen Momenten belebend an seinem Bewusstsein kratzten, schob er dieses Mal aber genauso zur Seite wie die aufkeimenden, nicht jugendfreien Phantasien mit Etara zuvor.

Derweil das andere Team, bestehend aus Maalraas und Senatorin Kosh, sich inzwischen schon nahe dem Überwachungsraum aufhalten musste, hatte Noaks Team endlich die dritte Etage erreicht. Laut den Informationen, die der Imperiale Geheimdienst in den letzten paar Tagen hatte einholen können, sollte sich die gesuchte Blackbox auf diesem Stockwerk in einem gesondert gesicherten Laborraum befinden. Einen vernünftigen Lageplan, der deren Standort eingezeichnet hatte, hatte man in dieser Zeit leider nicht auftreiben können. Dementsprechend würde man hier von Raum zu Raum gehen müssen. Bei dieser kaum zu verfehlenden Erkenntnis verzog der junge Bakuraner unwillkürlich das Gesicht unter der Maske. Immerhin stieg so unweigerlich die Wahrscheinlichkeit, dass ihnen die in diesem Gebäude arbeiteten Wachleute erneut über den Weg laufen würden. Doch da sie nicht ewig Zeit zum Vorbereiten gehabt hatten, blieb ihn nun keine andere Wahl.


In einem der Räume dieser Etage muss das Ding sein“, raunte Noak seinen beiden Begleitern zu.

Der weißhaarige, fahle Arkanier, der aufgrund seiner empfindlichen Augen stets eine ganz spezielle Brille trug, brummte daraufhin ein wenig herablassend.
„Das Ding soll doch in einem besonderen Labor sein, richtig? Dann dürfte man doch anhand der stärker gesicherten Tür erkennen können, ob man richtig ist oder nicht.“

Obgleich die Maske, die er gerade trug, keinerlei Mimik zuließ, war der Imperiale dem Slicer einen kurzen, bitterbösen Blick zu. ‚Arroganter Schlauberger!‘, schoss es ihm fast schon reflexartig durch den Kopf – insbesondere als er meinte abermals Etaras Kichern zu hören. Selbstverständlich war er nicht hier, um die Chiss irgendwie zu beeindrucken. Dafür war sie ihm eindeutig zu „windig“. Aber da er immerhin Spikes offizieller Vorgesetzter war, erwartete er schon den grundlegenden Respekt seiner Person – sowie seinem Dienstgrad – gegenüber. Eine Antwort schienen sowohl der vorlaute Arkanier als auch die verruchte Chiss nicht zu erwarten. Nachdem sie ein paar Sekunden (allein des Anstands wegen) abgewartet hatten, zuckten beide mit den Schulter und machten sich dann – auf leisen Sohlen – auf die Suche nach der passenden Tür. Brummend folgte ihnen Noak.

Mit der für einen Einbruch angebrachten Vorsicht huschten die drei Einbrecher auf dieser Etage von Tür zu Tür. Flackernde Lampen versuchte man entweder zu umgehen oder aber ganz schnell hinter sich zu lassen. Weiterhin mit der geladenen, schussbereiten Blasterpistole in der Hand folgte Noak der blauhäutigen Kriminellen und dem fahlen Slicer. Hier und da verweilten sie einen Moment lang bei einer Tür. Manchmal prüften sie eigenhändig die vorhandene Sicherung. Manchmal erkundigten sie sich aber bei Maalraas nach dem möglichen Standort. Denn anscheinend hatte das zweite Team sich mittlerweile im Überwachungsraum eingefunden und sich – möglicherweise über Sinaesh – Zugang zu dem in diesem Gebäude eingesetzten Computersystem verschafft. Mit dessen Hilfe kam man dem richtigen Laborraum zwangsläufig immer näher.


Jetzt müssen wir nur noch diese Tür öffnen“, kommentierte der junge Bakuraner – ohne einen Hauch von Ironie – einige Minuten später das Offensichtliche als den Raum mit der etwas dickeren Sicherheitstür ausfindig gemacht hatten. Bevor einer der beiden anwesenden Komplizen aber etwas sagen konnte, war plötzlich ein mechanisches Stapfen in unmittelbarer Nähe zu hören…

[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai || Sah Gosta | Stadtrand | Forschungseinrichtung für archaische Technologie || Drittes Stockwerk | dunkler Korridor | vor dem richtigen Labor || Lieutenant Noak Fremyn, Etara und Spike; irgendetwas Mechanisches in unmittelbarer Nähe]
 
[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai | Sah Gosta | Stadtrand |Forschungseinrichtung für archaische Raumtechnologie | Drittes Stockwerk, Korridor vor dem Labor | Etara, Noak, Spike

Ein bisschen Spaß durfte und musste sein, auch in einer Situation, die höchste Konzentration erforderte. Denn ein Leben, das gänzlich in grimmigen Ernst verbracht wurde, hatte für Etara nun wirklich wenig Reiz. Also gönnte sich die junge Chiss den kleinen Spaß, den niedlichen Noak beim Treppensteigen ein wenig mit der Aussicht auf ihre wohl geformte Rückseite in Verlegenheit zu bringen, sie erlaubte sich sogar ein leises Kichern, denn trotz der Masken, die sie alle trugen, hatte sie das Gefühl, dass der Scherz seine Wirkung nicht verfehlte. Etwas Lockerheit in angemessenen Portionen tat gut, sonst wurde die Anspannung aus Sicht der hübschen Kriminellen einfach zu groß. Bis jetzt war alles ruhig über die Bühne gegangen, auch die kurze Begegnung mit den patrouillierenden Wachen zuvor war glimpflich geendet. Hinzu kam, dass sich das andere Team mittlerweile gut an die richtige Position herangearbeitet hatte und vom Kontrollraum aus helfend eingreifen konnte – ein unschätzbarer Vorteil. Ja, sie alle machten ihren Job mehr als gut, aber das war kein Grund, arrogant oder nachlässig zu werden. Die Erfahrung auf dem Schmugglermond hatte Etara gelehrt, dass ein Einbruch erst dann vorbei war, wenn er wirklich vorbei war – zuvor konnte selbst auf den letzten Metern noch irgendein Missgeschick oder dummer Zufall die ganze Sache verhageln.

Entsprechend konzentriert und aufmerksam arbeitete sich Etara zusammen mit den beiden Imps also weiter vor, weiter nach oben im Gebäude. Hier und da flackerten Lampen und andere mit Strom versorgte Objekte wieder auf, doch der Großteil der Einrichtung war weiter in Dunkelheit und Stille gehüllt. Es war schon wirklich verdammt ruhig, und das nagte an den Nerven – bei all der Anspannung wäre eine nette kleine Schießerei jetzt wohl genau das Richtige, um sich abzureagieren, aber sowohl das als auch andere Arten, sich körperlich auszutoben, waren derzeit leider keine Option. Ob es den anderen auch so ging? Vielleicht hatte Noak deshalb beinah so klagend geseufzt, als sie sich gegen die Wand gedrückt hatten, aber für große Nachfragen blieb keine Zeit. Also ging es weiter, leise und heimlich, wie Geister in der Nacht, bis sie endlich den dritten Stock erreichten. Hier würde es nun kompliziert und langwierig werden, denn leider wussten die Einbrecher nicht genau, in welchem Raum genau sich die gesuchte Blackbox befand. Es lief also darauf hinaus, dass sie mehr oder weniger die meisten Türen würden abklappern müssen, was Zeit kostete und das Risiko der Entdeckung erhöhte. Etara knirschte leise mit den Zähnen, und ihre Laune wurde dadurch nicht besser, dass sich Noak und der weißhaarige Splicer Offensichtliches um die die Ohren schlugen. Die Chiss rollte mit den roten Augen und gab sich keine Mühe, die Missbilligung aus ihren geflüsterten Worten heraus zu halten.


„Messerscharf kombiniert. Wärt ihr Imps alle so genial, würde die Galaxis wohl euch gehören.“


Die blauhäutige Verbrecherin unterstrich diese Aussage mit einer markanten Kopfbewegung in Richtung der Tür, die am nächsten lag. Irgendwo mussten sie ja anfangen, und immerhin hatten sie in der Tat Hinweise darauf, wie das Labor wohl aussah und gesichert war. Zusammen mit den Hinweisen, die Maalraas und die anderen liefern konnten, war die Sache zwar frustrierend, aber lösbar. Und tatsächlich gelang es ihnen schließlich – und bevor Etaras Geduld erschöpft war – einen Raum ausfindig zu machen, dessen Eingang sich durch eine besonders massive und speziell gesicherte Tür auszeichnete. Volltreffer! Etara grinste zufrieden, sie konnte fühlen, dass sie nah dran waren. Noak hielt es offenbar für nötig, das, was nun folgen musste, zu artikulieren, und fing sich dafür einen trockenen Seitenblick der Chiss ein. Sie war drauf und dran, Captain Offensichtlich darum zu bitten, ihr doch zu „erklären“, dass Coruscant eine einzige große Stadt war, als ein unheilvolles Geräusch erklang. Nah – sehr nah. Ein tiefes, mechanisches Grollen, der Klang von etwas schweren, das den Boden berührte. Etara schluckte einen deftigen Fluch herunter und blickte sich hastig um. Es gab wenige Möglichkeiten, sich zu verstecken, also reagierte sie instinktiv, schob Noak und den Splicer in den schlecht beleuchteten Eingangsbereich, drückte den Imperialen gegen die Wand und schmiegte sich ihrerseits an ihn, diesmal tatsächlich frei von zweideutigen Absichten und Gedanken. Etara versuchte, möglichst leise zu atmen und auch ihren Herzschlag zu besänftigen, während sie vorsichtig die Blasterpistole hob.


„Ruhig. Ganz. Ruhig.“


Ihre Stimme war kaum mehr als ein heiserer Hauch, gerade laut genug, dass Noak sie hören konnte, als sie ihre Hand auf seine Brust presste, während das Stampfen näher und näher kam. Entweder würde die Sache hier gleich richtig lustig werden oder ihnen oder dem anderen Team fiel in letzter Sekunde noch ein Trick ein, um die Sache ohne Lärm aus der Welt zu schaffen...


[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai | Sah Gosta | Stadtrand |Forschungseinrichtung für archaische Raumtechnologie | Drittes Stockwerk, Korridor vor dem Labor | Etara, Noak, Spike
 
[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai | Sah Gosta | Stadtrand | Büro | Dach | Spectre



Als die Nachricht von Maalraas eintraf legt die Attentäterin Ihr modifiziertes Blastech E-17D ab und griff nach Ihrem Slicertool der Wahl. Gerne hätte Sie es behalten, aber auch dieses musste Sie am Ende wieder an die Republik zurückgeben. Schließlich war es das passende Gegenstück von dem von Maalraas angeschlossenen Gerät.

Der Monitor flackerte auf und erhellte das stabile Gehäuse mit der kleinen Tastatur und den Steuerungselementen. Eine wirkliche Schönheit, die ein richtiger reiner Slicer vielleicht als Liebe seines Lebens bezeichnen würde.

Spectre war allerdings anders, Slicen war eine hart erlernte Zweitfähigkeit, die Ihr lediglich zur Unterstützung beigebracht worden war.

Sie stellte die Remoteverbindung her und überprüfte die Kameraübertragungen. Das System machte bei jeder Kamera eine Aufnahme, um sie als Schleife laufen zu lassen.

Das System stand auf Gelb. Der Stromausfall hatte zumindest eine erhöhte Sicherheitsstufe bewirkt, aber das hatte die Chiss auch nicht anders erwartet.

Wichtig war jetzt, dass sich die Einrichtung nach der Routineüberprüfung selbst wieder auf den Normalzustand setzte.


„Drin, System ist gelb, Ihr seid unentdeckt.“


Sie schob die relevanten Kameras nach vorne.

2 schwere Kampfroboter marschierten Gänge ab, sowie die Kamera vor der Tür von Maalraas und der Republikanischen Senatorin (Stellar).

Die beiden Einbrecher konnten auf Ihren Bildschirmen alles verfolgen.

Auf dem Hauptschirm flackerte ein Eingabefeld.


„Abwarten und verstecken. Das System ist noch zu heiß.“


Gab die Blaue in Ihr Comlink um den Trupps mitzuteilen, dass Sie in Deckung bleiben sollten. Noch war es Spectre zu gefährlich sich wirklich tief ins System zu slicen. Zu groß die Wahrscheinlichkeit einen Alarm auszulösen, was die Situation eskalieren würde.


Auf den Monitoren bewegten sich die beiden Maschinen um eine Ecke und die Kameraansicht wechselte.



[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai | Sah Gosta | Stadtrand | Forschungseinrichtung für archaische Raumtechnologie | auf einem Dach | Spectre
 
[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai || Sah Gosta | Stadtrand | Forschungseinrichtung für archaische Technologie || Drittes Stockwerk | dunkler Korridor | vor dem richtigen Labor || Lieutenant Noak Fremyn, Etara und Spike; irgendetwas Mechanisches in unmittelbarer Nähe]

Sah man einmal von den klitzekleinen, beleuchteten Notausgangschildern ab, die vereinzelt an den in einen hellen Farbton getünchten Wänden hingen und gelegentlich kurz flackerten, herrschte auf diesem Korridor ein gespenstiges Zwielicht. Verstärkt wurde dieser unheimliche Eindruck darüber hinaus noch durch ein schwerfälliges, mechanisches Stapfen in unmittelbarer Nähe. Unter seiner anonymisierenden Maske, die ihm in diesem Augenblick das Gefühl gab, das er aus unerfindlichen Gründen nur unzureichend Luft bekam, schluckte Noak. Die Nervosität ließ sein Herz noch immer schnell, sehr schnell schlagen – und dieser Umstand wurde nicht besser als Etara plötzlich ihre linke Hand auf seine Brust legte und ihm leise ein paar Worte zuflüsterte.

Ich bin ruhig!“, zischte der junge Bakuraner – leicht gekränkt – zurück.

Mit einem Blick, den er ansonsten eigentlich nur in einem Schiffsgefecht hatte, wenn er hinter einer klobigen, monoton brummenden Konsole der Feuerleitstation saß, sah sich der Imperiale rasch nach möglichen Auswegen um. Die (gepanzerte) Tür, die sich in ihrem Rücken befand, musste erst noch durch den Slicer Spike geöffnet werden – und stand demnach nicht zur Auswahl. Es befanden sich noch ein paar weitere Laborräume auf diesem Stockwerk, die mit Sicherheit ähnlich stark gesichert waren. Doch als sie kurz zuvor durch diesen Korridor geschlichen waren, hatte er – eher beiläufig – anhand der Zimmerbezeichnungen bemerkt, dass hier und da auch ganz normale Büros ausgewiesen waren. ‚Und um die zu öffnen braucht man bestimmt keinen Slicer!‘, dachte er.


Bevor er kurzerhand nach der Hand der neben ihm hockenden Chiss griff und sie äußerst geschwind zu einer nahen Tür führte, hinter der er eines dieser herkömmlichen Büros vermutete, nickte er noch kurz dem weißhaarigen Bordkameraden stumm zu. Möglicherweise hatte der junge Bakuraner mit seiner plötzlichen Initiative die blauhäutige Kriminelle vollkommen überrumpelt. Denn sie ließ sich tatsächlich widerstandslos mitziehen. Gleich zwei an einer Stelle miteinander verbundener Schatten huschten die beiden schnellen Schrittes an mehreren fast identisch wirkenden Türen vorbei, derweil das mechanische Stapfen näher und näher kam. Ob ihnen der dürre, blass aussehende Slicer folgte, hätte Noak in diesem kurzen Augenblick jedoch nicht sagen können. Seine ganze Aufmerksamkeit galt in diesen Sekunden einzig und allein der Suche nach einem passenden Versteck!

Hier“, wisperte er Etara zu, während er auf einer nahe der Tür angebrachten Konsole wahllos eine Taste berührte.

Die Tür reagierte nicht. Sie zuckte nicht einmal. Sogleich hörte er von Etara ein scheinbar genervtes Seufzen. Sanft, aber doch bestimmt drückte sie ihn zwei, drei Schritte zur Seite und machte sich – weiterhin im zwielichtigen Dunkeln – an der kleinen Konsole zu schaffen. Weil die mechanischen Schritte fast die nahe Ecke am Ende des Korridors erreicht hatten, in dem sich die drei Einbrecher gerade aufhielten, wurde Noak nun noch einen Tick nervöser. Jene salzige Schweißperlen, die sich zuvor auf seiner unter der Maske befindenden Stirn gebildet hatten, aber bislang an Ort und Stelle geblieben waren, setzten sich nun mit einem Mal – beinah wie auf ein gemeinsames Kommando – in Bewegung. Ein unwillkürlicher, prickelnder Schauer lief ihm außerdem genau in diesem Moment über den Rücken als sich die Tür mit einem leisen Zischen öffnete, die Chiss nun auf einmal nach seiner Hand griff und ihn mit einer schnellen, ruckartigen Bewegung ins Innere zog. Irgendwo in unmittelbarer Nähe zischte kurz darauf eine zweite Tür.

Natürlich brannte auch in diesem Raum keinerlei Licht als die drahtige Chiss und der sportliche Bakuraner durch die offene Tür flüchteten. Doch kaum hatten sie einen Schritt ins Innere getan, da erwachte plötzlich ein kleiner Holoprojektor auf dem nahen Schreibtisch. Fröhliches Kinderlachen – mit friedvollem Vogelgezwitscher im Hintergrund – war mit einem Mal laut und deutlich vom Tisch kommend zu hören. Zudem flimmerte dort eine kleine Projektion. Etara stieß flüsternd einen zischenden Laut – wahrscheinlich einen Fluch in ihrer exotisch klingenden Muttersprache? – aus und zog dann Noak bestimmend in Richtung Schreibtisch, um sich kurzerhand unter dem massiven Möbelstück zu verstecken, während aus naher Ferne mit einem Mal ein ziemlich lautes Poltern und kurz darauf ein unheilvolles, näher kommendes Dröhnen zu hören war.

Obwohl die durchaus attraktive Chiss während seines Verhörs vor wenigen Tagen schon auf seinem Schoß gesessen und sein Blut dadurch unweigerlich in bestimmte Körperregionen umgelenkt hatte, waren sich die beiden trotz allem nicht so nah gekommen wie in diesem Augenblick. Denn um sich unter dem Schreibtisch zu verstecken, mussten beide unter Beweis stellen, dass sie tatsächlich sehr, sehr gelenkig waren. In diesem Moment waren Etara und Noak viel mehr ein lebendiges Knäuel aus Fleisch und Blut als zwei eigenständige Personen. Der enge, direkte Körperkontakt, den er gerade mit der blauhäutigen Kriminellen hatte, rötete natürlich abermals auf der Stelle die blassen Wangen des jungen Bakuraner. Als an der Tür auf einmal mechanische Geräusche – Klicken und Surren – zu hören waren, hielt der Imperiale instinktiv die Luft an.


[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai || Sah Gosta | Stadtrand | Forschungseinrichtung für archaische Technologie || Drittes Stockwerk | irgendein Büro || Lieutenant Noak Fremyn und Etara; irgendetwas Mechanisches an der Tür]
 
[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai | Sah Gosta | Stadtrand |Forschungseinrichtung für archaische Raumtechnologie | Drittes Stockwerk, ein Büro(?) | Etara, Noak, Spike

Etara liebte Abenteuer. Sich in das Unbekannte zu stürzen, etwas Neues zu erleben, mit von Adrenalin rauschenden Ohren und aufgeregt pochendem Herz mitten ins Getümmel zu stürzen, das war genau das, was der jungen Chiss Freude machte. Das hieß allerdings noch lange nicht, dass sie dämlich war. Wer auf dem Schmugglermond aufwuchs, erreichte in der Regel nicht in einem Stück das Erwachsenenalter, indem man besonders unvorsichtig und planlos vorging. Alles hatte seine Zeit, es gab günstige Gelegenheiten, bei denen man laut und hart sein durfte und sogar musste, und es gab Situationen, die Fingerspitzengefühl und ein kühles Köpfchen erforderten. Der Einbruch in diese Forschungsanlage fiel in die zweite Kategorie – es brachte nichts, die Vordertür einzutreten und eine wilde Schießerei anzufangen. Im Idealfall würde die Sache gänzlich geräuschlos über die Bühne gehen, oder zumindest so diskret, dass die Einbrecherbande verschwunden war, bevor die Wachleute merkten, dass es etwas im Argen lag und dagegen vorgehen konnten. In der Regel liefen Brüche nie wirklich nach Plan, irgendeine Sache kam immer dazwischen und wirbelte die ursprünglichen Ambitionen durcheinander. Da galt es, ruhig zu bleiben, nachzudenken und schnell und entschlossen zu handeln. So auch in diesem Fall: Mit dem Auftauchen eines Droiden, welcher Art dieser nun auch sein mochte, hatte man rechnen müssen, dass dieser aber ausgerechnet jetzt und hier in Erscheinung trat, war ungünstig. Ihn zu zerstören war für Etara keine Option, das würde mit zu viel Lärm und Funken einher gehen. Verstecken war erst einmal das Gebot der Stunde, dann konnte man überlegen, wie man mit dem Blechkameraden fertig wurde. Entsprechend energisch bestand die blauhäutige Kriminelle darauf, dass ihre imperialen Begleiter und besonders der junge Noak gelassen blieben, die leicht empörte Erwiderung des Flottenoffiziers quittierte Etara mit einem Augenrollen, das irgendwo zwischen Gereiztheit und Belustigung anzusiedeln war, und sie drückte ihn umso energischer in die Ecke des Türrahmens, während die mechanischen Geräusche stetig näher kamen. Langsamer wurde es eng – was tun?

Noch während Etara hastig ihre Optionen abwog (die meisten hatten damit zu tun, irgendwie außer Sicht zu bleiben), hatte Noak offenbar einen Entschluss gefasst, der Farmjunge schritt energisch zur Tat, er griff nach der Hand der Kriminellen und zog sie bemerkenswert zielstrebig durch die Dunkelheit zu einer anderen, deutlich weniger massiven und gesicherten Tür. Für einen Augenblick war Etara bass erstaunt ob so viel Entschlusskraft und Handlungsvermögen, die Chiss gab einen leisen, überraschten Laut von sich und ließ sich erst einmal mitziehen. Offenbar hatte der niedliche Imp einen Geistesblitz gehabt, und einige Augenblicke später verstand Etara, was er bezweckte. Es gab hier eine Reihe von Büros – verschlossen, ja, aber bei weitem nicht so gut gesichert wie das Labor. Jetzt musste man nur noch flott hinein kommen, entsprechend erwartungsvoll sah Etara zu ihrem Kompagnon, der eine Hand ausstreckte und eine Taste auf der Türkonsole berührte – und damit mal so gar nichts bewirkte. Still, dunkel und weiterhin sehr eindeutig verschlossen lag die rettende Tür vor ihnen und die rotäugige Nichtmenschin konnte sich ein gequältes Seufzen nicht verkneifen – ob aus Enttäuschung oder als Bestätigung, dass Imps eben Imps waren, war ihr selbst nicht klar.


„Wie bin ich ohne Dich nur je klar gekommen...“


Murmelte die Chiss trocken, aber es blieb keine Zeit für Lamentieren, rasch schob Etara den Menschen zur Seite und machte sich an der Konsole zu schaffen. Eine kurze Überprüfungen per Augen und Händen – ja, ein Standardschloss, eigentlich leicht zu knacken. Wenn man sich denn Zeit lassen konnte. Eilig und hoch konzentriert machte sich die Chiss an die Arbeit, testete zunächst einige gängige Kombinationen aus und entschied dann, dass es zu lange dauerte. Ein kurzer Ruck, ein paar neu verdrahtete Kabel, das Surren des Droiden ausblenden – fertig! Mit einem leisen Zischen öffnete sich die Tür endlich und Etara grinste über beide Ohren, schnappte nun ihrerseits ihren Begleiter und zog ihn unsanft herein. Keine Zeit für Zärtlichkeiten, das musste schnell gehen.

Es war dunkel, und obwohl sie schon einige Zeit durch finstere Gänge gehuscht war, wurde dadurch Etaras Sehvermögen nicht auf magische Weise besser – sie konnte Umrisse und Schemen erkennen, aber nicht viel mehr. Und dann fuhr ihr auch noch ein gehöriger Schreck in die Glieder, als plötzlich ein Holoprojekor zum Leben erwachte und Bilder und Geräusche erzeugte – zufrieden lachende Kinder, das Zwitschern von Vögeln, denen es prächtig ging. Etaras Mund entwich ein Geräusch, das definitiv nicht hoch und spitz war, gefolgt von einem sehr, sehr derben Fluch, den selbst die melodischen Klänge ihrer Muttersprache nicht entschärfen konnten. Die Chiss war drauf und dran gewesen, auf die Quelle des Geräuschs zu schießen, ließ dann aber den Blaster sinken und orientierte sich dann – nun gab es immerhin eine Lichtquelle rasch im Raum. Nicht viele Optionen für ein Versteck, einzig der Schreibtisch schien, und angesichts der Geräusche von draußen handelte Etara prompt, sie griff fest nach Noaks Handgelenk und zog, schob und zerrte den Imperialen unter das Möbelstück, während sie sich selbst darunter quetschte.

Per se war das für die schlanke, sportliche Chiss weder eine sonderlich neue noch furchtbar komplizierte Erfahrung. Sie hatte durchaus schon mal die ein oder andere Minute unter einem Schreibtisch verbracht, im Fall dieses charmanten Kartografen – der ebenso zufrieden wie fachmännisch für sie die Adjektive „kurvenreich und hügelig“ verwendet hatte – auch ein paar Minuten mehr. Dieses Mal aber mussten tatsächlich zwei Personen dort unten irgendwie Platz finden, und dieses Manöver bot einen ebenso kuriosen wie spannenden Anblick. Kleidung schabte über Kleidung, Haut über Haut, Arme und Beine bewegten sich mal dort hin und mal dort hin, die verzweifelte Suche nach Platz machte Verrenkungen nötig, die mit der Bezeichnung „abenteuerlich“ noch milde tituliert waren, kurzum: Etara und Noak gingen im wahrsten Sinne des Wortes auf Tuchfühlung und kamen sich so nah, dass sie den Atem des anderen fühlen und das Herz schlagen hören konnten. Nachdem es die Chiss irgendwie geschafft hatte, ihre Rückseite an dem Imp vorbei zu drücken und ihm Gesicht zu Gesicht gegenüber kauerte, stellte sie amüsiert fest, dass er puterrot angelaufen war, zwei neue Sonnen waren gerade auf seinen Wangen geboren worden. Er war ja wirklich ganz goldig, und angesichts seiner durch das Klicken und Surren an der Tür verursachten Nervosität zuckte Etara mit den Schultern – beziehungsweise deutete diese Bewegung an – griff nach dem Kinn des Imperialen, beugte sich nach vorne und drückte ihre Lippen fest auf die seinen. Gänzlich von der Notwendigkeit entbunden, zu atmen, zu sprechen oder sonstige verräterische Geräusche von sich zu geben, verharrte die hübsche Verbrecherin in dieser Position so lange, wie es nur irgendwie ging, bis die mechanischen Laute endlich verstummten. Vorsichtig, sehr vorsichtig, löste sich Etara von Noak, strich sich mit einem Schmunzeln eine Strähne aus dem Gesicht und lugte dann unter dem Schreibtisch vor. Es war nichts zu sehen oder zu hören und die Tür war zu geblieben – aber bedeutete das wirklich, dass die Gefahr gebannt war?


„Mach mal Platz. Nein. Das andere links.“


Wies sie ihren Begleiter an und krabbelte dann ein Stück aus dem Versteck, die Blasterpistole im Anschlag. Es blieb weiterhin beunruhigend still, und Etara ließ erst einmal einige quälend lange Momente verstreichen, bevor sie sich aufrichtete und blind eine Hand nach hinten ausstreckte, um Noak heraus zu helfen. Warnend legte sie einen Finger an die Lippen, ihre Stimme war kaum mehr als ein heiseres Flüstern.


„Ssssh...vielleicht ist es noch da. So...und wo ist jetzt Dein Kumpel? Team, meldet euch mal und sagt mir, was los ist. Und zwar flott!“


Die ins Komlink gehauchten Worte waren angespannt – die Chiss tapste ungern im Unklaren herum. Etara machte eine Geste, die denn ganzen Raum umfasste, und huschte dann vorwärts, um neben der Tür in Stellung zu gehen und zu horchen. Hatte der weißhaarige Slicer vielleicht mit Hilfe der anderen einen Weg gefunden, den Droiden lahm zu legen oder umzuleiten? Oder würde da drüben eine mechanische Killermaschine auf sie lauern? Etara nickte Noak kurz zu und legte dann ihre Hand an die Türsteuerung. Es gab nur einen Weg, das herauszufinden...


[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai | Sah Gosta | Stadtrand |Forschungseinrichtung für archaische Raumtechnologie | Drittes Stockwerk, ein Büro(?) | Etara, Noak, Spike(?)
 
[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai || Sah Gosta | Stadtrand | Forschungseinrichtung für archaische Technologie || Drittes Stockwerk | irgendein Büro || Lieutenant Noak Fremyn und Etara]

Der dreibeinige Wächterdroide, der offensichtlich auf dieser Etage patrouillierte und mit einem Mal in ihrer Nähe aufgetaucht war, hatte seinen Herzschlag in einer Weise beschleunigt, die er sonst nur aus bisherigen Feuergefechten gekannt hatte. Sobald die erste Salve durchs schwarze Nichts zuckte, flutete sein Körper dann die eigenen Organe regelrecht mit Adrenalin. Manchmal hatte er in solchen Momenten sogar das Gefühl, dass die Zeit einen Ticken langsamer vergehen würde als es eigentlich der Fall war. Doch in diesem Augenblick, als ihn Etara überraschend küsste, war alles ein bisschen anders: In dieser flüchtigen Sekunde schien für Noak nicht nur auf einmal die Zeit vollkommen still zu stehen, sondern sein Herzschlag setzte sogar vorübergehend aus. Als sich langsam ihre Lippen voneinander lösten, meinte er obendrein kurzzeitig spüren zu können wie mit einem Mal mehrere bakuranische Riesenschmetterlinge in seinem Bauch flatterten.

Weil ihn dieser überraschende Kuss die ersten Sekunden lang noch vollkommen perplex zurückließ, brauchte der junge Imperiale in diesem Moment ungewöhnlich lang, um den knappen Anweisungen der überraschend heißblütigen Chiss Folge zu leisten. Es hatte beinah den Anschein als hätten sich ihre Körper allmählich zu einem lebendigen Knäuel verknotet, während sie sich unter dem Schreibtisch versteckt hatten. Der magische Bann, den der Kuss auf ihn anfangs ausübte, verflog relativ schnell als er den einen oder anderen Tritt zu spüren bekam. Begleitet von einem leisen Fluch krabbelte der Bakuraner am Ende unter der Tischplatte hervor, richtete sich ächzend auf und tastete – mehr aus einem Reflex heraus – seinen ganzen Oberleib ab, ob noch alle Gegenstände, die er am Mann trug, an Ort und Stelle waren.

Nachdem Noak schnell den kleinen, tragbaren Holoprojektor ausgeschaltet hatte, der auf dem Tisch stand und ihrem Einbruch beinah ein jähes Ende gesetzt hatte, schlich er auf leisen Sohlen zur Tür zu der Chiss, während sich seine blauhäutige Begleiterin über ihr Kom-Gerät nach dem Verbleib des Slicers Spike sowie dem momentan Status des anderen Teams erkundigte. Bislang verhielten sich Maalraas, Sinaesh (Spectre) und Senatorin Kosh überraschend still. Seit sie gemeinsam dieses Gebäude über den Personaleingang betreten hatten, hatte er noch keine einzige Meldung von ihnen vernommen. Oder sprachen sie etwa bloß mit Etara? Obwohl der junge Bakuraner formal betrachtet die Verantwortung über die gesamte Operation inne hatte und diese Kriminellen gewissermaßen „nur“ angeworbene, externe Kräfte waren, spielte sich die selbstbewusste Chiss schon seit Tagen als faktische Einsatzleiterin auf – und machte damit Brennan Diar’mon, der ihm seit dem Verlassen des Cygnus-Systems genauso Paroli bot, gehörig Konkurrenz!


Die Luft scheint rein zu sein“, flüsterte der Imperiale leise zu, nachdem sie den Türöffner betätigt und er seinen Kopf vorsichtig herausgestreckt hatte. „Das Ding scheint verschwunden zu sein.“

Behutsam einen Fuß vor den anderen setzend trat er wieder auf den Gang. Seine rechte Hand ruhte dabei auf dem rauen Griff seiner Blasterpistole. Sollte sich irgendetwas in den zahlreichen Schatten bewegen, die sich auf dem langen Korridor – zwischen den wenigen, schwach leuchtenden Lampen – befanden, oder sollte der Wächterdroide ihnen tatsächlich eine Falle gestellt haben, wollte er beim Ziehen seiner Schusswaffe keine Sekunde verlieren. Das Adrenalin, das in diesem Augenblick noch immer in einem außerordentlichen Maße durch seine Adern strömte, ließ ihn weiterhin aufmerksam sein. Überraschend flink huschte der Blick seiner braunen Augen von einer Wand des Korridors zur anderen. Ruhig, kontrolliert ging dabei sein Atem. Denn in diesem Moment fühlte er sich ein wenig in jene Zeit zurückversetzt als er an einem Anti-Enter-Training teilgenommen hatte.

Plötzlich hörte er in unmittelbarer Nähe – höchstens zwei, drei Türen weiter – ein vergleichsweise leises, knirschendes Geräusch. Instinktiv umschloss seine Hand den Griff und riss kurz darauf die Waffe aus dem Halfter, während er sich in Richtung der „Bedrohung“ drehte. Die Mündung seiner Blasterpistole zeigte daraufhin auf den im Halbschatten stehenden, blassen Spike, der beide Hände in die Luft gehoben hatte.
„Vorsichtig, vorsichtig, Junge. Mit so einem Blaster ist wirklich nicht zu spaßen… “

Ach, du bist’s…“, brummte Noak. Dass er erleichtert war, konnte man ihm in einem günstigen Moment sogar anhören. Langsam steckte er die Blasterpistole in den Halfter zurück. „Wir haben schon nach dir suchen wollen. Wo hast du bloß gesteckt?“, fragte er das weißhaarigen Mitglied des Imperialen Geheimdienstes.

Spike schien zu schmunzeln.
„Ich hatte offensichtlich die gleiche Idee wie ihr. Nur war auf dieser Seite des Korridors eine Tür näher als euer Versteck.“ Er zuckte mit den Schultern. „Die Hauptsache ist aber doch, dass das Ding weitergezogen ist … und wir uns endlich um die Tür kümmern können, weswegen wir überhaupt hier sind.“

Der drahtige Fastmensch, der meist eine besondere Brille trug, um seine überaus lichtempfindlichen Augen zu schützen, tätschelte beiläufig seine praktische Umhängetasche, ging ruhigen Schrittes auf das gepanzerte Hindernis zu und begann routiniert die Abdeckung der Konsole abzuschrauben, die für das Öffnen der Tür benötigt wurde. Etara, die mittlerweile wohl mit ihren Komplizen Maalraas und Sinaesh kurz gesprochen hatte, gesellte sich wieder zu den beiden Imperialen. Weil sie genauso wieder ihre anonymisierende Maske trug wie es auch Noak und der Slicer taten, konnte der junge Bakuraner natürlich nicht erkennen, ob sie ihm irgendwelche besondere Blicke zuwarf. Hatte sie ihn nur aus einer willkürlichen Laune heraus geküsst? Empfand sie etwas für ihn? Oder hatte ihre Aktion einen ganz anderen, deutlich nüchternen Grund gehabt? Der Imperiale konnte die rotäugige Kriminelle nach all den Dingen, die er mit ihr in den wenigen Tagen schon erlebt hatte, überhaupt nicht einschätzen. Daher tappte er vollkommen im Dunkeln.

Obwohl er als imperialer Offizier eigentlich stets über solchen Banalitäten stehen müsste, machte sich bei ihm allmählich ein kleines Bisschen Frust breit. Immerhin hatte bisher noch keine Frau mit ihm gespielt, die er in den letzten Jahren auf die eine oder andere Weise getroffen hatte! Sah man einmal von dem aus unerfindlichen Gründen vom Pech verfolgten Intermezzo mit der cygnischen Kronprinzessin, Illriana Anara II., und dem eher bedeutungslosen Treffen mit Admiral Nerethins Adjutantin, Flag Lieutenant Inyri Harte, ab, hatte er als als weibliche Bekanntschaft zwar bislang bloß seine seine frühere High School-Liebe Kyla vorzuweisen, aber das war mehr als eine harmlose Sandkastenromanze gewesen! Bei ihrer (ihrer Meinung nach einvernehmlichen) Trennung hatte es am Ende eine Menge Tränen geben – jedenfalls auf ihn bezogen. Noch größer war die Enttäuschung gewesen als sein ehemaliger Mitkadett Finon Brumen, das feiste Goldkehlchen von Salis D’aar, ihm vor knapp einem Standardjahr mitteilte, dass er sich tatsächlich mit ihr verlobt habe. ‚Mistkerl!‘, dachte Noak. ‚Verdammter Mistkerl!‘

Im Gegensatz zu Etara, die beim Überbrücken solcher Sicherheitssysteme anscheinend eine deutlich „direktere“ Methode zu bevorzugen schien, ließ sich der Slicer Spike bei seinem Vorgehen sichtlich mehr Zeit. In aller Ruhe hatte er das wundersame Gerät aus der Tasche geholt, das ihm Zugang zu dieser (für Noak völlig fremden) Welt verschaffte, es mit einigen Kabeln an die mittlerweile nackte Konsole gehangen und dann in Windeseile zu tippen begonnen. Noak, der in diesem Moment nicht allzu viel zu tun hatte, hielt sich im Hintergrund, ließ seinen Blick ständig von einem Ende des sehr langen Korridors zum anderen wandern und versuchte dabei insbesondere den aufkommenden Frust herunterzuschlucken, um weiterhin einen professionellen Eindruck zu machen. Doch das Pärchen Kyla und Finon wollte ihm nicht so ganz aus dem Kopf gehen. Nachdenklich kratzte sich der junge Imperiale am Kinn, während er beiläufig sinnierte: ‚Wäre es wenigstens Draay gewesen, hätte ich sie ja noch verstehen können. Immerhin hatte der sich ja sogar schon als Sophomore mühelos die eine oder andere Schönheit angelacht gehabt.‘

Seine von Eifersucht zerfressenen Gedanken beschäftigten ihn in diesem Augenblick tatsächlich so sehr, dass er die geöffnete Tür erst bemerkte als Etara ihn plötzlich an seinem schwarzen Pullover packte und brummend in das Labor zerrte. Jeglicher Protest, den er ihr wispernd an den Kopf warf, schienen dabei aber vollkommen ungehört zu verhallen. Daher musste sich der Imperiale wohl oder übel geschlagen geben. Und während der Slicer des Imperialen Geheimdienstes – leise pfeifend – zu der knapp einen Kubikmeter großen, kastenförmigen Blackbox ging, die man dem gefundenen Schwesterschiff der Pourriture entnommen und in diesen Räumlichkeiten bisher ohne größeren Erfolg untersucht hatte, stand Noak im ersten Moment nur da tatenlos herum, wo ihn die sportliche Chiss letzten Endes losgelassen hatte. Ihr Interesse galt offensichtlich mehr dem alten Gerät.

Kurz streckte sich der Slicer, betrachtete die Blackbox von allen Seiten und brachte anschließend sein Gerät abermals in Position. Beiläufig murmelte er:
„Der Lieutenant(Brennan Diar’mon) hat in der Tat nicht übertrieben. Geht man nach dem Stand der heutigen Technik ist dieses Ding am Ende kaum mehr als eine bessere Steintafel.“ Er kicherte amüsiert. „Das Knacken dürfte ein Kinderspiel sein…“

Und kurz darauf ließ der weißhaarige Arkanier auch demonstrativ die Finger knacken, stöpselte das Gerät an entsprechenden Schnittstellen an die Blackbox an und begann danach mit dem Hacken. Da Noak noch immer keine Ahnung von solchen technischen Vorgängen hatte – sein Steckenpferd war mehr die mechanische Vielfalt der Schiffsartillerie –, begann er damit beiläufig in dem Labor umher zu stöbern. Vollkommen unbeobachtet streifte er von Tisch zu Tisch. Auf manchen lagen lediglich klobige Datapads und kaum leserliche Flimsiplast-Aufzeichnungen. Diese konnten sein Interesse naturlich nur schwer in ihren Bann ziehen. Deutlich fesselnder für ihn waren hingegen die scheinbar wahllos aufgestellten Exponate. Im Großen und Ganzen erinnerten die Geräte, die man hier sehen konnte, an archaische Vorgänger heutiger Technik. Der Zahn der Zeit hatte zwar gnadenlos an ihnen genagt, aber manche waren allem Anschein nach noch funktionstüchtig.

Während sich Etara zu Spike gesellt hatte, um ihm neugierig über die Schulter zu schauen, war der (ein bisschen gelangweilte) Bakuraner auf seinem kleinen Rundgang in der Zwischenzeit an einen größeren Tisch nahe der Tür gekommen. Neben ein paar Geräten, die ihn an harmlose Werkzeuge wie beispielsweise einen Hydrospanner oder einen EMS-Fünfhundert erinnerten, befand sich auf diesem Tisch auch eine etwa Faust große Metallkugel. Im Laufe der vielen Jahrtausende, die sie auf der inzwischen gefundenen Schatzbarke gewesen war, schien sie ein paar kleinere Schrammen und Dellen abbekommen zu haben. An vereinzelten Stellen verfehlte darüber hinaus inzwischen sogar schon der mattgraue Lack. Noak, der zu diesem Zeitpunkt längst Etaras ausgesprochenes Verbot vergessen hatte, keine Sachen ohne Erlaubnis anzufassen, zog gedankenverloren einen Handschuh aus, griff nach dem kugelrunden Ding und streichelte mit seinem Daumen über eine Delle. Da er in diesem Moment ziemlich achtlos war, strich er aus Versehens über den großen Sensor.


Oh, oh…“, sagte er als von der Metallkugel plötzlich ein leises Surren ausging.

Die ramponierte Metallkugel, die er gerade noch in der behandschuhten Hand gehalten hatte, surrte mit einem Mal lauter und lauter. Erst war der Ton bloß in unmittelbarer Nähe zu hören, aber schon wenige Sekunden später das Geräusch mit Sicherheit auch zu seinen beiden Begleitern vor. Derweil das Ding plötzlich auf seinem langjährigen „Schlaf“ erwachte und sich – begleitet von einer raschen Abfolge an verschiedensten Pfeif- und Trillertönen – in die staubtrockene Luft erhob, stand Noak noch immer wie versteinert an Ort und Stelle. Es gelang ihn bloß seinen Kopf langsam in Richtung der Chiss und des Arkaniers zu drehen. Er wollte gerade ein paar Worte an sie richten als der große, runde Photorezeptor der Metallkugel hell aufleuchtete, mit dem Scannen des Imperialen begann und sich dabei – gleich einem mechanischen Trabant – um dessen Körper drehte.


L… Leu… Leute?!?“, stammelte er.

[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai || Sah Gosta | Stadtrand | Forschungseinrichtung für archaische Technologie || Drittes Stockwerk | Labor || Lieutenant Noak Fremyn, Etara, Slicer Spike und eine unheimliche, uralte Metallkugel]
 
[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai | Sah Gosta | Stadtrand |Forschungseinrichtung für archaische Raumtechnologie | Drittes Stockwerk | Labor| Etara, Noak, Spike, kugelrunder Droide

Es gab sicher eine Menge Dinge, mit denen man sich beschäftigen konnte, während man eng aneinander geschmiegt unter einem Schreibtisch kauerte. Bei einigen Zeitgenossen konnte sich Etara gut vorstellen, dass sie anfingen, Schere Stein Papier zu spielen oder sich flüsternd gegenseitig Mut machten, dass die Gefahr bald vorüber sein würde. Bestimmte intellektuell verortete Leute widmeten sich vielleicht eher einer Partie Dejarik gegen sich selbst oder philosophierten mit ihrem Gesprächspartner über die Natur der Galaxis und des intelligenten Lebens – sofern vorhanden – darin. Und es gab garantiert auch welche, die sich einfach möglichst klein und stumm zusammenkauerten und allerhand höhere Mächte anflehten, sie zu beschützen. All diese Vorgehensweisen waren bestimmt nett, übten auf die abenteuerlustige Chiss aber keinen sonderlich großen Reiz aus – also tat sie das, was sie am liebsten tat, wenn ein angemessen schnuckliges männliches, weibliches oder sonstiges Lebewesen in Griffweite war, sie zuckte mit den Schultern und mit einem kecken Grinsen beugte sich die schlanke Blauhäutige nach vorne, reduzierte die ohnehin geringe Distanz zwischen ihr und Noak auf Null und presste energisch ihre Lippen auf die des Imperialen. Wenn nichts anderes zu tun war, konnte man immer noch rummachen – eine patentierte Lösung, fand Etara, und amüsierte sich königlich über den überraschten Gesichtsausdruck und die großen Augen des jungen Imps, der damit offenbar überhaupt nicht gerechnet hatte. Diese Naivität machte das Ganze nur noch besser und Etara musste sich ein Lachen verkneifen, als ihre Zähne neckend über die Unterlippe Noaks glitten, ihre roten Augen nur Zentimeter von den seinen entfernt.

Fast so schnell, wie er gekommen war, endete der Kuss auch wieder, und Etara schob sich ein Stücken zurück, fuhr sich mit der Zunge über ihre perlweißen Zähne und seufze dann zufrieden, bevor sie rasch einen Blick in den immer noch spärlich beleuchteten Raum warf. Kein Killerdroide in Sicht und auch nicht ein halbes Dutzend Blastermündungen von alarmierten Wachleuten – war die Sache nochmal gut gegangen? Etara spähte noch einige Augenblicke weiter und lauschte konzentriert, aber es schien tatsächlich alles ruhig zu sein. Keine Zeit zu verlieren! Energisch schälte sich die Chiss unter dem Schreibtisch vor und signalisierte Noak, es ihr gleich zu tun, als der Imperiale ihrer Meinung nach zu tapsig war, half sie mit Schieben und Drücken und Händen und Füßen nach, bis sie endlich wieder auf den Beinen war und sich nochmal in Ruhe umsehen konnte. Als ihr imperialer Begleiter seinen Oberkörper abtastete, rollte Etara mit den Augen und klatschte ihm mit ordentlich Kraft auf das Hinterteil.


„Keine Sorge, ich stehle Dir nur das Herz. Und jetzt mach das Holo aus, bevor ich es noch zum Fenster raus werfe.“


Gesagt, getan – zumindest was das Abschalten anging. So ein kleines Ding, das so viel Ärger gemacht hatte. Beinah wäre deswegen der ganze Einbruch daneben gegangen. Wieder einmal zeigte sich: Man konnte planen, so viel man wollte, und das war auch gut so, aber schlussendlich konnten selbst winzige Details dafür sorgen, dass man improvisieren musste. Immerhin schien diese Sache nochmal glatt gegangen zu sein, als Noak zu ihr an die Tür schlich und vorsichtig seinen Kopf nach draußen steckte, schien die Luft rein zu sein. Kein Droide, keine Wachleute, das war Grund genug, dass Etara erleichtert lächelte und dem Imp ein knappes, zustimmendes Nicken, ihre Stimme ein raues Flüstern.


„Hm-hm. Das Teil kann gerne schön weit weg bleiben. Jetzt schnell, bevor es neuen Ärger gibt.“


Ganz in diesem Sinne huschten die beiden Einbrecher vorwärts in die Dunkelheit und arbeiteten sich mit den Blasterpistolen im Anschlag Stück für Stück vor, sie spähten in jeden Winkel und jede Ecke und Etara spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Es war Aufregung, ja, auch Vergnügen, aber auch ein gewisses Maß an Sorge. In dieser Finsternis konnte von überall jemand oder etwas kommen und die hübsche Kriminelle wollte de facto diesen Einbruch möglichst schnell und sauber hinter sich bringen. Kein Grund, nachlässig zu werden – die Ecken überprüfen! Hatte sich da etwas bewegt? Etara wirbelte in die Richtung, aus der das knirschende Geräusch gekommen war, und erfreut registrierte sie aus den Augenwinkeln, dass Noak das selbe getan hatte. Der Jungspund taugte etwas, auch in solchen Situationen – zum Glück entpuppte sich die schlanke, blasse Gestalt, die sich nun mit erhobenen Händen aus den Schatten schob, als der imperiale Slicer Spike. Etara verfolgte die Unterhaltung zwischen den beiden Imps nur beiläufig, ihre Aufmerksamkeit galt dem Korridor. Endlich setzten sich ihre Begleiter in Bewegung, auch wenn Noak ein wenig abgelenkt wirkte und Etara sich genötigt sah, ihn schlussendlich in das Labor zu ziehen, als der Slicer ihnen mit seiner hochmodernen Ausrüstung endlich Zugang verschaffte – die Sache hatte eine gefühlte Ewigkeit gebraucht und dafür gesorgt, dass Etara schon damit angefangen hatte, auf und ab zu gehen. Verzögerungen brauchte sie nun wirklich nicht, und so ließ sie den etwas perplex wirkenden Noak einfach im Raum stehen – der würde schon keinen Unsinn anstellen. Nachdem sie sich kurz im Labor umgesehen hatte, gesellte sie sich zu Spike, der es sich nicht nehmen ließ, im Angesicht der heiß ersehnten Blackbox zu einem kleinen Vortrag anzusetzen. Etara rollte mit den Augen, trat neben den Arkanier und versetzte ihm einen kleinen Stoß in die Seite.


„Weniger Monolog, mehr Slicen, wenn es geht.“


Brummte die Piratin hörbar indigniert, aber sie konnte nicht leugnen, dass das, was der Slicer nun mit seiner per Kabel mit der Blackbox verbundenen Ausrüstung anstellte, sehr interessant aussah. Etara hatte eher wenig Ahnung von solchen Dingen, ein bisschen Slicen konnte sie, denn wer auf dem Schmugglermond konnte das nicht? Aber das waren bloßen Grundkenntnisse und rasch wurde der Chiss klar, dass dieser Spike ein echter Meister seines Fachs sein musste. Mit spielerischer Leichtigkeit und atemberaubenden Tempo huschten seine langen, dünnen Finger über sein Werkzeug, der konzentrierte Gesichtsausdruck des Weißhaarigen wirkte gänzlich undurchdringlich, als würde er die Welt um sich herum ausblenden und sich nur auf die uralte Blackbox konzentrieren. Etara fühlte sich an sich selbst erinnert, wenn sie mit Öl und Dreck beschmiert am Antrieb ihres Schiffes werkelte und alles um sich herum vergessen konnte – es ging ihm wohl ähnlich. Es war faszinierend, wirklich, und die Chiss überlegte, ob sie vielleicht versuchen sollte, mit dem Slicer...Ihre Überlegungen kamen zu einem jähen Ende, als ein surrendes, summendes Geräusch in ihrem Rücken immer lauter wurde und Noaks Stimme erklang, Etara runzelte die Stirn und drehte sich dann erschrocken um, die Blasterpistole im Anschlag. War der Wachdroide doch wieder aufgetaucht? Aber statt einer riesigen mechanischen Tötungsmaschine stand da bloß ein aufgeregt stammelnder Noak, um den eine leuchtende Metallkugel schwebte. Für einen Moment war die Kriminelle sprachlos, blinzelte und konnte nicht glauben, was da los war. Wie hatte er es geschafft, dass...Etara machte ihrer Anspannung mit einem deftigen Fluch auf Huttese Luft und versuchte dann, die Situation wieder in den Griff zu bekommen.


„Was zum...okay, ganz ruhig. Ganz ruhig. Wenn Du jetzt anfängst, wie ein Mädchen zu kreischen, reiß ich Dir den Kopf ab, bevor das Ding irgendwas tun kann, kapiert? Sieht aus wie...wie so ein Droide. Scannt Dich vielleicht. Jetzt ja keine hektischen Bewegungen.“


Etaras Stimme reichte an Frostigkeit gerade locker an die Temperaturen auf Csilla oder Hoth heran, aber es mischte sich auch ein Hauch Sorge hinein. Würde dieser Droide – wenn es denn einer war – gleich anfangen, den niedlichen Imp zu rösten? Das wäre schade um seine Rückseite und schlimmer noch im Bezug auf einen ruhigen Abschluss des Einbruchs. Die Chiss hielt angespannt die Luft an, während die Kugel einem Trabanten gleich um Noak kreiste. Sekunden vergingen...und niemand wurde geröstet. Etara atmete rasselnd aus und schüttelte dann den Kopf, während sie mit einer Hand ihre Stirn massierte.


„Glückwunsch, es scheint Dich niedlich zu finden. Sieht aus wie der Beginn einer wunderbaren Freundschaft – hat Dich immerhin noch nicht gegrillt. Haben wir, was wir brauchen? Wenn ja, dann raus hier, bevor Mr. Schnuckelchen hier noch das halbe Museum an sich kleben hat. Spike, versuch, das Ding irgendwie auszuschalten Los, los, und...und wenn es nicht ausgeschaltet werden kann, dann versuch irgendwie, leise zu sein. Irgendwie halt!“


Die rotäugige Verbrecherin musste sich auf die Zunge beißen, um selbst nicht zu laut zu werden, und sie fügten ihren Anweisungen eine Abfolge von Flüchen und Verwünschungen in einem beeindrucken Mischmasch von verschiedenen Sprachen hinzu. Sie hatte gerade gut Lust, sich den Weg frei zu schießen, aber mit einem tiefen Atemzug und einem vernichtenden Blick aus unheilvollen roten Augen beruhigte sie sich zumindest soweit, um das anderen Team zu informieren und sich in Bewegung zu setzen. Zeit, die Sache zu beenden...


[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai | Sah Gosta | Stadtrand |Forschungseinrichtung für archaische Raumtechnologie | Drittes Stockwerk | Labor| Etara, Noak, Spike, kugelrunder Droide
 
Zurück
Oben