[GLT]Legislator
Sünder, Verabscheuer des Mainstreams und Nonkonfir
Hallo alle zusammen,
ich hoffe der Beitrag ist hier am richtigen Platz. Ist ja immerhin das erste Mal, dass ich hier im Club Obi-Wan einen eröffne
Ich spreche hier vor allem Leute an, die in die Gunst einer Berufsausbildung kommen konnten. Mich würde es einmal interessieren, ob euch eine/die Ausbildung irgendwie verändert hat (weniger in Bezug auf euren Charakter, sondern eher auf eure Lebensweise).
Bei mir ist das z.B. so: Ich mache seit September 2004 eine schulische Ausbildung zum Informatikkaufmann. Alles läuft perfekt, ich bin mit meiner Freundin in der Top 5 der Klasse, im Gegensatz zu einigen anderen bekomme ich auch etwas Kohle und mein Privatleben verläuft spitzenmäßig. Dennoch habe ich einige erschreckende Veränderungen an mir festgestellt.
Das Problem ist: Ich werde immer fauler. Mit jedem Tag, der vergeht, habe ich das Gefühl um 1 Jahr älter geworden zu sein. Ob die Faulheit mit der Nutzung von Windows Betriebssystemen zusammenhängt, weiß ich nicht Auf jeden Fall war ich am Anfang der Ausbildung weitaus engagierter. Da hatte ich noch jeden Tag meinen Ausbildungsnachweis ausgefüllt und auch jeden Tag fleißig mein Schulzeug von analogen Papieraufzeichnungen in digitale Worddokumente übertragen.
Irgendwie fing die Faulheit mit den 6 Wochen Sommerferien an zu wachsen. Alles was ich anpackte, ließ ich wochenlang liegen. Stets war ich immer damit beschäftigt, einige Pflichten der vergangenen Wochen und Tage zu verrichten und weniger das immer aktuell anfallende Problem zu bearbeiten. Lustlos überkam mich im Unterricht oft die Müdigkeit und ich musste mich regelrecht dazu zwingen, mehr Engagement an den Tag zu legen.
Bei uns herrscht so eine Mischung aus Schüler-Folterei und 0815 Unterrichtsführung. Bei unserem Bildungsträger lernen wir das ganze IT Zeug. Das ist auch gut so, denn ansonsten würden wir am Ende bei der IHK Prüfung dumm aus der Wäsche gucken. Dort wird es - mittlerweile - nicht mehr so eng mit den Regeln genommen. Es gibt keine Strafen, Verweise oder Abmahnungen für's Zuspätkommen, selbst wenn dabei der halbe Tag unentschuldigt ist. Man kann zocken ohne dass die Lehrer was unternehmen können/wollen. Die Lautstärke entspricht jener einer Großbaustelle. Folglich existiert keine Disziplin. Es fliegen Flaschen durch die Gegend, jetzt ist es sogar schon soweit, dass sich einige Pornos im Unterricht anschauen.
Raus schmeißen kann unser Bildungsträger aus 2 Gründen niemanden: 1. sind sie finanziell von uns abhängig und 2. bangen sie um jede Nachfolgemaßnahme die sie kriegen können. Die Folter besteht - seit einigen Wochen - in täglichen Arbeiten auf Benotung (IHK Niveau), die pünktlich um 7 Uhr morgens geschrieben werden. Des Weiteren wird öfters mal der Strom abgestellt und Internetverbot besteht jetzt - nach einem vermeintliche Hack-Versuch - sowieso. (Der Hintergrund war der, dass einer der anderen Tutoren die Proxy-Einstellungen verändert hatte, so dass wir letztes Jahr im Dezember 30 min eher vor der Pause ins Internet konnten. Aber naja uns als Klasse wurde vorgeworfen, wir hätten das manipuliert).
In der Berufsschule wird die Katastrophe logistisch und pädagogisch fortgesetzt. Der Rahmenlehrplan ist 10 Jahre alt und nicht für die schnelllebige IT Branche geeignet. Die Schule ist der Meinung wir werden Kaufleute, unser Bildungsträger ist der Meinung wir werden Informatiker. Fakt ist, dass in den IHK Aufgaben etwa 2/3 Kosten-Leistungs-Rechnung und 1/3 Informatik enthalten ist. Aber die meisten Schülern interessiert das sowieso nicht. Es gibt schon ein paar, für die stand nach nur 6 Monaten Ausbildung fest, dass sie nur ein Abgangszeugnis kriegen. Die bleiben nur um das Bafög abzukassieren vom Staat.
Egal ob beim Bildungsträger oder in der Berufsschule, es stört niemanden ob man da im Unterricht Filme schaut, mit dem Handy spielt/telefoniert, Musik hört, schläft oder gar nicht mitschreibt. Pausenzeiten werden generell überzogen, gegessen wird im Unterricht. Müll bleibt grundsätzlich da liegen wo er gerade hinfällt.
Hat irgendjemand ein solches Verhalten irgendwo schon mal beobachtet? Am Anfang hat mich das tierisch aufgeregt. Ich war heilfroh aus der Sozialhilfe heraus gekommen zu sein in eine Ausbildung, die mir nicht nur einfach gefällt, sondern die mein Privatleben wiederspiegelt - und dann lande ich in so nem Haufen. Mittlerweile geht mir das alles am Anus vorbei und es hat sich in mir eine LMAA Haltung aufgebaut. Obwohl ich in den Top 5 bezüglich der Noten bin, rechne ich fast schon prophetisch damit, dass ich die IHK Prüfung nicht schaffen werde, denn ich fühle mich von niemandem darauf vorbereitet zu werden (komischer Satz).
Ob das auch teilweise mit an den Lehrern liegt? Einer unserer IT Lehrer teilt unvollständige, schlecht lesbare Prüfungsarbeiten der IHK aus einem anderen IT Beruf vor, kann sie selbst kaum lösen, gibt uns dann nachweislich falsche Antworten, verlässt den Raum für 45 Minuten und kommt irgendwann wieder. In der Zwischenzeit sitzen wir doof da und haben Pause. Er hat uns 2 Monaten lang voll gelabert wie man Java installiert. Der Lehrplan sah allerdings vor, dass wir uns wenigstens programmiertechnisch auf die Sprache konzentrieren sollten. Ebenso ist das ein Witz, dass wir als IT Klasse die einzige Klasse an der Schule sind, die nicht in ein Computerkabinett darf.
Ojee das war jetzt mehr Text als ich ursprünglich schreiben wollte und es ritzt dabei das Thema auch nur an der Oberfläche an. Vielleicht entwickelt sich ja ne heiße Diskussion draus. Würde mich jedenfalls sehr freuen. Sind da meine Veränderungen normal unter all diesen Rahmenbedingungen? Ich für meinen Teil kann nur das widergeben, was ich auch schon der stellv. Direktorin sagte "Unsere Klasse brauch einen Psychologen. Am besten für jeden Schüler einen!"
ich hoffe der Beitrag ist hier am richtigen Platz. Ist ja immerhin das erste Mal, dass ich hier im Club Obi-Wan einen eröffne
Ich spreche hier vor allem Leute an, die in die Gunst einer Berufsausbildung kommen konnten. Mich würde es einmal interessieren, ob euch eine/die Ausbildung irgendwie verändert hat (weniger in Bezug auf euren Charakter, sondern eher auf eure Lebensweise).
Bei mir ist das z.B. so: Ich mache seit September 2004 eine schulische Ausbildung zum Informatikkaufmann. Alles läuft perfekt, ich bin mit meiner Freundin in der Top 5 der Klasse, im Gegensatz zu einigen anderen bekomme ich auch etwas Kohle und mein Privatleben verläuft spitzenmäßig. Dennoch habe ich einige erschreckende Veränderungen an mir festgestellt.
Das Problem ist: Ich werde immer fauler. Mit jedem Tag, der vergeht, habe ich das Gefühl um 1 Jahr älter geworden zu sein. Ob die Faulheit mit der Nutzung von Windows Betriebssystemen zusammenhängt, weiß ich nicht Auf jeden Fall war ich am Anfang der Ausbildung weitaus engagierter. Da hatte ich noch jeden Tag meinen Ausbildungsnachweis ausgefüllt und auch jeden Tag fleißig mein Schulzeug von analogen Papieraufzeichnungen in digitale Worddokumente übertragen.
Irgendwie fing die Faulheit mit den 6 Wochen Sommerferien an zu wachsen. Alles was ich anpackte, ließ ich wochenlang liegen. Stets war ich immer damit beschäftigt, einige Pflichten der vergangenen Wochen und Tage zu verrichten und weniger das immer aktuell anfallende Problem zu bearbeiten. Lustlos überkam mich im Unterricht oft die Müdigkeit und ich musste mich regelrecht dazu zwingen, mehr Engagement an den Tag zu legen.
Bei uns herrscht so eine Mischung aus Schüler-Folterei und 0815 Unterrichtsführung. Bei unserem Bildungsträger lernen wir das ganze IT Zeug. Das ist auch gut so, denn ansonsten würden wir am Ende bei der IHK Prüfung dumm aus der Wäsche gucken. Dort wird es - mittlerweile - nicht mehr so eng mit den Regeln genommen. Es gibt keine Strafen, Verweise oder Abmahnungen für's Zuspätkommen, selbst wenn dabei der halbe Tag unentschuldigt ist. Man kann zocken ohne dass die Lehrer was unternehmen können/wollen. Die Lautstärke entspricht jener einer Großbaustelle. Folglich existiert keine Disziplin. Es fliegen Flaschen durch die Gegend, jetzt ist es sogar schon soweit, dass sich einige Pornos im Unterricht anschauen.
Raus schmeißen kann unser Bildungsträger aus 2 Gründen niemanden: 1. sind sie finanziell von uns abhängig und 2. bangen sie um jede Nachfolgemaßnahme die sie kriegen können. Die Folter besteht - seit einigen Wochen - in täglichen Arbeiten auf Benotung (IHK Niveau), die pünktlich um 7 Uhr morgens geschrieben werden. Des Weiteren wird öfters mal der Strom abgestellt und Internetverbot besteht jetzt - nach einem vermeintliche Hack-Versuch - sowieso. (Der Hintergrund war der, dass einer der anderen Tutoren die Proxy-Einstellungen verändert hatte, so dass wir letztes Jahr im Dezember 30 min eher vor der Pause ins Internet konnten. Aber naja uns als Klasse wurde vorgeworfen, wir hätten das manipuliert).
In der Berufsschule wird die Katastrophe logistisch und pädagogisch fortgesetzt. Der Rahmenlehrplan ist 10 Jahre alt und nicht für die schnelllebige IT Branche geeignet. Die Schule ist der Meinung wir werden Kaufleute, unser Bildungsträger ist der Meinung wir werden Informatiker. Fakt ist, dass in den IHK Aufgaben etwa 2/3 Kosten-Leistungs-Rechnung und 1/3 Informatik enthalten ist. Aber die meisten Schülern interessiert das sowieso nicht. Es gibt schon ein paar, für die stand nach nur 6 Monaten Ausbildung fest, dass sie nur ein Abgangszeugnis kriegen. Die bleiben nur um das Bafög abzukassieren vom Staat.
Egal ob beim Bildungsträger oder in der Berufsschule, es stört niemanden ob man da im Unterricht Filme schaut, mit dem Handy spielt/telefoniert, Musik hört, schläft oder gar nicht mitschreibt. Pausenzeiten werden generell überzogen, gegessen wird im Unterricht. Müll bleibt grundsätzlich da liegen wo er gerade hinfällt.
Hat irgendjemand ein solches Verhalten irgendwo schon mal beobachtet? Am Anfang hat mich das tierisch aufgeregt. Ich war heilfroh aus der Sozialhilfe heraus gekommen zu sein in eine Ausbildung, die mir nicht nur einfach gefällt, sondern die mein Privatleben wiederspiegelt - und dann lande ich in so nem Haufen. Mittlerweile geht mir das alles am Anus vorbei und es hat sich in mir eine LMAA Haltung aufgebaut. Obwohl ich in den Top 5 bezüglich der Noten bin, rechne ich fast schon prophetisch damit, dass ich die IHK Prüfung nicht schaffen werde, denn ich fühle mich von niemandem darauf vorbereitet zu werden (komischer Satz).
Ob das auch teilweise mit an den Lehrern liegt? Einer unserer IT Lehrer teilt unvollständige, schlecht lesbare Prüfungsarbeiten der IHK aus einem anderen IT Beruf vor, kann sie selbst kaum lösen, gibt uns dann nachweislich falsche Antworten, verlässt den Raum für 45 Minuten und kommt irgendwann wieder. In der Zwischenzeit sitzen wir doof da und haben Pause. Er hat uns 2 Monaten lang voll gelabert wie man Java installiert. Der Lehrplan sah allerdings vor, dass wir uns wenigstens programmiertechnisch auf die Sprache konzentrieren sollten. Ebenso ist das ein Witz, dass wir als IT Klasse die einzige Klasse an der Schule sind, die nicht in ein Computerkabinett darf.
Ojee das war jetzt mehr Text als ich ursprünglich schreiben wollte und es ritzt dabei das Thema auch nur an der Oberfläche an. Vielleicht entwickelt sich ja ne heiße Diskussion draus. Würde mich jedenfalls sehr freuen. Sind da meine Veränderungen normal unter all diesen Rahmenbedingungen? Ich für meinen Teil kann nur das widergeben, was ich auch schon der stellv. Direktorin sagte "Unsere Klasse brauch einen Psychologen. Am besten für jeden Schüler einen!"