[: Sartinaynian-System | Bastions einziger Mond :||: Sternjägerbasis „Last Defense“ | Ebene Fünf | Unterrichtsraum :||: Captain Aiden Thiuro mit den sechs Bewerber (darunter Jeremy Mengsk, Chett Nectu und Shazz Moam) sowie zwei „Wolve“-Piloten (Samin und Sakura Mitsumo) :]
Nachdem der Staffelführer die sechs Bewerber überraschend zur Selbstreflexion aufgefordert hatte, anstatt sich unverzüglich in einen endlosen Monolog zu verlieren, blickte er nun in deren grübelnde Gesichter. Obwohl Aiden selbstverständlich wusste, dass manche Dinge wie Stress, Adrenalin oder die übliche Selbstüberschätzung die eigene Wahrnehmung beeinflussten, fußte seine Philosophie als Pilot grundlegend darauf, dass man spätestens im Nachgang – also beim abschließenden Debriefing – kritisch mit der eigenen Leistung umgehen konnte. Im Cockpit gehörte er selbst zu den Personen, die binnen kürzester Zeit ihre sonst so kühle, professionelle Art ablegten, aber dennoch wahrte sich der Bastioner selbst in diesen Situation stets ein gewisses Maß an Klarheit. Und genau das erwartete er nun von seinen künftigen Untergebenen.
Bloß weil sein Blick eine längere Zeit auf dem schweigsamen Nectu geruht hatte, fühlte sich dieser anscheinend augenblicklich zum Geben einer Antwort genötigt. Mit fester Stimme sagte dieser: „Weil eine Staffel, die erst fünf Minuten vor einem Kampf zusammengestellt wurde, kein Team ist, Sir. Wenn man sich nicht kennt, kann man sich nicht aufeinander einstellen. Schon gar nicht, wenn die Staffelmitglieder im Konkurrenzkampf zueinander stehen.“ Flüchtig pausierte der dunkelhäutige Yaga-Minoer, bevor er sagte: „Allerdings werden auch im Kriegseinsatz Staffeln oft zwischen zwei Gefechten reorganisiert, so dass die Simulation in dieser Hinsicht keinesfalls unrealistisch war. Unsere Fähigkeit, uns den chaotischen Gegebenheiten anzupassen, war unzureichend.“
Klare, richtige Worte. Die Einschätzung konnte der Captain verstehen – und zum Teil hätte er in der Situation wahrscheinlich genauso argumentiert. Im Gegensatz zu den vielen Witzbolden, Rohlingen und Stümpern, die das Sternjägerkorps irgendwie magisch anzog, hob sich der distanzierte Pilot, der bis vor Kurzem noch am Corellian Run gekämpft hatte, positiv ab. Diese Meinung vertrat jedenfalls der schwarzhaarige Staffelführer, der insgeheim in Nectu einen Favoriten sah. Trotzdem hoffte er an dieser Stelle auf etwas mehr Beteiligung seitens der Bewerber. Sie sollten sich hier präsentieren, um einen guten Eindruck zu hinterlassen. Gerade als Aiden sie ermutigen wollte, räusperte sich Jeremy Mengsk. Offenbar wollte der Coruscanti auch seinen verbalen Beitrag leisten. Per Nicken bestätigte der Bastioner dessen Begehren.
„Ich bin derselben Meinung wie Nectu...“, begann der vorlaute Pilot. „... und muss noch etwas von mir selber hinzufügen. Ich bin bereits früh von meiner Rotte getrennt worden und habe dann mich eher in einem direktem Zweikampf verstrickt wieder gefunden, aus dem ich kein einziges mal wirklich ausgebrochen bin, anstatt mich auf ein wichtiges Ziel zu konzentrieren. Kurz: ich habe mich zu sehr um einen Dogfight gekümmert anstatt wirklich was zu helfen.“
Unbeweglich ruhte der Blick der eisblauen Augen auf dem etwas älteren Imperialen. Zufällig hatten sich Mengsk, damals als „Hyperion Drei“ unterwegs, und Aiden in Corellias Orbit getroffen als sich der „Wolve“ sichtlich an einem Preybird der Jedi abgemüht hatte. Grundsätzlich dachte der Captain deshalb nicht schlecht über den Pilot Officer. Dennoch hatte gerade das Ausscheiden des Bewerbers in der letzten Simulation – via Suizid – einen Beigeschmack für den Staffelführer. In seiner Staffel brauchte er keine Märtyrer. „Heldenopfer“ schadeten bloß Effizienz und Effektivität der kompletten Einheit. Einen Augenblick dachte der „Alphawolf“ über das Gesagte nach. Trotz der vorlauten Art, die der Coruscanti an den Tag legte, hatte der Pilot am Ende seine Teilnahme bei diesem einmaligen Auswahlverfahren erneut geschickt unter Beweis gestellt. Das musste sich der Bastioner wohl oder übel eingestehen. Genau wie Kyra, Billie oder Relis schien Mengsk versteckte Talente zu haben, die ihn zu einem hervorragenden Kandidaten machten.
Da sich sonst keiner mehr zu Wort meldete, schaltete sich Aiden wieder ein: „Erst einmal danke ich Ihnen für Ihre Wortbeiträge, Officers. Es ist beileibe nicht einfach analytisch oder gar selbstkritisch zu sein, aber wenn Sie, meine Herren, wirklich Karriere machen wollen, dann sollten Sie spätestens jetzt damit anfangen. Beim Agieren in gewöhnlichen Staffeln mag eine instinktive Handhabung der Maschinen – vorausgesetzt man hat das nötige Fliegertalent – vollkommen ausreichend sein. Doch Sie haben sich für eine Mitgliedschaft bei der Elite beworben! Sie müssen umgehend einen Schritt nach vorn machen und schnellstens dazulernen, wollen Sie weiterhin hier teilnehmen.“
Natürlich hatte er hier gute, sehr gute Piloten vor sich und sein ganzes Gebaren glich am Ende mehr einem überaus wählerischen Gourmet, aber bei jedem einzelnen Einsatz mussten sich die „Wolves“ erneut beweisen. Der Platz an der Spitze war keine Selbstverständlichkeit. Längst lauerten hier und da andere Einheiten auf ihren großen Augenblick. Deshalb musste Aiden so kleinlich sein. Man ließ ihm keinerlei Zeit zum Austesten und Perfektionieren. Er hatte nur einen Versuch und den musste er nutzen. Noch einmal glitt sein Blick auf die eigenen Notizen. Mehr als ein erster Eindruck hatte der Captain nicht auf der Hand. Manche Daten mussten schließlich noch von „Fachleuten“ ausgewertet und in Berichtform an ihn abgegeben werden. Trotzdem hatten die Bewerber in diesem Augenblick noch das Gefühl für die Simulation. Je länger er sich also Zeit ließ umso blasser würde das Erlebte für die Kandidaten werden. Und wie sollten sie dann noch ihre eigenen Schlüsse aus der Simulation ziehen?
Sprunghafte wandte sich seine Aufmerksamkeit wieder den sechs Piloten zu. Noch immer mit recht ernster Stimme sagte der Captain: „Sie wissen genauso gut wie ich, dass ich Ihnen momentan keine fundierte Einschätzung geben kann. Diese Besprechung dient bloß als Möglichkeit, um Ihnen ohne größere Verzögerung meinen Eindruck zu geben.“ Flüchtig benetzte der Bastioner seine Lippen und fuhr anschließend fort: „Durchaus positiv ist mir aufgefallen, dass Sie alle in kritischen Situationen zu einer gewissen Kreativität neigen. Ich schätze, auf diese Weise haben Sie bisher Ihr Überleben in den normalen, schildlosen Modellen gesichert. Daneben kann man – mit diversen Abstrichen – Ihre Versiertheit positiv bewerten. Sie lassen sich nicht sofort verscheuchen, sondern nutzen die Chance zum Angriff, wenn Sie sich ergibt.“ Eine Pause. „Doch wie ich schon einleitend gesagt habe, haben Sie noch Defizite. Die Kommunikation zwischen Ihnen war spärlich. Ich weiß, die Situation war für Sie nicht gerade vorteilhaft, aber Sie alle haben schon in zersprengten Einheiten gekämpft. Solche Situation sollten nicht vor präzisen Absprachen abschrecken – ohne damit das unsinnige Geplauder, das in manchen Staffeln grassiert, zu legitimieren. Des Weiteren haben Sie die Möglichkeiten, die Ihnen der Defender bietet, nur bedingt genutzt. Nectu, Sie im Besonderen, verfallen viel zu schnell in alte Verhaltensmuster. Mir ist klar, dass Ihnen diese Art das Leben bisher bestimmt mehr als ein Mal gerettet hat. Jedoch entfallen für Sie so einige Vorzüge der neueren Modelle. Außerdem möchte ich abschließend noch darauf hinweisen, dass jegliches selbstmörderisches Verhalten bei meinen 'Wolves' nicht toleriert wird. Mengsk, Sie werden deshalb einen Termin beim Psychologen haben.“ Mit eisigem Blick musterte Aiden den Coruscanti. Dann sagte er noch: „Bei all der negativen Kritik haben Sie aber noch einen Erfolg erzielt: Heute waren Sie die beste Gruppe. Zur Belohnung haben Sie bis morgen elf Uhr frei. Nutzen Sie die Zeit, um Ihre Defizite im Umgang mit den Defendern zu beheben. Wegtreten, meine Herren.“
Fast zeitgleich gab er Samin und Sakura ein Zeichen. Sie sollten noch bleiben. In Anwesenheit der Kandidaten wollte er nur ungern mit ihnen über deren Verfehlungen sprechen. Darum wartete er bis der letzte Bewerber den Besprechungsraum verlassen hatte. Beide hatten sich bei den Simulationen nicht wirklich mit Ruhm bekleckert. Für die Position des „Rottenführer“ hatten beide Pilotinnen die Erwartungen des Captain nicht vollends erfüllt. Mit ernstem, distanzierten Gesichtsausdruck sah der Bastioner die beiden Damen an. Beiläufig lehnte er sein Datapad zur Seite, wobei er sich zur selben Zeit fragte wie er bei ihnen das Gespräch beginnen sollte. Noch immer hatte sich Aiden nicht ganz an seine neue Position innerhalb der Staffel gewöhnt. Selbstverständlich hatte er seit seinen Tagen als einfacher TIE-Pilot dazugelernt. Nicht nur als schlichter Rottenführer, sondern insbesondere als Stellvertreter hatte er problemlos in Führungssachen wachsen können. Trotzdem hatte er stets einen Vorgesetzten als Sicherheit um sich gehabt. Nun war er aber vollkommen allein. Bei den „Wolves“ galt er jetzt als letzte Instanz wie einst Janson Sez und Jacen Foster.
„Meine Damen, Ihre Leistungen gefielen mir heute ebenfalls nicht wirklich“, ging der Staffelführer die Sache am Ende ganz banal an. Sein aufmerksamer Blick wanderte dabei kontinuierlich von der einen Pilotin zur anderen. „Den TIE/D beherrschen Sie, keine Frage. Darauf habe ich in dieser Sim auch nicht geachtet, schließlich gehören Sie schon zur Staffel. Doch die Zusammenarbeit – sowohl mit der KI als auch zwischen Ihren beiden Einheiten – war mangelhaft. Ihnen bot das Szenario eine deutliche Überlegenheit gegenüber Ihren Kontrahenten und anstatt erst einmal in Ruhe die Lage zu sondieren, haben Sie sich sofort auf die Kandidaten gestürzt.“ Unwillkürlich schüttelte der Captain den Kopf. „Sie dürfen nicht so leichtsinnig sein, wenn Sie neben Ihrem eigenen noch zwei andere Leben zu verantworten haben! In unseren Reihen ist jeder Verlust schmerzhaft. Darum denken Sie das nächste Mal lieber noch einmal darüber nach, ob Sie allein gegen drei hochmoderne Maschinen kämpfen wollen...“ Sein eisiger Blick ruhte auf Sakura. „Dieses Mal hatten Sie ungeübte Piloten vor sich. Ein anderes Mal schickt die Rebellion ihre besten... Denken Sie daran.“ Dann griff Aiden auf einmal doch nach seinem Datapad. „Sie halten Ihr detailliertes Briefing in den nächsten Tagen. Heute haben Sie sich auch etwas Ruhe verdient. Sie können wegtreten – und Samin, der Doc will Sie morgen sehen.“
Nachdem der Staffelführer die sechs Bewerber überraschend zur Selbstreflexion aufgefordert hatte, anstatt sich unverzüglich in einen endlosen Monolog zu verlieren, blickte er nun in deren grübelnde Gesichter. Obwohl Aiden selbstverständlich wusste, dass manche Dinge wie Stress, Adrenalin oder die übliche Selbstüberschätzung die eigene Wahrnehmung beeinflussten, fußte seine Philosophie als Pilot grundlegend darauf, dass man spätestens im Nachgang – also beim abschließenden Debriefing – kritisch mit der eigenen Leistung umgehen konnte. Im Cockpit gehörte er selbst zu den Personen, die binnen kürzester Zeit ihre sonst so kühle, professionelle Art ablegten, aber dennoch wahrte sich der Bastioner selbst in diesen Situation stets ein gewisses Maß an Klarheit. Und genau das erwartete er nun von seinen künftigen Untergebenen.
Bloß weil sein Blick eine längere Zeit auf dem schweigsamen Nectu geruht hatte, fühlte sich dieser anscheinend augenblicklich zum Geben einer Antwort genötigt. Mit fester Stimme sagte dieser: „Weil eine Staffel, die erst fünf Minuten vor einem Kampf zusammengestellt wurde, kein Team ist, Sir. Wenn man sich nicht kennt, kann man sich nicht aufeinander einstellen. Schon gar nicht, wenn die Staffelmitglieder im Konkurrenzkampf zueinander stehen.“ Flüchtig pausierte der dunkelhäutige Yaga-Minoer, bevor er sagte: „Allerdings werden auch im Kriegseinsatz Staffeln oft zwischen zwei Gefechten reorganisiert, so dass die Simulation in dieser Hinsicht keinesfalls unrealistisch war. Unsere Fähigkeit, uns den chaotischen Gegebenheiten anzupassen, war unzureichend.“
Klare, richtige Worte. Die Einschätzung konnte der Captain verstehen – und zum Teil hätte er in der Situation wahrscheinlich genauso argumentiert. Im Gegensatz zu den vielen Witzbolden, Rohlingen und Stümpern, die das Sternjägerkorps irgendwie magisch anzog, hob sich der distanzierte Pilot, der bis vor Kurzem noch am Corellian Run gekämpft hatte, positiv ab. Diese Meinung vertrat jedenfalls der schwarzhaarige Staffelführer, der insgeheim in Nectu einen Favoriten sah. Trotzdem hoffte er an dieser Stelle auf etwas mehr Beteiligung seitens der Bewerber. Sie sollten sich hier präsentieren, um einen guten Eindruck zu hinterlassen. Gerade als Aiden sie ermutigen wollte, räusperte sich Jeremy Mengsk. Offenbar wollte der Coruscanti auch seinen verbalen Beitrag leisten. Per Nicken bestätigte der Bastioner dessen Begehren.
„Ich bin derselben Meinung wie Nectu...“, begann der vorlaute Pilot. „... und muss noch etwas von mir selber hinzufügen. Ich bin bereits früh von meiner Rotte getrennt worden und habe dann mich eher in einem direktem Zweikampf verstrickt wieder gefunden, aus dem ich kein einziges mal wirklich ausgebrochen bin, anstatt mich auf ein wichtiges Ziel zu konzentrieren. Kurz: ich habe mich zu sehr um einen Dogfight gekümmert anstatt wirklich was zu helfen.“
Unbeweglich ruhte der Blick der eisblauen Augen auf dem etwas älteren Imperialen. Zufällig hatten sich Mengsk, damals als „Hyperion Drei“ unterwegs, und Aiden in Corellias Orbit getroffen als sich der „Wolve“ sichtlich an einem Preybird der Jedi abgemüht hatte. Grundsätzlich dachte der Captain deshalb nicht schlecht über den Pilot Officer. Dennoch hatte gerade das Ausscheiden des Bewerbers in der letzten Simulation – via Suizid – einen Beigeschmack für den Staffelführer. In seiner Staffel brauchte er keine Märtyrer. „Heldenopfer“ schadeten bloß Effizienz und Effektivität der kompletten Einheit. Einen Augenblick dachte der „Alphawolf“ über das Gesagte nach. Trotz der vorlauten Art, die der Coruscanti an den Tag legte, hatte der Pilot am Ende seine Teilnahme bei diesem einmaligen Auswahlverfahren erneut geschickt unter Beweis gestellt. Das musste sich der Bastioner wohl oder übel eingestehen. Genau wie Kyra, Billie oder Relis schien Mengsk versteckte Talente zu haben, die ihn zu einem hervorragenden Kandidaten machten.
Da sich sonst keiner mehr zu Wort meldete, schaltete sich Aiden wieder ein: „Erst einmal danke ich Ihnen für Ihre Wortbeiträge, Officers. Es ist beileibe nicht einfach analytisch oder gar selbstkritisch zu sein, aber wenn Sie, meine Herren, wirklich Karriere machen wollen, dann sollten Sie spätestens jetzt damit anfangen. Beim Agieren in gewöhnlichen Staffeln mag eine instinktive Handhabung der Maschinen – vorausgesetzt man hat das nötige Fliegertalent – vollkommen ausreichend sein. Doch Sie haben sich für eine Mitgliedschaft bei der Elite beworben! Sie müssen umgehend einen Schritt nach vorn machen und schnellstens dazulernen, wollen Sie weiterhin hier teilnehmen.“
Natürlich hatte er hier gute, sehr gute Piloten vor sich und sein ganzes Gebaren glich am Ende mehr einem überaus wählerischen Gourmet, aber bei jedem einzelnen Einsatz mussten sich die „Wolves“ erneut beweisen. Der Platz an der Spitze war keine Selbstverständlichkeit. Längst lauerten hier und da andere Einheiten auf ihren großen Augenblick. Deshalb musste Aiden so kleinlich sein. Man ließ ihm keinerlei Zeit zum Austesten und Perfektionieren. Er hatte nur einen Versuch und den musste er nutzen. Noch einmal glitt sein Blick auf die eigenen Notizen. Mehr als ein erster Eindruck hatte der Captain nicht auf der Hand. Manche Daten mussten schließlich noch von „Fachleuten“ ausgewertet und in Berichtform an ihn abgegeben werden. Trotzdem hatten die Bewerber in diesem Augenblick noch das Gefühl für die Simulation. Je länger er sich also Zeit ließ umso blasser würde das Erlebte für die Kandidaten werden. Und wie sollten sie dann noch ihre eigenen Schlüsse aus der Simulation ziehen?
Sprunghafte wandte sich seine Aufmerksamkeit wieder den sechs Piloten zu. Noch immer mit recht ernster Stimme sagte der Captain: „Sie wissen genauso gut wie ich, dass ich Ihnen momentan keine fundierte Einschätzung geben kann. Diese Besprechung dient bloß als Möglichkeit, um Ihnen ohne größere Verzögerung meinen Eindruck zu geben.“ Flüchtig benetzte der Bastioner seine Lippen und fuhr anschließend fort: „Durchaus positiv ist mir aufgefallen, dass Sie alle in kritischen Situationen zu einer gewissen Kreativität neigen. Ich schätze, auf diese Weise haben Sie bisher Ihr Überleben in den normalen, schildlosen Modellen gesichert. Daneben kann man – mit diversen Abstrichen – Ihre Versiertheit positiv bewerten. Sie lassen sich nicht sofort verscheuchen, sondern nutzen die Chance zum Angriff, wenn Sie sich ergibt.“ Eine Pause. „Doch wie ich schon einleitend gesagt habe, haben Sie noch Defizite. Die Kommunikation zwischen Ihnen war spärlich. Ich weiß, die Situation war für Sie nicht gerade vorteilhaft, aber Sie alle haben schon in zersprengten Einheiten gekämpft. Solche Situation sollten nicht vor präzisen Absprachen abschrecken – ohne damit das unsinnige Geplauder, das in manchen Staffeln grassiert, zu legitimieren. Des Weiteren haben Sie die Möglichkeiten, die Ihnen der Defender bietet, nur bedingt genutzt. Nectu, Sie im Besonderen, verfallen viel zu schnell in alte Verhaltensmuster. Mir ist klar, dass Ihnen diese Art das Leben bisher bestimmt mehr als ein Mal gerettet hat. Jedoch entfallen für Sie so einige Vorzüge der neueren Modelle. Außerdem möchte ich abschließend noch darauf hinweisen, dass jegliches selbstmörderisches Verhalten bei meinen 'Wolves' nicht toleriert wird. Mengsk, Sie werden deshalb einen Termin beim Psychologen haben.“ Mit eisigem Blick musterte Aiden den Coruscanti. Dann sagte er noch: „Bei all der negativen Kritik haben Sie aber noch einen Erfolg erzielt: Heute waren Sie die beste Gruppe. Zur Belohnung haben Sie bis morgen elf Uhr frei. Nutzen Sie die Zeit, um Ihre Defizite im Umgang mit den Defendern zu beheben. Wegtreten, meine Herren.“
Fast zeitgleich gab er Samin und Sakura ein Zeichen. Sie sollten noch bleiben. In Anwesenheit der Kandidaten wollte er nur ungern mit ihnen über deren Verfehlungen sprechen. Darum wartete er bis der letzte Bewerber den Besprechungsraum verlassen hatte. Beide hatten sich bei den Simulationen nicht wirklich mit Ruhm bekleckert. Für die Position des „Rottenführer“ hatten beide Pilotinnen die Erwartungen des Captain nicht vollends erfüllt. Mit ernstem, distanzierten Gesichtsausdruck sah der Bastioner die beiden Damen an. Beiläufig lehnte er sein Datapad zur Seite, wobei er sich zur selben Zeit fragte wie er bei ihnen das Gespräch beginnen sollte. Noch immer hatte sich Aiden nicht ganz an seine neue Position innerhalb der Staffel gewöhnt. Selbstverständlich hatte er seit seinen Tagen als einfacher TIE-Pilot dazugelernt. Nicht nur als schlichter Rottenführer, sondern insbesondere als Stellvertreter hatte er problemlos in Führungssachen wachsen können. Trotzdem hatte er stets einen Vorgesetzten als Sicherheit um sich gehabt. Nun war er aber vollkommen allein. Bei den „Wolves“ galt er jetzt als letzte Instanz wie einst Janson Sez und Jacen Foster.
„Meine Damen, Ihre Leistungen gefielen mir heute ebenfalls nicht wirklich“, ging der Staffelführer die Sache am Ende ganz banal an. Sein aufmerksamer Blick wanderte dabei kontinuierlich von der einen Pilotin zur anderen. „Den TIE/D beherrschen Sie, keine Frage. Darauf habe ich in dieser Sim auch nicht geachtet, schließlich gehören Sie schon zur Staffel. Doch die Zusammenarbeit – sowohl mit der KI als auch zwischen Ihren beiden Einheiten – war mangelhaft. Ihnen bot das Szenario eine deutliche Überlegenheit gegenüber Ihren Kontrahenten und anstatt erst einmal in Ruhe die Lage zu sondieren, haben Sie sich sofort auf die Kandidaten gestürzt.“ Unwillkürlich schüttelte der Captain den Kopf. „Sie dürfen nicht so leichtsinnig sein, wenn Sie neben Ihrem eigenen noch zwei andere Leben zu verantworten haben! In unseren Reihen ist jeder Verlust schmerzhaft. Darum denken Sie das nächste Mal lieber noch einmal darüber nach, ob Sie allein gegen drei hochmoderne Maschinen kämpfen wollen...“ Sein eisiger Blick ruhte auf Sakura. „Dieses Mal hatten Sie ungeübte Piloten vor sich. Ein anderes Mal schickt die Rebellion ihre besten... Denken Sie daran.“ Dann griff Aiden auf einmal doch nach seinem Datapad. „Sie halten Ihr detailliertes Briefing in den nächsten Tagen. Heute haben Sie sich auch etwas Ruhe verdient. Sie können wegtreten – und Samin, der Doc will Sie morgen sehen.“
[: Sartinaynian-System | Bastions einziger Mond :||: Sternjägerbasis „Last Defense“ | Ebene Fünf | Unterrichtsraum :||: Captain Aiden Thiuro mit Pilot Officer Samin und Pilot Officer Sakura Mitsumo) :]