Darth Draconis
Ego sum Omega
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Ein Bild des Elends, ein Gemälde der Schande. Die übrig gebliebenen Mitglieder der Expedition sahen aus, als wären sie aus dem zersetzenden Magen eines Sarlacc entstiegen. Dreck und Blut benetzte ihre Leiber wie eine Patina aus Schmerz und Drangsal. Sowohl ihm als auch seiner Schülerin fehlten die Worte. Auch der sonst mitteilsame Ruul hatte sich in seinen eigenen Fleischkerker zurückgezogen und kontemplierte die Nichtigkeit des Seins, den Abgrund der Leere, den die Existenz auf dieser Sphäre darstellte. Sie hatten in den Abgrund geblickt und der Abgrund hatte zurückgeblickt. Die vollkommene Abstinenz jeglichen Lichts in diesem Blick hatte ihnen das Grauen, was dort jenseits des Schleiers des Lebens auf sie wartete offenbart und nun waren sie auf ewig von dieser Pein gezeichnet. Doch sie hatten überlebt. Sie hatten alle, wider Erwartens, überlebt. Selbst der von Spiegelsplittern wie ein Nadelkissen durchsiebte Gorh wuchtete seinen verdorbenen Leib auf, schleppte sich mit einer beinahe stumpfen Ignoranz seiner Wunden, wider jeglichen medizinischen Erkenntnis noch immer lebend, weiter. Die Nekrose an seinem Unterarm hatte sich ausgebreitet, die Wunde eiterte gelblich während der schwarzen Ränder verkrusteten und eine Schicht bildeten, die einerseits an aufgeblähte Leichen, andererseits an Baumrinde erinnerte. Eine wahrlich widerliche Kombination. Doch auch der Nichtmensch mit den scharlachroten Augen hatte seinen letzten Atemzug noch nicht getan, hatte sich gegen alle Feinde wehren können oder war ihnen zumindest schlau genug ausgewichen um nicht Opfer der arkanen Kräfte des Totenflüsterers zu werden. Bevor sie sich in Bewegung setzten würden, erregte er die Aufmerksamkeit der beiden mit einem Schnipsen, dass ihre gemarterten Augen zu ihm schnellen ließen. Jedes Geräusch erzeugte Panik, das Grauen vor einer neuen Welle, die über sie hinwegschwappen und in die grauenhaften Tiefen reißen würde.
„Ruul und Gorh, ich hätte nicht erwartet, dass ihr diese Begegnung überleben würdet. Ihr habt euch in den Katakomben von Bastion bewiesen wie es nur wenige Jünger getan haben. Was sage ich da, wie es nur wenige Sith getan haben! Eure Zukunft in meinen Reihen ist euch sicher. Eure medizinische Versorgung durch mich sichergestellt. Haltet euch also noch ein wenig länger am Leben.“
Seine Aufforderung meinte Draconis bluternst, schließlich würde er seine Credits nicht mit Narren teilen und an sie verschwenden schon gar nicht. Jede Transaktion war ein Verkauf der Seele an den Verführer, den Verleugneten. Doch sie würden sich keine Sorgen machen müssen, denn so wie der Sith seine Feinde verfolgte und zur Strecke brachte, so gönnerhaft konnte er zu jenen sein, die das Knie vor ihm beugten und um Verzeihung baten oder ihre Dienste offerierten. Er hätte beiden auf die Schulter geklopft, doch fürchtete der Sith Executor, den beiden wären in ihren fragilen Zuständen sprichwörtlich ihre Arme abgefallen. Nicht weil Darth Draconis solch eine Kraft mit seinen Muskeln aufbauen konnte, sondern weil sie alle in einem Zustand waren, der von großem Leid und einem Kampf zeugte, den sie nie zu überleben gewagt hatten zu hoffen. Mit einer Handbewegung deutete der Sith an, dass sie sich in Bewegung setzen würden. Sie folgten zunächst dem Gang zurück, aus dem sie gekommen waren. Noch immer fühlte der Herr der Schatten die leeren Augenhöhlen der Schädel aus den Wänden auf ihn geheftet, verhöhnend und lachend. Doch er war siegreich gewesen, hatte das Amulett an sich gerissen. „Doch der Dieb lebt.“ zischte ihm die dunkle Seite, manifestierter Wille, in seinen Geist. Ja, er hatte überlebt. Doch seine letzten Worte waren an Niphira gerichtet gewesen. Sie würde wissen wohin er sich verkriechen würde. Zuerst einmal musste er dieses verdammte Schmuckstück loswerden. Die Pyramide der Hexer war ihm einen vollwertigen Rang schuldig, diese Marter wäre das mindeste, was ihm diese Prediger falscher Hoffnung nach dieser Litanei der Pein schuldeten. Sie würden alle zu Kräften kommen müssen um dann, sobald er die neue Macht konsolidiert hatte, aufbrechen um Niphiras Willen zu folgen. Er hatte ihr versprochen im Falle eines Überlebens im Anschluss nach Cathar aufzubrechen. Dort wo sie ihre Mutter vermutete. Ein Pfad, der lange vorgeschrieben gewesen war und von dem sie nicht abweichen konnten, ja gar nicht schaffen würden. Was die Macht wollte, würde sie erzwingen, egal ob Sith, Jedi oder sonstiger Kult. In manchen Dingen war dieses unsichtbare Energiefeld störrischer als seine Schülerin. Doch wehe denen, die sich eines Tages ihr in den Weg stellen würden. In Darth Draconis wuchs, während sie immer weiter, Schritt für Schritt ihre gemarterten Leiber durch die Korridore der Katakomben schleppten, dass Niphira auf dem besten Weg war eine Sith zu werden. Ihre Kampfkünste hatten sich gesteigert, seitdem er sie aufgelesen hatte. Sie entwickelte ein Gefühl für die feinere Webkunst der Intrige und hatte sogar unter einem der größten Schwertmeister des Ordens, Nergal, gelernt. Auch wenn es nur eine Lektion war, der Sith hatte ihm zugestimmt eine gute Wahl getroffen zu haben. Diese beiden waren seine wichtigsten Verbündeten. Es war an der Zeit den Pakt auszuweiten. Aktiv zu werden. Ein Sendungsbewusstsein zu entwickeln. Gedanken reiften in dem Sith, ein Bündnis über alle Gräben hinweg, geeint von der dunklen Seite und dem Willen nach einer letzten Ordnung, die unumstößlich sein würde.
Seine Schülerin war ausgesprochen still. Sie verarbeitete wohl die Geschehnisse, dachte sich der Herr der Schatten und ging wortlos weiter neben ihr, während er an seinen Wunden nestelte. Immer wieder versuchte er die Macht zur Heilung zu bewegen, doch waren die Zellen störrisch. Dieser Ort war noch im Griff des verdorbenen Miasmas, dass das Amulett ausgesondert hatte. Mehrmals, an verschiedenen Punkten versuchte er immer wieder Herr der Midi-Chloriane zu werden, Herr der Zellen, die hier animiert werden mussten. Doch sie wehrten sich. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als auf die Wunde zu spucken, zu versuchen sie irgendwie zu reinigen, wenn auch nur notdürftig. Was bei Tieren klappte, musste doch auch bei seiner Spezies funktionieren, so zumindest nahm Draconis an. Doch war eine Seele der teilenden Kräfte, nicht der bindenden Macht. Trennung und Versöhnung, Tag und Nacht, Licht und Dunkel. Sie alle lagen nah beieinander, befanden sich in einem abstrusen Gleichgewicht, dass überall auf der Galaxis tagtäglich neu austariert wurde. Doch an diesem Ort gab es sprichwörtlich kein Licht. Im Herz der Dunkelheit gab es nur einen Odem, der nach Pest, Verzweiflung und dem Jenseits roch. Auch wenn die Widergänger die ewige Ruhe genossen, säuselte das Amulett nach ihm. Nach den Mächten die es ihm offerierte. Der Drang war groß, seine Hand zuckte wie von einem Geist getrieben sogar einmal das Artefakt an sich zu nehmen, doch besann er sich eines Besseren. Im letzten Moment. Die Rache der Hexer war für ihn schrecklicher als die Vorteile des Amulettes und Darth Draconis musste zugeben, er sah das Artefakt lieber in einem Tresor auf ewig verschlossen, als dass er wusste, dass dort draußen ein Sith mit dieser Macht ausgestattet war, der nicht Draconis hieß. Nicht tolerierbar. In dem Stück Stoff verborgen hoffte er, dass dieses Schmuckstück ohne Kontakt zur Haut nicht von ihm Besitz ergreifen würde, wie es mit dem väterlichen Narren geschehen war. Er versuchte mit seinen Machttentakel die Aura um seine Schülerin herum zu spüren, ohne in ihren Geist unerlaubter Weise einzudringen und fühlte, wie ihre Barriere diese nichtinvasiven Versuche abwehrte, als ginge es um ihr Leben.
„Urgh.“ grollte Darth Draconis, als ihm klar wurde, dass sie ihn tatsächlich mied. Nicht nur das, sie wehrte ihn ab, wollte ihn ausschließen. Was bei allen Sith Geistern war nun wieder los? Dann dämmerte es dem Herrn der Schatten. Zwietracht und Kabale. Das Verdikt der dunklen Seite. Sie hatte sich von seiner Finte blenden lassen, hatte noch immer nicht gelernt hinter den Schleier einer Lüge zu blicken. Einer Lüge, die so offensichtlich war, dass selbst ihr Vater sie nicht geschluckt hatte. Als ob Draconis den Mann am Leben gelassen hätte, ohne Amulett, ohne Kräfte. Auf seinen Knien, erniedrigt, hätte er ihn enthauptet. Doch das war nicht die Realität dieser Existenzebene und blieb somit ein Pfad für das Multiversum.
„Ernsthaft?“ entsprang es der Kehle des Sith, klang wie der Motor eines rasenden Tieres oder eines Raumschiffes, dessen Grollen tief aus der Brust, keuchend und zugleich wutentbrannt die Lunge verließ und sich über den Klangkorpus bildete.
Er würde sich nicht von einer Scholarin ignorieren lassen. Weder vor seinen Dienern, noch vor diesen hämischen Totenköpfen, die wie Insignien des Scheiterns aus den Wänden ragten. Mit einer energischen Bewegung seiner Hand, schoss der Sith einen Machtblitz über die Köpfe der Lebenden, der einen zu einem Hssiss geformten Kapitelstein zertrümmerte. Nun hatte er die Aufmerksamkeit seiner Schülerin, die ihn mit einem Zorn ansah, der in ihm eine Kettenreaktion auslöste. Ob es die Mächte dieses Ortes waren oder etwas lange aufgestautes, das Adrenalin raste in seinen gemarterten Venen.
„Glaubst du wirklich, die Pyramide der Hexer schickt mich hier runter um ihn zu töten und würde mich leben lassen, wenn ich ihn lebend hinausbringe?“
Sie war eine Kämpferin und dazu noch eine sehr gute Nutzerin ihrer eigenen dunklen Energien, doch es fehlte ihr scheinbar an empathischer Intelligenz. Wäre Darth Draconis wirklich versucht gewesen seine Schülerin zu verraten und dem Vater einen Pakt vorzuschlagen, hätte der Sith Executor dem Totenflüsterer von Anfang an Niphira Minora wie ein Opfer am Blutaltar hingereicht, ihm sogar ihre Schwachstellen genannt, im Gegenzug zur totalen Macht. Wieso sollte er eine Sith, die keinen Drang nach absoluter Macht hatte, eintauschen gegen einen Sith dessen verdorbener Geist von einem Artefakt der dunklen Seite verpestet worden war? Das war eine Milchmädchenrechnung. Intrigen und Kabalen, das war die Welt der Sith. Niphira würde lernen müssen sich in ihr zurechtzufinden. Zugegeben war der Versuch des Sith die Schwäche und den nahenden Untergang des Totenflüsterers auszunutzen um an ihn ranzukommen nicht die erfolgreichste Finte gewesen, die er in seiner Karriere im Orden der Sith erprobt hatte, doch hatte es ihm zumindest eine Verschnaufpause gegönnt, um die letzten Kräfte für den Kampf gegen den Zabrak zu sammeln.
„Das nennt man eine Finte. Merke es dir, es gehört zu Dun Möch und ist eine Art und Weise die Macht und deine Art des Kampfes mit Worten beim Kreuzen der Klingen zu vereinen.“ erklärte er seiner Schülerin ruhig, bevor er beinahe schon spitzbübisch hinzufügte „Schlag es beizeiten im Archiv nach.“
Ein Schmunzeln konnte der Sith bei all dem Zorn nicht unterdrücken, schließlich wollte er der Situation mit seinem Galgenhumor an diesem trostlosen und von allem Leben verlassenen Ort etwas entgegensetzen. Warum auch nicht? Sie war seine Schülerin, er hatte sein Leben riskiert um sie davor zu bewahren eine leblose Hülle zu werden, die von einem alten, verwitterten Zabrak ausgefüllt wurde. Ferner noch, er hätte einfach abwarten können bis der Zabrak sie völlig vernichtet hätte um ihren Körper wie eine offene Festung einzunehmen, wenn er sie wirklich hätte verraten wollen. Der Sith wusste sich nicht anders zu helfen und rollte mit den Augen.
„Wenn du das wirklich denkst, tu es. Greif mich an.“ Perplexe Gesichtszüge um ihn herum. Doch er würde solche Zwietracht nicht tolerieren. Wenn sie sich wirklich messen wollte, dann hier und jetzt. Wenn sie wirklich ihr Ende heraufbeschwören wollte? Dann hier. „Zeig mir, dass dein Vater deine Gedanken vergiftet hat, dass es ein Fehler war zu verhindern, dass er seine Essenz in deinen Leib überträgt.“
Der Sith wandte seinen Körper zu ihr, fokussierte sie, mit ausgebreiteten Armen. So stand er vor seiner Schülerin und ermutigte sie, wenn sie wirklich dachte, dass er das hätte tun wollen, anzugreifen. Doch würde sie es tun, gäbe es kein zurück. Sie würde sterben. Zumindest ein Körperteil verlieren. Ihren Willen brechen und in diesem Brachwasser ertränken. Die Gedanken des Sith rasten. Sie machte ihn wütend, wie sie wirklich denken konnte, dass er sie für diesen Haufen Banthadung ins Chaos schicken würde.
„Überleg es dir gut, ein Pakt der in Blut geschrieben wurde kennt nur ein Ende.“
Wie so oft bei Darth Draconis, war es eine Drohung und eine Offerte zugleich. Es war zugleich aber auch eine Erinnerung. Sie hatten ihr Blut vermischt, hatten sich etwas geschworen. Vielleicht hatte ein Schlag auf den Kopf ihr Gedächtnis beeinträchtigt, frei von argen Lädierungen konnte sich der Sith selbst nicht freisprechen. Niemand wurde bei den Sith zu etwas gezwungen, denn jeder einzelne von ihnen traf die willentliche Entscheidung schließlich selbst. Manche wählten den Freitod statt zu kämpfen, andere gestanden sich ein, dass sie falsch lagen und wiederum andere starben einfach. Die Sith waren keine Dogmatiker, ungleich den Jedi. Die Sith gaben stets das zweischneidige Schwert der Freiheit, eine Bürde und Last.
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