[Bastion-System | Bastion | Tempel der Sith | Domäne der Oberen | Domizil von Janus | Janus, Brianna, Kira
Bei allem Stolz – man mochte es auch Hochmut nennen – war sich Janus bewusst, dass er anderen Sith in vielerlei Hinsicht ähnelte. Der Hunger nach Macht, die Geringschätzung für das Glück und die Rechte anderer, die Negierung dessen, was gemeinhin als gut und richtig angesehen wurde, all das teilte der blasse Inquisitor mit ihnen. Eines aber unterschied ihn seiner Ansicht nach von ihnen: Sein Verstand war ungetrübt, seine Einschätzungen nüchtern und rational. Er hatte sich weder in Größenwahn verloren noch seine pragmatische Ader vergessen, und das war wohl seine größte Stärke. Andere mochten im Umgang mit der Macht besser geschult sein oder ein Lichtschwert effektiver führen, aber er hatte sich seine Intelligenz bewahrt und scheute sich nicht davor, die Hände jener zu schütteln, die andere entweder als irrelevant abtaten oder mit Füßen traten. Janus hatte keine Berührungsängste im Bezug auf die anderen Institutionen des Imperiums, das Militär, KOMENOR, die Verwaltung, zu allen diesen einflussreichen Gruppierungen hatte er Kontakte geknüpft und Allianzen geschmiedet. Mochten sich andere in ihre Kammern zurückziehen, Janus war in der Welt dort draußen aktiv – dort, wo Politik gemacht wurde. Sehr wahrscheinlich hatte das das Interesse der Krath geweckt, die Verschwörung gedachte, sich seines Netzwerks zu bedienen, und er war bereit, dies zuzulassen. Was nicht gleichbedeutend damit war, seine Ambitionen im Orden der Sith zu vernachlässigen. Auch hier hatte er große Pläne, und diese Pläne würde er von niemanden stören lassen. Entsprechend ernst und streng taxierte er Kira, als seine alte Meisterin voller sadistischer Freude davon sprach, wie die Enthüllungen, derer seine alte Meisterin Zeuge geworden war, Brianna zerstören würde. Ein mahnender Tonfall schlich sich in die Stimme des Grafen, als er zu einer Antwort ansetzte.
„Ja. Ja, das würde es. Also wird es solange nicht passieren, wie sie für meine Pläne noch nützlich sein kann. Jedes Werkzeug hat seinen Platz, und ich bestimme, wenn die Zeit gekommen ist, es zu entsorgen.“
Janus hatte nicht vor, sich von irgendjemanden vorschreiben zu lassen, wie er mit seinen Schülern und Schülerinnen umging. Es war wichtig, dass Kira die wahren Machtverhältnisse nicht vergaß. Mochte der Dunkle Lord in Form von Thatawaya auch bereits Ersatz haben, er würde nicht etwas vergeuden, das noch hilfreich sein konnte. Im Gegenteil: Er würde aus Brianna noch alles herausholen, was ihm in irgendeiner Form einen Vorteil verschaffte. Dann und nur dann würde die Echani zu spüren bekommen, dass man ihn nicht ohne Konsequenzen zu täuschen versuchte. In dieser Hinsicht war er auch bei seiner gegenwärtigen Gesprächspartnerin vorsichtig, nachdenklich legte er den Kopf schief, als er die dunkelhaarige Frau betrachtete.
„Wahrheit? Nun, jedenfalls das, was ihr am nächsten kommt. Täuscht Euch nicht: Ich investiere viel in das, was wir anstreben. Und es gibt nichts, das ich mehr verabscheue, als eine Investition, die sich nicht auszahlt.“
Eine deutliche Warnung, dass seine Geduld Grenzen hatte. Zu viel stand auf dem Spiel, als dass sich Janus Großmut hätte leisten können. Es gab Dinge, die genau so funktionieren mussten, wie er es im Sinn hatte, und seine Partnerschaft mit den Krath zählte eindeutig dazu. Der schlanke Fastmensch wusste nur zu gut, was ihm blühte, wenn die Verschwörung scheitern sollte. Ein zweites Mal würde er dem Zorn des Imperators nicht entgehen können. Gewiss, er hatte Vorbereitungen getroffen, um in Fall des Falles mit einigen verlässlichen Dienern und einem großen Teil seines Vermögens fliehen zu können, aber ein karges Dasein im Exil, fernab des Zentrums der Macht, das war ein Leben, vor dem es dem ehrgeizigen Sith grauste. Janus machte eine kurze Pause, um seine Gedanken zu ordnen und sich wieder auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, er honorierte Kiras sorgenvollen Einwand mit einem Lächeln, das ein wenig zu weiß und breit war, um genuin freundlich zu wirken, seine grünen Augen funkelten in goldenem Glanz, als er sich gänzlich der Menschenfrau zuwandte.
„Würde ich Euch tatsächlich beseitigen wollen, so würde ich mir das Vergnügen nicht verweigern, es mit meinen Händen an Eurem Hals zu tun. Dennoch, Euer Einwand wäre unter anderen Umständen berechtigt. Wüsste ich nicht, was ich weiß, so wäre es in der Tat töricht, diese Worte hier auszusprechen. Doch so, wie die Dinge stehen, wäre es töricht, es nicht zu tun. Das Imperium verändert sich. Die Sith verändern sich. Und man kann entweder Teil dieser Veränderung sein oder unter ihr begraben werden.“
Eine Lektion, die so viele in die kommenden Monaten würden lernen müssen. Die alte Ordnung starb, das sprach Janus mit einer Selbstsicherheit und Gewissheit aus, die deutlich machte, dass er sich hier nicht vor Repressalien fürchtete. Die Krath hatten ihren Einfluss enorm ausgedehnt und sie hatten Janus wissen lassen, dass er zumindest in seinem Domizil und dessen unmittelbarer Umgebung so sicher war, wie man im Tempel der Sith eben sein konnte. Kein Grund, unvorsichtig zu sein, aber mit Zögerlichkeit und Ängstlichkeit würde er Kira nicht überzeugen können. Seine ehemalige Meisterin meldete auch prompt Bedenken an und sprach aus, was all das war, damit entlockte sie dem hochgewachsenen Aristokraten ein anerkennendes Nicken.
„Eine Frage des Datums und des Erfolgs. Scheitern wir, werden wir als Verräter verdammt und sterben. Haben wir jedoch Erfolg, gehört die Galaxis uns. Ja, die Galaxis...denn diejenigen, die dieses Vorhaben antreiben, haben große Pläne. Betet, dass sie Erfolg haben, denn wir haben die Kreatur auf dem Thron gesehen...und er war leer. Diese unerträgliche Vakanz muss enden. Wird enden. Eine neue Anführerin wird das Imperium in die Zukunft führen, und ich gedenke, mir einen angemessenen Platz in dieser kommenden Ordnung zu sichern. Tut das selbe. Überwindet Eure kleinliche Furcht vor dem Abgrund und springt. Nur so könnt Ihr lernen, zu fliegen. Wartet nicht zu lange. Unser Einfluss wächst mit jeder Stunde. Schon viele haben sich uns angeschlossen und ihre Pfründe abgesteckt. Es wäre bedauerlich, wenn Ihr zurückgelassen werden würdet. Wieder einmal.“
Eine Spitzfindigkeit, gewiss, doch eine, die genau darauf abgestimmt war, den wunden Punkt Kiras zu treffen, sie an ihrem Stolz, ihrem Ehrgeiz und ihrem Wunsch nach Rache zu packen. Sie war bereits auf dem Weg in die richtige Richtung, alles, was es jetzt noch brauchte, war ein kleiner Schubs. Janus trat noch einmal heran und legte eine Hand auf ihre Schulter, eine Geste des Vertrauens und der Einigkeit, und blickte ohne einen Hauch von Furcht oder Zweifel in die Augen der anderen Sith. Der Inquisitor machte mehr als deutlich, dass weitaus mehr als bloß seine Macht hinter dieser Verschwörung stand, dass sie nicht allein waren, sondern Teil eines großen Netzwerks. Wenn das nicht genügte, Kira zu überzeugen, dann hatte er seine alte Meisterin wohl sehr, sehr falsch eingeschätzt.
„Doch vorerst genug davon. Verlasst nun diesen Ort. Ich und meine neuen...Verbündeten werden Euch finden, gleichgültig, ob Ihr Euch uns anschließt oder nicht. Ihr wisst, welche Option für Euch die gewinnbringendere ist. Entschuldigt mich nun. Ich habe mit meiner Schülerin zu sprechen. Wir sehen uns bald wieder, meine alte Meisterin. In einer Welt, die wir mit eigenen Händen schaffen werden.“
Ein Lächeln, ein knappes, höfliches Nicken, dann wandte sich Janus von Kira ab. Es war wichtig, ihren Appetit zu wecken und zu einem gewissen Grad zu stillen, aber er durfte ihren Ehrgeiz und ihre Neugier nicht zu sehr sättigen. Nun hatte sie einiges, über das sie nachdenken konnte, und damit würde sie erst einmal beschäftigt sein. Es wurde Zeit, sich anderen Aufgaben zuzuwenden. Mit eleganten Schritten durchquerte der Dunkle Lord sein Domizil, streckte seine Machtsinne aus, um Brianna zu finden. Es war nicht schwer, dem Gefühl von Zerknirschung zu folgen, und Janus gestattete sich ein leises, trockenes Lachen, bevor er seine Haltung und Miene straffte, sein Auftreten ganz das des strengen, aber wohlmeinenden Herrn und Meisters, eine Aura von Autorität und Zuversicht umgab den Fastmenschen, als er das Lesezimmer betrat, indem er seine erfreulich zurechtgemachte Schülerin vorfand. Ihr Anblick erinnerte Janus daran, dass er es wohl wirklich bedauern würde, wenn ihr etwas zustoßen sollte. Zumindest für eine kleine Weile. Potential, das ungenutzt blieb, war eine Verschwendung, und Verschwendung erregte das Missfallen des Grafen. Für den Moment aber konzentrierte er sich ganz auf seine silberhaarige Schülerin, studierte ihren Gesichtsausdruck, ihre Haltung, ihre Aura. Wenig deutete auf finstere Absichten hin und doch...etwas störte ihn. Etwas passte nicht. Mochte sie auch noch so zerknirscht und unterwürfig und diensteifrig sein, das Verhalten auf der Feier und die Reaktion auf Eowyns Verlegung war zu seltsam, um ignoriert werden zu können.
„Brianna. Dein Meister erwartet ein weiteres Mal Deine Hingabe und Loyalität. Erfülle die Aufgabe, die ich Dir nun stelle, und Du wirst in meinen Augen Vergebung für Dein merkwürdiges Verhalten erfahren – ein simpler Zusammenstoß und die Verlegung Eowyns zu den Extinktoren sind kein Anlass, sich eine derartige Blöße zu geben. Du wirst mir kurz und bündig erklären, wie es dazu kam, bevor Du aufbrichst, damit ich darüber nachdenken kann, während Du Dich Deiner Mission widmest. Es gibt etwas in den Katakomben, nach dem ich suche. Einen geheimen Ort, einen Ort, in dem große Macht schlummert. Die Macht, die Galaxis zu verändern. Was dort lauert, hat es schon einmal getan. Hat das Leben von Milliarden beendet oder für immer verändert. Finde diesen Ort. Finde ihn für mich. Für uns. Finde ihn und Du kannst vielleicht sogar jene...Unschuldigen retten, die Dir einst so am Herzen lagen. Finde ihn. FINDE. IHN.“
Weder die Stimme noch die Präsenz noch der Blick des Grafen ließen ihnen irgendeinen Raum für Zweifel oder Widerspruch. Für Brianna war die Zeit gekommen, noch einmal nützlich zu sein – vielleicht das letzte Mal, sollte sich der Verdacht endgültig erhärten. Aber Janus war ein Mann, der Verschwendung hasste. Zwar war ihm dank der Krath bekannt, dass dort unten in den Katakomben der letzte Schlüssel für die Hinweise zu dem Labor verborgen war, in dem der Imperator das C-Virus erschaffen hatte, doch der genaue Standort blieb ihm ein Rätsel. Eine Sicherheitsmaßnahme der Krath, zweifellos, aber Janus hatte nicht vor, einfach abzuwarten, bis man ihn ins Vertrauen zog. Vielleicht würde Brianna in den Katakomben schlicht und ergreifend sterben. Es war ein gefährlicher Ort, und sollte sie sich als zu schwach erweisen, würde er so keine weitere Zeit und Energie verschwenden. Vielleicht würde sie sogar Erfolg haben und etwas herausfinden können, wider Erwarten ihre Loyalität und Kompetenz beweisen. Sehr wahrscheinlich aber würde die Echani erst einmal durch ihr Handeln verraten, auf wessen Seite sie wirklich stand. So oder so, Janus würde profitieren...und als Absicherung schickte er mit einem mentalen Befehl einen Jünger los, um eine gewisse Fosh zu ihm rufen zu lassen. Die Natur duldete kein Vakuum - warum sollte er?
[Bastion-System | Bastion | Tempel der Sith | Domäne der Oberen | Domizil von Janus | Janus, Brianna, Kira