Hi allerseits,
nachdem Silent mich einmal wieder auf eine Perle des PSW aufmerksam gemacht hat, will ich doch gleich hineinstarten in die wunderbare Welt der Adventures. Was hab ich zu sagen? Vermutlich nichts, was nicht schon dreitausend Mal erwähnt wurde.
Also fang ich klassisch an:
Mein erstes Adventure war Sam 'n' Max. Ich war ungeduldig, ich war ein Idiot, ich habe das System nicht kapiert und mir die Komplettlösung durchgelesen. Tja, so dämlich fing es an.
Danach dachte ich, Neues Spiel, Neues Glück, und suchte nach Sam 'n' Max 2. Da das erste Sam 'n' Max: Hit the Road hieß, dachte ich, es könnte noch etwas geben. Vielleicht Sam 'n' Max - Return of the Yeti, oder so. Nun ja, das war nichts.
Also war erstmal lange Zeit Ebbe. DOTT habe ich damals nur als Demo gesehen und war etwas schockiert. Ein komisches Etwas auf einer Müllkippe, das war nicht mein Ding. Also kehrte Frieden in meine Spieltriebe ein und lange Zeit herrschte er vor.
Dann kam die Zeit der Strategie-Spiele. Als Warcraft 2 ein halbes Jahr draußen war, fing ich an, die Demo von Warcraft 1 zu spielen. Was soll ich sagen, es haute mich um. Kurzerhand kaufte ich Warcraft 2 und machte den gleichen Fehler, wie bei Sam 'n' Max: Cheats. Ja, ich bekenne mich dazu, ich habe sie verwendet. Ich weiß nicht, welcher Wahnsinn in mir steckte, aber er hielt eine Weile an. Jedenfalls ging es von Warcraft 2 auf eine lange Odyssee hinein in das Meer des 3D-Wahns. Mein erstes Spiel: Wing Commander Prophecy. 3 Monate, nachdem ich das Spiel zu Weihnachten bekommen hatte, bekam ich einen Rechner, auf dem es lief. Wow! Mehr bleibt mir da kaum zu sagen. Ein Freund wollte mir ein paar andere Actionspiele andrehen, aber ihnen allen fehlte das gewisse Etwas.
Aber während dieser langen Irrjahre verfehlte mich das Adventure-Genre nicht völlig. Baphomets Fluch kam und riß mich mit sich. So eine packende Story, solche faszinierenden Intrigen, so eine schöne Graphik - unglaublich. Der 2. Teil war zwar schlechter, aber gekauft hab ich ihn trotzdem.
Und es gab brutale Schläge in diesen Jahren: das Warcraft Adventure, auf das ich mich so unglaublich gefreut hatte, wurde eingestellt. Grim Fandango erwies sich als grafiküberladener, kaum steuerbarer Mist. Und Monkey 4... ich gestehe, ich habe es nichts zu Ende gespielt, genausowenig wie Fandango. Warum nicht?
Weil ich Comic-Adventure im 2D-Format will. Weil ich ein Freund der Maus bin. Und weil ich es bevorzuge, zu denken, anstatt mich mit Effekten zuschütten zu lassen.
Und damit komme ich zum Ende. Ich habe wenige Adventures gespielt und ein großer Rätselknacker bin ich auch nicht, aber selbst mir machen Adventures Spaß. Wenn ich mir so ansehe, was heutzutage auf den Titelblättern der Spielezeitschriften zu bestaunen ist, dann sehe ich letztlich nichts. Viel Grafik, viele Effekte, viel... NICHTS. Monkey 3 konnte man eine kindliche Freude ansehen und die einzige große Message, die es gab war: habt Spaß! Baphomets Fluch war so atmosphärisch, daß kaum ein Kinofilm der letzten Jahre es mit diesem Spiel aufnehmen könnte.
Doch worauf legt man heute wert? Effekte, Gemetzel, primitiven Mist für primitive Gemüter. Der Herr der Ringe hat dies sehr eindrucksvoll gezeigt.
Als Episode I herauskam nannten viele diesen Film effektüberladen und einen "2stündigen Werbefilm für Spielzeug". Für mich hatte er Herz. Vielleicht nicht genug, im Vergleich zu den Effekten, aber Jar Jar Binks war die Liebe seines Schöpfers anzusehen.
Wenn jetzt billigster Actionmist, wie der Herr der Ringe auf den Markt kommt, schreien alle, wie toll die Atmosphäre wäre. Genau, wie man in unzähligen Spieler-Foren nachlesen kann, welch tolle Atmosphäre in den verrauchten Grüften irgendeines Actionshooters existiere. Was soll das, frage ich mich. Sind wir so tief gesunken, daß wir etwas Nebel und ein bißchen Grummelmusik für atmosphärisch halten? Wo sind die glaubhaften Figuren? Wo ist der Sprachwitz? Wo ist der jugendliche Charme guter Geschichten geblieben?
Ich steigere mich gerade mal wieder vom Hundertsten ins Tausendste, aber es will mir einfach nicht in den Kopf gehen.
Einer der größten Idioten der Weltgeschichte meinte, daß sich die Geschichte spiralförmig entwickelt, daß man am Höhepunkt einer solchen Spirale durch einen Sprung auf eine höhere Ebene käme und daß am Ende alle gleich wären. Wie die Geschichte zeigt, hat er sich geirrt. Hätte er recht, so würde das bedeuten, daß die Geschichten der Zukunft immer stumpfsinniger, gewalttätiger und schriller werden, bis eines Tages eine Folge der Teletubbies als oscarverdächtig gilt.
Da er in der Geschichte nicht recht hatte, behaupte ich einfach mal ganz schnöde, daß er auch in Bezug auf die Geschichten nicht recht behalten wird. Oder, um es verständlicher auszudrücken, ich glaube an die Zukunft guter Geschichten in Film, Literatur und Adventures. In Bezug auf letztere hoffe ich, daß sie nicht an ihren Effekten und dem 3D-Wahn ersticken, bevor die Rückbesinnungsphase beginnt. Es wäre zu schade, großartige Figuren wie George Stobbard, Guybrush Threepwood oder Max einfach in der Nacht verschwinden zu sehen, ohne daß ihnen die Chance geboten wird, sich noch einmal wirklich aufzuraffen.
Tja, und damit bin ich vorerst am Ende.