Generell: Zustimmung zu Deinem Beitrag. Aber auf diesen Satz wollte ich dann doch kurz eingehen: Warum geht „man“ eigentlich so oft davon aus, dass Schauspieler, Profi-Sportler etc. derartige „Vorbilder für die Gesellschaft“ sind, dass sie diese derart beeinflussen, sodass es bis zu einer „Radikalisierung“ kommen kann? Traut man den Menschen so wenig zu? Brauchen die ihren „vordenkenden Star“? Oder meint „man“ dann doch nur Kinder und Jugendliche? Denn mir zum Beispiel wär es beinahe völlig egal, wie jemand hinter der Kamera daherschwurbelt, solange mir die Inhalte gefallen. Nichts ist strenger zu trennen als Künstler und Kunst, meiner Meinung nach. Deshalb „bewundere“ ich auf einer gewissen Weise auch die Anhänger, die auch nach der „Selbst-Demaskierung“ von Xavier Naidoo noch zu dessen Musik gestanden haben, anstatt in Distanzierung und kognitiver Dissonanz zu reagieren. Klar, was man nach auslaufenden Verträgen so macht, ist nochmal etwas anderes und bei dieser Entscheidung sollte man Reputation und Geisteshaltung mit einfließen lassen dürfen. Aber dieses „Wir boykottieren jetzt Künstler XY und schneiden den überall raus und verbrennen dessen Werke“, ist für mich nicht ganz nachvollziehbar. Kevin Spacey lässt grüßen. Mittlerweile als „Drecksau“ (wohl zurecht) gebrandmarkt, aber doch wohl unbestritten ein großer Schauspieler, oder? Darf man aus ethischen Gründen seine Filme und sein Talent jetzt nicht mehr schätzen? Es ist ein schwieriges Thema mit potentiell zig Stunden der Diskussion. Aber nur weil sich Gina Carano jetzt politisch (fragwürdig) positioniert hat, soll sie jetzt ansatzlos (!) aus The Mandalorian gestrichen werden, weil sie einen schmutzigen Schatten auf die „Saubermann-Firma“ Disney/Lucasfilm wirft oder weil sie ihre große Fangemeinde stark beeinflussen und radikalisieren könnte? Nicht mal ein weicher Austritt aus der Serie per Figuren-Tod in S03E01? Vielleicht hast Du recht und die Gesellschaft braucht das wirklich. Aber ich würde mir wünschen, jene Leute würden eher differenzieren und sich ihre eigene Meinung machen können; so wie man das im wahren Leben ja auch hin und wieder tun muss. Ich habe im Bekanntenkreis auch einen, der allmählich mit seinen Theorien durchdreht. Entferne ich den jetzt aus sämtlichen Kontaktlisten? Nein. Ich versuche, es richtig einzuschätzen und ihm immer mal wieder Eingabe zu geben. Aber die groooßen Vorbilder müssen einheitskonform sein. Kinderschänder und Mörder sind ja nochmal „die nächste Stufe“, wo man - allein schon aufgrund juristischer und moralischer Natur - auch sofort handeln darf/kann/sollte/muss. Aber Verschwörungstheoretiker? Da finde ich es teilweise krass, wie schnell die von der Bildfläche gesaugt werden. Ich meine nicht einmal das DAS, sondern das WIE.