[ Chalacta | Jordir | Tempelbezirk | Haupttempel | nahe dem Festplatz | Hur Xio, Lieutenant Noak Fremyn/ Karsteen, Captain Mirtan, Captain Cavi, Commander Darran]
Zu Hurs Ungemach verfügte selbst das tosende Stimmengewirr von dutzenden, gar hunderten Besuchern nicht über genügend Strahlkraft um die lauschenden Spitzohren der Katzenkreatur (Tej) zu überrumpeln. Jener ansonsten zutiefst schweigsame Riese, der sich in sämtlichen vorhergehenden Interaktionen auf das Zuhören beschränkt hatte, mischte sich tatsächlich in das Gespräch zwischen ihm und Karsteen ein.Unbewusst wetzte der kleine Squib seine spitzen Zähne, während er dem imperialen Commander einen durchleuchtenden Blick zuwarf. Diese Katze versuchte also den Großen raus hängen zu lassen! Sofort versteifte Hur seine Hinterläufe, sodass er etwa eine Haarlänge seines kurzen Fells an Größe gewann, und fletschte die Zähne. Lilafarbenes Zahnfleisch kam zum Vorschein. Einem aufmerksamen Beobachter konnte auffallen, dass der kleingewachsene Kommandant sich für den Bruchteil einer Sekunde nur schwer unter Kontrolle halten konnte. Doch ehe es auch nur annähernd die Gefahr eines Eklats gab, hatte der Squib bereits wieder sein breites, maulbiestiges Grinsen aufgesetzt und warf es sowohl Darran als auch Karsteen abwechselnd zu.
"Naaatüliiich, Miistee Daaran! Wiee Reecht Siiee dooch haabn! Dee faaalsch Oort hieere! Iiich neehme dee Ieenlaaduung aauf dee 'Alieestraaa' geeern an."
Er sprach während Tej Darran davon schritt und dabei so laut und so auffällig, dass sowohl Captain Cavi als auch Captain Mirtan sich unvermittelt nach ihnen umsahen und ihren jeweiligen Untergebenen fragende Blicke zuwarfen. Hurs Lächeln nahm diabolische Züge an. Eigentlich hatte er gehofft, dem jungen Karsteen im Überraschungsmoment einige Informationen aus dem Ärmeln locken zu können. Aber diese riesige, vorlaute Katze hatte ihn gerade stattdessen ermutigt, direkt mit Captain Mirtan zu sprechen und Hur dankenswerter, aber wohl höchstgradig unbeabsichtigter Weise einen Ort empfohlen, der ihm noch viel besser schmeckte. Die Aliestra, das Flaggschiff der Cygner, wäre tatsächlich der bessere Ort, um an Informationen zu gelangen.
Für eine Richtigstellung oder gar etwaige Einwände gab es nun wohl keine Gelegenheit mehr. Bewegung machte sich in den Reihen der Gäste, Besucher, Offiziellen und Tempeldiener auf, als es in Richtung des riesigen Festplatzes ging, auf dem die religiöse Zeremonie der Chalactaner stattfinden würde. Hur verschwand unterdessen zwischen den Beinen irgendwelcher Ministeriumsbeamter, um sich einen guten Platz zu suchen. Während er der – zugegebenermaßen durchaus beeindruckenden – Schau der Religionsgemeinschaft beiwohnte, konnte er ein heiteres, kratziges Kichern nicht länger unterdrücken. Er war gespannt darauf, ob die cygnische Delegation die Einladung auf ihr Schiff als Missverständnis aufklären würde. Doch auch wenn diese nicht von Captain Mirtan, oder dem Schiffskommandanten persönlich ausgesprochen wurde, kam sie immer noch von einem offiziellen Mitglied ihrer Delegation und ging an ein offizielles Mitglied der Neurepublikanischen Delegation, auch wenn manche Hur diesen Status wohl nur allzu ungern zugestanden. Er war in seiner Funktion als Flottenkommandant und Offizier der Neuen Republik hier, darüber hinaus zumindest inoffiziell eine Art Attaché der Senatorin von Leritor, galt er doch als ihr militärischer Begleiter während dieser Reise. Aus einer etwaigen Wiederausladung würde der Squib ein großes, wirklich unangenehmes und öffentliches Drama machen. Das sollten sie sich also besser zwei Mal überlegen.
Um jenen Umstand sprichwörtlich in Durastahl zu meißeln, löste er sich gegen Ende der Zeremonie von seiner Position und zwängte sich erneut zwischen den Beinen der großen Humanoiden hindurch, die das Besuchertum dominierten. Auf der Suche nach Senatorin Kosh kam er wohl an so mancher mehr und weniger hochrangigen Persönlichkeit vorbei, ohne jedoch viel Notiz von ihnen zu nehmen, während jene hingegen durchaus abschätzige, teils abfällige Blicke auf den kleinen Offizier warfen, sobald sie ihn zwischen sich entdeckten. Er fand sie letztendlich ganz in der Nähe des Premierministers Herin Soylon dan Yavok, des Rear Admirals Eriston und einiger anderer wichtiger Mitglieder der Delegationen, was man vor allem daran merkte, dass einige eifrige Sicherheitskräfte ihn so lange aufhielten, um seine Legitimation zu prüfen, dass die Zeremonie gerade endete, als er endlich zu ihr hindurch gelassen wurde. Es dauerte einen Moment, bis jeder offensichtlich die Hand eines anderen lange und oft genug geschüttelt hatte – wobei einige verwirrt dreinblickende Delegierte auch dem kleinen Squib ihre Hand hinhielten, denen er ebenso verwirrt die Pfote reichte – ehe Hur endlich am Robenzipfel der Senatorin ziehen konnte, um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen.
„Seenatooorin! Eee wiird Siee freeuee, daaa iich freeundschaaaftlieech Koontakt geeknüüpf habe, miit neueee Freundeee!“
Er musste beinahe schreien, um über den allgemeinen Trubel hinweg hörbar zu bleiben, obwohl er geradewegs unterhalb der turmhohen Senatorin stand.
„Maan haat uuns aauf daa Aalieestraa ieengelaadn. Iich geeebe mieenee XO beescheeid, daass eer Voorkeehruung trieeft, jaa?“
Bevor der Squib eine Antwort erhalten konnte, schwang sich jedoch erneut Bewegung in die Menge und durch eine unglückliche Verkettung von Ereignissen wurde er von der Senatorin getrennt. Durch seine geringe Körpergröße hatte er keine Chance, sie im Verlauf dessen zwischen den Besuchern der Zeremonie im Auge zu behalten, sodass sie auch nach einigen Minuten nicht in den selben gepanzerten Limousinen saßen, die sich ihren Weg fortan in Richtung Regierungsviertel bahnten. Etwas zerknirscht, da er nicht wusste, ob die Senatorin seine Worte überhaupt vernehmen konnte, verbrachte der Squib die Fahrt damit, aus dem Fenster zu starren, die verschnörkelten und imposanten Bauwerke, sowie die Begeisterung der Bevölkerung zu bewundern, die seitens der Wege Stellung bezogen hatten, um ihnen zuzujubeln. In dem Gleiter befanden sich neben ihm nur ein paar niedere Beamte, Protokollanten und Schreiberlinge, sowie zwei Journalisten, die im Dienste eines halbstaatlichen Holo-Nachrichtensenders standen. Es wurden ein paar leere Worthülsen ausgetauscht, wobei es überwiegend um die beeindruckende Zeremonie, sowie der offenbar besonders erwähnenswerten Schönheit der Tänzerinnen ging. Etwa eine halbe Stunde später, sie waren beinahe am Ziel angekommen, legte der gepanzerte Speeder unvermittelt an Geschwindigkeit zu. Etwas erschrocken hob Hur seinen Kopf in die Höhe, um mit seinen runden Augen einen besseren Blick darauf erhaschen zu können, was vor sich ging.
Außerhalb des Konvois, entlang der Strecke, breitete sich zunehmend Tumult aus.
„Ehh? Waas iiist daa?“, bellte Hur kleinlaut und aufgeregt, woraufhin eine ältere, rundlichere Frau, die neben ihm Platz genommen hatte, offenbar das unbändige Verlangen spürte, ihm über den Kopf zu tätscheln und „Pscht, pscht. Alles ist gut“, in beunruhigend beruhigendem Ton zu flüstern. Mit bebenden Spitzohren und verrenkter Schnauze schaute er der alten Dame, die offenbar eine lokale Chalactanische Beamte war, ins Gesicht. Es war natürlich unfassbar, dass jemand sich anschickte ihn wie ein kleines, verängstigtes Haustier zu behandeln. Allerdings fühlte sich die kraulende Hand zwischen seinen Ohren tatsächlich gut an, sodass er alsbald davon absah, sie für ihr Verhalten zu rügen und stattdessen wieder halb schnurrend, halb knurrend aus dem Fenster sah. Nun erkannte er auch, dass hunderte, nein tausende, wenn nicht gar unzählige Blätter durch die Luft flogen und sich über ihnen und den versammelten Bürgern verteilten. Hur hätte es für eine weitere Eigenart, eine Art übergroßen Konfettiregen gehalten, wenn nicht alle so aufgeregt auf dieses Ereignis reagiert hätten. Auch die mitfahrenden Begleiter begannen nun lauthals Fragen zu stellen, zu spekulieren und diskutieren, wobei Hur sich jedoch weiterhin darauf beschränkte die Umgebung zu beobachten.
Als sie letztendlich, dank dem angezogenen Tempo recht bald, am Regierungsgebäude ankamen und aus dem Gleiter gelassen wurden, hatte sich bereits eine Schar eifriger Kräfte daran gemacht, einen Großteil der Blätter zu beseitigen, sodass Hur keinerlei Chance hatte, einen Blick auf eines von ihnen zu werfen. Weiter vorne konnte er nun jedoch die hohe Gestalt von Senatorin Kosh entdecken, die fiel früher als er eingetroffen sein mochte und womöglich wusste, was hier vor sich ging. Flink verabschiedete er sich von seinen neuen Bekanntschaften – die alte Dame tätschelte ihm zum Abschied erneut die Ohren – und eilte zwischen den wartenden Leuten zu seiner Verbündeten.
„Seenaatooriin!“, begann er erneut. „Waas iist daa?“, wobei er natürlich auf die Flugblätter anspielte und hoffte, dass sie mehr Informationen über dieses merkwürdige Ereignis hatte.
[ Chalacta | Jordir | Regierungsbezirk | Regierungsgebäude | Zentraler Platz im Eingangsbereich | Hur Xio, Senatorin Kosh, u.a.]