Chalacta


[Mittlerer Rand | Kastolar-Sektor | Chalacta-System | Chalacta || Jordir | Stadtkern | das "Myrtol" || Operative Brennan Diar'mon, Seargent Lucy Dent]



Lucy hatte schließlich das Gespräch beendet. Es war nicht lang gewesen. Sie solle sich mit einem Kontakt in der Stadt treffen. Es wäre wohl recht simpel. Aber ob das stimmte? Am Ende war ihr Teil der Arbeit in erster Linie eines. Langwierig. Anstrengend. In erster Linie einfach nicht das was sie bevorzugte. Nachdenklich hatte Lucy noch eine Weile auf die Stelle gestarrt wo der Projektor ihre Gesprächspartner projeziert hatte. Wobei nicht wirklich viel zu sehen gewesen war. Langsam aber sicher sehnte sich Lucy danach hier bleiben zu können. Aber sie hatte einen Auftrag. Eine Arbeit. Schließlich kehrte Lucy in das Zimmer zurück in welchem sie auf diesem Planeten schlafen sollte. Sie schaute auf ihre Sachen und achtete darauf dass alles perfekt saß ehe sie die Unterkunft verließ. Alles musste perfekt sein. Dieses Schauspiel durfte nicht auffliegen. Mit ein ihren Papieren und einer nicht zu auffälligen Menge Credits machte sich Lucy auf den Weg. Sie flanierte ein wenig durch die Stadt ehe sie ernsthaft nach und nach ihren Weg in die Richtung des genannten Ortes lenkte. Sie wollte wie eine Touristin wirken. Wie jemand, der einfach fremd war und sich die Gegend anschaute. Schließlich endete die junge Frau vor dem Peela Kemal. Hier sollte es sein. Ihr Kontakt sollte jemand mit dem Namen “Die Teehändlerin” sein. Langsam und bedacht betrat Lucy das Gebäude. Es war für sie ungewohnt. Allgemein war es alles neu. Keine Ausbildung der Welt hätte sie auf diese Situation vorbereiten können. Erst recht nicht der kleine Crashkurs welchen man ihr vor dem Ganzen verpasst hatte. Am Ende war Lucy immer noch eine Scharfschützin. Nicht mehr. Mit selbstbewussten Schritten ging die junge Frau auf einen freien Platz zu welchen ihr eine Person hinter dem Tresen zugewiesen hatte und fing an die Karte zu studieren. Sie war wie so oft freundlich, aber recht distanziert. So war es auch der Fall als sich eine alte Frau zu ihr setzte und Lucy quasi gerade angefangen hatte ihren Tee zu trinken. Ohne hast genoss die Imperiale den Tee und lehnte sich zurück.


“Ich denke Ihr kennt unseren Auftrag. Ich bräuchte auf dauer ein paar Werkzeuge an ihrem Bestimmungsort. Eine gute Vergrößerung wäre ganz praktisch.”


Lucy mochte keine Komplikationen. Noch weniger unnötiges Gerede. Deswegen winkte sie bei dem Scherz nur kühl ab. Ihr war nicht nach Scherzen. Ihre Arbeit musste präzise und perfekt ausgeübt werden. Auch wenn Lucy nur zu gerne Zerstreuung in solchen Banalitäten gesucht hätte, so war das Ganze immer noch ein wichtiger Einsatz. Fehler wäre tödlich. Ihr ganzer Auftrag lebte von der Diskretion. So nippte Lucy an ihrem Tee und schaute ihr Gegenüber an.


“Ich denke Ihr wisst was ich damit meine? Zudem wäre es wirklich großartig dieses Werkzeug an einem ruhigen Ort mal zu prüfen und Testen.”


Lucy musterte die ältere Dame und atmete tief durch. Diese Einrichtung hier war herrlich ruhig. Und ihr Platz ruhig. Dennoch kam Lucy nicht umhin die andere Frau genau zu mustern. Eine alte Frau. Aber irgendetwas störte die Imperiale bei diesem Anblick. Allgemein wirkte alles so… Perfekt? Es war halt schwierig sich vorzustellen, dass bis hierhin alles so glatt lief. Irgendetwas stank und doch wusste Lucy nicht woher dieses Gefühl kam. Unauffällig wanderte ihr Blick immer wieder ein wenig herum. Prägte sich die Kellner ein. Ihre Routinen. Selbst dass einer der Besucher einer anderen Frau stetig auf die Brüste starrte. Und doch war alles so friedlich. Harmlos. Was war hier los?! Seufzend schloss sie ihre Augen und schüttelte mit dem Kopf. Vielleicht war sie auch einfach nur zu besorgt. Langsam lehnte sich Lucy etwas vor.

“Was könnt Ihr mir genau über die Lage auf diesem Planeten sagen und wie Aktiv ist die Neue Republik hier?”




[Mittlerer Rand | Kastolar-Sektor | Chalacta-System | Chalacta || Jordir | Randbezirke | "Peela Kamal" | Schankräume || Die Teehändlerin, Seargent Lucy Dent]
 
– Die Teehändlerin, Imperialer Geheimdienst auf Chalacta

\\Mittlerer Rand | Kastolar-Sektor | Chalacta-System | Chalacta | Jordir//
\Randbezirk (Wohnviertel) nahe der Berge | „Peela Kamal“ | Schankraum/
Die Teehändlerin und ein Gast (Lucy Dent); im Hintergrund Betee Kaia​

Zwischen den beiden Damen, die sich – abgesehen von der Serviererin Beeta Kaia – ganz allein in dem winzigen Schankraum des „Peela Kamals“ aufhielten, herrschte eine kühle Distanz. Ihre Blicke glichen im ersten Moment denen zweier Raubkatzen, die sich gegenseitig fauchend umrundeten und dabei ganz wachsam musterten. Jene Maskerade, die sie hier in der Öffentlichkeit zu zeigen hatten, spielten sie hier, in dem klitzekleinen Teehäuschen, nicht. So trat die „Teehändlerin“ nun gegenüber der blonden Frau ungewöhnlich offen als imperiale Agentin auf, während die Uniformierte – allein aufgrund ihrer akkuraten Körperhaltung – verriet, dass sie in Wahrheit keine einfache Soldatin aus den Reihen der cygnischen Streitkräfte war. Die Sector Agent ging bei ihr von einer Zugehörigkeit bei den „Storm Commandos“ des Sturmtruppenkorps oder wenigstens den „Special Missions“ der Imperialen Armee aus. Entsprechend stellte sie sich auch auf ihren „Gast“ ein.

Das formale Geplänkel, das man hauptsächlich aus populären Holo-Blockbustern über die Welt der Geheimdienste zu kennen glaubte, schien Lucy Dent nicht zu interessieren. So wie man es von einer Soldatin gewohnt war, führte sie das gerade erst beginnende Gespräch ohne Umwege zum Kern des Treffens. Eine Begründung lieferte sie dabei kurzerhand mit: Die „Teehändlerin“ müsse ja wissen, aus welchem Grund man als Cygnier verkleidete Imperiale nach Chalacta gebracht habe. Die rechte Augenbraue der „Teehändlerin“, die sorgfältig gezupft war, hob sich, während sie ihrer Gegenüber ein kühles Lächeln schenkte. Gelassen lehnte sich die Agentin zurück, überschlug dabei ihre Beine und ließ sich per Handzeichen herrlich duftenden Tee bringen.


Sie sollten nicht die Gepflogenheiten, die bei der Armee oder im Korps gelten, auf diese Welt übertragen, Soldatin“, entgegnete die „Teehändlerin“ trocken und nippte dann kurz an dem vor ihr platzierten Schälchen. „In den Sphären, in denen Sie sich nun bewegen, gibt es nur eine einzige 'echte' Währung: Informationen. Nur wer Informationen hat, ist von Wert. Weshalb darüber hinaus gilt: Je weniger Informationen man an sein Umfeld abgibt, desto mehr Chancen haben die eigenen Ambitionen.“ Sie schmunzelte abermals ein wenig kühl. „Gehen Sie also stattdessen lieber davon aus, dass außer Ihnen hier niemand etwas weiß.“

Das dampfende Schälchen sowie das Kännchen, das Beeta Kaia serviert hatte, verströmten langsam ein kräftiges Teearoma. Da Chalacta für jene, die nicht von dieser Welt stammten oder längere Zeit hier gelebt hatten, ziemlich exotisch wirken musste, konnte man die fruchtig-herben Düfte im ersten Moment wahrscheinlich nicht sofort irgendwelchen Früchten zuordnen. Um ihre Tätigkeit für den Imperialen Geheimdienst vor Ort zu verschleiern, hatte sich die brünette Senior Agent eine Identität als fremdweltlerische Teehändlerin mit kleinem Exportgeschäft und eigenen Feldern in den nahen Bergen Jordirs verpasst. Dadurch hatte sie allmählich ein wenig Erfahrung beim Unterscheiden der jeweiligen Gerüche und Farben sammeln können. So wusste sie inzwischen beispielsweise, dass es sich bei der Wahl ihrer Untergebenen um blauen Waja-Tee handelte. Eine kleine Lobpreisung an die chalactische Wassergöttin.

Sie haben aber Glück, Miss Dent, fuhr die „Teehändlerin“ nach kurzer Pause fort. „Ein paar Informationsbröckchen hat man mir vor Ihrer Ankunft tatsächlich zukommen lassen.“ Erneut nippte sie an dem Schälchen. „Kommen wir also zuerst zu dem Werkzeug, dass anscheinend für Sie bestimmt ist...“

Die „Teehändlerin“ aktivierte kurzerhand den Bildschirm ihres Datapads, tippte mit flinken Fingern einen mehrstelligen Zahlencode ein und ließ zum Schluss noch ihren Daumenabdruck scannen. Auf dem Display konnte man in diesem Augenblick sehen wie sich mit einem Mal eine einzelne Datei – fast schon wie von Geisterhand – öffnete. Eine Auswahl kleiner Bildchen, die mit schnöden Blättern zu technischen Daten verknüpft waren, konnte man nun einsehen. Schweigend drehte die erfahrene Geheimdienstlerin das Datapad zu ihrer Gesprächspartnerin herum, schob es in deren Richtung und ließ ihr ein paar Minuten Zeit, sich einen groben Überblick zu verschaffen. Routiniert schenkte sie sich in der Zwischenzeit etwas Tee nach, während ihre Aufmerksamkeit weiterhin auf der Soldatin ruhte.

Ich ging davon aus, dass man nach dem Benutzen nicht auf Anhieb herausfinden soll, wer es eigentlich zu welchem Zweck in der Hand hatte“, richtete sie nach einer Weile wieder das Wort an ihren Gast und klemmte sich beiläufig eine lose Strähne hinter das rechte Ohr. „Darum habe ich mich für diese ziemlich 'bunte' Mischung entschieden. Ein bisschen was altes, ein bisschen was neues. Manches aus neurepublikanischer Produktion, anderes noch aus Beständen der Alten Republik. Ich kann Ihnen aber gleich sagen, Miss Dent, das die Beschaffung des gewünschten Modells wohl ein, zwei Tage dauern wird.“

Die angebotene Auswahl der „Teehändlerin“ umfasste acht Gewehre. Wollte man den Verdacht der Ermittler dabei tatsächlich – wie bislang von den führenden Köpfen angedacht – von Anfang an auf die Neue Republik als Drahtzieher selbst lenken, war das von neurepublikanischen Scharfschützen genutzte A-Zweihunderfünfundneunig wohl die erste Wahl. Seit den frühsten Tagen der Rebellion nutzten deren Spezialkräfte diese Waffe, um Gegner auf große Distanz auszuschalten. Eine weitere Möglichkeit war wahrscheinlich das Valken-Achtunddreißig. Da es eigentlich viel mehr ein Hybrid zwischen Blaster- und Scharfschützengewehr war, war dieses Modell sicherlich nicht so treffsicher wie seine Konkurrenten, aber eine „klare“ Verbindung zum früheren Erzfeind konnte man damit bei Bedarf trotz allem ziehen. Ein weiterer Kandidat, der ausreichend Chancen hatte, war des Weiteren das E-Siebzehn-D. In den Reihen der Rebellion kam dieses Modell in etwa seit der heißen Phase des Galaktischen Bürgerkrieges zum Einsatz. Einen Bezug zur Neuen Republik hatte außerdem das G-Vierzig von SoroSuub. Es war zwar mit etwas Abstand noch nicht so lange auf dem Markt wie die anderen drei Kandidaten. Doch die technischen Daten stellten auch ihm einen recht großartiges Zeugnis aus.

Das Problem dieser vier Modelle war aber, dass Chalacta erst seit ein paar Standardmonaten ein Teil des interstellaren Bündnisses war. Der Integrationsprozess, der für gewöhnlich nach dem Beitritt auf allen Welten zu erfolgen hatte, war hier demzufolge noch nicht so weit fortgeschritten. So hatte das Militär der Neuen Republik erst vor Kurzem damit begonnen, weitere Truppenkontingente in diese Region zu entsenden. Deshalb hielt sich die Zahl der auf diesem Planeten stationierten Spezialkräfte zu diesem Zeitpunkt noch arg in Grenzen und die Senior Agent war gezwungen, ein entsprechendes Gewehr erst hierher schmuggeln zu lassen. Genau aus diesem Grund hatte die „Teehändlerin“ noch ein paar weitere Modelle ihrer Auswahl hinzugefügt. Diese mochten zwar nicht auf Anhieb etwaige Rückschlüsse zur Neuen Republik zulassen, aber sie lenkten genauso wenig den Anfangsverdacht auf das Galaktische Imperium.

Der erste Kandidat, den sie auf diese knappe Liste gesetzt hatte, war deshalb das DC-Fünfzehn-x. In den letzten Tagen der Galaktischen Republik hatte das Gros der Scharfschützen diese Waffe benutzt, weshalb man nun in fast allen möglichen Ecken der Galaxie noch ein Modell erwerben konnte. Die Wahrscheinlichkeit, dass die chalactische Armee in ihren Beständen ein paar von den Dingern hatte, war folglich besonders hoch. Dank der Vormachtstellung der Handelsföderation besaß das E-Fünf-s eine ähnliche Verbreitung. So manche namhafte Söldnertruppe wie die „Brigade der Verlorenen“ oder die „Söhne der Wüste“ hatte dieses Scharfschützengewehr in ihrem Arsenal. Demzufolge konnte man auch dieses Modell relativ leicht besorgen. Darüber hinaus besaß die „Teehändlerin“ zur Zeit noch die Möglichkeit entweder ein DH-Vierhundertsiebenundvierzig oder unter Umständen ein IQA-Elf zu beschaffen. Beide Gewehre konnte man auch dem kriminellen Milieu zuschreiben, weshalb sich Beschaffung kaum von der des E-Fünf-s unterschied.


Was das probieren angeht, Miss Dent, kann ich Ihnen nur eine Besichtigung meiner ziemlich abgelegenen Teefelder empfehlen“, sprach die Senior Agent seelenruhig weiter. „Denn obgleich mein Geschäft nicht besonders groß erscheinen mag, habe ich dort draußen – in den Bergen – allerhand Quadratkilometer erwerben können. Keine störenden Nachbarn, die beim kleinsten Geräusch auf der Veranda stehen … Sie verstehen, was ich meine?“ Ein weiteres Mal schenkte sie ihrem Gast ein kühles Lächeln. „Sie müssen nach dem Ausprobieren aber noch entscheiden, ob Sie das Werkzeug selbst mitnehmen möchten. Oder ob ich es nicht vielleicht gleich an den Bestimmungsort liefern lassen soll.“

Sie leerte abermals ihr Schälchen und stellte es dann behutsam zur Seite. Weil sich noch immer kein einziger Gast in das kleine Teehäuschen verirrt hatte, behielt die Agentin ihre offene Art gegenüber der Uniformierten bei. Sie ließ sich das Datapad nach deren Wahl wieder geben und öffnete – nach ein paar kurzen Befehlen – eine weitere Datei. Im Vergleich zu der vorherigen Ansicht handelte es sich aber bloß um eine überaus klägliche, überschaubare Aufstellung an Informationen, die sich mit dem Cronese Mandate – genauer: Argai – beschäftigten. Die „Teehändlerin“ ließ ihrem Gast auch dieses Mal etwas Zeit zum Überfliegen. Und nachdem die Soldatin gelesen hatte, begegnete sie ihr mit einer ausdruckslosen Miene.

Wie gesagt: Mein Auftraggeber ist in der Regel ziemlich sparsam, was genaue Informationen über Dinge, die mich nicht zu interessieren haben, angeht“, sagte sie entschuldigend und zuckte mit den Schultern. „Bislang hat Chalacta nicht viel mit dem Tion-Cluster zu tun. Das kann sich zwar durch den erfolgten Beitritt noch ändern, aber so viel Zeit haben Sie ja nicht, stimmt's?“ Ihr aufmerksamer Blick ruhte weiter auf der blonden Frau. „Über meine eigenen Kontakte konnte ich aber ein paar Sachen in Erfahrung bringen: Für Argai ist 'Der Veteran' zuständig. Da wir noch zwei, drei Tage bis zu Ihrer Abreise Zeit haben, war ich so frei und habe einen Frachter mit einer passenden Lieferung ins Cronese Mandate geschickt. Ich bin mir sicher, dass er mit der entsprechenden Bezahlung innerhalb der Zeit zurückkehren wird. Dann kann ich Ihnen eine Adresse und weitere Informationen geben...“

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Die Teehändlerin und ein Gast (Lucy Dent); im Hintergrund Betee Kaia​
 
- Colonel Niiro dan Sate dan Brahnaputera, Kommandeur der „Nallanda“-Sicherheit

[Mittlerer Rand | Kastolar-Sektor | Chalacta-System | Chalacta :: Jordir | Tempelbezirk | nahe dem Haupttempel :: mobile Überwachungszentrale :: Niiro dan Sate dan Brahnaputera, Gardist dan Taa dan Neir und mehrere Untergebene]

Im Gegensatz zu anderen Religionen, die ausschließlich Gebete an ihre Götter richteten oder ihnen Opfer jeglicher Art darbrachten, praktizierte man auf Chalacta seinen Glauben auch, indem man für Daja, Enda, Oda und Waja zu traditionellen Klängen auf eine seit Generationen überlieferte Art und Weise tanzte. Vor allem Frauen, die dabei in prächtige Sari gekleidet sind und religiöse Symbole im Gesicht tragen, huldigen auf diese Weise den heiligen Vier. Um eine vollwertige Priesterin einer der vier Göttinnen zu werden, hatte eine Novizin – insbesondere in den ersten Jahren – die vielen Tänze sogar bis zur Perfektion zu lernen. In vielen Regionen Chalactas sangen die Tänzerinnen zusätzlich noch, um ihren Glauben noch mehr unter Beweis zu stellen.

Derweil Nayru Tolen Molindi, die Hohepriesterin des Jordir Haupttempels und eine eifrige Dienerin Odas, feierlich uralte Texte rezitierte, um die anstehenden Verhandlungen im Namen der heiligen Vier zu segnen, wirbelten jeweils etwa vier Dutzend wunderschöne Novizinnen pro Göttin über den zentralen Platz und verrenkten sich gekonnt zu ihren Worten. Dazu schallten die exotischen Klänge archaisch anmutender Instrumente über die gepflasterte Freifläche zwischen den Stupas. Die Gäste, die man nach deren Ankunft auf Chalacta direkt hierher gebracht hatte und die schon Kostbarkeiten den Göttern geopfert hatten, betrachteten schweigend dieses Schauspiel. Die Faszination, die solche Tänze auch bei unbeteiligten Gläubigen auszulösen vermochten, konnte man zweifellos in manchen Gesichtern sehen. Jedoch schien nicht jeder einen Zugang zu finden. Denn anderen konnte man nur allzu offensichtlich ansehen, dass sie weniger mit diesem Trubel anfangen konnten.

Diejenigen, die von diesem Tanz nicht so sehr in den Bann gezogen wurden, zogen dafür eher Niiro dan Sate dan Brahnaputeras Interesse auf sich. Durch kleine, unscheinbare Drohnen, die er vor dem Beginn der Zeremonie – ausschließlich für Überwachungszwecke – in die Luft hatte steigen lassen, konnte er, der langjährige Befehlshaber der „Nallanda“-Sicherheit, vorwiegend diese Personen nun auf Schritt und Tritt im Auge behalten. So entging ihm beispielsweise nicht, dass der junge Cygnier Rowan Karsteen sich gegen Ende der Veranstaltung klammheimlich aus den Reihen der Gäste löste, um sich dem Anschein nach kurz die Beine zu vertreten und dabei eine Zigarette zu rauchen. Bei so wenig diplomatischen Geschick schüttelte der bärtige Chalacter unweigerlich den Kopf.

Kelrian dan Taa dan Neir, der Kommandeur der Tempelgarde, wandte sich ihm zu.
„Sollen meine Männer diesen Ungläubigen kurzerhand zurechtweisen und dann zurück zu den anderen bringen?“ Er deutete auf den Lageplan. „Patrouille Paanch wäre in zu Fuß in drei Minuten bei ihm.“

Und so früh schon den ersten politischen Eklat mit den Gästen riskieren?“, hakte der Colonel mit gespielter Überraschung nach. Er schüttelte beiläufig den Kopf und sah seinem Gegenüber ernst ins Gesicht. „Das Lesen und Deuten von Zeichen mag zwar für gewöhnlich den Geistlichen wie Maan Molindi obliegen, aber ich bin in diesem Fall der Meinung, dass sich die heiligen Vier wegen eines einzelnen Ungläubigen nicht gekränkt fühlen werden.“ Er zuckte kurzer mit seinen Schultern. „Lassen wir diesem armen Kerl ruhig seinen 'Freiraum'. Denn mit Sicherheit wird er später von seinen Leuten für diesen Fehltritt zurechtgewiesen.“

Der ranghohe Gardist knirschte als Antwort nur verstimmt mit den Zähnen, musterte Niiro dan Sate dan Brahnaputera mit einem eisigen Blick und sprach dann einen knappen Befehl in sein Com. Auf einem der Bildschirme konnte der drahtige Chalacter dann verfolgen wie eine gerüstete Drei-Mann-Patrouille, die sich dem recht unaufmerksam agierenden Fremdwelter vorsichtig genährt hatte, kurz inne hielt, tuschelnd ein paar Worte miteinander wechselte und dann widerstrebend gut ein Dutzend Schritte zurückzog. Der Colonel nickte seinem Landsmann zu, erhielt aber bloß weiterhin finstere Blicke. Kurz stellte er sich die Frage, ob Kelrian dan Taa dan Neir zu der ominösen Religionspolizei gehörte. War der Gardist für die religiösen Oberen möglicherweise fanatisch genug, um etwaige Ketzer in den Reihen der chalactischen Bevölkerung zu jagen? Unwillkürlich lief ihm ein eiskalter Schauder über den Rücken.

Plötzlich drehte sich in der kleinen Überwachungszentrale ein Mitarbeiter zu ihm um und meldete:
„Maan Molindi hat das Schlussgebet beendet. Soll ich den Limousinen Bescheid geben?“

Ja, die Fahrer sollen sich bereithalten“, befahl der Colonel nach kurzem Überlegen. „Machen Sie danach auch an die Kontrollposten in Richtung Nallanda Meldung. Je schnell wir unsere Gäste in die Stupa bekommen, desto besser.“

Sogleich wurden die gerade erteilten Anweisungen über die Kom-Geräte von den Mitarbeiter an die entsprechenden Stellen weitergegeben und die Motoren der kleinen, mobilen Überwachungszentrale erwachten lautstark zu neuem Leben. Ein leichtes Zittern ging durch den Innenraum, während man auf mehreren Monitoren sehen konnte wie sich Premier dan Yavok, Senatorin Kosh und Gesandter Mulran sich bei der Hohepriesterin für die Zeremonie bedankten. Abermals wurden freudig diverse Hände geschüttelt. Etwa zur gleichen Zeit suchte die blonde, uniformierte Cygnierin Jolene Mirtan den streunenden Karsteen auf. Sie wirkte auf den chalactischen Colonel in diesem Moment zwar bei Weitem nicht so verstimmt wie er in dan Taa dan Neirs Willen gehofft hatte, aber vielleicht hob sie sich dies für später auf, wenn die cygnische Delegation sich in ihren Suiten aufhielt.

Priesterinnen, die sich im Spalier auf dem Weg zur Haupttreppe aufgestellt hatten, verabschiedeten die Gäste im Namen ihrer Göttinnen. Manche malten religiöse Zeichen in die Luft, während andere – insbesondere den Herren – bunte Blumenketten um den Hals hängten. Mit der milden Strenge, die dem Amt der Hohepriesterin von Jordir augenscheinlich innezuwohnen schien, beobachtete Nayru Tolen Molindi das Gehen der Fremdweltler. Nur sie, die religiösen Oberen und die Göttinnen selbst schienen in diesem Augenblick zu wissen, ob die geplanten Verhandlungen fruchten würden. Würde Chalacta sich zu einer Allianz mit den Cygniern hinreißen lassen, um den huttischen Umtrieben ein Ende zu bereiten? Würde das Bündnis, das als die Neue Republik in der Galaxie bekannt war, ihnen bei diesem Vorhaben wirklich zur Seite stehen? Oder würde man sie mit diesem Problem viel mehr allein lassen? So selten wie nie zuvor hatte Niiro dan Sate dan Brahnaputera die Ungewissheit der Zukunft so sehr am eigenen Leib gespürt wie in diesem Moment. Er erschauderte abermals.

Nach einigen Minuten hörte er über Funk den für den Geleitschutz zuständigen Sergeant trocken sagen:
[Konvoi setzt sich in Bewegung. Ziel: Nallanda. Geschätzte Ankunft in dreißig Minuten.]

Langsam kroch der aus gepanzerten Gleiterlimousinen und von Speedbikes flankierte Konvoi durch Jordirs breiteste Häuserschluchten, tauchte durch gewaltige Brücken hindurch und näherte sich so Kilometer für Kilometer dem Regierungsviertel im Herzen der Stadt. Noch immer harrten unzählige Schaulustige – von groß bis klein; von alt bis jung – auf den Bürgersteigen aus, um einen Blick auf die Gäste zu werfen, ihnen zu zujubeln und auf diese Weise ein Teil dieses historischen Momentes zu werden. Sowohl Beamte der planetaren Sicherheit als auch Soldaten der republikanischen Armee sicherten die komplette Strecke ab. Manche waren weiterhin deutlich zu sehen, da sie zum Beispiel direkt vor der schaulustigen Meute Posten bezogen hatten. Andere Teile – vor allem Spezialkräfte – hatte man hingegen ausschließlich im Hintergrund versteckt. Sie behielten in diesem Szenario den groben Überblick, während ihre Kameraden vor Ort für Ordnung und Sicherheit sorgten.

Die Nallanda, eine riesengroße Stupa in Jordirs Zentrum, kam nach etwa zwanzig Minuten Fahrzeit endlich in Sichtweite als der langsame Konvoi einer langen Prachtstraße samt Allee folgte. Hier, im Herzen der Stadt, waren die Bauwerke noch einen Tick prächtiger als schon im Tempelbezirk. Man konnte fast an jedem Gebäude komplexe Mosaike und verspielte Verzierungen erkennen. Obgleich Chalacta bei Weitem nicht so vermögend wie jene Welten im Mittleren Rand war, die an den großen Hyperraumrouten lagen, schien sich auf diesem Planeten eine sehr kunstreiche Kultur entwickelt zu haben. Möglicherweise lag diese Kunstfertigkeit an der tiefen Religiosität der Chalacter oder deren Göttinnen hatten doch ihre Finger im Spiel. So oder so musste die hiesige Architektur einen überaus bleibenden Eindruck auf die Fremdweltler machen.

Genau in dem Moment, als der letzte Kilometer Strecke angebrochen war und der bewachte Konvoi sozusagen ein Nadelohr zu passieren hatte, weil sich an dieser Stelle besonders viele Schaulustige versammelt hatten, tauchten über den Köpfen der Chalacter auf einmal mehrere nicht identifizierte Drohnen auf und ließen hunderttausende Flugblätter auf die überraschte Menge herabregnen, bevor geübte Scharfschützen sie gezielt vom Himmel holten. Ein panischer Tumult brach mit einem Mal unter Jordirs Bürgern aus und die planetaren Sicherheitskräfte hatten alle Mühe, die Kontrolle über die Situation zu wahren. Die breiten Gleiterlimousinen, die bis zu diesem Augenblick den Eindruck gemacht hatten, als könnten sie sich bloß etwas über Schrittgeschwindigkeit fortbewegen, machten mit einem Mal einen starken Ruck und legten die letzten Meter äußerst zügig zurück. Gleichzeitig kamen dem Konvoi weitere Speedbikes entgegen, um die Weiterfahrt zu decken.


Was war das?“, fragte Niiro dan Sate dan Brahnaputera gereizt in die Runde, nachdem sich in der mobilen Überwachungszentrale die erste Verwirrung gelegt hatte. „Ich will Aufklärung sofort!“

[Mittlerer Rand | Kastolar-Sektor | Chalacta-System | Chalacta :: Jordir | Regierungsbezirk | kurz vor dem Regierungsebäude :: mobile Überwachungszentrale :: Niiro dan Sate dan Brahnaputera und mehrere Untergebene]



Söhne und Töchter Chalactas erhört Maan Rashmas Worte:


Die Göttinnen wandeln unter uns! Sie haben sich offenbart!

Mit Schwertern aus purer Energie haben sie gegen die Verderbnis gekämpft;

Mit Schwertern aus purer Energie haben sie die Dunkelheit vertrieben!

Doch die Taten ihrer Avatare waren erst der Anfang!

Löst euch von den Fesseln der Obrigkeit, Schwestern!

Unterstützt eure Schwestern, Brüder!


Wandelt auf den Spuren von Maan Sarid Horn

Wandelt auf den Spuren von Bahan Nei Sunrider

Wandelt auf den Spuren von Bahan Tenia Lumiran

Wandelt auf den Spuren von Bahan Rilanya


Möge die Verderbnis, die unser tiefstes Inneres durchdrungen hat, abgeschüttelt werden!
 
[ Chalacta | Jordir | Tempelbezirk | Haupttempel | nahe dem Festplatz | Hur Xio, Lieutenant Noak Fremyn/ Karsteen, Captain Mirtan, Captain Cavi, Commander Darran]

Zu Hurs Ungemach verfügte selbst das tosende Stimmengewirr von dutzenden, gar hunderten Besuchern nicht über genügend Strahlkraft um die lauschenden Spitzohren der Katzenkreatur (Tej) zu überrumpeln. Jener ansonsten zutiefst schweigsame Riese, der sich in sämtlichen vorhergehenden Interaktionen auf das Zuhören beschränkt hatte, mischte sich tatsächlich in das Gespräch zwischen ihm und Karsteen ein.Unbewusst wetzte der kleine Squib seine spitzen Zähne, während er dem imperialen Commander einen durchleuchtenden Blick zuwarf. Diese Katze versuchte also den Großen raus hängen zu lassen! Sofort versteifte Hur seine Hinterläufe, sodass er etwa eine Haarlänge seines kurzen Fells an Größe gewann, und fletschte die Zähne. Lilafarbenes Zahnfleisch kam zum Vorschein. Einem aufmerksamen Beobachter konnte auffallen, dass der kleingewachsene Kommandant sich für den Bruchteil einer Sekunde nur schwer unter Kontrolle halten konnte. Doch ehe es auch nur annähernd die Gefahr eines Eklats gab, hatte der Squib bereits wieder sein breites, maulbiestiges Grinsen aufgesetzt und warf es sowohl Darran als auch Karsteen abwechselnd zu.

"Naaatüliiich, Miistee Daaran! Wiee Reecht Siiee dooch haabn! Dee faaalsch Oort hieere! Iiich neehme dee Ieenlaaduung aauf dee 'Alieestraaa' geeern an."

Er sprach während Tej Darran davon schritt und dabei so laut und so auffällig, dass sowohl Captain Cavi als auch Captain Mirtan sich unvermittelt nach ihnen umsahen und ihren jeweiligen Untergebenen fragende Blicke zuwarfen. Hurs Lächeln nahm diabolische Züge an. Eigentlich hatte er gehofft, dem jungen Karsteen im Überraschungsmoment einige Informationen aus dem Ärmeln locken zu können. Aber diese riesige, vorlaute Katze hatte ihn gerade stattdessen ermutigt, direkt mit Captain Mirtan zu sprechen und Hur dankenswerter, aber wohl höchstgradig unbeabsichtigter Weise einen Ort empfohlen, der ihm noch viel besser schmeckte. Die Aliestra, das Flaggschiff der Cygner, wäre tatsächlich der bessere Ort, um an Informationen zu gelangen.

Für eine Richtigstellung oder gar etwaige Einwände gab es nun wohl keine Gelegenheit mehr. Bewegung machte sich in den Reihen der Gäste, Besucher, Offiziellen und Tempeldiener auf, als es in Richtung des riesigen Festplatzes ging, auf dem die religiöse Zeremonie der Chalactaner stattfinden würde. Hur verschwand unterdessen zwischen den Beinen irgendwelcher Ministeriumsbeamter, um sich einen guten Platz zu suchen. Während er der – zugegebenermaßen durchaus beeindruckenden – Schau der Religionsgemeinschaft beiwohnte, konnte er ein heiteres, kratziges Kichern nicht länger unterdrücken. Er war gespannt darauf, ob die cygnische Delegation die Einladung auf ihr Schiff als Missverständnis aufklären würde. Doch auch wenn diese nicht von Captain Mirtan, oder dem Schiffskommandanten persönlich ausgesprochen wurde, kam sie immer noch von einem offiziellen Mitglied ihrer Delegation und ging an ein offizielles Mitglied der Neurepublikanischen Delegation, auch wenn manche Hur diesen Status wohl nur allzu ungern zugestanden. Er war in seiner Funktion als Flottenkommandant und Offizier der Neuen Republik hier, darüber hinaus zumindest inoffiziell eine Art Attaché der Senatorin von Leritor, galt er doch als ihr militärischer Begleiter während dieser Reise. Aus einer etwaigen Wiederausladung würde der Squib ein großes, wirklich unangenehmes und öffentliches Drama machen. Das sollten sie sich also besser zwei Mal überlegen.

Um jenen Umstand sprichwörtlich in Durastahl zu meißeln, löste er sich gegen Ende der Zeremonie von seiner Position und zwängte sich erneut zwischen den Beinen der großen Humanoiden hindurch, die das Besuchertum dominierten. Auf der Suche nach Senatorin Kosh kam er wohl an so mancher mehr und weniger hochrangigen Persönlichkeit vorbei, ohne jedoch viel Notiz von ihnen zu nehmen, während jene hingegen durchaus abschätzige, teils abfällige Blicke auf den kleinen Offizier warfen, sobald sie ihn zwischen sich entdeckten. Er fand sie letztendlich ganz in der Nähe des Premierministers Herin Soylon dan Yavok, des Rear Admirals Eriston und einiger anderer wichtiger Mitglieder der Delegationen, was man vor allem daran merkte, dass einige eifrige Sicherheitskräfte ihn so lange aufhielten, um seine Legitimation zu prüfen, dass die Zeremonie gerade endete, als er endlich zu ihr hindurch gelassen wurde. Es dauerte einen Moment, bis jeder offensichtlich die Hand eines anderen lange und oft genug geschüttelt hatte – wobei einige verwirrt dreinblickende Delegierte auch dem kleinen Squib ihre Hand hinhielten, denen er ebenso verwirrt die Pfote reichte – ehe Hur endlich am Robenzipfel der Senatorin ziehen konnte, um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen.


„Seenatooorin! Eee wiird Siee freeuee, daaa iich freeundschaaaftlieech Koontakt geeknüüpf habe, miit neueee Freundeee!“

Er musste beinahe schreien, um über den allgemeinen Trubel hinweg hörbar zu bleiben, obwohl er geradewegs unterhalb der turmhohen Senatorin stand.

„Maan haat uuns aauf daa Aalieestraa ieengelaadn. Iich geeebe mieenee XO beescheeid, daass eer Voorkeehruung trieeft, jaa?“

Bevor der Squib eine Antwort erhalten konnte, schwang sich jedoch erneut Bewegung in die Menge und durch eine unglückliche Verkettung von Ereignissen wurde er von der Senatorin getrennt. Durch seine geringe Körpergröße hatte er keine Chance, sie im Verlauf dessen zwischen den Besuchern der Zeremonie im Auge zu behalten, sodass sie auch nach einigen Minuten nicht in den selben gepanzerten Limousinen saßen, die sich ihren Weg fortan in Richtung Regierungsviertel bahnten. Etwas zerknirscht, da er nicht wusste, ob die Senatorin seine Worte überhaupt vernehmen konnte, verbrachte der Squib die Fahrt damit, aus dem Fenster zu starren, die verschnörkelten und imposanten Bauwerke, sowie die Begeisterung der Bevölkerung zu bewundern, die seitens der Wege Stellung bezogen hatten, um ihnen zuzujubeln. In dem Gleiter befanden sich neben ihm nur ein paar niedere Beamte, Protokollanten und Schreiberlinge, sowie zwei Journalisten, die im Dienste eines halbstaatlichen Holo-Nachrichtensenders standen. Es wurden ein paar leere Worthülsen ausgetauscht, wobei es überwiegend um die beeindruckende Zeremonie, sowie der offenbar besonders erwähnenswerten Schönheit der Tänzerinnen ging. Etwa eine halbe Stunde später, sie waren beinahe am Ziel angekommen, legte der gepanzerte Speeder unvermittelt an Geschwindigkeit zu. Etwas erschrocken hob Hur seinen Kopf in die Höhe, um mit seinen runden Augen einen besseren Blick darauf erhaschen zu können, was vor sich ging.

Außerhalb des Konvois, entlang der Strecke, breitete sich zunehmend Tumult aus.


„Ehh? Waas iiist daa?“, bellte Hur kleinlaut und aufgeregt, woraufhin eine ältere, rundlichere Frau, die neben ihm Platz genommen hatte, offenbar das unbändige Verlangen spürte, ihm über den Kopf zu tätscheln und „Pscht, pscht. Alles ist gut“, in beunruhigend beruhigendem Ton zu flüstern. Mit bebenden Spitzohren und verrenkter Schnauze schaute er der alten Dame, die offenbar eine lokale Chalactanische Beamte war, ins Gesicht. Es war natürlich unfassbar, dass jemand sich anschickte ihn wie ein kleines, verängstigtes Haustier zu behandeln. Allerdings fühlte sich die kraulende Hand zwischen seinen Ohren tatsächlich gut an, sodass er alsbald davon absah, sie für ihr Verhalten zu rügen und stattdessen wieder halb schnurrend, halb knurrend aus dem Fenster sah. Nun erkannte er auch, dass hunderte, nein tausende, wenn nicht gar unzählige Blätter durch die Luft flogen und sich über ihnen und den versammelten Bürgern verteilten. Hur hätte es für eine weitere Eigenart, eine Art übergroßen Konfettiregen gehalten, wenn nicht alle so aufgeregt auf dieses Ereignis reagiert hätten. Auch die mitfahrenden Begleiter begannen nun lauthals Fragen zu stellen, zu spekulieren und diskutieren, wobei Hur sich jedoch weiterhin darauf beschränkte die Umgebung zu beobachten.

Als sie letztendlich, dank dem angezogenen Tempo recht bald, am Regierungsgebäude ankamen und aus dem Gleiter gelassen wurden, hatte sich bereits eine Schar eifriger Kräfte daran gemacht, einen Großteil der Blätter zu beseitigen, sodass Hur keinerlei Chance hatte, einen Blick auf eines von ihnen zu werfen. Weiter vorne konnte er nun jedoch die hohe Gestalt von Senatorin Kosh entdecken, die fiel früher als er eingetroffen sein mochte und womöglich wusste, was hier vor sich ging. Flink verabschiedete er sich von seinen neuen Bekanntschaften – die alte Dame tätschelte ihm zum Abschied erneut die Ohren – und eilte zwischen den wartenden Leuten zu seiner Verbündeten.

„Seenaatooriin!“, begann er erneut. „Waas iist daa?“, wobei er natürlich auf die Flugblätter anspielte und hoffte, dass sie mehr Informationen über dieses merkwürdige Ereignis hatte.

[ Chalacta | Jordir | Regierungsbezirk | Regierungsgebäude | Zentraler Platz im Eingangsbereich | Hur Xio, Senatorin Kosh, u.a.]
 
[Mittlerer Rand | Kastolar-Sektor | Chalacta-System | Chalacta || Jordir | Stadtzentrum || gepanzerter Gleiter „Nummer Zwei“ | Rückbank || Lieutenant Noak Fremyn, Captain Mirtan, Captain Cavi, Commander Darran]

Mit einem Mal herrschte Chaos auf der breiten Prachtstraße zur riesigen Stupa der „Nallanda“. Von Jetzt auf Gleich hatten sich Schaulustige, die Sekunden zuvor noch im Konfetti-Regen freudig dem aus mehreren Gleiterlimousinen bestehenden Konvoi zu gejubelten hatten, in einen wütenden Mob verwandelt, sodass die anwesenden Sicherheitskräfte, die in diesem Augenblick mindestens genauso überrascht wie ihre fremdweltlerischen Schützlinge waren, plötzlich einschreiten mussten. Derweil weiterhin etliche bekritzelte Flugblätter durch die schwüle Luft segelten und eine unbestimmte Zahl an Personen in der anonymen Masse „Maan Rashma“ skandierten, drückten sich jene Chalacter, die in den vordersten Reihen standen, (teils unfreiwillig) mit ihrem gesamten Körpergewicht gegen die leichten Kunststoff-Schilde der uniformierten Beamten. Die Absperrung, die wenige Minuten zuvor noch die Schaulustigen von Jordirs zentraler Prachtstraße getrennt hatte, stand zu diesem Zeitpunkt schon längst nicht mehr.

Noak, der aus Neugier näher ans Fenster gerückt war, schreckte unwillkürlich zurück als auf einmal ein uniformierter Leib dumpf ächzend gegen das Glas gepresst wurde und eine Vielzahl an Händen unrhythmisch gegen die Tür trommelten. Sein helles Gesicht war auf einen Schlag gut eine Nuance fahler als sonst. Was war da draußen bloß los? Was hatte die in dem einen Augenblick noch freudig jubelnde Masse nur so abrupt in Rage versetzen können? Nervös fuhr sich der Imperiale durch das mit einer gehörigen Portion Pomade nach hinten frisierte Haar und ließ den irritierten Blick dabei – ganz intuitiv – zu Captain Mirtan wandern. Immerhin war sie nicht nur seine Vorgesetzte, sondern besaß auch deutlich mehr Erfahrung auf dem diplomatischen Parkett sowie im Umgang mit anderen Fraktionen.

Leider schien die Cygnierin in diesem Moment ebenso überrumpelt zu sein wie er. Ihre Finger hatte sie in die Polster aus hochwertigen Leder gekrallt, während ihrem schmalen Gesicht jegliche Farbe entschwunden zu sein schien. Mit großen, grünen Augen erwiderte sie seinen Blick. Offenbar hatte sie bis dato noch kein solche Situation durchlebt gehabt. Unwillkürlich beschlich den Bakuraner ein mulmiges Gefühl. Zweifel, die er schon in den letzten Tagen auf dem Weg nach Chalacta manchmal gehabt hatte, drängten sich nun wieder lautstark in den Vordergrund. Und eine einzelne Frage schien für ihn dabei von zentraler Bedeutung zu sein: War seine Mission schon zum Scheitern verurteilt, bevor sie überhaupt richtig begonnen hatte?

Der Konvoi, der durch diesen unerwarteten Tumult für einen kurzen Moment ordentlich ins Stocken geraten war, setzte seinen Weg fort als Truppen der neurepublikanischen Infanterie den anwesenden Sicherheitskräften zur Hilfe kamen. Mit vereinten Kräften drängten sie erst die Schaulustigen Meter für Meter hinter die ursprüngliche Absperrung zurück und kämpften sich dann in kleinen Trupps zu jenen Personen vor, die Beobachter als mögliche Rädelsführer ausgemacht zu haben glaubten, um diese zu isolieren und anschließend verhaften zu lassen. Etwa zur gleichen Zeit sicherten Mitglieder der „Nallanda“-Sicherheit – unterstützt von neurepublikanischen und cygnischen Flottensoldaten – die riesige Stupa in noch größerer Zahl ab. Trotz der Eskalation der Masse schien man aber auf den Einsatz von schwerem Kriegsgerät wie Panzern zu verzichten. Nur ein paar Truppentransporter, die kurz weitere Trupps ausspuckten, ließ man auf die gesperrte Prachtstraße.

Beim Aussteigen aus der gepanzerten Gleiterlimousine reichte dem Imperialen überraschenderweise Brennan Diar'mon helfend die Hand. Gewohnt ernst blickte der Geheimdienstler drein als er – ganz in seiner Rolle – sagte:
„Nur mit der Ruhe, Monsieur. Wir haben die Lage unter Kontrolle.“ Er wies mit der freien Hand zur Tür. „Treten Sie ruhig ein. Getränke und Häppchen erwarten Sie bereits.“

Die ersten Schritte des Bakuraner waren noch ein bisschen unsicher. Allem Anschein nach hatte der Schreck seine Knie ganz weich werden lassen. Zudem schlug sein Herz in diesem Augenblick noch immer rasend schnell und so laut wie in kaum einem Gefecht. Nein, so etwas war er wirklich nicht gewohnt! Seine ganze Haltung wurde erst wieder besser als sich Captain Mirtan auf einmal bei ihm unterhakte und ihn auf diese Weise indirekt stützte. So stiegen die beiden nun gemeinsam die lange Treppe zum Haupteingang empor. Hinter ihnen waren dabei noch immer die unverständlichen Rufe einiger Protestierer sowie die Geräusche, die die Sicherheitskräfte bei ihrem Vorgehen machten, zu hören. Obwohl der Schreck noch immer tief in den Knochen zu stecken schien, kam sein Herz nach und nach zur Ruhe. Sogar etwas Farbe kehrte in sein Gesicht zurück.

Der neurepublikanische Rear Admiral (Laquil Eriston), der an dem reich verzierten Portal auf sie zu warten schien, neigte leicht das Haupt. Seine Stimme besaß einen angenehmen Bariton als er sagte:
„Ich glaube, wir alle könnten jetzt einen Drink vertragen. Treten Sie also ein...“

Da auf Chalacta mit seinem größtenteils (sub-)tropischen Klima Dauerregen und schwere Gewitter keine Seltenheit waren, durchschritt man beim Betreten von chalactischen Gebäuden in der Regel technische Vorrichtungen, die einen Raumfahrer wie Noak an Luftschleusen erinnern mochten, um keine Nässe ins Innere zu tragen. An der Seite seiner schweigsamen Flaggkapitänin (Jos Cavi) ging der hochgewachsene Rear Admiral vor. Gegenüber dem Bakuraner war der Flaggoffizier der Neuen Republik, der möglicherweise schon jenseits der sechzig Standardjahre war, wohl etwa zwei Köpfe größer. Ganz seinem hohen Rang – und der damit verbundenen Verantwortung – entsprechend trat der ergraute Uniformierte überaus selbstbewusst auf. Dadurch nötigte er selbst dem imperialen Lieutenant von Haus aus ein Quäntchen Respekt ab, obwohl sich ihre beiden Fraktionen noch vor wenigen Standardmonaten als Feinde auf dem Schlachtfeld gegenübergestanden hatten.

Den Prunk, den schon die religiösen Stätten der Chalacter im Tempelbezirk unverhohlen präsentiert hatten, fand man auch in der Eingangsbereich der riesigen Stupa wieder. Einheimische Pflanzen, die schon allein aufgrund ihrer bunten Farbenpracht auf die Besucher überaus exotisch wirken mussten, blühten in reich verzierten Blumenkübeln aus feinstem Porzellan. In der Halle hatte man zudem an mehreren Stellen hochwertig gearbeitete Skulpturen aus bestem Marmor aufgestellt. Diese zeigten mit Sicherheit Berühmtheiten der chalactischen Geschichte. Darüber hinaus schmückten religiöse Reliefs die Außenwände aus hiesigem Basalt, während komplexe, äußerst kleinteilige Mandalas, die zu eindrucksvoll waren, um einfach über sie hinweg zu gehen, den Boden verschönerten. Hier und da hatte man des Weiteren auch überaus kunstvoll allerhand Blattgold und -silber verwendet, um die Impressionen zu verstärken.

Nur mit großer Mühe widerstand Noak dem Impuls die Kinnlade einfach fallen zu lassen. In seinem bisherigen Leben hatte er eine solche Fülle noch nicht gesehen. Selbst die große Festhalle von Salis D'aar, wo man ihm am Ende seiner Militärausbildung sein Offizierspatent feierlich ausgehändigt hatte, hatte eine solche Pracht nicht besessen. Höchstens die berühmte „Halle der Imperatoren“ auf Bastion, die der Imperiale auf diversen Holoaufnahmen zu Gesicht bekommen hatte, mochte unter Umständen mit diesen (für ihn) atemraubenden Eindrücken mithalten können. Nachdem er sich von Mirtan gelöst hatte, tapste er anfangs noch etwas orientierungslos durch die Halle. Erst als ihm eine lächelnde Bedienstete ein feinstieliges, dünnes Glas in die Hand drückte und er an dessen purpurnen Inhalt genippt hatte, fasste er sich wieder etwas mehr.

Sobald sein Bewusstsein diese anfängliche Reizüberflutung endlich gemeistert hatte, ließ Noak den Blick etwas aufmerksamer durch die weitläufige Halle schweifen. Obgleich er sich im Vorfeld ganz sorgfältig auf diesen Termin vorbereitet hatte und dementsprechend ein paar Gesichter der aktuellen chalactischen Regierung erkannte, konnte er nicht allen Anwesenden einen Namen zuordnen. Unter anderem war ihm eine attraktive Dame, die sich in ihrem schneeweißen Abendkleid doch ziemlich auffällig verhielt, nicht geläufig. Aufgrund ihres ganzen Verhaltens vermittelte diese Frau zwar den Eindruck, dass man sie tatsächlich kennen sollte, aber dem Imperialen fiel partout keinerlei Name ein! Der Uniformierte wollte sich gerade verärgert auf die Unterlippe beißen als er auf einmal die schnurrende Stimme des blauen Fellknäuels (Hur Xio) hörte. Das kleine, nichtmenschliche Wesen, das laut seinem Rangabzeichen „Commander“ war, hatte offenkundig die Gesellschaft der Senatorin von Lerritor (Stellar Demeter Kosh) gesucht. Noch immer mit dem Glas chalactischen Sekts in der Hand ging er zu ihnen.


Dieser Tumult war doch erstaunlich, oder?“, fragte der „Cygnier“ neugierig in die Runde. „Ich hoffe, da draußen hat sich niemand verletzt.“

[Mittlerer Rand | Kastolar-Sektor | Chalacta-System | Chalacta || Jordir | Stadtzentrum | Regierungsviertel | Regierungsgebäude || Eingangshalle || Lieutenant Noak Fremyn, Captain Mirtan und viele andere Anwesende (darunter Senatorin Kosh, Commander Xio, Commander Darran, Senior Operative Diar'mon und Sergeant Dent]
 
– der „Windläufer“, Imperialer Geheimdienst auf Chalacta

\\Mittlerer Rand | Kastolar-Sektor | Chalacta-System | Chalacta | Jordir//
\Regierungsviertel | Badon Pal Kul („Brücke der Ältesten“) /
Der Windläufer und allerhand Schaulustige​

Die Badon Pal Kul, die „Brücke der Ältesten“, gehörte nicht nur zu Jordirs prächtigsten Bauwerken, sondern sie markierte auch einen besonderen Punkt in der Hauptstadt. Denn die breite Prachtstraße, die unter ihr hindurch zur großen Stupa der chalactischen Regierung führte, betrug ab dieser Stelle bloß noch vier Standardkilometer. Ein mit feuerroten Ziegeln gepflasterter Kilometer für Daja. Ein mit erdbraunen Ziegeln gepflasterter Kilometer für Enda. Ein mit perlweißen Ziegeln gepflasterter Kilometer für Oda. Ein mit azurblauen Ziegeln gepflasterter Kilometer für Waja. Um die Göttinnen noch mehr zu ehren, die die überwiegende Mehrheit der Chalacter Tag für Tag anbeteten, hatte man darüber hinaus noch gut zwanzig Meter hohe Statuen dieser Verkörperungen der Hauptelemente zu beiden Seiten des Boulevards aufgestellt. Und in diesem Augenblick, als der gesicherte Konvoi aus gepanzerten Gleiterlimousinen die Brücke passierte, drängten sich tausende Schaulustige zwischen diesen Statuen gegen die Absperrung, um einen Blick auf die fremden Würdenträger zu werfen.

Mit Argusaugen beobachtete der „Windläufer“ die sich entfaltende Szenerie. Er stand an der äußerst kunstvoll verzierten Balustrade, hatte die behandschuhten Hände auf die steinerne Brüstung gelegt und ließ den Blick suchend über die Menge schweifen. Diejenigen, die der Imperiale Geheimdienst hier vor Ort rekrutiert und mit dem Aufwiegeln der jubelnden Massen beauftragt hatte, konnte er in diesem Moment – zwischen all den drängenden Schaulustigen – zwar nur schwer ausmachen, aber im Gegensatz zu Chalactas Sicherheitskräften und den neurepublikanischen Repräsentanten wusste er überhaupt von deren Existenz. Die „Teehändlerin“, die Strippenzieherin in Jordir, hatte ihm sogar erst vor Kurzem ein paar ihrer meisterliche Demagogen vom Büro für Vollstreckung vorgestellt. Ein flüchtiges Lächeln zeichnete sich auf dessen kantigen Gesicht mit dem ungepflegten Drei-Tage-Bart ab als sie auf einmal mit ihrer wohl einstudierten „Choreografie“ begannen.

In der schaulustigen Menge skandierten mit einem Mal von den imperialen Aufwieglern angeleitete Rashma-Kultisten Sprüche, die Chalactas orthodoxen Obrigkeit mit Sicherheit sogleich das Blut in sämtlichen Adern gefrieren ließ. Denn sie priesen mit immer lauter werdenden Stimmen die großen, glorreichen Heldentaten von „Maan Sarid Horn“, „Bahan Nei Sunrider“, „Bahan Tenia Lumira“ und „Bahan Rilanya“ an. Als der stetig wachsende Chor aufgewiegelter Stimmen allmählich bis zu ihm an die Brüstung drang, stieß sich der breitschultrige „Windläufer“ von der Balustrade ab, ließ den Blick zu einem bestimmten Balkon wandern, der zu einem nah gelegenen mehrstöckigen Wohnhaus gehörte, und gab dann, als er seine Kontaktperson erblickte, das vereinbarte Handzeichen.

Obwohl der Lärm schon ziemlich laut war, der von der Prachtstraße kam, und durch das Eingreifen der planetaren Sicherheitskräfte noch ein paar Dezibel hinzugewann, konnte der bärtige Mensch – durch seine Augmentierungen – das leise Surren der nahenden Drohnen hören. Von verschiedensten Seiten näherten sich die winzigen, fliegenden Maschinen der Prachtstraße. Ketzerische Flugblätter, die über der Menge verteilt werden sollten, hatten sie geladen. Derweil sich der „Windläufer“ einen Weg durch die gaffenden Massen bahnte, die zur Balustrade drängten, um einen neugierigen Blick auf das Geschehen da unten zu werfen, suchte er nach einem besseren Aussichtspunkt. Problemlos passierte er dabei überforderte Beamte der planetaren Sicherheit. Durch den Strom an Schaulustigen wurde so mancher von ihnen sogar für einen kurzen Moment mitgerissen.

Ein Knacken, dessen Ursprung ein Knopf in seinem Ohr war, ließ ihn aufhorchen. Eine ihm wohl bekannte Stimme meldete:
['Regen' setzt nun ein.]

Die Drohnen, die sich in der Zwischenzeit über den zu beiden Seiten der Prachtstraße befindlichen Schaulustigen in Stellung gebracht hatten, entluden im selben Moment ihre ketzerischen Flugblätter und brachten die Menge so in kürzester Zeit noch mehr zum Kochen. Dadurch geriet der gesicherte Konvoi voller Würdenträger, der auf dem Weg zur Nallanda-Stupa war, unweigerlich ins Stocken – und vergrößerte zwangsläufig den Druck auf die involvierten Sicherheitskräfte. Da die Beamten mit noch stärkeren Repressalien reagierten, heizte sich die Stimmung am Boulevard und auf der Brücke weiter auf. Zufrieden bahnte sich der „Windläufer“ weiter seinen Weg durch die Massen, schob ein paar Chalacter zur Seite und ließ den immer lauter werdenden Tumult so hinter sich. Sein Ziel war augenscheinlich ein nahes Café.

Erneut knackte es in seinem Ohr.
[Haben alles im Kasten. Sind tolle Bilder geworden.]

Sehr gut“, brummte der Imperiale, nachdem er mit dem rechten Zeigefinger gegen den Knopf in seinem Ohr getippt hatte. Über ihm rauschte plötzlich im Tiefflug ein massiger Truppentransporter der planetaren Sicherheit hinweg. „Und nun Stellung räumen und Rückzug. Wir haben unseren Job hier erledigt.“

\\Mittlerer Rand | Kastolar-Sektor | Chalacta-System | Chalacta | Jordir//
\Regierungsviertel | Badon Pal Kul („Brücke der Ältesten“) /
Der Windläufer und allerhand Schaulustige​
 
– Hojal, Pej der Nallanda

[Mittlerer Rand | Kastolar-Sektor | Chalacta-System | Chalacta :: Jordir | Zentrum Regierungsbezirk | Regierungsgebäude :: Empfangshalle :: Hojal und jede Menge Gäste]

Der aufgeheizte Tumult, der mit einem Mal draußen auf den Straßen vor der Stupa herrschte, sorgte auch innerhalb kürzester Zeit in der geräumigen Empfangshalle für allerhand Wirbel. Denn überall standen die Anwesenden nun in klitzekleinen Gruppen beisammen, nippten sichtlich nervös an den ihnen gereichten Getränken und unterhielten sich aufgeregt über das gerade Erlebte. Kaum einer der fremdweltlerischen Gäste würdigte in diesem Moment das kostbare Interieur, die viele Kunst oder die ausgestellte Flora und Fauna. In der gegenwärtigen Verfassung sprachen die meisten lieber über die jüngste Aktion der Rashma-Kultisten und ihre möglichen Folgen. Das Stimmgewirr, das gerade in der Eingangshalle herrschte, war dementsprechend äußerst chaotisch.

Hojal, ein altgedienter Bediensteter der Nallanda, streifte mit einem Tablett voller Erfrischungen auf der Hand balancierend durch die Empfangshalle. Er ging von Grüppchen zu Grüppchen, reichte den Gästen bei Bedarf ein Glas mit schwachen Schnaps versetztes, purpurfarbenes Lassi und versuchte dabei – stets mit einem recht höflichen Lächeln auf den Lippen – das aufgeregte, allgegenwärtige Gemurmel zu ignorieren. Vereinzelt bedankten sich die anwesenden Würdenträger für seine Dienste als sie ihre Erfrischung entgegen nahmen. Manche steckten ihm sogar beiläufig ein paar Credits in die weiten Taschen seines beigefarbenen Khalat, klopften ihm dann noch kurz schmunzelnd auf die Schulter und wandten sich anschließend wieder ungerührt ihren Gesprächspartnern zu.

Um in solchen Momenten nicht mit einem Mal die Fassung zu verlieren, ließ der greise Bedienstete den Blick schnell zu den sich in einer Voliere befindenden Paradiesvögeln springen und schickte ein Stoßgebet an Oda. Denn gemäß den alten Schriften, aus denen Chalactas Geistliche seit unzähligen Generationen dem gläubigen Volk predigten, hatte die schöne Herrin der Lüfte ihre Sanftmut nach einer zufälligen Begegnung mit einer schnippischen Buntfeder, einem mystischen Paradiesvögel der chalactischen Sagenwelt, erhalten, nachdem ihr unbedachtes Handeln – ausgelöst durch die Scherze des geflügelten Wesens – verwüstende Stürme heraufbeschworen und diese fast alles Leben auf der Welt ausgelöscht hatten. Ruhig atmete Hojal ein. Ruhig atmete Hojal aus. Die Luftgöttin würde ihn an diesem Tag leiten – Davon war der langjährige Bedienstete der Nallanda felsenfest überzeugt.

Nachdem er sämtliche Erfrischungen verteilt und das leere Tablett kurzerhand gegen ein Tablett mit herzhaften Häppchen getauscht hatte, machte sich der faltige Chalacter daran seine nächste Runde zu drehen. Die Aufregung, die wenige Minuten zuvor noch fast die gesamte Empfangshalle im Griff gehabt zu haben schien, begann allmählich zu verschwinden. Sowohl der Genuss des alkoholischen Lassi als auch die beruhigenden Stücke der spielenden Musiker, die man für diesen Anlass engagiert hatte, entfalteten offensichtlich langsam ihre Wirkung und die Stimmung, die Premierminister Herin Soylon dan Yavok und dessen Stab beim Planen ursprünglich im Sinn gehabt hatte, stellte sich mehr und mehr ein. Hier und da konnte man nach einer Weile sogar das glockenhelle Lachen einer Frau hören.

Hojal, der sich einen Wimpernschlag lang hatte von einer äußerst hübschen Fremdweltlerin (Ysanne Gyhron) ablenken lassen, wich einen Moment später ungewöhnlich leichtfüßig für sein hohes Alter einem – seiner Meinung nach – hünenhaften Katzenwesen (Tej Darran) aus. Der Nichtmensch mit dem hellgrauen Fell, der die pechschwarze Galauniform der Imperialen Flotte trug, sah dem faltigen Chalacter kurz nach, nahm sich schnurrend ein Häppchen vom Tablett und schien sich dann zu einer der zahlreichen Grüppchen gesellen zu wollen. Selbstverständlich bestand diese Gruppe ebenso aus Uniformträgern: Einem cygnischen Menschen (Noak Fremyn) und einem kleinwüchsigen, blauen Lebewesen (Hur Xio). Letzteres erinnerte Hojal aus unerfindlichen Gründen an einen chalactischen Mungo. Unwillkürlich musste er schmunzeln.

Etwa zur selben Zeit betrat Herin Soylon dan Yavok das in der Empfangshalle aufgestellte Podium, badete einen Augenblick lang im obligatorischen Beifall der Anwesenden und schenkte dabei jedem ein freundliches Lächeln. Chalactas Premierminister, der Kopf der Nallanda, hatte sich speziell für diesen besonderen Anlass in die besten Kleider gehüllt. Dementsprechend strahlte sein Khalat nicht nur in den schönsten Farben, die auf dieser Welt zu finden waren, sondern das Kleidungsstück war auch mit funkelndem Blattgold und kleinen Edelsteinen verziert worden. Mit einem Glas perlenden Sekt in der Hand neigte der greise Politiker demütig das ergraute Haupt bei all dem Applaus, badete noch ein, zwei Minuten darin und setzte dann – als das Klatschen der Menge langsam abebbte – zu seiner Rede an.


„Liebe Gäste, meine Freunde; Es ist mir eine große Ehre euch hier in diesen Hallen empfangen zu dürfen“, richtete Herin Soylon dan Yavok vom Podium aus feierlich das Wort an die Anwesenden, nachdem Chalactas spirituelle Führer mit einem Nicken ihre Zustimmung gegeben hatten. „Für uns, das Volk von Chalacta, stehen großartige Zeiten an. Denn im Vertrauen an die mächtigen Vier, die von ihrem himmlischen Refugium aus all unsere Geschicke leiten, haben wir endlich unseren Mut gefasst und die ersten Schritte aus unserem Heimatsystem heraus gemacht. Entschlossen haben wir der Dunkelheit, die uns seit Ewigkeiten zu beherrschen versucht, getrotzt … und so letztlich nicht nur Verbündete, sondern sogar eine liebende und schützende Familie gefunden.“ Lächelnd wies der greise Politik auf die Senatorin von Leritor (Stellar Demeter Kosh) und die ranghohen Militärs der Neuen Republik (Laquil Eriston und Jos Cavi). Dann hob er feierlich sein Sektglas in die Luft: „Auf den Bund, der zu unserer neuen Heimat zwischen den Sternen geworden ist!“

Zustimmend hob die Mehrheit der Gäste ihre Gläser ebenso empor und prostete dem chalactischen Premierminister zu. Dan Yavok, der auf dem Podium stehend weiterhin ein freudiges Lächeln zur Schau stellte, nickte in Richtung der jungen, neurepublikanischen Politikerin und nippte dann kurz an dem perlenden Sekt. Da das Cygnische Sternenimperium nach Verbündeten im Kampf gegen die Hutten – durch seinen königlichen Botschafter, Marquis Jaq de Voddher, selbst – an das jüngste Mitglied der Neuen Republik herangetreten war, hatte man kurzerhand sie nach Chalacta entsandt, um in Mon Calamaris Auftrag die angekündigten Bestrebungen politisch zu beurteilen. Schließlich galt das Königreich, das im nahen Esaga-Sektor lag, als Vasall des Galaktischen Imperiums. Hojal hatte diesbezüglich viele Mutmaßungen in den hiesigen Holo-Medien gesehen.

„Der Dank, den wir für die Neue Republik, ihre Vertreter und die Jedi verspüren, ist gewaltig“, fuhr der ergraute Chalacter nach einer flüchtigen Kunstpause fort. „Trotz allem sollten wir die Lehre, die uns die Großen Vier durch diese besondere Fügung erteilt haben, nicht vergessen: 'Wen jemand um Hilfe bittet, ist es am Gläubigen diese zu beantworten.'“ Beim Sprechen wandte er sein Gesicht mit einem Mal in Richtung der Prachtstraße. „Jene Ketzer, die da draußen für Unruhe sorgen und unsere gläubige Gemeinschaft spalten wollen, haben die alten Lehren offensichtlich vergessen. Sie dienen nicht mehr den Göttinnen und ziehen so unweigerlich deren Zorn auf sich. Denn obwohl niemand bestreiten kann, dass die Jedi das heilige Werk unserer Göttinnen vollbringen, indem sie zum Beispiel vor Monaten unserem Hilferuf folgten, handelt es sich bei ihnen mitnichten um gottgleiche Wesen.“ Er schüttelte den Kopf. „Nein. Sie sind viel mehr im Geiste unsere Brüder und Schwestern in der herzlichen Gemeinschaft 'Neue Republik'.“ Er pausierte abermals. „Lasst uns trotz allem ein Beispiel an ihrem Handeln nehmen. So wie der derjenige, der mit Körper und Geist an das Wirken der Vier glaubt, gilt es nun dem Hilfesuchenden die Hand zu reichen.“ Sein Lächeln wurde plötzlich noch einen Trick breiter. „Meine Damen, meine Herren, liebe Freunde; hiermit heiße ich Barret Mulran, meinen Bhaee, herzlich Willkommen...“

Einzelne Chalacter – vor allem die Repräsentanten der Priesterschaft – klatschten nach dieser Rede lautstark Beifall. Hojal, der mit seinem Tablett wieder von Grüppchen zu Grüppchen ging, um seine Häppchen den Gästen anzubieten, konnte im Gesicht des ranghohen Militärangehörigen der Neuen Republik kurzzeitig eine leichte Verärgerung erkennen. Womöglich gefiel dem Rear Admiral diese öffentliche Beistandsbekundung nicht. Schließlich würden im Ernstfall nicht chaactische Truppen in den Krieg ziehen, sondern das Militär der Neuen Republik. Der Alte, der sich in solchen Momenten bloß seinen Teil dachte, schüttelte beiläufig den Kopf und setzte seine Runde fort. Viel hatte er nicht mehr auf dem Tablett. Deshalb steuerte er allmählich den Zugang zur Küche an, wo mit Sicherheit schon das nächste Tablett auf ihn warten würde.

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Mit der Zigarette in der Hand stand Noak Fremyn auf dem Balkon, blies von Zeit zu Zeit ein wenig Tabakdunst in die Nachtluft und betrachtete dabei gedankenverloren die massive Bergkette zu deren Füßen Chalactas Hauptstadt Jordir errichtet worden war. Ein Gewitter war vor einigen Stunden über dem Gebirge aufgezogen. Grelle Blitze gingen nun auf die mit unzähligen Teeplantagen drapierten Berghänge nieder, während zur selben Zeit das tiefe, dumpfe Grollen des Donners ungehindert über die Stadt hinweg rollte. Durch die dunklen Wolken, die sozusagen die höchsten Gipfel belagerten, konnte man kaum einen funkelnden Stern am nächtlichen Firmament erspähen. Für einen flüchtigen Moment wehte eine kühle Brise bis zu jenem Balkon, auf dem der drahtige Bakuraner gerade stand, kündigte den nächsten Regenschauer an und ließ die beinah allgegenwärtige Schwüle – wenigstens für ein paar Stunden – den Rückzug antreten.

Seit einer ganzen Standardwoche befand sich der Imperiale, der in der Öffentlichkeit vorgab ein gebürtiger Cygnier zu sein, nun schon auf Chalacta. Gemäß seinem offiziellen Auftrag unterstützte er – zusammen mit Captain Jolene Mirtan – den königlichen Botschafter, Barret Mulran, dabei auf diplomatischen Wege eine Militärallianz gegen die huttischen Clans sowie deren Einfluss außerhalb ihres Territoriums zu schmieden. In den Gesprächsrunden hatte Noak mit der Zeit auch immer mehr den Eindruck gewonnen, dass die Vertreter der hiesigen Regierung einem solchen Bündnis gar nicht so abgeneigt wären. Bloß die Repräsentanten der Neuen Republik, die den cygnischen Bemühungen noch immer ziemlich argwöhnisch gegenüber zu stehen schienen, bremsten das Vorankommen der Gespräche zum Ärger des adligen Greises wieder und wieder mit ihren plötzlichen Nachfragen und Bedenken aus. Sowohl Leritors Senatorin als auch der Flaggoffizier schienen keine Kriegstreiber zu sein.

Noak blies abermals etwas blauen Dunst in die Nachtluft und tippte ein wenig Asche von seinem glühenden Glimmstengel ab. Inzwischen war das Gewitter mindestens einen weiteren Kilometer an Jordir herangekommen und ließ seinen Regen auf die Außenbezirke niedergehen. Er betrachtete das Naturschauspiel, während seine Gedanken ein weiteres Mal um Stellar Demeter Kosh kreisten. Für den jungen Offizier war die Frau mit der erhabenen Ausstrahlung, die so ihr Amt – seiner Meinung nach – perfekt verkörperte ein Buch mit sieben Siegeln. Jedoch beschränkten sich seine bisherigen Erfahrungen mit Politikern oder anderen zivilen Würdenträgern ausschließlich auf den imperialen Botschafter auf Cygnus, Baron von Milaris, und Cygnus' hübsche Thronerbin. Bei beiden hatte der Bakuraner sicherlich – jeweils auf seine ganz eigene Art – einen bleibenden Eindruck hinterlassen, aber war deren Wertung seiner Person am Ende auch positiv?

'In den Gesprächen hat sie zwar Verständnis für die Situation gezeigt, in der sich sowohl Chalacta als auch Cygnus im Angesicht der huttischen Bedrohung befinden', resümierte der junge Imperiale in Gedanken und stützte sich dabei mit beiden Unterarmen auf der Brüstung ab, 'aber ich kann mir noch nicht vorstellen, dass sie sich auf Mon Calamari für eine gemeinsame Operation aussprechen wird.' In eine ähnliche Richtung ging auch seine Einschätzung bei den neurepublikanischen Militärs rund um Rear Admiral Eriston. Selbst deren haariges Maskottchen (Hur Xio), das sich anscheinend grundsätzlich kämpferische Lösungen zum Ausräumen irgendwelcher Konflikten vorstellen konnte, hatte in den letzten Tagen weiterhin – unter der obligatorischen Höflichkeit – ein kleines, aber trotz allem spürbares Quäntchen Misstrauen gezeigt, wenn es einmal mit den cygnischen Repräsentanten allein zu interagieren hatte.

Diese feindliche Einstellung kam aber nicht von ungefähr. Insbesondere Barret Mulran und dessen Neffe, Major Aden Roice, legten gegenüber dem Nichtmenschen eine verächtliche Arroganz an den Tag. Offensichtlich hielten ihn die beiden adligen Cygnier – weniger aufgrund seiner biologischen Abstammung, sondern mehr wegen seiner sozialen Herkunft – für nicht gleichwertig. Konnte Noak dem blauhaarigen Fellknäuel nach der letzten Woche also wirklich böse sein? Beiläufig schüttelte er den Kopf, nahm einen letzten Zug von seinem Glimmstängel und schnipste den Rest in die finstere Nacht hinaus. Erste Regentropfen fielen in diesem Moment auf ihn herab. Offensichtlich hatte das Gewitter, das in den nahen Bergen seinen Anfang genommen hatte, nun auch das Hotel der Cygnier sowie dessen Nachbarschaft erreicht. Nachdem er einen letzten Blick auf die umliegenden Gebäude geworden hatte, deren Fassade und Dächer durch den prasselnden Regen binnen kürzester Zeit nass glänzten, begab er sich schnellen Fußes wieder in sein Zimmer, um den Abend vor der Abreise mit einem weiteren, hier frei verfügbaren Akemi Akanato-Film ausklingen zu lassen.

***

Dass am Abend zuvor ein Gewitter mehrere Stunden lang über Jordir hinweg gezogen war, war am nächsten Tag nicht mehr festzustellen. Gegen das Sonnenlicht und die allgegenwärtige Wärme hatte sich offensichtlich keine einzige Pfütze behaupten können, die Fassaden und Dächer der Gebäude machten zudem einen genauso trockenen Eindruck wie am Tag zuvor und so mancher Bürger ächzte in Gegenwart der Schwüle. Ausgehend vom Tempelbezirk, der im Herzen der Kapitale lag, hallten laut die Rufe zum morgendlichen Gebet an Daja, die Feuergöttin, über die benachbarten Stadtviertel hinweg. Hier und da war darüber hinaus auch das auffordernde Geläut der Tempel und Schreine zu hören. Für Chalacta und dessen Bevölkerung war zweifelsohne ein neuer Tag angebrochen – nicht mehr, nicht weniger.

In diesen frühen Morgenstunden hatten sich die höchsten Vertreter der chalactischen Regierung, die Repräsentanten der Neuen Republik und die cygnischen Delegationen auf dem größten Landefeld von Jordirs Raumhafen eingefunden, um sich entsprechend den üblichen Höflichkeiten voneinander zu verabschieden. Obwohl zu diesem Zeitpunkt noch nicht abzusehen war, ob Chalacta und weitere Planeten mit dem kleinen Sternenkönigreich wirklich ein Bündnis schließen würden, hatte Cygnus mit diesem Besuch erste Schritte in diese Richtung unternommen. Insofern hatte der greise, faltige Baron von Tichinde schon jetzt mehr Macht und Einfluss in der Heimat inne als noch zu Beginn der Reise. Und sollte er am Ende auch noch auf Argai den passenden Bräutigam für die Kronprinzessin finden, wäre er wohl mit einem Mal zum mächtigsten Adlige auf Cygnus aufgestiegen. Und selbst der König könnte sich dann – angesichts dieser Fülle an Einfluss – nicht mehr dessen Ratschlägen verschließen. Dass Barret Mulran dementsprechend ein recht breites, zufriedenes Grinsen zur Schau stellte, war nicht verwunderlich.


„Mon amie, ich bedanke mich für die überwältigende Gastfreundschaft“, sagte der ergraute Greis zu dem chalactischen Premierminister (Herin Soylon dan Yavok) und schüttelte herzlich dessen Hand. „Lasst mich die Gelegenheit noch einmal zu ergreifen, um euch folgendes zu versichern: Cygnus ist ein treuer Verbündeter. Reicht dem Königreich jetzt die Hand und Ihr habt auf ewig einen Freund, der euch in der Not beistehen wird.“

Der chalactische Politiker schenkte dem adligen Diplomaten erst ein Lächeln und – möglicherweise für die anwesenden Holokamaras – dann eine Umarmung. Beifall erhielten die beiden schon in die Jahre gekommenen Männer umgehend von den Mitgliedern der cygnischen Kavallerie-Einheit, die zugegen waren. Deren Kommandant, Major Aden Roice, applaudierte am lautesten und warf dabei Noak zeitweilig ein süffisantes Grinsen zu. Offensichtlich hielt der Cygnier diesen diplomatischen Erfolg für eine alleinige Leistung seiner Familie. Um dem Adligen nicht die Genugtuung zu geben, die er eigentlich erzielen wollte, versuchte der junge Bakuraner den Blick zu ignorieren und hoffte inständig, dass dieser Abschied bald sein Ende haben würde. Immerhin waren sie noch immer der allgegenwärtigen Schwüle ausgesetzt und trugen ihre Galauniformen. Da half selbst das recht große Sonnensegel über ihren Köpfen nichts.

Mit dem harten Basic-Akzent, der für das Gros der Chalacter so typisch war, erwiderte Premier dan Yavok die soeben geäußerten cygnischen Treuebekundungen:
„Ich versichere Euch, mein Freund, dass wir auf der selben Seite stehen. Den Hutten muss das Handwerk gelegt werden! Mein Senator wird auf Mon Calamari also für unsere Sache kämpfen, Barret.“

Nachdem man sich abermals vor laufenden Kameras die Hände geschüttelt hatte und die jeweiligen Hymen erklungen waren, machten sich die beiden angereisten Delegationen bereit ihre Shuttles zu betreten. Die ranghöchste cygnische Offizierin, Captain Jolene Mirtan, gab Noak kurz ein Zeichen und ging dann – mit einem Datapad in der Hand – in aller Ruhe auf ihr republikanischen Pendant an Rear Admiral Eristons Seite (Captain Jos Cavi) zu. Diese unterhielt sich gerade flüsternd mit ihrem hochgewachsenen Vorgesetzten und dem blauhaarigen Fellknäuel. Da der junge Imperiale nicht nur als Verwandter des Oberkommandierenden der cygnischen Streitkräfte zugegen war, sondern zudem auch noch den Posten des Ersten Offiziers der Alièstra inne hatte, folgte er gehorsam der blonden Cygnierin zu den uniformierten „Kollegen“ der Neuen Republik. Kurz bevor sie den letzten Schritt machte, räusperte sich Mirtan höflich, sodass deren Gespräch schlagartig verstummte.

„Captain Cavi, entschuldigen Sie bitte die Störung“, eröffnete Jolene Mirtan ziemlich vorsichtig das Gespräch. „Die Navigation der 'Alièstra' hat mir gestern Abend den angedachten Kurs für die Reise nach Argai übermittelt. Seine Exzellenz, der Königliche Gesandte, möchte noch bei Bimmissari und Boonta – wie mit Kanzler Qúuns Kabinett vereinbart – Verhandlungen über eine potenzielle Allianz gegen die huttischen Umtriebe führen. Danach möchte er ohne Umwege und Zwischenstopps nach Argai weiterreisen.“ Sie überreichte der uniformierten Menschenfrau ein Datapad. „Nach aktueller Lage und dem uns vorhandenen Kartenmaterial rechnen wir mit einer Ankunft im Argai-System in knapp einem Standardmonat.“

Jos Cavi musterte kurz das Datapad. „Die 'Intrepid' und die 'Sunspear' werden Sie – wie besprochen – bis nach Argai begleiten, Captain. Womöglich können meine Leute noch den einen oder anderen Tag als Puffer herauskitzeln.“ Ihr Blick fiel auf das sprechende Fellknäuel in Uniform. „Oder haben Sie spontan eine Idee, Commander?“

Diese Frage leitete natürlich das übliche, mehrminütige Fachsimpeln ein. Jeder hielt den Navigator, der auf seinem eigenen Schiff diente, für den besten Experten auf diesem Gebiet und verteidigte aus diesem Grund dessen jeweilige Kursberechnungen. Doch im Gegensatz zu den cygnischen Gästen hatten die beiden Neurepublikaner selbstverständlich den schwerwiegenden Heimvorteil. Denn in deren Kartenbestand waren auch allerhand Abkürzungen oder besondere Sprungpunkte verzeichnet, die einzig und allein vom Militär genutzt wurden. Das Militär musste sich schließlich nicht an die offiziellen Handelsrouten halten. Jedoch hatten Cavi und Hur Xio abzuwägen, ob sie Fremde über diese astrografischen Gegebenheiten tatsächlich informieren wollten. Immerhin war das Cygnische Sternenimperium offiziell ein Vasall des Galaktischen Imperiums – und der momentane Frieden mit dieser Fraktion war seit der feierlichen Unterzeichnung auf Umbara stets fragil gewesen.

Unter anderem mit diesen Gedanken im Hinterkopf trennten sich die beiden Delegationen letztlich voneinander und man bestieg die jeweiligen Fähren. Sternjäger, die als Eskorte dienten, stiegen fix in die Lüfte und verharrten dort kreisend, während die Shuttletriebwerke mit lautem Fauchen zum Leben erwachten. Langsam löste man sich vom chalactischen Boden, nahm ein wenig Schwung und steuerte anschließend auf einen imaginären Punkt am Himmel zu. Laut der Systemflugüberwachung und den eingebauten Sensoren sollten sich dort – im hohen Orbit – die Schiffe befinden. Natürlich zeichnete sich das Profil des Dauntless-Schlachtkreuzers Intrepid schneller auf den Bildschirmen ab als das einer Nebulon B-Fregatte wie die Alièstra oder die Sunspear. Dennoch mussten auch die Cygnier ihren Kurs bloß unwesentlich anpassen, sobald sie die höheren Atmosphäreschichten hinter sich gelassen hatten. Vor ihnen wartete das namhafteste Kriegsschiff der cygnischen Heimatflotte.


[Mittlerer Rand | Kastolar-Sektor | Chalacta-System | Chalacta | Orbit || Shuttle der Eta-Klasse „Diplomate“ | Passagierbereich || Lieutenant Noak Fremyn und die cygnische Delegation]
 
[Hyperraum | auf dem Weg nach Chalacta | Ardent-Klasse Fregatte „Glorious“ | Brücke] Arguss, Brückenbesatzung (NSC), Captain (NSC)

Da sie noch eine ganze weile unterwegs waren machte sich Arguss daran die Firmen daten zu überprüfen welche er von seinem Stellvertreter bekommen hatte. Des Imperiale Sicherheitsbüro hatte nach seinem wissen schon ein blick auf sie geworfen, da sie auf einem Planeten waren wo ebenfalls ein aufstand geprobt wurde. Arguss hatte schon von an fang an den Beamten alles gegeben was für die Untersuchungen nötig war, es waren zwar sehr viele daten, allerdings hielten die Untersuchungen an, da Arguss wusste das er und sein Gesamtes unternehmen nichts mit einem Verrat zu tun hat würde er weiterhin alles dafür tun um dies zu beweisen, besser gesagt sein Stellvertreter bis er wieder da war. Als Arguss mit dem durchsehen des Berichts fertig war schaute er wieder aus dem Sichtfenster vor ihm, sie waren immer noch im Hyperraum. Arguss hielt zwar nicht viel von solch einer Aufwendigen Jagt, allerdings vertraute er seiner Sicherheitschefin, auch wenn es mal Probleme zwischen ihnen gab. Als sie aus dem Hyperraum fielen befanden sie sich vor dem Planeten, genau so wie einige weitere Kampfschiffe, welche nicht unbedingt einer der großen Fraktionen zu geordnet werden können, zumindest nicht augenscheinlich. Die Augen von Arguss weiteten sich und er stand auf, wenn das Imperiale waren konnten sie zum Problem werden, aber auch wenn es Republikanische waren war es ein Problem.

„Sobald man uns nach der ID fragen sollte geben sie diese, und machen sie das Schiff klar abzuhauen. Falls sie uns noch nicht bemerkt haben ist es gut, wenn sie in den Hyperraum springen wollen, verfolgen sie ihr Signal.“

„Sir, das zweite Schiff müsste in kurzer Zeit aus dem Hyperraum fallen und neben uns sein, wenn sie die Koordinaten korrekt befolgt haben, wenn nicht dann werden sie in uns wieder aus dem Hyperraum fallen.“

„Ach was. Wir haben ein anderes Problem hier und zwar die Schiffe vor uns. Achten sie darauf was sie machen. Vielleicht brauchen sie ja unsere Hilfe, was uns wieder helfen könnte.“

Arguss glaubte zwar nicht das man sie, ein unabhängiges Unternehmen um Hilfe bitten würde, da diese Schiffe klar Militärisch waren, aber vielleicht konnten sie die Mittel welche Arguss hatte gebrauchen. Wenn das hier eine Inoffizielle Mission war, mussten sie von jemanden Gelb bekommen welcher vieles hatte und ihnen auch etwas geben könnte, Arguss würde das machen, da er das Geld so oder so wieder rein bekommen würde, aber natürlich würde er, dass niemals ohne eine entsprechende Gegenleistung tun.

[Chalacta-System | Chalacta | Orbit | Ardent-Klasse Fregatte „Glorious“ | Brücke] Arguss, Brückenbesatzung (NSC), Captain (NSC)
 
[Mittlerer Rand | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Orbit von Chalcta || Eingreifgruppe „Voleur“ | NBF „Aliéstra“ | Deck Zwei | Brücke || Lieutenant Noak Fremyn, Capitaine Froud und die Brückenbesatzung der Ersten Wache]

Kaum hatte sich die Tür laut zischend zur Seite geschoben und er den ersten Schritt ins Rauminnere getan, da kündigte ihn auch schon der anwesende Sergeant der Flottensoldaten mit tönender Stimme an: „Premiere Officier auf der Brücke!“

Sogleich verstummten die gerade noch geführten Konversationen und die Blicke der versammelten Brückenbesatzung – inklusive der Kommandantin der Aliéstra, Commander Jessa Froud, und deren Dritten Offizier – richteten sich mit einem Mal auf ihn. Daraufhin bemühte sich Noak um ein Lächeln, während er sich ruhigen Schrittes der cygnischen Vorgesetzten näherte. In diesem Moment reichte ihm wahrscheinlich zum Vorteil, dass er gleich nach der Ankunft im Hangar der Nebulon B-Fregatte sein Quartier aufgesucht, sich von der steifen, glamourösen Paradeuniform getrennt und in die herkömmliche Dienstuniform der cygnischen Flotte geschlüpft war. Denn ohne all die goldenen Stickereien fühlte er sich deutlich wohler. Dem einen oder anderen Offizier nickte der Bakuraner im Vorbeigehen noch zu, bevor er vor der Captain stehen blieb und respektvoll salutierte.

Jessa Froud erwiderte seinen Militärgruß mit einem warmherzigen Lächeln, nickte ihm kurz zu und sagte dann im neckischen Ton:
„Eine Viertelstunde, Rowan? Anscheinend reicht eine einzige Woche an Abwesenheit aus, um sich auf diesen Schiff sofort zu verirren...“

Nicht ganz, Capitaine“, widersprach der Imperiale schmunzelnd und trotze kühn ihrem gespielt ernsten Blick. Er fügte als Erklärung hinzu: „Wäre ich jedoch nur eine Minute länger dem engen Kragen meiner Paradeuniform ausgesetzt gewesen, hätte mir das Ding letztendlich wohl noch ganz die kostbare Luft abgeschnürt. … Und tot nütze ich weder dieser Mannschaft noch dem Sternenimperium etwas.“

Belustigung – größtenteils in Form von leisem Gekicher und amüsiertem Schnauben – war von ein paar Brückenstationen zu hören. Anscheinend hatten einige Anwesende dem beginnenden Gespräch gelauscht. In diesem Punkt, der lockeren, kameradschaftlichen Atmosphäre, unterschieden sich die Cygnische Heimatflotte und die Imperiale Flotte wohl am meisten. Für ihn war dieser eher lockere Umgang, den die Commander erst seit dem Verlassen des Cygnischen Sternenimperiums gegenüber ihren Untergebenen so offen pflegte, anfangs eine gewisse Umstellung gewesen. Immerhin hatte er sie zu Beginn der sechsmonatigen Patrouille nahe der huttischen Grenze noch in etwa so erlebt wie er alle Vorgesetzten, unter deren Kommando er bis dahin gedient hatte: Im besten Fall hatte sie eine elterliche Strenge an den Tag gelegt. Da der junge Imperiale an Bord der Alièstra– sowohl aufgrund seiner wahren Zugehörigkeit als auch wegen seiner falschen Identität als Rowan Karsteen – den Posten des Ersten Offiziers inne hatte, musste er sich nach dem Kennenlernen dieser anderen Seite nun fragen, wie er selbst künftig führen wollte. Jedoch hatte er bis dato noch keine wirklich befriedigende Antwort auf diese besondere Frage finden können.

Die Kommandantin der berüchtigten Nebulon B-Fregatte des Cygnischen Sternenimperiums nickte abermals. Ihr Blick ruhte dabei weiterhin auf ihm.
„Hauptsache Sie haben ein bisschen Farbe abbekommen, Rowan. Bei Gelegenheit können Sie mir ja ausführlich von Ihrem Chalacta-Aufenthalt erzählen … zum Beispiel morgen beim Frühstück. Heute werden Sie ja sicherlich Ihren angestammten Platz am oberen Tischende in der Offiziersmesse einnehmen wollen.“

Es wäre mir eine Freude Ihrer Einladung nachkommen zu dürfen, Madame“, entgegnete Noak mit seinem ungeschliffenen Basic-Dialekt von Bakura. „Ich muss Sie aber vorwarnen: Viel gibt es eigentlich nicht zu berichten. Denn die meiste Zeit habe ich entweder in einem Raum gesessen, in dem verhandelt wurde, oder mich in dem für unsere Delegation bestimmten Hotel aufgehalten. Jordir habe ich in all den Tagen kaum entdecken können.“

Kameradschaftlich klopfte ihm Commander Froud auf die Schulter. „Krämen Sie sich nicht. Ich denke, das eine oder andere Eindrucksvolle wird es trotzdem zu berichten geben.“ Sie schmunzelte. „Doch selbst diese Einladung verhindert leider nicht, dass Sie die 'Alièstra' gleich aus dem System führen werden. Sämtliche (technischen) Abstimmungen mit der 'Intrepid' hat die Dritte Wache nämlich bis vorhin noch erledigen können. Nehmen Sie also gleich auf dem Chaise du Capitaine Platz, Rowan.“

Diese Ehre wurde dem Bakuraner natürlich nicht zum ersten Mal zuteil. Schon beim Auslaufen aus dem cygnischen Heimatsystem hatte Noak im Stuhl des Kommandanten sitzen und die Abläufe auf der Brücke dirigieren dürfen. Zu jenem Zeitpunkt hatte die Cygnierin, die vom Alter her wohl seine Mutter sein könnte, ihm schon offenbart, dass sie diesen Einsatz als „Feinschliff“ ansah. An dessen Ende sollte Noak über jeden Zweifel erhaben sein ein Schiff befehligen zu können. Obwohl sich der Imperiale in dieser hervorgehobenen Position noch immer nicht ganz wohl fühlte, fügte er sich der öffentlich geäußerten Weisung und setzte sich in den Stuhl. Routiniert ließ er seine Aufmerksamkeit über die vielen kleinen Bildschirme und Anzeigen schweifen, um sich auf diese Weise einen ersten, groben Überblick zu verschaffen. Danach holte er kaum hörbar Luft, hielt den Atem einen Moment lang an und entließ ihn dann mit einem leisen Zischen. So beruhigte er kurzerhand seinen Geist und bereitete sich gleichzeitig mental auf die bevorstehenden Schritte vor.

Matériel, Status?“, fragte er nach zwei, drei Minuten Stille in Richtung der technischen Abteilung rund um Ensign Ekkiam Nascal.

Der breitschultrige Cygnier, der gewissermaßen die ständige Verbindung zwischen der Brücke und dem Maschinenraum war, sah augenblicklich von seiner Konsole auf, straffte die Haltung und gab kund: „Grünes Licht in allen Sektionen, Monsieur Capitaine. Sowohl der Sublicht- als auch der Hyperraumantrieb sind bereit ihre Tätigkeiten aufzunehmen.“

Tres bien, Enseigne“, rief der im Stuhl des Kommandanten sitzende Bakuraner aus. „Communication?“

Die Kommunikationsoffizierin, Sub Lieutenant Miran Baptiste, meldete sogleich: „Die Systemüberwachung hat das Signal zum Auslaufen erteilt und wir stehen in ständiger Verbindung mit der 'Intrepid' und der 'Sunspear'.“

Vol, wie ist Ihr Status?“, fuhr Noak mit der nächsten Station nach einem Nicken fort.

Flight Lieutenant Quee, der Flugleitoffizier der Alièstra, richtete den Blick auf den Vorgesetzten als er seine Meldung machte:
„Squadron 'Chasseur' befindet sich fest vertäut im Haupthangar. Das Hangartor ist seit Ihrer Ankunft an Bord geschlossen. Soll ich – entsprechend dem Protokoll – eine Peleton in Alarmbereitschaft versetzen, Monsieur?“

Um unsere republikanischen Freunde nicht nervös zu machen, können wir dieses Mal ruhig darauf verzichten, Sous-lieutenant Quee, entgegnete er seelenruhig. So langsam schien er sich in die momentane Rolle eingefunden zu haben. „Artillerie?“

Der nichtmenschliche Feuerleitoffizier Rebeyr antwortete brummend: „Unsere Schildgeneratoren haben volle Leistung und alle Geschütze sind im Stand-by, Capitaine Karsteen. Es gilt weiterhin die Bereitschaftsstufe 'Quatre'.“

Merci“, sagte er und wandte sich der Sensorik zu. „Analyse sensorielle?“

Lieutenant Jaek Davout, ein fahler Fastmensch, hatte sich dem Ersten Offizier genauso zugewandt. „Alle Systeme laufen einwandfrei. Unsere passiven Sensoren nehmen in unmittelbaren Umgebung keine Schwierigkeiten wahr.“

Navigation?“, fragte Noak zum Schluss, nachdem er dem Sensorikoffizier zugenickt hatte.

Pflichtbewusst antwortete der für diese Schiffsstation zuständige Ressortoffizier Traest Kovas:
„Die 'Intrepid' übermittelt uns bloß temporäre Navigationsdaten, Monsieur. Dementsprechend fällt es der mir zugeteilten Abteilung schwer die notwendigen Berechnungen zu überprüfen. Ich bin dabei das Problem provisorisch zu beheben, rechne mir aber keinen allzu hohen Erfolgschancen aus.“ Er stieß einen frustrierten Seufzer aus. „Den Leitstrahl, für den systemauswärtigen Kurs, haben wir aber vor ein paar Minuten von der Systemüberwachung erhalten. Grob überschlagen brauchen wir wohl eine bis anderthalb Stunden, um den ersten Sprungpunkt zu erreichen.“

Noak hob eine Augenbraue. Trotz seiner kürzlichen Zugehörigkeit zur Neuen Republik tangierte der interstellare Handel das Chalacta-System derzeit nur wenig. Im Vergleich zu anderen Welten, die an größeren Handelsrouten lagen, hielt sich die Zahl der ankommenden und abfliegenden Frachter und Zivilschiffe somit arg in Grenzen. Dennoch brauchte man – je nach Lage des Planeten im System – mindestens drei oder vier Standardstunden bis zur allgemeinen Hyperraumgrenze. Wichen die vom neurepublikanischen Militär genutzten Karten tatsächlich schon so früh von den offiziellen Daten ab? Ein anderer Grund für das schnelle Erreichen der entsprechenden Grenze war eventuell auch die angedachte Geschwindigkeit. Unter normalen Umständen lastete man die betreffenden Maschinen beim (friedlichen) Betreten oder Verlassen des Systems nicht zur Gänze aus. Auf diese Weise wollte man Ressourcen sparen und das Schiff schonen. Einen Moment lang ließ der junge Bakuraner den Blick auf der Navigationsstation ruhen.

Monsieur Kovas, Ihr Kartograph soll sich sicherheitshalber bereit halten“, befahl Noak. „Die Gelegenheit werden wir kein zweites Mal bekommen.“ Danach wandte er sich noch einmal dem Feuerleitoffizier zu. „Und Sie, Monsieur Rebeyr, bereiten steuerbords die Salutschüsse vor. Als Vertreter der Cygnischen Heimatflotte liegt es an selbstverständlich uns, dass wir auch beim Gehen unsere Manieren nicht vergessen.“

Die Offiziere beider Stationen riefen zeitgleich aus: „Aye, Capitaine.“

Obgleich die sechs Kriegsschiffe der drei unterschiedlichen Parteien (Cygnischen Sternenimperium, Galaktisches Imperium und Neue Republik) bis zu diesem Augenblick noch kein einziges Manöver miteinander absolviert hatten, lösten sie sich überraschend synchron aus Chalactas Orbit und gingen unverzüglich auf Abstand zum Planeten. Die Nebulon B-Fregatte Sunspear, die Commander Hur Xio befehligte, übernahm auf der Stelle die Führung, während sich der Dauntless-Schlachtkreuzer Intrepid an das Schluss der Formation fallen ließ. Folglich waren die Alièstra und deren beide Begleitkorvetten, die das Führungsschiff flankierten, sowie die Vigil-Korvette Thor, die quasi als imperiale Anstandsdame Teil der Delegation war, sogleich zwischen den beiden Schiffen eingekeilt und konnten auf diese Weise „kontrolliert“ werden. Nachdem die Kriegsschiffe eine Lichtminute an Abstand zwischen sich und den Planeten gebracht hatten, erwachte die Steuerbordbewaffnung der drei Cygnier mit einem Mal zum Leben und feuerten einundzwanzig Schuss ins schwarze Vakuum. Danach beschleunigten sie – genauso wie ihre Begleiter – und steuerten direkt auf den Punkt zu, der sie in Richtung Bimmissari bringen sollte. Ein flüchtiger, heller Lichtblitz, der gelungene Sprung in den Hyperraum, war das letzte Zeichen, das man kurz darauf im Chalacta-System von dieser recht bunten Schar sah.

[Hyperraum | Richtung: Bimmissari || Eingreifgruppe „Voleur“ | NBF „Aliéstra“ | Deck Zwei | Brücke || Lieutenant Noak Fremyn, Capitaine Froud und die Brückenbesatzung der Ersten Wache]
 
[Hyperraum | auf dem Weg nach Chalacta | Ardent-Klasse Fregatte „Glorious“ | Brücke] Arguss, Brückenbesatzung (NSC), Captain (NSC)

Arguss sah zu wie sich die sechs Schiffe breit machten zum Hyperraumsprung, da er schon den Befehl gegeben hatte ihren Weg nach zu folgen musste er diesen nicht mehr geben, was ihm Zeit und Mühen ersparte. Kurz bevor die sechs Schiffe in den Hyperraum sprangen kam das zweite ATLAS Schiff an, und konnte noch sehen wie die sechs weiteren Schiffe, welche noch nicht identifiziert waren in den Hyperraum sprangen und verschwanden. Er drehte sich um, und schaute dem Captain direkt in die Augen, obwohl Arguss ganz normal schaute wirkte er trotzdem bedrohlich.

„Identifizieren sie die Schiffe, und machen sie sich daran ihnen zu folgen, keine Zeit für Erklärungen.“

Nachdem Arguss ausgesprochen hatte ging er von der Brücke, und in sein Quartier, die Uniformen der Brückencrew war nicht wie die Imperiale Uniform schlicht grau, sondern braun, mit dem ATLAS Emblem und einer Schutzweste darüber.

Nachdem Arguss in seinem Quartier war zog er seinen Anzug aus, und die Uniform von ATLAS an, nur die Schutzweste zog er nicht an, schließlich war er kein Soldat und auch keiner der ATLAS Sicherheit, dennoch erkannte man ihn durch die Uniform besser, als den CEO. Zu der Uniform gehörte auch eine Schirmmütze, welche von Rang zu rang anders verziert war, damit man die Person die man gegenüber hatte besser an dem Rang zu erkennen als an den Schulterklappen. Für Arguss war es nichts neues, das neu eingestellte ATLAS Sicherheitskräfte ihn nicht erkannten, da es ein großes unternehmen war, und damit auch nicht jeder jeden kannte. Nachdem er sich umgezogen hatte und seine Projektil Waffe in den hinteren Holster gesteckt hatte ging er wieder aus dem Quartier, und ging auf die Brücke zurück. Arguss nahm über das Intercom kontakt zu dem Captain der Glorious auf, um ihm weitere Instruktionen zugeben.

„Die Arcadia soll bis auf weiteres auf Standby bleiben, bis wir einen Kurs haben, und diese Schatzjagt beginnen können.“

„Habe verstanden.“

Arguss beendete die Verbindung, und ging weiter auf die Brücke, er wusste das er gute Männer hier hatte, weshalb er sich keine großen sorgen machte das sie irgendwann im Laufe der Zeit getötet werden., oder angegriffen werde.

[Chalacta-System | Chalacta | Orbit | Ardent-Klasse Fregatte „Glorious“ | Brücke] Arguss, Brückenbesatzung (NSC), Captain (NSC)


[Chalacta-System | Chalacta | Orbit | Ardent-Klasse Fregatte „Arcadia“ | Brücke] Brückenbesatzung (NSC), Captain (NSC)

Nachdem sie aus dem Hyperraum gefallen waren, waren sie direkt neben der „Glorious“ neben der „Arcadia“ das Flaggschiff von ATLAS, die Brückenbesatzung konnte die Schiffe die sich anscheinend gerade bereit gemacht hatten in den Hyperraum zu springen, gerade noch sehen bevor sie im Hyperraum verschwanden.

„Nehmen sie Kontakt zur Glorious auf.“

„Sehr wohl.“

Der entsprechende Soldat verband den Captain mit seinem gleichrangigen Kollegen, als die Verbindung stand gab der Soldat dem Captain mit einem daumenhoch zu verstehen das er durchgestellt wurde.

„Hier Captain der Arcadia, melden uns bereit zum Einsatz. Wie lauten die weiteren befehle?“

Das Militärische verhalten wurde den ATLAS Sicherheitskräften schon in ihrer Ausbildung eingebläut, um anscheinend eine Disziplinierte Atmosphäre zu haben.

„Bis lang keine weiteren Befehle, wir verfolgen bislang den Kurs der schiffe die gerade in den Hyperraum gesprungen sind. Der CEO wird das Kommando über den Einsatz haben, wir werden Wahrscheinlich nur seine Berater spielen dürfen. Bleiben sie bis auf weiteres auf Standby.“

Der Captain griff sich ans Nasenbein, das der CEO das Kommando über zwei Fregatten hatte gefiel ihm nicht, da Arguss nur Geschäftsmann war und kein Soldat, auch wenn er der CEO war sollten die entsprechend ausgebildeten Kräfte die Führung bekommen. Allerdings war Arguss nicht gerade der Typ der seine Entscheidungen rückgängig machte.

„Verstanden, wir bleiben auf Standby, bis weitere Befehle erfolgen.“

Mann konnte raus hören das es ihm nicht gefiel das ein ungeübter Mann das Kommando übernahm, allerdings ließ sich nichts machen, Arguss war nun mal der CEO von ATLAS. Die Verbindung wurde unterbrochen und der Captain setzte sich in den Kommando Stuhl.

[Chalacta-System | Chalacta | Orbit | Ardent-Klasse Fregatte „Arcadia“ | Brücke] Brückenbesatzung (NSC), Captain (NSC)
 
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