- Hyperraum - Passagierschiff nach Corellia -
Ein starker Ruck riß Ami aus ihrem Schlaf. Verwirrt rieb sie sich die Stirn und sah sich hektisch um. Für einen Moment hatte sie vergessen wo sie war. Es war lange her, daß sie so fest und ohne bösartige Bilder in ihren Träumen geschlafen hatte.
Der Ruck, der durchs Schiff gegangen war sagte ihr, daß das Schiff den Hyperraum verlassen hatte. Sie richtete sich auf. Sie spürte noch immer die brennende Narbe an ihrem Rücken. Etwas, das sie ab nun immer bei sich tragen würde, das sie nicht wegwischen konnte, sie vergessen lassen konnte, was Ben Pharell ihr angetan hatte. Sie trug ihn für immer bei sich.
Sie öffnete die Tür ihrer Kabine, und sofort drang lebhaftes und hektisches Treiben von den Gängen zu ihr. Die Passagiere machten sich zur Landung bereit, räumten Koffer und Kisten hin und her, riefen nach ihren Kindern, drängten schon zu den Eingängen, um als erster das Schiff verlassen zu können.
Ami wandte sich von den Massen ab. Stellte sich möglichst weit entfernt an eine Wand und sah aus einem der kleinen, kreisrunden Fenster. Die Dunkelheit des Universums, verziert mit den leuchtenden Punkten der Sterne. Ein Anblick, der sie immer wieder faszinierte, und dem sie nie satt wurde. Am Rand des Fensters tauchte das hell leuchtende Orbit des Planetens auf. Ami verlor sich in ihren Gedanken. Sie war so oft auf Corellia gewesen, doch diesmal war es ein völlig anderes Gefühl, sonderbar und fremd, als würde sie diesen Planeten das erste Mal betreten. Diesmal war es eine Heimkehr, eine Heimkehr in eine Heimat, die sie nie gehabt hat, die sie nie gekannt hat. Eine fremde Heimat. Und sie wusste nicht, ob sie von ihr aufgenommen werden würde.
Ami stand noch am Fenster, als das Schiff in den Raumhafen flog und ruhig an der Plattform andockte. Ruhig wartete sie, bis die Massen sich hektisch aus den Luken gedrängt hatten. Eine alte Frau, gestützt auf einen Stock, versuchte mit ihrer schweren Tasche die Rampe herauf zu kommen. Ami trat neben sie, und nahm ihre Tasche. Die alte Frau lachte etwas verlegen
"Danke, mein Kind. Man kann eben nicht mehr so, wie man will" Mit zittrigen Bewegungen schritt sie durch die Luke und sah in den strahlend blauen Himmel Corellias, sah dann wieder dankend zu Ami und nahm ihre Tasche zurück "Ist es nicht schön, wieder zu Hause zu sein, Kindchen?"
Ohne eine Antwort abzuwarten ging sie davon, die lange Rampe herunter, ließ die schweigende Ami hinter sich. Als die Frau schon am Ende der Rampe war, ihre Tasche schon auf einen der Droidenhelfer geladen hatte, stand Ami noch oben, sah ihr nach, und die Frage der Frau klang in ihren Gedanken wider. 'Ja' sagte sie leise vor sich hin, und schritt dann auch die Rampe herunter auf den Raumhafen zu.
Sie sah mit Erschrecken, wie sich vor den Eingängen zu den Ankunftshallen große Menschentrauben sammelten. Sie seufzte leise, als sie darauf zulief. Das Gedränge schien ihr nicht erspart zu bleiben. Als sie näher kam, erkannte sie, warum dies so war. In Uniform gekleidete Männer kontrollierten die Einreisenden. Erst jetzt bemerkte Ami, daß dies die erste Auswirkung des Krieges war, die sie mitbekam. Corellia gehörte zur Republik, und hier herrschte Ausnahmezustand.
Auch sie wurde von einem monoton sprechenden Militär, der das Abzeichen der Republik auf seiner Brust trug, am Eingang nach ihren Personalien und ihrem Grund für ihren Aufenthalt gefragt. Ami zögerte, versuchte dies aber zu verstecken. Sie würde wohl in Schwierigkeiten kommen, sollte sie ihr Vorhaben verkünden, die Söhne der entführten Kanzlerin zu treffen, um ihnen von ihrem gescheiterten Versuch, sie zu befreien, zu berichten.
Sie gab an, sich mit einem Geschäftspartner ihres Auftraggebers treffen zu wollen. Der Militär nickte, notierte und gab ihr mit einer winkenden Handbewegung zu verstehen, daß sie passieren durfte.
Nun stand Ami inmitten der Halle, umdrängt von Menschen und anderen Lebewesen. Sie sah sich um, und überlegte, wie sie nun weitermachen sollte. Der Gedanke daran, an der Tür zu klopfen und ihren Brüdern ins Gesicht sehen zu müssen, bereitete ihr Angst.
Auf dem gesamten Raumhafen war das Militär präsent. Zögerlich drehte sie sich um sich selbst. Unter so vielen Menschen und Aliens, und doch völlig allein. Stimmengewirr drang zu ihr. Beunruhigte Gespräche der Passanten, die mit finsteren Mienen auf die bewaffneten Soldaten deuteten, die bedrohlich durch die Hallen patroullierten. Es wurde über Krieg gesprochen, über den Fall der Republik...und der Jedi...instinktiv griff Ami an ihre Brust, umfasste den Kristall, der an seiner Kette hing. Sie öffnete ihre Handfläche und sah auf den Stein. Er war kühl, aber er schimmerte fast unmerklich in einem seichten blauen Licht. Dies war kein Zufall, das wusste Ami. Er hatte diese Farbe schon eimal gehabt, in dem Moment, in dem Casta ihn ihr überreicht hatte.
Ami sah sich wieder um, versuchte etwas zu finden, zwischen den Schultern, Kisten und Gepäck. Und dann sah sie es. Eine Gruppe von vielleicht drei Personen, die in dunkelgraue Umhänge gehüllt waren, ihre Kapuzen ins Gesicht gezogen hatten und zielstrebig zum Ausgang liefen.
Im nötigen Abstand, ohne aufzufallen, folgte Ami ihnen. Die Jedi zeigten also Präsenz auf Corellia, und Ami würde versuchen, von ihnen etwas über den Verbleib ihrer Freundin herauszufinden.
Schnellen Schrittes gingen die Jedi über den Platz. Ami hielt sich verdeckt, suchte Deckung hinter Gruppen von Leuten, oder Mauervorsprüngen. Als sie sah, wie die Jedi einen Speeder bestiegen, zögerte sie nicht lange, und stieg auf ein geparktes Speederbike. Diesmal folgten ihr keine empörten Rufe des Besitzers, und sie konnte die Jedi verfolgen. Nun war es riskant für sie, denn sie konnte schnell bemerkt werden. Aber sie hatte Glück, und die Jedi schienen ihr Ziel schnell erreicht zu haben, ohne Ami bemerkt zu haben.
Vor Ami erstreckte sich ein Gebäude im corellianischen Baustil, umringt von Gartenanlagen und, so wie es schien, Quartieren aus Zelten und erbauten Unterkünften. Ami sah, als sie näher kam, daß viele Personen, augenscheinlich Jedi, durch die Gartenwege liefen, das Gebäude betraten und wieder verließen. Es schien soetwas wie eine Basis zu sein, dachte Ami bei sich. Sie musste mit jemandem sprechen und etwas über Castas Verbleib erfahren. Etwas zögerlich ging sie auf den Eingang zu, sah sich um, versuchte den Blick von jemandem zu fangen, den sie ansprechen konnte.
Ein junges Mädchen, wahrscheinlich eine Padawan, kam auf sie zu und sah sie mit fragenden Augen an. Ami wartete nicht auf eine Frage, die sie vielleicht nicht hätte beantworten können
"Ich suche Ritterin Casta Billaba. Kannst du mir etwas über ihren Verbleib sagen oder ob sie sich hier aufhält?"
Ami erkannte deutlich, daß das junge Mädchen zögerte, und sich hilfesuchend nach jemandem umsah. Sie schien denjenigen gefunden zu haben, denn ohne ein Wort drehte sie sich um und lief zu einem Mann, der auf der Treppe zum Gebäude stand. Sie sprach kurz mit ihm und deutete mit der Hand in Amis Richtung. Der Mann sah zu ihr herüber, schien sie kurz zu beobachten, legte dann seine Hand auf die Schulter des Mädchens und kam mit ihr zusammen auf Ami zu. Der Jedi war fortgeschrittenem Alters, trug einen Bart, der sich an den Ansätzen grau färbte. Seine Augen lagen ruhig und einladend auf Ami, aber er wirkte auch forschend und skeptisch.
"Mein Name ist Andoran Alensiv, Ritter des Ordens" Dabei streckte er ihr seine Hand entgegen.
"Eloise de Lieven. Ich hatte gehofft, daß ich bei ihnen etwas über den Verbleib einer Freundin, Casta Billaba, erfahren kann" entgegnete sie, als sie seine Hand erfasste.
Ami sah, wie sich die Augen des Jedi kurz weiteten, als sie ihren Namen sagte. Er fragte aber diesbezüglich nicht nach, sondern lehnte sich zu der jungen Padawan und sagte leise etwas zu ihr. Sie lief daraufhin zu dem Gebäude und der Jedi wandte sich wieder an Ami.
"Wir werden nach ihr schicken lassen. Ob sie sie allerdings empfängt, liegt nicht in meiner Entscheidung"
Ami nickte und lächelte. Sie war also hier. Der Kristall hatte ihr Herz in die richtige Richtung gelenkt.
- Corellia - Basis des Jedi-Ordens -