Landeanflug auf Coruscant - An Bord der Windljammer - Turima und Satrek
Satrek war froh darum nicht als Mitglied des Jedi-Rates auf Corellia zu sein, sondern als Leibwächter einer bekannten Senatorin, die zudem wohl Blicke auf sich lenken würde und damit weg von ihm. Natürlich stimmte das nicht. Fast jeder andere Jedi konnte sich darauf berufen nur ein Sicherheitsfaktor in der Mühle senatoriellen Öffentlichkeitsmahlwerks zu sein, aber er selbst in seiner Eigenschaft als Jedi-Rat war zudem auch ein Repräsentant des Ordens, eine Eigenschaft auf die er gerne verzichtet hätte.
Der dunkelhäutige Mann bildete sich ein ähnlich viel Öffentlichkeitserfahrung zu haben wie Turima. Immerhin hatte er über Jahrzehnte Streite geschlichtet, Verbrechen aufgeklärt und allgemein zu den meisten Zeiten die Fahne der Jedigkeit hochgehalten. Allerdings gab es natürlich auch hier einen entscheidenden Unterschied - wo er vielleicht mit dem Umgang mit Leuten vertraut war stand die hapanische Senatorin berufsmäßig in deren Mittelpunkt.
Wo bei ihm vielleicht mal dankbare Opfer von Ungerechtigkeit zu ihm aufgeblickt hatten während er, auch bedingt aus einem nicht zu leugnenden Maß an Zynismus, das er gerne zu leugnen versuchte, ziemlich bald sprichwörtlich in den Sonnenuntergang geritten war, da war Turima ein Fokus skrupellosen Medieninteresses und schien es auch zu genießen.
Der Jedi schüttelte den Kopf und musste grinsen. Selbst seine Gedanken nahmen monströse Ausmaße an was das aneinanderreihen von vielen aber dennoch wenig sagenden Worten anging. Litt seine Rede ebenfalls darunter? Nein, er hatte sich bemüht um kurze Sätze und eindringliche Worte, und seinen Erfolg daran gemessen wie falsch ihm das vorkam was er sagte. Nun, nicht so sehr was er sagte sondern wie er es sagte.
Er folgte der Senatorin auf eine Art, die seiner Erfahrung nach am ehesten der eines Bewachers entsprach, auch wenn er versuchte nicht das Klischee zu bedienen wonach ein guter Wachhund jeden böse ansah der sich seinem Besitzer näherte.
Leicht gemacht wurde es ihm dadurch, dass viele der anwesenden Würdenträger gar nicht träge darin waren ihm und die blonde Frau mehr oder weniger mit der gleichen Freundlichkeit und teilweise sogar Ehrerbietung zu begegnen.
Er begrüßte alle Anwesenden so wie es ihrem eigenen Verhalten ihm gegenüber entsprach - eine Technik, die er auf seinen Reisen als sehr effektiv empfunden hatte. Auch hier schien sie zu funktionieren, und als sie schließlich im Großraumspeeder saßen fühlte er sich bereits merklich entspannter. Immerhin würden alle Anwesenden ebenfalls bei der Gedenkfeier anwesend sein, und bisher hatte ihn niemand angezischt oder ihm gar die Schuld an irgendetwas gegeben.
Ja, auch wenn ich gerne mal unplanmäßig abbiegen und mir eine Nebenstraße anschauen würde,
meinte er leise auf Turimas Bemerkung, deren Zweck aller Wahrscheinlichkeit nach war ihn aufzubauen.
Ich denke meine Rede wird schon passen. Zumindest ist es jetzt wahrscheinlich zu spät dafür, dass du sie dir nochmal durchschauen könntest,
fügte er hinzu und versuchte sich auf seine Umgebung zu konzentrieren und nicht auf die Bedenken, die von ihm gewählten Worte könnten zu pathetisch oder dick aufgetragen sein. Die Reden waren zwar nicht wirklich spannend, und einige der lokalen Persönlichkeiten schienen ähnlich unerfahren zu sein vor derart bedeutsamem Publikum zu sprechen wie er, aber das Großraumvehikel bot ihm genug Möglichkeiten sich über Sicherheitsfragen Gedanken zu machen.
Wenn er Grund zur Annahme hätte, dass irgendetwas schreckliches bevor stand und vielleicht jemand einen Angriff auf irgendjemanden hier oder die Veranstaltung im allgemeinen plante war ein langsam durch die Stadt gurkender, klar zu erkennender Glaskasten voller Würdenträger wohl ein Grund für Alpträume für jeden Paranoiker und solche die es werden wollten.
Allerdings hatte der Geheimdienst keinerlei dergestalte Informationen weitergegeben, also beschränkte sich der Rat auf ein gesundes Maß an Ablenkung, und ertappte sich kurz vor Erreichen ihres Zielortes, der für den Moment noch nicht besonders jedilastig aussah, dabei darüber nachzudenken was es wohl für ein Presseecho geben würde wenn er mit Turima Händchen haltend den Speeder verlassen würde.
Leider war der Gedanke zu weit hergeholt, auch wenn er sich vornahm sie bei Gelegenheit mal darauf anzusprechen - auf die Tätigkeit selbst, nicht die Öffentlichkeit dabei.
Das Vehikel landete hinter einer der Tribünen, wahrscheinlich der, auf der sich die Redner und Würdenträger versammelten. Ein besonders gutes Ziel.
Der Blick des Jedi wanderte umher als er knapp hinter der Hapanerin ausstieg, und erst als er die anwesenden Sicherheitskräfte sah konnte er sich etwas beruhigen. Wie nervös er wohl gewirkt hatte für diesen einen Moment? Er zwang sich nach außen hin Ruhe auszustrahlen - so weit er das konnte - während er sich fragte, ob sich unter den Sicherheitskräften getarnte Attentäter befanden.
Über eine schmale Treppe betraten sie das Konstrukt, das Sitzgelegenheit für eine Auswahl wichtiger Personen mit einer Selbstdarstellungsplattform samt Rednerpult für die wichtigsten unter ihnen verband. Und zu letzteren gehörte er wohl selbst auch.
Die Sonne schien schon die ganze Zeit moderat vor sich hin, aber richtig bewusst wurde sie Satrek erst, als er am oberen Ende der Treppe zusammen mit den anderen Würdenträgern und seiner Senatorin den Sitzbereich erreichte, der sanft geschwungen war, aus welchen medienwirksamen Gründen auch immer.
Ein Protokolldroide in weiß-grün wies sie zu ihren Plätzen, und zumindest hatte jemand den Anstand gehabt ihn neben Turima zu setzen. Er wagte es zwar nicht öffentlich ein Zeichen der Zuneigung zu zeigen, nicht zuletzt weil mehrere Kameradronen über die in Summe drei Tribünen kreisten, die um den zentralen Punkt der Aufmerksamkeit, dem zu setzenden Grundstein der neuen Jedibasis, aufgestellt waren.
Für Satrek war es eine antiquierte Tradition, also genau das, worauf sich die Marketingstrategen von Firmen und Regierungen so gerne stützten. Wahrscheinlich hatten die Vorbereitungen für diese Zeremonie länger gedauert als die Baudroiden für den Rest der Basis brauchen würden.
Der Stein, oder besser der Kasten, der aus irgendeinem besonderen Material aus der Gegend bestand, verfügte über einen Deckel, der dazu gedacht war nach dem Schließen vehement stecken zu bleiben um den Inhalt, Memorabilia und Patriotika all jener, die sich selbst für den Bau der Basis verantwortlich fühlten, vor der Außenwelt zu schützen.
Der Stein stand bereits an seinem Platz auf einer kleinen Anhöhe. Augenscheinlich diente diese dazu, dass man ihn besser sehen konnte - auch wenn unnötig viele schwebende Videoleinwände seine Ansicht allen auch nur halbwegs Anwesenden zugänglich machten. Tatsächlich würde wohl der Rest des Bereiches entweder aufgefüllt oder unterkellert, und man hatte die Lage des Steins wahrscheinlich eher für diese Zeremonie gewählt als wegen seines Platzes im Bau.
Während Satrek sich noch umsah und alles in sich aufnahm begann der erste Würdenträger mit einer guten aber etwas emotionslosen Rede. Mit diesem Gedanken kam ein eng damit verbundener, der ihn aus seinen Beobachtungen riss - was würden die Anwesenden über seine Worte denken?
Die Ehrentribüne war gut gefüllt, und die zwei anderen, auf denen weniger wichtige aber immerhin noch geladene Gäste saßen waren größer als sie. Dazu kamen eine Anzahl von Schaulustigen, die hinter einer Absperrung warteten und dem über Videoschirme und Ansagedroiden verbreiteten Spektakel frönten.
Natürlich war dem Jedi-Rat klar, dass diese Beobachtung, auch im Vergleich zur Suche nach Attentätern und Bomben, wohl die beste Methode war um sich selbst nervös zu machen. Seine linke Hand fand instinktiv den Griff eines seiner beiden Lichtschwerter. War es ihm deshalb nicht abgenommen worden weil man glaubte, dass ein Jedi-Rat sich etwas Vertrauensvorschuss verdient hatte, oder weil sich niemand getraut hatte einem alten Jedi seine metaphorische Stütze zu nehmen? So oder so würde ihm diese Waffe, so zivilisiert sie auch sein mochte, hier kaum helfen können.
Im Geiste ging er seine Rede erneut durch. Zumindest die Stichpunkte. Den genauen Wortlaut zu wiederholen würde ihn nur dazu bringen im besten Fall eine emotionslose Rede herunterzurattern, und im schlimmsten Fall dafür sorgen, dass er den Faden verlor und vor sich hin stammelte.
Nach zwei weiteren Ansprachen, denen er kaum Aufmerksamkeit hatte widmen können oder wollen, wurde sein Name aufgerufen. War nicht Turima vor ihm dran gewesen? Vielleicht hatte er sich geirrt, oder der Ablauf war geändert worden. Immerhin, und damit tröstete er sich als er aufstand und möglichst würdevoll und langsam zum Podium ging, war die schöne Hapanerin so in der Lage die unausweichlichen Formfehler und allgemeinen Irrungen seiner Rede auszugleichen und jedwede Wogen zu glätten. Zumindest konnte er das hoffen.
Er stellte sich vor das Podium, dass ihm weitaus weniger eingebildeten Schutz vor der Menge bot als er sich erhofft hatte. Es war schlicht, mit graden Linien und wohl dosierten Kurven, passend zur Architektur der Tribünen und, zumindest nahm er das an, zur kommenden Form der neuen Jedi-Basis.
Und genauso wie die den Grundstein fand Satrek seine Gedanken mit dem Moment, an dem er vor das Podium getreten war, leer. Die Rede war weg, lediglich die grundlegenden Stichpunkte waren noch da, und er lächelte.
Alles andere wäre zu einfach gewesen, und hätte ihn wahrscheinlich mehr verunsichert als nackt vor der versammelten Menge zu stehen. Immerhin wäre ihm dann in seiner leicht zeremoniellen Robe in dem Moment nicht so warm geworden.
Bitte verzeiht, dass ich niemanden begrüße oder herausstelle. Um ehrlich zu sein gibt es für mich nicht mal einen Unterschied zwischen jenen hinter mir und euch hinter den Absperrungen. Ich sehe euch als Bürger der Republik, und der heutige Tag zeigt uns, dass es nicht selbstverständlich ist, dass wir uns als Teil von etwas Größerem fühlen dürfen.
Er hatte früher oft scherzhaft gedacht, dass Pausen in Reden dazu dienten, dass sich der Sprecher an seinen Text erinnern konnte. Jetzt hoffte er, dass seine Pause gemessen und eindringlich wirkte, während er versuchte sich an seinen Text zu erinnern.
Der Imperator sieht die Galaxis als sein Vorrecht an. Auf vielen Pfaden hat er in der Vergangenheit versucht sie sich einzuverleiben. Und es ist kein Geheimnis, dass die Republik schwach war, und selbstgefällig. Er hat versucht uns zu unterwandern, doch wir waren nicht so schwach wie er angenommen hatte. Das Volk von Corellia weiß am besten, dass wir noch den Mut und die Kraft hatten ihn herauszufordern. Der Imperator fürchtete das. Er wollte nicht riskieren, dass sich die Mitglieder der Republik unter einem Banner vereinten. Eher wollte er die Heimstätten der Jedi dem Erdboden gleich machen als zuzusehen, wie die Republik wieder erstarkte.
Es war eine gute Geschichte, und aller Wahrscheinlichkeit nach stimmte sie sogar. Aber das war im Moment weniger wichtig.
Und dabei war er es, der seinen eigenen Untergang besiegelt hat. Er schickte seine Sith nach Corellia, hierher, an diesen Ort wo wir uns heute versammelt haben. Auch wenn es mich schmerzt muss ich jetzt sagen, dass die Sith damals nicht nur in den Krieg zogen sondern nicht zuletzt wegen der vorausgegangenen Unachtsamkeit der Jedi auch in den Sieg. Ich war dabei an jenem Tag.
Die nächste Pause war eher theatralischer Natur, und auch wenn die Verstärkersysteme der Droiden, die seine Worte zu allen Anwesenden trugen, das ausgleichen würden, sprach er die nächsten Sätze leiser in der Hoffnungen auf einen dramatischen Effekt.
So viel Tod. Was kann ein Jedi gegen solch tollkühnen Hass ausrichten? Wir kämpften, aber mit dem Tod als Gewissheit und mit geringer Aussicht auf Erfolg. Die Basis der Jedi und mit ihr ein Zeichen für die Hoffnung der Republik verbrannte an jenem Tag zu Asche.
Unwillkürlich fasste er sich an seine Hüfte, die nicht mehr wirklich die seine war. Als er weiter sprach hob er seine Stimme wieder, und konnte sich ausmalen wie die Medien in den kommenden Tagen über seinen Pathos herziehen würden, wenn er es in ihren Augen übertrieb.
Doch aus Asche wird Feuer geschlagen. Aus Schatten geht Licht hervor. Heil wurde die zersplitterte Republik durch die Gräueltaten auf Corellia, eine Republik die die Hoffnung verlor. Corellia zählt in den Statistiken der Geschichte auch nur als einer von vielen Planeten, die dem Machthunger des Imperators zum Opfer fielen, aber er wurde zum Symbol, zu einem Mahnmal, bis endlich Stern um Stern erwachte, um sich dem Zwielicht des Imperiums entgegenzustellen.
Der Rat war sich ziemlich sicher, dass er es mehr als nur ein wenig übertrieben hatte, aber wie oft in solchen Fällen führte der einzige Ausweg hindurch. Es war Zeit für etwas Unerwartetes. Mit einer fließenden Bewegung, unterstützt durch Muskelgedächtnis und jahrelanger Erfahrung, löste er sein zweites Lichtschwert von seinem Gürtel und hielt es mit seiner rechten Hand hoch erhoben waagerecht über seinen Kopf.
Ein Lichtschwert. Die Waffe der Jedi, wie auch der Sith. So wie diese Klinge sowohl zum Guten als auch zum Schlechten in der Lage ist, so ist auch die Republik, so ist jeder einzige von und zum Güten und zum Schlechten fähig. Der ganze Schmutz des Imperators wird fortgespült, hier wie auch andernorts in der Republik. Jedi kehren in den Tempel auf Coruscant zurück und sie werden auch hierher zurück kehren.
Die kurze Pause, in der er sein Schwert weiterhin hoffentlich bildgewaltig über seinen Kopf hielt diente dieses Mal wirklich dazu seine Gedanken für den Endspurt zu ordnen.
Damals, als die Sith uns überrannten, sah ich in den Augen dieser Jedi die selbe Furcht die auch mich verzagen ließ, doch unser Mut ist nicht erloschen. Der Tag an dem die Jedi die Republik im Stich lassen und aller Freundschaft Bande bricht ist noch fern! Die Stunde des Imperators und gebrochener Planeten, in der die Republik tosend untergeht war gekommen! Und sie ist vergangen, nicht weil die Jedi uns beschützt haben sondern weil das Volk von Corellia und unzähliger anderer Welten gesagt haben, heute kämpfen wir!
Das einzige, was Satrek in diesem Moment denken konnte, während er sich reden hörte, war “Ach du meine Güte.” Aber zum Glück hatte er bereits Fahrt aufgenommen und konnte sich zurücklehnen um zu sehen in wieviel Sand er diesen diplomatisch nicht unwichtigen Auftritt setzen würde.
Wir haben den Imperator besiegt, und die Jedi haben ihre Lektion gelernt. Wir bleiben wachsam, und wir wissen jetzt alle, dass wir gemeinsam für die Ideale der Republik kämpfen.
Einen Moment schwieg er, um die Worte sacken zu lassen, dann holte er aus und warf das Schwert in Richtung des Grundsteines. Mit Hilfe der Macht lenkte er es in einem sanften Bogen hinein, und nickte dann. Etwas überraschendes. Ein Lichtschwert konnte neu gebaut werden, aber hier würde es als Symbol dienen. Und, wenn er an den falschen Kommentator einer Nachrichtensendung geriet, auch als ihm und den Jedi vorzuwerfende Selbstbeweihräucherung. Aber damit musste er leben.
Leise fuhr er fort,
Wie knüpft man an, an ein früheres Leben? Wo macht man weiter, nachdem das Imperium die Republik tief ins Herz getroffen hat? Manche Dinge kann auch die Zeit nicht heilen… Aber wir können es, gemeinsam!
Tobende und jubelnde Massen wären jetzt der passende Hintergrund für das Ende seiner Rede, aber er gönnte sich den Luxus nicht auf die Menge zu achten, die wahrscheinlich irgendwo zwischen schockiert und gelangweilt vor sich hin schwieg.
Dieser Tag gehört nicht einem einzigen von uns, sondern uns allen. Lasst uns zusammen diese Welt und alle anderen wieder aufbauen, damit wir sie uns teilen können in Zeiten des Friedens!
Dann verbeugte sich der Jedi-Rat tiefer als er es üblicherweise tat, trat vom Podest zurück und setzte sich wieder neben Turima. Während er sich bemühte nicht die Luft anzuhalten achtete er darauf, ob sie, getrieben von senatoriellen und diplomatischen Instinkten, vielleicht etwas von ihm weg rutschte.
Corellia - Gedenkfeier - Turima, Satrek und noch viele mehr[/B][/B]