Corellia-System - Weltraum - an Bord des SSD "Event Horizon" - Trainingsraum - alleine mit NPCs
Die Kampfstäbe aus Wroshyr-Holz knallten wuchtig gegeneinander, wurden zu einem wahren Konzert des Fechtens. Im letzten Augenblick riss Tylaar die einhändige Waffe - die in den Grundzügen an ein normales Schwert mit runder Parierscheibe erinnerte - hoch und parierte den Hieb seines Gegenübers. Ohne sich eine Pause zu gönnen, gab der Padawan seine defensive Haltung auf, konterte mit zwei schnellen, abwechselnden Hieben in Halshöhe. Ein Zittern ging durch den gesamten rechten Arm, als sein Trainingspartner mit aller Kraft blockte. Schweiß stand auf seiner Stirn ... der war sehr viel besser, als er zuvor dachte.
Tylaar tänzelte drei, vier Schritt zurück und ließ das Holzschwert in einer lässig-arroganten Bewegung um die eigene Achse fahren. Er erinnerte sich daran, dass die meisten Kämpfe im Kopf entschieden wurden, also sollte sein Gegenüber - ein sicherlich fünf Jahre jüngerer und kräftiger Armeeangehöriger der Republik - ruhig sehen, dass der Padawan ein gesundes Verhältnis zu seinen Nahkampffähigkeiten besaß. Und nicht nur dass ließ ihn selbstbewusst in den Kampf gehen. Einen entscheidenden Vorteil hatte er bisher noch gar nicht bewusst eingesetzt: Die Macht.
Als der Soldat wieder einen Ausfall wagte, schien Tylaar seinen Angriff bereits zu ahnen. Ohne dass der Padawan groß darüber nachdachte, schnellte sein Schwert hervor, ließ die Attacke wirkungslos abgleiten. Aber so leicht war der republikanische Soldat nicht zu besiegen. Sofort war er wieder auf der Hut, entging Tylaars Konter mit einem geschickten Abtauchen ... doch genau das wusste der Jedi bereits, bevor sein Trainingspartner auch nur daran dachte. Noch ehe dieser sein Ausweichmanöver beenden konnte, schlug Tylaars Schwert nicht gerade sanft in die Kniekehle seines Gegners. Mit einem hellen Aufschrei sank dieser auf die Knie und ließ dabei seine hölzerne Waffe fallen. Das war's dann wohl.
Vor etwa einer Stunde war der Padawan durch Zufall in diesen Trainingsraum spaziert. Hier übten Flotten- und Armeesoldaten Nahkampftechniken sowohl unbewaffnet, als auch mit Kampfstäben und Schwertern aus dem harten Wroshyr-Holz. Eine Weile konnte er tatenlos zusehen, bis sein "Kampfgeist" geweckt war. Die Soldaten hatten ihn natürlich recht schnell als Jedi identifiziert und so hing eine unausgesprochene Forderung in der Luft. Die Männer und Frauen wollten ihre Ehre als Soldaten beweisen, Tylaar auf der anderen Seite als Jedi. Schließlich gab er der stummen Herausforderung nach und nahm an dem Training teil. Zwei humanoide Soldaten hatte er bis zu diesem letzten Kampf bereits auf die Matte geschickt. Beide waren durchaus gute Krieger und hatten den Jedi gefordert, doch der Sieg schien bereits im Voraus festzustehen. Und nachdem er dem Dritten seine Grenzen aufgezeigt hatte, nahm Tylaar an, dass der Ehre nun Genüge getan war. Er wusste also noch immer gut mit einem Schwert umzugehen. 'Ein Naturtalent eben', dachte er sich grinsend. 'Irgendwann bringt dich dein Ego noch unter die Erde.'
"Allzu leicht ...", ließ er schließlich verlauten, das Grinsen noch immer auf dem Gesicht. Sein eben besiegter Gegner stand murrend auf und trat zu seinen knapp zwanzig Kameraden. Tylaars Laune hingegen war ungebrochen gut. "Habe ich der örtlichen Bacta- und Koltoindustrie jetzt genug erwirtschaftet oder verspürt noch jemand den Drang nach bezahltem Urlaub auf der Krankenstation?"
Betretenes aber nicht gerade freundliches Schweigen folgte. Gute Beziehungen hatte er sich ganz und gar nicht mit seiner Arroganz verschaffen. Noch einmal warf er einen amüsierten Blick in die Runde. Doch gerade als er sich abwenden wollte, kam eine Stimme aus der Gruppe.
"Kannst du nur das Maul aufreißen, Jedi, oder deinen Worten auch Taten folgen lassen?"
Eine reptilienartige Gestalt schob sich zwischen seinen Kameraden hervor, die Stimme durch einen Übersetzungschip unwirklich verzerrt: Ein Trandoshaner. Hervorragend.
Schon alleine die Bewegungen der Kreatur waren anmutig und strotzten vor Kraft. Tylaar warf einen Blick auf die beiden Wrashyr-Schwerter in den Händen des Nichtmenschen. "Zwei Waffen? Gut, dann nehme ich mir auch eine zweite Möglichkeit, dich in den Bactatank zu schicken, Kumpel."
Obwohl er so gelassen wie möglich aussah, als er sich ein zweites Schwert aus einem der Ständer nahm, wusste Tylaar doch ganz genau, dass er nun in Schwierigkeiten steckte. Zum einen waren die Trandoshaner als gefährliche Kämpfer bekannt, die eher bei Schmugglern, Sklavenhändlern und sonstigem Abschaum vorzufinden waren, und zum anderen zweifelte der Jedi, wie gut er mit zwei Waffen gleichzeitig antreten konnte. Zwar hatte er unter seinem alten Meister Laf ein solches Training genossen, aber das lag mehr als zehn Jahre zurück. Und nur mit der Macht war es ihm damals gelungen, aus den komplexen, akrobatischen Bewegungen so etwas wie ein Angriffs- und Defensivmanöver zu formen. Aber er würde sich hier nicht die Blöße geben und einen Rückzieher machen.
'Konzentrier dich, atme bewusst .. lass dich fallen!' Langsam ging Tylaar zurück auf die Matte und ließ die beiden Schwerter prüfend in gegenläufigen Bewegungen kreisen. 'Die Macht ist dein Verbündeter. Er ist nur eine stinkende Echse.' - 'Aber eine zwei Meter große, schwertschwingende, kampfgestählte Stinke-Echse, die dir mit einem gut gezielten Schlag jeden Knochen brechen kann!'
Sie trafen sich in der Mitte der Matte. Wie es der Anstand gebot, verneigten sich die Kontrahenten, ehe sie ihre Kampfpositionen einnahmen. Tylaar reckte die Sekundärwaffe in seiner Linken herausfordernd nach vorne, während die in seiner Rechten angriffsbereit nach hinten ging. Obwohl er sich dagegen sträubte, legte er seinen Blick in die geschlitzten Reptilienaugen des Trandoshaners. Nur keine Angst, ermutigte er sich.
Eigentlich versuchte Tylaar im Nahkampf den Tanz meistens selbst mit dem ersten Hieb zu eröffnen, doch in diesem Fall kam ihm der Nichtmensch zuvor. Mit einer Art Fauchen schnellte dieser plötzlich vor und entludt einen wahren Sturm an scheinbar willkürlich geführten Hieben. Immer wieder prasselte ein Schlag von links und rechts auf den Padawan ein, der sich in windeseile in der Defensive befand. Benutzte Tylaar dabei zu Anfang meistens seine Primärwaffe, ließ er sich nach anfänglichen Schwierigkeiten so weit in die Macht fallen, wie er sich selbst zutraute. Seine Bewegungen wurden fließender, selbstverständlicher .. und auch die linke Hand bekam nun Arbeit. Als sein Gegner ein akrobatisches Rad schlug, um ihn mit beiden Waffen gleichzeitig zu treffen, brachte der Jedi seine Wrashyr-Klingen zu einem X geformt in den Block. Die schier brutale Kraft dieses doppelt geführten Hiebes ließ Tylaar leicht einknicken, als sich die Schwerter trafen.
'Vertraue der Macht! Spüre sie!' Beide Kämpfer verharrten kurz in dieser Position und Tylaar schloss entgegen allen Warnungen, die sein Verstand aussendete, die Augen. Und jetzt lasse dich leiten und zwinge dem Gegner deinen Kampf auf!'
Mit einem Kraftausbruch stieß Tylaar den Trandoshaner förmlich zurück und noch ehe dieser seine Verwirrung ablegen konnte, stieß der Jedi zu. Seine weitausholenden Angriffe, die Drehungen, sobald er überraschend mit der linken Waffe zuschlug, ließen den Nichtmenschen sehr bald zurück fallen. Jetzt befand er sich in der Defensive und Tylaar hatte nicht vor, ihm eine Pause zu gönnen.
Der Jedi gestattet seinem Gegner und sich selbst keine Ruhe. Unaufhörlich gingen seine Angriffe weiter. Über dem hohlen Knallen des Holzes lächelte Tylaar siegessicher. 'Anfänger!'
Er würde den Trandoshaner blamieren, nicht nur besiegen. Was wagte diese Kröte überhaupt ihm ein großes Maul zu unterstellen?! Für wen hielt der sich? Tylaar war ein Jedi, geschult in den Kampfkünsten von einem der größten Krieger des Ordens (zumindest machte Xomai Laf damals diesen Eindruck). Die Macht und sehr bald wieder das Lichtschwert waren seine Verbündeten! Eine Echse mit zwei Holzschwertern würde ihn nicht ...
'Pass auf, du Idiot!'
Tylaar spürte den Ausfall des Nichtmenschen ehe er kam. Aber selbst das bewahrte ihn nicht davor, die rechte Waffe aus der Hand geschlagen zu bekommen. Noch während er sich fragte, wie diesem Mistkerl das gelingen konnte, gingen alle Warnsirenen in seinem Geist an ... und mündeten darin, dass eines der Wrashyr-Schwerter des Trandoshaners krachend in seinem Gesicht landete. Es wurde still. Tylaar war zwar nicht in der Lage, großes Denken an den Tag zu legen, aber er wusste instinktiv, dass dieses warme, flüssige Zeug, was er an seiner Oberlippe schmeckte und spürte, sein eigenes Blut war. Er wunderte sich viel mehr darüber, wie es dem Frosch gelungen war, ihn dermaßen zu überraschen. Als er allerdings dumpf auf der Matte aufschlug und seine Sinne einen Rückzieher machten, musste er die Antwort darauf verschieben ...
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