<font color=#3366ff>Jedi-Tempel, Tomm's Quartier, mit Shiara</font>
<i>Als <font color=aqua>Shiara</font> ihn holen wollte, saß Tomm auf dem Sofa und blickte träumend aus dem Fenster. Jetzt, im wohl glücklichsten Moment seines bisherigen Lebens, mußte er an seine Vergangenheit denken. Seit langer Zeit hatte er wieder einen Menschen kennengelernt, der ihn gern hatte, besonders gern. Tomm hatte auf einmal das zwanghafte Bedürfnis, ihr seine eigene, <font color=green>Tomm's Geschichte</font>, zu erzählen. Er öffnete ihr die Tür und bat sie, sich noch einmal zu setzen. Mit ruhiger, leiser Stimme fing er an zu erzählen:</i>
Fünf Jahre alt war ich etwa, als meine Eltern mit mir irgendwohin fliegen wollten. Ich weiß nicht mehr, wie dieser Planet hieß. Wir wurden aus dem Hyperraum gerissen, ich fiel aus der Koje. Überall draußen gab es Lichtblitze. Ich erinnere mich an ein grelles, alles einnehmendes Licht, welches plötzlich um mich herum leuchtete. Was es war, weiß ich nicht. Dann war alles dunkel um mich herum. Dunkel und still. Ich wachte auf. Es war nur ein Traum.
Ich sah mich um. Einige Trümmer lagen um mich herum. Wenn es das Schiff war, war nicht viel von übrig geblieben. Es war kein Traum, es war bittere Realität gewesen. Tränen füllten meine Augen, ich begann zu weinen. Nach Vater und Mutter rief ich nicht, mir war irgendwie bewußt, daß es umsonst sein wurde. So weinte ich nur, stundenlang gab ich meinem Kummer freien Lauf. Irgendwann konnte ich dann nicht mehr weinen. Meine Augen brannten. Ich suchte ein paar Sachen zusammen, viel war nicht übrig. Nur ein Proviantpack eigentlich. Dann lief ich los. Nach einhundert Metern drehte ich mich noch einmal um, sah den Trümmerhaufen ein letztes Mal an. Über dem Canyon ging grade die rote Sonne auf. Es war ein trauriges Bild. Ich sehe es noch heute vor mir, als wenn es gestern war. Dann lief ich los, die Sonne und den Canyon hinter mir lassend.
Es ist heiß, die Zwillingssonnen strahlen grell am Himmel von Tatooine. Ich stehe am Rande der Jundlandebene, südwestlich von Mos Eisley. Die Wüstenebene kommt mir endlos vor. Soweit ich sehen kann nur Sand, Sand und nochmals Sand. Am Horizont kann ich grad noch eben die Felsketten des Bettlercanyons sehen. Von dort komme ich. Viele Tage lang bin ich gelaufen, immer gradeaus, immer durch den Sand. Meine Füße schmerzen. Der heiße Sand hat mir die ersten Tage lang die Fußsohlen verbrannt. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang bin ich gelaufen, immer die Schlucht im Rücken. Gegessen und getrunken habe ich seit zwei Tagen nichts mehr. Zu Anfang hatte ich noch ein Proviantpack, doch ewig gehalten haben die wenigen Rationsriegel nicht. Wenn ich nicht bald irgendeinen Ort, ein Haus oder gar eine Stadt finden würde, wäre ich unweigerlich verloren. Eine Nacht wachte ich auf, als grade irgendwelche Lebewesen um mich herumstanden und meine Tasche mitnahmen. Mich ließen sie liegen. Vermutlich dachten sie, ich sei tot. Ich wollte sie erst um Hilfe bitten, aber irgendetwas verhinderte es. Ich konnte mich nicht bewegen, schon gar nicht sprechen. So lag ich einfach nur da, bis sie weiterzogen. Es waren Sandleute mit ihren Banthas. Es ist eine sehr gewalttätige Rasse. Lange noch wunderte ich mich, warum sie mich in Frieden ließen, all die anderen Nächte auch.
Einen ganzen Tag fast lief ich noch weiter, dann sah ich einige Häuser. Sie gehörten zu Mos Eisley. Mein Magen knurrte, die Kehle war ausgedörrt. Ich konnte kaum schlucken, so trocken war Mund und Hals. Noch zwei, drei Stunden Fußmarsch, dann erreichte ich die Stadt. Eines der ersten Häuser war eine Bar. Ich ging hinein und bettelte beim Wirt. Er lachte nur. Doch ich bettelte weiter, auch wenn es mir unsagbar schwer fiel. Jedes Wort tat höllisch weh in meinem trockenen Hals. Schließlich gab er mir doch etwas. Als Gegenleistung mußte ich die Dreckarbeit erledigen, die anfiel. Ich schleppte die Leichen hinaus, wenn es Streit gegeben hatte, wischte die Spuren im Barraum fort. Wenn ich die Leichen nicht schnell genug raustrug, gab es Schläge. Ich blieb nur einige Wochen beim Wirt, dann riß ich aus. Er sah mich mittlerweile als Sklave. Als wieder einmal ein Toter rausgeschafft werden mußte, nutzte ich die Gelegenheit und rannte weg. Wieder bettelte ich um Essen. Und ich versteckte mich vor dem Wirt. Doch er suchte mich nicht. Vielleicht fand er mich auch nur nicht. Eines Tages entdeckte ich eine kleine Werkstatt, in der ein sehr alter Mann sich abmühte, Droiden und Landgleiter zu reparieren. Jede Bewegung fiel ihm schwer, das konnte ich damals schon sehen. Ich fragte, ob ich ihm helfen könnte. Doch wer konnte schon einen fünfjährigen, schmächtigen Jungen gebrauchen? Trotzdem lächelte er mir zu und winkte mich heran. Er nahm mich auf wie einen Sohn, sorgte ich um mich. Wir reparierten zusammen alle möglichen technischen Geräte, von einfachsten Automaten bis hin zu Landgleitern und Speedrädern. Mir ging es sehr gut, ich war wieder glücklich. Er zeigte mir alles, brachte mir rechnen und schreiben bei, schickte mich zur Schule. Als ich sieben war, fand ich ihn morgens in der Werkstatt. Er war tot. Er mußte es geahnt haben, obwohl ich keine Verschlechterung seines Zustandes festgestellt hatte. Einer der Droiden hatte eine Nachricht für mich aufgezeichnet. Noch heute kann ich sie auswendig, so oft hab ich sie mir angehört:
"Tomm, mein Sohn. Auf irgendeine Art und Weise wirst du mich, wenn der Droide die Nachricht abspielt, tot aufgefunden haben. Es tut mir leid, daß ich dir nicht länger zur Seite stehen konnte, dir nicht mehr geben konnte. Dafür bist du zu spät in mein Leben getreten. Nie werde ich vergessen, wie du an diesem Sommertag vor meiner Werkstatt aufgetaucht bist und mir deine Hilfe angeboten hast. Damals schon konnte ich in deinen Augen sehen, daß du erkannt hast, wie krank ich bin. Und nun ist es soweit, ewig ist der Tod und ich werde nun Teil der Ewigkeit. Du aber, Tomm, bist ganz etwas besonderes. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber ich fühle, daß du nicht einfach nur ein normaler kleiner Junge bist. Vielleicht sehe ich dich eines Tages vom Himmel aus gutes vollbringen. Ich glaube fest an dich und möchte mich für dein Erscheinen in meinem Leben danken. Auch, wenn du es vielleicht noch nicht verstehst, später wirst du es verstehen.
Im Tresor in der Werkstatt findest du Geld. Ich habe es in den jahren, die du bei mir warst, gespart. Den Code kennst du sicher, du fandest den Tresor ja immer so interessant. Es gehört dir, genau wie die Werkstatt. Paß auf dich auf und möge die Macht mit dir sein. Tu immer das, was dein Gewissen für richtig hält, ja? Vergiß das nicht. Das Gewissen eines Menschen ist die Basis für den Frieden im Universum. Viel Glück wünsche ich dir, mein Kleiner. Auf Wiedersehen!"
<i>Tomm schwieg. Er sah aus dem Fenster, als könnte er draußen Tatooine und Mos Eisley sehen. So als rechnete er damit, jede Minute könnte der Alte hereinkommen. Noch nie hatte er jemanden seine Geschichte erzählt. Es erleichterte ihn eigentümlicherweise, es war, als wenn ein großer Fels langsam von seinem Herz zu rollen begann.
Ihm fiel ein, daß sie ja zum Training gehen mußten. <font color=aqua>Shiara</font> wollte ihn ja eigentlich nur abholen. Er riß sich aus den Gedanken und sagte zu ihr</i>
Ich glaube, wir müssen jetzt gehen. <font color=aqua>Mastress Chesara</font> wartet sonst noch auf uns.
<font color=#3366ff>Jedi-Tempel, Tomm's Quartier, mit Shiara</font>