Ein kleiner Finanztipp von meinem (stets einen Tick zu gut gelaunten) Redenschreiber Cornelius W. M. Oettle:
"Als Schwabe bin ich meiner genetischen Programmierung unterworfen und interessiere mich daher naturgemäß für Geldanlagen. Deshalb empfehle ich allen, unbedingt in sämtliche Unternehmen zu investieren, mit denen Ursula Von der Leyens EU-Kommission verhandelt – so einfach war Geld verdienen nämlich noch nie. Dagegen ist Andi B. Scheuert ein knallharter Dealmaker.
Vorab: Die Impfungen waren und sind wichtig; wer kann, sollte sich eine holen. Aber wenn Sie Ihren Kumpel in der Kneipe an die Theke schicken, um zwei Bier zu ordern, und der Ihnen dann zwar eines mitbringt, dafür aber 20 Euro fordert, weil er sich vom Wirt 40 Euro für die beiden Flaschen hat abknüpfen lassen, dann würden Sie ihn doch – selbst wenn das Bier schmeckt! – mal ins Gebet nehmen, oder?
Dieser Kumpel ist Ursula von der Leyen. So langsam wird auch dem letzten klar, warum die EU-Kommission die vollständige Offenlegung der Verträge zwischen EU und Impfstoffherstellern mit aller Macht verhindern will. Nachdem in den letzten Monaten bereits durchgesickert ist, dass man überzogene Preise bezahlt und noch dazu die Pharma-Unternehmen vorab von der Verantwortung für etwaige Folgeschäden entbunden hat (EU-Staaten übernehmen Anwalts-, Gerichts- und ähnliche Kosten), heißt es nun, dass Länder wie etwa Deutschland ihre überschüssigen (gekauften und bezahlten!) Impfdosen nicht einmal eigenmächtig verschenken dürfen: Einem Brief des Staatssekretärs Thomas Steffen vom Bundesgesundheitsministerium an die EU-Kommission lässt sich entnehmen, dass die EU den Herstellern Biontech/Pfizer, Johnson & Johnson und Moderna ein Vetorecht eingeräumt hat.
Die Unternehmen können den Staaten verbieten, überschüssige (bereits gekaufte und bezahlte!) Impfdosen an andere Länder weiterzureichen. Warum? Weil sie in den Empfängerländern dann ja weniger Impfdosen verkaufen können. Erlaubt sei eine Weitergabe nur gegen die Überweisung weiterer sogenannter Ausgleichszahlungen für die zu verschenkenden (bereits gekauften und bezahlten!) Impfdosen. (Der erwähnte Wirt bekommt also nochmal 8 Euro, wenn Sie Ihr Bier nicht selbst trinken.) Mein Schwabenherz blutet.
Dass man sich als Pharma-Unternehmen derartige Klauseln wünscht, ist in unserem kaputten kapitalistischen Wirtschaftssystem ja kein Wunder. Dass die politische Vertretung sich aber dermaßen über den Tisch ziehen lässt, ist mit Blödheit allein kaum zu erklären. Und Blödheit allein wäre ja wohl schon schlimm genug. Ein paar europäische Grüne haben nun eine Klage gegen die EU-Kommission beim EuGH eingereicht, um vollen Zugang zu den Verträgen zu erhalten.
Die Hersteller äußern sich dazu übrigens nicht. Würde ich auch nicht. So einen großzügigen Verhandlungspartner stellt man nicht bloß, vielleicht lassen sich ja irgendwann mal wieder Geschäfte mit ihm machen."