Covid-19

Ich verstehe die Sehnsucht nach Erfahrungen, Partys, Freunden und all dem aber all das ist weder an das Erwachsenwerden noch an ein bestimmtes Alter gebunden. Um es mal salopp zu sagen, das Leben lässt sich in den meisten Fällen nachholen.

Da hatten es andere Generationen aber bedeutend schwerer. Mein Urgroßvater kämpfte als 18 Jähriger im 1. WK, danach noch im 2. Meine Großmutter wurde ausgebombt, verlor auf der Flucht ihre Schwester, später unter den französischen Besatzern musste sie auch schlimme Dinge erdulden.

Das hat doch noch eine andere Dimension.

Und diese Pandemie ist ja auch eine Art Beitrag zum erwachsen werden, nur halt keiner, den man sich gewünscht hätte. Aber auch daran kann man reifen und wachsen. Ich staune, wie selbstverständlich viele Kinder und Jugendliche sich an Regeln halten und verzichten, weil es nun eben im Moment so ist, aber es nicht ewig sein wird.

Da kommt dann das Prinzip Hoffnung dran, die haben wir nämlich.
 
Ganz böse gesagt: die Leute sind halt nix mehr gewohnt... wir haben mittlerweile Leute, die an Selbstmord denken, wenn ihr Handy den Geist aufgibt. Das is leider/glücklicherweise nicht mehr mit einem Krieg oder dergleichen vergleichbar und was ertragen werden muss :/
 
Da hatten es andere Generationen aber bedeutend schwerer. Mein Urgroßvater kämpfte als 18 Jähriger im 1. WK, danach noch im 2. Meine Großmutter wurde ausgebombt, verlor auf der Flucht ihre Schwester, später unter den französischen Besatzern musste sie auch schlimme Dinge erdulden.

Das hat doch noch eine andere Dimension.

Und diese Pandemie ist ja auch eine Art Beitrag zum erwachsen werden, nur halt keiner, den man sich gewünscht hätte. Aber auch daran kann man reifen und wachsen. Ich staune, wie selbstverständlich viele Kinder und Jugendliche sich an Regeln halten und verzichten, weil es nun eben im Moment so ist, aber es nicht ewig sein wird.
Stimmt zwar, was die Dimension anbetrifft, ist aber auch sehr einseitig, wenn man so will. Probleme lassen sich im Grunde nicht vergleichen und wenn wir es tun, funktioniert der Vergleich nach unten immer. Heute steht vor allem die Jugend vor anderen Herausforderungen, als 45 und die Generation danach der Fall war.
Wenn Jugendliche sich vermehrt einsam und ungehört fühlen, ist das etwas, das ernst zu nehmen ist. Du hast es nicht gemacht, aber hier hilft es eben null z sagen: "Ach komm, damals mussten die Menschen mit viel, viel schlimmeren Problemen fertig werden!"
Ich kann einige Jugendliche aufzählen die sagen, dass sie Situation kaum noch aushalten, dass es ihnen richtig schlecht damit geht.
Ich glaube ganz wesentlich hier ist das Ohnmachtsgefühl, das im Grunde sowohl hier, als auch im Artikel beschrieben wird.
Von allen Gefühlen scheint mir das nämlich am schwierigsten auszuhalten sein. Das ist der Stoff, aus dem so manches gewoben werden kann...

Ganz böse gesagt: die Leute sind halt nix mehr gewohnt... wir haben mittlerweile Leute, die an Selbstmord denken, wenn ihr Handy den Geist aufgibt. Das is leider/glücklicherweise nicht mehr mit einem Krieg oder dergleichen vergleichbar und was ertragen werden muss :/
Was vermutlich nicht nur an dem tendenziell steigenden Suchtverhalten liegt, sondern auch daran, dass, ganz überspitzt gesagt, dass Smartphone der "Mittler" zur Außenwelt ist.
Eigentlich ist das wirkliche traurige für mich, dass viele Jugendliche sich schon vorher einsam genug gefühlt haben und Technik daran überhaupt nichts geändert zu haben scheint - obwohl es jetzt so easy ist, sich über ganze Kontinente hinweg zu unterhalten.
 
Vorsicht, hier verallgemeinerst du ganz schön. Es sind mitnichten alles die Ü70er die jetzt ihr Leben voll ausleben, weil sie alle geimpft sind. Es sind auch nicht zu großen Teilen die vulnerablen Alten, die jetzt nicht mehr verzichten wollen genauso wenig wie es nur junge Menschen sind die sich jetzt in den Parks treffen.
Es frustriert einfach komplett, dass überhaupt so viele Menschen jetzt meinen das geht schon vorbei wenn man den Kopf nur tief genug in den Sand steckt. Ob das jetzt Alte oder Junge, Arme oder Reiche sind, sie alle machen den gleichen Fehler und verwechseln einen Marathon mit einem Sprint.
Ich kann tatsächlich jeden verstehen, den es jetzt so langsam aber sicher schlaucht und besonders kann ich die verstehen, die bei den wirren und unlogischen Regelungen nicht mehr einsehen sich an diese zu halten. Compliance ist das Zauberwort. Ein Patient muss auch verstehen und aufgeklärt werden, wieso er die bittere Medizin schlucken soll, wenn die Bereitschaft zur aktiven Mitnahme nicht aktiviert werden kann, hilft eben die beste Medizin nicht. Und hier hat einfach der Therapeut in Form der Regierungschefs komplett versagt.

Ich meinte es eigentlich so, wie du es gerade deutlich ausdifferenzierter beschrieben hast.
Es ist irgendwann einfach nicht mehr nachvollziehbar, warum man sich selbst an alles halten soll, obwohl sich ringsherum viele so benehmen als gäbe es gar keine Pandemie. Und der Staat winkt das teilweise sogar durch, indem er diese Menschen weitestgehend gewähren lässt und dadurch verabsäumt, ein unmissverständliches Zeichen zu setzen, auch all jenen gegenüber, die das Gefühl haben wollen, das ihr eigener Verzicht nicht umsonst ist.

Ich verstehe die Sehnsucht nach Erfahrungen, Partys, Freunden und all dem aber all das ist weder an das Erwachsenwerden noch an ein bestimmtes Alter gebunden. Um es mal salopp zu sagen, das Leben lässt sich in den meisten Fällen nachholen.

Ich weiß nicht, ob das wirklich so ist. Gegenwärtig fühlt es sich jedenfalls nicht so an...
Es würde mir ja schon reichen, wenn ich ein richtiges Studentenleben hätte und meine Uni nicht nur vom Computer aus besuchen dürfte.
Und natürlich vermisse ich auch die zwischenmenschlichen Kontakte, sowie die Möglichkeit, ungezwungen neue Menschen kennenzulernen. Das ist auf diese Weise leider kaum möglich...

Das klingt nicht überzogen, es klingt nach einem ziemlich belastendem Gefühl, das mir ziemlich angebracht scheint. Weil es sich derzeit anfühlt, wie ein Kampf gegen Windmühlen.
Aber du und alle anderen, die sich an die Regeln halten, schützen doch eine ganze Menge. Denn was wir sehen, ist oft das, was schiefläuft, was doof ist, was belastet. Zum Glück entspricht das meiste nicht den "echten" Tatsachen, sondern dem subjektiven Gefühl. Vor lauter Wald die Bäume nicht sehen. Menschen neigen meistens dazu, dass sie eher das sehen, was schlecht ist. Weil das eben die größere "Gefahr" ist.
....

Glaub mir, da gibt es noch ganz viele Tage, an denen du nachholen kannst, was du jetzt vielleicht verpasst.
Und so manches, was man erlebt haben zu müssen glaubt, braucht man gar nicht :)
Durchhalten! Das ist gerde wichtig, auch wenns scheiße schwer ist.

Danke für dein Verständnis und die aufbauenden Worte, du hast mir jetzt wirklich ein paar neue Perspektiven aufzeigen können, an die ich mich die (hoffentlich)
letzten Monate der Pandemie (fest)halten möchte.
Es ist ja nicht so, als würde ich mir ersnthaft wünschen, nun auf den letzten Metern einzuknicken und meinen eigenen Ansprüchen nicht mehr gerecht zu werden
Langsam aber sicher wird es aber wirklich schwer und ich merke es teilweise auch schon psychisch, weil ich teilweise grundlos niedergeschlagen bin und schon gar keinen Sinn mehr darin sehe, groß an die Zukunft zu denken, weil wir eh nicht wissen können, wie die aussehen wird.
Aber du hast Recht, dass es deutlich konstruktiver ist, sich nicht in solchen negativen Gedanken zu verlieren, sondern den Fokus vielmehr auf das zu richten, was nach wie vor möglich ist. Das will ich jetzt wieder verstärkt versuchen, also ganz ehrlich: danke für deine hilfreichen Anregungen! :)

Da hatten es andere Generationen aber bedeutend schwerer. Mein Urgroßvater kämpfte als 18 Jähriger im 1. WK, danach noch im 2. Meine Großmutter wurde ausgebombt, verlor auf der Flucht ihre Schwester, später unter den französischen Besatzern musste sie auch schlimme Dinge erdulden.

War klar, dass dieses Argument nicht lange auf sich warten lassen wird.
So kann man natürlich jeden, der unter der Pandemie leidet, als verwöhnten Weichling aussehen lassen.
Ja, wir wissen nicht, wie es damals im Krieg war und es geht uns im globalen Vergleich immer noch unverschämt gut.
Trotzdem orientiert man sich ganz automatisch an den Standards, die vor kurzem noch Normalität waren, und nicht an einer Realität, die wir nur aus den Geschichtsbüchern kennen.
Oder hast du dich in meinem Alter jeden Tag mit Kindern aus Uganda verglichen, die es nicht so leicht hatten wie du?

Natürlich hilft es, die eigene Situation in Relation zu anderen, bedeutend schlimmeren "Schicksalen" zu setzen, um ihr so den Schrecken zu nehmen. Das mach ich eigentlich auch immer so und bringt für gewöhnlich auch den erwünschten Erfolg.
Die letzten Tage war ich aber irgendwie in einem Tief...und dann hilft es mir nicht wirklich, wenn andere so tun, als würde ich mich einfach nur anstellen.
Aber gut, ich werde zukünftig davon absehen, hier durchblicken zu lassen, dass ich die Pandemie langsam aber sicher nur mehr als Belastung empfinde...

Ganz böse gesagt: die Leute sind halt nix mehr gewohnt... wir haben mittlerweile Leute, die an Selbstmord denken, wenn ihr Handy den Geist aufgibt.

Toller Vergleich...da fühlt man sich so richtig ernst genommen :rolleyes:
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Das war nicht meine Intention. Ich wollte nur aufzeigen, dass das "Aushalten von Problemen" hier/jetzt nichts mit dem "Aushalten anderer Probleme" woanders/wannanders zu tun hat. Das is nicht vergleichbar... weder von der Grundstruktur, noch von der Resillienz.
 
Das war nicht meine Intention. Ich wollte nur aufzeigen, dass das "Aushalten von Problemen" hier/jetzt nichts mit dem "Aushalten anderer Probleme" woanders/wannanders zu tun hat. Das is nicht vergleichbar... weder von der Grundstruktur, noch von der Resillienz.

Ok, dann hatte ich dich missverstanden. Danke fürs Aufklären :)
 
Da hatten es andere Generationen aber bedeutend schwerer. Mein Urgroßvater kämpfte als 18 Jähriger im 1. WK, danach noch im 2. Meine Großmutter wurde ausgebombt, verlor auf der Flucht ihre Schwester, später unter den französischen Besatzern musste sie auch schlimme Dinge erdulden.

Ich möchte nicht Problem A gegen Problem B aufwiegen. Das geht eben auch gar nicht und an welchen objektiven Maßstäben möchte man die Leidenskraft einer Person überhaupt festmachen? Resilienz und Wahrnehmung sind keine Einbahnstraßen.
Es geht mir hier einfach nur darum, dass das Alter eben trotz der allgemeinen Wahrnehmung in den meisten Fällen keine Einschränkung für Erfahrungen und Erlebnisse darstellt.

Es ist irgendwann einfach nicht mehr nachvollziehbar, warum man sich selbst an alles halten soll, obwohl sich ringsherum viele so benehmen als gäbe es gar keine Pandemie. Und der Staat winkt das teilweise sogar durch, indem er diese Menschen weitestgehend gewähren lässt und dadurch verabsäumt, ein unmissverständliches Zeichen zu setzen, auch all jenen gegenüber, die das Gefühl haben wollen, das ihr eigener Verzicht nicht umsonst ist.

Es hilft in der Situation nicht viel aber jeder Verzicht jetzt geht auf das eigene Karma-Konto. Wer weiß, vielleicht rettet man tatsächlich mit dem verschobenen Oster-Grillen den ein oder anderen Platz auf der ITS, weil eine Infektionskette unterbrochen wurde. Es ist natürlich ein schwacher Trost, wenn man von so viel Dummheit, Ignoranz und Egoismus umgeben ist.

Ich weiß nicht, ob das wirklich so ist. Gegenwärtig fühlt es sich jedenfalls nicht so an...
Es würde mir ja schon reichen, wenn ich ein richtiges Studentenleben hätte und meine Uni nicht nur vom Computer aus besuchen dürfte.
Und natürlich vermisse ich auch die zwischenmenschlichen Kontakte, sowie die Möglichkeit, ungezwungen neue Menschen kennenzulernen. Das ist auf diese Weise leider kaum möglich...

Es ist eine vollkommen beschissene Zeit und sie wird noch beschissener, wenn man hart und diszipliniert ist, andere es aber nicht schaffen und aus diversen Gründen kurz vor dem Ziel unlogisch handeln und "schwach" werden. Viele Dinge sind vielleicht gar nicht so essentiell wie uns immer weiß gemacht wird, Abiball, Abireise etc. pp. tolle Erlebnisse ohne Frage aber es ist noch keiner nicht zum Menschen geworden, wenn er diese Privilegien nicht hatte.
Aber ich weiß was du meinst, mir fehlen Freunde und Bekannte aus der Uni auch, es ist der Austausch die Face-to-Face-Kommunikation die einfach fehlt, weil wir so sozialisiert wurden und soziale Wesen sind. Was spendet da Trost? Die Hoffnung, dass es nicht immer so sein wird, dass das Ziel vielleicht wirklich nahe ist, weil das Impfen jetzt anläuft? Ich versuche mich mit dem Gedanken ein wenig über Wasser zu halten aber ich müsste lügen, wenn ich mental gerade wirklich gesund wäre.
Aber noch mal um dich vielleicht ein wenig zu beruhigen: Das Leben läuft dir nicht weg, du magst vielleicht jetzt das Gefühl haben, du verpasst irgendetwas nicht Wiederholbares, aber das ist in den meisten Fällen eine Illusion. Mein Vorbild ist da immer meine Großmutter. Nach dem Tod von meinem Opa ist diese nette, ältere Dame noch mal so richtig aufgeblüht, hat neue Freundschaften geschlossen, Dinge gemacht die sie nie vorher machte und genießt jetzt einfach ihr Leben. Wenn ich sie sehe, habe ich das Gefühl sie war noch nie so glücklich, zufrieden und selbst bestimmt wie mit über 70. Und wer sagt denn, dass sie nicht nächste Woche auf die Idee kommt sich tätowieren zu lassen oder zu studieren?
 
Ganz böse gesagt: die Leute sind halt nix mehr gewohnt... wir haben mittlerweile Leute, die an Selbstmord denken, wenn ihr Handy den Geist aufgibt. Das is leider/glücklicherweise nicht mehr mit einem Krieg oder dergleichen vergleichbar und was ertragen werden muss :/

Egal was Du gemeint hast,es ist so wie Du es sagst.
Das ganze Blablabla ist einfach nur lächerlich. Das steht auf der gleichen Stufe wie der erbärmliche Spruch vor 4 Monaten wo von der "traurigsten Weihnacht seit Kriegsende" gefasselt wurde.
Da hat wohl noch niemand wirkliche schilmme Zeiten erlebt.
Die Jugend vereinsamt ? Ich lache mich tot.
Solche "Studien" sind wohl eine ABM für irgendwelche Medien "Wissentschaftler"
Niemand hindert die Jugend daran sich zu treffen.
Ja die Clubs und Diskos sind zu(dafür danke ich persönlich dem Allmächtigen,von mir aus kann das immer so bleiben),aber niemand verwehrt den jungen Leuten sich zu treffen. Die Bahnhöfe und Parks sind voll mit der Jugend.
Es gilt wohl heute schon als "Vereinsamung" wenn man nicht jeden Tag Party all the Time veranstalten kann.
Unsere "Lockdowns" waren bisher ein Witz.Bestenfalls Medium.
Jeder kann und darf hier jeden treffen wenn er es möchte.
Und sei es auf zwei Meter Abstand.
Hier hungert im Regelefall niemand, alle haben ein Dach über dem Kopf und fast jeder hat per Netzt oder Handy freien Kontakt zur Welt.
Als Vater eines jungen Mannes sehe ich es fast Täglich. Da sitzen die Kerle sich gegenüber und sprechen kein Wort miteinander. Geht alles über das Handy.
Und jetzt wird von "Vereinsamung" gefasselt ? Oder von der schlimmsten Zeit seit Ende des Krieges ?
Hallo ? Gehts noch ?
 
Da hat wohl noch niemand wirkliche schilmme Zeiten erlebt.
Die Jugend vereinsamt ? Ich lache mich tot.
Solche "Studien" sind wohl eine ABM für irgendwelche Medien "Wissentschaftler"
...
Es gilt wohl heute schon als "Vereinsamung" wenn man nicht jeden Tag Party all the Time veranstalten kann.
Unsere "Lockdowns" waren bisher ein Witz.Bestenfalls Medium.
Jeder kann und darf hier jeden treffen wenn er es möchte.
(...)
Hier hungert im Regelefall niemand, alle haben ein Dach über dem Kopf und fast jeder hat per Netzt oder Handy freien Kontakt zur Welt.
(...)
Und jetzt wird von "Vereinsamung" gefasselt ? Oder von der schlimmsten Zeit seit Ende des Krieges ?
Hallo ? Gehts noch ?
Wäre schön, wenn es nur Blabla wäre und du Recht hättest. Aber die Realität sieht anders aus.
Mehr und mehr Jugendliche leiden unter Depressionen (https://www.destatis.de/DE/Themen/G...it/depression-kinder-jugendliche-imfokus.html).
Sprich mal mit ihnen... Hunger ist schlimm, keine Frage. Aber sprich mal mit Jugendlichen die, egal an welcher psychischen Erkrankung auch immer leiden.

Und nur, weil wir dermaßen viel Technik besitzen, heißt das lange nicht, dass sie davor hilft, nicht einsam zu sein.
Denn was macht die Qualität einer Beziehung aus? Bestimmt nicht, das iPhone oder der hundertste Social Media Kanal.
Das grundlegende Problem ist auch, dass Begegnungsstätten weg fallen. Ja, klar, das muss. Aber Schulen etc. sind ja nicht nur ein Ort, um Fächer zu lernen. Sie sind eben auch Orte, an denen man beisammen ist.
Freier Kontakt zur Welt heißt manchmal nur, eine Daumen nach oben anzuklicken, oder ein Herz, oder was auch immer.
Vielleicht aber zeigt genau das total deutlich, dass kein Handy der Welt ersetzen kann, worauf es wirklich ankommt. Reale Begegnung. Körperkontakt (und damit meine ich nicht Sex).
 
Und diese Pandemie ist ja auch eine Art Beitrag zum erwachsen werden, nur halt keiner, den man sich gewünscht hätte. Aber auch daran kann man reifen und wachsen. Ich staune, wie selbstverständlich viele Kinder und Jugendliche sich an Regeln halten und verzichten, weil es nun eben im Moment so ist, aber es nicht ewig sein wird.

Da kommt dann das Prinzip Hoffnung dran, die haben wir nämlich.

@Vanillezucker

Ich habe aber nicht nur ein Beispiel gebracht, was andere Generationen so wegstecken mussten, sondern durchaus auch versucht eine Perspektive aufzuzeigen, es vielleicht von einem anderen Standpunkt aus zu betrachten, also Reframing zu betreiben und das Positive stärker zu betrachten.

@Darth Keebo

Die Vereinsamung der Jugend ist ja nicht erst seit Corona da, die Pandemie wirkt einfach nur wie ein Verstärker, auch was Gewalt in den Familien betrifft.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und nur, weil wir dermaßen viel Technik besitzen, heißt das lange nicht, dass sie davor hilft, nicht einsam zu sein.
Denn was macht die Qualität einer Beziehung aus? Bestimmt nicht, das iPhone oder der hundertste Social Media Kanal.
Das grundlegende Problem ist auch, dass Begegnungsstätten weg fallen. Ja, klar, das muss. Aber Schulen etc. sind ja nicht nur ein Ort, um Fächer zu lernen. Sie sind eben auch Orte, an denen man beisammen ist.
Freier Kontakt zur Welt heißt manchmal nur, eine Daumen nach oben anzuklicken, oder ein Herz, oder was auch immer.
Vielleicht aber zeigt genau das total deutlich, dass kein Handy der Welt ersetzen kann, worauf es wirklich ankommt. Reale Begegnung. Körperkontakt (und damit meine ich nicht Sex).

Dank der COVID-Pandemie sieht man jetzt eben auch die Vereinsamung als gesellschaftliches Problem noch viel deutlicher. Egal ob alt oder jung, ungewollte Einsamkeit ist ja in den letzten Jahren schon deutlich in einen wissenschaftlichen Fokus gerückt. Man kann derzeit wirklich nur hoffen, dass After-COVID diese Themen nicht einfach wieder in der Versenkung verschwinden, sondern Pflegenotstand, Bildungsungerechtigkeit, Einsamkeit, mentale Gesundheit und Grenzen der Digitalisierung weiter im Fokus bleiben.
 
Dank der COVID-Pandemie sieht man jetzt eben auch die Vereinsamung als gesellschaftliches Problem noch viel deutlicher. Egal ob alt oder jung, ungewollte Einsamkeit ist ja in den letzten Jahren schon deutlich in einen wissenschaftlichen Fokus gerückt. Man kann derzeit wirklich nur hoffen, dass After-COVID diese Themen nicht einfach wieder in der Versenkung verschwinden, sondern Pflegenotstand, Bildungsungerechtigkeit, Einsamkeit, mentale Gesundheit und Grenzen der Digitalisierung weiter im Fokus bleiben.
Jepp, aber das Thema Einsamkeit ist nie deutlich genug in den Medien gewesen. So wenige wie die Thematik über Mediensucht.
ein interessanter Artikel darüber übrigens, wie sich Corona auf das Gehirn auswirkt bzw auf die psychischen Folgen davon, findet sich hier.
 
Egal was Du gemeint hast,es ist so wie Du es sagst.
Das ganze Blablabla ist einfach nur lächerlich. Das steht auf der gleichen Stufe wie der erbärmliche Spruch vor 4 Monaten wo von der "traurigsten Weihnacht seit Kriegsende" gefasselt wurde.
Da hat wohl noch niemand wirkliche schilmme Zeiten erlebt.
Die Jugend vereinsamt ? Ich lache mich tot.
Solche "Studien" sind wohl eine ABM für irgendwelche Medien "Wissentschaftler"
Niemand hindert die Jugend daran sich zu treffen.
Ja die Clubs und Diskos sind zu(dafür danke ich persönlich dem Allmächtigen,von mir aus kann das immer so bleiben),aber niemand verwehrt den jungen Leuten sich zu treffen. Die Bahnhöfe und Parks sind voll mit der Jugend.
Es gilt wohl heute schon als "Vereinsamung" wenn man nicht jeden Tag Party all the Time veranstalten kann.
Unsere "Lockdowns" waren bisher ein Witz.Bestenfalls Medium.
Jeder kann und darf hier jeden treffen wenn er es möchte.
Und sei es auf zwei Meter Abstand.
Hier hungert im Regelefall niemand, alle haben ein Dach über dem Kopf und fast jeder hat per Netzt oder Handy freien Kontakt zur Welt.
Als Vater eines jungen Mannes sehe ich es fast Täglich. Da sitzen die Kerle sich gegenüber und sprechen kein Wort miteinander. Geht alles über das Handy.
Und jetzt wird von "Vereinsamung" gefasselt ? Oder von der schlimmsten Zeit seit Ende des Krieges ?
Hallo ? Gehts noch ?

Ich kann einiges von dem, was du schreibst, gut nachvollziehen. Mich persönlich beeinträchtigen die Corona-Beschränkungen weniger als andere, weil ich ohnehin sehr introvertiert bin und, überspitzt formuliert, froh bin, dass ich seit über einem Jahr praktisch meine Ruhe habe (und mir keine Ausreden einfallen lassen muss, um ein Treffen nicht wahrzunehmen, für das ich zwar Zeit, aber keine Lust habe).

Aber ich weiß auch, dass dies längst nicht allen so geht und ich halte es für wichtig, sich anderen Betrachtungsweisen gegenüber Offenheit zu bewahren und sich vor allem auch profund mit der Gegenseite auseinanderzusetzen. Denn auch wenn ich viele Sachen, die du schreibst, zumindest ähnlich sehe, scheinen mir doch viele recht unreflektierte Verallgemeinerungen die Grundlage für deinen Post zu bilden.

Natürlich ist die Situation, in der wir uns befinden, bei weitem nicht mit einem Krieg oder einer Hungersnot zu vergleichen. Wer bei klarem Verstand ist, wird dies auch nicht behaupten. Das bedeutet aber nicht, dass einem auch diese vergleichsweise harmlose Situation nicht zusetzen kann und nicht darf. Wie @Vanillezucker schon ganz ähnlich und treffend schrieb, geht man immer von seinen eigenen Standards aus. Daran ist nichts verwerflich, und gemessen an unseren Standards wird man nicht wegleugnen können, dass die anfängliche Ausnahmesituation, die schon seit über einem Jahr andauert (und das ohne wirkliche Besserung in Sichtweite, was es erst wirklich frustrierend macht) für viele Menschen einen Einschnitt bedeutet, den man ernst nehmen kann und sollte.

Mir hat vor vielen Jahren mal jemand gesagt: "Man spendet jemandem, der bei einem Unfall einen Arm verliert, keinen Trost, indem man ihn daran erinnert, dass es Menschen gibt, die beide Arme verloren haben". Mit der Argumentationsweise "Es könnte noch viel schlimmer sein, ein Krieg oder eine Hungersnot wären wirklich ein Grund zur Klage" könnte man, ganz allgemein nun gesprochen, im Prinzip jede Situation, in der sich ein Mensch befindet und die für diesen Menschen problematisch ist, ad absurdum führen. Es gäbe fast immer irgendetwas, das noch schlimmer ist und das man der Problemsituation einer anderen Person entgegenhalten könnte, ausschlaggebend ist aber eben die Situation, in der man sich befindet.

Und nicht alle Menschen, die in der Corona-Situation die Absenz sozialer Kontakte beklagen, meinen damit, dass sie nicht mehr jedes Wochenende Party machen können. Natürlich kann man sich prinzipiell treffen, aber mit Sicherheitsabstand und Maske ist das schon ein anderes Erlebnis. Man muss auch nicht erst von Discos und Clubs reden, es ist beispielsweise derzeit auch nicht möglich, sich mit jemandem in ein Café oder ein Restaurant zu setzen. Das sind Dinge, die auch mir fehlen, nur komme ich damit besser zurecht als Leute, die von Natur aus kontaktfreudiger sind. Und viele Junge Menschen, da zähle ich mich auch darunter, sind im Studium massiv betroffen. Ich und viele andere studieren seit zwei Semestern von zu Hause aus und ich merke immer mehr, wie sehr mir das reale Studium an der Uni fehlt. Kurse, die "live" via Internet abgehalten werden, bieten ein geringes Maß an Kompensation, aber auch das hält sich in Grenzen. Auch hier hilft es natürlich am Ende nicht, zu jammern. Aber ich denke es ist nachvollziehbar, wenn man sich so wie ich wünscht, dass man in zehn Jahren nicht zurückblicken und sagen muss, dass man sein gesamtes Master-Studium von zu Hause aus verbracht hat.
 
. Ich und viele andere studieren seit zwei Semestern von zu Hause aus und ich merke immer mehr, wie sehr mir das reale Studium an der Uni fehlt. Kurse, die "live" via Internet abgehalten werden, bieten ein geringes Maß an Kompensation, aber auch das hält sich in Grenzen. Auch hier hilft es natürlich am Ende nicht, zu jammern. Aber ich denke es ist nachvollziehbar, wenn man sich so wie ich wünscht, dass man in zehn Jahren nicht zurückblicken und sagen muss, dass man sein gesamtes Master-Studium von zu Hause aus verbracht hat.
hierzu fällt mir noch ein, was mir bei mir selbst auffällt. Ich bin absolut nicht der Typ für Seminare dieser Art.
Normal hab ich bei Präsenzveranstaltungen die 8h oder länger gehen, kein Problem damit, mich zu konzentrieren. Bei online Konferenzen geht meine Konzentration meist innerhalb von zwei (!) Stunden verloren. Seit der Pandemie quäle ich mich von Online Seminar zu Online Seminar.

Aber jenseits davon finde ich, dass du sehr, sehr wichtige Punkte angebracht hast.
Natürlich kann man sich mit Abstand treffen.
Dennoch fallen eine ganze Menge Dinge weg.
Umarmungen. Das Klopfen auf die Schulter. Begegnung in Gruppen.
Wenn man so will, bei Kids auch die Gelegenheit zu Raufen.
Im Artikel vom ZDF, sollte außerdem klar werden, welche Auswirkungen die Einschränkungen noch haben.
Natürlich - jeder steckt das anders weg. Aber ich denke, dass ernst genommen werden sollte, dass es eben Menschen gibt, die drunter leiden.
ein kleines Beispiel noch dazu...
Ich konnte meinen Opa im Altenheim nur zu gewissen Zeiten besuchen. Was total schwer mit meiner Arbeit zu vereinbaren war.
Als er starb, hatte ich nicht die Möglichkeit ins Altenheim zu fahren und ihn noch einmal zu sehen. Am selben Tag habe ich Fieber bekommen. Was es unmöglich gemacht hat, dass jemand zu mir kommen konnte.
Natürlich habe ich mit meinem Partner telefoniert.
Aber ganz ehrlich - wie sehr hätte ich, heulend in meinem Wohnzimmer, in dem Moment eine Umarmung Gebraucht?
Ja, klar, ich hab das überstanden. Aber auch das sind Dinge, mit denen Menschen konfrontiert sind - und das ist nicht so einfach weg zu stecken. Eben weil es hier ganz wesentlich um präsenten Kontakt und Körpernähe geht.

@Raven Montclair
Ja, die Vereinsamung war schon vorher da und coronavirus verstärken. Genau das ist ja noch einmal das große Problem. Weil die Ohnmacht größer wird
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ganze Blablabla ist einfach nur lächerlich. Das steht auf der gleichen Stufe wie der erbärmliche Spruch vor 4 Monaten wo von der "traurigsten Weihnacht seit Kriegsende" gefasselt wurde.
Im allgemeinen würde ich dem sogar mehr oder weniger zustimmen, jedenfalls was die BRD angeht, in anderen Ländern gab's sicherlich wesenetlich schlimmere Weihnachtsfeste in den letzten 70 Jahren.

Aber ich stimme zu, durch den langanhaltenden Frieden sind wir solche Maßnahmen einfach nicht mehr gewöhnt. Jede Maßnahme wird gleich als riesen Einschnitt betrachtet, obwohl es dank Internet, Onlinehandel usw. so viele Alternativen gibt. Aber niemand muss hier deswegen am Hungertuch nagen oder Vereinsamen.
Aber auf einmal ist die Demokratie in Gefahr wenn man ohne Maske nicht mehr in den Supermarkt darf und Kulturzentren geschlossen bleiben müssen. Dabei könnte das alles noch so viel schlimmer sein.
Natürlich ist dies alles hart, aber man muss eben auch bedenken, dies ist ein Ausnahmezustand und den sind wir in Deutschland und der restlichen EU in dieser weiße schlicht nicht gewöhnt.


Ich nehme mich da jetzt aber auch nicht raus. Ich sitze hier jetzt seit Ende Dezember in meiner Wohnung und außerhalb der Familie habe praktisch keine sozialen Kontakte mehr, außer zum Einkaufen und Austragen komme ich auch nicht mehr raus, und dem gelegentlichem Gespräch auf der Straße sehe ich auch niemanden. Stattdessen gehe ich nun seit bald einem Jahr in die Therapie zu meiner Psychologin die ich aber auch nur knapp alle zwei Wochen sehe.
Desweiteren findet aufgrund des Lockdowns meine Fortbildung nicht mehr statt und da habe ich halt einmal im Monat noch ein persönliches Gespräch, wo ich meine Bewerbungen bespreche, aber die persönlichen Kontakte, die Werkstatt usw was mich noch motiviert hat weiter zu machen fehlen mir halt trotzdem. Ich war nämlich schon vor der ganzen Coronakrise chronisch Depressiv und letztes Jahr hatte ich mich mal endlich hochgeraft um einen Neustart in Angriff zu nehmen, aber umso länger dieser Lockdown "Light" geht und man mit den Impfungen nicht vorankommt, verschlechtert sich mein psychischer Zustand eben zunehmend.
Anders gesagt ich habe zunehmend auch keinen Bock mehr der Bundes- und den Länderregierung hier weiter zuzusehen, mit ihren Strategien die einfach nicht greifen, man ständig Lockerungen fordert, alternativen Beschließt nur um sie wieder gleich einzukassieren, man Impfstoffe im Eilverfahren genehmigt, dann wieder verbietet, frei gibt und wieder verbietet, und so den ganzen Prozess noch mehr in die Länge zieht. Ich würde gerne mal wissen was ist eigentlich der konkrete Plan? Wann sollen die Gruppen 2 und 3 den dran kommen? Bis wann soll Deutschland eigentlich durchgeimpft sein?
 
Dann will ich mich auch mal wieder einschalten.

Um das vorauszuschicken: Was mich nervt, ist die Behauptung, dass niemand darüber spricht / anerkennt, wie sehr Kinder und junge Leute unter der Pandemie leiden. Es ist doch immerzu und überall die Rede genau davon, und was man trotz ggf. erhöhter Infektionsrisiken möglich machen muss, um gegenzusteuern (KiTas/Schulen öffnen, Sport zulassen etc.).

Ansonsten habe ich aber absolut Verständnis dafür, dass die Lage für Jugendliche besonders belastend ist. Ich möchte mir das in meiner Jugend nicht vorstellen - zumal damals Ende der 80er / Anfang der 90er an die Internet- und Fernkommunikationsmöglichkeiten von heute nicht im Traum zu denken war. Der einzige Weg des Außenkontakts war das Festnetztelefon, in der Regel mit einem einzigen, schnurgebundenen Anschluss pro Haushalt und erheblichen Kosten pro Gesprächsminute. :eek: Keine Ahnung, ob für Otto Normalverbraucher Konferenzen mit mehreren Teilnehmern möglich waren - ich schätze, eher nicht.

Exkurs: Generell können wir wirklich froh sein, dass die Pandemie erst jetzt über uns gekommen ist, denn ich wüsste nicht, wie wir das damals hätten machen sollen - entweder, es wäre vieles wirklich komplett für mehr als ein Jahr zum Erliegen gekommen oder man hätte viel mehr Infektionen durch Kontakte in Kauf nehmen müssen. Mangels Globalisierung und internationaler Mobilität / Fliegerei wäre es zwar womöglich gar nicht zu so einer schnellen Verbreitung gekommen, aber die Impfstoffforschung wäre andererseits auch nicht so schnell vorangekommen.

Zurück zur Jugend. Ich sehe das nicht so, dass man alles beliebig nachholen kann. Natürlich kann man auch später noch Partys feiern, reisen etc. und gerade als junger Mensche hat man dafür (in aller Regel) noch jede Menge Zeit. Aber in keiner anderen Lebenszeit gibt es so viele wichtige und singuläre Meilensteine, die man eben nicht einfach nachholen kann: Die Konfizeit, der Schulabschluss, der Start in das Studium... Irgendetwas oder gar mehrere Dinge davon unter Pandemiebedingungen absolvieren zu müssen, nimmt einem eine ganze Menge!

Gerade mit den neuen Mutanten sollte man aber auch nicht mehr denken, dass die Jungen sich für die Alten oder Gesamtgesellschaft opfern müssen. Mittlerweile ist klar, dass auch Junge gefährdet sind, zwar eher weniger von schwerem Verlauf mit Todesfolge, aber wenn man Long-Covid davonträgt und das sich als nicht heilbar herausstellen sollte, ist das restliche, noch sehr lange Leben im Eimer...

Generell finde ich es aber nicht gut, die eine Gruppe gegen die andere auszuspielen. Jeder hat in der Pandemie sein kleineres oder größeres Päckchen zu tragen, und für jeden ist es auf eine andere Weise schlimm.

Ich gehöre z. B. keinen der oft genannten besonders belasteten Gruppen an, ich kann weiter voll arbeiten, muss mich dabei als Einzel-Büroarbeiterin aber auch keinem Risiko aussetzen, muss keine Kinder heimbeschulen etc. Das heißt aber nicht, dass ich nicht unter der Situation leide und mittlerweile zunehmend am Ende bin. Meine Probleme liegen darin, dass ich alleinstehend bin und über 80jährige Eltern habe (die glücklicherweise heute ihre zweite BionTech-Impfung erhalten haben, einer der wenigen Lichtblicke! :)). Das Resultat davon ist, dass ich seit Beginn der Pandemie so gut wie gar nichts gemacht habe, was mit anderen Menschen oder Mobilität zu tun hat, auch nicht im ach so lockeren Sommer 2020 - zum Schutz meiner Eltern (die sozusagen meine ausgewählte Bubble sind, in die niemand anderes hineindarf), aber auch von mir selbst (ich will das blöde Mistvieh definitiv auch nicht haben!) und auch der Gesamtgesellschaft.

Mittlerweile deutlich über ein Jahr her ist es beispielsweise, dass ich Besuch hatte, einen Freund/eine Freundin "live" gesehen habe, eine Urlaubsreise gemacht habe, in einem Restaurant o. ä. gegessen habe oder den ÖPNV genutzt habe. Verwandte über meine Eltern hinaus habe ich zwischenzeitlich nur deshalb gesehen, weil wir im Sommer leider einen Trauerfall hatten. Oft habe ich das Gefühl, ich existiere (leben will ich das nicht nennen) nur noch, um zu arbeiten. Andererseits bin ich dankbar, dass ich wenigstens den sinnstiftenden Anker Arbeit noch habe.

Wie ich und andere Menschen in ähnlicher Situation unter der Pandemie leiden und wie man uns die Sache leichter machen könnte, davon habe ich in der Tat noch nirgendwo etwas gehört, mag aber daran liegen, dass wir nun wirklich eine absolute Minderheit sind.

Die ganz Alten werden einerseits oft als die Nutznießer des Verzichts der vielen Jüngeren dargestellt, aber auch ihr Leid ist nicht zu unterschätzen. Ganz besonders schlimm ist die Isolation in den Heimen. Gerade heute habe ich einen Zeitungsartikel gelesen, in dem eine Pflegerin absolut herzzerreißend die Situation bei Besuchen beschrieb (die sich selbst nach weitgehender Durchimpfung in den Heimen nicht geändert hat): Wie sie aufpassen muss, dass Paare, die vor dem Einzug eines Partners ins Heim jahrzehntelang zusammengelebt haben sind, sich beim Besuch bloß nicht nahe kommen / berühren / umarmen und konsequent die Maske aufbehalten. Wie erst die eine, dann der andere und schließlich die virtuell zugeschaltete Tochter anfängt zu weinen. Und wie sie schließlich nach exakt 40 Minuten dafür sorgen muss, dass der Besuch geht...

Und natürlich gilt für Alte, dass sie die allerwenigsten Möglichkeiten haben, Dinge nachzuholen, die sie jetzt verpasst haben. Bei meinen Eltern habe ich zunehmend den mich sehr belastenden Eindruck, dass die Pandemie ihnen die letzten halbwegs guten Monate genommen hat. Zum einen aufgrund des "natürlichen" Abbaus, zum anderen aber sicher auch aufgrund der pandemiebedingten Isolation und Inaktivität. Ich fürchte, sie werden auch wenn "es vorbei ist" nicht noch einmal in den Urlaub fahren oder Feste feiern, weil sie es einfach nicht mehr schaffen... :(


Ja, die Gesamtsituation ist im Moment absolut frustrierend, nicht nur wegen der gefühlt vielen, die sich an nichts mehr halten (man darf aber nicht vergessen, dass diejenigen, die sich dran halten und daheim bleiben, eben nicht zu sehen und zu hören sind - ich denke, wir sind immer noch die Mehrheit! :thup:), die Politik nur noch kurzsichtig zu denken scheint (und damit meine ich auch wirtschaftlich!), sondern auch, weil wir alle dachten, den Winter müssen wir jetzt noch überstehen, dann wirken sich zum einen die Impfungen aus und zum anderen hilft uns die Witterung wie im letzten Jahr und wir sind aus dem Gröbsten raus. Und jetzt haben wir statt einem Licht am Ende des Tunnels, das auch schon unsere Umgebung merklich erhellt, eine blöde Mutante, eine massive dritte Welle und einen schleppenden Impffortschritt, der für die nicht besonders Priorisierten von uns wohl bedeutet, dass wir noch bis Herbst die Zähne zusammenbeißen müssen...

Das geht uns aber allen so, unabhängig vom Alter und unabhängig davon, wo die individuellen Belastungsfaktoren in der Pandemie liegen. Ich falle beispielsweise ständig von totaler, schon an einen depressiven Zustand grenzender Frustration in ein "ich sollte froh sein für alles, was ich noch habe, ich habe schon so viel geschafft, das schaffe ich jetzt auch noch, und am Ende werde ich stolz sein!" und wieder zurück...

Micah
 
Es werden mittlerweile auch zahlreiche Personen geimpft, die ursprünglich zur Gruppe 3 gehörten: Personen zwischen 60 und 70, Erzieher, Grundschullehrer, Förderschullehrer. Die ursprünglich Gruppe 3 ist mittlerweile ordentlich eingedampft worden. Wann diese genau starten kann, wurde noch nicht kommuniziert. Da die Gruppe 3 aber mittlerweile so übersichtlich geworden ist, wird nach deren Start auch bald danach die Impfung für den Rest freigegeben werden.

Eine mögliche positive Perspektive: Wenn der Abstand zur Zweitimpfung bei den mRNA-Impfstoffen von Biontech und Moderna von sechs auf zwölf Wochen verlängert würde, könnten laut Lauterbach bis Juli über 60 Millionen Menschen in Deutschland erstgeimpft und so gegen schwere Krankheitsverläufe geschützt sein.
 
Ja und wieder hat die Polizei zugeschaut bzw. mit gemacht. Bei den Videos die man so sieht wird einem echt schlecht.

Samstag Abend und an den beiden folgenden Ostertagen sah es dann in Stuttgart wieder ganz anders aus:

https://www.stuttgarter-nachrichten...atz.26401a1d-458a-4128-876f-a660f26ff1ae.html

Das ist so langsam alles kaum noch vermittelbar. Tagsüber dürfen 10.000 Menschen in einem nicht genehmigten Demonstrationszug vom Marienplatz zum Wasen laufen - immerhin ca. 7 Kilometer ca. - , sich dabei feiern, dass sie so ziemlich keine der Coronaregeln einhalten, und werden dabei noch von der Polizei geschützt, die das achselzuckend hinnimmt. Warum darf sich ein solcher Demozug, der im Vorfeld eindeutig untersagt wurde, überhaupt in Bewegung setzen, und dann auch noch eine derart weite Strecke mitten durch die Stadt, über abgesperrte Bundesstraßen, durch Tunnel usw. zurücklegen?

Immerhin bahnt sich nun zumindest ein politisches Nachspiel an, und auch die Veranstalter sollen wohl juristisch belangt werden, da absichtlich gegen die Auflagen verstoßen wurde, und man nicht zumindest auf die Teilnehmer eingewirkt hat, die Regeln zu befolgen:

https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/demo-stuttgart-aufarbeitung-100.html

Allerdings fürchte ich, dass der pädagogische Effekt bei diesen Schwachköpfen gering sein wird. Dann wird die nächste Demo halt in einer anderen Stadt angemeldet, und die etwaige Strafe für das Verhalten in Stuttgart dürften Ballweg und Konsorten mittels der zahlreichen "Schenkungen" aus der Portokasse zahlen.

C.
 
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