Csilla

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"Deine Partner werden dir helfen. Papa und ich haben ebenfalls darüber gesprochen wie wir das mit der Absicherung regeln...“

Partner? Ich will Namen! Adressen!‘ Noch immer war ihr Blick nicht entscheidend versöhnlicher geworden.

„...und ich finde er hat damit recht, dass wir dir deine Freiheit in dieser Sache lassen sollten, so wie dein Opa mir meine in der Gestaltung von Imperial Spirits gelassen hatte, als ich es übernommen habe. Insight Research verbleibt Teil der Firmengruppe und natürlich wirst du mich ein zwei Mal zu gesicht bekommen, gerade wenn es um große Aufträge oder um Geldanleihen aus den Firmendepots geht, ansonsten werden dich deine Partner beraten. Beim Ankauf der Fläche habe ich mit dem Gouverneur von Borosk, Aren Vayliuar einen Deal aushandeln können, der ihn an den Einnahmen beteiligt. Im Gegenzug investiert er in die Firma und steht dir als Ansprechpartner auf Planetarer und wirtschaftlicher Ebene zur Verfügung. Als Erbe der Fourbs hat er einen nicht unerheblichen Wissensschatz in den wirtschaftlichen Bereichen..."

Das klang noch recht gut. Ein Politiker direkt als Verbündeten und Anteilhaber, der zwar anscheinend mit ihrer Mutter gemeinsam einige Hochprozentige gekippt hatte (denn das war es, was sie unter „Deal aushandeln“ verstand), aber doch wahrscheinlich ebenfalls um Unabhängigkeit bemüht war... Treeya setzte ihr Pokerface wieder auf und hörte zu, während sie von ihrer Mutter erneut das Pad entgegen nahm.

"Als zweiter wäre da noch Lortan Toral, vertretend für Toral Engineering, die schon kurz nach Freigabe der Aktien die gesamten 33% der freigegebenen Anteile aufgekauft haben. Mit ihm hast du ein wahres Urgestein der Muunilinster Wirtschaft und einen Bekannten deines Opas an der Hand. Jeder von euch dreien hält ein Drittel der Aktien, bzw. Toral und Vayliuar jeweils 33 und du die finalen 34, womit du jeden einzeln in den Prozentualen Anteilen überstimmen kannst. Da beide aber Wirtschaftsorientiert sind werden sie dir kaum reinreden denke ich..."

Treeyas Kopf schwirrte vor lauter Zahlen, die sie so schnell aneinander gereiht kaum erfassen konnte. Das ärgerte sie bereits jetzt maßlos, wenn sie wirklich einmal Insight Research leiten wollte, dann musste sie solche Angaben sofort zu- und einordnen können. Moment... plante sie das ganze etwa schon? Die junge Frau runzelte die Stirn und lenkte sich mit dem Bild ab: Toral Engineering... ja, doch, davon hatte sie bereits gehört. Auf Muunilinst waren sie zu einem der wichtigsten Familien aufgestiegen und Treeya hatte große Anerkennung für die Idee, stillgelegte Werke für die Gewinnung von Erzen und seltenen Elementen aus den Gasen von Unterwasservulkanen neu zu nutzen. So jemanden als weiteren Partner... ja... das klang immer besser. Sie rechnete noch ein wenig, klar mit 34% hatte sie die Mehrheit gegenüber einer der beiden Parteien. Wenn sich dieser Mann mit unaussprechlichem Namen und der ältere Herr mit dem vollen, grauweißen Haar und den strengen Gesichtszügen nun aber gut kannten und gegen sie verbündeten? Sie würde gleich morgen eine nachträgliche Höreranmeldung für die ein oder andere BWL-Vorlesung einreichen. Und als sie das plante, wurde ihr endgültig bewusst, dass sie das Angebot annehmen würde, auch wenn sie noch immer die Vermutung hatte, dass sie Marika mehr als nur ein oder zweimal zu Gesicht bekommen würde. Den Satz ihrer Mutter, dass sie doch durch und durch ihre Tochter sei, hörte sie fast garnicht mehr, denn ein für ihre Verhältnisse sehr unkontrolliert freudiges Lächeln war auf ihre Lippen getreten und sie hatte ihre Mutter fest in die Arme geschlossen. All der Streit, der in den letzten Jahren über der Familie gelegen hatte und die Entfremdung von ihren Eltern und ihren Geschwistern, das alles würde sie vielleicht jetzt auflösen können, ohne dabei ihren eigenen Weg zu verlassen. Manchmal war ihr die Emotionalität ihrer Erziehung unter Menschen, die sie nweigerlich in sich trug, sehr lästig, aber in den Momenten, wo Glück sie überströmte, genoss sie es.

Ich bin wirklich froh, dass ihr das akzeptiert,“ sagte Treeya und sprang ein wenig übermütig auf „hast du Hunger? Du bist doch sicher lange unterwegs gewesen! Lass uns doch erst einmal etwas essen und dann würde ich gerne mehr über meine“ –sie kicherte- „Firma wissen. An wie viele Angestellte habt ihr gedacht? Oder darf ich das ganz alleine entscheiden? Ich möchte ein kleines, aber brillantes Forschungsteam... Was sind eigentlich die genauen Forschungsziele? Erzähl mir auch ein bisschen mehr über diesen Valulili...“ –Mist, sie hatte vergessen, wie der Kerl hieß- „und über Lortan Toral, was sind so deren Ziele und wie passt das zu mir?“ Sie quasselte gerade wie ein kleines Menschenkind und wäre sie nicht so aufgeregt, wäre ihr das sehr peinlich gewesen. Sie versuchte, sich wieder ein wenig unter Kontrolle zu bringen, während sie in den Kühlschrank blickte und ein wenig beschämt auf die drei Packen Fertig-Tiramisu und die Mikrowellen-Nudeln blickte. Nun, das war nicht gerade etwas, was man ihrer Mutter anbieten konnte.

Worauf hättest du denn Lust?“, fragte sie und blickte aus der Designer-Küche wieder in das weitläufige Wohnzimmer.

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Noch bevor sie endete stahl sich bereits ein unglaubliches Strahlen auf Treeyas Gesicht. Sie hatte also vollkommen ins Schwarze getroffen, ihre Tochter war überglücklich und dass würde das wahre Spiel das hier gespielt wurde hoffentlich lange genug überdecken um sie fast freiwillig dazu zu bringen Lortans Neffen zu heiraten. Zudem nahm Treeya ihren Bluff mit den Firmenanteilen von Lortan Toral so bereitwillig auf, dass sie diesem schleunigst ein Kaufangebot und den Grund dieses Schachzugs zukommen lassen musste... wenn Treeya die Papiere zum ersten Mal sah musste schließlich alles niet und nagelfest aussehen, die Überschreibung wurde in diesem Moment bereits vorbereitet und würde dann nachträglich noch um Toral Engineering ergänzt werden müssen, dass sollte aber kein Problem sein. Die überstürzte Umarmung weckte in Marika beinahe den Drang alles abzublasen und einfach nur mit ihrer Jüngsten die Freude über eine solche Chance zu teilen, doch ihr Geist stand weit über diesen Dingen. Sicherheit und finanzielle Interessen der Familie und der Gruppe standen hier zur Debatte und damit war die Entscheidung eigentlich bereits gefallen. Zudem bildete für Marika eine arrangierte Ehe keinen Sklavenpakt, sondern einen Bund in dem man, wie sie an sich selbst und ihren Schwestern beobachtete, durchaus ein glückliches Leben führen konnte. Im Nachhinein, da war sich die Mittvierzigerin sicher, hätte sie Faran auch geheiratet ohne das ihr Vater es ihr nahegelegt hätte... nahegelgt mit einem Nachdruck der kein Nein zuließ natürlich. Aber sie war damit durchaus glücklich geworden und hielt das bei ihrer Tochter auch für mehr als möglich... Natürlich war dieser Mile Toral knapp 11 Jahre älter als Treeya, aber er war Soldat, gut in Form und wahrscheinlich eloquenter und Weltgewannter als jeder Mann ihres Alters oder mit ein paar Jahren mehr von dieser Universität.

Unfähig in den Redefluss der vollkommen umgekrempelten jungen Frau hineinzugrätschen, lehnte sich Marika diesmal ernsthaft zufrieden in einer weitaus bequemeren Haltung zurück und beobachtete das nun emsige Bienchen, das mit hunderttausend Fragen durch die Wohnung zu fliegen schien.

"Ich schließe mich da ganz dem an was du da hast oder welchen Aufwand du betreiben möchstest."

Marika hatte nicht wirklich Hunger aber wenn ihre Tochter etwas kochen wollte, dann sollte sie das ruhig tun, Marika würde sich pflichtbewusst an den Tisch setzen und etwas zu sich nehmen. Bisher verlief alles nach Anleitung, kaum zu glauben wie leicht es Treeya ihr machte.

"Auf ein paar deiner Fragen kann ich dir denke ich antworten geben. Alles was die Firmeninternen Belange betrifft ist allein deine Entscheidung, da mischen wir uns nicht ein. Das Gelände ist groß genug um jegliche Art von Konstellation zu verwirklichen und auch in Sachen der Ziele kannst du dich frei ausleben. Der ursprüngliche Plan sah einmal Zivilie Forschung vor um nicht zu einem dauerhaften Zulieferer des Militärs zu degenerieren aber das kannst du dir ebenfalls so zusammenstellen wie es dir beliebt. Natürlich bist du zu Beginn auf das Geld deiner beiden großen Geldgeber angewiesen, denn sobald es deren Rahmen übersteigt müsste die Gruppe die geldlichen Mittel stellen und dir deine Projekte vorfinanzieren, was aber glaube ich nicht das ist was du möchtest. Der Gouverneur heißt VAYLIUAR und ist lediglich an Profit und Ergebnissen interessiert, solange er etwas raus bekommt dürfte er dich in Ruhe lassen... bei Lortan Toral ist das etwas schwieriger. Die Firma dürfte dir ja durch die Muunilinster Lokalnachrichten nicht ganz unbekannt sein... jedoch hat die Familie abseits ihres Unternehmens ihre Wurzeln in der Xenoanthropologie und sie zählen zu den Größten Geldgebern der Ingenieurwissenschaftlichen Fakultät der IUM (Imperiale Universität von Muunilinst). Nach einem kurzen Treffen mit Mister Toral bin ich der Ansicht, dass er durch Beteiligung und Förderung solcher privater Forschungsgemeinschaften einerseits seinen Anteil an den Erfolgen und somit generierten PR für sein Unternehmen nutzen will und andererseits antesten möchte ob er ebenfalls in diese Sparte expandieren kann.

Erster Einschätzung nach würde ICH sagen wenn du ihm deine Brillianz zeigst, wird er dich in den meisten Entscheidungen unterstützen und dir im Fall des Falles eher den Rücken stärken als dem Gouverneur."

Jetzt galt es ein wenig diplomatischer zu sein, so dass Treeya nicht doch noch eine Falle witterte.

"Womit wir bei der einzigen Bedingung wären, die ich tatsächlich habe und die auf meiner Erfahrung fußt. Erfahrung die ich mir auch von meiner Tochter nicht absprechen lasse. Triff dich mit ihm, entweder privat oder auf einer größeren Firmenveranstaltung, stell dich vor und zeige dich von deiner Besten Seite. Wenn er dir als Partner nicht zusagt oder du ein komisches Gefühl hast finden wir eine andere Lösung oder kaufen die Anteile zurück und setzen einen erneuten Verkauf auf."

Die versteckte Doppeldeutigkeit dieser kleinen aber feinen Wortwahl "Triff dich mit ihm, entweder privat oder auf einer größeren Firmenveranstaltung, stell dich vor und zeige dich von deiner Besten Seite. Wenn er dir als Partner nicht zusagt oder du ein komisches Gefühl hast finden wir eine andere Lösung" stellte Marikas doppelten Boden da. Sie hatte absichtlich nicht Lortan Torals Namen an dieser Stelle erwähnt und sie meinte hier nicht nur Lortan sondern auch seinen Neffen und damit das eigentliche Ziel dieser ganzen Aktion. Wenn ihr neuer Geschäftspartner es richtig anstellte war die Sache damit in trockenen Tüchern.

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Fieberhaft starrte Treeya in den Kühlschrank, während ihre Mutter ihr nur mitteilte, sie würde sich nach ihr richten. Auch wenn sie noch so stilvolles Geschirr in ihren Schränken hätte, Fertig-Tiramisu blieb einfach Fertig-Tiramisu und sah nach dem Entnehmen aus der Packung meist aus, wie bereits einmal gegessen. Ob sie unbemerkt etwas bestellen konnte? In besonders lernintensiven Phasen, sammelte sie nunmal eine Menge ungesundes Zeug in ihren Vorratsschränken, aber nichts, was man spontan ihrer Mutter vorsetzen konnte, deren zweiter Vorname „Diät“ war. Die junge Frau nahm die Packung heraus, drehte sie um und studierte grinsend die Kalorienangabe, als ihr Blick auf einen fetten Aufdruck darunter fiel. NICHT UMDREHEN. Uuups, zu spät. Clever, so etwas auf die Unterseite der Packung aufzudrucken, aber als sie das nahrhafte Fertigprodukt wendete, erkannte sie, dass der Hinweis seinen Grund hatte. Treeya seufzte, doch in diesem Moment hörte sie, dass Marika wieder die Stimme erhoben hatte:

"Auf ein paar deiner Fragen [...] unterstützen und dir im Fall des Falles eher den Rücken stärken als dem Gouverneur."

Vayliuar, Vayliuar, Vayliuar,‘ prägte Treya sich ein, während sie an einem kleinen, in den Kühlschrank eingelassenen Monitor zwischen verschiedenen Lieferervices hin und her überlegte. Salat würde Mutter bevorzugen... ihr stand ja mehr der Sinn nach ganz anderem Unrat. Vielleicht etwas Leichtes mit Salat als Beilage? Während sie überlegte, hörte sie aufmerksam zu und dachte nach. Sie war nicht der Typ, der im Rampenlicht stehen musste, sie brauchte für ihre Forschung weder Medallien noch irgendwelche anderen Lorbeeren. Selbstverständlich würde sie auf ihren Anteil von Gewinnen und auch von Ehrungen bestehen, aber wenn primär der Imperial Spirits Inc. und Toral Engineering die Gewinne aus den Erkenntnissen ihrer Forschung zugutekamen, was ihr das mehr als recht. Aber sie konnte jetzt nicht weiter planen, nicht mit leerem Magen. Ihre Hände waren kalt und ihr Kopf schmerzte, während sie ein dubios aussehendes Gemüsegericht bestellte, dass durch die kalorienreiche Sauce und die üppige Fleischeinlage bestach. Absenden und bezahlen, juchu!


„Womit wir bei der einzigen Bedingung wären, die ich tatsächlich habe und die auf meiner Erfahrung fußt.“, hörte sie ihre Mutter sagen und in Treeyas Adern gefror ihr Blut zu Eis. Mit einigen schnellen Schritten hatte sie die Küche durchquert und stand wieder im Türrahmen, ihr Blick direkt auf ihre Mutter gerichtet. Ihre roten Augen schienen die zufrieden lächelnde Frau auf dem Sofa regelrecht auseinander zu nehmen.

„Die da wären?“, fragte Treeya und merkte, dass ihre Stimme nicht so fest klang, wie sie es wollte.

„Triff dich mit ihm, entweder privat oder auf einer größeren Firmenveranstaltung, stell dich vor und zeige dich von deiner besten Seite. Wenn er dir als Partner nicht zusagt oder du ein komisches Gefühl hast finden wir eine andere Lösung oder kaufen die Anteile zurück und setzen einen erneuten Verkauf auf.“

Innerlich musste Treeya lachen. Man, die Wortwahl klang ja, als müsse sie den alten Sack heiraten! Manchmal drückte Mutter sich wirklich komisch aus, wenn es um das geliebte Unternehmen ging. Imperial Spirits Inc. war nun einmal ihr sechstes Kind und zwar das Kind, das ihr bisher am wenigsten Kummer und am meisten Freude und Prestige eingebracht hatte, da klang eine Firmenkooperation nun einmal wie eine Ehe. Aber wenn es weiter nichts war und es wirklich ein Zurück gab, wenn ihr das Ganze dubios vorkam... Sie atmete erleichtert aus und Stolz flammte in ihren Augen auf. Sie würde sich zu keinem Punkt die Kontrolle nehmen lassen und stets wachsam sein, dass weder ihre Mutter noch Opa Toral noch beide in Gemeinschaftsarbeit sie übervorteilen würden. Jetzt war es an der Zeit, wirkliche Intelligenz zu zeigen.

„Selbstverständlich, sobald ich mein Praktikum beendet habe in sechs Wochen und mir alle wichtigen Informationen über Toral Engineering, diesen... Valy... Vala... Valu, also diesen Gouverneur, und die Unterlagen auf deinem Datapad über die Gründung der Tochterfirma genauestens angesehen habe, bin ich gerne bereit Lortan Toral zu treffen. Diese Vorbereitungszeit und danach noch einmal eine längere Bedenk- und Planungszeit, das ist meine Bedingung.“

Treeya lächelte triumphierend und verschränkte die schmalen Arme vor der Brust. Ja, auch sie konnte Bedingungen stellen. In diesem Moment klingelte es jedoch an der Tür und sie entsperrte Haustür und Aufzug für den Lieferanten, bevor sie einige Augenblicke später die Wohnungstür öffnete und das kleine Päckchen annahm. Na toll, für den Preis hätte man das Ganze auch mal appetitlicher einpacken können. Rasch packte sie das Essen, dass nicht annähernd so gut aussah, wie auf der Abbildung, auf zwei Teller, machte eine Karaffe mit Wasser und eine mit Wein bereit und stellte entsprechende Gläser auf ihren Couchtisch. Dann setzte sie sich neben ihre Mutter und überlegt, wann sie das letzte Mal ein privates Gespräch mit ihr geführt hatte. Andere Mütter fragten, wie es ihren Kindern ging, ob sie auch alleine klar kamen und wie das Studium lief. Marika tat so etwas nicht, Treeya vermisste geheucheltes Interesse an den kleinen Alltagsdingen auch keinesfalls, aber es machte einen Smalltalk beim Essen unmöglich.

Bleibst du länger auf Csilla?“, fragte sie so nur und kaute ein wenig nervös auf ihrer Unterlippe, da ihre Mutter im Trubel des ankommenden Essens noch nicht darauf geantwortet hatte, dass auch sie ihre ganz eigenen Bedingungen an ein Treffen mit Lortan Toral hatte.

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Der Blick ihrer Tochter durchbohrte sie um einiges mehr als es ihre Stimme vermuten ließ. Es schwang ein Klang mit der wahrscheinlich von der Angst her rührte alles was sie je wollte jetzt in einem einzigen Atemzug wieder zu verlieren. Ganz die Mama spielte sie jedoch nicht mit, sondern nutzte die Gelegenheit um ihrerseits Bedingungen zu unterbreiten, was in diesem Fall zwar absolut irrelevant war, was Treeya aber zum Glück nicht zu wittern schien... vielleicht würde sie in Zukunft doch eine bessere Geschäftsführerin als Neetra abgeben. Das würde die Zeit zeigen, Marika würde auf alle von Treeyas Bedingungen eingehen, schließlich konnte bei diesem Deal nur gewinnen. Im Endeffekt hätte Treeya alles Verlangen können, nichts von dem was ihr eingefallen wäre, hätte Marika wirklich geschmerzt.

Bevor sie jedoch etwas erwidern konnte klingelte es an der Tür und das anscheinend bestellte essen traf ein. Nicht wirklich ein Problem, so konnte sie Treeya noch ein wenig zappeln lassen und ihre Bedingungen einfach beiläufig überspringen. Ihr wurden Teller und Glas gereicht und sie begann das leichte angematschte Essen zu kosten. Es war nicht schlecht... etwas wovon sie bei den Chiss auch ausging, natürlich fehlten eine gewisse Würzung, es hätte vielleicht ein wenig mehr Garzeit... Kleinigkeiten eben, aber auch die normale Gesellschaft musste von Dienstleistern abgedeckt werden und auf dem Gebiet waren die Chiss definitiv vorreiter was eine gewisse Grundqualität bei einem hohen Quantitativen Output anging. Anstatt in Ruhe zu essen, etwas worauf gerade Faran hohen Wert legte, brach ihre Tochter mit dieser Konvention.

"Einige Tage wollte ich schon bleiben. Wenn sich noch die ein oder andere Möglichkeit ergibt Kontakte zu knüpfen werden es vielleicht auch zwei Wochen, in der Firma ist es derzeit sehr ruhig."

Wenn die Stille nun bereits eh gebrochen war, galt es eine letzte vielleicht störende Wahrscheinlichkeit zu eliminieren, die ihr vorher noch garnicht in den Sinn gekommen war.

"Und folgst du den Gepflogenheiten deines Bruders und hast dir hier bereits auch einen netten Chiss angelacht?"

Es war keine ungewöhnliche Frage. Selbst wenn viele Themen in ihrer Familie oft nicht auf den Tisch kamen, so war gerade Faran sehr daran interessiert, das zumindest seine Töchter schnell in gute Hände fanden... dem einfachen Grund folgend, das er ihre beiden Söhne noch lange nicht als guten Fang befand.

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Treeya verschluckte sich fast an ihrem Essen. Zwei Wochen? Zwei ganze Wochen unter der Beobachtung ihrer Mutter? Irgendwie klang das ein wenig wie eine Drohung... . Doch Treeya beruhigte sich rasch, sodass ihr fast nichts anzumerken war. Sie musste lernen, dass ihre Mutter es gut mit ihr meinte. Das hatte sie doch jetzt gesehen: Ihre Eltern akzeptierten ihr Studium nicht nur, sondern wollten sie sogar darin fördern und zu einer bekannten Forscherin auf Muunilinst machen und ließen ihr sogar noch Zeit, vorher ihr Studium zu absolvieren. Bestimmt hatte sie sich extra frei genommen, um mit ihr Genaueres über Insight Research zu besprechen, damit Marikas jüngste Tochter nicht einfach so ins kalte Wasser fallen würde. Ein entspanntes Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Das hier war der Anfang von dem Punkt, an dem vielleicht alles endlich gut werden könnte.

"Und folgst du den Gepflogenheiten deines Bruders und hast dir hier bereits auch einen netten Chiss angelacht?"

Treeyas Gabel entglitt ihrer feingliedrigen Hand und sie starrte ihre Mutter an. Nicht, dass es ungewöhnlich war, dass sich Mütter auch nach dem Sozialleben ihrer Kinder erkundigten, gerade in den Kreisen, in die sie hinein geboren worden war, konnte so etwas von äußerster Wichtigkeit sein. Aber diese Häme, mit der Mutter das sagte. Plötzlich war alles wieder so nah. Die wirren Nachrichten, die sie damals mit süßen sechszehn auf dem familiären Anwesen auf Adumar erhalten hatte… ein Bombenattentat… ihre Angst um die Familie, um ihre Mutter, ihren Bruder und ihre restlichen Verwandten auf Csilla… dann erst nach gefühlten Ewigkeiten die Nachricht, dass es Averia getroffen hatte, Kaels Verlobte. Diese „angelachte, nette Chiss“, die ihr in der kurzen Zeit mehr eine große Schwester gewesen war, als es Neetra und Natali je sein würden. Kaels unbändige Trauer, die er nicht einmal ihr gezeigt hatte, die sie aber genau gespürt hatte. Und dann der Streit zwischen ihm und ihrer Mutter, seine Behauptung, sie hätte absichtlich mit Averias Leben gespielt. Das endgültige Zerbrechen einer Familie, die nie besonders herzlich und familiär gewesen war, das heimliche Trauma ihrer Adoleszenz. Sie teilte Kaels unbegründete Vorwürfe nicht, doch konnte auch sie ihm keine machen, denn sie hatte trotz ihres jungen Alters irgendwie verstanden, dass ihr Bruder für diese Wut und Ohnmacht ein Ventil gebraucht hatte. Auch Treeya hatte noch nie mit jemandem darüber gesprochen, doch noch oft dachte sie an diese schwere Zeit. Und nun sprach ihre Mutter mit so abfälligem Ton darüber, dass sich Treeyas Faust, die auf ihren Oberschenkeln lag, unmerklich ballte. Es kostete sie einige Beherrschung, nicht aufzuspringen und ihre Mutter anzufahren, was genau sie damit meine, sie musste sich beruhigen! Durchatmen… ruhig… atmen… nichts Falsches tun oder sagen. Sie konnte das. Sie hatte es schon oft getan.
Ein ewig unterdrückter, unglaublich unreifer Humor in ihr flüsterte ihr die abwegige Idee zu, wie amüsant es wäre, ihrer Mutter vorzulügen, dass sie hier auf Csilla bei ihren Kommilitoninnen gemerkt hatte, dass sie viel mehr auf nette, weibliche Chiss aufmerksam geworden war… der Gedanke an das Gesicht ihrer Mutter und die erste Gelegenheit, Marika einmal sprachlos zu sehen, beruhigte ihre Nerven und so konnte sie schließlich mit ruhiger, aber durchaus unterkühlter Stimme antworten:

Nein, Mama. Wie du dir denken kannst, gibt es an der Universität einige sehr freundliche, intelligente und interessante junge Männer. Aber meine Gedanken gelten primär meinem Studium.“

Naja, ganz so stimmte das nicht. Da gab es diesen schlanken, hochgewachsenen Chiss, der Assistent ihres Professors für Mikrobiologie mit diesen wundervoll schwarz glänzenden, halblangen Haaren… . Dummes Mädchen. Weder kannte sie seinen Namen, noch würde er sie je bemerken. Oder vielleicht, wenn sie sich anstrengte? Und im nächsten Semester das Laborpraktikum besuchte, das er leitete? Aber zumindest waren solche Schwärmereien nichts, was sie ihrer Mutter erzählen sollte. Warum fragte sie dann? Warum erinnerte sie Treeya an dieses schreckliche Attentat? Oft hatte sie sich vorgestellt, wie es wäre, wenn Averia und Kael geheiratet hätten, sie eine so tolle Schwägerin gehabt hätte … und ihr Bruder wäre glücklich gewesen, glücklich verdammt und hätte sich nicht sein Leben mit Feiern und Alkohol verbaut. Er wäre jetzt in der Leitung der Forschungsabteilung der Firma, könnte ihr jetzt ein Partner mit ihrem Unternehmen sein, wäre bei ihr und der Familie und nicht permanent weit entfernt und in ständiger Gefahr beim Militär. Es half nichts. Weder ihr meist sehr gezügeltes Temperament noch ihre gute Erziehung noch die Ablenkung durch abwegige, dumme Sprüche konnten sie ablenken. Dieser Satz hatte Türen in ihrem Herzen geöffnet, die viel zu lange verschlossen gewesen waren. Misstrauen stieg in ihr auf wie ein eingerissener Staudamm. Ihr wurde schlecht.

Das Ganze hat doch einen Haken!“, fuhr sie zu ihrem eigenen Entsetzen auf einmal auf. Die junge Frau sprang vom Sofa auf, die Schale mit undefinierbarem Gemüse fiel von ihrem Schoß und zerbarst samt Inhalt auf dem teuren, hellen Parkettboden.

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Sie brauchte nicht einmal von ihrem Teller aufzusehen um den Gesichtsausdruck vor Augen zu haben den das klirren der Gabel eingeläutet hatte. Marika hatte nicht absichtlich abfällig klingen wollen, sie machte jedoch auch keinen Hehl daraus dass sie die erste wirklich feste Freundin ihres Ältesten nicht einmal ansatzweise mochte. Faran war damals mehr als stolz gewesen, eine Chiss in der Familie zu haben, doch Marika war bei dem Gedanken diese Frau in die Reihe der Verwandschaft willkommen zu heißen immer ein kalter Schauer über den Rücken gelaufen. Als Treeya dann doch ihre Frage beantwortete, stellte Marika wenigstens die Intention dahinter richtig.

"Das wird dein Vater mehr als bedauerlich finden, er wünscht sich immernoch, das eine von euch dreien einen Chiss mit nach Hause bringt. Aber so kann er nicht behaupten ich hätte nicht gefragt und..."

Anstatt sie ausreden zu lassen oder überhaupt wirklich wahrzunehmen was Marika sagte während sie sich mit dem Essen beschäftigte schnellste ihre Tochter urplötzlich hoch, das Geschirr barst auf dem Boden und fuhr sie an... wobei sie mit ihrer Aussage natürlich recht hatte... wenn man eine neue engere Bekanntschaft tatsächlich als Haken definieren konnte. Immerhin bekam sie ja an sich alles was sie wollte. Diesmal sah Marika ihrer Tochter jedoch mit einer stregen Härte in das aufbrausende Gesicht.

"Treeya Reed! Was zum Teufel ist eigentlich in dich gefahren, hier so einen Aufstand vom Zaun zu brechen!"

Sie sprang hier auf, verteilte Teller, Besteck und Essen auf Boden, Sofa und teilweise auf Marikas Kleidung.

"Es gibt keinen Grund sich hier so aufzuführen oder würdest du mir mal erklären was das jetzt soll? Ich habe dir lediglich eine Frage gestellt."

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Treeya war sich noch nicht ganz sicher, wie sie auf die Füße gekommen war. Sie spürte weder die unangenehme Wärme des Essens auf ihren Armen noch hörte sie die wütende Stimme ihrer Mutter. Ihre Lippen begannen zu zittern. Kontrollverlust. Sie hasste es. Schockiert von sich selbst und nicht in der Lage, irgendetwas Sinnvolles zu tun, stand die junge Frau im Raum und legte kurz entsetzt eine Hand vor den Mund. Es war vollkommen legitim, übermäßige Freude, Trauer oder Entsetzen zu zeigen, solange man sich bewusst dazu entschied und die Situation dafür angebracht war. Aber es gab nichts mehr, was sie fürchtete, als die Überforderung, nicht Herr der eigenen Sinne zu sein. Mit nur einer kleinen Frage hatte Marika sie an diesen Punkt gebracht. Das war nicht gut. Nicht gut. Garnicht gut. Kurz vergrub sie das Gesicht in den Händen und atmete langsam aus. Dabei zermarterte sich Treeya den Kopf, was sie jetzt antworten könnte.

Das hier ist MEINE Wohnung, auch wenn ihr sie bezahlt, hier hab ich das Recht darauf, weder unter Druck gesetzt zu werden noch angefahren zu werden!‘ -Alternative 1 war wohl jetzt definitiv nicht die Geschickteste.

Tut mir leid, es war ein langer Tag, ich hab wenig gegessen und bin müde, ich hab sowas in letzter Zeit häufiger, muss mich mehr unter Kontrolle kriegen‘ -Alternative 2 klang nach einer Mischung aus schlechter Ausrede und einer abwegigen Diagnose, dass sie sich vielleicht mal in Behandlung begeben sollte…

Mama… du platzt nach Jahren ohne Voranmeldung hier rein, ich hab seit ich studiere weder von dir, noch von Papa noch von meinen Geschwistern besonders viel gehört… und nun erzählst du mir davon, dass ihr wider jedem Erwartens meinen beruflichen Weg akzeptiert und mir die Chance meines Lebens gebt… kannst du nicht verstehen, dass mich das aufwühlt? Dann stellst du solche Fragen, wühlst alte Erinnerungen wieder auf, die ich doch in meinem Herzen begraben wollte… verstehst du wirklich nicht, warum ich hier stehe und mit den Nerven am Ende bin?‘ -kurz blinzelte Treeya eine Träne weg, als ihr bewusst wurde, dass es keinen Sinn hatte, auf dieser Ebene mit Marika Reed zu sprechen. Sie seufzte leise.

Es tut mir leid,“ sagte sie nur ergeben „ich hatte einen langen und wirklich frustrierenden Tag. Ich hab weder mit dir, noch mit diesem tollen Projekt gerechnet. Hast du mir nicht selbst mal erklärt, dass man auch ein gutes Angebot erst prüfen sollte und nicht blind einer falschen Hoffnung nachtoben sollte?“ -sie versuchte sich an einem Lachen, das irgendwie schrill und nicht nach ihr klang- „können wir das hier einfach vergessen und morgen darüber reden? Ich mach rasch drüben mein Bett neu, du kannst gerne hier übernachten; ich … ja ich schlafe dann einfach auf der Couch, wenn ich… die ja, saubergemacht hab.“ Sie merkte, dass sich ihre Worte immer mehr verhaspelten und sie schloss erneut kurz die Augen. Ruhig. Ruhig bleiben und ruhig atmen. Auf keinen Fall eine weitere, emotionale Regung. Das würde nicht nur alles zerstören, sondern sie nur noch verletzlicher präsentieren. Je emotionaler man in einem Gespräch wurde, desto mehr Angriffsfläche präsentierte man seinem Gegner. Und mit einem ungeheuren Beigeschmack der Bitterkeit, erinnerte Treeya sich, dass sie diese Lektion bei ihrer Mutter gelernt hatte.


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Das es jetzt in Treeyas Kopf arbeitete war kaum zu übersehen, was zeigte, dass ihre Tochter immerhin noch wusste wie man die eigene Countenance wahrte. Aufregung aufgrund der ganzen Situation und vielleicht auch Wut über den Tonfall ihrer eigenen Mutter waren das eine, die Fassung zu verlieren und sich damit angreifbar zu machen war etwas anderes. Solche Anfängerfehler hatte Marika immer bei ihren Kindern auszumerzen versucht. Dass es sie selbst schockte, zeigte immerhin das ihr genau bewusst war, welchen kardinalen Fehler sie gerade begangen hatte, diese Erziehung schien also wenigstens gefruchtet zu haben. Es dauerte ein bisschen bis sich Treeya dann wieder gefangen hatte und Marika wollte sich lieber garnicht ausmalen, welchen Aufstand die quirlige 20 Jährige proben würde wenn sie mitgeteilt bekam das der Flottenoffizier den sie vor kurzem kennengelernt hatte ihr nicht zufällig begegnet war sondern sie zukünftig mehr als nur Hab und Gut mit ihm teilen würde... für DAS Gespräch würde sie ihren Mann abstellen. Sie würde ihrer Tochter die Firma zusichern und die Gute Miene in diesem ganzen Schauspiel bilden.

Als Treeya dann schließlich zurückruderte und sich wieder halbwegs unter Kontrolle hatte bot sie Marika an bei ihr zu übernachten... was diese ausschlagen würde. Das einst etwas lädierte Gästehaus indem ihr Ältester während seiner Zeit auf Csilla gewohnt hatte, war inzwischen wieder bezugsfertig und sie hatte ihre beiden Sicherheitsleute bereits ihr Gepäck dorthin schaffen lassen. Sie würdigte aber den Versuch von Treeya, es so darzustellen als wäre ihr wirklich etwas daran gelegen, das Marika bei ihr schlief.

"Natürlich sollte man jedes Angebot erst einem prüfenden Blick unterziehen, doch selbst emotionaler Druck ist kein Grund sich so zu verlieren. Es macht dich angreifbar und öffnet anderen die Tür in deinen Kopf, gerade weil du bald ein eigenes Unternehmen führen willst solltest du dir dessen weiterhin bewusst sein. Ich danke dir für das Angebot aber deine Großeltern haben mir die kleine Villa angeboten die dein Bruder und seine Freundin damals ein wenig lädiert haben, mein Gespäck ist bereits dort und ich falle dir hier nicht weiter zu Last, nicht wahr? Die Aufstellung für Insight bringe ich dir die Tage vorbei und du kannst mich dann einmal über den Campus führen, denn tatsächlich habe ich den bisher noch nie besucht. Dann können wir auch gerne deine restlichen Fragen besprechen."

Damit erhob sich Marika, drückte mehr als Pflichtgefühl ihrer Tochter einen kalten Kuss auf die Wange, schnappte sich ihren Mantel und verließ ohne weitere Worte die Wohnung. Verabschiedungen waren nie wirklich ihr Ding gewesen...

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Stille. Angenehme Stille, die sich über das ganze Zimmer ausbreitete, sodass Treeya nur noch ihr schweres Atmen hörte, nachdem sich die Tür hinter Marika geschlossen hatte. Wie in Trance stand sie noch einige Augenblicke da, räumte dann Schälchen und Essensreste in die Küche und kam mit einem Lappen zurück. Noch während sie wischte, fiel ihr ein, dass sie ja eigentlich einen kleinen Putzroboter dafür hatte. Aber die routinierten Bewegungen taten ihr gerade gut, um ihre Gedanken ein wenig zu sammeln. Fest drückte sie den Lappen unter dem Wasserstrahl zu und merkte nicht einmal, dass das Wasser viel zu heiß war und ihre Haut sich zunehmend rötete.

‚...die dein Bruder und seine Freundin damals ein wenig lädiert haben...‘

„Ein wenig lädiert,“ flüsterte sie und erinnerte sich an die Bilder des zerstörten Gebäudes. sie drückte den Lappen unter dem heißen Wasserstrahl nun fest zu, während Wut sie urplötzlich durchströmte. Doch sie unterband dieses Gefühl, bevor es wieder von ihr Besitz ergreifen konnte, ein bisschen half es ihr auch, dass sie just in diesem Moment bemerkte, dass ihre Hände beinahe verbrüht waren. Erschrocken drehte sie das kühle Wasser auf und lies es gedankenverloren über ihre Hände laufen. Es tat gut, sie stellte sich vor, wie sie literweise kühles Wasser über den Brand in ihrem Herzen laufen ließ, den Marikas Worte entfacht hatten. Treeya seufzte, hängte den Lappen auf und öffnete den Kühlschrank. Während sie das lädierte Fertig-Tiramisu mit sich auf die Couch trug, schob sich wieder ein erstes Lächeln auf ihr Gesicht. Sie fühlte sich zwar wie nach einer besonders anstrengenden Sporteinheit –umso besser schmeckte das Tiramisu- , aber sie wusste auch, dass sie viel gewonnen hatte heute Abend. Sie war manchmal ein albernes, naives Mädchen... natürlich wurden nicht alle Gräben in dieser Familie mit einem einzigen Gespräch überwunden und natürlich würde aus ihrer Mutter nie eine herzliche Person werden. Natürlich... wie hatte sie nur darauf hoffen können.

Und doch,‘ dachte sie, während sie sich genüsslich einen Löffel in den Mund schob ‚habe ich wahrscheinlich heute Abend mehr erreicht, als ich in den letzten Jahren zu hoffen gewagt hatte!‘ Und in diesem Moment fasste sie einen weiteren Plan: Sie würde nicht nur ihrer Mutter zeigen, dass es ihr sehr ernst war, sondern Marika auch zuvor kommen! Das Praktikum beanspruchte nur fünf Tage der Woche, es würde kein Problem für sie sein, sich an zwei Tagen krank zu melden und dann hätte sie vier Tage Zeit, um Lortan Toral zu treffen. Und das am besten noch nächste Woche! Es machte sie zwar nervös, denn sie wusste nicht, ob sie sich wirklich als die knallharte Geschäftspartnerin erweisen würde, die sie gerne für den alten Sack wäre, aber sie wollte die Sache selbst in die Hand nehmen. Unabhängig von ihrer Mutter handeln und sich selbst ein Bild der Lage machen und dabei doch gleichzeitig beweisen, wie eifrig sie das Angebot annahm. Aber... erst morgen. Sie packte den kläglichen Rest des Tiramisus zurück in den Kühlschrank und machte sich bettfertig. Dabei versuchte sie den Gedankenstrom zu unterdrücken, der immer wieder in ihren Kopf strömen wollte, denn noch immer erschien ihr das ganze wie ein schlechter Scherz. Oder ein sehr merkwürdiger Traum der Sorte, die man hatte, wenn man vorm Zubettgehen zu viel fettiges Zeug aß (Tiramisu zum Beispiel...). Müde ließ sie sich auf ihr Bett fallen, löschte das Licht, doch wieder schrien ihre Gedanken so laut, dass es ihr unmöglich war, zu schlafen.

War es sinnvoll, sich mit diesem Toral zu treffen? Oder sollte sie doch erst einmal abwarten? Steckte nicht doch eine Absicht von ihrer Mutter dahinter? Sie doch irgendwie unter ihre Kontrolle zu bekommen? Was sollte das? Warum jetzt, warum auf einmal? Wenn das Angebot nach ihrem ersten Abschluss gekommen wäre oder nach einem erfolgreichen Semesterende... aber so? Mittendrin? Sie fuhr auf und zog ihr Comlink zu sich. Halb geblendet von dem Licht schrieb sie eine Nachricht an Kael und hatte sie abgesendet, noch bevor sie darüber nachgedacht hatte, ob das eine gute Idee war oder nicht. Wie viel Uhr war was gerade überhaupt auf Fondor? Hoffentlich nervte sie ihn nicht damit, aber zurückholen konnte sie das Geschriebene ja nun auch nicht mehr.

„Hey, hey, tut mir leid, dass ich so lange nicht geschrieben habe und dass es ausgerechnet jetzt ist, aber ich brauch deinen Rat: Mutter war hier, sie saß auf einmal in meinem Wohnzimmer und bietet mir an, ein Tochterunternehmen zu leiten, wenn mein Studium fertig ist. Ohne Gegenleistung, ohne Haken... ich bin verwirrt und weiß nicht, was ich denken soll. Ich hoffe, es geht dir gut?“

[Chiss Ascendancy :: Csilla :: Csaplar :: Universitätskomplex :: Apartementbezirk :: Treeyas Loft] Treeya Reed
 
***Verschlüsselte Comnachricht an Treeya Reed***

Hey zurück, dein Timing könnte kaum schlechter sein. In vielerlei Hinsicht habe ich gerade einiges um die Ohren und wie es mir geht... das ist eine Frage die ich dir nicht recht beantworten kann, da ich dass selber nicht weiß. Die letzten Wochen waren hart und es sind einige Dinge passiert die Alte Wunden wieder aufgerissen haben. In Bezug auf Mutter kann ich dir nicht wirklich mit einem konstruktivem Ratschlag helfen, ich hoffe das ich das Biest nie wiedersehen muss und dass es sie irgendwann vielleicht auch nur im mindesten tangiert das ich diesen Hass ihr gegenüber hege. Trau ihr nicht, trau keinem ihrer Worte und erst recht keinem Angebot ohne ersichtliche Gegenleistung! Sie interessiert sich nicht für dich, für mich oder für eins unserer anderen Geschwister, wir sind lediglich Spielbälle für sie, Ressourcen in einem Kampf und Macht und Wirtschaftliche Stellung im Imperium.

Ich kann dir nicht sagen was du tun sollst aber du wolltest meine Meinung.


***Ende der Comnachricht***
 
[Chiss Ascendancy :: Csilla :: Csaplar :: Universitätskomplex :: Apartementbezirk :: Treeyas Loft] Treeya Reed

Mitten in der Nacht fing ihr Com an zu piepsen. Treeya machte ein undefinierbares Geräusch und öffnete die Augen. Ein Blick auf ihr Chrono sagte, dass es noch über zwei Stunden waren, bis sie aufstehen müsste. Wer war das? Welcher verdammte Vollidiot hatte da gerade sein Todesurteil unterschrieben? Mürrisch griff sie nach dem kleinen Gerät und ließ sich die Nachricht anzeigen. Mit einem Schlag war sie hellwach und setzte sich im Bett auf. Ein unangenehmes Kribbeln machte sich in ihrem Magen breit, als sie sah, dass ihr Bruder geantwortet hatte. Ehrlich gesagt, hatte sie nicht damit gerechnet, dass er ihr überhaupt antworten würde und schon garnicht so schnell. Die Nachricht zu öffnen fühlte sich an, wie die Prüfungsdateien an der Universität zu aktivieren... man wusste nicht, was nun geschehen würde, was dahinter war und was nun mit einem passieren konnte. Gleichzeitig freute sie sich jedoch auch so, von Kael zu hören, dass sie keinen Augenblick länger zögerte. Ihre lichtempfindlichen Augen verzogen sich, während sie müde wie sie war die Zeilen las. Langsam nahm sie jedes Wort in sich auf.

Dein Timing könnte kaum schlechter sein‘ bereits sein erster Satz stach in ihrem Herz. Sie hatte ihn nicht nerven wollen, sie wollte doch kein Ballast sein. Die kleine, nervige Schwester, die nach ihrem Bruder schrie, wenn jemand sie ärgerte... hatte sie das nicht lange hinter sich lassen wollen? Aber genau wie damals nahm er sich, wahrscheinlich seufzend und die Augen verdrehend, doch die Zeit, der jüngsten seiner Geschwister beizustehen, so schlich sich doch wieder ein Lächeln auf ihre Lippen, während sie weiterlas. Doch dieses Lächeln wich rasch einem leichten Zittern, das die junge Frau erfasste, als sie las wie er ihre Frage nach seinem Befinden beantwortet hatte. Insgeheim hatte sie gehofft, dass es ihm gut ging und dass sich alle Wogen in der Zeit, in der er sich von der Familie und somit unweigerlich auch von ihr ferngehalten hatte, geglättet hätten. Treeya setzte sich auf und zog die Knie eng an den Körper, bevor sie die Kraft hatte, die nächste Zeile zu lesen. Warum gab es sie, diese Wunden, die keine Macht des Universums und auch die Zeit nicht heilen konnte? Die Beleidigungen gegen ihre Mutter stachen noch einmal mehr und bei ‚Sie interessiert sich nicht für dich, für mich oder für eins unserer anderen Geschwister‘ liefen ihre Augen ganz unwillkürlich über. Vor dem Tränenschleier brannten sich die Worte ‚Kampf‘, ‚Macht‘ und ‚Ressourcen‘ in ihre Seele.

„Warum bist du nur so?“, flüsterte sie und ihre Stimme war nur ein leises Zittern in der Luft „kannst du nicht wenigstens ein bisschen verzeihen? Ein kleines bisschen?“ Langsam ließ sie sich zurück sinken. Noch immer sah sie die Zeilen wie Streifen aus Licht vor ihrem inneren Auge und ihre Gedanken rasten. Was hatte sie erwartet? Rat? Freundliche Worte? Wenigstens ein ‚ich hab dich lieb‘ oder ‚pass auf dich auf‘? Nein... sie hatte nichts erwartet. Aber von ihr wurde nun eine Menge erwartet, am meisten erwartete Treeya jetzt von sich selbst. Sollte sie ihm antworten? Ehrlich gesagt, sie wusste nicht was... später... sie würde ihm später schreiben. Erst einmal gab es Wichtigeres zu tun! Obgleich sie noch sehr müde war, schoss Energie durch ihre Glieder und sie sprang aus dem Bett. Während sie auf ihrem Chrono die Uhrzeit auf Muunilinst checkte und zufrieden feststellte, dass es dort Vormittag war, setzte sie alle Hoffnungen auf ihr Vorhaben. Wenn sie erfolgreich war, dann würde ihre Familie wieder enger zusammen rücken. Ganz bestimmt! Und gleichzeitig hörte sie mit ihrem Plan auch auf die Warnungen ihres Bruders. Blind ihrer Mutter vertrauen? Nein, auch sie wusste, dass das fatal war. Rasch legte sie ein dezentes, aber schickes Make-Up auf und wühlte in ihrem begehbaren Kleiderschrank nach der Art Kleidung, die sie gleichzeitig sexy und professionell in jeglichen geschäftlichen Belangen wirken ließen. Sie beherrschte diese Kunst noch nicht so wie ihre Mutter, aber für Opa Toral würde es reichen. Noch einmal checkte sie ihr Chrono... hoffentlich war der alte Herr noch nicht beim Mittagessen. Sie schaltete den Holoprojektor ein und wählte die ID, die ihre Mutter ihr gestern mit dem Datapad dagelassen hatte.

Noch einmal zupfte sie ihren Blazer zurecht, während sie darauf wartete, dass Lortan Toral ihren Anruf entgegen nahm.

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Holokomverbindung zwischen Csilla und Muunilinst

[Muunilinst :||: Harnaidan :||: Hauptsitz von Toral Engineering :||: Vorzimmer von Lortan Toral] Mittiok’aina’nuruodo

Ein sanfter Ton signalisierte Kainan, dass ein eingehender Holoanruf für Lortan Toral seine Aufmerksamkeit erbat. Mit der stoischen Ruhe, die nur ein Chiss ausstrahlen konnte, öffnete er die Verbindung und sah die Silhouette einer jungen, attraktiven Frau vor sich.

„Guten Tag, ich bin der Sektretär von Lortan Toral. Mein Name ist Mittiok’aina’nuruodo, aber sie können mich ruhig Kainan nennen, falls sie ihn nicht ausreden können.“

Kainan kämpfte ein wenig die Demütigung nieder, dass er unter Fremdweltlern dauernd gezwungen war seinen Kernnamen jedem anzubieten, doch war er froh unter Lortan Toral zu arbeiten, immerhin behandelte dieser Chiss gleichberechtigt.

„Guten Morgen, Mittiok’aina’nuruodo“, sagte die Frau in perfekten Cheunh, „mein Name ist Treeya Reed. Ob ich wohl Lortan Toral stören könnte, es handelt sich um geschäftliche Angelegenheiten, aber ich fürchte er erwartet meinen Anruf noch nicht.“


Kainan brauchte erst einen Augenblick um zu realisieren, dass seine Gesprächsparterin seinen vollen Namen aussprechen konnte – und das fehlerfrei – ehe er sich zu einem leichten Lächeln zwang und eine höfliche Verbeugung andeutete.

„Miss Reed, es freut mich, dass sie sich bei uns melden und auch, dass sie das Angebot ihrer Frau Mutter angenommen haben. Ich hoffe doch, ihnen gefällt ihr Aufenthalt auf Csilla?“

Er drückte ein paar Knöpfe.

„Wenn sie sich ein wenig gedulden möchten. Lortan Toral erwartet entgegen ihrer Vermutung ihren Anruf und ich werde sie sofort zu Ihnen durchstellen. Auf Wiedersehen, Miss Reed.“ Erneut betätigte der Chiss ein paar Knöpfe und nun sah sich Lortan Toral dem Hologramm von Treeya Reed gegenüber und musste Lächeln.


„Miss Reed, schön sie zu sehen. Es freut mich, dass Ihnen das Angebot ihrer geschätzten Frau Mutter zugesagt hat und ich hoffe auf gute geschäftliche Beziehungen! Was kann ich für sie tun?“

[Muunilinst :||: Harnaidan :||: Hauptsitz von Toral Engineering :||: Büro von Lortan Toral] Lortan Toral

Holokomverbindung zwischen Csilla und Muunilinst
 
Holokomverbindung zwischen Csilla und Muunilinst


[Chiss Ascendancy :: Csilla :: Csaplar :: Universitätskomplex :: Apartementbezirk :: Treeyas Loft] Treeya Reed, Lortan Toral


Die junge Frau konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als sie das Erstaunen im Gesicht von Mittiok’aina’nuruodo sah, das er aber wie es sich für einen Chiss geziemte sehr gut überspielen konnte, als sie seinen Namen korrekt aussprach. Während er sie durchstellte, grinste sie ein wenig in sich hinein und hatte das Gefühl, den ersten Test mit Bravur bestanden zu haben. Doch nun setzte sie wieder das Gesicht auf, dass sie als Jugendliche abwertend „Business-Pokerface“ genannt hatte, wenn sie es bei ihrer Mutter gesehen hatte. Ein wenig freundlich und offen, aber gleichzeitig distanziert und kühl... sie stellte erstaunt fest, dass es auch zu ihr gut passte.

Da erschien die Miniaturform von Lortan Toral und Treeya musterte ihn kurz und kritisch.
Sieht aus wie ein vergessener Apfel,‘ hätte Natali wahrscheinlich kichernd gesagt und Treeya hatte in diesem Moment kurz Probleme, ihr neutrales Gesicht aufrecht zu erhalten. Vor allem, als der alte Herr sie überschwänglich und freundlich begrüßte:

„Miss Reed, schön sie zu sehen. Es freut mich, dass Ihnen das Angebot ihrer geschätzten Frau Mutter zugesagt hat und ich hoffe auf gute geschäftliche Beziehungen! Was kann ich für sie tun?“

Na der kam aber schnell zur Sache! Die junge Frau fühlte sich ein wenig überrumpelt, wich aber nur kaum merklich zurück. Offenbar hatte er ihren Anruf wirklich erwartet und das sogar so schnell. Sie hatte eigentlich einen Überraschungsangriff starten wollen und ärgerte sich fast ein wenig. War ihr Marika zuvor gekommen ...?

„Guten Tag Mr. Toral,“ sagte sie mit freundlichem Lächeln „ich habe...“ Am gestrigen Abend von dem Plan erfahren... nein, das konnte sie nicht sagen! Wie verzweifelt würde sie dann wirken? „...bereits vor einiger Zeit von meiner Mutter über die anstehenden Planungen bezüglich der Gründung von Insight Research erfahren und bin höchst erfreut, von Ihnen mit solcher Herzlichkeit begrüßt zu werden.“

-So und nun wie weiter? Sie musste irgendetwas Kluges sagen... aber das hier war Tanzen in einem Minenfeld... jeder Satz könnte falsch sein oder genausogut der Richtige.

„Dementsprechend,“ schloss sie und wunderte sich über sich selbst, dass sie solch wichtige Dinge so spontan aus dem Bauch heraus absolvierte „bin ich mir sicher, dass es mehr als gute geschäftliche Beziehungen werden können. Mir lässt momentan das Studium ein wenig Luft, mich auf meine zukünftige Aufgabe vorzubereiten und als zukünftiger Teilhaber war es mein größtes Anliegen, Sie kennen zu lernen, damit wir gemeinsam unsere Ziele formulieren können.“

So! Mit der Tür ins Haus war auch ihr lieber als von hinten durch die kalte Küche. Mal sehen, was der alte Knabe jetzt wohl darauf antworten würde. Treeya lächelte nur und beobachtete die Gesichtszüge der kleinen blau leuchtenden Darstellung, deren Grinsen sich noch zu verbreitern schien.

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Holokomverbindung zwischen Csilla und Muunilinst
 
Holokomverbindung zwischen Csilla und Muunilinst

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Der alte Mann lächelte gönnerhaft das holografische Ebenbild seiner zukünftigen ... nun wie nannte man das? Gab es ein Wort dafür? Angeheiratete Nichte? Schwiegernichte? Er wusste es nicht und besann sich relativ schnell wieder auf das Gespräch, dass er zu führen hatte. Lortan schien ein Zögern bei Treeya zu spüren, doch schob Lortan das auf die Verbindung nach Csilla, die trotz aller Bemühungen des Imperiums nur eine geringe Bandbreite zuließ und das Militär hier natürlich Priorität hatte.

„Miss Reed! Es freut mich, dass sie sich mit diesen Vorschlag direkt an mich wenden und ich muss sagen, dass ich von den bisherigen Konzepten von Insight Research sehr angetan bin. Das passt perfekt zu unserem Xenoanthropologischen Institut und ich denke wir können sehr gut zusammenarbeiten.“

In Wahrheit hatte Lortan Toral bisher wenig Ahnung von Insight Research, wurden ihm die Anteile doch vor Kurzem erst von Marika Reed persönlich zugesprochen und der alte Mensch fragte sich, ob man hier dem geschenkten Bantha nicht doch ins Maul schauen sollte. Er griff sich ein Datapad und tat so, als ob er in seinem Terminkalender nach freier Zeit schauen würde.

„Wie gut kennen sie sich mit der Kunst aus, Miss Reed?“ fragte Lortan Gedanken verloren, „sagt ihnen der Name Fleur Benoîte [COLOR=#660000]Odile Lemaire[/COLOR], sie ist eine ganz vorzügliche Künstlerin und befindet sich zur Zeit mit einer Tournee auf Bastion. Wie es der Zufall so will hat meine Begleitung für einen ihrer Auftritte im Bastioner Opernhaus in zwei Wochen abgesagt und es wäre hier noch eine Karte frei.“ Er zögerte kurz, da es sicherlich für eine junge Frau wie Treeya sicherlich komisch wirkte, mit einem alten Mann ein Konzert in einer Oper zu besuchen und fügte also noch hinzu: „Wenn sie es wünschen kann ich auch noch eine Karte dazu buchen, sodass sie eine Begleitung ihrer Wahl mitnehmen können. Falls sie aber dem Tag verhindert sein sollten, können wir uns auch an einem anderen Termin treffen ...“


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[Chiss Ascendancy :: Csilla :: Csaplar :: Universitätskomplex :: Apartementbezirk :: Treeyas Loft] Treeya Reed, Lortan Toral

Kaum merklich biss sich Treeya auf die Innenseite ihrer Lippen. Aha… er wusste also schon Genaueres über Pläne und Konzepte von Insight Research. Sie musste sich diese Daten so bald als möglich aneignen, ansonsten gab sie hier eine gefährliche Angriffsfläche! Der ältere Herr war ihr nicht unbedingt sympathisch, auch wenn sie nicht genau festmachen konnte, woran das lag. Irgendetwas in ihr warnte Treeya, dass sie auf keinen Fall in einen Nachteil ihm gegenüber geraten sollte. Überschwänglich und blumig sprach er sie auf das Thema Kunst an, doch ihre etwas verächtlich hochgezogenen Augenbrauen -sie hatte für das meiste, was die Menschen als „Kunst“ definierten nicht viel übrig- wichen rasch der Mimik äußerster Überraschung, als er den Namen Fleur Benoîte Odile Lemaire erwähnte. Bilder schossen bei diesem Namen durch ihr Gedächtnis, kurz und undeutlich, wie eine defekte Holoprojektion. Eine Schultoilette auf Muunilinst… ein wunderschönes, seidenes Nähtäschchen und eine junge Frau, die tanzte, als würden ihre Füße in einem endlosen Traum über die Bühne schweben… eine zertretene Sonnenbrille und wahrscheinlich das erste und einzige Mal, dass ihre Eltern zum Schuldirektor vorgeladen wurden. Treeya schluckte kurz und bemühte sich, weiter den Fokus ihrer Aufmerksamkeit auf Lortan Torals bräsiger Stimme zu behalten und über das, was er sagte, nachzudenken. Aha, der Klassiker! ‚Meine Begleitung ist zufällig abgesprungen…‘, auf diese Tricks fiel ja nicht einmal mehr sie hinein. Der hatte nie eine Begleitung gehabt und wenn, dann wollte Treeya garnicht wissen, was für eine Art das war!

Solch ein Zufall,“ sagte sie lächelnd „zufällig ist mir Odile Lemaire ein Begriff, ich schätze sie sehr!“ -das war nicht gelogen, auch wenn Treeya sie noch nie hatte singen hören- „gerne werde ich mich darum bemühen, Ihnen Ihre Begleitung bestmöglich zu ersetzen.“ -sie erschreckte sich selbst vor der Schleimigkeit ihres Tonfalls- „der Termin in zwei Wochen ist perfekt für meine Pläne. Ich muss zugeben, mich hat es bisher immer nur für sehr kurze Zeit nach Bastion verschlagen“ -und daran konnte sie sich nicht einmal mehr erinnern- „Sie als Kenner können mir bestimmt ein gutes Hotel in der Nähe der Oper empfehlen?“

Na, dann zeig mal, was du kannst, alter Bock!‘, dachte sie grimmig und wusste, ihr Vater kannte jedes Hotel auf jedem Planeten, das empfehlenswert war, und erklärte immer, die Wahl von Restaurant und Hotel sei eine der besten Möglichkeiten, Geschmack und finanziellen Horizont eines Gegenübers zu ermitteln.

Ach ja,“ setzte Treeya hinzu und setzte einen gewichtigen Blick auf „mir ist sehr daran gelegen, die Vorstellung von Odile in Gänze und ohne Unterbrechung genießen zu können. In welchem Rahmen hatten Sie bei dieser Gelegenheit an geschäftliche Unterredungen gedacht?“

Und wieder einmal zeigte sich: Man musste kein Kunstkenner sein, man musste sich nur als einer gebärden!

Die kurze Übertragungspause, die aus der unterirdischen Lage Csaplars herrührte, gab Treeya die Zeit, das Gehörte zu verarbeiten. Odile… sie hatte lange Jahre garnicht mehr an die hübsche Tänzerin gedacht, dir ihr als junges Mädchen aus einer wirklich peinlichen Situation herausgeholfen hatte. Sie hatten nach diesem ungemein seltsamen Kennenlernen ein paar Monate immer wieder Nachrichten hin und her geschrieben, alberne, mädchenhafte Teenagernachrichten, ausschweifend und altertümlich formuliert, wie es Menschen angeblich getan hatten, bevor man per Com oder Holo kommunizieren konnte. Treeya lächelte. Odile hatte also auch ihren Traum wahr gemacht und war Musikerin geworden… obgleich es bestimmt schädlich für die Verhandlung war, zeigte sich eine Mischung aus wehmütigem und freudigem Lächeln auf ihrem Gesicht.

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Lortan musste verschlagen grinsen, als die junge Frau ihn als Kenner bezeichnete und ihn darum bat passende Hotels in der Nähe der Oper zu empfehlen. Ihm gefiel das Selbstbewusstsein der zukünftigen Frau seines Neffen, musste aber zugeben, dass er sie ein wenig unterschätzt hatte. Sie verstand es, dass ihr Unwissen ihr nicht zum Nachteil wurde. Er hatte natürlich schon eine Liste von Hotels und anderen berühmt berüchtigten Lokalitäten auf Bastion erstellen lassen, die er ihr nun per Knopfdruck schickte. „Ich bin so frei, ihnen eine Liste an Hotels zuzuschicken, die allesamt in der Nähe des Opernhauses liegen. Natürlich entsprechen Ausstattung und Personal den Standards von Ihnen und ihrer Familie.“ Was der alte Mann nicht erwähnte, war die Tatsache, dass nur eines dieser Hotels Spirituosen der ISG im Sortiment hatte – das Imperial Inn. Es sollte ein kleiner Test sein um herauszufinden wie sehr Treeya Reed in den Familienbetrieb involviert war – wenn auch kein aussagekräftiger – und diente auch ein wenig seiner Unterhaltung „Aber es freut mich, dass ihnen Odile zusagt. Wenn sie es wünschen könnten wir vorher alles Wichtige bei einem geschäftlichen Essen besprechen. Oder natürlich auch eine neutralere Umgebung wählen und das in einem Büro einer unserer Außenstellen auf Bastion, wie es ihnen beliebt.“
Damit hatte er jetzt nicht gerechnet, vor allem da die junge Künstlerin auch ihm bis dato völlig unbekannt war. Wieder wartete Lortan ihre Antwort ab und ließ sich von seinem Sekretär eine Liste möglicher Restaurants auf Bastion liefern, natürlich alle im gehobenen Segment, darunter auch eines das Getränke der ISG im Sortiment hatte.

Er hatte schon längst ein Zimmer im Imperial Inn gebucht, genauso wie er im entsprechenden Restaurant des Hotels ein Tisch in einem abgetrennten Bereich reserviert hatte. Soweit hatte er mit Treeya Reed auch alles geklärt, was bis in zwei Wochen warten konnte und würde sich auch abschließend von ihr verabschieden, wenn sie keine weiteren Fragen mehr hatte und sich für eine Art der Besprechung entschieden hatte.


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[Chiss Ascendancy :: Csilla :: Csaplar :: Universitätskomplex :: Apartementbezirk :: Treeyas Loft] Treeya Reed, Lortan Toral

Treeyas hellrote Augen glitten rasch über die Liste. Tztztz… auf was genau wollte der Alte sie testen? Als ob sie nicht wüsste, dass ihr Vater seit einigen Wochen mit dem Imperial Inn im Rechtsstreit war, weil diese billigen Fusel in die wohldesignten Flaschen der ISG gefüllt hatten, um Kosten zu sparen.

Aha,“ machte sie und blickte wieder von der Liste auf „ich denke nicht, dass einer von uns so unkultiviert wäre und sich im Imperial Inn einmieten wollen würde. Ich tendiere eher zu dem Hotel Adamas, mein Vater war vor einigen Monaten dort und erklärte, er würde gerne Spirituosen der ISG in der dortigen Bar sehen. Vielleicht kann ich das Gute mit dem Nützlichen verbinden!“

Die letzten Sätze waren glattweg gelogen, aber wenigstens klang es gut. Treeya nickte zufrieden, war aber ein wenig irritiert von dem Blick, der auf Torals Gesicht getreten war. Hatte sie etwas Falsches gesagt?

Ein Geschäftsessen wäre mir sehr recht,“ versuchte sie unbeeindruckt fortzufahren „ich hatte mehr im Sinn, generell über mögliche, gemeinsame Projekte zu sprechen. Wenn es an Verträge, an Rechnungen und konkrete Unternehmungen geht, dann werden wir weitersehen. Ich freue mich sehr auf unser Zusammentreffen Mr. Toral und bin gespannt auf ihre Restaurantwahl!

Wieder versuchte sie ein freundliches und gleichzeitig professionelles Lächeln, wirkte wahrscheinlich aber dabei eher, als wolle sie den alten Herrn zu irgendetwas verführen, was mit Sicherheit keiner von ihnen beiden wollte. Als ihr das ein wenig gewahr wurde, erfror ihr Lächeln ein wenig, bevor sie aber dann doch wieder grinste, weil sie sich über ihre eigenen Gedanken lustig machte.

Ich muss leider jetzt los, Mr. Toral,“ erklärte sie lächelnd „vielen Dank für das äußerst freundliche Gespräch und bis in zwei Wochen.“

Treeya wartete noch eine Verabschiedung des Alten ab und setzte sich dann müde auf die Couch. Warum war sie müde? Ach ja, sie hatte ja kaum geschlafen. Die junge Frau seuftze und blickte auf den Projektor, auf dessen Obefläche vor einigen Sekunden das Antlitz von Opa Toral verschwunden war. Hatte sie das jetzt richtig gemacht? Vielleicht hätte sie vor einer so raschen Verabschiedung noch fragen sollen, ob er Fragen hatte, wäre das höflicher gewesen? Nunja, ändern ließ es sich ja nicht. Lohnte es sich, sich noch eine halbe Stunde hinzulegen oder war ein besonders starker Caff sinnvoller?

Caf! Caf stellte keine Fragen, Caf hörte zu. Sie drückte ein paar Knöpfe an der Maschine und dachte nach, konnte aber kaum in Worte fassen, woran sie dachte. Dann fiel ihr ein, dass sie sich mit einem leichten, schmerzhaften Ziehen im Magen noch immer davor drückte, Kael zu antworten. Sollte sie überhaupt? So wie er klang, störte sie ihn ja momentan eher… aber… naja jetzt hatte sie ja schon gestört, da war das zweite Mal auch nicht schlimm.

Danke für deine rasche Antwort. Es klingt besorgniserregend, was du schreibst, wenn du irgendetwas brauchst, dann kannst du dich gerne jederzeit bei mir melden, ich hoffe das kommt jetzt nicht blöd, nachdem wir so wenig Kontakt hatten in letzter Zeit –‚doch, das kommt blöd und das weißt du ganz genau Mrs. Ehrgeiz… vor lauter Prüfungen hast du alles um dich herum vergessen‘, dachte sie ein wenig verbittert und wütend auf sich selbst- Aber, mach dir keine Sorgen, ich bin wachsam wegen Mutters Plänen, was auch immer die sein mögen, und werde auf mich aufpassen. Pass du bitte auch gut auf dich auf, was auch immer du gerade tust (ich denke, es hat wenig Sinn nachzufragen!) Ich hab dich lieb!

Nein… nein das war zu viel, die letzten Zeilen löschte sie rasch wieder. Irgendwie war ihr gerade wieder zum Heulen zumute, als sie fertig geschrieben hatte und mit etwas zitternden Fingern absendete. Sie erwartete diesmal noch weniger eine Antwort und in einem plötzlichen Anfall eines Gefühls, das sie garnicht definieren konnte, warf sie ihr Comlink in die Ecke des Zimmers, nahm ihre Tasche und verließ ihre Loft. Den Caf hatte sie in der Maschine vergessen und das würde ihr heute wahrscheinlich noch Leid tun.

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Holokomverbindung zwischen Csilla und Muunilinst

[Muunilinst :||: Harnaidan :||: Hauptsitz von Toral Engineering :||: Büro von Lortan Toral] Lortan Toral


Der alte Mann, der gegenüber seinen Mitarbeitern eine strikte Anwendung von Zuckerbrot und Peitsche bevorzugte -bei Nichtmenschen mehr Peitsche als Zuckerbrot - lehnte sich nachdenklich zurück, als er Treeya Reed via Holo eingehend betrachtete. Ihre Reaktion auf seine Liste, die Lortan der jungen Frau hat zukommen lassen, war nur schwer zu deuten, hauptsächlich lag das an der Holonetzverbindung in den Chiss-Raum, aber der alte Mann vermutete auch, dass er auch so bei ihr keine Mine hätte deuten können. Zwar war sie genetisch nur zu einem Viertel Chiss, doch schien sie so gut in die Kultur und Gesellschaft der Chiss assimiliert worden zu sein, dass sie jederzeit die Kontrolle über ihre Emotionen und was sie davon zeigte zu haben schien. Ein leichtes schmunzeln überzog sein Gesicht, als er sich daran erinnerte, dass genetisch betrachtet kein zu großer Unterschied zwischen Menschen und Chiss besteht. Vermutlich begründet sich dieser Hautfarbenrassismus gegenüber den Chiss - etwas das die Menschheit eigentlich schon längst überwunden haben sollte, vor allem wenn so viel grässlichere Spezies wie Hutten oder Yevethaner als Feindbild hatte - nur darin, dass die Chiss es irgendwie geschafft haben eine Kultur entwickelt zu haben, die einem archetypischen Ideal entspricht. Individueller war der Rassismus wohl dadurch zu erklären, dass Chiss in egal was sie sich mit den ‚Menschen‘ messen diesen überlegen sind. ‚Nun, außer in der Vermehrungsrate ...‘.

Der alte Geschäftsführer von Toral Engineering schätze die Chiss als zuverlässig, diszipliniert und intelligent. Und diese Intelligenz schien mit dem dortigen Bildungswesen eng zusammenhängen, immerhin schien Treeya Reed sein Spielchen mit der Liste durchschaut zu haben - zumindest vermutete Lortan dass, denn für ihre Reaktion das Imperial Inn nicht mieten zu wollen, hatte der Mensch keine andere Erklärung. Seine erste Reaktion war ein wenig ... ernüchternd gewesen, hatte er von dieser Rechtsstreitigkeit nicht gewusst, doch die Sekunden später als er weiter darüber nachdachte zauberte dem alten Greis ein Lächeln ins Gesicht. Er hatte doch auch so herausgefunden was er wissen wollte: Entweder bluffte Treeya Reed enorm - was er ihr irgendwie nicht zutraute, dass sagte ihm sein Gefühl - oder sie schien doch mehr in den Familienbetrieb involviert zu sein, als er geahnt hatte. Lortan Toral war zufrieden und zeigte dies auch, als er sich zurücklehnte und sich den Namen des Hotels merkte, dass sie genannt hatte. Nach dem Gespräch würde er seinen Sekretär darauf ansetzen. Dieser sollte herausfinden ob an der Behauptung von Treeya Reed etwas Wahres dran war. Bis dahin würde er seinen Buchung im Imperial Inn aufrecht erhalten. Lortan war schon so lange Geschäftsmann, er würde sich sicherlich nicht von einer Zwanzigjährigen einschüchtern lassen.

„Auch ich danke Ihnen, Mrs. Reed und wünsche Ihnen einen guten Flug nach Bastion“, beendete Lortan das Gespräch mit einem Lächeln. Anschließend wandte er sich an seinen Sekretär Mittiok’aina’nuruodo und beauftragte ihn mit allem weiteren Vorkehrungen für die Reise nach Bastion. Darunter auch die Nachforschungen darüber ob das Imperial Inn wirklich in Streitigkeiten mit der Imperial Spirit Group lag.

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Holokomverbindung zwischen Csilla und Muunilinst
 
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