Noch 'n Review:
Die meisten Fans waren gar nicht begeistert, als die Veröffentlichung von William C. Dietz?s Roman ?Escape From Dagu? aus heiterem Himmel abgesagt wurde, ohne nachvollziehbare Gründe zu nennen (bzw. bei einer Version der ?Wahrheit? zu bleiben). Entsprechend argwöhnisch wurde der Ersatz, ?Dark Rendezvous?, das ein halbes Jahr nach dem ursprünglichen EfD-Termin erscheinen sollte. Im Nachhinein kann ich nur sagen: ich bin froh, dass Dietz es nicht geschafft hat. Ob sein Werk wirklich so schlecht war, dass es nicht verdient hatte, den SW-Schriftzug zu tragen, weiß ich nicht (und das wäre wohl auch kaum ein Grund gewesen, schließlich hat das die Lektoren in Fällen wie ?Jedi Trial? und der ?Boba Fett?-Reihe auch nicht gestört). Aber dass es besser gewesen wäre als DR bezweifle ich stark.
Angekündigt war er als Yoda-Roman. Das ist er nicht. Die nominelle Hauptperson mag er sein, aber eigentlich spielt er nur als Nebenfigur eine Rolle. Er ist nicht einmal der rote Faden, der sich durch den Roman zieht. Selbst Dooku hat mehr Szenen, die direkt aus seiner Sicht erzählt werden.
Ah. Dooku. Das ist die Person, um die sich in ?Dark Rendezvous? eigentlich alles dreht. DR ist vielleicht der erste echte Bösewicht-Roman (?Shadow Hunter? zählt nicht, Darth Maul kam da ja kaum vor); dabei ist Dooku gar kein wirklicher Bösewicht, sondern vielmehr eine tragische Figur. Ich habe das schon immer so gesehen, aber es ist schön , dass endlich einmal ein SW-Autor der gleichen Meinung ist. Es gibt Gründe für Dookus Verhalten. Gründe, die teilweise lange zurückliegen. Stewart gibt uns einen Einblick in Dookus Vergangenheit und schafft mit wenigen Szenen das, was Jude Watson - so sehr ich sie auch schätze - in einem Viertelroman nicht hinbekommen hat: er lässt uns Dooku verstehen.
Das allein würde nicht reichen, meine Behauptung, DR hätte im Titel statt ?Yoda? besser ?Dooku? tragen sollen, zu stützen. Mehrdimensionale Bösewichte gab es schon öfter ohnedass der Held an Fokus verloren hat. Die Helden in DR sind zwei ca. 14jährige Kinder, mit zwei eigenständigen Persönlichkeiten. Und doch sind sie beide Spiegel des Grafen. Whies Lebenslauf liest sich erschreckend ähnlich wie Dookus und er verfügt ebenfalls über einen starken Zugang zur Macht. Nur seine Arroganz ist nicht so stark ausgeprägt wie die des Abtrünnigen. In einer Szene gegen Ende, in der Dooku kurz davor ist, zum Licht zurückzukehren, ist Whie kurz davor, seinen Platz einzunehmen. Spiegel. Scout ist ebenfalls einer, und diesmal im wahrsten Sinne des Wortes. Sie personifiziert all das, was Dooku nicht ist: sie kommt aus ärmlichen Verhältnissen, ihr Machtpotential ist erbarmungswürdig gering, sie überspielt ihre Unsicherheit mit kühlen Sprüchen und aggressivem Verhalten (im Gegensatz zu Dookus täuschend sanfter Rede, ein Ausdruck seiner Sicherheit), sie muss kämpfen, um ihre Ziele zu erreichen. Der Droide Fidelis, wenn er auch keine Hauptfigur ist, vernichtet sich selbst, weil er seiner programmierten Loyalität nicht entkommen kann; die unbedingte Loyalität zu Sidious, vor dem er sich zum Sklaven erniedrigt hat, wird auch Dookus Schicksal besiegeln. Drei symbolhafte Figuren. Dooku.
Vor kommt Yoda natürlich trotzdem. Wer ihn so erwartet, wie er auf dem Cover ausschaut, also annähernd so ernst wie in AOTC, wird überrascht werden. Yoda will sich so gar nicht wie der grimmige, unwillige Krieger benehmen, den GL uns in den Prequels gezeigt hat. Stattdessen sehen wir Yoda als weisen Lehrer, der zu Späßchen und mitunter leicht spinnertem Verhalten neigt. TESB im Quadrat. Wer hätte gedacht, dass Yoda der Lt. Kettch der Prequel-Ära werden könnte? Genau dazu macht Stewart ihn hier, ohne dabei (meistens) die Grenze zur Albernheit zu überschreiten. ?Der teuflische R2? ist eine der urkomischsten Szenen der SW-Literatur.
Er kann aber auch ernsthaft sein, wenn die Situation das gebietet. Das spiegelt sich auch im Roman wieder; bis etwa zur Hälfte fließt die Handlung locker vor sich hin, neutral, mit witzigen Einsprengseln. Dann dreht sich der Wind, es folgen ein paar sehr ernste Szenen. Wenn sich der Leser davon erholt hat, geht es weiter mit einem Späßchen, aber keinem so aufgedrehten wie noch zuvor. Und wieder wird es ernst. Stewart gelingt das gleiche Kunststück wie Aaron Allston: komische, tragische und tragikomische Situationen fließend abzuwechseln.
In keinem SW-Buch spielten die Medien so eine Rolle wie in DR. Ständig laufen im Hintergrund ?Radios?, ?Fernseher? und ähnliches und informieren den Leser wie auch die Protagonisten, was so los ist in der Welt, inklusive Falschinformationen. Das darf gerne mal ein Autor aufgreifen. Palpatine war nur in wenigen Szenen zu sehen, aber das war wie Jack Nicholson in ?Eine Frage der Ehre?: Dynamit. Genialer Schachzug, Obi-Wan (quasi ein ?Seelenverwandter? Dookus, war er doch Qui-Gons Schüler; und dennoch hatte er des Grafen Angebot ausgeschlagen) und Anakin (auf den der Graf eifersüchtig ist, weil er ihm den ihm zustehenden Platz an der Sonne von Yodas Zuneigung wegnimmt, meint er) zu schicken, um Yoda zu ?unterstützen?.
Hundertprozentig zufrieden war ich auch nicht mit ?Dark Rendezvous?. Manchmal war?s schon etwas albern. Manchmal. Selten. Gar nicht gefallen hat mir die Wiederholung des (vollständigen!) Titels auf Seite 40. Gestört hat außerdem, dass es auch in der GFFA Zeiss-Gläser zu geben scheint. Aber das sind wirklich nur sehr geringe Faktoren, die den Lesespaß nicht wesentlich schmälern.
Fast tut?s mir leid um George Lucas. Je mehr ich von ROTS höre und sehe (was sich momentan freilich auf Teaserposter und -trailer beschränkt), desto zweifelhafter wird, dass der Film die Qualität der besten EU-Klonkriegs-Erscheinungen wird toppen oder auch nur erreichen können. Dem Rest des Fandoms scheint sein Kurs ja zu begeistern, aber ich fand den Teaser z.B. jetzt nicht so prickelnd. Aber von mir aus soll GL seine Filme weiter so machen, dass sie den anderen Fans gefallen, solange er das Schreiben von Büchern authorisiert, die
mir gefallen

.