Review:
(Mit Spoilern)
Ich sage gleich vorweg, dass ich den Roman nicht gelesen habe.
Es wird sich somit in diesem Bericht keinen Film-Buch Vergleich geben und ich werde mich einzig auf die filmische Bewertung konzentrieren.
Tom Hanks spielt Robert Langdon durchgängig sehr überzeugend.
Zwar hat er mir in anderen Rollen (vor allem "Catch me if you can" und "Road to Perdition") schon besser gefallen, trotzdem ist er wie gesagt ziemlich gut.
Die hinten etwas längeren Haare gefallen mir auch gut.
BTW: Wie soll Langdon von Amerika nach Frankreich gekommen sein? Mit dem Schiff? Bei einer derartig langen Flugreise kann er sich danach imo in eine psychatrische Einrichtung einweisen lassen.
Audrey Tautou gefällt mir in dem Film, - sie hat genau die richtige Art Ausstrahlung, die man für diese Rolle braucht.
Ihr "Handauflegen" bei Langdon hat mir gut gefallen, - aber imo hat er zu schnell zugegeben, dass es ihm besser geht , wer weiß, was die Frau noch alles getan hätte um ihn zu beruhigen....
Nach dem Schmink-Overkill und dem schwächlichen Auftritt in "Pink Panther" befindet sich Jean Reno wieder auf den Weg der Besserung. Zwar gefällt er mir auch hier noch nicht so gut, wie er mal war, aber es wird besser und Captain Fache füllt er durchaus vollständig aus.
Alfred Molina hat mir gefallen und ich fand es gut, dass nach längerer Zeit Jürgen Prochnow mal wieder eine kleine (aber durchaus gute) Rolle in einem großen und guten Film hatte.
Paul Bettany liefert die zweitbeste Leistung des Casts ab. Man nimmt ihn seinen irren/gequälten Charakter sehr gut ab.
Wenn es Paul Bettany in den nächsten Batman-Film schaffen sollte, - so würde er aller Wahrscheinlichkeit nach einen sehr guten und tiefgründigen Joker abgeben.
So gut der Rest des Ensembles auch ist, Ian McKellen spielt sie alle ohne Probleme an die Wand.
Es ist einfach wie immer ein Genuß Ian Mc Kellen zuzusehen und er hat auch noch den vielseitigsten und interessantesten Charakter des Films.
Bei seinem ersten Auftritt ist er ein etwas kauziger aber durchaus symphatischer sehr lebenslustiger älterer Herr, der eine Menge weiß.
Seine "Einlaßkontrolle", die sich Langdon unterziehen muß, ist für mich die wahrscheinlich lustigste Stelle des Films, - auch wenn die Fragen im Grunde ziemlich leicht zu beantworten waren --> "Wann hat ein Ruderer aus Harvad einen Ruderer aus Oxford besiegt? : Ich bin sicher eine solche Schmach hat niemals stattgefunden."
Als er dann seine wahren Absichten enthüllt, wirkt er überaus bedrohlich und trotz seiner Krücken, nimmt man ihm ab, dass er die Lage im Griff hat und durchaus gefährlich werden kann.
Am Ende, als seine Pläne scheitern reagiert er mit Verzweiflung und kommt dann noch überaus irre rüber.
Ian McKellen meistert dieses breite darstellerische Spektrum in Perfektion.
Der Film ist durchweg ziemlich spannend inszeniert und so manche Wendung mag doch zu überraschen.
Allerdings gibt es auch so manche Sache, die recht vorhersehbar ist. So glaubt man nie, dass der Buttler wirklich der "Lehrer" ist (auch wenn er sich sehr überzeugend in einem bedrohlichen Killer verwandelt hat) und als er dann mit dem wirklichen "Lehrer" spricht (ohne das dieser im Bild ist), weiß man mit wem er spricht. Da dies aber nur wenige Minuten später dann auch enthüllt wird, ist dies nicht weiter schlimm.
Anders sieht es da aber mit Sophies Rolle aus, - der Zuschauer weiß über eine Stunde, bevor Langdon darauf kommt, über ihre wahre Identität bescheid. Noch offensichtlicher wäre es nur gewesen, wenn sie sich ein Schild um den Hals gehängt hätte.
Nach Teabings Verhaftung nimmt die Spannung spürbar ab und die noch nachfolgende Handlung ist eher als "nett" zu charakteresieren.
Ich freue mich wirklich, dass ich vor dem Film so gut wie nichts über dessen Handlung wußte. Imo ist der Film richtig gut, wenn man miträtselt, wie es nun weitergeht. Den Wiedersehwert des Films muß man daher aber wohl auch als eher gering einschätzen und, ob der Film für Personen, die das Buch gelesen haben (und damit die Handlung kennen) wirklich zu genießen ist erscheint auch als fraglich.
Am besten ist der Film imo wenn man keine Ahnung hat, - dann hat man es wirklich mit einen sehr spannenden gutgemachten Thriller zu tun.
Einige Dinge sind im Film sehr auffällig: So sind Langdon und Sophie irgendwie ziemliche Superhirne und haben im Grunde mit keinem der Rätsel ein Problem. Einer der beiden kommt immer sofort auf des Rätsels Lösung und wenn sie dann doch nicht mehr weiterkommen, wohnt natürlich der nächste Experte gleich um die Ecke und man kann dort weiterfragen.
Damit hat man dann auch ein kleines Problem, viele Zusammenhänge in der Handlung wirken zusehr wie gewollt, - sprich konstruiert. In einem Roman kann man sowas vermutlich besser maskieren, aber in der relativen Komprimiertheit eines normal langen Films, fällt es dann eben auf.
Aber Schwamm drüber, davon muß und sollte man sich den Filmgenuß nicht kaputt machen lassen.
Den Einstieg in dem Film empfand ich als verhältnismäßig schwer, - aber wenn man sich erst mal in diese fiktive Geschichte hereingefunden hat, wird man dann auch belohnt. Nach meinem Empfinden wurde der Film in seinem Verlauf spürbar besser.
Von den Rätseln und Hinweisen hat mir die Präsentation von Da Vincis "Das letzte Abendmahl" deutlich am besten gefallen.
Das war wirklich beeindruckend.
Einmal mit der Behauptung konfrontiert, dass es sich bei der Person links von Jesus um eine Frau handeln soll, fällt es in der Tat sehr schwer dort noch etwas anderes zu sehen. Allerdings, wenn diese Person eine Frau ist, so kommen auf dem Bild zumindest auch noch zwei weitere Personen als Frauen in Betracht.
Sehr beeindruckend war es auch, wo Teabing die Figur verschoben hat und sie sich dann bei Jesus anlehnte.
Das auch im Film angesprochene Dreieck, wurde imo seinerzeit auch an meiner Schule im Kunstunterricht thematisiert, aber ich erinnere mich derzeitig nicht, in welche Richtung der Lehrer das interpretiert hat.
Die kurzen historischen Szenen, wenn darüber gesprochen wurde, waren sehr gut gemacht und wurden effektiv eingesetzt. Besonders erwähnenswert sind auch die sparsam eingesetzten Überblendung von heutiger und vergangener Zeit in einem Bild.
Das sah einfach klasse aus.
Die Szene, wo Langdon den Plan aus dem Codegerät entnimmt war wunderschön komponiert, da hat alles gepaßt.
Auch im Allgemeinen ist der Film sehr gut fotografiert und auch in allen anderen produktionstechnischen Kategorien überaus gelungen.
Die Musik ist ein Prachtstück und trägt viel zur guten Stimmung des Films bei.
Ich wußte vorher nicht wer die Musik komponiert hat, aber man hört es im Grunde 10 Kilometer gegen den Wind.
Ich bin Hans Zimmer aber nicht böse, dass er im Prinzip immer das Gleiche macht, da es sich in seinen Variationen einfach immer wieder genial anhört.
Fazit:
Ich bin ohne große Erwartungen in diesen Film gegangen, habe dann aber einen wirklich hervorragenden Film zu sehen bekommen.
Viel mehr kann man von einem Film dieses Genres nicht erwarten.
Skandalös finde ich den Film nicht im Mindesten und ich weiß nicht, wie man da einen solchen Aufstand machen kann, - wenn man z.B. nicht gerade ein furchtbar schlechtes Gewissen hat.
Ebenso verstehe ich nicht, warum so mancher "Kritiker" den Film als so schlecht beurteilt.
Ich kann diesen spannenden Film nur empfehlen, er war wirklich eine überaus positive Überraschung für mich.