[Outer Rim | Quelli Sector | Dathomir-System | Dathomir | Dorfplatz ] - Venris Traja, Adria
Kaum hatte er sein ,,Ablenkungsmanöver" durchgeführt, bereute er dies zutiefst. Die Alte schrie ihm etwas zu. Verstehen konnte er von ihren Worten kein einziges und doch traf ihn jedes davon wie ein eisiger Schnitt. Diese Hexe war mächtig und wie mächtig sie war, zeigte sie nun erneut. Sie schwebte gegen Boden, welcher unter ihr aufbrach und das heillose Chaos, welche mittlerweile bereits in dem Dorf herrschte, noch mehr verstärkte. Sie breitete die Arme aus und Venris und Adria wurden von zuckenden Blitzen eingeschlossen, welche von der Hexe ihnen entgegen brausten. Venris schrie, kreischte beinahe in einem unnatürlichen Schmerz. Er fiel auf die Knie, wälzte sich auf dem Boden. Seine Augen rollten in ihren Höhlen, sodass bald nur noch das Weiß in ihnen zu sehen war. Diese Blitze waren mehr als nur gebündelte Elektrizität, diese Blitze trieften wie alles hier vor der dunklen Magie der alten Hexe. Doch konnte sich Venris kaum darüber Gedanken machen. Er konnte sich kaum über irgendetwas Gedanken machen. Sein Mund war geöffnet, doch wusste er nicht, ob aus diesem Schreie des Schmerzes kamen, zu sehr pochte eben dieser Schmerz in seinem Hirn und raubte ihm sämtliche Sinne. Er lag auf dem Boden, zusammengekrümmt und doch hoffte er nicht, dass es aufhörte, war er sich doch sicher, dass, sobald der Schmerz verschwand, dies nur heißen konnte, dass er gestorben war. Doch konnte und sollte dies nicht das Ende werden, er hatte die Stimmen und die Verheißungen gehört, es würde hier nicht zu Ende gehen, er würde diese Schlacht überdauern, siegreich aus ihr heraustreten. Doch in diesem Moment war nur Schmerz und all diese Gewissheiten schwanden und schwanden. Und dann, ganz plötzlich, war der Schmerz fort. Venris, dessen Augen geschlossen waren, war sich sicher, dass es nun zu Ende mit ihm war. Er hatte versagt. Doch hielt dieser Gedanke nur einen Sekundenbruchteil, bevor die Luft wieder in seinen Mund schoss und seine Lungen füllte. Er schlug die Augen auf. Er lebte. Ungläubig schaute er sich um, bis sein Blick auf der obersten Hexe ruhen blieb. Doch diese befand sich nun nicht mehr Blitze schleudernd in der Luft. Sie lag am Boden und Adria war auf dem Weg zu ihr. Adria musste es gelungen sein, sie zu überrumpeln. Venris rappelte sich mühselig auf, behielt seine Meisterin dabei stetig im Blick. Sie warf der am Boden liegenden Alten etwas ins Gesicht. Dann entzündete sie ihr Lichtschwert und trennte ihr mit einem einzigen, machtvollen Schlag den Kopf von den Schultern. Venris erstarrte, blickte fassungslos zu seiner Meisterin herüber. Es dauerte einige Sekunden, bis er seine Fassung zurückgewinnen und den Blick über die Ruinen des Platzes werfen konnte. Ranken und Untote waren verschwunden, nicht jedoch die Schwestern der Nacht. Doch von diesen war keine mehr bewaffnet. Nein, im Gegenteil. Die letzten der Schwestern beugten in diesem Moment das Knie vor Adria. Venris trat zu ihr, als sie sich selbst zur Nachfolgerin Noaides erhob. Die Menge jubelte ihr zu, als Venris ihr, voller Ehrfurcht, einen Kranz aus Blumen aufs Haupt setzte. Für die Schwestern schien ihre alte Oberste Mutter bereits vergessen. Sie hatte das Mandat Dathomirs verloren, Dathomir hatte den Sternenkindern, wie sie es sagen würde, den Sieg geschenkt.
Doch schien die Gefahr, die von der Hexe ausging, nicht vollständig gebannt zu sein. Ihr leb- und kopfloser Körper bewegte sich noch immer und auch ihre Lippen sprachen nach wie vor noch Worte aus. Als Venris dies bemerkte, wich er zurück. Hatten sie zu vorschnell den Sieg für sich beansprucht? Doch Adria schien daran gar nicht zu denken. Sie griff nach dem Kopf, warf ihn in einen Vogelkäfig und legte eine Decke darüber. Da nicht erneut Untote aus dem Boden krochen oder Adria zusammenbrach, musste der Fluch der Hexe wohl tatsächlich gebrochen sein, auch wenn nach wie vor noch dunkle Kräfte in ihr schlummerten. Dies schien auch Adria klar zu sein, ließ sie einige der Schwestern doch sogleich eine Kette holen, bevor sie sich den Todesort Noaides näher anschaute. Venris blieb hinter ihr. Noch immer traute er dem Frieden nicht. Misstrauisch behielt er den Käfig mit dem Kopf, Noaides Körper, aber auch die überlebenden Schwestern im Blick. Bereits nach wenigen Augenblicken schien Adria ein Fläschchen gefunden zu haben, welches sie sogleich dem Kopf der Hexe vorführte. Aus der Reaktion der Hexe und aus Adrias Reaktion schloss Venris, dass sich in diesem Fläschchen ein nicht unwesentlicher Anteil der übernatürlichen Macht der Hexe befinden musste. Gerade für Adria schien die Flüssigkeit darin eine große Anziehungskraft zu besitzen. Venris hoffte nur inständig, für sie und für ihn, dass diese Anziehungskraft nicht so groß war, dass sie den Inhalt probieren würde. Dieses Wesen, Noaide, hatte nichts mit einem Menschen oder einer sterblichen Kreatur gemein. Er wollte nicht wissen, was ein solches Mittel mit einem sterblichen Körper anrichten würde, selbst mit einem so mächtigen wie Adrias. Doch zum Glück schien auch Adria das klar zu werden, als sie das Fläschchen wegsteckte, Venris zu sich holte und verkündete, das nun ein Grab für die Hexe geschaufelt werden müsse. Venris nickte.
,,Es wird mir eine Freude sein."
Dann wandte er sich an die Schwestern und verkündete ihnen den Auftrag Adrias laut in einem unnachgiebigen Ton. Er misstraute diesen Frauen zutiefst und hatte keinen Scharm, dies zu zeigen. Er ließ sie schuften, bis die Sonne langsam den Horizont herauf kroch. Das Loch für diese Hexe konnte gar nicht tief genug sein, sie sollte darin für immer vergessen werden. Erst, als der schwere Stein endlich über ewigen Ruheort der Hexe zum liegen kam, atmete Venris durch. Es war geschafft. Dann blickte er sich zu Adria um. Diese stand mittlerweile auf dem Schrein und rief ihn zu sich. Eiligen Schrittes trat er zu ihr und war im ersten Moment verwirrt, als er sich hinknien sollte und Adria das Lichtschwert entzündete. Doch als sie ihn dann wieder ansprach, blickte Venris sprachlos zu seiner Meisterin nach oben. Die letzten Stunden waren so ereignisreich gewesen, so ermüdend, das Venris im ersten Moment glaubte, sich verhört zu, oder das ganze nur eingebildet zu haben. Doch dem war nicht so, Adria erhob Venris in diesem Moment in den Rang eines Sith-Kriegers. Sein Können war ohne Frage stark gewachsen und dies hatte er auch in den letzten Stunden wohl zur Genüge unter Beweis gestellt, doch trotz alledem kam dieser Moment für Venris wie aus heiterem Himmel. Venris erhob sich mehr automatisch, als von ihm selbst gesteuert.
Adria erhob Venris zu ihrem Stellvertreter in diesem Dorf, schenkte ihm einen Lichtschwertkristall und sagte ihm, sie hätte noch eine Lehrmeisterin für ihn. Venris, normalerweise immer durch großer Selbstsicherheit gestärkt, wusste kaum, was er tun sollte, hatte fast das Gefühl, wie in Trance neben seinem eigenen Körper zu stehen. Er nahm die Geschenke entgegen, hatte fast die Befürchtung, undankbar zu wirken, doch konnte sich in diesem Moment kein Lächeln oder eine Antwort in sein Gesicht schleichen. Ob es an der Überrumpelung durch diese Situation lag, oder an den entbehrungsreichen letzten Stunden, er wusste es nicht. Auch, als Adria ihm den Käfig mit dem Kopf der Hexe, in welchem ein Wissen unvorstellbarer Art gespeichert sein musste übergab, ihm das Fläschchen mit dem Elixier reichte und sagte, dass er sie damit am Leben halten konnte, nahm er die Dinge einfach nur an und blickte sprachlos in das Gesicht seiner Meisterin. Er wollte jubeln, wollte dankbar sein, doch nichts davon gelang ihm in diesem Moment. Erst, als Adria von ihrem Podest herabstieg, ihn umarmte und sagte, dass sie nach Bastion zurückkehrte und fragte ob mitkommen wolle, brach dieser Zustand der Trance. Er lächelte, wenn auch immer noch mit einem Hauch der Ungläubigkeit in den Augen, als er ihr antwortete.
,,Ich danke dir. Es liegt wohl daran, dass die letzten Stunden so voller Ereignisse waren, es fällt mir schwer, dass alles zu realisieren."
Venris lachte kurz leise auf.
,,Ich werde dich hier als Stellvertreter nicht enttäuschen. Soviel kann ich dir versprechen. Wahrscheinlich werde ich noch den Tag über hier bleiben. Ich muss meditieren und Nivalee suchen und ... weißt du, die Atmosphäre dieses Ortes hat irgendeinen seltsamen Einfluss auf mich. Ich muss einfach noch ein paar Stunden in mich gehen, versuchen zu verstehen, was geschehen ist und was dieser Planet damit zu tun hatte. Auch wenn für letzteres wohl kaum ein paar Stunden ausreichen."
Venris lachte erneut kurz und blickte dann Adria in die Augen.
,,In unserem Orden hat man das wohl selten gehört, aber ... ich danke dir wirklich, für alles. Wir werden uns wiedersehen und darauf freue ich mich."
Adria hielt es nicht mehr lange im Dorf. Als sie schließlich mit dem Rancor und einem kleinen Gefolge in den Dschungel ritt, blieb Venris noch eine ganze Zeit am Rand des Dorfes stehen und blickte in die Wildnis. Mit diesem Moment hatte ein neuer Abschnitt für ihn begonnen, ein Abschnitt, von dem Venris oft in den tiefsten und dunkelsten Ecken seines Verstandes befürchtet hatte, dass er nicht mehr kommen würde. Er war nun ein vollwertiger Sith, bereit, sich selbst im Orden zu verwirklichen.
Die folgenden Stunden verbrachte Venris auf der Lichtung, welche im Nivalee gezeigt hatte, in tiefer Meditation. Bevor er sich in die Meditation begeben hatte, hatte er den Schwestern noch aufgetragen, möglichst viele Dinge von Wert in der Mitte des Dorfes aufzuschichten, Pelze, Edelsteine, Häute und so weiter. Auch hatte er befohlen, dass nach Nivalee gesucht werden sollte. Damit wären diese Wilden wohl lange genug beschäftigt, bis Venris seine Mediation abgeschlossen hatte. Doch fiel es ihm schwer, sich vollständig auf diese einzulassen, zu ereignisreich waren die letzten Stunden gewesen und zu groß war sein Misstrauen und seine Vorsicht den Nachtschwestern gegenüber. Alleine mit diesen Wilden würde er sich nicht in vollkommene Trance begeben. So war er, als er schließlich wieder das Dorf betrat, zwar wieder etwas gestärkter, doch hatte er kaum wahre Einsichten oder Erkenntnisse über diesen Ort, oder über sonst irgendwas gewinnen können. Eine der Schwestern sprach ihn an, zeigte ihm den Haufen an Wertgegenständen, welche im Dorf aufgetürmt bereit lagen und sagte ihm, dass Nivalee nirgends zu finden sei. Kurz überlegte er, ob er noch warten sollte, entschied sich jedoch recht schnell dagegen. Nivalee hatte ihm nicht geholfen, sie war wahrscheinlich einfach davon gelaufen, hatte ihn sich selbst überlassen. Er war ihr nichts schuldig und sie hatte kaum noch Nutzen für ihn.
,,Packt mir zwei Säcke mit Edelsteinen und Pelzen voll. Den Rest verwahrt ihr sicher, bis eure Königin oder ich wiederkommen. Vergesst nicht eure Treueschwüre, ihr habt gesehen, was wir mit eurer Mutter und euren Schwestern getan haben, glaubt nicht, wir würden davor zurückschrecken, das ganze Dorf zu vernichten, wenn ihr uns verratet."
Er ließ seinen Blick über die Schwestern schweifen, bis er an Niska hängen blieb. Sie hatte ihm übel mitgespielt, doch zumindest Adria schien so etwas wie Vertrauen in sie gehabt zu haben und schlimmer als der Rest dieses Haufens wäre sie auch nicht.
,,Niska, während unserer Abwesenheit wirst du dem Dorf vorstehen. Ich werde mich auf den Weg zurück zu den Sternen machen. Ihr fünf begleitet mich zum Außenposten."
Er wies auf fünf Nachtschwestern, welche ihm am nächsten standen. Es dauerte noch eine gute Stunde, bis zwei Säcke mit Wertsachen vollgestopft waren, Proviant bereit lag und alles aufbruchsbereit war. Langsam näherte sich der Tag dem Abend. Venris trug den Käfig mit dem Kopf bei sich, den Rest trugen die Nachtschwestern, als sie sich auf den Weg machten.
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