Am 4. Februar 1600 begegneten sich erstmals der dänische Astronom Tycho Brahe und der Schwabe Johannes Kepler. Tycho Brahe war berüchtigt für seinen Jähzorn. In seiner Jugend endete ein Streit um eine mathematische Formel in einem Duell, bei dem er einen Teil seiner Nase verlor, weshalb er seither eine Prothese trug. Brahe war kein begnadeter Mathematiker, umso mehr aber ein scharfsinniger Beobachter. Als er als Hofmathematiker am kaiserlichen Hof nach einem Assistenten suchte, lud er den jungen Johannes Kepler 1600 nach Prag ein. Kepler nahm die Stelle an.
Auf der einen Seite Brahe, adliger Abstammung, ungeduldig, cholerisch. Und auf der anderen Seite Kepler, aus ärmlichen Verhältnissen stammend und infolge einer Pockeninfektion stark kurzsichtig. Was er durch das Fernrohr nicht erkennen konnte, machte er als Mathematiker wieder wett. Brahe, so heißt es, habe aber die Arbeit des Jüngeren torpediert, indem er ihm absichtlich wichtige Ergebnisse vorenthielt. Oft kam es zu Streit.
Als Tycho Brahe 1601 starb, wurde Kepler Brahes Nachfolger am kaiserlichen Hof. Die ungeklärten Umstände von Brahes Tod führten noch in jüngster Zeit zu wilden Spekulationen, Kepler habe den Astronomen mittels Gift ins Jenseits befördert. Dass Brahe aber bei einem Festbankett Rudolfs II. durch Harnverhaltung einen Blasenriss erlitt, kann man Kepler schlecht anlasten, höchstens der höfischen Etikette, die es verbot, sich vor dem Kaiser von der Tafel zu erheben. Aber dies ist eine andere Geschichte.