Was ich mir wünsche ist, könnte diese Geschichte nicht besser ausdrücken:
Ein Vater zog mit seinem Sohn und einem Esel in der Mittagsglut durch die staubigen Gassen von Keshan.
Der Vater saß auf dem Esel, den der Junge führte.
"Der arme Junge", sagte da ein Vorübergehender. "Seine kurzen Beinchen versuchen mit dem Tempo des Esels Schritt zu halten. Wie kann man so faul auf dem Esel herumsitzen, wenn man sieht, dass das kleine Kind sich müde läuft."
Der Vater nahm sich dies zu Herzen, stieg hinter der nächsten Ecke ab und ließ den Jungen aufsitzen.
Gar nicht lange dauerte es, da erhob schon wieder ein Vorübergehender seine Stimme: "So eine Unverschämtheit. Sitzt doch der kleine Bengel wie ein Sultan auf dem Esel, während sein armer, alter Vater daneben herläuft."
Dies schmerzte den Jungen und er bat den Vater, sich hinter ihn auf den Esel zu setzten.
"Hat man so was schon gesehen?" keifte eine Frau, "Solche Tierquälerei! Dem armen Esel hängt der Rücken durch, und der alte und der junge Nichtsnutz ruhen sich auf ihm aus, als wäre er ein Diwan. Die arme Kreatur!"
Die Gescholtenen schauten sich an und stiegen beide, ohne ein Wort zu sagen, vom Esel herunter.
Kaum waren sie wenige Schritte neben dem Tier hergegangen, machte sich ein Fremder über sie lustig: "So dumm möchte ich nicht sein. Wozu führt ihr denn den Esel spazieren, wenn er nichts leistet, euch keinen Nutzen bringt und noch nicht einmal einen von euch trägt?"
Der Vater schob dem Esel eine Hand voll Stroh ins Maul und legte seine Hand auf die Schulter des Sohnes.
"Gleichgültig, was wir machen", sagte er, "es findet sich doch jemand, der damit nicht einverstanden ist. Ich glaube, wir müssen selbst wissen, was wir für richtig halten."
(Aus: Peseschkian. Der Kaufmann und der Papagei)
Und weil es so gut dazu passt:
"Die Schüler fragten den Meister.
“Herr, wir sind verwirrt. Heute lehrst du uns das und morgen etwas, was dem zu widersprechen scheint. Was ist wirklich wahr?”
“Eis ist zwar kalt, aber Ihr könnt Euch auch daran verbrennen und mit einem Messer könnt Ihr aus Holz zarte Kunstwerke schnitzen, aber auch töten. Besser Ihr gewöhnt Euch an den Gedanken, dass es immer mehrere Wahrheiten gibt.” antwortete der Alte."
So wie es verschiedene Wahrheiten gibt, gibt's auch verschiedene Ansichten, Meinungen und Arten zu spielen und ich wünsche mir nicht nur für 2013 sondern allgemein, dass jeder einfach mal dem anderen seine Art zu spielen lässt.