Umfrage zum Thema Linearität - oder die Frage, wie (un)linear MGS4 werden sollte...
Ich dachte ich starte mal wieder eine Umfrage, da vor Ende August wahrscheinlich nicht mit neuem Diskussionsstoff zu rechnen ist.
Das Thema dieser Umfrage lässt sich in einem schönen Wort zusammenfassen: "Linearität".
Ich wollte mal hören, wie linear die Handlung eines Videospiels eurer Meinung nach sein sollte, oder anders formuliert: Wie viel Freiraum und wie viel Ablenkmöglichkeiten ein Spieler abseits des Hauptplots haben sollte.
Jeder der damals "Final Fantasy X" gespielt oder zumindest die Diskussionen darüber mitverfolgt hat wird die Problematik diesbezüglich kennen:
Anders als bei den Vorgängern war der 10. Teil der FF - Reihe nämlich stocklinear, als Spieler hatte man so gut wie keine Möglichkeiten, irgendwann einmal vom Pfad der Handlung abzuweichen (bildlich und wörtlich gesprochen), man zog einfach von einer Stadt zur nächsten, sah sich einen Videospann nach dem anderen an, bis es zum großen Showdown in Sin's Inneren kam. Optionale Schauplätze waren rar gesäht, Nebenhandlungsstränge suchte man sogar ganz und gar vergeblich. Kurzum: Für mich besitzt FFX das Paradebeispiel einer linearen Handlung.
Doch nun zurück zu "Metal Gear Solid": Bekanntlich waren die ersten zwei Teile alles andere als nichtlineare Spiele. Man wusste als Spieler immer stets genau, was man als nächstes tun muss, und ist die meiste Zeit einfach nur von Gebäude A zu Gebäude B gelaufen, um in der Story weiterzukommen. Hier mal ein Beispiel aus MGS2: Nachdem man in Strut B der Shell 2 auf Plisskin und Vamp getroffen ist besucht man in der Strut C Peter Stillman und erhält von ihm das Kühlspray, um alle C4-Bomben in der Big Shell zu entschärfen. Anschließend stellt man sich im Kampf Fatman, usw und so fort.
Alternative Handlungsstränge suchte man bei diesem Action - Adventure vergeblich, und es gab auch keine "Nebenquests", die man absolvieren konnte, wie in früheren Final Fantasy Teilen der Fall.
"Metal Gear Solid 3: Snake Eater" geht da schon einen etwas anderen Weg. Zum einem sind die Gebiete insgesamt gesehen viel größer als in den Vorgängern. Mein Lieblingsbeispiel ist hier immer noch der Krokodilssee. So riesige Gebiete hat man in MGS 1 und 2 eigentlich nicht gehabt. Ok, höchstens das Snow Field, wo man gegen Wolf kämpt, kommt daran vielleicht heran.
Insgesamt gesehen gab es in "Snake Eater" auf jeden Fall viel mehr zu entdecken als in früheren Teilen. Ein Beispiel herfür wäre der Hubschrauberplatz, den man erkunden und nach Items absuchen kann, aber nicht unbedingt muss, oder aber die Holzhütte in Sokrovenno. Und auch sonst hat MGS3 viel mehr Abenteuerspielraum geboten. Es gab Wasserfälle, Schluchten, Höhlensysteme, ein reißender Bach usw.
Mit anderen Worten: Wenn man so will kann man behaupten, dass MGS3 ein weitaus weniger lineares und steifes Spiel ist als seine beiden Vorgängerteile.
Dies bringt MGS3 zum einem einen dicken Pluspunkt ein (in meinem Review gehe ich darauf ja explizit ein), aber leider auch einen dicken Nachteil.
Dank der vielen Entdeckungsmöglichkeiten hatte ich weitaus weniger Anreiz als früher, in der Handlung weiterzukommen. Als ich damals zum ersten Mal MGS3 gespielt habe hatte ich zum Beispiel wenig Anreiz, mich im Kampfe "The End" zu stellen, sondern bin viel lieber erstmal durch die Gegend gelaufen, habe bei der Holzhütte alle Wachen getötet und im Prinzip alles erforscht, was es in diesem Gebiet zu erforschen gab. Insgesamt gesehen habe ich Stunden damit zugebracht, die Höhle genau abzusuchen, im Dschungel nach Giftpilzen zu suchen, alle Winkel des Forschungslabors abzusuchen, im Sumpf Fische zu erledigen usw. Die Story geriet eher in den Hintergrund und kam in MGS3 weitaus weniger zur Geltung wie in anderen Teilen.
Dies ist nun der Grund, warum ich die Umfrage gestartet habe: Wo liegt bei euch eigentlich das Hauptaugenmerk: Auf eine extrem spannende und dichte Story, für die man eventuell eine lineare Handlung und ein linear ausgerichtetes Leveldesign hinnehmen muss, oder eben große, offene Gebiete, bei denen man Stunden mit erforschen verbringen kann, und bei denen die Story eher in den Hintergrund gerät?
Ich glaube, ich würde im Zweifelsfall eher ersteres wählen, da ich ein storyorientierter Mensch bin und im allgemeinen eher eine Geschichte erzählt bekommen will.
Ich bin daher noch ein wenig skeptisch was MGS4 betrifft. Laut Kojima sollen ja die "Levels" im vierten Teil größer und geräumiger sein, ich mein sogar mal gelesen zu haben dass es keine Ladezeiten zwischen den Gebieten geben soll.
Wenn man dazu noch das ursprünglich geplante Konzept mit mehreren Parteien verwirklichen kann hätten wir natürlich ein noch viel weniger lineares Spiel. Irgendwo bereitet mir der Gedanke daran ein bisschen Bauchschmerzen, ich habe keine Lust ein MGS zu spielen was sich wie ein GTA anfühlt, weil das Spiel nach dem Schema abläuft: "Eigentlich muss ich mich Ocelot im Gebäude B im Kampf stellen, aber Partei A will noch, dass ich den Chef der Partei D umbringe, außerdem muss ich noch das Munitionslager der Partei C in die Luft jagen...."
Ich glaub zwar nicht, dass es so weit kommen wird. Ich habe nämlich eher das Gefühl, dass nichtlineare Spiele in einem Zeitalter, in dem die Entwicklung von Spielen immer mehr Geld verschlingen, immer mehr verschwinden. Es würde mich wundern, wenn es jemals ein PS3 Spiel im Format eines FFVII geben wird. Aber im Hinterkopf habe ich den Gedanken trotzdem...