Seien wir mal ehrlich.
Das Unternehmen muss jetzt mehr Geld für seine Angestellten (GDL) ausgeben. Das Unternehmen will Gewinne einfahren, wie jedes Unternehmen auch. Die Manager werden bestimmt nicht ihr Gehalt zurückschrauben. Das gab es noch nie in keinen großen Unternehmen bei einer solchen Situation. Wo holt man sich also das Geld wenn man plötzlich mehr Ausgaben hat und dennoch gewinne machen will? Ganz klar bei den Angestellten (durch Stellenabbau) und bei den Kunden (Preiserhöhung).
Dabei macht mich eigentlich nur eines stutzig. Der neue Tarif gilt momentan doch nur für die GDLer, sprich etwa 1000 Angestellte des Unternehmens DB AG.
Mit rund 230.000 Mitarbeitern ist der DB-Konzern einer der größten Arbeitgeber in Deutschland.
Quelle:
DB-Konzern - Unternehmen
Mal ehrlich, wie viel werden da einige Euro Lohnerhöhung und auch der ganze Rest für diese 1000 Angestellten bei 230.000 Angestellten im Gesamtunternehmen ausmachen? Sicher etwas im Hundertstel, oder Promillebereich der Kosten des kompletten Unternehmens.
Jetzt bin ich wirklich mal gespannt, wie hoch diese angekündigten Maßnahmen, insbesondere (da ich ja Bahnkunde bin) die Preiserhöhungen ausfallen werden. Alles was mehr als 1 Cent pro Fahrschein ausmacht, dürfte man unter Frechheit verbuchen.
Im Grunde dürfte bei einem so riesigen Konzern mit derart vielen Angestellten auch ein nennenswerter Stellenabbau aus Anlass dieses Tarifabschlusses eine Frechheit sein und wohl nur ein öffentlichkeitstauglicher Vorwand, um anderen den Schwarzen Peter zuzuschieben, für etwas, dass man schon lange geplant hat. Die Medien werden sich freuen und drauf stürzen, die GDL steht dumm da und die Manager und Aktionäre hinter der DB AG lachen sich ins Fäustchen.
Das ist aber ein Irrtum. Nicht Hr. Medorn ist schuld und auch nicht die Manager. Das System ist Schuld.
Die Welt ist, was wir daraus gemacht haben. Systeme kann man ändern, wenn nur genug unzufrieden sind und sich dieser Druck entlädt, macht es Plopp, Bumm, oder eben Revolution. Ist schon öfter passiert, zu letzt Anno 1989 sogar bei uns.
Etwas anderes spielt da noch rein, Herr Medorn und Co. mögen Teil des Systems sein, wie du es nennst. Dennoch sind sie Menschen und genießen eine Erziehung, sie gehören aber inzwischen einer eigenen in sich geschlossenen Klasse mit ihrer eigenen Weltsicht an, denen jedwedes Unrechtsbewusstsein für ihre Taten und Kenntnisse zu der "Welt des kleinen Mannes" fehlt, denen dazu von Seiten unserer Gesellschaft jede Aufmerksamkeit geschenkt wird, sobald sie ihre "Weisheiten" multimedial von sich geben. Sicher haben wir sie somit auch geschaffen, aber sollten sie irgendwann zu sehr über die Strenge schlagen, kann sich das auch wieder gegen sie wenden.
Noch geht es uns aber gut genug, so dass nur manche murren und keiner sich wirklich mit den anderen solidarisiert genug fühlt, um gemeinsam etwas zu ändern. So lange man sich mit dem jetzigen begnügen kann, ist also alles in Ordnung. Drückt sich in dem, "ich als einzelner kann ja nichts ändern und das System ist schuld-"Gerede am deutlichsten aus. Sobald sich damit aber in der Masse nicht mehr abgefunden wird, gibt es mal wieder einen gesellschaftlichen Ruck in eine andere Richtung (ob die dann besser ist, sei mal dahin gestellt).