Meine musikalische Göttin hat endlich mal wieder etwas neues herausgebracht. Siouxsie ist wieder da, aber nichts ist mehr so, wie es mal war. Siouxsie and the Banshees sind Geschichte. Das einstige Neben- und spätere Hauptprojekt The Creatures wurde ebenfalls eingestellt, denn 2004 läutete die "An Evening with... Siouxsie" Tournee ganz offiziell ihre Solokarriere ein. Mit "Mantaray" liegt nun endlich das erste Soloalbum vor. Und die Bezeichnung Soloalbum trifft den Nagel auf den Kopf, denn es ist das erste Album, auf dem Sioux ohne ehemalige Weggefährten auskommt. Die größte Veränderung: An den Drums saß erstmals seit 1979 jemand anders, denn Trommler und langjähriger Ehemann Budgie ist nicht mehr dabei. Weder musikalisch noch privat, denn die Scheidung wurde dieses Jahr vollzogen.
Das Album ist ziemlich abwechslungsreich und wechselt stilistisch zwischen düsterem Rock, Industrial, Pop, Electronic, Glam, hat aber auch seine ruhigen Momente, die eher in Richtung Trip-Hop gehen einen Jazzeinschlag haben. Hin und wieder blitzt der Sound der Banshees oder die Creatures auf, jedoch ohne zu einer Kopie vergangener Tage zu werden.
Los geht es mit "
Into a Swan", einer schönen Gitarren/Drumlastigen Rocknummer. Ein ganz starker Song zum Auftakt. In eine ähnliche Richtung geht dann auch "About to happen". bei dem die Gitarrenparts ein wenig an Rammstein erinnern. "Here comes that Day" ist ein wenig ruhiger und legt den Schwerpunkt auf Drums, Blechbläser und Streicher. Alles in allem ein Song, der an Creatures-Zeiten und Brass Bands anlehnt. "Loveless" ist rockig, aber eher ruhig und ziemlich dunkel, vor allem die Streicher gefallen mir hier sehr gut. "If it doesn?t kill you" klingt jazzig, langsam, traurig. Einer der Songs, die an Shirley Bassey erinnern. "One Mile Below" ähnelt wieder etwas an den Creatures-Stil, irgendwie kommt aber auch der gute alte Banshees-Sound ein klein wenig durch. Danach wird es mir "Drone Zone" wieder ruhig, Shirley Bassey-Style zum Zweiten. "Sea of Tranquility" ist eine langsame, sehr tragisch klingende Nummer. Der Keyboardsound von "They Follow You" erinnert mich zu Beginn irgendwie an die Doors. Erst verspielt, veträumte Melodie, ehe sich der Song in eine andere Richtung dreht. Plötzlich setzt die Gitarre ein und macht den Weg für die Marimbas frei. Genialer Moment und einer der besten Titel des Albums! Den Schlußpunkt setzt dann "Heaven and Alchemy", ein langsamer und trauriger bis schwer verdaulicher Song im Gospel-Stil.
Fazit: Das letzte Creatures-Album "Hái!" enttäuschte mich wegen den schwachen Texten und ich fand es insgesamt eintönig und recht langweilig. "Mantaray" macht es da schon deutlich besser. Instrumental ist das Album facettenreicher und endlich wieder gitarrenlastiger, die Texte sind im Vergleich zu "Hái!" wieder besser, wenn auch nicht so gut wie zu den besten Banshees-Zeiten. Siouxsies Stimme kann überzeugen, auch wenn sie nach jahrelangen gesundheitlichen Problemen rund um Stimmbänder und Atemwege nunmal nicht mehr die gleiche ist.
"Mantaray" ist schwächer als die besten Banshees-Alben, aber eben auch anders. Und Sioux hat damit einen guten Start in ihre Solokarriere hingelegt. Ziemlich gutes Album, Erwartungen erfüllt.
8,5 von 10 Schwänen