SomebodY
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Ich habe einige Sachen zusammengetragen, um euch über das Blumenkübel-Phänomen zu informieren. Es geht dabei um die Karriere eines beinahe banalen Nachrichten-Artikels. Mit diesem Thread möchte ich euch darüber informieren, damit ihr Bescheid wisst, worum es geht, wenn ihr demnächst im Internet etwas über einen Blumenkübel lest.
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Seit Mittwoch, dem 4. August, kursiert im Internet eine Geschichte über einen zerstörten Blumenkübel. Es entstand ein regelrechter Hype und die Meldung verbreitete sich rasend schnell.
Auf Twitter (Link) gibt es mehrere tausend Tweets zu diesem Thema, auch bei Facebook entstand bereits am Donnerstag eine Gruppe, die mittlerweile fast 2000 Mitglieder hat (Link). Studi- bzw. MeinVZ zeigte den Kübel sogar auf der Startseite.
Angefangen hat alles mit Lokaljournalismus. Am Mittwochmorgen hatte die „Münstersche Zeitung“ in ihrem Lokalteil und in ihrem Online-Auftritt über einen umgekippten, zerbrochenen Blumenkübel vor einem Altenheim in der westfälischen Gemeinde Neuenkirchen berichtet (Hier der Link dazu). Unter der Überschrift „Großer Blumenkübel zerstört“ schrieb die Autorin Katharina Hövels: „Fassungslos waren die Bewohner des Antoniusstift, als sie am Dienstagmorgen vor die Tür sahen: Einer der zwei Blumenkübel vor dem Eingang des Altenheimes wurde umgestoßen und lag zerbrochen vor dem Eingang.“ Dazu hatte die Zeitung ein Foto vom Topf gestellt. (Quelle)
Pflegeleiter: "Wir wollten einen solchen Hype nicht auslösen"
Heute ist Tag 3 nach der Blumenkübel-Attacke auf den Blumenkübel im Neuenkirchener Antoniusstift. Die Internetgemeinde ist in heller Aufregung um den zerstörten Kübel und schickt Beileidsbekundungen. Eine Firma aus Würzburg geht sogar noch einen Schritt weiter.
Die Firma hat am Donnerstagmittag im Antoniusstift angerufen und Pflegedienstleiter Karsten Westermann zugesichert, zwei nagelneue Blumenkübel nach Neuenkirchen zu schicken. Der wusste da allerdings noch gar nichts von der Aufregung um den Blumenkübel und der riesigen Fangemeinde im Internet. „Ich wusste gar nicht, wovon die Firma sprach“, sagte Westermann. „Natürlich freuen wir uns über die zwei neuen Kübel. Aber solch einen Hype wollten wir gar nicht auslösen.“
Die Scherben wurden schon entsorgt
Wir sind zurück am Blumenkübeltatort. Einsam steht vor der Eingangstür der zweite, verschonte Blumenkübel. Die Suche nach dem zerstörten Partner-Kübel im Müllcontainer verläuft ergebnislos. „Er wurde wohl schon abgeholt“, meint Westermann.
Womöglich hat der Blumenkübel es jetzt geschafft. Im Kübelhimmel wird er es sicher besser haben. Die neuen Kübel sollen bald schon kommen. „Da kommen dann wieder ganz normale Pflanzen rein“, verspricht Karsten Westermann. „Buchsbäume.“
Bürgermeister: "Es ist uns nicht gleichgültig"
Bürgermeister Franz Möllering hatte von der Aufregung im Internet noch nichts mitbekommen. „Ich bin bei Twitter nicht präsent“, sagte er auf Anfrage unserer Redaktion. Aber: „Wir machen uns in Neuenkirchen wenigstens noch Gedanken um solche Vorfälle und es ist uns nicht gleichgültig, wenn so etwas vor einem Altenheim passiert“, sagte Möllering zu dem Vorfall.
(Quelle)
Hier noch einige Kostproben von Twitter, bei denen ich schmunzeln musste:
„Weiter tritt Blumenerde an der Unfallstelle aus!“
„Apple hat bereits eine Schutzhülle für #Blumenkübel angeboten: Der iMer ist für 4,99 Euro im Blumenhandel erhältlich“.
“Trudelnd raste das winzige Raumschiff gen Erde. Das letzte, was der Außerirdische vor dem Aufprall sah, war ein #Blumenkübel.“
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Die Blumenkübel-Gruppe bei Facebook hat mittlerweile über 2000 Mitglieder. Außerdem findet ihr dort einige witzige Bilder zum Thema.
Mittlerweile reagieren auch andere Nachrichten-Portale im Netz
So kann man auf N24 (Link) Folgendes lesen:
Zeitung nimmt's mit Humor
Twitter-Nutzer "@bucanero1910" schrieb zum Beispiel: "Die Welt wird nicht mehr die selbe sein nach diesem infamen #Blumenkübel Anschlag. Jetzt ist Zeit für die Bundeswehr!" "derSilberfisch" twitterte: "+++ EIL +++ Laut #Greenpeace sind mehr #Blumenkübel betroffen als zunächst befürchtet!" Und der User "DerSchulze" regte an, dass das ZDF um 20.15 Uhr ein "ZDF spezial" senden sollte. Daraufhin reagierten die Redakteure von "@ZDFonline" mit einem Smiley, der in der Internetkultur auf Ironie hinweisen soll: "Vermutlich müssen wir heute um 19.20 Uhr ein ZDFspezial für den #Blumenkübel einschieben".
Verursacher der Internet-Welle ist nach Angaben der Lokalzeitung übrigens ein eigener Mitarbeiter. Ein Redakteur habe am Mittwochabend auf Twitter geschrieben: "In Neuenkirchen ist ein Blumenkübel umgekippt." Dazu habe er einen Link zum Artikel gestellt. Auf den Wirbel reagierte die Zeitung überrascht. "Wir finden es amüsant", sagte MZ-Redakteur Gerald Meier-Tasche. Er wisse natürlich, dass die Meldung keine weltbewegende Geschichte gewesen sei. "Aber wir berichten immer, wenn lokale Betroffenheit gegeben ist. Und das war hier der Fall." Versöhnlich schreibt die Zeitung in ihrem Webauftritt: "Nichtsdestotrotz freuen wir uns am großen Interesse an unserem schönen Blumenkübel."
Hier der aktuellste Bericht der münsterschen Zeitung: Blumenkübel bleibt Top-Thema im Netz
Kurzer Auszug:
Viele vergleichen die Bedeutung dieser Meldung mit einem "umgefallenen Sack Reis in China". In Neuenkirchen selbst ist sie höher einzuordnen. Von großem Interesse ist allerdings vor allem eines: Das Phänomen der Internetkarriere einer kleinen Meldung von begrenztem Nachrichtenwert.
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Versandhaus Otto und die Sparkasse haben gute Nachrichten.
Außerdem ist endlich ein Bekennervideo im Netz aufgetaucht (Link)
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Auszug aus "The Day After Blumenkübel":
Ein solcher Hype wegen eines Blumenkübels. Mich interessierte: Wusste die Autorin davon? Wusste sie, was da gerade in einem Teil des Internets abging? Würde sie Gratulationen annehmen? Ich konnte es nicht erfahren. Wohl aber mit einem ihrer Vorgesetzten sprechen. Und ich erfuhr: Die Autorin ist Praktikantin, unternahm in dieser Woche ihre ersten journalistischen Gehversuche. Und schießt mit ihrer banalen Geschichte gleich am zweiten Praktikumstag unfreiwillig solch einen Vogel ab. Die Redaktion schützt sie und antwortet für sie. Was man wohl zu respektieren hat, zumal sie heute Mittag bereits im Wochenende war.
Quelle
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Seit Mittwoch, dem 4. August, kursiert im Internet eine Geschichte über einen zerstörten Blumenkübel. Es entstand ein regelrechter Hype und die Meldung verbreitete sich rasend schnell.
Auf Twitter (Link) gibt es mehrere tausend Tweets zu diesem Thema, auch bei Facebook entstand bereits am Donnerstag eine Gruppe, die mittlerweile fast 2000 Mitglieder hat (Link). Studi- bzw. MeinVZ zeigte den Kübel sogar auf der Startseite.
Angefangen hat alles mit Lokaljournalismus. Am Mittwochmorgen hatte die „Münstersche Zeitung“ in ihrem Lokalteil und in ihrem Online-Auftritt über einen umgekippten, zerbrochenen Blumenkübel vor einem Altenheim in der westfälischen Gemeinde Neuenkirchen berichtet (Hier der Link dazu). Unter der Überschrift „Großer Blumenkübel zerstört“ schrieb die Autorin Katharina Hövels: „Fassungslos waren die Bewohner des Antoniusstift, als sie am Dienstagmorgen vor die Tür sahen: Einer der zwei Blumenkübel vor dem Eingang des Altenheimes wurde umgestoßen und lag zerbrochen vor dem Eingang.“ Dazu hatte die Zeitung ein Foto vom Topf gestellt. (Quelle)
Pflegeleiter: "Wir wollten einen solchen Hype nicht auslösen"
Heute ist Tag 3 nach der Blumenkübel-Attacke auf den Blumenkübel im Neuenkirchener Antoniusstift. Die Internetgemeinde ist in heller Aufregung um den zerstörten Kübel und schickt Beileidsbekundungen. Eine Firma aus Würzburg geht sogar noch einen Schritt weiter.
Die Firma hat am Donnerstagmittag im Antoniusstift angerufen und Pflegedienstleiter Karsten Westermann zugesichert, zwei nagelneue Blumenkübel nach Neuenkirchen zu schicken. Der wusste da allerdings noch gar nichts von der Aufregung um den Blumenkübel und der riesigen Fangemeinde im Internet. „Ich wusste gar nicht, wovon die Firma sprach“, sagte Westermann. „Natürlich freuen wir uns über die zwei neuen Kübel. Aber solch einen Hype wollten wir gar nicht auslösen.“
Die Scherben wurden schon entsorgt
Wir sind zurück am Blumenkübeltatort. Einsam steht vor der Eingangstür der zweite, verschonte Blumenkübel. Die Suche nach dem zerstörten Partner-Kübel im Müllcontainer verläuft ergebnislos. „Er wurde wohl schon abgeholt“, meint Westermann.
Womöglich hat der Blumenkübel es jetzt geschafft. Im Kübelhimmel wird er es sicher besser haben. Die neuen Kübel sollen bald schon kommen. „Da kommen dann wieder ganz normale Pflanzen rein“, verspricht Karsten Westermann. „Buchsbäume.“
Bürgermeister: "Es ist uns nicht gleichgültig"
Bürgermeister Franz Möllering hatte von der Aufregung im Internet noch nichts mitbekommen. „Ich bin bei Twitter nicht präsent“, sagte er auf Anfrage unserer Redaktion. Aber: „Wir machen uns in Neuenkirchen wenigstens noch Gedanken um solche Vorfälle und es ist uns nicht gleichgültig, wenn so etwas vor einem Altenheim passiert“, sagte Möllering zu dem Vorfall.
(Quelle)
Hier noch einige Kostproben von Twitter, bei denen ich schmunzeln musste:
„Weiter tritt Blumenerde an der Unfallstelle aus!“
„Apple hat bereits eine Schutzhülle für #Blumenkübel angeboten: Der iMer ist für 4,99 Euro im Blumenhandel erhältlich“.
“Trudelnd raste das winzige Raumschiff gen Erde. Das letzte, was der Außerirdische vor dem Aufprall sah, war ein #Blumenkübel.“
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Die Blumenkübel-Gruppe bei Facebook hat mittlerweile über 2000 Mitglieder. Außerdem findet ihr dort einige witzige Bilder zum Thema.
Mittlerweile reagieren auch andere Nachrichten-Portale im Netz
So kann man auf N24 (Link) Folgendes lesen:
Zeitung nimmt's mit Humor
Twitter-Nutzer "@bucanero1910" schrieb zum Beispiel: "Die Welt wird nicht mehr die selbe sein nach diesem infamen #Blumenkübel Anschlag. Jetzt ist Zeit für die Bundeswehr!" "derSilberfisch" twitterte: "+++ EIL +++ Laut #Greenpeace sind mehr #Blumenkübel betroffen als zunächst befürchtet!" Und der User "DerSchulze" regte an, dass das ZDF um 20.15 Uhr ein "ZDF spezial" senden sollte. Daraufhin reagierten die Redakteure von "@ZDFonline" mit einem Smiley, der in der Internetkultur auf Ironie hinweisen soll: "Vermutlich müssen wir heute um 19.20 Uhr ein ZDFspezial für den #Blumenkübel einschieben".
Verursacher der Internet-Welle ist nach Angaben der Lokalzeitung übrigens ein eigener Mitarbeiter. Ein Redakteur habe am Mittwochabend auf Twitter geschrieben: "In Neuenkirchen ist ein Blumenkübel umgekippt." Dazu habe er einen Link zum Artikel gestellt. Auf den Wirbel reagierte die Zeitung überrascht. "Wir finden es amüsant", sagte MZ-Redakteur Gerald Meier-Tasche. Er wisse natürlich, dass die Meldung keine weltbewegende Geschichte gewesen sei. "Aber wir berichten immer, wenn lokale Betroffenheit gegeben ist. Und das war hier der Fall." Versöhnlich schreibt die Zeitung in ihrem Webauftritt: "Nichtsdestotrotz freuen wir uns am großen Interesse an unserem schönen Blumenkübel."
Hier der aktuellste Bericht der münsterschen Zeitung: Blumenkübel bleibt Top-Thema im Netz
Kurzer Auszug:
Viele vergleichen die Bedeutung dieser Meldung mit einem "umgefallenen Sack Reis in China". In Neuenkirchen selbst ist sie höher einzuordnen. Von großem Interesse ist allerdings vor allem eines: Das Phänomen der Internetkarriere einer kleinen Meldung von begrenztem Nachrichtenwert.
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Versandhaus Otto und die Sparkasse haben gute Nachrichten.
Außerdem ist endlich ein Bekennervideo im Netz aufgetaucht (Link)
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Auszug aus "The Day After Blumenkübel":
Ein solcher Hype wegen eines Blumenkübels. Mich interessierte: Wusste die Autorin davon? Wusste sie, was da gerade in einem Teil des Internets abging? Würde sie Gratulationen annehmen? Ich konnte es nicht erfahren. Wohl aber mit einem ihrer Vorgesetzten sprechen. Und ich erfuhr: Die Autorin ist Praktikantin, unternahm in dieser Woche ihre ersten journalistischen Gehversuche. Und schießt mit ihrer banalen Geschichte gleich am zweiten Praktikumstag unfreiwillig solch einen Vogel ab. Die Redaktion schützt sie und antwortet für sie. Was man wohl zu respektieren hat, zumal sie heute Mittag bereits im Wochenende war.
Quelle
Insgesamt keine Geschichte, über die man informiert gewesen sein muss. Aber eine Geschichte, die unterhaltsam war und abermals die “Macht” von Twitter bewies. Und die im WDR-Fernsehen gezeigt wurde und wohl ab morgen in sämtlichen Vorträgen und Workshops über Social Media zu hören sein wird. Danke, Internet.
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