Nein... verpönt ist es nicht mehr. Aber trotzdem nicht gleichwertig. Wenn ich um zu Verweigern (was an sich schon ein negatives Wort ist) muss ich mich hinsetzen und das begründen. Warum? Muss ein Wehrdienstler auch begründen wieso er den Wehrdienst machen will?
Ich finde nicht, dass die Verweigerung des
Kriegsdienstes etwas Negatives ist, wenn man das glaubhaft Begründen kann und auch dahinter steht.
Einen Zivildienst glaubhaft zu verweigern funktioniert meiner Meinung nach dagegen nicht, weil man sich damit selbst höchstwahrtscheinlich als asozial einstufen müsste, um Erfolg damit zu haben. Da ist nicht wirklich viel Potential, um ein ernsthaftes persönliches Problem mit dem Zivildienst glaubhaft begründen zu können.
Aber man braucht trotzdem die Leute, sowohl in der BW, als auch überall sonst. Und es ist einfach erheblich billiger und wesentlich weniger anstrengend, die Leute zu diesem Schritt zu zwingen.
Und ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass ein kleiner Aufsatz zum Thema "Warum die Bundeswehr für mich nicht in Frage kommt" ein besonderes Problem darstellt,
wenn man denn wirklich ein Problem mit der BW hat und nicht einfach nur keinen Bock drauf hat. Jemand, der sich was zusammenlügen muss, wird's viel schwerer haben, eine vernünftige Verweigerung zu schreiben.
Und diese Person wird dann wohl auch generell keine besonders große Lust auf Zivildienst haben. Der Punkt ist, dass dieser Zwang von Seiten des Staates einfach notwendig ist, sonst macht diese Arbeit nun mal keiner und wenn man einfach die Reihenfolge ändert, funktioniert es nicht mehr.
Ja, es ist unfair, weil hier die ach so hohe Gleichberechtigung mit Füßen getreten wird.
Ja, es ist unangenehm, dass man nicht das tun kann, was man will.
Ja, die Entscheidungen darüber, wo und wie man eingesetzt werden hat mit freiheitlicher und persönlicher Entfaltung so gut wie gar nichts mehr zu tun.
Aber das trifft auf alles im Zusammenhang mit der Wehrpflicht zu. Wird die Wehrpflicht aufgehoben, dann stürzt ein riesiges Gefüge, bestehend aus vielen kostengünstigen Helfern im militärischen und im zivilen Bereich, einfach so in sich zusammen.
Ich glaube nicht, dass man das so ohne weiteres kompensieren kann und eigentlich sehe ich auch nicht den geringsten Anlass dazu. Dieses System funktioniert, es ist relativ günstig, es ist mittlerweile fair genug und bietet genügend Alternativen.
Ich denke, dass man die Wehrpflicht eher als Chance und Hilfe für die Allgemeinheit, denn als Belastung des Einzelnen betrachten sollte und ich denke auch, dass ein Staat durchaus verlangen kann, dass der einzelne Bürger etwas für ihn tut und dass er gewisse Regeln einzuhalten hat.
@ Seth Caomin:
Du musst wohl übersehen haben, dass ich selbst den berühmten V-Fall bereits zur Genüge relativiert haben. Ich sehe einen Sinn im Grundwehrdienst und es wird hier wohl niemanden gelingen, mich vom Gegenteil zu überzeugen. Und bis jetzt ist noch keiner mit einem besseren Modell hergekommen. Eine Berufsarmee ist für mich indiskutabel und ich weigere mich, dies jetzt noch einmal mehr auszuführen.
Es würde mich schon sehr wundern, wenn hier jemand ein Armeemodell aufstellen könnte, welches gesamtstaatlich gesehen effizienter ist, als unser Derzeitiges.
Und ehrlich gesagt halte ich diese "Wir lösen die BW auf, stecken alles Geld in die Forschung und alles wird dann plötzlich gut"-Haltung für ein wenig zu undifferenziert. Das ist vor allem reine Traumtänzerei und erklärt einmal mehr
nicht, was mit dem riesigen Rattenschwanz passieren soll, der an der Bundeswehr und der Wehrpflicht dranhängt.