Beim Vorbeiziehenlassen von Episode III vorm geistigen Auge ist mir ein Aspekt wieder eingefallen, der mir bei der PT besonders sauer aufstößt. In der OT haben wir einen Vader, der sich von der Dunklen Seite verführen ließ und an ihre Stärke, Überlegenheit glaubt. Der Jedi wie Obi-Wan belächelt für das, was sie sind, weil er wirklich überzeugt ist von dem, was er tut – und diese Überzeugung wird erst am Ende durch Lukes Standhaftigkeit ins Wanken gebracht.
Wenn man nun aber die PT und insbesondere RotS heranzieht, dann haben wir einen Anakin, der von den Versprechungen der Dunklen Seite bzw. Sidious zwar gelockt wurde, aber nichts von dem, was ihm versprochen wurde, wurde erfüllt. Wie kann er da bitte eine Überzeugung für die Dunkelheit gewinnen? Sidious verspricht, dass sie Padmé retten werden. Padmé stirbt. Die Sith versprechen Anakin, dass sein Zorn ihm hilft. Sein Zorn tötet Padmé (lt. Sidious). Die Dunkle Seite soll ihn mächtig und überlegen machen. Er verliert katastrophal gegen Obi-Wan und wird zum Krüppel. Was hat Anakin durch die Dunkle Seite gewonnen, das er vorher nicht hatte, sodass seine Überzeugung dafür reifen konnte? Einfach gar nichts. Wir sollen einfach hinnehmen, dass, sobald er den Anzug anhat, er plötzlich der loyale Diener der Dunklen Seite ist, als der er in ANH beschrieben wird dann. Aber nirgendwo wird eine glaubhafte Begründung dafür geliefert und Anakins einziges Argument dafür ist: "Nach meiner Meinung sind die Jedi das Böse!". Was schwachsinnig ist. Dass der OT-Vader die Jedi sicher nicht als "das Böse" sieht, muss jedem klar sein. Er sieht sie vielleicht als fehlgeleitet und schwach und unterlegen an, aber sicher nicht als böse, während er hingegen das Gute verkörpern soll. Das wäre echt zu haarsträubender Unsinn.
Nein, ich kreide es George Lucas definitiv an, dass er die Figur Vader hier in seiner Motivation ziemlich geschwächt hat in dem ekligen Versuch, ihn zu vermenschlichen und in eine Opferrolle zu drängen, indem er wie der naivste Junge der Welt einfach nur böswillig getäuscht wurde. Oh nein, lieber George. Was Vader in der OT zu einem starken Bösewicht machte, war, dass er wusste, was er tut. Dass er wusste, wie unmenschlich, kalt, grausam und hart die Dinge sind, die er tut, und er tat sie dennoch, in völliger Berechnung, weil er der Ansicht war, dass das Universum so funktioniert und sich dagegen nichts ausrichten lässt; dass nur die Stärke triumphiert und man Teil dieser Stärke sein muss, wenn man überleben will. Das macht ihn charakterlich wesentlich ernstzunehmender und auch seine Absicht, seinen Sohn auf die Dunkle Seite zu sich zu ziehen, nachvollziehbarer. Der PT-Vader hingegen... ? "Komm zu mir, mein Sohn, und du erlebst eine Welt des endlosen Leids und der Enttäuschungen, in der alles Intrigen und Lügen sind und selbst deine bloße Existenz eine weitere Lüge mir gegenüber nach zwanzig Jahren aufgedeckt hat! Es ist so... ähm... toll? Hast du nicht auch Lust? Nein.. ?"