Sie haben 18 Monate lang das Geheimnis Ihrer Rolle gehütet. Wusste Ihre Familie, was los war?
Meinen engsten Familienangehörigen und Freunden habe ich davon erzählt, ja, denn ansonsten wäre ich vermutlich durchgedreht. Immer mal wieder wurde mein Name in Zusammenhang mit dem Film erwähnt. Die Leute haben Fragen gestellt. Bei der Arbeit an [der BBC-One-Serie]
Holby City muss allen klargewesen sein, dass ich irgendetwas mit dem Film zu tun hatte, aber selbst meine Agentin wusste nicht, worum es ging, als ich eingeladen wurde, mich mit Gareth Edwards zusammenzusetzen. Auch ihr haben sie also nichts erzählt. Es war schon eine ziemliche Verantwortung, und ich bin froh, dass dieses Geheimnis bis zum Schluss tatsächlich eines geblieben ist.
Wie haben Gareth Edwards und John Knoll von Industrial Light & Magic Sie davon überzeugt, dass das Ganze funktionieren würde?
Aus meiner Sicht durfte ich mir nicht zu viele Gedanken darüber machen, wie das Ganze am Ende aussehen würde. Da musste ich John Knoll, Gareth und dem Team vertrauen, die selbst davon überzeugt waren, dass es funktionieren würde. Ich bin auch kein Stimmenimitator, ich kann Leute ernsthaft nicht gut nachmachen. Ich habe zwar mein Bestes getan, um Tarkin zu werden - das rollende R und die Stimme -, aber Gareth sagte mir dann immer: Entspann Dich. Sei etwas mehr Du selbst. Ich musste ihnen einfach glauben, dass etwas an meiner Arbeit sie davon überzeugte, dass das Ganze die Hommage an Cushing werden würde, die wir alle haben wollten. Ganz ehrlich: Es war wirklich, ernsthaft furchteinflößend.
Hatten Sie stark mit den Nachdrehs zu tun?
Die Geschichte veränderte sich ständig, und ich dachte immer, jetzt bin ich fertig. Die Verantwortung trägt jetzt ein anderer, und ich kann mich - Gott sei Dank - endlich einmal ausruhen. Und dann kam immer die Nachricht: Ja, könntest Du nächste Woche vorbeikommen und diese oder jene Dialogzeile aufnehmen? Das war ernsthaft erschreckend, weil ich diesen riesigen Film ja nicht enttäuschen wollte und Peter Cushing natürlich auch nicht.
Wurde denn viel geändert? Und wann waren Sie mit der Arbeit fertig?
Ich versuche mich zu erinnern, wann ich meinen letzten Arbeitstag hatte. Sie riefen mich an, um einen halben Satz neu einzusprechen, um etwas mehr Druck dahinterzubringen, weil sich etwas anderes - bei einer anderen Figur - minimal verändert hatte. Sie sind da sehr ins Detail gegangen. Für mich ist das alles etwas verschwommen.
Hatten Sie denn Zweifel, dass alles klappen würde?
Als Schuaspieler ist man es gewöhnt, einen anderen Menschen zu verkörpern. In meinem Fall musste ich vorgeben, Peter Cushing zu sein, der vorgab, Tarkin zu sein. Ich meinte einmal: Wenn ihr findet, die Stimme ist nicht gut genug oder sie ist nicht die richtige oder sie ist zu jung, dann sagt es ruhig. Es gibt einen berühmten Stimmenimitator namens Rory Bremner, und ich meinte: Wenn ihr ihn wollt, ist das völlig in Ordnung. Ich will einfach nur, dass es gut klingt. Sorgt euch nicht um mich, wenn ihr meine Stimme nicht gebrauchen könnt. Aber sie hielten stur daran fest.
Wann wurde Ihnen erstmals das Endresultat gezeigt?
Sie schmuggelten mich faktisch herein, um es mir zu zeigen, und ich dachte: Hey, das könnte funktionieren. Erst nach der Premiere in London war ich mir wirklich sicher. Ich trank mir vorher mit einigen Gläsern Wein Mut an, konnte vor Aufregung gar nichts essen. Ich hatte die Sorge, dass es wirklich traurig sein würde, wenn ich nicht gut genug gearbeitet hätte. Das wäre schlimm gewesen. Nicht für meine Karriere, denn ich hatte ja keine Interviews gegeben, mein Name war kein Faktor und ich war nur das Double und die Stimme, die einfach schlecht gewesen wären. Das hätte ich ertragen. Aber Peter Cushing enttäuschen, das wollte ich nicht.
Haben Sie von Cushings Nachlassverwaltern gehört? Einer von ihnen hat Sie für Ihre Darstellung in den höchsten Tönen gelobt.
Direkt habe ich nichts von ihnen gehört. Aber wenn dem so ist, freut es mich sehr. Der Grund, wieso wir das alles in Angriff genommen haben, war ja ein sehr ehrenhafter. Wenn Leute jetzt die ethischen Fragen rund um die Wiederbelebung längst Verstorbener diskutieren, bin ich der Meinung, dass es falsch ist, wenn es aus dem falschen Grund geschieht oder nur, weil man es kann. Als John Knoll das Filmkonzept vorstellte, war schon klar, dass Tarkin ein wichtiger Teil des Originalfilms gewesen war. Ihn nicht dabeizuhaben, wäre einfach schade gewesen, und ich finde, sie haben ihn in Ehren gehalten.
Vor Carrie Fishers Tod erklärte Lucasfilm, Tarkin sei ein Sonderfall. Man werde etwas in der Art wohl nicht noch einmal tun. Glauben Sie, es wird in Hollywoodfilmen zum Normalfall werden?
Ich kann es mir eigentlich nicht vorstellen. Einen neuen Film mit James Dean zu drehen, das scheint mir wenig wahrscheinlich zu sein. Dies hier war ein besonderer Fall, denn diese Figur wurde zurückgeholt, um in der Geschichte von
Rogue One eine Rolle zu spielen. Und das alles außen vorgelassen: Es hat enorm viel Arbeit gemacht. Die armen Leute bei Industrial Light & Magic taten mir immer so leid. Sie mussten sich tage- und auch nächtelang damit herumschlagen, mich auszusehen zu lassen wie ihn. Tony Gilroy, der Regisseur des Zweiten Stabes, meinte: "Oh Gott, ich habe so viel Zeit damit zugebracht, Deiner Stimme zuzuhören." Und ich sagte: "Du armer Kerl, das tut mir ehrlich leid."
Wie würden Sie es beurteilen, wenn Lucasfilm diese Technik einsetzen würde, um Leias Geschichte ohne Carrie Fisher abzuschließen?
Ich kann dazu nichts sagen.
Rogue One war mein Film, und mit den anderen Filmen habe ich nichts zu tun. Ehrlich zu sein weiß ich gar nicht, wie ihre Rolle aussehen sollte oder nicht aussehen sollte.
Ich denke und hoffe, dass es eine außergewöhnliche Technik bleiben wird. Es gibt Anlässe, wenn sie im Sinne der Geschichte eingesetzt werden sollte, und darüber werden sie sicher nachdenken. Aber ich glaube nicht, dass es zu etwas Alltäglichem werden wird.
Wie hat sich eigentlich das Kameragestell, das Sie tragen mussten, auf Ihre Arbeit ausgewirkt?
Es fühlte sich schon etwas klaustrophobisch an. Diese Kopfkamera aufzuhaben, erzeugt eine gewisse Distanz zu seiner Umgebung. Sie ist sehr unhandlich. Und dabei ist es an einem Filmset sowieso schon schwer genug, sich selbst glauben zu machen, dass man diese andere Person, diese andere Figur ist. Ein sehr netter Herr namens Robert und eine Dame namens Sonya von ILM waren am Set und haben mir das Leben so bequem wie möglich gmeacht. Es ist schwierig, sich mit so einem Ding auf dem Kopf, dem Licht und den Kameralinsen im Gesicht auf die Rolle zu konzentrieren. Es ist schon eine besondere Arbeitsweise. Ich muss sagen, ich fand sie reichlich verstörend.
Wie haben Sie sich eigentlich mit Ben Mendelsohn vertragen? Tarkin und Krennic konnten sich ja nicht riechen.
Oh, er ist wundervoll. Er versinkt in seiner Figur, er ist lebendig, er sprüht geradezu vor Energie. Einmal habe ich ihn bewusst ignoriert, um ihn in Rage zu bringen. Er dachte, ich schaue den Monitor hinter der Kamera an, aber ich habe ihn bewusst links liegen gelassen. Und es hat funktioniert, er war ernsthaft sauer. Er schrie: "Starr nicht dauernd den Monitor an, Guy!" Aber natürlich hätte ich das nie gemacht. Ich bin immerhin Profi. [lacht]