@FINNAL SNOKE :
Ich will ja nicht sagen, dass das, was du schreibst, inhaltlich falsch wäre.
Aber ich bezweifle ehrlich gesagt doch hochgradig, dass ein Autorenteam, welches ein Drehbuch schreibt, welches zu 90% aus recycelten OT-Elementen besteht, sich so viele Gedanken über Namen und ihre Bedeutung macht. Wir dürfen in dem Zusammenhang auch nicht außer acht lassen, dass z.B.
Phasma laut Abrams nach dem Film Phantasm benannt ist und BB-8 BB-8 heißt,
weil Abrams bei dessen Form an eine 8 denken musste. Vermutlich haben die meisten Namen maximal die Bedeutung, dass die Autoren dachten, der Name würde cool klingen...
Ich will jetzt nicht sagen, dass jeder Name die halbe Welt erklärt. Aber ich bezweifle stark, das sich wenig Gedanken um Namen und ihre Bedeutung gemacht wird.
Autoren (vor allem solche, die es die als solche bekannt sind, sprich "es geschafft haben") werden in ihre Laufbahn nicht umher kommen, sich mit intellektuellen Themen Gebiete wie der Philosophie zu beschäftigen. Gerade heute habe ich im Batman vs Superman Thread dazu ein Kommentar bezüglich Snyders offensichtlich Vorliebe des "Any Rand Strukturalismus" gelesen. Zudem habe ich selber Schauspiel und danach Regie studiert und spreche damit diesbezüglich meine professionelle Meinung aus. Gerade das Regiestudium verlangt grosse soziologische, mythologische und philosophische Kenntnisse, die von Autoren erst Recht abverlangt werden. Andernfalls wird man nicht in der Lage sein, Bezüge herzustellen, auf die eine Geschichte beruht. Denn hinter allem, was man am Ende im Roman liest, oder auf der Bühne oder der Leinwand sieht, stehen u.a. philosophische Diskurse. Sie dienen als Leitfaden für Allegorien, Metaphern, Konflikte usw. Meistens merkt man davon am Ende wenig, was eigentlich sogar die Leistung ist, damit andere kluge Köpfe durch Analysen den Plot auf den Grund gehen können.
Die Philosophie ist vor allem eine Disziplin, die sich mit Begriffen auseinander setzt. Und Namen haben natürlich einen besonderen Stellenwert, da diese einen Charakter durch die Benennung kenntlich macht. Selbst wenn ein Autor sagt, er habe sich keine Gedanken gemacht, so ist dies eine Ausnahme und eine bewusste Entscheidung und ein Kommentar was die Aussage eigentlich direkt negiert, da bewusste Entscheidung voraussetzt, sich Gedanken gemacht zu haben.
Und selbst wenn Menschen wie JJ Abrams gefragt werden warum sie dies und das getan haben oder was es beudetet, so werden sie sicherlich keinen stundenlangen, philosophischen Diskurs abhandeln.
Viel mehr sind es kurze Kommentare, die meistens nicht einmal hinreichend den Fakten entsprechen, weil diese zu umfangreich und langweilig sind. Menschen, die öffentlich ihre Arbeiten diskutieren und zur Schau stellen, kreieren gleichzeitig um Werk und Personen einen Mythos. Dies liegt vor allem in der Kunst in der Natur der Sache selbst. Damit ist nicht gleich die Art wie zum Beispiel bei Klaus Kinski oder Marina Abramovic gemeint, die ihre Selbstdarstellungen als Teil eines Gesamtkunstwerks verstehen.
Wir sprechen hier von JJ Abrams. Wenn ich nur einen einzigen Regisseur nennen dürfte, der bekannt dafür ist, sich über Namen der Charaktere Gedanken zu machen, so würde ich ohne zu zögern JJ Abrams nennen. Jede wichtige Figur in LOST (und es gibt sehr viele davon) hat einen Namen, hinter dem sich ganze philosopische Abhandlungen und Ueberzeugungen verbergen. Sie werden teilweise sogar genau nach ihnen benannt (John Locke, Rousseau, Jeremy Bentham, Kate Austin usw.).
Ausserdem wage ich hochgradig zu bezweifeln, dass sie nicht sogar bei BB8 nicht unzählige, anderen Namen zur Auswahl hatten, über die diskutiert wurden. Selbst die Enstehung eines Namens kann aus Kombinationen und Negierungen passieren. Und selbst wenn BB8 auf Grund der Acht entstanden ist, bedeutet dies nicht, das sich dahinter weitere Gedanken verstecken.
Zugegebenermassen werden einige Figuren nach banaleren Gründen benannt wie Poe Dameron zB. Benannt nach einer Bekannten von Abrams aber gleichzeitig ursprünglich John Doe, was seine Anonymität verdeutlichen sollte, da er eigentlich in Episode 7 sterben sollte. Selbst hier wird doch veranschaulicht, das hinter einer Namensgebung immer ein Einsatz von Gedanken steht. Und vermutlich gab es auch hier noch viele weitere Gedankengänge, die die Taufe durchgemacht hat. Ob sie nun mythologische Ausmasse haben oder Referenzen zur Gesellschaft oder Filmhistorie sind, spielt da keine Rolle. Hinter der Namensgebung steckt immer eine Geschichte. Natürlich sagt JJ am Ende, er habe sich an ein Horrorfilm erinnert und der Name klingt einfach cool. Doch allein die Tatsache, das Phasma zunächst von einer männlichen Fugur gespielt werden sollte, ursprünglich sogar Kylo Ren diese Uniform tragen sollte zeigt das Prinzip "Try and Error". Manche Entscheidungen werden schnell und Intuitiv getroffen und trotzdem liegen sie Erfahrungen und Erkenntnissen zur Grunde. Und bei wichtigen Figuren überlegt man sehr genau, wie man sie nennt, stellt die Namen in Frage, entscheidet sich für andere Namen und entscheidet sich wieder um. Manchmal werden die Namen durch verschiedene Köche oder Bedeutungen auch verunstalten und die eigentliche Bedeutung kennen nur die Autoren selber - doch dennoch gibt es sie. Manchmal findet man heraus, das die Bedeutung genau das Gegenteil beschreibt, was die Figur tut und bei längeren Ueberlegungen ergibt es dann doch Sinn. Manchmal sind es autobiografische Widmungen. Es kommt sogar vor, das eine wichtige Figur keinen Namen hat, was ebenfalls eine grössere Bedeutung haben kann.
Am Ende sieht der Zuschauer nur die Spitze des Eisbergs und so verhält es sich auch bei der Namensgebung.
@riepichiep Natürlich gibt es den Namen Solo schon lange. Das heisst aber nicht, das die Autoren diesen Namen nicht noch einmal überprüfen um zu neuen Dingen zu kommen. gerade die Kombination aus Ben Solo könnte darauf schliessen, in welcher Wechselwirkung gedacht wurde.
Bei Han Solo habe ich mir über seinen Namen auch nie grosse Gedanken gemacht. Allerdings weiss man ja auch nicht, wie George Lucas gearbeitet hat. Vielleicht hat er sich zeitweise von der Geschichte getrennt und die Figuren unabhängig von einander kreiert. Und Han Solo hat schon ein wenig was vom einsamen Cowboy der nur sein Pferd als Freund hat.