Spoiler!!!
Ich hoffe, das dieser Thread in den nächsten Tagen mehr Aufmerksamkeit erlangt, da es im Wesentlichen ja um inhaltliche Diskussionen gehen sollte und ich viel mehr darin auf eure Meinungen gespannt bin als "wie der Film gefallen hat".
Es gibt mehrere Punkte, die ich anschneiden möchte.
Zunächst einmal zur Spiegel-Theorie und der Parallelen zu den anderen Teilen:
Die PT wurde nicht vergessen. Die Klonarmee hat ihre Erwähnung gefunden und auch Snokes Besorgnis, die Ausbildung zu beenden, nachdem er offensichtlich gespürt hat, dass etwas mit seinem Schüler nicht stimmt, erinnert doch sehr an Palpatine, nachdem Anakin Obi-Wan unterlag. Und ist euch aufgefallen, als Rey den Hieben von Kylo ausgewichen ist, wie man sich dort von Dooku vs Yoda hat inspirieren lassen?
Es gab Kritik zur Einstellung der Kamera, da sie doch denen der OT zu sehr ähnelt. GL hat in Episode 4 viele Einstellungen 1:1 aus anderen Filmen übernommen und somit den gleichen Charakter in Episode 4 etabliert, wie es JJ in Episode 7 macht. Ich halte das für einen guten Kunstgriff. Die Spiegel-Theorie spielt dabei auch eine wesentliche Rolle, denn auch in Episode 1 hat GL so verfahren, auch wenn dies nicht so deutlich rüber kam, wie jetzt. Darüber hinaus gelingt es JJ, den Charakter des Generationswechsel nicht nur inhaltlich zu definieren, sondern durch die Parallelen auch formal zu lösen. Für mich war das wichtig und gut für den ersten Teil einer neuen Star Wars Trilogie. Andererseits wertet ironischer Weise die "Kopie" den Mut von GL auf, eine eigenständigere Trilogie mit der PT schaffen zu wollen. (Abgesehen davon habe ich tatsächlich etwas mehr Politik vermisst, was ich nun in der PT besser zu schätzen weiss).
Zeit
Das Thema Zeit spielt seit Shakespeare eine wesentliche Rolle in der Dramaturgie. Die Visionen von Rey, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu sehen, lässt mich sogar nun die Höhle auf Dagobah besser verstehen. Meines Wissens hat man die Knights of Ren nur in ihrer Vision gesehen, oder? Das bedeutet wohl, wir werden sie vermutlich in Episode 8 bewundern dürfen und es ist eine Chance, sie Luke als Kanonenfutter zu servieren, um seine Macht zu demonstrieren.
An anderer Stelle wurde kritisiert, das Rey bereits Finn verlassen hat, um Luke zu finden. Diese Dringlichkeit ist für so ein Mythos wesentlich und zeigt, was es heisst, von Kräften getrieben zu werden. Alles andere wäre langweilig.
Doch es gibt noch einen anderen Zeitfaktor, den JJ wunderbar erzeugt und dann total verkackt hat. "Han Solos last walk on the bridge". Das Kino war toten-still und es war wohl der spannendste Moment, als sich Han und Kylo auf der Brücke trefen. Die Zeit ist stehen geblieben. Wer Herr der Ringe kennt weiss, welche Bemerkenswerte Momente man schaffen kann, wenn man durch Stille das Zeit-Bewusstsein manipuliert. Warum aber musste Kylo mit seinen "Danke" und der musikalischen Untermalung diesen Spannungsmoment bereits Beenden. Der Fall von Han gehörte einfach noch dazu und hätte seinen Tod noch viel sinnloser und smot trauriger gemacht.
Hier sieht man, das jj ein Pragmatiker und Techniker ist - ein Handbuch-Regisseur ohne künstlerisches Profil. Ihm fehlt das letzte Fingerspitzengefühl, etwas ganz besonderes zu machen. Humor und Action grandios aber Emotionen kann er nicht. Ich empfand schon den Tod von Kirk bei Into the Darkness wie Fliessband-Arbeit. Emotionale Momente brauche eine andere Zeit als chronologische, gleichwertige Dramaturgie. Die erste halbe Stunde zeigt JJs Stärke aber Rhythmuswechsel ist nicht sein Ding. Im Gegensatz zu
@Lord Garan sthe ich nun mit JJ auf Kriegsfuss, während er sich halbwegs versöhnt hat, so scheint es.
Auch die Vater-Mutter-Sohn Beziehung zu Kylo Ren hat verloren. Hier hätte man sich mehr Zeit und Stille Momente trauen müssen. Auch wenn die eine Begegnung mit Kylo und Han ausgereicht hat, hätte man deren gemeinsame Beziehung durch Han und Leia sehr gut verstärken können, um somit den Fall emotionaler zu dramatisieren.
Doch wir wissen, das Han und Leia Snoke kennen. Also wird es wohl eine Begegnung gegenebein haben. Mein Tipp: Snoke hat Luke verraten und seine Entstellung hat er auch Luke zu verdanken. Denn Snoke scheint schon Angst vor Luke zu haben und dass nicht zu knapp. Werden wir hier sehen, wie die Erwachsenen ihre Machtstreitigkeiten lösen? Abgesehen davon gebürt die eigentliche Rache Leia, denn sie hat an Snoke Ehemann und Sohn verloren. Das wäre doch noch ein interessanter Twist für Leia. Falls es Snoke gelingen sollte, auch noch Luke zu töten, erwarte ich, das Leia ihn gehörig den Arsch versohlt. Sie wurde ohnehin als gute Seele aufgebaut und von daher der konsequenteste Weg.
Das Kylo gegen Rey verliert, hat für mich einen Grund, der gesellschaftlich-westlicher Natur ist (persönliche Meinung). Ich stelle mal die Theorie in den Raum, wäre Rey eine männliche Figur, würde sie nicht gewinnen. JJ gelingt es, absolut politisch korrekt zu sein, indem er einen scharzen Mann und eine Frau als Hauptdarsteller castet. Und natürlich gelingt der Frau alles in diesem Actionfilm. So können sich viele Mädchen freudig mit Rey identifizieren in einer Welt, in der alles möglich ist. Ich bin werder Rassist noch Antifeminist (eher das gegenteil) aber ich halte das für extrem berechnend wie es ohnehin der ganze Film ist. Er ist auf Erfolg getrimmt in jeder Zeile und Kameraeinstellung, was ich persönlich aber nicht brauche. Aber das ist Star Wars und absolut zeitgemäss und konsequent.
Aber ich erwarte, das Rey dafür in Epsiode 8 traditionsgemäss ihre Hand an Kylo verliert. Wenn sie weiterhin unbezwingbare Girlpower an den tag legt, dann wird für mich in teil 8 Schluss sein. Denn ich will eigentlich den Helden scheitern sehen, damit er am Ende gewinnt, unabhängig von Mann Frau, schwarz oder weiss.
Captain Phasma wird überlaufen - sie ist zu lieb.
Ist Finn machtbegabt?
Zum Schluss nochmal meine ambivalente Meinung zur Starkiller Base. Was mir gefällt ist, wie sie Natur und Mechanik kreuzen. Die Schüsse wirken wie Meteoriden, also ein naturgegebenes Phänomen zur Zerstörung von Leben. Und auch das die Energie aus der Sonne kommt finde ich eine gute Idee. Trotzdem ist es eine Raumstation von "Menschenhand" gemacht. Die Arroganz also, die Natur beherrschen zu wollen und ein Hint zur dunklen Seite, die man als "unnatürlich" betrachten kann.
Letztlich wurde nochmal darauf eingegagen, das nur die helle Seite in der Lage ist, ein Gleichgewicht herzustellen. Ein Thema, was hier teilweise auch sehr oft diskutiert wurde. Aber es ging keine wirkliche gefahr von ihr aus. Schade.
Dies waren meine ersten, inhaltlichen Interpretationsversuche.