Mir ist gerade aufgefallen, dass ich auch zu The Mandalorian meinen Senf noch nicht dazugegeben habe.
Gesehen habe ich die erste Staffel seit Ende letzten Jahres mittlerweile drei Mal - lang ist sie ja immerhin auch nicht!
Meine Eindrücke von den einzelnen Folgen sähen somit wie folgt aus:
Folge 1: Atmosphärisch starker Einstieg, faszinierendes Unterwelt-Setting (an dem es im Live Action Star Wars bislang stark gemangelt hat!), visuell beeindruckend und viel toller Fanservice (dies trifft sogar mehr oder weniger auf die gesamte Staffel zu).
Folge 2: Es passiert so gut wie nichts... Nichtsdestotrotz war die Action ansprechend und die Folge hat einen tieferen Einblick in Sandcrawler und Jawa-Kultur gewährt. Kuiil ist zudem ein interessanter und sympathischer Charakter.
Folge 3: Starke, actionlastige Folge! Din Djarin verschafft sich den Respekt seiner Enklave, während er eine wichtige Entscheidung trifft, die ihn den Rest seines Lebens begleiten wird. Hier passiert endlich wieder etwas!
Folge 4: Seven Samurai... eine Kurosawa Geschichte, die wir schon tausend Mal gesehn haben, in Form von TCW sogar schon innerhalb von Star Wars (Staffel 2, Folge 17)... Nett in Szene gesetzt und ein schönes Regiedebut für Bryce Dallas Howard, aber halt eine recht ausgelutschte Geschichte und nichts Außergewöhnliches. Cara Dune als unruhiger, ehemaliger Jump Trooper der Rebellion von Alderaan, die ohne Krieg nichts mit ihrem Leben anzufangen weiß, ist ein interessanter Charakter. Aber genau wie Greef Karga, kommt sie viel zu kurz - schade!
Folge 5: Nostalgietrip auf Tatooine... Es war echt nett, bekannte Orte (Mos Eisley, die Cantina...) wiederzusehen, vor allem im Hinblick darauf, dass die Cantina nun einen Droiden-Barkeeper hat. Doch angesichts der Tatsache, dass Jabba und das Imperium weg sind, wirkt Mos Eisley für meinen Geschmack viel zu leer, da hätten auf den Straßen und in der Cantina mehr Statisten her gemusst, damit das Ganze etwas bewohnter und lebendiger wirkt. Meiner Meinung nach hätte man da sogar Statisten (insbesondere in Alienkostümen) aus der ersten und dritten Folge wiederverwerten können, ohne dass es jemandem aufgefallen wäre, das Budget und die Möglichkeit wären also da gewesen. Der Antagonist war ziemlich öde und wird nicht vermisst, aber Fennec Shand ein interessanter (oder zumindest gut besetzter) Charakter. Der Tease am Ende war außerdem garantiert Boba Fett, was eine interessante Konfrontation in der zweiten Staffel erlauben könnte (zwei "Außenseiter" in Beskar, die nicht als Mandalorianer geboren wurden, jedoch beide Kopfgeldjäger mit drastisch unterschiedlichen Moralvorstellungen sind).
Folge 6: Heist... Ich fand es nett, dass Matt Lanter mal in Live Action auftreten durfte. Überhaupt war die Folge spannend, trotz des vorhersehbaren Verrats. Es war auch einfach mal nett, Einheiten und Schiffe der Neuen Republik zu sehen, da diese in den Filmen so gut wie keine Präsenz hatten. Einzig die Cameos der Regisseure in den X-Wing Cockpits am Ende haben mich ein wenig gestört, da vor allem Filoni Star Wars Fans so bekannt sein dürfte, dass der Cameo eher "ablenkend" wirkt. Ich bin ein großer Fan von Dave Filoni und allem, was er zum Star Wars Kanon beigetragen hat, aber in dieser Szene sehe ich keinen Piloten der Neuen Republik, sondern Dave Filoni in einem Pilotenkostüm... ohne Fedora. Auch die Lekku der Twi'leks wirken auf mich jedes Mal so komisch "zappelig" und billig - bilde ich mir das ein, oder geht es hier anderen auch so?! Insgesamt aber trotzdem eine gute Folge, auch wenn sie kaum etwas zur "Haupthandlung" beiträgt und stattdessen nur ein paar Details über Din Djarins Vergangenheit verrät.
Folge 7: Es geht endlich in der Haupthandlung weiter und es entstehen klare Fronten! Eine spannende Folge mit einem unerträglichen Cliffhanger, sowie dem ersten Auftritt von Moff Gideon - Giancarlo Esposito macht einen genauso furchteinflößenden Eindruck, wie er es bereits als Gus Fring in Breaking Bad und Better Call Saul getan hat!
Folge 8: Das explosive Finale! Din Djarin hat sein Beskar und seine Ausrüstung endgültig vervollständigt, wir sehen kurz sein Gesicht, er lernt einem Droiden zu vertrauen und Moff Gideon hat das aus TCW und Rebels bekannte, für die Mandalorianer relevante Darksaber! Außerdem war die Eröffnungsszene purer Taika Waititi Humor und lässt mich seinen Star Wars Film mit großer Vorfreude erwarten!
Es passiert tatsächlich nicht viel in der ersten Staffel. Auf mich wirkt sie ein wenig wie ein "Demo Reel", oder ein erster Versuch, um zu sehen, ob eine Star Wars Geschichte in diesem Live Action Format überhaupt erzählt werden und erfolgreich sein kann. Aktiv treiben nur Folgen 1, 3, 7 und 8 die Handlung weiter, während sich 2, 4, 5 und 6 wie "Spinoffs" anfühlen. Ich würde sie nicht gleich Filler nennen, immerhin werden in diesen Folgen Charaktere wie Cara Dune eingeführt und wir erfahren mehr über den Hauptcharakter, aber ich habe ein wenig das Gefühl, als habe man mit diesen Folgen verschiedene Genres ausprobieren wollen und als sei die Serie in der ersten Staffel (ähnlich wie seiner Zeit TCW und Rebels) stark damit beschäftigt gewesen, sich selbst zu finden. Meine Erwartungen an die zweite Staffel sind somit um Einiges größer!
Das, was wir nun bekommen haben, hat mich dennoch sehr gut unterhalten! Es ist offensichtlich, dass vor allem mit Filoni und Favreau Star Wars Fans hinter der Produktion stecken und mir gefällt Jon Favreaus Aussage, man wolle sich nicht direkt von Star Wars inspirieren lassen, sondern vielmehr von den Genres und Filmen, die damals schon George Lucas inspiriert haben.
Die Thematik und das Setting (ca. 5 Jahre nach RotJ) sind im Hinblick auf den Kanon ungemein interessant. Für die zweite Staffel würde ich mir aber einen größeren Fokus auf Handlung und Charaktere wünschen, also weniger nach dem Konzept "Style over Matter" - die Serie hat grandiose Darsteller, also sollte man ihnen auch mehr zu tun geben!
Dennoch ein starker Start und ich vergebe 8/10 gegrillten Kovakianischen Affenechsen!