F
Fragger MT
Gast
Heyho,
da ich denke, dass das Review auf FF.de ein bisschen einsam ist, will ich aus Publicity-Gründen mal ein bisschen Review-Streuung betreiben.
Es folgt also das, äh, ungewohnt positiv gestimmte Review zu phazonsharks Skies/Ruins, den ersten Band der Cloudrun-Reihe.
Bevor ich anfange, möchte ich noch den einen oder anderen Hinweis hinterlegen. Zuerst einmal habe ich die Geschichte in einem Zug durchgelesen, innerhalb von 3 Tagen. Außerdem habe ich die Unterstützung eBook-Readers genießen dürfen, da mir phazy freundlicherweise die Geschichte im .mobi-Format zur Verfügung gestellt hat. Für optimalen FanFiction-Genuss ist ein solcher Reader sowieso von unermesslichem Wert – eventuell spiegelt sich das also auch bei dem nachfolgenden Review wieder, da mir die Geschichte wirklich sehr, sehr gut gefallen hat.
Ebenfalls erwähnenswert ist, dass ich in diesem Review ein paar meiner Theorien zur Fortsetzung unterschlagen werde, da es doch sehr stark in die Spoiler-Kiste greifen würde. Für soetwas gibt es ja immerhin noch die eMail.
Gut, das zum Vorgeplänkel. Dann wollen wir mal.
Der Übersicht und Ordnung halber werde ich das Review in ein paar Abschnitte unterteilen.
~ Erste Eindrücke zu Setting, Einstieg und Plot ~
Zugegeben, Skies/Ruins stand schon für eine ganze Weile auf meiner To-Read-Liste, ich habe allerdings nie so viel Zeit und Muße gefunden, die Geschichte in den vergangenen Jahren (!) anzufassen, weil es schon bequemer ist, sich einfach ins Bett zu schmeißen und einen Wälzer aufzuschlagen – anstatt vor dem Bildschirm zu hocken.
Als dann endlich mein eBook-Reader eingetrudelt ist, hat sich dieses Problem in Luft aufgelöst. Skies/Ruins kam, wurde gelesen und siegte.
Was mich sofort angesprochen hat, war das sehr unübliche und mutige Setting. Ein post-apokalyptisches Star Wars so weit in der Zukunft, dass alle etablierten Elemente des Universums einfach umgedreht werden können? Eine ziemliche Herausforderung und löbliches Wagnis in der Zeit der Vanilla-FanFiction. Die Macht, ein Monster? Der Hyperraum, eine Todeszone? Spätestens hier hattest du mich.
Nach den ersten paar Seiten – nein, schon in der ersten Szene während des *Dejarik-Spiels* - wurde mir klar, dass die Geschichte ernst macht und dass dieses post-apokalyptische Star Wars noch viel dreckiger und bösartiger ist, als ich angenommen hatte. Der Plot nimmt sich von Anfang an so gut wie keine Atempausen bis zur zweiten Hälfte, bei der die großen Mysterien gelüftet werden. Die Atmosphäre ist genauso düster, wie man es erwarten darf. Geheimnisse und Plottwists lauern an jeder Ecke, viele davon sind nicht allzu klein geratene Happen, die man als ahnungsloser Leser erst einmal verdauen muss. Erst nach einem Drittel hat sich etwas Ernüchterung – oder vielleicht Routine – eingestellt. Das verschuldet etwas der hohe Verschleiß an Charakteren. Doch eventuell ist genau das der Geniestreich. So wenig wert, wie ein Leben in dieser Star Wars-Version ist, fühlt man sich als Leser doch sehr gut in die Geschichte mit eingebunden.
…Was mich gleich zum nächsten Punkt bringt. Ich als Leser und Autor bin mit guter Exposition und durchdachten Settings sehr leicht zu faszinieren. Tempo steht bei mir erst an zweiter Stelle. Ich hatte besonders am Ende des ersten Drittels, als alle Charaktere auf der Bühne standen, einige *Mindfuck*-Momente, in denen ich nicht mehr so ganz wusste, wer eigentlich wo mit wem stand und was genau wollte. An der Stelle muss ich mich dafür entschuldigen, keine genauen Kapitel-Angaben machen zu können – meine .mobi-Version der Geschichte hat nämlich außer den POV-Titeln mit der Abwesenheit sämtlicher Kapitelbezeichnungen im Text selbst geglänzt.
Ein wenig Unterwältigung hat sich auch eingeschlichen, als die sagenumwobene Cloudrun schon knapp in der Mitte aufgetaucht ist. Auch die interessanten Passagen an Bord des Schiffes konnten mich aufgrund ihrer üblichen prägnanten Kürze nicht so ganz entschädigen.
Oh, aber das Ende hat mich entschädigt – und wie. Obwohl ich den finalen Plottwist vorausgesehen habe, macht es doch auf eine voyeuristische Art und Weise sehr viel Vergnügen, solche Entwicklungen mitanzusehen.
Alles in allem sind die Kritikpunkte jedoch nur marginal. Die Geschichte als solche glänzt mit im Vergleich zur Vanilla-Fiction überwältigender Stilsicherheit, ungeschönten Charakter-Abgründen, mächtigen Twists und dem bohrenden Gefühl, dass alles auf irgendeine verdrehte Art zusammenspielt. Gratulation an dieser Stelle.
Skies/Ruins schafft, was keine andere FanFiction bisher geschafft hat: souveräne Einzigartigkeit.
~Setting~
Mh, ich glaube, ich könnte mich unter diesem Punkt sehr schnell wiederholen. Belassen es wir mal bei den Lobeshymnen, die ich im Einstieg gesungen habe, denn Skies/Ruins hat ein großartiges Setting.
Perfekt ist es allerdings leider nicht.
Der direkte Einstieg kratzt jedoch sehr nahe daran. Fragen werden laut, wenn man aus scheinbar nebensächlichen Gedanken oder von verstreuten Charakteren ein paar unbeschriebene Geschichts-Schnipsel bekommt. Masseschatten-Kriege. Der Zerschnittene Saal. Der Azuramond. Die Splitterwelten. Das Monster. Midis. Man will unbedingt wissen, was passiert ist, um die Galaxis in einen derartigen Trümmerhaufen zu verwandeln. Ein großes Stück Lesemotivation schöpft eben aus dieser Frage. Der Text zu den unbeschriebenen Geschichts-Schnipseln findet sich Stück für Stück in der Geschichte verstreut. Jeder Charakter weiß etwas. Allerdings weiß niemand alles. Bis zum Ende hin gibt es somit keine umfassende Enthüllung. Der kapitelweise springende Blickwinkel lässt dafür so oder so wenig Raum. Der Leser muss also selbst mitdenken und Linien ziehen, sonst geht er irgendwann unter.
Für mich als Autor, der Spaß an ähnlichen Elementen hat, war die Geschichte unter diesem Geschichtspunkt ein Vergnügen. Ich bin mir jedoch sicher, dass es andere Leser geben wird, die das ganz anders sehen und ihre Verbindungen und Auflösungen vorgekaut haben möchten. Für diese Leser fällt Skies/Ruins in dieser Hinsicht schon mal größtenteils flach. Die Geschichte hat einen Anspruch und hält ihn oben.
Sehr schön waren außerdem die verschiedenen Schauplätze der Handlung. Auf den Splitterwelten kommt eine völlig hoffnungslose Stimmung auf. Die Abwesenheit von Moral hat sehr gut als Leitfaden für mich als Leser funktioniert, um das Universum schon mal vorab zu charakterisieren. Dagegen wirkten die sterilen Umgebungen an Bord von Siena Kalis Schiff sehr prägend für das Valueen-Köngreich, welches bis zum Ende hin eines der eher unbeschriebenen Blätter bleibt – jedenfalls in Hinblick auf Settings. Ironisch ist, dass die Themis‘ Schiff, die Arcadia, für mehr Gruselmomente sorgen konnte als unser liebes Geisterschiff, die Cloudrun. Der Fairness halber muss aber gesagt werden, dass das mehr vom Plot als vom Setting als solches herrührt. Zu der Cloudrun selbst möchte ich mich noch nicht auf die *eine* Stimmung festlegen, da mir alles noch ein wenig zu diffus ist. Jedenfalls kennst du meine Spekulationen. In einem Wort kann ich die Cloudrun als Schauplatz nur mit ‚willkürlich‘ bezeichnen.
Gleich das nächste schöne Element ist das *Monster* - oder die Macht, aus welchem Grund auch immer sie sich so sehr verändert hat. Es scheint, als sei der bekannte Quell der Ruhe, des Lebens und der Kraft tatsächlich zu einem bösartigen, eigenwilligem Wesen geworden. Insbesondere Bens POVs haben diese Ansicht geprägt. Zu oft erscheint es, als benutze die Macht ihre Nutzer – und nicht umgekehrt. Spätestens nach Bens und Ikaias Aktion auf Kalis Schiff sollte das klar geworden sein.
In Bezug auf den Hyperraum und die Todeszonen gibt es einige interessante Anspielungen auf die Masseschattenkriege. Der EU-ler weiß, dass Masseschatten nichts Tolles für Schiffe im Hyperraum sind, da sie gerne mal solche Schiffe zerreißen. Die Frage, wie es zu alledem kam, ist allerdings immer noch ein – sehr gutes – Rätsel.
~Charaktere~
In einem Wort: unberechenbar.
Neben dem Setting und dem eng anliegenden Plot sind die Charaktere das nächste große Element, dass Skies/Ruins als ziemlich einzigartig im Fandom brandmarkt. Selten habe ich mehr Todesopfer und Verrat auf so wenig Raum lesen dürfen.
Allen voran steht Ben als Protagonist der Geschichte. Mir gefällt seine desillusionierte, raue und gnadenlose Prägung – besser allerdings gefallen mir die paar Illusionen, die ihm im Laufe der Geschichte effektiv ausgetrieben werden. Man verliert nie ganz aus den Augen, das es sich um einen 13-jährigen Jungen handelt, der, so sehr er es auch verneint, ein Kind ist. Das wiederkehrende Motiv der inneren Gebrochenheit ist bei ihm am stärksten ausgeprägt. Nachdem er auf die Cloudrun gelangt, macht er die größte Veränderung mit. Ben wird zum Monster selbst. Starke Momente und ein sehr schön gezeichneter Charakter, besonders dieser kleine Twist am Ende…
Ein weiteres Highlight sind Delfy und Janus, Meister und Schüler – beide gefangen im Glauben, sie würden den jeweils anderen kontrollieren. Delfy wirkt als rebellische, furchtlose Prinzessin der guten alten Leia wie aus dem Profil geschnitten. Anders als das klassische Vorbild geht Delfy jedoch sehr viel weniger zimperlich zu Werke. Sie hat ihre Ziele und verfolgt sie, geht dafür über Leichen. So wie jeder Charakter in der Geschichte.
Janus ist ein Kapitel an sich und in seiner Zeichnung eindeutig der einzigartigste Charakter auf der Bühne. Ich liebe seine grollenden Altersweisheiten und diesen Kontrast zwischen furchteinflößend und völlig hilflos. Als übergroßer, pau’anischer und verzerrter Yoda bleiben seine wahren Absichten bis zum Ende hin sehr gut getarnt. Er denkt und redet in Variablen, die der Leser sich erst entschlüsseln muss. Seine starken Momente feiert er im vorletzten Kapitel.
Themis und One sind ein Paar, das der Geschichte eine nötige Portion Würze verleiht. Der vermeintliche Piratenkönig wirkt kaum wie ein König, erst recht nicht wie ein Pirat, eher wie ein Idealist, der nicht so ganz weiß, wohin er gehören will. Dafür ist er ein Spieler.
One als Sidekick funktioniert ebenfalls sehr gut. Selten habe ich einen Droiden erlebt, der verbal viel Spaß bereitet wie One – und das, ohne den unbeabsichtigten Humor eines 3PO zu benutzen. Der einzige Negativpunkt: er hat nur einen sehr kurzen Auftritt. Dafür einen hochinteressanten Hintergrund. Ich bin gespannt, wohin die Reise geht…
Alle anderen Charaktere – und das ist ein großer Negativpunkt – werden von diesem Gefühl begleitet, dass sie allesamt ein wenig, ähm, undankbar behandelt werden. Genau genommen handelt es sich bei den meisten nur um lebende Plot-Devices, was an sich gar nicht so schlecht ist – insbesondere bei Ben funktioniert das anfangs sehr gut. Später wirkt es doch etwas ernüchternd, weil es eben so viele davon gibt. Der Bodycount steigt auf jeder gefühlten Seite.
~Plot~
Auch in einem Wort: rasant.
Die Geschichte hält sich nicht mit philosophischen Ausschweifungen oder allzu tiefgründigen Idealen auf – und wenn, dann werden sie setting-typisch mit rauen Kommentaren quittiert.
Der Plot fährt auf einer Schiene mit den Charakteren und wird von ihnen größtenteils sogar getragen. Zentrales Element ist die Cloudrun. Jeder Charakter findet im Verlauf der Geschichte zum Schiff und bringt seine eigenen Vorstellungen mit. Soetwas nenne ich straff. Nennen wir den Plot eine Achterbahn. Sie ist schnell und wendungsreich.
Und nicht zuletzt: sie spannt.
Bisweilen spannt sie so sehr, dass ich bei einigen bösartigen Cliffhangern fast auf meinem Kindle herumgebissen habe.
Der einzige Negativpunkt, der eventuell gar keiner ist, ist das Tempo in Hinblick auf Ereignisdichte und Informationsgehalt. Es passiert einfach sehr viel in sehr kurzer Zeit. Das allerdings nur bis zur Mitte des zweiten Drittels.
Ansonsten will ich hier wirklich noch nicht viel sagen, weil alles ein Spoiler ist, was ich sagen könnte. Nennen wir den Plot zweckmäßig. Ab der Cloudrun beginnt er dann, spekulativere Bahnen einzuschlagen. Ab da hat er mich dann wirklich überzeugt.
Für’s Protokoll sollte ich darum anmerken, dass ich relativ spannungsresistent bin und lieber großes Build-Up und weitläufige Konflikte lese. Skies/Ruins konnte mich darum als Mystery-Thriller erst am Ende voll und ganz überzeugen.
~Stil~
Soll ich dir etwas sagen? Sol hat recht, wenn sie sagt: „Dein Inhalt ist dein Stil.“ Diese Aussage bringt auf den Punkt, was ich in einer riesigen Textpassage ausführen müsste.
Alles ist angenehm entschlackt und zielgerichtet. Es ist kein Stil, bei dem jede Szene wie Selbstbeweihräucherung und Formulierungs-Ektase wirkt, mit Adjektiven um sich schleudert oder Beschreibungen mehr Wert zuweist als Handlung.
Du schreibst zielgerichtet, schmiegst jeden Satz passend an das, was er eigentlich aussagen will – und schneidest alles das, was wirklich überflüssig ist, ab. Was aber nicht bedeuten soll, dass sämtlicher Schnörkel fehlt. Hier und dort finden sich sehr angenehme Formulierungen.
Stil zu kritisieren, ist immer so eine Sache, die nicht so ganz funktionieren will. Darum mache ich es mir an dieser Stelle einfach und behaupte, dass der Stil für zwei Drittel der Geschichte funktioniert.
Im letzten Drittel beginnt er für mich, eine kleine Schwäche aufzuzeigen: und das sind eben die Beschreibungen. Rein vom Text her weiß ich nach einem Drittel beispielweise kaum noch, wie genau Ben oder Delfy aussehen, welche Haarfarbe oder Augenfarbe sie haben – und, wie sich das so mit der Cloudrun verhält. IMHO hätte man insbesondere beim letzten Punkt mehr aus den Vollen schöpfen können. Sinn machen würde es sogar im Kontext der Geschichte, denn die Cloudrun verändert Dinge. Wieso nicht auch den Text?
~Fazit~
Skies/Ruins hat mir sehr, sehr gut gefallen. Ein rasanter Thriller voller Wendungen in einem reichen Setting. Starke Charaktere. Und der generelle Touch von Qualität und Anspruch.
Bis auf dieses kleine Dilemma mit einem der Punkte, die nach der Kurzbeschreibung Kernelement der Geschichte sein sollen – eben der Cloudrun – zeichnet Skies/Ruins ein mutiges, dreckiges Bild eines Star Wars, wie man es de facto noch nie im FanFiction-Bereich und überhaupt erleben durfte.
Ich hatte mit dem Tempo zwischenzeitlich Probleme, wurde allerdings durch den nächsten Twist und das nächste Mysterium immer wieder bei der Stange gehalten.
Ambitioniert, anspruchsvoll, düster, brutal, interessant, hochspannend und nicht minder mutig. Wer alle diese Dinge an einer FanFiction schätzt und weiß, dass phazonshark als Autor nicht zum ersten Mal eine Bombe zündet, ist mit Skies/Ruins als Auftakt zur Cloudrun-Reihe mehr als nur gut aufgehoben. (Kopf-)Kino für Erwachsene.
Schulnote: 2+
/FMT
da ich denke, dass das Review auf FF.de ein bisschen einsam ist, will ich aus Publicity-Gründen mal ein bisschen Review-Streuung betreiben.
Es folgt also das, äh, ungewohnt positiv gestimmte Review zu phazonsharks Skies/Ruins, den ersten Band der Cloudrun-Reihe.
Bevor ich anfange, möchte ich noch den einen oder anderen Hinweis hinterlegen. Zuerst einmal habe ich die Geschichte in einem Zug durchgelesen, innerhalb von 3 Tagen. Außerdem habe ich die Unterstützung eBook-Readers genießen dürfen, da mir phazy freundlicherweise die Geschichte im .mobi-Format zur Verfügung gestellt hat. Für optimalen FanFiction-Genuss ist ein solcher Reader sowieso von unermesslichem Wert – eventuell spiegelt sich das also auch bei dem nachfolgenden Review wieder, da mir die Geschichte wirklich sehr, sehr gut gefallen hat.
Ebenfalls erwähnenswert ist, dass ich in diesem Review ein paar meiner Theorien zur Fortsetzung unterschlagen werde, da es doch sehr stark in die Spoiler-Kiste greifen würde. Für soetwas gibt es ja immerhin noch die eMail.
Gut, das zum Vorgeplänkel. Dann wollen wir mal.
Der Übersicht und Ordnung halber werde ich das Review in ein paar Abschnitte unterteilen.
~ Erste Eindrücke zu Setting, Einstieg und Plot ~
Zugegeben, Skies/Ruins stand schon für eine ganze Weile auf meiner To-Read-Liste, ich habe allerdings nie so viel Zeit und Muße gefunden, die Geschichte in den vergangenen Jahren (!) anzufassen, weil es schon bequemer ist, sich einfach ins Bett zu schmeißen und einen Wälzer aufzuschlagen – anstatt vor dem Bildschirm zu hocken.
Als dann endlich mein eBook-Reader eingetrudelt ist, hat sich dieses Problem in Luft aufgelöst. Skies/Ruins kam, wurde gelesen und siegte.
Was mich sofort angesprochen hat, war das sehr unübliche und mutige Setting. Ein post-apokalyptisches Star Wars so weit in der Zukunft, dass alle etablierten Elemente des Universums einfach umgedreht werden können? Eine ziemliche Herausforderung und löbliches Wagnis in der Zeit der Vanilla-FanFiction. Die Macht, ein Monster? Der Hyperraum, eine Todeszone? Spätestens hier hattest du mich.
Nach den ersten paar Seiten – nein, schon in der ersten Szene während des *Dejarik-Spiels* - wurde mir klar, dass die Geschichte ernst macht und dass dieses post-apokalyptische Star Wars noch viel dreckiger und bösartiger ist, als ich angenommen hatte. Der Plot nimmt sich von Anfang an so gut wie keine Atempausen bis zur zweiten Hälfte, bei der die großen Mysterien gelüftet werden. Die Atmosphäre ist genauso düster, wie man es erwarten darf. Geheimnisse und Plottwists lauern an jeder Ecke, viele davon sind nicht allzu klein geratene Happen, die man als ahnungsloser Leser erst einmal verdauen muss. Erst nach einem Drittel hat sich etwas Ernüchterung – oder vielleicht Routine – eingestellt. Das verschuldet etwas der hohe Verschleiß an Charakteren. Doch eventuell ist genau das der Geniestreich. So wenig wert, wie ein Leben in dieser Star Wars-Version ist, fühlt man sich als Leser doch sehr gut in die Geschichte mit eingebunden.
…Was mich gleich zum nächsten Punkt bringt. Ich als Leser und Autor bin mit guter Exposition und durchdachten Settings sehr leicht zu faszinieren. Tempo steht bei mir erst an zweiter Stelle. Ich hatte besonders am Ende des ersten Drittels, als alle Charaktere auf der Bühne standen, einige *Mindfuck*-Momente, in denen ich nicht mehr so ganz wusste, wer eigentlich wo mit wem stand und was genau wollte. An der Stelle muss ich mich dafür entschuldigen, keine genauen Kapitel-Angaben machen zu können – meine .mobi-Version der Geschichte hat nämlich außer den POV-Titeln mit der Abwesenheit sämtlicher Kapitelbezeichnungen im Text selbst geglänzt.
Ein wenig Unterwältigung hat sich auch eingeschlichen, als die sagenumwobene Cloudrun schon knapp in der Mitte aufgetaucht ist. Auch die interessanten Passagen an Bord des Schiffes konnten mich aufgrund ihrer üblichen prägnanten Kürze nicht so ganz entschädigen.
Oh, aber das Ende hat mich entschädigt – und wie. Obwohl ich den finalen Plottwist vorausgesehen habe, macht es doch auf eine voyeuristische Art und Weise sehr viel Vergnügen, solche Entwicklungen mitanzusehen.
Alles in allem sind die Kritikpunkte jedoch nur marginal. Die Geschichte als solche glänzt mit im Vergleich zur Vanilla-Fiction überwältigender Stilsicherheit, ungeschönten Charakter-Abgründen, mächtigen Twists und dem bohrenden Gefühl, dass alles auf irgendeine verdrehte Art zusammenspielt. Gratulation an dieser Stelle.
Skies/Ruins schafft, was keine andere FanFiction bisher geschafft hat: souveräne Einzigartigkeit.
~Setting~
Mh, ich glaube, ich könnte mich unter diesem Punkt sehr schnell wiederholen. Belassen es wir mal bei den Lobeshymnen, die ich im Einstieg gesungen habe, denn Skies/Ruins hat ein großartiges Setting.
Perfekt ist es allerdings leider nicht.
Der direkte Einstieg kratzt jedoch sehr nahe daran. Fragen werden laut, wenn man aus scheinbar nebensächlichen Gedanken oder von verstreuten Charakteren ein paar unbeschriebene Geschichts-Schnipsel bekommt. Masseschatten-Kriege. Der Zerschnittene Saal. Der Azuramond. Die Splitterwelten. Das Monster. Midis. Man will unbedingt wissen, was passiert ist, um die Galaxis in einen derartigen Trümmerhaufen zu verwandeln. Ein großes Stück Lesemotivation schöpft eben aus dieser Frage. Der Text zu den unbeschriebenen Geschichts-Schnipseln findet sich Stück für Stück in der Geschichte verstreut. Jeder Charakter weiß etwas. Allerdings weiß niemand alles. Bis zum Ende hin gibt es somit keine umfassende Enthüllung. Der kapitelweise springende Blickwinkel lässt dafür so oder so wenig Raum. Der Leser muss also selbst mitdenken und Linien ziehen, sonst geht er irgendwann unter.
Für mich als Autor, der Spaß an ähnlichen Elementen hat, war die Geschichte unter diesem Geschichtspunkt ein Vergnügen. Ich bin mir jedoch sicher, dass es andere Leser geben wird, die das ganz anders sehen und ihre Verbindungen und Auflösungen vorgekaut haben möchten. Für diese Leser fällt Skies/Ruins in dieser Hinsicht schon mal größtenteils flach. Die Geschichte hat einen Anspruch und hält ihn oben.
Sehr schön waren außerdem die verschiedenen Schauplätze der Handlung. Auf den Splitterwelten kommt eine völlig hoffnungslose Stimmung auf. Die Abwesenheit von Moral hat sehr gut als Leitfaden für mich als Leser funktioniert, um das Universum schon mal vorab zu charakterisieren. Dagegen wirkten die sterilen Umgebungen an Bord von Siena Kalis Schiff sehr prägend für das Valueen-Köngreich, welches bis zum Ende hin eines der eher unbeschriebenen Blätter bleibt – jedenfalls in Hinblick auf Settings. Ironisch ist, dass die Themis‘ Schiff, die Arcadia, für mehr Gruselmomente sorgen konnte als unser liebes Geisterschiff, die Cloudrun. Der Fairness halber muss aber gesagt werden, dass das mehr vom Plot als vom Setting als solches herrührt. Zu der Cloudrun selbst möchte ich mich noch nicht auf die *eine* Stimmung festlegen, da mir alles noch ein wenig zu diffus ist. Jedenfalls kennst du meine Spekulationen. In einem Wort kann ich die Cloudrun als Schauplatz nur mit ‚willkürlich‘ bezeichnen.
Gleich das nächste schöne Element ist das *Monster* - oder die Macht, aus welchem Grund auch immer sie sich so sehr verändert hat. Es scheint, als sei der bekannte Quell der Ruhe, des Lebens und der Kraft tatsächlich zu einem bösartigen, eigenwilligem Wesen geworden. Insbesondere Bens POVs haben diese Ansicht geprägt. Zu oft erscheint es, als benutze die Macht ihre Nutzer – und nicht umgekehrt. Spätestens nach Bens und Ikaias Aktion auf Kalis Schiff sollte das klar geworden sein.
In Bezug auf den Hyperraum und die Todeszonen gibt es einige interessante Anspielungen auf die Masseschattenkriege. Der EU-ler weiß, dass Masseschatten nichts Tolles für Schiffe im Hyperraum sind, da sie gerne mal solche Schiffe zerreißen. Die Frage, wie es zu alledem kam, ist allerdings immer noch ein – sehr gutes – Rätsel.
~Charaktere~
In einem Wort: unberechenbar.
Neben dem Setting und dem eng anliegenden Plot sind die Charaktere das nächste große Element, dass Skies/Ruins als ziemlich einzigartig im Fandom brandmarkt. Selten habe ich mehr Todesopfer und Verrat auf so wenig Raum lesen dürfen.
Allen voran steht Ben als Protagonist der Geschichte. Mir gefällt seine desillusionierte, raue und gnadenlose Prägung – besser allerdings gefallen mir die paar Illusionen, die ihm im Laufe der Geschichte effektiv ausgetrieben werden. Man verliert nie ganz aus den Augen, das es sich um einen 13-jährigen Jungen handelt, der, so sehr er es auch verneint, ein Kind ist. Das wiederkehrende Motiv der inneren Gebrochenheit ist bei ihm am stärksten ausgeprägt. Nachdem er auf die Cloudrun gelangt, macht er die größte Veränderung mit. Ben wird zum Monster selbst. Starke Momente und ein sehr schön gezeichneter Charakter, besonders dieser kleine Twist am Ende…
Ein weiteres Highlight sind Delfy und Janus, Meister und Schüler – beide gefangen im Glauben, sie würden den jeweils anderen kontrollieren. Delfy wirkt als rebellische, furchtlose Prinzessin der guten alten Leia wie aus dem Profil geschnitten. Anders als das klassische Vorbild geht Delfy jedoch sehr viel weniger zimperlich zu Werke. Sie hat ihre Ziele und verfolgt sie, geht dafür über Leichen. So wie jeder Charakter in der Geschichte.
Janus ist ein Kapitel an sich und in seiner Zeichnung eindeutig der einzigartigste Charakter auf der Bühne. Ich liebe seine grollenden Altersweisheiten und diesen Kontrast zwischen furchteinflößend und völlig hilflos. Als übergroßer, pau’anischer und verzerrter Yoda bleiben seine wahren Absichten bis zum Ende hin sehr gut getarnt. Er denkt und redet in Variablen, die der Leser sich erst entschlüsseln muss. Seine starken Momente feiert er im vorletzten Kapitel.
Themis und One sind ein Paar, das der Geschichte eine nötige Portion Würze verleiht. Der vermeintliche Piratenkönig wirkt kaum wie ein König, erst recht nicht wie ein Pirat, eher wie ein Idealist, der nicht so ganz weiß, wohin er gehören will. Dafür ist er ein Spieler.
One als Sidekick funktioniert ebenfalls sehr gut. Selten habe ich einen Droiden erlebt, der verbal viel Spaß bereitet wie One – und das, ohne den unbeabsichtigten Humor eines 3PO zu benutzen. Der einzige Negativpunkt: er hat nur einen sehr kurzen Auftritt. Dafür einen hochinteressanten Hintergrund. Ich bin gespannt, wohin die Reise geht…
Alle anderen Charaktere – und das ist ein großer Negativpunkt – werden von diesem Gefühl begleitet, dass sie allesamt ein wenig, ähm, undankbar behandelt werden. Genau genommen handelt es sich bei den meisten nur um lebende Plot-Devices, was an sich gar nicht so schlecht ist – insbesondere bei Ben funktioniert das anfangs sehr gut. Später wirkt es doch etwas ernüchternd, weil es eben so viele davon gibt. Der Bodycount steigt auf jeder gefühlten Seite.
~Plot~
Auch in einem Wort: rasant.
Die Geschichte hält sich nicht mit philosophischen Ausschweifungen oder allzu tiefgründigen Idealen auf – und wenn, dann werden sie setting-typisch mit rauen Kommentaren quittiert.
Der Plot fährt auf einer Schiene mit den Charakteren und wird von ihnen größtenteils sogar getragen. Zentrales Element ist die Cloudrun. Jeder Charakter findet im Verlauf der Geschichte zum Schiff und bringt seine eigenen Vorstellungen mit. Soetwas nenne ich straff. Nennen wir den Plot eine Achterbahn. Sie ist schnell und wendungsreich.
Und nicht zuletzt: sie spannt.
Bisweilen spannt sie so sehr, dass ich bei einigen bösartigen Cliffhangern fast auf meinem Kindle herumgebissen habe.
Der einzige Negativpunkt, der eventuell gar keiner ist, ist das Tempo in Hinblick auf Ereignisdichte und Informationsgehalt. Es passiert einfach sehr viel in sehr kurzer Zeit. Das allerdings nur bis zur Mitte des zweiten Drittels.
Ansonsten will ich hier wirklich noch nicht viel sagen, weil alles ein Spoiler ist, was ich sagen könnte. Nennen wir den Plot zweckmäßig. Ab der Cloudrun beginnt er dann, spekulativere Bahnen einzuschlagen. Ab da hat er mich dann wirklich überzeugt.
Für’s Protokoll sollte ich darum anmerken, dass ich relativ spannungsresistent bin und lieber großes Build-Up und weitläufige Konflikte lese. Skies/Ruins konnte mich darum als Mystery-Thriller erst am Ende voll und ganz überzeugen.
~Stil~
Soll ich dir etwas sagen? Sol hat recht, wenn sie sagt: „Dein Inhalt ist dein Stil.“ Diese Aussage bringt auf den Punkt, was ich in einer riesigen Textpassage ausführen müsste.
Alles ist angenehm entschlackt und zielgerichtet. Es ist kein Stil, bei dem jede Szene wie Selbstbeweihräucherung und Formulierungs-Ektase wirkt, mit Adjektiven um sich schleudert oder Beschreibungen mehr Wert zuweist als Handlung.
Du schreibst zielgerichtet, schmiegst jeden Satz passend an das, was er eigentlich aussagen will – und schneidest alles das, was wirklich überflüssig ist, ab. Was aber nicht bedeuten soll, dass sämtlicher Schnörkel fehlt. Hier und dort finden sich sehr angenehme Formulierungen.
Stil zu kritisieren, ist immer so eine Sache, die nicht so ganz funktionieren will. Darum mache ich es mir an dieser Stelle einfach und behaupte, dass der Stil für zwei Drittel der Geschichte funktioniert.
Im letzten Drittel beginnt er für mich, eine kleine Schwäche aufzuzeigen: und das sind eben die Beschreibungen. Rein vom Text her weiß ich nach einem Drittel beispielweise kaum noch, wie genau Ben oder Delfy aussehen, welche Haarfarbe oder Augenfarbe sie haben – und, wie sich das so mit der Cloudrun verhält. IMHO hätte man insbesondere beim letzten Punkt mehr aus den Vollen schöpfen können. Sinn machen würde es sogar im Kontext der Geschichte, denn die Cloudrun verändert Dinge. Wieso nicht auch den Text?
~Fazit~
Skies/Ruins hat mir sehr, sehr gut gefallen. Ein rasanter Thriller voller Wendungen in einem reichen Setting. Starke Charaktere. Und der generelle Touch von Qualität und Anspruch.
Bis auf dieses kleine Dilemma mit einem der Punkte, die nach der Kurzbeschreibung Kernelement der Geschichte sein sollen – eben der Cloudrun – zeichnet Skies/Ruins ein mutiges, dreckiges Bild eines Star Wars, wie man es de facto noch nie im FanFiction-Bereich und überhaupt erleben durfte.
Ich hatte mit dem Tempo zwischenzeitlich Probleme, wurde allerdings durch den nächsten Twist und das nächste Mysterium immer wieder bei der Stange gehalten.
Ambitioniert, anspruchsvoll, düster, brutal, interessant, hochspannend und nicht minder mutig. Wer alle diese Dinge an einer FanFiction schätzt und weiß, dass phazonshark als Autor nicht zum ersten Mal eine Bombe zündet, ist mit Skies/Ruins als Auftakt zur Cloudrun-Reihe mehr als nur gut aufgehoben. (Kopf-)Kino für Erwachsene.
Schulnote: 2+
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