phazonshark
Always on the move.
Kapitel Zwölf
A S T E R O I D E N
A S T E R O I D E N
Jadia Neen stand auf der Brücke des Todesmondes und starrte hinaus in den blauen Wirbel. Sie hasste dieses Phänomen, das sich zeigte, wenn man sich im Hyperraum befand. Der Hyperraum war eine Dimension, in der die Naturgesetze ausgehebelt wurden und Objekte sich schneller als Licht bewegen konnten. Doch wenn sie die unbekannten Regionen, in denen sich die Nightfall Festung anscheinend befunden hatte, endlich verlassen wollte, musste sie durch den Hyperraum fliegen.
Und das tat sie jetzt seit drei Jahren.
Die junge Frau war schon recht früh auf die beiden Hauptprobleme gestoßen, die es dabei gab: Zum einen hatte sie in dem kleinen Teil des Hauptcomputers, den sie verstand und zu dem sie Zugang hatte, nur eine einzige Hyperraumroute gefunden: Die, welche durch den rötlichen Nebel führte und anscheinend noch sehr viel länger war.
Den Todesmond konnte man im Augenblick also mit einer Perle auf einer Schnur vergleichen: Die Kampfstation konnte sich nur in zwei Richtungen bewegen.
Jadia hatte sich damals für eine Richtung entschieden und war dieser nun schon drei Jahre lang gefolgt. Nur hin und wieder war sie trotz der Gefahr aus dem Hyperraum gesprungen, um die Sterne zu sehen.
Es gab noch ein zweites Problem, eines, das Jadia fast zum Lachen gebracht hätte, wenn die Situation nicht so verzweifelt gewesen wäre: Der Todesmond bewegte sich im Hyperraum verdammt langsam. Sie konnte nicht glauben, dass die Kampfstation tatsächlich so langsam war, schließlich wäre sie dann nur von geringem militärischen Wert. Aber es schien, als ob irgendwas im Antrieb blockiert wäre.
Doch vielleicht hatten diese beiden Probleme ab jetzt keinerlei Bedeutung mehr, denn ohne, dass Jadia irgendein Kommando gegeben hätte, sprang der Todesmond aus dem Hyperraum.
Der Mond hatte das Ende der Route erreicht.
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?Sir, ein Schiff ist soeben in das System gesprungen.? Der junge Unteroffizier sah von seinen Bildschirmen auf und blickte angespannt zu General Riiekan. ?Es sendet keinen Code der Allianz.?
Der etwa 50-jährige General, der das Kommando über die Echo-Basis hatte, verließ die Logistik Station und kam zu ihm herüber. ?Können Sie die Klasse bestimmen??
Der Offizier schüttelte den Kopf. ?Nein, Sir. Aber es hat eine enorme Masse. Das Ding ist sehr viel größer als ein Sternenzerstörer.?
?Die Executor??
Da das Objekt sogar noch gigantischer als Vaders Flagschiff war, gab der junge Mann erst keine Antwort. ?Nein, Sir... noch größer. Ich bin... Ich bin mir nicht einmal mehr sicher, ob es überhaupt ein Schiff ist. Es sendet keinerlei Signale. Aber ein Asteroid kann nicht aus dem Hyperraum gekommen sein.?
?Wäre es nicht auch möglich, dass es doch so ein Felsbrocken ist? Und unsere Sensoren wegen der vielen Asteroiden in der Atmosphäre von Hoth verrückt spielen??
?Sie meinen, er hat sich bis eben in einem Sensorloch befunden??
?Es ist ein Vorschlag.?
?Was, wenn es doch ein imperiales Schiff ist? Etwas das tatsächlich noch größer ist als ein Supersternenzerstörer.? Prinzessin Leia hatte die Kommandozentrale betreten und das Gespräch anscheinend unbemerkt verfolgt.
?Prinzessin?, grüßte Riiekan mit einem Nicken.
Der junge Offizier an der Sensorkontrolle war dank Leias Anwesenheit sichtlich nervös geworden. ?Ein... Ein Schiff... imperiales Schiff dieser Größenordnung kann den Schutzschild der Echo Basis ohne weiteres durchbrechen, glaube ich...?
?Es könnte auch ein Trick sein...?, sagte die Prinzessin langsam und starrte auf die Sensoranzeige.
?Trick??, fragte der General. ?Wenn es ein imperiales Schiff von fast der Größe eines Todessterns ist, dann können die uns einfach so vernichten. Wozu die Tarnung als gigantischer Asteroid??
?Nein?, sagte Leia. ?Genau anders herum. Es ist ein übergroßer Asteroid und sie wollen uns glauben machen, es könne eine Art Todesstern sein.?
?Wozu? Wir würden ja merken, dass es keiner ist.?
?Aber erst, wenn dieses Ding dicht genug an Hoth dran ist. Bis dahin ist hier Panik ausgebrochen und wir haben die Echo-Basis evakuiert.?
?...und das Imperium springt in den Sektor und vernichtet unsere Transporter, die eine leere Basis zurücklassen.? Riiekan hatte die Überlegung der Prinzessin verstanden. ?Ein exzellenter Plan... Aber der Einsatz eines Asteroiden wäre selbst für das Imperium ein ziemlich großer Aufwand.?
Leia sah ihn ernst an. ?Ja, aber sie müsten keinerlei Landetruppen schicken und auch ein Orbital-Bombardement wäre unnötig.?
?Was tun wir also??
?Warten. Das Ding beobachten und geheim halten.?
?Was, wenn es doch eine imperiale Superwaffe ist??
?Dann möge die Macht uns beistehen...?
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Drei Jahre lang hatte Jadia Neen all ihr Wissen über Computer und Raumschiffe aufgeboten, um das komplizierteste Schiff, das sie je gesehen hatte, zu verstehen.
Sie konnte bis jetzt nur einen kleinen Teil der Waffen verwenden, doch bereits eine handvoll Geschütze des Todesmonds waren mächtig genug, um eine ganze Flotte zu zerstören. Sie hatte nur eine einzige Hyperraumroute zur Auswahl, da sie den Eingabecomputer nicht verstand und sie konnte den Unterlichtantrieb zwar starten, ihn aber nicht kontrollieren. Dazu brauchte man vermutlich eine Crew.
Auch die Kommunikationsanlage konnte sie nicht einsetzen. Der Grund dafür war, dass sie in den letzten drei Jahren kein Schiff getroffen hatte, an dem sie das Kommunikationssystem hätte testen können.
Doch neben all den nur teilweise einsetzbaren Hauptsystemen hatte sie die Kontrolle über ein auf den ersten Blick völlig unbedeutendes Randsystem. Was hatte Dan doch damals gesagt? Die Lösung ist immer der Lüftungsschacht.
Jadia konnte aufgrund der ebenfalls funktionsuntüchtigen Sensoren außerhalb des Hyperraums nie wissen, ob sich feindliche Schiffe in der Nähe befanden. Und sogar die Anwesenheit von Schiffen der Rebellion war im Moment schlecht, da diese vielleicht angreifen würden.
Auch wenn sie es immer wieder vergaß: Der Mond sah aus, wie ein etwas kleinerer, imperialer Todesstern.
Sie hatte also einen Weg suchen müssen, ein Objekt von der Größe eines kleinen Mondes unsichtbar zu machen.
Und es war ihr beinahe gelungen.
Die Lüftungsschächte ließen natürlich keine Luft von draußen in das Schiff, schließlich gab es im Weltraum keine. Sie gaben vielmehr bestimmte Gase in den Weltraum ab, da man auf dem Schiff keine Verwendung mehr für sie hatte.
Jadia, die diese Prozedur bisher nur theoretisch durchgeplant hatte, ließ ihre Finger über die Tastatur fliegen und öffnete sämtliche Lüftungsschächte, welche die Kampfstation besaß.
Überall rund um den Mond strömten jetzt verschiedene Gase hinaus in den Weltraum. Und gefroren.
Binnen Sekunden verwandelte sich die tödlichste Superwaffe, die das Imperium je geschaffen hatte, in einen harmlosen Eismond.
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Er hatte den Aufprall überlebt. In Hochstimmung versuchte er, sich in dem kleinen Hohlraum aufzurichten. Seine schnell ausgeführten Berechnungen hatten zugetroffen: Die außergewöhnliche Anatomie seines Volkes und die Beschaffenheit der Oberfläche von Hoth hatten ihn vor größeren Verletzungen geschützt.
Seine krallenartigen Hände machten sich an die Bedienung der wenigen Geräte, die sich in dem kleinen Hohlraum befanden.
Er erinnerte sich, wie erstaunt er gewesen war, als er die Meteroitenkapsel zum ersten Mal inspiziert hatte. Die Erbauer hatten es tatsächlich geschafft, neben versteckten Landedämpfern auch einige Sensoren zu installieren. Er betätigte einen der Knöpfe.
Rauschen ertönte und füllte die Finsternis des Kapselinneren.
Dann nahmen seine außergewöhnlichen, reptilienartigen Gehörorgane Stimmen war.
?...drei.... sieben.... verstehen...?
Während seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnten, hatte er mit der Macht schon längst die genaue Position eines Rädchens ausgemacht. Mit einer Kralle drehte er es, um die Frequenz einzustellen.
?...und deutlich. Was gibt?s??
?Ich habe jetzt meine Runde hinter mir und kann nirgends eine Spur von Leben entdecken.?
?Auf diesem Eiswürfel ist nicht genug Leben, um damit einen Raumkreuzer zu füllen. Die Sensoren sind alle platziert, wir treffen uns am Stützpunkt.?
Er horchte weiter in der Finsternis der Meteoritenkapsel und suchte alte Erinnerungen an die Basic Sprache in seinem Gedächtnis.
?In Ordnung, dann sehen wir uns gleich?, ertönte eine Stimme aus dem kleinen Lautsprecher. ?Eben ist hier ein Meteorit aufgeschlagen. Ich seh mir die Sache mal an, wird aber nicht lange dauern.?
Jemand hatte den Aufschlag beobachtet. Blitzschnell überlegte er, ob dies gut oder schlecht war. Er wusste es nicht, da er die Absichten dieses Wesens nicht kannte. Also galt es, die Entscheidung, ob der Fremde leben sollte, oder nicht, aufzuschieben.
Er griff hinaus in die Macht und fand eine Kreatur, die in dieser Eiswüste heimisch zu sein schien und stark genug war. Perfekt.
Dann ließ er all seinen Zorn über eine Brücke der Dunklen Seite in die Kreatur fließen und hetzte sie auf.
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Luke Skywalker sah das Wampa Ungeheuer nicht kommen und verlor bei dem blitzschnellen Angriff das Bewusstsein.
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?Chewie! Chewie!? Han Solo ging mit schnellen Schritten auf den Millennium Falken zu, der sich im Hangar der Echo Basis befand. Han trug immer noch dicke Schneekleidung, die vor der Kälte einigermaßen schützte.
Der Wookie saß oben auf dem Falken und war mit Schweißarbeiten beschäftigt, denn die letzten ?Ausflüge? hatten das Schiff einmal mehr schwer mitgenommen. Han bedauerte, dass der Hochleistungsschildgenerator, den sie bei der Schlacht von Yavin gehabt hatten, keine Energie mehr hatte. Und niemand wusste, wie man ihn aufladen konnte.
?Chewie!?
Endlich reagierte der große Wookie, nahm die Schweißbrille ab und sah zu Han hinunter. Er grollte vorwurfsvoll.
?Okay, ist ja gut?, versuchte Han seinen Co-Piloten zu beschwichtigen. ?Reg? dich bloß nicht gleich wieder auf, ich komm gleich wieder und helf dir.?
Im Weggehen hörte Han Chewie noch leise Grollen, aber der Wookie war einverstanden.
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Han betrat die Kommandozentrale der Echo Basis. Überall arbeiteten Rebellen in Schneekleidung an ihren Konsolen und das Summen verschiedener Maschinen lag in der Luft.
Während Han sich orientierte und versuchte, General Riiekan auszumachen, bemerkte er sehr wohl, dass Leia sich kurz zu ihm umdrehte. Dann ging Han weiter und fand schließlich den General.
?Solo?, begrüßte Riiekan ihn. Ein leicht fragender Unterton war in seiner Stimme.
?Keine Spur von Leben da draußen, General?, sagte Han. ?Die Sensoren sind platziert und werden uns warnen, sollte sich etwas nähern.?
?Hat sich Commander Skywalker schon zurückgemeldet??
?Nein, er untersucht einen Meteroiten, der hier irgendwo runtergekommen ist.?
?Bei den vielen Meteoriten, die hier rumschwirren, wird es schwierig sein, näher kommende Raumschiffe auszumachen?, meinte Riiekan.
?General, ich muss weg, ich kann nicht länger hier bleiben.?
?Das finde ich sehr bedauerlich?, kam die Antwort.
?Kopfgeldjäger sind mir auf den Fersen?, argumentierte Han. ?Solange ich Jabba den Hutt nicht ausgezahlt habe, bin ich so gut wie tot.?
?Ja, bringen Sie diese verfluchte Sache hinter sich. Sie können hervorragend kämpfen. Ich verlier? Sie nur ungern.? Riiekan lächelte anerkennend.
?Vielen Dank, General.?
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Er verließ schnell und geschickt die Dunkelheit der Meteroitenkapsel. Nach ein paar Augenblicken in der Eislandschaft stellte er zufrieden fest, dass seine schuppenbesetzte Haut ihn vor der Kälte schützte. Und das, obwohl sein Volk nicht für das Leben unter niedrigen Temperaturen gedacht war.
Er sah sich um, konnte aber außer der schneebedeckten Ebene und einigen Bergen in der Ferne nichts von Bedeutung entdecken. Also entschied er sich, in die Richtung zu gehen, in die laut den Sensoren einer der beiden Menschen gegangen war, die er belauscht hatte.
Den anderen überließ er seinem Schicksal und dem Eisungeheuer.