Kim_Kenobi
Rogue Jedi Knight, Mando'a: Atin, Obi-Wan Fan
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Die nächsten Stunden waren schleppend vergangen, obwohl Mace eine Aufgabe fand, die ihn beschäftigte und die Wartezeit bis zur Rückkehr seines Meisters verkürzte.
Diese Beschäftigung war typisch für ihn. Er war zur Treppe hinunter marschiert und hatte sich in der Bibliothek verkrochen. Wenn Mace einen spannenden Text las, vergaß er die Welt um sich herum und seine Fantasie hauchte den Worten Leben ein. Mace war in den dritten Text über die Mandalorianischen Kriege vertieft, als ihn plötzlich ein Gefühl von Gefahr überkam. Der Film vor seinem inneren Auge riss abrupt ab und Mace sah von dem leuchtenden Datapad auf. Der mit hölzernen Regalen voll gestellten Raum war mittlerweile von dämmrigem Zwielicht erfüllt, obwohl die auf beiden Seiten verstauten, deaktivierten Datenträger mattes Licht abgaben. Mace hatte vergessen das Hauptlicht in dem Archiv zu aktiveren, da seine Gedanken in einer Zeit vor mehr als drei tausend Jahren verweilten waren.
Die letzten Zeilen die er gelesen hatte, hatten sich mit der Verteidigung von Onderon gegen die Mandalorianer beschäftigt. Damals hatten sich junge Jedi-Ritter gegen den Willen des Rats in den Krieg der Republik gegen die Mandalorianer, einem Kriegervolk, das danach strebte die Gebiete der Republik zu erobern, eingemischt und der republikanischen Armee als Generäle gedient.
Für Mace war es verwunderlich, dass sich der Jedi Rat vor so vielen Jahren dagegen entschieden hatte in den Krieg einzugreifen. Im kürzlich beendeten Klonkrieg war er dafür gewesen. Natürlich lagen mehr als drei Jahrtausende zwischen den beiden Kriegen und die Beweggründe der Jedi-Meister im Rat und die Umstände unter denen sie die Entscheidungen trafen, hatten sich verändert. Er wollte aus der Vorgehensweise der Jedi in der Vergangenheit lernen, er würde sich nicht anmaßen über irgendeine Entscheidung zu richten.
Weitere Überlegungen mussten jedoch warten. Mace spürte eine nahende Gefahr und er musste seine Konzentration darauf verwenden sie genauer auszumachen.
Etwas oder jemand näherte sich dem Haus und verbreitete eine Aura der Bösartigkeit.
Mace wusste, dass er sich selbst absichern musste. Er legte das Datapad neben sich auf die breite gepolsterte Stuhllehne.
Er stürmte aus der Bibliothek in den Sicherheitsraum, der eine Ebene höher lag.
An der Durastahltür des Sicherheitsraums angekommen, tippte er den Code, den ihn Meister Yuster auswendig lernen hatte lassen, in das Sicherheitspaneel neben der Tür. Die Tür fuhr zischend nach oben und enthüllte einen kleinen Raum mit Displays, Eingabeterminals und einem Drehstuhl. Mace schwang sich in den Stuhl und betrachtete nacheinander die Displays. Auf den ersten Blick entdeckte er nichts, dass eine Gefahr darstellen konnte. Er wartete einen Moment, bis die Bilder der Überwachungskameras wechselten und bemerkte ein seltsames viereckiges Objekt am äußeren Rand des Sichtfeldes der Kamera. Mace rutschte an den Rand des Stuhls und beobachtete die Bewegung des fremdartigen Objekts.
Es bewegte sich von rechts oben auf den Landeplatz vor dem Haus zu. Mace´ Beunruhigung nahm von Moment zu Moment zu. Der erste Eindruck war, dass ein Fluggerät beabsichtigte, auf der Landeplattform vor der Wohnanlage aufzusetzen.
Sein Gefühl sagte ihm, dass es, wer auch immer auf der Plattform zu landen versuchte, nicht Meister Yuster war. Meister Yuster war mit einem an die Atmosphäre gebundenen Gleiter aufgebrochen und konnte nicht in einem solchen Anflugwinkel auf die Landeplattform zufliegen.
Ohne einen weiteren Augenblick zu zögern aktivierte er das Sicherheitssystem der Anlage: die Defensivdroiden und die Energieschilde um und im Grundstück. Er überprüfte mit Hilfe der Anzeigen am Sicherheitscomputer, ob die Droiden und die Energiefelder voll geladen waren. Was er dabei fand erinnerte ihn an die pazifistische Natur der Alderaaner, die Droiden waren nur mit Betäubungsblastern ausgestattet.
Inzwischen war das Shuttle ins Sichtfeld der Holocam vorgedrungen und Mace erkannte die vertraute Silhouette eines dreiflügeligen Shuttles der Theta-Klasse. Eines solches Shuttle hatte vor einigen Monaten im Hangar der Secundhand angelegt und eine Garnison Sturmtruppler abgesetzt.
Einen Moment lang überlegte er, ob es im Haus etwas gab, das den imperialen Soldaten nicht in die Hände fallen durfte. Er wusste nicht, ob auf den Memoryspeichern des Hauptcomputers etwas abgespeichert war, das den Imperialen nützen konnte, noch konnte er ahnen, welche Auswirkung das Formatieren dieser Speichereinheiten auf das Sicherheitssystem des Hauses hatte.
Mace dachte angestrengt über die Konsequenzen jeder seiner Handlungen nach. Er war sich darüber im Klaren, dass eine große Verantwortung auf seinen Schultern ruhte und abermals erinnerte er sich an einen Weisheit, die Meister Yoda mehr als einmal wiederholt hatte:
„Vertrauen auf eure Gefühle ihr müsst“, hatte der jahrhundertealte, grünhäutige Jedi-Meister einige Mal zu den Jünglingen gesagt.
Genau dies tat er im Moment und begann nach der Möglichkeit zu suchen, wie er den Kern der Memoryspeicher formatieren konnte.
Er durchsuchte die Menüs und Anwendungen, indem er sich vom Terminal aus durch das Betriebsystem arbeitete. Mace war kein Computergenie und deshalb auch nicht besonders schnell, da er nicht wusste, wonach er eigentlich suchte. Jedes Mal wenn er sich in einem Untermenü verirrte und wertvolle Zeit vergeudete, musste er sich einen Fluch verkneifen.
Die Zeit verrann erbarmungslos und Mace fühlte den wachsenden Druck körperlich. Schweiß bildete sich auf seiner Stirn, er fühlte, dass ihm heiß wurde.
Als ihm klar wurde, dass er auf jeder Ebene des Computers mindestens zwei Mal gewesen war, versuchte er seine Gedanken zur Ruhe zu bringen, um sich von der Macht leiten zu lassen.
Er betätigte eine Tastenkombination, die ihm unerwartet in den Sinn kam und plötzlich erschien mitten im Computer-Display ein Anwendungsfenster, das ihn aufforderte ein Kennwort einzugeben. Natürlich wusste er das Kennwort nicht. Er atmete tief ein und aus und die Wut in seinem Inneren verrauchte. Er musste bei klarem Verstand bleiben, um den Sturmtruppen zu entgehen. Er ließ seinen Blick über die Holodisplays im Raum schweifen und entdeckte, dass das Theta-Klasse Shuttle die Flügel hochgeklappt hatte.
Auf der Landeplattform stand eine Garnison Sturmtruppen, zwei Offiziere und eine weitere Gestalt, die Mace nicht erkennen konnte. Sturmtruppen begannen bereits in Richtung Haustore loszumarschieren, während die ungepanzerten, in olivegrüne Uniformen gekleideten Offiziere und der nicht zu erkennende Fremde vor dem Shuttle zurückblieben.
Mace begriff, dass er keine Zeit mehr hatte das Passwort zu knacken und rutschte vom Rand des weichen Drehstuhls herunter. Mit einer Hand am Lichtschwertgriff verließ er den Sicherheitskontrollraum. Geduckt, aufs äußerste gespannt schlich er die dämmrigen Gänge entlang. Es dauerte nur wenigen Minuten, bis er die ersten gleichmäßigen Schritte durch die Gänge hallen hörte. Mace hielt hinter einer Ecke kauernd inne und presste den Rücken gegen die kalte Wand. Er bemerkte, dass die Sturmtruppler sich keine Mühe machten, ihre Anwesenheit zu verbergen.
Bald hörte er die monotonen Schritte in unmittelbarer Nähe und schlich in die andere Richtung davon. Mace fasste den Plan, nach draußen zur Landeplattform zu schleichen, da die Soldaten nun im Hausinneren waren. Mace rannte hinauf zur steinernen Terrasse und sprang drei Meter hinab ohne ein Geräusch zu verursachen. Erst als er sich hinter einem grünen Busch duckte verursachte er ein leises Rascheln.
Die Gestalt auf der Landeplattform, die dem Strauch am nächsten stand, bemerkte das Geräusch. Erst als sie einen kurzen Blick darauf warf, erkannte Mace sie. Der strenge Haarknoten war neu zusammengedreht und die grünen Augen waren matt geworden. Ebenso hatte sich ihre Haltung verändert, sie war abweisender geworden. Mace erkannte Melina Vandar, Dalias Mutter und es erschreckte ihn, wie sehr sie sich verändert hatte. Noch mehr jedoch erschreckte Mace, das sie hier war und nur wenige Meter von den olivegrün gekleideten imperialen Offizieren entfernt stand.
Mace hatte immer gedacht, dass es das Schlimmste war, was einem passieren konnte, wenn man von einem Freund verraten wurde, doch dieser Verrat traf ihn härter, um einiges härter.
Indem sie hier stand bezeugte sie, dass sie ihre Familie an das Imperium ausgeliefert hatte.
Ihm war, als würde ein gewaltiger Sturm in seinem Inneren losbrechen und ihn überwältigen. Seine Gedanken entglitten ihm und seine Fantasie gab diesen Vorstellungen Form. Ein ekliger Geschmack machte sich in seinem Mund breit. Er biss die Zähne zusammen und schüttelte den Kopf um die grausamen Bilder vor seinem inneren Auge abzuschütteln.
Er schämte sich, dass er in seiner Vorstellung fähig war jemanden zu töten ohne angegriffen worden zu sein.
Ein klammes Gefühl machte sich in seiner Brust breit und er befestigte das Lichtschwert an seinem Gürtel. So wie er sich fühlte wollte er es nicht benutzten.
Mace hätte es verstanden, wenn sie ihn an die Imperialen verraten hätte, um ihre Familie zu retten. Doch Dalia und ihren Mann, ihre eigene Familie, dem Feind auszuliefern, stellte für Mace etwas Unfassbares dar.
Mace musste seine Selbstdisziplin aufbringen, um nicht aus den Büschen zu springen. Er wusste nicht, was er tun würde, wenn er ihr gegenüberstand. Da er nicht riskieren wollte, eine Dummheit zu begehen, beschloss er seinen Plan dementsprechend anzupassen.
Mace zog sein Comlink heraus. Er hoffte, dass er seinen Meister erreichen konnte. Sein Gefühl sagte ihm, dass er daran bereits früher hätte denken sollen. Er justierte die Frequenz mit einigen Drehungen an einem kleinen Kopf an der Seite des handlichen Geräts. Er stellte sie so ein, dass er sein Signal über die Frequenz versandte von der er wusste, dass sie Yuster benutzen würde. Anschließend hob er es bis knapp vor die Lippen und flüsterte: „Meister…?“ Er wartete einen Augenblick und erweiterte die Bandbreite der Frequenz: „Meister Yuster hört ihr mich?“
Ein weiterer Moment verging bis sich einen raue Mannerstimme, unterlegt von Interferenzen, meldete. „Da du die Funkstille, die ich dir aufgetragen habe, gebrochen hast, haben unsere Feinde wohl herausgefunden, wo wir uns versteckt haben.“
Mace versuchte die Unruhe und das Zittern in seiner Stimme zu vertreiben. Er verdrängte die sich überschlagenden Gefühle, die sich in ihm angestaut hatten, und hielt seine Stimme emotionslos, so weit es ihm möglich war. „ Eine Garnison Sturmtruppen mit zwei Offizieren und einer Zivilistin sind vor zehn Minuten hier angekommen und durchsuchen das Haus. Ich verstecke mich hinter einem Grünlaubbusch an der rechten Seite des Landegitters, ungefähr fünfhundert Meter vom Abhang entfernt.“
Die Erwiderung des Jedi-Meisters fiel ähnlich deutlich aus: „Ich will dass du keinen Kampf provozierst und dich versteckt hältst. Unter diesen Umständen kann ich nicht auf dem Landegitter landen, um dich an Bord zu holen, aber es gibt eine alternative Landemöglichkeit. Das Haus war bis vor einigen Jahren eine Forschungsanlage der Universität von Alderaan und es gibt eine Beobachtungsplattform die auf der Rückseite des Berges in eine Nische eingebaut worden ist. Dort werde ich in einer dreiviertel Stunde landen und warten.“
„Ich werde dort sein, Meister“, versprach Mace. Er hatte das Gefühl, dass der Jedi nicht lange warten würde, wenn er es nicht schaffte in der genannten Zeit dort zu sein. Mace verstaute das Comlink in einer Gürteltasche, nachdem er es deaktiviert hatte.