Der folgende Text enthält möglicherweise Spoiler.
Ist schon ein paar Tage her, dass ich Hancock gesehen habe, aber ich denke doch, dass man den Film unterschätzt.
Wer sagt, dass es keinen "Bösewicht" in diesem Film gibt, hat nur insofern damit recht, wenn er davon ausgeht, dass Held und Schurke zwei verschiedene Personen sein müssen.
Hancock ist ein Anti-Held. Sein größter Feind ist er selbst. Das ist die zentrale Aussage dieses Films.
Was wir hier sehen ist eine Charakterwandlung. So als würde Catwoman plötzlich aufhören, eine Diebin zu sein, und als untadelige Heldin an der Seite von Batman gegen die Bösen kämpfen.
Nur ist Hancock eben kein Dieb, der ab und zu den Bedürftigen hilft, sondern ein besoffener Asozialer, der ab und zu den Bedürftigen hilft. Dabei richtet er ähnlich viel Schaden an wie Superman (der übrigens nie dafür belangt wird, wenn her halb Metropolis in Staub verwandelt!) und ihm droht der Knast.
Hier ist der Scheidepunkt, an dem sich Hancock entschieden muss, ob er ein Held oder ein Schurke sein will. Er geht in den Knast und lässt sich davon überzeugen, dass die Regeln der Gemeinschaft auch für ihn gültig sind.
Das ist ein Teil.
Der nächste Teil ist die Frau des naiven PR-Beraters. Man erwartet als Zuschauer geradezu, dass Hancock hier zuschlägt. Die Auflösung dieser Situation war für mich ziemlich überraschend.
Was folgt, ist der übliche Heldenmythos. Natürlich ist er auch bei Hancock alles andere als Wasserfest, aber jetzt mal im ehrlich: Ist es realistisch, wenn ein Außerirdischer fast unverwundbar und unglaublich stark wird, weil er plötzlich von einer Sonne angeleuchtet wird, die nicht rot ist (vgl. Superman)?
Ist es realistisch, wenn auf einmal Mutationen der Menschheit zu Fähigkeiten, wie Magnetismuskontrolle, ultraschneller Regeneration, Unsichtbarkeit und Telepathie verhelfen?
Das Alles ist halt an den Haaren herbeigezogen, liegt aber nun mal in der Natur der Sache. Deswegen würde ich diesen Film nur ungern verurteilen wollen.
Ich persönlich halte Hancock für äußerst sehenswert, abwechslungsreich und unter dem Strich für intelligentes Kino, welches es aber bei solcher Konkurrenz wie Spiderman (der auch im dritten Film noch nicht mit der Selbstfindung fertig ist und von einer Teenietragödie in die Nächste stolpert) und Batman (der ein so schweren psychischen Knacks hat, dass Bruce Wayne nichts weiter ist, als Ablenkung von Batman) wegen Mangels an stereotypen Handlungsabfolgen (Held tritt auf, Bösewicht tritt auf, beide treffen zusammen, trennen sich wieder, holen danach Luft und der Held gewinnt am Ende bei der finalen Konfrontation) in der Versenkung verschwinden wird...