Ich weiß nicht so recht, was ich von Jarhead halten soll. Es ist nicht von der Hand zu Weisen, dass der Film sehr gut unterhalten kann und Langeweile kam nicht auf.
Und genau das ist das Problem des Films. Er will unterhalten und ich hatte zwischendurch sehr oft den Eindruck, als säße ich vor einer zusammengemischten Lightversion von Platoon, Full Metal Jacket und Apocalypse Now. Das ist Kriegsaufarbeitung für die MTV-Generation: fast völlig Frei von bildlicher Gewalt, die Opfer des Krieges sind Anonym und ein gesichtsloser Saddam Hussein repräsentiert den einzigen Feind.
Wirklich gestört hat mich die Szene aus Apocalypse Now, obwohl ich zugeben muß, dass dies ein geschickter Schachzug des Regiesseurs war. Das Problem ist, dass diese Szene, so wie sie in Jarhead zitiert wurde, einfach nur die Glorifizierung der Marines aus Jarhead wiederspiegelt. Dieses Thema wird konsequent durch den ganzen Film geführt und niemals wird wirklich damit gebrochen, weil alle Protagonisten sich als Stehaufmännchen herausstellen. Egal, wie absurd eine Situation ist, es gibt in diesem Film immer einen Kameraden, der einen wieder aufrichtet, oder zurückhält. Da wird Swoff degradiert, weil er keinen Bock auf Wache hatte, aber so etwas, wie Swoffs handfeste Psychose bleibt folgenlos. Schlimmer noch, denn man sieht wenig später, dass er sich unter Tränen entschuldigt.
Und noch etwas ist mir sehr übel aufgestossen: Die Gier nach dem Blut der Feinde. Die einzigen Peiniger der Soldaten in diesem Film sind jedoch die Vorgesetzten. Es ist mir vollkommen unverständlich, wie sich aus der menschenunwürdigen Behandlung durch die Vorgesetzten eine so tief sitzende Wut gegen einen, in dem Film nicht existenten, Feind aufbauen kann. Und genau hier versagt Jarhead auf ganzer Linie, als er von Full Metal Jacket abkupferte.
Es gibt keinen Walter E. Kurtz, der den Wahnsinn des Krieges beim Namen nennt.
Und es gibt keinen Private Chris Taylor, der den Krieg in sich selbst findet und ihn beendet, indem er einen durchgegangenen Vorgesetzten tötet. Die totale Katastrophe, so wie sie durch Private Leonard "Paula" Lawrence dargestellt wurde, ist das Fragment, welches fehlt, um Jarhead zu einem Film mit einer wirklichen Aussage zu machen.
Aus diesen Gründen gibt es von mir lediglich 2 von 10 Konservengläsern.