Review:
(Mit Spoilern)
Die Anfangsszene des Films in der mittelalterlichen verschneiten Winterwelt ist wirklich unglaublich atmosphärisch gemacht wurden.
Ein Hauch Mittelerde weht durch "Underworld 2" wenn die Vampire auftauchen, deren Rüstungen denen der Elben aus HdR sehr ähneln.
In dieser kurzen Sequenz hat Vampirfürstin Amelia (btw. kann mir jemand sagen, was an diesem Namen lustig ist?

) einen ebenso kurzen Auftritt, wie in Teil 1, aber hier ist sie sehr viel überzeugender und kommt wirklich cool rüber.
Man bekommt hier auch noch mal den großen Bösewicht des ersten Teils Viktor zu sehen und das war noch mal richtig gut. Im Laufe des Films bekommt man noch einige neue Infos zu Viktor und erfährt, dass die anderen Vampire angelogen wurden und Marcus der einzige Urahn der Vampire ist.
Außerdem wird in dieser kurzen Squenz auch die Gefahr, die von Marcus' wölfischen Bruder William ausgeht eingeführt.
Sehr schön finde ich, dass "Underworld Evolution" genau in dem Moment weitergeht, in dem "Underworld" zu Ende war.
Kate Beckinsale als Vampirin Selene zu sehen war natürlich, wie schon im ersten Teil ein wahrer Genuß. Sie ist einfach wahnsinnig heiß und es macht Spaß ihr beim Kämpfen zu zusehen.
An die, durch eine neue Synchronstimme, nun erheblich süßlichere Selene muß man sich erst einige Minute gewöhnen, aber der Wechsel der Synchronstimme bringt nicht unbedingt nur Nachteile mit sich und wirkt dann eigentlich auch sehr passend.
Selbstverständlich ist auch wieder Michael dabei und ich muß sagen, ich war recht besorgt, dass es sich negativ auswirken könnte, dass er nun ein Vampir-Werwolf-Hybrid ist (ich war daher schon entäuscht, als er im ersten Teil im Kampf gegen Viktor eingriff). Imo hat es im ersten Teil viel von dem Charme der Beziehung Selene/Michael ausgemacht, dass er nur ein schwacher Mensch war.
Dank ihre Erfahrung und ihres Wissensvorsprungs bleibt Selene aber auch im zweiten Teil zumeist in der führenden Position.
Es wäre imo sehr schädlich gewesen, wenn Selene sich nun ständig von ihrem Freund hätte helfen lassen müssen. Dies passiert glücklicherweise nicht und Wiseman schafft einen perfekten Balanceakt, bei dem die beiden sich immer mal wieder gegenseitig retten können.
Der im letzten Teil noch entkommene Kraven hat im zweiten Teil nur noch eine überaus kurze Lebensdauer, da er bei seiner Rückkehr in die Vampirvilla feststellen muß, dass Marcus leider bereits erwacht ist.
In einer überaus beeindruckenden Szene löscht Marcus, der zweitweise mit sehr beeindruckenden Fledermausflügeln (die er im Verlauf des Films gerne und häufig dazu benutzt Gegner zu quälen, aufzuspießen und zu töten) ausgestattet ist, die Gruppe um Kraven sehr schnell aus.
Zu Beginn des Films wird Marcus als ein verhältnismäßig edler Charakter eingeführt, der sich große Sorgen um seinen Bruder William (der erste Werwolf) macht und von Viktor unterdrückt wird (bei der gewaltigen Macht von Marcus muß man sich allerdings fragen, wie Viktor dies über einen derartig langen Zeitraum geschafft hat).
Man kann Marcus' Zorn auch noch gut verstehen, wenn er Kraven tötet und die Vampirvilla niederbrennt aber dann löst sich sein Charakter völlig auf. Er ist geradezu besessen davon seinen Bruder zu befreien (komisch das er darauf nicht schon früher mal gekommen ist), aber als wenn das nicht genug wäre will er auch gleich mal die Weltherrschaft übernehmen. Seine Motivation bleibt dabei im Prinzp im Dunklen und ist verhältnismäßig schwer mit dem Charakter vom Beginn des Films vereinbar, der sich noch die Hilfe von Viktor sichert um die Bedrohung (von der überwiegend Menschen betroffen sein dürften) durch seinen Bruder William zu stoppen.
Marcus wird im Verlauf des Films nun zunehmend grausamer, brutaler und kaltblütiger und gibt einen recht guten Bösewicht ab, gegen den man ankämpfen kann. Er verliert dabei allerdings die Tiefe, die seinen Charakter zunächst noch auszeichnete und erreicht niemals die diabolische Wucht, die Viktor im ersten Teil besessen hat.
Nachdem Michael bei dem Versuch in einem Gasthaus ein normales Essen zu sich zu nehmen in Konflikt mit den örtlichen Ordnungskräften (für die es scheinbar normal ist Schußwaffen bei sich zu tragen, die deutlich durchschlagskräftiger sind als normale Pistolen) geraten ist, dabei fast zu Grunde geht und sich in äußerst effektvoller Weise von Selene retten lassen darf, treffen auch Selene und Michael auf Marcus.
Dies ist nun der Moment, wo Marcus für den Zuschauer richtig unsymphatisch wird. Marcus scheint kein Freund großer Worte zu sein und greift daher völlig unmotiviert Selene an. Marcus hätte sich vermutlich viele Probleme ersparen können, wenn er hier etwas umgänglicher gewesen wäre.
Es gelingt Selene und Michael zu entkommen und einen Lastwagen zu kapern.
Selene: "Was dagegen, wenn ich fahre?"
Es folgt eine ziemlich beeindruckende Verfolgungsjagd, da Marcus die beiden fliegend verfolgt.
Erneut können sie entkommen, sehen sich aber nun mit dem Problem konfrontiert, dass die Sonne aufgeht. Es gehört sicherlich absolut dazu in einer Vampirserie die handelnden Vampire auch mal mit der Gefahr zu konfrontieren, die von einem Sonnenaufgang ausgeht.
Auch hier gelingt das sehr gut und Michael erhält die Chance Selene zu retten. Diese bekommt nur einige Verbrennungen ab, die aber schnell wieder verheilen.
In der folgenden Nacht (also eigentlich Tag) schlafen Michael und Selene miteinander. Das ist recht ästhetisch fotografiert, kommt in Sachen Erotik aber zumindest in diesem geschichtlichen Rahmen nicht an die Szene des ersten Teils heran, wo Selene am Ende Michael beißt um ihn zu retten.
Bei einem im Exil lebenden Vampir (der sich dort ein schönes Leben macht

) holt man sich neue Informationen. Macht schon Spaß, wie Selene im Kontrast zu ihrer süßlichen Stimme da ziemlich eiskalt die Informationen aus ihm herauspreßt.
Kurz nach Selene und Michael erreicht auch Marcus diesen Ort. Zunächst bemüht er sich mal (imo zum ersten Mal in menschlicher Gestalt) einigermaßen symphatisch zu erscheinen und zu reden, aber schneller als man schauen kann packt er wieder seine Flügel aus und ist wieder äußerst brutal.
Selene und Michael treffen nun auf Alexander Corvinus, der von einer schwimmenden Basis aus opperiert und Spezieleinheiten ausschickt um die Spuren vom Handeln seiner "Kinder" (Werwöle und Vampire) zu verwischen.
Der Charakter ist im Prinzip überaus interresant, aber Wiseman gelingt es nicht so recht die Tragik und die Wucht, die dieser Charakter eigentlich besitzt auf die Leinwand zu bringen, das ganze ist nur leicht spürbar.
Derek Jacobi liefert eine solide Leistung ab.
Das Gespräch mit Selene ist durchaus interessant, wie Corvinus gegenüber Selene zunächst mit Bitterkeit reagiert und dann im Gegenzug von Selene für alles verantwortlich gemacht wird.
Das Gespräch wird unterbrochen, als plötzlich Marcus auftaucht. In einem coolen Kampf hat Michael Marcus nicht viel entgegenzusetzen und wird daher ziemlich übel aufgespießt.
Während Selene zu Michael unterwegs ist, tötet Marcus in einer emotional überzeugenden Szene seinen "Vater" Corvinus.
Selene kann nichts mehr für Michael tun und dieser stirbt hier. Wie sie dann um ihn trauert ist wirklich emotional und sehr traurig geworden, - eine der gelungeneren Sterbeszenen der letzten Zeit. Glücklicherweise besteht Selene darauf Michael mit sich zu nehmen.
Anschließend spricht Selene mit dem sterbenden Corvinus. Wenn man davon ausgeht, dass Corvinus aufgrund seines Alters tatsächlich stärker war als Marcus und diesen auch hätte aufhalten können (wobei ich mir das kaum vorstellen kann, - aber vielleicht unterschätze ich Corvinus auch), erscheint es als ziemlich riskant, wie Marcus sich ihm gegenüber verhalten hat. Hat Corvinus zwar ein Problem damit, seine Söhne zu töten, so hat er offensichtlich kein Problem damit Selene in die Lage zu versetzen es zu tun.
Er läßt sie von seinem Blut trinken, wodurch sie erheblich stärker wird.
Marcus ist es inzwischen gelungen seinen Bruder zu befreien.
William ist ein großer Werwolf und ich finde ihn nicht enttäuschend. Er ist ja nicht unbedingt deswegen eine so große Gefahr weil er so mächtige Fähigkeiten hätte, sondern vielmehr weil er den Werwolf-Virus innerhalb kürzester Zeit überall verbreiten würde.
Es kommt zum großen Finale, wobei es Selene zunächst gelingt Marcus im ehemaligen Gefängins von William einzusperren. Imo wäre es in Hinblick auf eine weitere Fortsetzung nicht unbedingt die schlechteste Idee gewesen ihn dort erstmal eingesperrt zu lassen.
Michael kehrt von den Toten zurück und greift in den Kampf ein.
Man frag sich schon ein bißchen, wieso Michael zurückkehrt. Dies nimmt den Tod von Michael dann im Nachhinein etwas von seiner schön angelegten Dramatik. Imo wäre Selene in einem weiteren Teil auch gut ohne Michael ausgekommen und es hätte ihrem Charakter auch noch ein wenig zusätzliche Traurigkeit gegeben, wenn Michael gestorben wäre.
Hollywood scheut in letzter Zeit wieder auffallend häufig davor zurück Charaktere sterben oder tot zu lassen. Schade eigentlich, ich könnte mir gut vorstellen, dass es hier die bessere Variante gewesen wäre.
Es gelingt Michael dann verhältnismäßig unspektakulär William zu besiegen und zu töten.
Marcus kann sich nochmal befreien und in dem Moment, wo er den Hubschrauber herunterzieht und dieser dann mit laufenden Rotor in der Gruft liegt, weiß man was passieren wird.
Der Endkampf zwischen Selene und Marcus ist ziemlich spektakulär und vor allem am Ende wenn Selene kurzen Prozeß macht auch ziemlich brutal.
Wie erwartet wird Marcus dann vom Rotor des Hubschraubers in viele kleine Stücke zerschnitten (sollte er nicht T 1000 -mäßige Fähigkeiten haben, sollte es das endgültig gewesen sein

)
Dank des Blutes von Corvinus wird Selene nun durch Sonnenschein nicht mehr verletzt. Wenn sie dort dann Michael am Ende des Films umarmt, wäre das eigentlich ein schönes Abschlußbild für die Underworld - Geschichte, aber Selenes Abschlußmonolog verheißt eigentlich eher eine Fortsetzung.
Die Story von "Evolution" ist weniger vielfältig als die von "Underworld", aber das macht nichts. "Underworld" hat es in verhältnismäßig kurzer Zeit geschafft ein beeindruckend vielschichtiges Universum (im Sinne von Erzählrahmen) zu schaffen in dem man sich nun sicher bewegen konnte. "Evolution" erweitert dieses Universum vorsichtig und erzählt eine sehr actionreiche Geschichte, die gut zu unterhalten weiß.
"Evoultion" greift sehr stark auf die in "Underworld" eingeführten Gegebenheiten zurück. Dabei gibt man sich große Mühe u.a durch Flashbacks das ganze auch dem neu hinzukommenden Zuschauern nahe zu bringen, aber es kann keinesfalls schaden sich vor dem Kinobesuch "Underworld" nochmal angesehen zu haben.
Einige Ungereimtheiten fallen letzlich auf, stören den Filmgenuß aber nicht wirklich.
Für eine eventuelle Fortsetzung macht dieser Film im Gegensatz zu "Underworld" eine Menge Türen erstmal zu. Michael und Selene dürften nun endgültig die mächtigsten Unsterblichen sein und in Zukunft richtige Gegner für sie zu finden dürfte sehr schwer fallen. Bei einer Fortsetzung müsste sich die Serie imo selbst neu erfinden, - was z.B. durch eine stärkere Einbeziehung der Menschen in die Geschichte erfolgen könnte.
Vermutlich würde bei einer Fortsetzung das Kind von Michael und Selene, welches wohl ohne Frage in diesem Film gezeugt wurde, eine wichtige Rolle spielen.
Actionmäßig bleibt man sich treu und die ganzen Kampfsequenzen fallen wieder genauso cool aus, wie im ersten Teil.
Wieder spritzt verhlätnismäßig viel Blut und eine Menge Leute werden aufgespießt, aber der Film ist nicht erheblich brutaler, als der erste Teil.
Action und Story halten im Film eine gute Balance.
Die Musik weiß, wie im ersten Teil zu überzeugen und auch emotionale Szenen werden mit wirklich passenden und starken Stücken unterlegt.
Vom Stil und Look ist der Film wieder sehr überzeugend.
Es macht wirklich Spaß in die Welt von "Underworld" abzutauchen.
Fazit:
Eine gelungene Fortsetzung, die nur unerheblich schwächer ist als der erste Teil und gut zu unterhalten weiß. Fans von Kate Beckinsale müssen sich den Film natürlich ansehen.
Der Film macht immer noch Lust auf mehr und sollte Selene noch einmal zurückkehren, werde ich auf jeden Fall wieder im Kinosessel Platz nehmen.
Ansonsten freue ich mich auf eine hoffentlich verlängerte DVD-Version von "Evolution".
