Review:
Mit Spoilern
Um es gleich zu Beginn zu sagen, ich bin von diesem Film schlicht begeistert.
Es ist Michael Bays bester Film (auch besser als der von mir sehr geschätzte "The Rock"). Das Besondere an dem Film ist, dass er auf Ebenen funktioniert, die man von einen Michael Bay Film nicht erwarten würde.
Der Film setzt sich mit der Klon-Problemmatik auseinander und tut dies auf angemessene Weise. Der Klonplot ist weit mehr als ein Aufhänger für Action - Nonstop, wie es z.B. bei "6th Day"der Fall war.
Der Film läßt sich zu Beginn Zeit in die simulierte Welt der Klone, die optisch und stilistisch wirklich gelungen ist, einzuführen. Das ist sehr interessant gemacht und erinnert bis zu dem Zeiptunkt, wo Lincoln und Jordan schließlich endgültig ausgebrochen sind und auf der Erdoberfläche in der Wüste stehen in der Tat ein wenig an den hervorragenden "Logans Run".
Die Lebenslüge (Die abgerufenen Klone werden nicht wie verprochen auf die Insel gebracht, sondern operiert und getötet) wird in "Die Insel" jedoch wesentlich brutaler dargestellt. Man bekommt wahnsinnig Mitleid mit den Klonen und mehr als einmal hat man Tränen in den Augen.
So werden in der Einrichtung auch weibliche Klone gehalten, die für ihre Originale die Kinder bekommen.
Man sieht dabei eine Geburt und die (Klon)Frau bekommt das Kind gezeigt. Sie freut sich wahnsinnig auch, weil sie noch nie ein Baby gesehen hat (nebenbei freut sie sich noch darüber, dass sie mit ihrem Kind nun auf die Insel kann). Sie fragt, ob sie das Kind mal halten könnte, was ihr aber verweigert wird. Im nächsten Moment wird sie über eine Infusion auch schon eingeschläfert. Das ist sicherlich die traurigste und verstörendste Szene dieser Art, aber bei weitem nicht die einzigste. Anschließend wird das Baby übrigens direkt zu der Original Frau gebracht, die sich freut und das Kind mitnimmt.
Der Film funktioniert somit auch als Mahnzeichen, das etwas derartiges niemals Realität werden darf. Selbst wenn es so funktionieren würde, wie Merrick es seinen Kunden verkauft (Klone ohne Bewußtsein), wäre es immer noch ekelhaft und unmenschlich.
Nebenbei zeigt der Film auch noch, wieso Dinge wie Videoüberwachung an öffentlichen Plätzen und Kreditkarten gefährliche Dinge für die Freiheit des Menschen sind.
Der Film ist außergewöhnlich gut besetzt. Man sieht eine Vielzahl bekannter Gesichter und selbst die Schauspieler in Nebenrollen, die man noch nie gesehen hat, machen einen hervorragenden Job.
Ewan McGregors Schauspiel läßt sich am ehesten mit seinem Spiel in Episode I vergleichen (nicht nur weil er mal wieder so aussieht, wobei man allerdings auch schön sehen kann, dass seitdem ein paar Jahre vergangen sind

). Ewan liefert eine fehlerfreie Leistung ab. Herausragend ist dabei sein Auftritt als Lincolns Original.
Auf gleicher Ebene steht Scarlett Johansson. Sie wirkt in ihren besten Szenen sogar besser als Ewan, hat aber im Gegenzug auch einige etwas schwächere Szenen. Teils war ihre Stimme etwas unangenehm, aber vom Trailer ausgehend ist das beim Original nicht anders.
Mir gefallen die Facetten ihrer Rolle sehr gut. Insb. mochte ich ihren Ausdruck für Naivität und kindliches Erstaunen, das sah wirklich sehr glaubhaft und süß aus.
Die Beziehung zwischen den beiden wirkt zu jedem Zeiptunkt sehr schön und die Chemie stimmt.
Steve Buscemi liefert eine gewohnt gute Leistung, als "Vogel mit Herz" ab.
Schöne Sache, dass dieser zwielichtige Galgenvogel der einzige ist, den die beiden Flüchtenden vertrauen können und der sich gar für sie opfert.
Djimon Hounsou ist Albert Laurent und jagt Lincoln und Jordan. Seine Charakterentwicklung ist dabei sehr schön, zuerst ist er der wirklich gefühlskalte Jäger, der alles tut um seinen Job zu erfüllen. Schließlich melden sich dann aber doch Moralvorstellungen und er hilft den Klonen.
Michael Clarke Duncan hat eine wirklich winzige aber gute Rolle.
Das Sean Bean als Bösewicht Dr. Merrick einfach großartig war muß man schon nicht mehr erwähnen (kann mir jemand einen Film in den letzten 10 Jahren nennen, wo Sean Bean nicht klasse gewesen wäre ?).
Der Film hat viele besonders schöne Szenen, so ist z.B. der Moment zu nennen, wo Lincoln und Jordan das erste Mal auf der Oberfläche in der Wüste stehen, - einfach wunderschön aufgenommen.
Auch die gemeinsame Liebeszene ist sehr ästhetisch aufgenommen und sehr schön (auch wenn ein großer Teil davon bereits im Trailer zu sehen war), ...sie beginnt allerdings lustig: Zitat Lincoln: "Das mit den Zungen ist unglaublich"
Auch der Vorlauf, bis es dazu kommt gehört zu den netten lustigen Dingen des Films, wenn z.B. Lincolns Original sich wundert und zu seinem Klon sagt: "Du ziehst mit Der durch die Gegend und bist noch......"
Der Film ist an der richtigen Stelle immer in der richtigen Stimmung. Humor (der dezent aber stets passend eingesetzt wird) wechselt sich mit traurigen, emotionalen Szenen und eben Action ab.
Alles paßt. Wirklich großartig gemacht auf diesen Niveau konnte man das wirklich nicht erwarten.
Die Action ist toll, die Verfolgungsjagden sind typisch Michael Bay und es dürfte in diesem Bereich nichts besseres geben.
Auch die Effekte sind klasse und stets glaubwürdig. Das Design des Films zeichnet ein gelungenes Bild, sowohl von der Traumwelt der Klone, als auch von der realen Welt der nahen Zukunft.
Schon bei der Anfangssequenz wird klar, dass der Soundtrack des Films ganz hervorragend ist.
Die Endsequenz endet ca 10 - 20 Sekunden zu früh, aber ansonsten sollte hier eigentlich stehen, dass es an dem Film keine Kritikpunkte gibt. Leider müssen doch noch zwei Sachen erwähnt werden:
Nummer 1 ist in diesem Film zwar nicht besonders nervig aber eben vorhanden. An einer Stelle, des Films warnt McCord Lincoln, dass Menschen, alles tun um zu überleben. Das ist dort nicht weiter schlimm, schlimm ist, dass es Lincoln später im Film wiederholt.
Liebe Produzenten und liebe Autoren, wir sind nicht blöde, wenn ihr eine Aussage in eure Filme packt, werden wir diese erkennen können, es ist nicht nötig uns mit deratigen Message-Hämmern zu erschlagen.
Sätze wie "Menschen tun alles um zu überleben", "Man fällt, um wieder aufstehen zu können", "Aus großer Macht erwächst große Verantwortung" oder auch "Mum, du sagst doch immer das Problem dieses Universums ist, dass sich die Menschen nicht helfen" müssen in Zukunft wirklich nicht mehr sein.
Nr. 2 ist das Produktplacement von mehren Produkten (deren Namen ich hier nicht nennen werde, um das nicht auch noch zu unterstützen), was gerade zu Beginn auffällt. Wieder ein Wort an die Produzenten: Wir bezahlen viel Geld um eure Filme sehen zu können und wir möchten deswegen nicht mit leinwandfüllenden (hier in einen Fall) Werbelogos erschlagen werden.
Das waren zwei Dinge die mal gesagt werden mussten, der Film ist trotzdem großartig.
Fazit:
Ohne Frage einer der stärksten Filme dieses Jahres, von mir bekommt er eine uneingeschränkte Empfehlung.