Review:
(Mit Spoilern)
Ich bin ja ein großer Fan des Orginals von 1972 und stand dem Remake im Vorfeld sehr skeptisch gegenüber, habe mir den Film aber natürlich trotzdem angesehen.
Mal sehen wie er denn nun war:
Die neue Poseidon ist durchaus sehr schön designt, -wodurch sich meine erste Befürchtung grundsätzlich nicht bewahrheitete.
Wie gesagt der erste Auftritt des neuen Schiffes fällt sehr gelungen aus, - allerdings mit einer Einschränkung: Die ganze Szene schreit einen so laut Effektaufnahme entgegen, dass man sich die Ohren zuhalten sollte.
Natürlich wird sowas mit einer Effektaufnahme realisiert, aber man hätte es durchaus um einiges realer erscheinen lassen können.
Auch die Innenkulissen sind eigentlich sehr schön designt. Der Ballsaal und das "Treppenhaus" wissen zu gefallen, auch die Brücke ist sehr schön.
Schade ist, dass Petersen anders als im Original (die umgekehrte Treppe, der nur mit dem Weihnachtsbaum erreichbare Ausgang des mehrstöckigen Ballsaals, der Frisiersalon) nichts aus der Tatsache, dass das Schiff auf dem Kopf steht, macht. Man merkt das kaum und es gibt eigentlich keine Aktion der Passagiere, die nicht auch in einem nicht-umgekehrten aber ansonsten zerstörten Schiff hätte passieren können.
Seine Charaktere führt Petersen eigentlich sehr nett und gelungen ein.
Besonders die erste Szene mit Kurt Russel und Emmy Rossum hat mir gut gefallen.
Insgesamt ist zwar ein Einstieg mit Routine, aber trotzdem denke ich, dass man Petersen dafür loben kann.
Allerdings teilt sich das Original seine Zeit bis zur Katastrophe doch noch ein bißchen besser ein.
So entspannte sich dort ein Konflikt zwischen dem Captain (heute schwer vorstellbar, aber Leslie Nielsen hat auch mal ernsthafte Rollen gespielt) und dem Vertreter des neuen Schiffseigners. Das der Captain dort den Kürzeren zieht ist mitverantwortlich für die Katastrophe und auch ansonsten wird vor dem großen Ereignis z.B. durch Funkgespräche in diese Richtung die Spannung aufgebaut.
Bei Petersen nun aber schaut der Brückenoffzier mit dem Fernglas aus dem Seitenfenster worauf sich seine Augen vor Schreck weiten (sehr schlecht gespielt, - man merkt dem Schauspieler deutlich an, dass er nicht wirklich etwas gesehen hat) und er Gegenmaßnahmen einleitet.
Natürlich ist dem Zuschauer bekannt, dass es zu dieser Katastrophe kommen wird, aber das heißt doch nicht, dass man zu diesem Punkt nicht dramaturgisch hinführen müsste.
Die anschließende Szene, wenn der Offizier auf seinen Bildschirm starrt und sein Schiff auffordert sich zu drehen, ist ziemlich exakt aus Titanic entnommen.
Was dort so gut funktiontierte, wirkt hier aufgrund der veränderten Situation nicht so recht passend.
Das Original wäre hier wohl das deutlich bessere Vorbild gewesen.
Der ausgelöste Alarm (sehr beeindruckend im Original) ist leider viel zu leise und geht in den anderen Hintergrundgeräuschen unter.
Beim Zusammentreffen mit der Welle nutzt Petersen natürlich die Möglichkeiten der modernen Tricktechnik konsequent aus. Er zeigt hier sehr deutlich, wie das Schiff von der Welle verhältnismäßig langsam umgekippt wird (allerdings war davon schon sehr viel im Vorfeld z.B. im Trailer zu sehen).
Die angekündigten 1 1/2 Drehungen des Schiffes sind nicht so grauenvoll, wie es sich anhörte, als man das erste mal davon gelesen hatte.
Im Grunde liegt das Schiff nachdem es einmal unter Wasser war kurz auf der Seite um dann wieder unter Wasser zu verschwinden (wie das praktisch funktionieren sollte, sei mal dahin gestellt).
Auch die Innenaufnahmen mit den herumfliegenden Passagieren sind sehr gut inszeniert.
Trotz allem erreicht die Wellen-Katastrophe hier nicht ganz die dramatische Wucht des Originals.
Weitere Effektaufnahmen sind dann übrigens recht selten: Man sieht immer wieder das Schiff von außen, wie es weiter kaputt geht und langsam untergeht, man sieht natürlich den Rumpf (insb. als die Passagiere das Schiff verlassen) und einige gut gemachte Feuer und Explosionen im Inneren.
Bei den Schauspielern setzt Peterson auf eine Mischung aus verbrauchten Stars, die selbst zu ihrer großen Zeit nicht wirklich groß waren (Kurt Russel) und junger Talente (Emmy Rossum). Das Ensemble macht seine Sache wirklich nicht schlecht, kann aber natürlich nicht mit der alten Gruppe mithalten, die von den Leinwandgiganten Gene Hackman und Ernest Borgnine angeführt wurde.
Der ständig spürbare Konflikt zwischen Hackmans Charakter Scott und Borgnines Rogo war ein wichtiger Pfeiler in der Handlung des Originals und war einer der Gründe, wieso der Film so gut war.
Petersen stellt nun Dylan Johns (Josh Lucas) und Russels Robert Ramsey an die Spitze der Gruppe und diese haben nur eine kurze Diskussion darüber ,wer den nun der große Hecht ist (nichts worüber die Zwei mehr als drei Sätze verlieren würden). Im weiteren Verlauf des Films haben sie sich aber wirklich lieb und lassen in ihrem Wettkampf um den Titel des "Local Hero" lieber Taten sprechen. Das ganze geht meiner Meinung nach unentschieden aus, auch wenn es schließlich Lucas ist, der die anderen Passagiere rausführen darf und im "Treppenhaus" einen wahnwitzigen Actionhelden-Stunt hatte.
Kurt Russel betrachte ich wie gesagt als verbraucht, aber er macht hier einen guten routinierten Job.
Josh Lucas wünsche ich irgendwann mal ein wirklich gutes Filmprojekt. Ich habe auch hier wieder den Eindruck, dass er eine ganze Menge kann und sehr gut die Heldenrolle übernehmen kann, aber einen Durchbruch wird er auch mit "Poseidon" kaum erreichen können.
Hinzu kommt Christian der Verlobte von Ramseys Tochter Jennifer.
Er erreicht zwar nicht den Heldenstatus der beiden zuvor Genannten, gibt sich aber alle Mühe und würde sich gegen Ende am liebsten opfern, indem er eine absurd lange Strecke zum Maschinenraum tauchen will um die Maschinen abzuschalten. Ramsey, Christian und Jennifer stehen zueinander im gleichen Verhältnis wie Bruce Willis, Ben Affleck, und Liv Tyler in "Armagedon". Ist einem dies erst bewußt geworden, weiß man natürlich auch, wie das ganze enden wird.
Das war nun also der dritte starke männliche Heldencharakter und das erscheint vielleicht doch als etwas viel, wenn es als Gegengewicht nicht einen einzigen weiblichen Charakter gibt, der durchgängig stark ist.
Klar, Maggie faltet Dylan verbal bei ihrer ersten Begenung recht überzeugend zusammen und bemüht sich später aufopferungsvoll darum, dass ihr Junge durchkommt, kann im entscheidenden Moment (der Junge sitzt hinter einem Gitter fest) aber auch nur darauf hinweisen, dass Dylan ja da wäre.
Es ist auch recht deutlich wer in der Beziehung Michael - Jennifer die Hosen anhat, aber in der zweiten Hälfte des Films taucht Rossums Charakter dann zunehmend ab und wird immer unwichtiger.
Wenn auch in dieser Beziehung der über 30 Jahre alte Vergleichsfilm tendenziell die Nase vorn hat (zwar war Belle Rosen dort während dem ganzen Abenteuer immer stark auf Hilfe angewiesen, konnte aber auf überaus überzeugender Weise Mr. Scott vor dem Ertrinken retten), muß irgendwas schief gegangen sein.
Immerhin bieten die Damen der Gruppe dem männlichen Publikum aber viel fürs Auge, - insbesondere Maggie sah bei ihrem ersten Auftritt im Abendkleid einfach umwerfend aus. Auch ansonsten hat mir Jacinda Barrett gefallen und ich hoffe, dass sie bald mal wieder in einem guten Film mitspielen wird.
Emmy Rossum hat mir hier noch mal deutlich besser gefallen als in "Das Phantom der Oper" und überzeugte vor allem in der ersten Hälfte schauspielerisch.
Ob Petersen zumindest einmal (in der engen Röhre) nicht etwas zu penetrant Frau Rossums Brüste ins Bild gesetzt hat, sei mal dahingestellt.
Dritte Dame im Bunde ist Elena, die als blinde Passagierin an Bord ist.
Mia Maestro wirkt hier im Gegensatz zu ihren Auftritt bei "Alias" richtig symphatisch.
Wirklich niedlich ist die Szene, wo Jennifer und Elena versuchen, den unter einer Gittersäule der Disco eingeklemmten Christian zu befreien (was ihnen aber natürlich nur mit männlicher Hilfe gelingen wird, - schade

)
Immerhin gibt Christian dann aber doch gegenüber Ramsey zu, dass Jennifer ihn gerettet hätte.
Elena ist auf den Weg zu ihrem Bruder, der in einem Krankenhaus liegt.
Leider wird sie nie dort nie ankommen, sondern bei einem der vielen Tauchgänge ums Leben kommen.
Wieder zieht Petersens Remake den kürzeren: Die Rosens waren im Original unterwegs um ihren Enkel kennenzulernen und Belle starb nach einem Tauchgang, aber immerhin konnte ihr Mann dann noch zu den Jungen reisen und ihm eine Kette seiner Großmutter überbringen. Zu Elenas Bruder wird aber niemand mehr kommen (auch deswegen schade, da dies kurz zuvor noch als Motivationshilfe für die zweifelnde Elena diente), aber da wird praktischerweise einfach nicht mehr drüber gesprochen.
Ein kurzes Gespräch von Ramsey und Dylan, der kurz zuvor einen Blackout hatte (als es plötzlich nicht mehr weiterging und sein Rettungsverssuch gescheitert schien) und nun an sich zweifelt, könnte man vielleicht noch in diese Richtung deuten, aber imo geht es Ramsey hier eher darum Dylan wieder aufzubauen.
Das ganze hat mich eigentlich auch etwas verwundert, imo ist Dylan so überhaupt nicht der Mann für Blackouts und Selbstzweifel, - zur Erinnerung, dass ist der gleiche Mann der zu Beginn des Abenteuers beherzt einen Kopfsprung durch auf der Wasseroberfläche brennendes Feuer gemacht hat um die andere Seite des "Treppenhauses" zu erreichen und dann einen Wasserschlauch über die "Schlucht" zu spannen, damit Ramsey und Jennifer folgen können.
Ansonsten darf Elena vor ihrem Abgang durch ihre auftretende Platzangst noch deutlich , machen, dass es nicht unbedingt das angenehmste ist derartig dicht gedrängt durch eine enge Röhre zu kriechen/klettern. Die Szenen in diesem Abschnitt des Films sind übrigens allgemein sehr stark aufgenommen, die dort herrschende Enge wird sehr schön von der Kamera aufgenommen.
Das erste Opfer bei der Rettungsaktion ist wie gehabt das begleitende Crewmitglied. Der Schiffsjunge Valentin stützt bei einer Klettertour im Fahrstuhlschacht ab und wird zusätzlich von dem hinterherkommenden herabstürzenden Fahrstuhl erschlagen.
Das geht einem durchaus unter die Haut, da Valentin ziemlich sympathisch eingeführt wurde.
Wiedermal zieht das Remake gegnüber dem Original den kürzeren: Im Orginal wurde der Tod des Kellners dazu benutzt einen weiteren Streit zwischen Scott und Rogo herbeizuführen, da Scott Rogo vorwarf, sich nicht darum gekümmert zu haben, dass alles sicher sei. Dabei spang Rogo sogar noch ins Wasser hinterher um den verletzten Acres vielleicht noch zu retten.
Auch hier findet ein Rettungsversuch statt (Die Einstellung, wo Valentin sich am Bein von Nelson festklammert wirkt übrigens 1:1 aus Star Wars: Episode III übernommen) wobei aber nicht so ganz klar ist, wie Nelson sich das eigentlich vorstellt: Nelson möchte dem an seinen Bein hängenden Valentin doch tatsächlich die Hand reichen: Sorry, aber der hing da eigentlich ganz gut und nur Bruce Wayne/Christian Bale oder irgendwelche trainierten Männer mit heftigen Armmuskeln dürften in der Lage sein aus der Postion heraus einen ausgewachsenen Mann mit einem Arm hochzuziehen. Nelson traute man dies überhaupt nicht zu.
Letzlich muß Nelson aber den an in hängenden Valentin "abschütteln" um wenigstens sich selber retten zu können. Das ist eigentlich gar keine schlechte Idee aus der man was hätte machen können, aber das passiert eben nicht: Dieses einschneidende Erlebnis verändert den Charakter Nelson nicht wirklich und macht Dylan leider nur unsympathisch.
Auch war der Zeitpunkt des Ablebens von Valentin falsch gewählt. Es war schließlich Valentin, der Elena an Bord schmuggelte und sie in seiner Kabine wohnen lies, dass sie dann (abgesehen von dem kurzen Treffen zu Beginn des Films) nicht nochmal zusammentrafen, wirkte irgendwie arm.
Diese geknüpfte Beziehung zwischen Elena und Valentin war so einfach auch für die Katz und Valentin wurde so im Verhältnis gesehen mit viel zu viel Mühe eingeführt.
Wenn wenigstens nochmal über Valentin gesprochen werden würde, aber auch das passiert nicht bzw. nur indirekt.
Der homosexuelle Nelson hatte kurz vor Valentins Absturz bei einer Art "Flirt" dessen Namen erfahren und redete später dann auch mit Elena über ihren Helfer in der Crew. Anschließend beginnt Nelson sich väterlicherweise um Elena zu kümmern, was eigentlich nur wirklich Sinn machen würde, wenn er damit versuchen würde auszugleichen, dass er ihren Beinahe-Freund in den Abgrund getreten hat.
Aber den Namen ihres "Freundes" hat Elena Nelson während des Gesprächs gar nicht verraten, wenn ich es unwahrscheinlicherweise nicht irgendwie überhört haben sollte.
Ich betrachte das ganze als Storybug und verstehe nicht, wie sowas passieren kann, - ein einfacher ganz kurzer Satz hätte doch gereicht um das ganze viel runder und viel sinniger zu machen.
Richard Dreyfuss macht seine Sache als Nelson übrigens ziemlich gut, aber vor allem die Synchronstimme war toll gewählt.
Ich höre diese Stimme einfach unheimlich gerne.
Als Querschläger diente im Original vor allem der Charakter Rogo. Er war tendenziell eigentlich immer dagegen und suchte ständig die Konfrontation mit Scott, ohne dabei aber jemals unsympathisch zu wirken.
Diese Rolle hätte hier der von Kevin Dillon angemessen gespielte Lucky Larry ausfüllen können.
Er wird gut eingeführt (nachdem man ihm schon zuvor am Poker-Tisch gesehen hatte), als er Elena und Jennifer in der Disco zu Hilfe kommt und zum eingeklemmten Christian meint --> "Zwei Hühner gackern dich voll und du kannst nicht weglaufen, - das ist die Hölle!"
Nach diesem guten Anfang überspannt Petersen aber schon bei Larrys nächsten Auftritt im "Treppenhaus" den Bogen maßlos und dem Zuschauer wird sofort klar, dass Larry keine 10 Minuten mehr zu leben hat.
So kommt es dann auch und Larry wird von einem herabstürzenden schweren Gegenstand (bin mir nicht sicher was es war) erschlagen, als er versucht die Halle zu überklettern.
Schade, da wäre eine Menge drin gewesen.
Hierran zeigt sich auch eine Schwäche von "Poseidon": Es passieren Dinge, da es die Story gerade erfordert (Larry wird erschlagen, da er nach seinem überzogenen Ausfall für die Gruppe nicht mehr tragbar ist) und nicht weil es eben zufällig passieren könnte. Man merkt an solchen Stellen, dass die Handlung konstruiert wurde.
Es gab solche Momente auch im Original (z.B. das Opfer von Scott) aber sie waren besser maskiert oder wortgewaltige Dialoge verhinderten, dass man darüber besonders nachdachte.
Das letzte Mitglied der Gruppe ist der kleine Conor. Ein Junge der zwar recht intelligent und selbstsicher ist, aber ansonsten eher im Hintergrund bleibt. Da zu stark im Vordergrund stehende Kinder-Charaktere, die die anderen Figuren vielleicht auch noch retten, den meisten erwachsenen Zuschauern eher unangenehm sind, ist Conor ein ziemlich gut gezeichneter Kinder-Charakter.
Einige Kritiker meinten im Vorfeld, dass es den Zuschauern egal wäre, was mit den Cahrakteren passiert und ob sie gerettet werden oder nicht. So schlimm ist es aber dann doch nicht und man kann mit den Charakteren durchaus mitfiebern.
Allerdings bleiben ganz große Gefühle und Emotionen für den Zuschauer verschlossen.
Lediglich, die Szene wo Jennifer glaubt, dass Christian sich bei einem Tauchgang opfern wird, lädt vielleicht zu einigen Tränen ein, wenn man es denn möchte.