Endlich wieder Zeit fürs Kino und da ich für die "Fantastic Four" - Vorstellung etwas zu spät ins Kino kam, habe ich mir gestern dann doch "Krieg der Welten" angekuckt.
Review:
mit Spoiler
Ich war mit den mittelmäßigen Erwartungen ins Kino gegangen, und selbst diese Erwartungen wurden teilweise enttäuscht.
Der Film zerfällt in mehrere Teile.
Die Einleitung ist schlecht. Für einen Trailer ist sie gut aber für einen Film ist sie schlecht. Zwar weiß jeder, was in dem Film passieren wird, trotzdem muß man die Spannung nicht derartig rausnehmen. Die Einleitunmg ist imo stillos, das hat schon "Independence Day" besser vermocht. Schließlich sind auch noch einige Aussagen, die in dieser Einleitung gemacht werden mit Hinblick auf den späteren Film mehr als ärgerlich.
Tom Cruise spielt einen Hafenarbeiter und niemand nimmt es ihm ab.
Er bringt es weder fertig einen von seiner Arbeit zu überzeugen noch paßt er in die Gegend, wo er wohnt, - er wirkt dort wie ein Fremdkörper.
Tom Cruise liefert im Film keine besondere Leistung (bis auf wenige Ausnahmen) ab, er ist eben da. Gerade im ersten Drittel des Films sind dabei sogar Dinge, die einfach schlecht sind (Sein "Oh Blitze....ist ja cool" - Schauspiel z.B.). Später wird es dann besser.
Insg. kein Glanzstück für Cruise, da war er in "Minority Report", Last Samurai", "Mission Imposilbe 2" und ganz besonders "Interview mit einem Vampir" weit besser.
Beim großen Familientreffen sieht man dann, dass die Darsteller nicht miteinander harmonieren. Miranda Otto mag einfach nicht zu Tom Cruise zu passen. Desweiteren ist Mirandas Leistung in Ordnung aber nicht so gut, wie in HdR. Auch der neue Freund/Mann scheint so gar nicht in die Gruppe zu passen.
Auch durch das Schauspiel wird dieser Eindruck nicht kompensiert.
Das kleine Mädchen (ihr Name ist laut diesem Thread Dakota Fanning) liefert eine gute Leistung und überzeugt den Film über meistens. Allerdings sehe ich keinen Grund jetzt in Begeisterungshymnen auszubrechen.
Der Filmsohn von Tom Cruise ist auch erträglich, scheint mir aber weitesgehend talentfrei zu sein.
Man ist dann lange Zeit damit beschäftigt sich anzusehen, wie sich die Charaktere, als auch die Schauspieler gegenseitig anöden (und zwar über ihre Rollen hinaus).
Immer wieder werden die Familienprobleme thematisiert und das wirkt einfach (fast) alles so gezwungen und platt.
Allein schon die Szene mit dem Abendessen: "Nein er weiß nicht, wie man abends ein Essen zubereitet , "Oh nein, er weiß nicht, dass seine Tochter eine Erdnußbutterallergie hat" --> schlimm schlimm und der Zuschauer ist ständig versucht sich angesichts dieser flachen Darstellung an die Stirn zu klopfen.
Insgesamt gesehen kann man die Dialoge im ersten Drittel/Hälfte des Films nur als grausam bezeichnen.
Die Entscheidung, die Geschichte aus der Sicht eines einzelnen einfachen Menschen zu erzählen, ist erstmal durchaus eine Gute. Die dadurch fehlende Epik müsste man aber eben durch Überraschung, Dramatik und Bedrohlichkeit ersetzten.
Und zu Beginn des Films funktioniert dies hinten und vorne nicht.
Der Film ist schon in der ersten Hälfte zumeist atmosphärisch, wenn sich die Aliens in irgend einer Form zeigen. Einiges wird aber auch wieder durch die selten dumme Darstellung zerstört.
Das erste Auftauchen der "Dreibeiner" ist sehr schön gemacht, - wenn da nur nicht die Reaktionen der Menschen wären.
Es gibt laute bedrohliche Geräusche unter der Straße, Risse bilden sich - Die Menschen weichen 2 Meter zurück.
Die ganze Kreuzung stürzt ein und alle wird vernebelt - Die Menschen weichen 5 Meter zurück.
Der Kirchturm kracht herunter - Tom Crusie sucht hinter einem Auto Deckung.
Ein merkwürdiger Greifarm stochert im Nebel umher und beginnt ein Haus einzureißen - Tom Cruise geht hinter dem nächsten Auto in Deckung
Dann zertrümmert der Greifarm das Auto, neben dem Tom Cruise hockt, und da habe ich mir dann gesagt, wenn er sich jetzt hinter dem nächsten Auto versteckt schreie ich. - Tom Cruise läuft drei Meter weiter und glotzt wieder und es kommt zu meiner ersten im Kinosaal deutlich hör - und sichtbaren Negativreaktion auf einen Film seit langer Zeit.
Das ganze ist einfach super unglaubwürdig: Müssen Menschen wirklich erst durch die Alienstrahlen zu Staub zerfallen, damit die anderen Menschen ihre Beine endlich in die Hand nehmen ?
Mit derartigen Dümmlichkeiten wird der Zuschauer die nächsten vierzig Minuten immer mal wieder gefoltert und man verspürt mehr als einmal die Lust das Kino nun einfach zu verlassen und sich den Scheiß keine Minute länger anzutun.
Auch nervt die ständige Veränderung der Fähigkeiten des
Helden. Mal: Ich bin Tom Cruise und habe natürlich alles bestens im Griff - und dann wieder: Ich hab von nichts eine Ahnung.
Für das Versagen des Films ist auch die Szene, wo Tom Cruise wieder aus dem Keller eines Hauses hervorkommt, ein gutes Beispiel. Es ist klar, dass das Haus nicht mehr steht, - Überraschung Fehlanzeige. Die ganze Gegend ist verwüstet, - ein Flugzeug ist abgestürzt. Das ganze soll aussagen, dass überall schlimme Sachen passieren und man als Zuschauer geschockt zu sein hat. Aber man ist nicht geschockt, sondern nimmt dies (wie so vieles im Film) mit einem Schulterzucken zur Kenntnis. Auch der weitere Verlauf der Szene wirkt (wie so häufig im ersten Drittel des Filmes) so erzwungen.
Etwas später sieht man ein paar Army - Einheiten in die Schlacht fahren - es kommt zur nächsten aufgesetzten Konfontration zwischen Cruise und seinen Sohn.
Eine derartige Darstellung läßt im Zuschauer eigentlich nur das Gefühl aufkommen, dass es überall auf der Erde viel spannender ist und man eine Menge versäumt, während man sich hier der allgemeinen Öde um Cruise und seinen Kindern widmen muß.
(besonders) Positiv zu Beginn des Films:
- Die Kamera, die auf den Boden fällt und das Kriegsgeschehen einige Sekunden lang aufnimmt.
- Die Frau, die man etwas länger sieht, bevor sie zu Staub zerschossen wird (auch wenn es eigentlich auch nur ein plumper Schockeffekt ist)
- Die Leichen, die den Fluß hinab treiben.
- Die Menschenmenge, die das Auto von Cruise aufhält und ihn und seine Familie schließlich aus dem Auto zerrt. (Das ist schon eine der stärksten Szenen des Films, wirklich sehr beeindruckend. Hier ganz großes
+ 
)
Der Film wird dann ab den Ereignissen um die Fähre spürbar und deutlich besser.
Alles was um die Fähre herum passiert ist wirklich sehr gelungen. Als die beiden Frauen, die Cruise in dem Ort trifft (auch wenn man nicht wirklich weiß, wer das eigentlich ist), wieder von ihm getrennt werden und nicht mit auf die Fähre dürfen, ist die vielleicht traurigste Szene im Film (auch wenn die Szene wieder mit Gewalt erzwungen wird).
Eine sehr atmosphärische Szene ist es, wenn die Dreibeiner mit Scheinwerfen auf dem Hügel über der Stadt stehen.
Die Effekte sind ohnehin sehr gelungen und sehr gut.
Auch die Soundkulisse ist fantastisch (besonders das Dröhnen der Alienmaschinen).
Der Soundtrack ist nicht weiter erwähnenswert.
Die Trennung von Cruise und seinen Sohn wird wieder erzwungen und das Verhalten von Cruises Sohn ist in keiner Weise nachvollziehbar.
Der Film läuft zu seiner größten Form auf, wenn Cruise und Tochter sich in den Keller des Landhauses flüchten. Hier entfaltet die Erzählweise des Films ihre ganze Stärke. In dieser begrenzten Umgebung ist es nämlich wirklich spannend, nur zu sehen, was die Filmcharaktere sehen: Was tun die Aliens da draußen vor dem Haus ? Wie entkommt man der Sichtsonde der Aliens ? Kann man sich vor den Aliens verstecken ? Was ist mit diesem Typen, der noch in dem Haus ist ?
Dieser Typ wird von Tim Robbins gespielt. Nicht nur sein Charakter ist der Beste in diesem Film, auch das Schauspiel von Tim Robbins ist mit weiten Abstand am besten.
Dieser paranoide und teils psychophatische Typ macht richtig Spaß.
Die Szene, als Tom Cruise die Tür verschließt um den Robbins - Charakter zu töten, gehört zu den besonders eindringlichen Momenten.
Ich habe den George Pal - Klassiker lange nicht mehr gesehen, aber ich habe das Gefühl, dass Spielberg vieles in diesem Bereich des Films von Pal geklaut hat. Naja, besser gut geklaut als schlecht selbst erfunden.
Die Aliens haben einen ganz guten Eindruck gemacht.
Schön war auch die Szene, wo der Typ draußen aufgespießt und ausgesaugt wird.
Die transformierten Landstriche sahen fantastisch und richtig fremdartig aus.
Cruises Kampf mit dem Dreibeiner gleitet schon wieder gefährlich in Richtung Kitsch ab, gelingt aber insg. noch gerade so.
Die Endsequenzen in Boston sind etwas enttäuschend, eben weil hier noch nichts passiert zu sein scheint.
Das Ende der Aliens ist gelungen. Die Viren/Bakterieninfektion der Aliens ist einfach die beste Art, wieso sie verlieren. Hier rächt sich aber der Einleitungstext: Da wird erstmal der überlegene Intellekt der Aliens herausgestellt und dann haben sie nicht daran gedacht, dass man auf der Erde krank werden kann (gerade auch weil alles schon seit Millionen von Jahren geplant sein soll, - wieso läßt man sich übrigens so lange Zeit ?

) ?
Da wäre es glaubwürdiger gewesen, wenn die Aliens eben eine überlegene Technologie gehabt hätten und man nie ein Wort darüber verloren hätte, ob die Aliens nun intelligent oder dumm sind.
Die Rückkehr des Filmsohns stört, warum kann der nicht einfach mal tot sein ?
Gut ist, dass Cruise nicht wieder mit seiner Frau zusammen kommt (obwohl dies nach Ende des Films durchaus noch möglich ist). Es hätte für mich nichts mit einen Happy - End zu tun. Die Frau hat nun einen neuen Freund/Mann, bei dem es im Gegensatz zu Cruises Charakter keine alles vernichtende Alieninvasion gebraucht hat Frau und Kinder (die nichtmal seine eigenen sind) zu lieben und sich um sie zu kümmern.
In einer Welt, wo jeder von irgend jemanden der/die Ex ist, ist es doch eine schöne Botschaft, dass der Ex nicht so einfach zurückkommen kann und sich wieder in das eigentlich recht gute Familenglück hineindrängen kann.
Spielberg hat eine Menge in diesem Film nicht gut hinbekommen und daher stört es mich auch kaum noch, dass der Film nicht in der viktorianischen Zeit spielt. Dann kann es in Zukunft eben mal einen wirklich werkgetreuen und gelungenen "Krieg der Welten" geben.
Spielbergs Film kann für einen Abend/Nachmittag unterhalten (vorrausgesetzt man ärgert sich aufgrund der unglaublichen Dümmlichkeit des ersten Filmdrittels nicht zu Tode) ansonsten ist dies jedoch ein Film, den die Welt nicht wirklich gebraucht hat.
Der Film ist für mich in drei Abschnitte zu bewerten:
Erstes Drittel: 2 Punkte (einfach unsagbar schlecht, gute Dinge sind die Ausnahme, hin und wieder möchte man das Kino verlassen. )
Zweites Drittel: 5 Punkte (Der Film ist hier um einiges besser, es gibt tolle Szenen aber immer wieder trüben Durchhänger den Gesamteindruck).
Drittes Drittel: 8 Punkte (Die Szenen im Keller sind durchgängig gelungen und eindeutig der stärkste Abschnitt des Films. Schwächen beim Finale kosten Punkte).
Somit:
5 / 10