"16-mal intelligenter als deutsche Spieler"
Bad Waltersdorf - Spionage unmöglich: Die polnische Nationalmannschaft hat ihr Quartier nach der Ankunft am Montag im österreichischen Bad Waltersdorf hermetisch abgeriegelt.
Während sich die Mannschaft auf das EM-Duell am Sonntag gegen Deutschland vorbereitet, Schießt Polens Fußball-Idol Zbigniew Boniek aus dem Hinterhalt verbale Giftpfeile ab.
"Die polnischen Spieler sind 16-mal intelligenter als die deutschen. Hoffentlich werden sie das auf dem Platz auch beweisen", sagt der ehemalige Mittelfeldstar.
Seinem Heimatland gesteht er beim EM-Debüt als Außenseiter sogar Titelchancen zu: "Die Polen können bei der EM das zweite Griechenland werden."
Polen sinnt auf Revanche
Die Kampfansage des heute 52-jährigen Boniek, der für Polen in 80 Länderspielen 24 Tore erzielte und an drei Weltmeisterschaften teilnahm, kommt nicht von ungefähr.
Die "Kadra", wie die polnische Auswahl auch genannt wird, sinnt zum Auftakt der EM in Österreich und der Schweiz (7. bis 29. Juni) auf Revanche.
Noch immer schmerzt das Team um den früheren Dortmunder Bundesliga-Profi Ebi Smolarek die bittere Niederlage im zweiten Vorrundenspiel der WM 2006 in Dortmund. Damals riss der deutsche Angreifer Oliver Neuville die Polen in der Nachspielzeit in letzter Sekunde aus allen Träumen.
Smolarek mit breiter Brust
"Ich hoffe, dass wir es sind, die diesmal mit den Fans feiern werden", sagt der defensive Mittelfeldspieler Mariusz Lewandowski.
Für ihn ist das Spiel gegen das Nachbarland am kommenden Sonntag in Klagenfurt das "prestigeträchtigste überhaupt". "Für uns ist das ein Derby. Wir wollen auf jeden Fall gewinnen", sagte er.
Der frühere Dortmunder Smolarek meinte: "Wir haben eine sehr ausgeglichene Mannschaft und bewiesen, dass wir gegen jedes Team der Welt gewinnen können."
"Alles entscheidende Partie"
Bislang gelang den Polen allerdings noch kein Sieg gegen die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB).
In 15 Spielen stehen für den Olympiasieger von 1972 und zweimaligen WM-Dritten (1974, 1982) elf Niederlagen und vier Remis zu Buche - eine frustrierende Bilanz.
Torhüter Artur Boruc betont deshalb: "Für uns zählt nur das Spiel gegen Deutschland, das wird für uns gleich zu Beginn die alles entscheidende Partie."
Beenhakker: Tests sagen wenig aus
Auch der letzte Auftritt vor Beginn der Europameisterschaft am Sonntag gegen Dänemark war aber nicht dazu angetan, Euphorie im polnischen Lager zu entfachen.
Beim 1:1 in Chorzow offenbarte die Truppe von Trainer Leo Beenhakker trotz des Tores des Wolfsburgers Jacek Krzynowek noch einige Schwächen.
"Die Vorbereitungsspiele haben nur einen geringen Aussagewert. Es wird bei der EM in keinem Spiel einen klaren Favoriten geben. Die Teams haben bei der EM alle ungefähr das gleiche Niveau", sagte Beenhakker.
Beenhakker schirmt Stars ab
Auch bei der Trainingseinheit am Dienstagfrüh gab es für die deutschen Spione kaum etwas zu sehen.
Sieben Spieler, darunter die Bundesliga-Profis Smolarek und Krzynowek, durften nach dem kraftaufreibenden Spiel gegen Dänemark eine Regenerationseinheit im Hotel absolvieren.
Damit umging der ausgefuchste Beenhakker auch, dass die Bundesliga-Profis den deutschen Medienvertretern in die Arme liefen.