Nürnberg erbost über Hertha-Anzeige
Die Berliner zeigen FCN-Torwart Schäfer wegen obszöner Gesten vor den Fan-Krawallen an. Preetz dementiert die bestätigte Anzeige.
Berlin/Nürnberg - Kaum war Berlin beim DFB-Urteil vergleichsweise glimpflich davongekommen, steht die Hertha wegen einer "Petz-Affäre" schon wieder am Pranger.
Zwei Wochen nach dem Skandalspiel mit erschütternden Jagdszenen ist zwischen dem Tabellenletzten und dem 1. FC Nürnberg ein heftiger Streit entbrannt.
Grund sind die von Hertha ausgelösten Ermittlungen gegen Club-Torhüter Raphael Schäfer, der mit obszönen Gesten die Randalierer im Olympiastadion provoziert haben soll.
"Hertha will damit von den eigenen Unzulänglichkeiten ablenken. Wenn es das Stilmittel der Zukunft ist, dem anderen Verein möglichst großen Schaden zuzufügen, dann gute Nacht", sagte FCN-Sportdirektor Martin Bader.
"Wenn jetzt jeder Verein den anderen wegen einer Provokation anzeigt, dann haben wir künftig viel Arbeit vor uns. Ich überlasse es anderen, zu urteilen, wie es dann noch um die Solidargemeinschaft in der Liga steht", so Bader weiter.
Widersprüchliche Aussagen
Der 42-Jährige zeigte für das Verhalten des Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt keinerlei Verständnis.
"Wenn Hertha das als Mittel im Abstiegskampf macht, dann hat das eine neue Qualität. Es ist einmalig in der Bundesliga, dass ein Verein jemanden derart anschwärzt", sagte Bader dem "kicker".
Dass eine Anzeige von Hertha gegen Schäfer vorliegt bestätigte der DFB. Die Berliner wiesen dies jedoch zurück.
"Wir haben Schäfer nicht angeschwärzt, und wir haben ihn auch nicht angezeigt", sagte Hertha-Manager Michael Preetz und verwies auf die Stellungnahme des Klubs zu den Ausschreitungen am 13. März.
Wiederholungstäter Schäfer?
Darin habe man auch Zeugenaussagen aufgenommen, die "auf ein mögliches Fehlverhalten Schäfers" unmittelbar nach dem Schlusspfiff hingewiesen hätten, erklärte Preetz.
Der DFB-Kontrollausschuss, der inzwischen gegen den Club-Keeper ermittelt, habe Hertha gebeten, Stellung zu nehmen.
Die Nürnberger gehen fest von einem Freispruch für Schäfer aus.
Der 31-Jährige hatte in dieser Saison bereits vor der Winterpause wegen einer Tätlichkeit gegen den Wolfsburger Zvjezdan Misimovic eine Vier-Spiele-Sperre abgesessen.
Schäfer verweigert die Aussage
Schäfer sollte in der Verhandlung gegen Hertha als Zeuge aussagen, machte jedoch von seinem Verweigerungsrecht Gebrauch.
Hertha war bei der Urteilsverkündung am Mittwoch mit einem blauen Auge davongekommen.
Das Tabellenschlusslicht muss sein übernächstes Heimspiel gegen den VfB Stuttgart am 10. April unter einem Teil-Ausschluss der Öffentlichkeit austragen.
Der Klub darf maximal 25.000 Karten an die eigenen Anhänger verkaufen, die Ostkurve bleibt geschlossen.
Hoher finanzieller Schaden
Außerdem muss der Verein 50.000 Euro an das Fanprojekt der Landessportjugend Berlin zahlen.
Der Klub beziffert den finanziellen Schaden auf 350.000 Euro.
Nach der Berliner 1:2-Niederlage im Kellerduell waren etwa 100 Hertha-Anhänger in den Innenraum gestürmt und hatten mit Stangen auf Werbebanden und Trainerbänke eingeschlagen.
30 Anhänger festgenommen
Insgesamt war es bei den Ausschreitungen zu 30 Festnahmen gekommen, Verletzte hatte es nicht gegeben.
Hertha hat bereits 23 Randalierer mit einem bundesweiten Stadionverbot belegt.
Angesichts des Zoffs sind das Heimspiel gegen Borussia Dortmund (Sa., ab 15 Uhr LIVE) und der Griff nach dem allerletzten Strohhalm in den Hintergrund gerückt.
Dennoch wittert das Team nach dem 5:1 beim VfL Wolfsburg Morgenluft. "Wir werden offensiv aufgestellt sein", sagte Trainer Friedhelm Funkel.