Ich verstehe was du meinst, sehe es persönlich allerdings anders.
Ein Verein handelt nunmal durch die Vereinsführung und die Fans sind die Leidtragenden, wenn die Vereinsführung schlecht ist.
Regelmäßig verhalten sich die Vereinsführungen (und im Zuge der Vertragsverlängerung 2010 auch der DFB gegenüber dem Bundestrainer) unkorrekt gegenüber ihren Trainern und wenn das so ist, habe ich für entsprechende Reaktionen der Trainier sehr viel Sympathie und Verständnis.
Ohne jede Frage dürfte Fehlverhalten deutlich öfter bei den Vereinsführungen liegen als beim Trainer. Selbst Felix Magath kann ich als unabhängiger Beobachter kein Fehlverhalten während seiner Zeit bei S04 unterstellen (mal von einer etwas undurchsichtigen Transferpolitik abgesehen

). Von demnach bin ich fast schon aus Reflex auf Seiten eines entlassenen Trainers.
Du erinnerst Dich sicherlich an den letzten Abgang von Christoph Daum meines FC zu Fenerbahce. Es gab riesige Empörung von uns Kölner. Was ich ihm persönlich übel genommen habe, war aber noch nicht einmal, dass er nicht mehr weiter bei uns arbeiten wollte (das kann und muss ja nun wirklich jeder für sich selbst entscheiden), sondern sein direkter Gang zu Fener und sein Gerede davon, dass der FC eines Herzensangelegenheit sei. Das mag so sein, ich glaube ihm das auch irgendwo, nur - wieder einmal mein beliebtes Beispiel aus dem Liebesleben - wenn ich mich von einer langjährigen Partnerin trenne, dann springe ich nicht sofort zu der nächsten. Für eine Affäre, mag sein, ja, aber dann benenne ich das auch so.
Wenn Magath jetzt nach zwei Jahren Schalke zurück nach Wolfsburg geht und sofort wieder die grüne Krawatte trägt und, ebenso wie Daum, von einer Herzensangelegenheit spricht, dann kommen mir da ein paar wirkliche böse Erinnerungen hoch.
Auch als Schalker-Fan wäre ich nicht sauer auf Magath, nur traurig dass er weg ist.
Teils-teils. Wäre ich Schalker, wäre ich sowohl traurig als auch enttäuscht / wütend.
Man muß auch sehen, dass es häufig zwingende Umstände geben mag, die ein Handeln diktieren.
Ein Trainer, dessen Marktwert z.B. geringer ist als jener von Magath, "muss" praktisch ein Angebot dann annehmen, wenn es ihn erreicht.
Das ist natürlich richtig. Aber im jetzigen Trainerwahnsinn, der die Bundesliga beherrscht, ist eigentlich keiner dabei, der zwingend und sofort ein Angebot hätte annehmen müssen. Weder Rangnick noch Magath. Ich persönlich halte nicht viel von van Gaal, aber ich rechne ihm hoch an, dass er sich auf seine Aufgabe konzentriert, die zwei Monate weitermacht und (bisher) auch noch nichts von einer Nachfolgeaufgabe wissen will. Wenn ich mich sogar richtig erinnere, sagte er sinngemäß etwas davon, dass er nach Bayern erstmal eine Pause will.
Bei Wolfsburg ist es jetzt so, dass sich Magath zweifellos zutraut den Abstieg in den verbleibenden Spieltagen zu verhindern, in einigen Wochen könnte es jedoch zu spät sein.
Eine Rechnung, die auch böse ins Auge gehen kann. Wäre ein interessantes Szenario, wenn Wolfsburg tatsächlich absteigen würde. Ob Magath dann tatsächlich zu seiner "Herzensangelegenheit" stünde, möchte ich bezweifeln.
Zudem ist der Wechsel Magaths und die damit im Zusammenhang stehende Einigung mit dem Verein letztlich vermutlich für beide Seiten vorteilhaft, - allein schon weil eine entsetzliche Schlammschlacht abgewendet wurde.
Absolute Zustimmung. Für mich der einzige Punkt, der für diesen hopplahopp Wechsel spricht.
Das können wir gerne machen, allerdings ist uns wohl beiden klar, dass ein Trainer sich nunmal nur in den "Ist-Zuständen" bewegen kann.
Sicherlich. Das sind auch nur reine Gedankenspiele.
Da stimme ich dir zu, wünschenswert wäre das durchaus.
Ich denke aber auch, dass es regelmäßig der Fall ist bzw. sein würde, wenn die Strukturen entsprechend sind.
Bei Thomas Schaaf würde wahrscheinlich niemand anzweifeln, dass er sich mit Werder identifziert.
Thomas Schaaf ist natürlich das beste Beispiel hierfür. Und wie Du schon richtig sagtest, sind die Strukturen von Werder auch so, dass er da in Ruhe arbeiten kann und darf. Aber ich verstehe ebenso, dass die nicht in jedem Verein so sind. Bremen dürfte relativ schuldenfrei dastehen (reine Behauptung, hab die jetzt nicht überprüft), wohingegen auf Schalke die Verbindlichkeiten drücken, viel Geld investiert wurde und da auch mal langsam was zurückkommen muss, sonst gehen auf Schalke auch irgendwann die Lichter aus. Ich verstehe nur nicht, wieso das ausgerechnet jetzt passieren musste. Man hat durch den Einzug ins Viertelfinale der Champions League ordentlich Euros in die Kassen gespült bekommen, der DFB-Pokalsieg ist ja eigentlich auch nur noch eine Formsache. Da hätte man doch eigentlich mit Magath die Saison beenden und sich danach nach einer Alternative umsehen können. Eben so wie die Bayern, die überhaupt keine Chance mehr auf einen Titel haben.
Auch hier muß ich bestreiten, dass für dieses Anliegen (die "Erziehung" der Spieler) im Zweifelsfall die nötigen Strukturen vorhanden sind.
Man sieht das denke ich sehr schön am Scheitern des "unmenschlichen" Magath bei Schalke und auch am Scheitern des "unmenschlichen" Labbadia beim HSV.
Du kannst einen Spieler als Trainer z.B. nicht für längere Zeit suspendieren, ohne dass du riskierst, dass die Vereinsführung dir in dem Bemühen ihre Millioneninvestition zu schützen in den Rücken fällt.
Das ist übrigens eine sehr bedenkliche Entwicklung, wie ich finde. Die Spieler erlauben sich mittlerweile einfach zu viel, ohne ernsthafte Konsequenzen fürchten zu müssen. Das fängt auf dem Feld bei kackendreisten Schwalben an (Pizarro am letzten Wochenende gegen den Club) und hört bei Demba Ba (und seinem lachhaften Wechseltheater) auf.
Nur was will man machen? Für einen Club sind die Spieler wichtiger, weil schwerer zu ersetzen. Einen Trainer hat man hingegen innerhalb weniger Tage. Ich glaube, diese Entwicklung, dass Spieler mehr Narrenfreiheiten haben und Trainer in der Regel die Bauernopfer sind, lässt sich nicht mehr stoppen.
Es ist btw. auch sehr interessant sich anzusehen, welche Spieler so gegen Magath hetzen und welche Spieler nie ein schlechtes Wort über ihn verlieren würden, - da fällt einem denke ich eine vielsagende Tendenz auf.
Die Stimmen der Spieler habe ich jetzt in diesem Fall nicht ganz so aufmerksam verfolgt. Ich weiß von Neuer und dem Mannschaftsrat, die das Gespräch (nach erfolglosem Versuch bei Magath selbst) mit Thönnies suchten. Und von einem Ex-Spieler (Rakitic?), der sich nach seinem Abgang recht deutlich über den Trainer beschwerte.
Was die Söldermentalität betrifft so muß ich hier auch nochmal auf den Unterschied zwischen Trainern und Spielern hinweisen.
Trainer können sich wie bereits gesagt vernünftigerweise kaum als etwas anderes sehen als Angestellte, die für einen gewissen (kurzen) Zeitraum die Mannschaft professionell betreuen sollen.
Spieler hingegen sind ganz anders geschützt, verdanken dem Verein häufig viel und bekommen alles in den Hintern geblasen, daraus erwächst für mich auch eine ganz andere Verpflichtung gegenüber dem Verein als das bei den Trainern der Fall ist.
Im Grundproblem liegen wir auf einer Wellenlänge. Auch, was junge, lokal ausgebildete Spieler angeht. Aber was ist mit all den durchschnittlichen Bundesliga-Kickern, die alle zwei Jahre den Club wechseln und so mit Ende zwanzig auf ein gehöriges Maß an Ex-Vereinen kommen? Da habe ich oft das Gefühl, dass es ihnen wirklich vollkommen wurscht ist, wo sie spielen, Hauptsache die Überweisung ist pünktlich auf dem Konto.
Bei jungen Spielern, aber auch jungen Trainern, ist das oftmals noch anders. Frank Schaefer, Thomas Tuchel, damals Jürgen Klopp - alles frische Trainer, die wohl eine ganze Weile bei ihren Clubs arbeiten werden (zumindest ist es sehr wahrscheinlich), bzw im Falle von Klopp, gearbeitet haben. Da kommen dann eben diese Faktoren hinzu, die Du genannt hast - im positiven Sinne. Eine gewisse Dankbarkeit dem Club gegenüber, dass man hier eine Chance bekommen hat.
Bei Magath jedoch kann ich nichts davon sehen. Er hat Deine durchaus richtige Ansicht - Trainer sind nur Angestellte - wirklich auf die Spitze getrieben. Ich lehne mich mal aus dem Fenster und behaupte, dass er eines bösen Tages auch RedBull Leipzig übernehmen würde, wenn sie ihn mit den nötigen Freiheiten ausstatten würden. Ihm ist es schlichtweg egal, für wen er arbeitet, solange die Kohle in alle Richtungen fließt. Das mag man professionell nennen, ich finde es ... modern-unschön.
Bei Schlaudraff denke ich persönlich, dass er einfach die Chance genutzt hat richtig abzukassieren.
Eine wirklich große Karriere stand ihm glaub ich unter keinen Umständen mehr bevor als er zu Bayern gegangen ist, andere Spieler haben sich aber sehenden Auges einen richtigen Knick eingefangen indem sie zu Bayern gegangen sind anstatt z.B. zu Leverkusen oder Bremen zu gehen wie es vernünftig gewesen wäre.
Ich glaube, dass bei Schlaudraff auch noch eine gewisse Portion Selbstüberschätzung hinzu kam. Wahrscheinlich hat er wirklich geglaubt, er packt das bei den Bayern.
Bayer muß m.E. eher aufpassen, dass bei ihnen jetzt nicht richtig Sand ins Getriebe kommt (wie das mittlerweile ja schon traditionell in der zweiten Saisonhälfte ist).
Ich denke Bayer wird am Ende mit dem zweiten Platz sehr zufrieden sein.
Gott bewahre, dass ich jemals den Pillen die Daumen drücken würde, mehr als Vizekusen zu werden, aber bisher schlagen die sich recht beachtlich. Das typische Einknicken in der Rückründe lässt bisher auf sich warten. Stattdessen beginnt der BVB bedenklich Nerven zu zeigen.
Nicht nur als eingefleischter FC-Fan wünsche ich mir, dass Leverkusen nicht den Titel holt, sondern mehr, weil ihn Dortmund mit Haut und Haar verdient hat. Was die Truppe dieses Jahr abliefert, ist schlicht und ergreifend das Beste, was es in der Liga gibt.