Naja, bis vor 10, 11 Jahren war das eigentlich normal, dass es bis zum Schluss eng zuging an der Tabellenspitze, da oftmals zwei, drei oder sogar vier Mannschaften bis kurz vor Ende noch die Chance hatten, Meister zu werden.
Das stimmt natürlich - dennoch finde ich, man kann und sollte das Rad bei der Betrachtung nicht zurückdrehen. Der finanzielle Vorsprung des FC Bayern im Vergleich zum Rest der Liga (und mit Abstrichen auch der des BVB) müsste normalerweise eine ganz andere Überlegenheit wiederspiegeln; nicht nur punktetechnisch, sondern auch spielerisch. Vor zehn, fünfzehn, zwanzig Jahren war der FCB auch schon der 'Branchenprimus', dem man gerne ein Bein zu stellen versucht hat, aber es war noch nicht so extrem, dass dieser schon sehr, sehr schlecht arbeiten muss (Transferfenster, Kaderplanung, Trainerbesetzung, usw.), damit man droht, unter 70 Punkten zu landen. Das passt einfach nicht mehr zusammen, nicht bei diesen finanziellen Möglichkeiten. Das kommt alles nicht von ungefähr, dass Bayern seit Jahrzehnten immer häufiger/engmaschiger Meister wird. Klar hatten die jetzt über Jahre ein paar Bundesliga-Jahrhundertspieler wie Neuer und Lewandowski, aber es sind jetzt auch einfach andere Ansprüche und Möglichkeiten gegeben. Und natürlich ist es schön, wenn mal nicht alles so läuft, wie geplant (Bayern > Dortmund > Leipzig > Leverkusen > Rest), aber wenn man die Einzelsaisons der Teams bewertet, muss man einfach sagen, dass sich Dortmund im Vergleich zur Vorsaison
eben nicht weiterentwickelt hat (sämtliche Liga-Statistiken sind gleich, bloß das Torverhältnis ist minimalst besser) sowie einige absolute Duselsiege geholt hat und dass sich Bayern enorm verschlechtert hat. Dadurch ist die Meisterschaft spannender geworden, aber halt nicht auf spieltaktisch und punktetechnisch hohem Niveau (wie beispielsweise noch 2015/16), sondern weil es ein Wettbewerb geworden ist, wo sich zwei Favoriten im Slapstick und Dusel überbieten und am Ende „halt einer gewinnen muss“. Bayern und Dortmund hätten mit ihrem Quatsch-Ball noch jeweils 5-10 Punkte weniger verdient - und dann wird Union Berlin wahrscheinlich Meister. Da kann mir keiner erzählen, dass in Dortmund und vor allem in München mit den finanziellen Voraussetzungen gut gearbeitet wird. Also das soll jetzt nicht so hart gegen den BVB gehen, sondern insbesondere gegen den FCB. 'Meistermüdigkeit' ist für mich kein Argument; nochmal: mit
den Möglichkeiten muss man mindestens 75 Punkte holen heutzutage, damit man die Arbeit als gut bewerten kann. Und Dortmund, joa, die hätten sich halt über 60-65 Gesamtpunkte am Ende nicht beschweren dürfen bei deren Spielverläufen; also auch nix Sensationelles.