Soviel könnte man in diesen Thread schreiben; schon über Folge 3 natürlich mit der ziemlich vermasselten Schlacht um Winterfell, über Martin und die mögliche oder nicht mögliche Fortführung der Romane, über viele weiter Diskussionspunkte hier im Thread, aber leider ist die Zeit knapp und daher nur das aktuellste und für mich momentan wichtigste:
Da ist natürlich das Zusammentreffen mit Eurons Flotte und der Tod von Rhaegal. Ich fand die Szene selbst stark, vor allem wegen der endgültigen Brutalität des dritten Schusses, aber es war voraussehbar das etwas (wenn auch nicht unbedingt das) passieren würde. Hab mir schon an den Kopf gefasst als Tyrion erklärt man würde nach Drachenstein segeln; scheint schwierig auf den Schirm zu bekommen sein, dass es da eine teleportierende Piraten - Stealthflotte gibt, die überall dort aus dem Nichts auftaucht, wo es am ätzendsten ist. Große Teile von Ashas Flotte zu Beginn der siebten Staffel zu verlieren war fahrlässig, nichts draus zu lernen und sich noch zwei weitere mal abkochen zu lassen, ist mindestens pure Dummheit.
Die "Erklärung" seitens des Producers macht es natürlich keinesfalls besser, sondern noch schlimmer. Wie sie hat die Stealthflotte vergessen? Die Flotte wurde doch beim Briefing auf Winterfell gleich zweimal erwähnt!
Zurecht wird gesagt Daenerys könnte mit dem Drachen die Schiffe umfliegen und von hinten verbrennen. Das wäre die optimale Reaktion und es wäre auch das was ich mir gewünscht hätte.
Allerdings muss man sehen, dass gerade eben Rhaegal mehrfach brutal durchbohrt wurde und tot ins Meer gestürzt ist. Unter diesen Umständen muss man es Daenerys sicher zugestehen unter Schock zu stehen und eben nicht die optimale Reaktion abzurufen.
Für sich genommen ist das Geschehen also sehr gut erklärbar.
Das Problem ist halt das jedes fiktionale Werk vom Publikum nur ein begrenztes Budget solcher Erklärungen zu Verfügung gestellt wird und wenn Charaktere sich halt dauerhaft blöd und unlogisch verhalten, ist es bei einer Situation wie der hier gezeigten schon aufgebraucht und sie wird eben so beurteilt wie sie beurteilt wird.
Eine meiner Lieblingsmomente der Folge war das Ende, wie Daenerys Gesicht da zu dieser wuterfüllten Fratze zusammenfällt und sie beim Umdrehen dann taumelt …. einfach klasse gespielt vom Emilia Clarke.
Jetzt zu meiner Befürchtung wie es mit der Serie weiter- bzw. zu Ende geht.
Die Schwäche meiner Theorie ist, dass Stadt und Stadtbefestigung noch unverändert sind, als Jon und Davos dort eintreffen. Also entweder schreitet Daenerys doch nicht unverzüglich zur Tat oder sie scheitert so brutal, dass sie selbst in der Situation ist von Jon und Davos gerettet werden zu müssen.
Ansonsten vermute ich, dass sie auf ihren Drachen jetzt (oder etwas später) die Stadt angreifen wird und mindestens die Verteidigung, Flotte und vielleicht auch den Bergfried zerstören wird (dass sie den Rest der Stadt gezielt angreift wäre nochmal eine andere Qualität, aber daran glaub ich eigentlich nicht. Was realistischerweise mit einer Stadt wie Kings Landing passieren würde, wenn man mit so großen Flammen wie Drachenfeuer dran geht, kann wohl dahingestellt bleiben da GoT halt nicht mehr realistisch ist. Also kann man Drachenfeuer wohl auch gezielt und lokal begrenzt einsetzen).
Dieses Vorgehen wird uns als Zeichen von Verrücktheit verkauft werden und wir sollen ignorieren/vergessen, dass es genau das ist was zu Beginn der siebten Staffel Asha, Elara und Olena übereinstimmend vorgeschlagen/gefordert haben!
Könnt ihr euch noch daran erinnern, wie die Serie nach der sechsten Staffel unter feministischen Gesichtspunkten abgefeiert wurde?
Stellen wir also fest es wird eine Handlung als Zeichen von Verrücktheit dargestellt werden, der alle weiblichen Führungsfiguren der Serie zugestimmt haben oder hätten (denke bei Cersei und Sansa kann man unterstellen, dass sie das auch als die richtige Taktik angesehen hätten).
Auch Grauer Wurm hat gerade in der letzten Folge (vor Misandeis Tod aber nach ihrer Gefangennahme) nochmal angeregt die Stadt zu stürmen.
Selbst die Charaktere die sich bisher dagegen ausgesprochen haben wie Jon, Tyrion und selbst Varys haben dies bisher nicht getan weil es verrückt wäre, sondern weil es nichts anderes wäre, als das was jeder Westerosi Lord oder König bisher getan hat oder tun würde und sie gerne möchten, dass Daenerys etwas anderes ist.
Aber vielleicht sind die Könige und Lords von Westeros ja eben deswegen die Könige und Lords von Westeros weil sie genauso handeln. Und vielleicht wäre es auch besser selber ein ganz normaler König/Lord von Westeros zu sein, als sich bei dem Versuch etwas anderes zu sein erst zu ruinieren und dann drauf zu gehen.
Wie sagt Bronn so schön: Jedes Große Haus von Westeros begann mit einen fiesen Mistkerl, der gut darin war Leute umzubringen.
Jedenfalls werden Daenerys Taten Varys aktivieren und dazu führen, dass er irgendwas unternimmt um sie um die Ecke zu bringen.
Dummerweise ist sie aber schon auf ihn vorbereitet und so scheitert was auch immer er tun will und dann wird sie tun was sie ihm in Staffel 7 bereits angekündigt hat zu tun.
Und weil es natürlich der Gipfel von Verrücktheit ist nach Ankündigung/Warnung einen miesen Verräter, der einen umbringen wollte, hinzurichten wird dies die Tat sein die ihrerseits Tyrion aktivieren wird.
Dummerweise ist Daenerys wenn es um Tyrion geht aus irgendeinen Grund viel zu inkonsequent und nachgiebig.
Seien wir mal ehrlich, der Mann hat als ihre Hand ein halbes Dutzend mal bewiesen, dass er entweder unfähig oder böswillig ist und er hätte (zumindest) sein Amt spätestens verlieren müssen als Jorah zurück kam.
Daenerys Problem ist alles andere, als dass sie beratungsresistent ist, vielmehr wird das Fazit am Ende wohl lauten müssen, dass sie zu lange auf die bzw. den falschen Berater gehört hat.
Für Tyrions Verrat wird Daenerys also blind und unvorbereitet sein und ich fürchte, dass er deswegen auch Erfolg hat und sie umbringen wird.
Wie geht es dann weiter mit dem Thron?
Nun im Moment soll uns gerade Jon als der ideale Herrscher verkauft werden, aber sorry leider ist er das nicht.
Ich verstehe den Wunsch nach einer Person wie Jon als König und in einer idealen Welt wäre er der ideale Herrscher, aber die Welt, die Realität und Westeros sind leider anders.
Die Serie heißt Game of Thrones und sie hat gerade in den ersten Staffeln sehr deutlich gemacht, dass das nicht das Casting nach dem Edelsten und Gutherzigsten ist (Selbst in der letzten und aktuellen Staffel wird uns dies nochmal verdeutlicht, wo Daenerys Versuche es "anders" und "nett" durchzuziehen, sie bisher an den Rand der Niederlage gebracht haben).
Jon hätte im relativ geradlinigen Norden vielleicht noch eine Chance (obwohl es da wie wir gesehen haben auch genügend Mistkerle gibt) aber in Kings Landing?
Wie sagte Petyr einst über den Königshof zu Sansa? "Wir können hier alle besser lügen als Ihr."
Der Ort ist eine Schlangengrube und Jon ist ein leichtgläubiger Naivling, der auch nichts aus seinen Fehlern lernt.
Jon sieht nicht die Gefahr an der Mauer durch seine Entscheidung die Wildlinge ins Land zu lassen. Der Verrat von Thorne und Co trifft ihn deswegen völlig unvorbereitet und als Folge dessen stirbt er und eigentlich sollte es somit auch vorbei sein.
Aber er bekommt eine zweite Chance und vielleicht könnte man glauben, dass er dadurch jetzt vorsichtiger geworden ist aber ist er eben nicht.
Die Gefahr die ihm von Daenerys Seite aus droht sieht er aus irgendeinen Grund auch wieder nicht. Wenn Daenerys beschließen würde ihn umzubringen, wäre er zum zweiten Mal tot.
Dass Sansa Kleinfinger sofort die Chance ergreift Jons Geheimnis weiterzugeben um Zwietracht zu sähen, liegt auf der Hand, aber Jon sieht es nicht!
Und darum ist Jon leider nicht der ideale Herrscher.
Selbst wenn es ihm gelingen würde alle wichtigen Posten mit vertauenswürdigen Charakteren zu besetzen (mit Gendry auf Sturmkap ist ein guter Anfang gemacht, der nächste Schritt wäre Sam zum Lord der Weite zu machen) und es denen gelingt ihren eigenen Laden unter Kontrolle zu halten, ist Jon immer noch Futter in der Schlangengrube Kings Landing.
So wird er nicht zum größten und besten König, den die Welt gesehen hat, sondern binnen sechs Monaten zum Opfer des nächsten Lord Baelish, der sich darüber freut es mit einen solchen Naivling zu tun zu haben.
Jon also leider wieder tot ….
Nebenbei Varys und Tyrion jetzt über den idealen Herrscher philosophieren zu hören, ist auch irgendwie der blanke Hohn, wenn man bedenkt, dass sie den wohl besten Herrscher (wenn auch als Hand, nicht als König), den die Königslande in den letzten Jahrzehnten gesehen haben, einst in gemeinschaftlichen Wirken (wenn von Varys auch unbeabsichtigt) abgeräumt haben.
Da Jon also realistisch betrachtet nicht als König taugt und vielleicht auch weiter darauf besteht es nicht machen zu wollen, könnte ich mir mittlerweile wirklich gut vorstellen, dass Tyrion nach Freispruch in seiner Gerichtsverhandlung mangels Alternativen den Thron einsackt.
Ein Handlungsverlauf, der für mich kaum erträglich wäre, wenn man bedenkt, dass seine Taten in den letzten Jahren Daenerys nach und nach Stück für Stück ruiniert haben.
Dafür auch noch belohnt zu werden, passt für mich nicht.
Es sei denn natürlich, er würde in der letzten Szene auf dem Thron sitzen und ein verschlagenes "Alles lief wie geplant" heraus hauen, aber nachdem uns ständig Tyrions leidendes Gesicht gezeigt wird, ist der Twist ihn zum verschlagenen Manipulator zu machen, der die anderen erst zu Grunde richtet und sich dann selbst den Thron schnappt, wohl auch verbaut.
In der eingangs erwähnten Besprechung sagt Olena übrigens noch einige schlauen Sachen mehr und es kommt sogar zu einen Vieraugengespräch zwischen ihr und Daenerys.
Es mag leicht sein Daenerys als verrückt zu verunglimpfen, Asha eine Piratin zu nennen, Elara sonstwas, aber wer kann bestreiten, dass Olena ziemlich genau wußte wie es läuft?
Deswegen sollte man sich das Gespräch auf jeden Fall nochmal sehr genau anhören, denn ich denke ein Fazit für die Serie wird sein: Hätte Daenerys bloß eher auf die alte Frau gehört.