Wie ich es mir schon gedacht hatte, nimmt man sich am Anfang viel Zeit, um den Nachgang der großen Schlacht zu beleuchten. Da darf es bei einer Lauflänge von abermals über 70 Minuten auch gemächlich zugehen. Die Eröffnungsszene mit der Andacht für die Toten fand ich unglaublich atmosphärisch, besonders Jons tolle Rede. Auch die anschließenden Feierlichkeiten haben mir gefallen, es geht an manchen Stellen ein wenig entspannter zu, wenn etwa das Trinkspiel gespielt wird. Die Folge wirkt hier extrem menschlich meiner Ansicht nach. Als Zuschauer ahnt man aber schon die ganze Zeit über, dass es so friedlich nicht bleiben wird und tatsächlich bin ich mir sicher, dass es insbesondere zwischen Sansa und Daenerys noch richtig böse wird. Noch dazu, wo die Stark-Geschwister nun das Geheimnis über Jon und damit seinen Thronanspruch kennen. Und auch Varys ist sichtlich längst nicht mehr so von der Drachenkönigin überzeugt. Bei ihm kam mir der Gedanke schon mehrfach, spätestens seit der siebten Staffel, dass gerade er, obwohl er einmal einer ihrer größten Unterstützer war, Daenerys auch enorm gefährlich werden könnte. Das Gespräch zwischen Tyrion und ihm scheint auch in diese Richtung zu deuten und auch zwischen den beiden wirkt es ganz so, als werde es da noch böses Blut geben. In diesen Momenten spürt man meines Erachtens nach das der Serie ihren Namen gebende "Spiel der Throne" so deutlich wie schon lange nicht mehr. Obwohl noch alles ruhig ist, fühlt sich die Atmosphäre intensiv und bedrohlich an und ich denke, dass da in den letzten beiden Folgen noch so einiges auf uns zukommen wird.
Sehr schön war auch der Aufbruch des Bluthunds nach Winterfell, wobei sich Arya ihm anschließt. Auf das Wiedersehen dieser beiden Charaktere hatte ich mich seit der siebten Staffel schon sehr gefreut und ich muss sagen, dass es mir zwischen den beiden bisher in der achten Staffel zu wenig Interaktion gab. Aber jetzt komme ich in der Hinsicht wohl so langsam auf meine Kosten, die kurze, gemeinsame Szene hatte etwas vom gemeinsamen Handlungsstrang der dritten und vierten Staffel und nun ja, jetzt kann der Cleganebowl ja kommen ^^
Gespannt bin ich auch, wie es mit Bronn weitergeht. Gewundert hat es mich auch, dass er offenbar problemlos in die Burg gekommen ist, aber daran stören tue ich mich jetzt nicht. Ebenso wenig übrigens daran, dass es im GoT-Universum wohl Kaffee in Pappbechern gibt
Jedenfalls schlägt Bronn offenbar doch den Weg ein, die beiden Lennister-Brüder aus dem Weg zu räumen, was ich schade finde. Aber gut, letztlich hat er eben eine Söldner-Seele. Vielleicht entscheidet er sich aber auch nochmal anders, wir werden sehen.
Auch Jaimes Entschluss, Winterfell wieder zu verlassen und nach Königsmund zurückzukehren, lässt mich noch ein wenig im Unklaren. Aber war das möglicherweise auch so beabsichtigt? Für mich jedenfalls kam es nicht eindeutig heraus, ob er sich Cersei nun wieder anschließen möchte, was mir nach allem, was war, doch eher unwahrscheinlich vorkommt, oder ob er loszieht, um sie zu bekämpfen. Ich bin gespannt, wie das aufgelöst wird.
Und dann gab es noch zwei, zumindest für mich, unglaublich intensive Schockmomente, die der ohnehin schon sehr starken Folge die Krone aufsetzen. Nach der Schlacht in der dritten Folge hatte ich mit einer sehr ruhigen Folge gerechnet, hab mir aber auch gedacht, dass sie bei dieser Laufzeit eigentlich ja auch irgendwo abliefern muss. Und das tat sie durchaus. Der plötzliche Angriff durch Eurons Flotte kam für mich wie ein Paukenschlag aus dem Nichts, ich hab bei dieser Szene absolut nicht mit so etwas gerechnet. Da fliegt der Drache und plötzlich bekommt er einen Pfeil in die Brust. Und noch einen und noch einen. Ohne Witz: Ich saß gestern Nacht beim Ansehen der Folge auf meiner Couch, hab bei dieser Szene gerade irgendwas in der Hand gehalten, vermutlich mein Getränk oder so, und war plötzlich wie versteinert und konnte gar nicht glauben, was da gerade abgeht. Erst dachte ich auch echt noch "Nein, das träumt Daenerys jetzt, oder stellt sich vor, was passieren könnte etc.", aber spätestens, als der Drache dann ins Wasser stürzte und man sieht, wie Euron auf Drogon zielt, wurde mir klar, dass die das doch ernst meinen. Eiskalt erwischt. Ganz ehrlich, wenn eine Szene SO eine Wirkung bei mir erzielt, dann nehme ich etwaige Ungereimtheiten wie das plötzliche Auftauchen der Flotte, die man vorher offenbar nicht gesehen hat, oder die Frage, warum sie nicht gleich Drogon, auf dem Daenerys ritt, abgeschossen haben, gerne in Kauf. So überwältigt war ich von einer Szene schon lange nicht mehr und wenn ich so darüber nachdenke, merke ich, dass sie noch immer nachwirkt. Ganz davon abgesehen, dass durch den neuerlichen Verlust eines Drachens Daenerys' Wehrpotenzial gegenüber Cersei nochmal gesunken ist.
Der zweite Paukenschlag am Ende war weniger überraschend, eigentlich wusste ich spätestens ab dem Moment, als man Missandei auf der Stadtmauer stehen sah, dass sie aus der Nummer nicht mehr rauskommen würde, aber ebenfalls sehr intensiv. Immerhin war Missandei ein Charakter, der seit der dritten Staffel schon dabei war und den man eigentlich auch mochte. Die Schlussszene wurde in Erwartung dessen, was kommen würde, von Minute zu Minute unangenehmer, irgendwo war noch immer der ganz leichte Hoffnungsschimmer, dass sie überleben würde, aber dann kam die eiskalte Enthauptung. Eigentlich hatte ich ja fest damit gerechnet, dass Cersei sie eigenhändig von der Mauer stoßen würde, aber gut, wofür hat man seinen Scharfrichter? Spätestens jetzt ist die große Schlacht um Königsmund wohl unvermeidlich und ich bin sicher, dass da in der nächsten Folge, die ja die vorletzte Folge der Staffel ist, weshalb es schon alleine deswegen traditionsgemäß einen Knall geben müsste, einiges auf uns zukommen wird. Und mit hoher Wahrscheinlichkeit stirbt auch wieder der eine oder andere Charakter.